Ver VVekrmacki5berjckt
-kus 6em kukrerkauptguartier, 20. Oktober. Das Oberkoinmanäo 6er Wekrmackt xibt bekannt:
Im 8ü6teil 6er Ostfront rücken 6ie deutschen, italienischen, ungarischen un6 slowakischen Divisionen unaulkaltsain gegen 6as In6ustriegebiet im Donerberken vor. ^uch sn 6en übrigen Frontabschnitten verlauten 6ie Operationen erfolgreich. Die l.ukt- walle richtete an 6er gesamten Ostkront wirksame Fngrisse gegen wichtige büsenbaknlinien un6 Verkekrsverbin6ungen.
Im 8ü6osten, 8ü6en un6 8ü6westen 6er britischen Insel wur6en Dirken un6 kriegswichtige Anlagen bombar6icrt. Im 8eegebiet 6es 8t.-6corg-XanalswarfenXampk- llugreuge ein grökeresDan6elsschiff in 6ran6.
In IVorciatrika grillen 6eutscheXampt- llugreugc am 19. Oktober un6 in 6er Dacht rum 20. Oktober mit guter Wirkung 6!e Da- fenanlagen von ibobruk an.
Der kein6 llog nickt in 6as keicks- gebiet ein.
Sechs neue Rilterkreuzlräger
Tapfere Angehörige des Heeres ausgezeichnet
önb. Berlin, 20. Oktober. Der Führer und Oberste Befehlshaber der Wehrmacht verlieh aus Vorschlag des Oberbefehlshabers des Heeres das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes an Generalleutnant,H e n r i c i. Kommandeur einer Infanteriedivision (motorisiert). Oberst Kleemann im Stabe einer Schützenbrigade, Oberst Kreipe, Kommandeur eines Infanterieregiments, Oberleutnant Tenn Hardt, im Stabe eines Infanterieregiments, Oberleutnant Bursche, Kompanieführer in einem Infanterieregiment, und Oberfeldwebel Ernst Sander, Zugführer in einem Schützenregi- mcnt.
Brücke von -er Heimat zur Krönt
Generalfeldinarschall Keitel zur Buchwoche
Berlin. 20. Oktober. Generalfeldmarschall Keitel erliest zur Buchwoche folgenden Auf-' ruf: „Dankbar begrüßt die deutsche Wehrmacht die geplante dritte Büchersammlung für den kommenden Winter. In einer Zeit, in welcher das gleich im Schutze seiner Soldaten steht und das Schwert die Zukunst des deutschen Volkes gegen den Bolschewismus sichert, schlägt das von der Heimat an die Front geschickte Buch eine Brücke vom deutschen Volk zu seinen Soldaten. Jeder Deutsche, der nach Kräften der Büchersammlung für die Wehrmacht hilft, trägt dazu bei, den Kämpfern draußen eine Freude zu machen und das ganze deutsche Volk immer noch fester zusammeiizuschweißen."
Odyssee britischer Gefangener
England—Kapstadt—Aegypten—Kreta—Syrien
Kn. Nom, 21. Oktober. Eine wahre Odyssee haben die englischen Soldaten hinter sich, die in den längsten Gefechten vor Tobruk gefangen genommen wurden. Sie legten Sie Nei>e von einem englischen Hafen aus rund um Afrika Ende vorigen Jahres in ständiger Angst vor deutschen U-Booten zurück. In Aegypten angelangt. wurden sie auf einen Transporter gebracht, der sie nach Griechenland schaffen >ollte. Knapp nach dem Auslaufen wurde ihr Dampfer jedoch von feindlichen Flugzeugen zur Rückkehr gezwungen. Ein ähnliches vortchnelles Ende fand ein zweiter Expeditjousversuch nach Kreta. Die Abteilung, der die Gefangenen angehörten, wurde darauf nach Syrien entsandt, wo sie in Kämpfen mit den Franzosen und durch Malaria starke Verluste erlitt. Nach Aegypten zurückgekehrt, wurden sie nach Tobruk verschickt. Dort hat nun der Krieg für sie aufgehört.
Erfolgreiche Lufiangriffe in Tlordasrika
Ausfall 6er Lulguabert Verteicliger-ksivckliobes ülaockelssebitk im lAittelmeer versenkt
Nom, 20. Okober. Ter italienische Wchr- machtsbcricht vom Montag hat folgende» Wortlaut:
Während des gestrigen Tages überflogen feindliche Flugzeuge die Ortschaften Comiso und Licata auf Sizilien und warfen Ex- plosivhomben ab, die zum größten Teil ins Meer siele». Weder Opfer noch Schäden. In >-^,7 hin sie von unseren Jägern auf der Höhe der siziliauischen Küste verwik- 7.^- wurocu zwei britische Flugzeuge
abgeschossen und weitere vier getroffen. Unsere Flugzeuge hatten keim Verluste.
In Nordafrika griffen größere Verbände unserer Jäger feindliche Einheiten aus der Straße von Bug-Äug an, sowie Zeltlager und Kraftfahrzeuge im Gebiet von Sidi el Barani. Verschiedene Kraftfahrzeuge wurden in Brand gesetzt und andere beschädigt. Deutsche Flugzeuge bombardierten Anlagen und Luftabwehrstellungen von Tobruk. Der Gegner führte einen Einflug auf Bengali
ans. In der Umgebung der Stadt wurde einiger Schaden angerichtct.
In Ostafrika unternahmen drei Kolonnen nationaler und kolonialer Truppen unter dem Befehl des Kommandanten der Stellung von Culguabert, Oberst Augusto Ugolini, am 18. einen Ausfall und drangen tief in das vom Feind besetzte Gebiet ein. Nach heftigem Kampf, während dem eine stark gesicherte feindliche Stellung erstürmt und in Brand gesetzt wurde, wurde der Gegner in die Flucht geschlagen und ließ über 200 Tote auf dem Kampfplatz zurück. Unsere Kolonnen erbeuteten Waffen, Material und Lebensmittel. Bei dieser siegreichen Aktion zeichneten sich durch Zähigkeit und Angriffsgeist die Abteilung der Karabinieri und das 11. und 210. Bataillon der Schwarzhemden, sowie das 67. Kolonialbataillon aus.
Im östlichen Mittelmeer griffen un,ere auf einem bewaffneten Aufklärungs- flug bekindlichen Flugzeuge ein feindliches Handelsschiff an und versenkten es
Roosevelis Gangfferlrick im Kalle „Greer"
>Vas 6er 08^..-kräsi6ent 6em Longrek nn6 seinem Volke geflissentlich verschwieg
Berlin, 20. Oktober. Am 1. September hatte bekanntlich innerhalb des deutschen Blok- kadegebietes der USA.-Zerstörer „Grccr" ein deutsches U-Boot mit Wasserbomben angegriffen und laufend verfolgt. Ort, Zeit und Hergang des Zwischenfalles waren in einer amtlichen deutschen Verlautbarung genauestens festgchalten worden, so daß sich die Absicht Roosrvelts, einen deutschen Angriffsakt und damit einen Zwischenfall zu konstruieren, mit aller Eindeutigkeit ergab.
In bewußter Umdrehung des wahren Sachverhaltes hatte Roosevelt durch eine Erklärung seines Marine- und Kriegsdeparte- ments den neutralitätswidrigen Angriff des USA. - Kriegsschiffes in eine reine Abwehrmaßnahme umfälschen lassen und die dreiste Behauptung aufgestellt, daß der erste Angriff bei diesem Zusammentreffen von dem U-Boot ausgegangen sei. Roosevelt glaubte, durch diesen Gangstertrick dem USA.-Volk den solange ersehnten Zwischenfall Vortäuschen zu können.
Wie nun aus einem Bericht des Marine- ministeriums hervorgeht, hat ein englisches Flugzeug der „Greer" den Standort des deutschen U-Vootes gemeldet. Ferner gibt das Marinedepartement offen zu, daß der USA.-Zerstörer und das britische Flugzeug gemeinsam operiert haben und das U-Boot erst, nachdem es selbst mit Wasserbomben angegriffen und längere Zeit durch den Zerstörer verfolgt wurde, sich mit. Torpedos verteidigt hat. Selbst wenn nun — wie
der amerikanische Bericht behauptet — die ersten Wasserbomben von dem britischen Flug- ^ sxi„ sollten, was das U-Boot
ja nicht feststellen konnte, so ändert dies nichts >7,i uue ioeurteüung des Falles, da in dem gemeinsamen Operieren eines amerikanischen Zerstörers mit einem britischen Flugzeug eine klare Angrisfshandlung gesehen werden muß. Mr. Roosevelt und sein Marineminister hatten bei allen bisherigen Erklärungen diese Tatsache bewußt verschwiegen. Jetzt kann sie auf Drängen der Opposition nicht länger unterdrückt werden.
Und noch eine weitere Tatsache hat Roose- vclt der nach Klärung des Tatbestandes verlangenden Oesfeutlichkeit vorentbaltcn: Der Ehef des Admiralstabss, Stark, sah sich auf Anfragen gezwungen, einzugestehen, daß zu der Zeit, als die „Grcc r" ihren zweiten Angriff auf das deutsche U-Boot ausführte, sich ein britischer Zerstörer etwa fünf Meilen ab in Sicht befand.
Klarer vermochte der großangelegte Betrug Noosevelts am Kongreß und am USA.-Volk nicht entlarvt zu werden. Wieder einmal ist bewiesen, daß Roosevelt mit Lügen und Fälschungen sein Volk einen weiteren Schritt auf den Weg in den Krieg zu schieben versucht und die Verleumdungen um den „Greer"-Zwischenfall immer neu aufgewärmt hat, um den Kongreß und das Volk der Vereinigten Staaten für die von ihm geforderte Abänderung des Neutralitätsgesetzes reis zu machen.
Kuerine'rkunZen von Zostern auk Keule
Reichs m inist er Munk nmrde gestern In feierlicher Sitzung der Universität Rom die Ebrcn- doktorwüvde der Fakultät für Volkswirtschaft verlieben.
Neichsininister Rust traf gestern in Oslo als Gast von NeichSkominissar Tcrbovcn ein: er eröffnet- beute die Ausstellung „Deutsche Schulcr- ziehnug und Fachschulausbildung" und wird dann bedeutende Kulturstätten des Landes besichtigen.
In Saragossa wnrde zu Ebrcn von fiinf deutschen Fliegern, die 1039 beim Absturz über der Stadt de» Tod fanden, ein« Ehrentafel entbüllt.
Rund 9S00 jüdische Unternebmun- gen wurden bis jetzt in der Slowakei liguidiert.
In Rumänien wird die Schaffung einer allgemeinen berufsständischen Vertretung angekündigt, aus deren Mitte Marschall Antoneseu einen Staatsrat bilden wird.
Der irische Staatspräsident de Va- lera mabnle in einer Rede in Waxforü zur Wachsamkeit, da es durchaus möglich sei, bab Irland in Len Konflikt hineingezogen werde.
Die iranischen EisenbaHnen wurden von den britischen Militärbcbörden „in Verwaltung genommen". — So „gewährleistet" England die Unabhängigkeit des von ibm beutelüstern überfallenen Iran.
In Singapur werben Vorbereitungen zur Evakuierung aller Zivilisten ans den östlichen un- westlichen Küstengebieten getroffen.
In Java» ist seit gestern Im Berkebr mit dem Auslande die Postzcnsur eingefübrt worden.
Roosevelt bat für beute ein« Vollsitzung des amerikanischen Kabinetts einbcrufcn, auf der Harriinan, der Chef der amerikanischen Abordnung aus der Moskauer Konferenz, Bericht erstatten wird.
1124 Kommuni st en sieben im USA.-Staats- dienst, wie aus einer Namensliste bervorgeht, die der Vorübende eines Ausschusses des USA.-Revrä- sentantcnbauses dem Justizminister übermittelt bat.
Das uruguayische Parlament billigte die Neaierungsvollmachtcn zur Preis- und Borratskontrolle von Lebensmitteln und wichtigen Gebrauchsgegenständen. '
8akomon t-osouiskr
* Seit der Krieg im Osten vor nahezu vier Monaten ansgebrochen ist, kennen die Pluto- kraten in London und Neuyork nur eine Autorität für die Beurteilung der militärischen Lage. Sie schwören auf Salomo» Losowski, den Sprecher des Moskauer Anßeiikoinmlssariats.
Wer ist denn dieser Mann, dessen Wort bei den „großen Demokratien" so viel gilt, und dessen Prognosen und Schilderungen des Kampfverlaufs sich immer wieder als Schwindel erweisen? Salomon Dridso, alias Losowski. wurde im Jahre 1878 in einem Getto in Polesien als Sohn des jüdischen Lehrers Abraham Dridso geboren. Er wurde zunächst Fleischer-, dann Schmiedelehrling, aber au der Arbeit fand er keinen Gefallen. Er verlegte sich daher, wie die meisten Sowjetgrößen, auf politische Jntrigantengeschäfte und schloß sich zu diesem Zweck dem jüdischen „Bund" an, einer ausgesprochenen Bersch w ö re ro rg a n i sa t i o n, die sich später mit der bolschewistischen Partei vereinigte. Seine Tätigkeit im zaristischen Rußland war jedoch kurz.
Er verlegte seinen Wohnsitz bereits 1905 ins Ausland und schloß sich sogar der französischen Sozialdemokratischen Partei an, obwohl der schmierige Jude ja mit Frankreich nicht das geringste zu tun hatte. Tatsächlich wurde er auch bald aus dieser Partei hinausgcworfen. Im Jahre 1917 kam er nach Moskau, wo er es verstand, die verschiedenen Klippen zu umgehen, die so manchen alten Bolschewisten den Kopf gekostet haben. Trotz seiner Freundschaft mit Trotzki, Siuowjew, Kamenew, Bucharin nnd Radek wurde er kein einziges Mal zum „Staatsfeind" gestempelt, und so machte er seine Karriere auf dem Gebiete der kommu- ilistischen Auslandspropaganda.
Die plutokratischen Briten sind, wie man sieht, nicht wählerisch geworden mit ihren Freunden, und so kommt es, daß Salomon Dridso-Losowski für sie zu einem Orakel wurde, obwohl in den Archiven von Scotland Pard ein dickes Aktenbiindcl aufbewahrt wird, in dem zahllose Missetaten verzeichnet sind, die von der englischen Polizei, im Laufe der dreieinhalb Jahrzehnte fcstgestellt wurden und die mit dem Namen dieses Salomon Dridso-Losowski in Zusammenhang stehen . ..
Australien wünscht Frieden im Pazifik
Ministerpräsident Curtin bremst Berlin, 20. Oktober. Während der britische Oberbefehlshaber Sir Robert Booke-Popham kürzlich bei seiner Ankunft in Melbourne betonte, daß „England zum Krieg bereit sei", erklärte jetzt der neue australische Ministerpräsident Curtin, daß „Australien den Frieden im pazifischen Raum wünsche und sich weder au einer Einkreisungspolitik beteiligen noch sich einer aggressiven Handlungsweise schuldig machen wolle, die zu einem Friedensbruch führen würde". Wenn auch kein Zweifel darüber bestehen kann, daß Australien im Ernstfall sich der britischen Politik anschließen wird und muß, so ist die bremsende Absicht Curtins gegenüber der englischen PanikümchL im Pazifik doch unverkennbar. Denn die australische Oefseutlichkeit ist sich darüber klar geivorden, daß die Beteiligung am Kampf um Griechenland und Kreta für Australien keine Existenzfrage war, daß aber Wohl ein Konflikt im Pazifik seinen Lebensnerv treffen muß.
Island soll UGA-Stapelplah werden
Aber England will davon nichts wissen Genf, 20. Oktober. Wie man aus amerikanischen Kreisen erfährt, ist von den Amerikanern kürzlich an die Engländer die Forderung gestellt worden, Island den Amerikanern für die alleinige Benützung als Stapelplatz und Truppenlager freizugeben. Auf englischer Seite ist diese Forderung bisher abgelehnt worden, weil Churchill mit dem Widerstand derjenigen Kreise rechnet, die- eine weitere Preisgabe britischer Empire-Interessen nicht mehr für tragbar halten.
Lin Mädchen wartet
Von IV ll beim Kerll Hunlle
Als Griesenhermann seinen Kahn ans Land brachte, sah er Betina Horn an den Netzpfählen stehen. Schatte ein Tuch umgeschlagen und ihre Arme darin eingewickelt. So stand sie da ganz still, und er konnte eigentlich nichts von ihr sehen, als ihr Gesicht und eine Haarsträhne, die ihr der Wind losgerissen hatte.
Er schlang die Kette um den Pfahl, nahm seine Üeberjacke unter den Arm und ging auf das Mädchen zu. Es war doch ein besonderer Augenblick; denn sie hatten einander lange nicht gesehen.
„Betinal" sagte er und trat vor sie.
Aber ganz gegen sein Erwarten tat sie ein wenig fremd.
„Guten Fang gehabt^ Hermann?"
„Ich habe nur die Neusen nachgesehen", gab er bekümmert zurück und mau merkte Wohl, daß es ihm nicht wichtig war, solches zu sagen.
„Ja, der Aal macht sich selten. Es wird schon Winter, Hermann."
Nun antwortete er gar nicht mehr. Und sie sich anschickte, ins Dorf zu gehen, blieb an ihrer Seite. Aber sagen konnte er nn viell Endlich begann er doch: „Ich möchte wo wissen, ob du auf mich gewartet hast, Äetinc - Klein und unruhig schritt sie neben ih Hatte sie ihn nicht verstanden? Es rausch laut in den Baumkronen über ihnen. Äv pustet der Wind ein Wort leicht hinweg.
.Ljch will nur nach Hause gehen", sagte i und sah nur vor sich in den Sand, h AS meine, ob du wohl aus mich gewart
Sie hob den Kopf. „Wenn du es denn wisse willst, Hermann: Ich habe einen Sommer lan gewartet. Nun ist schon der Herbst hinweg. D gehe ich besser allein."
Er sab, daß es ihr ernst war mit solche Rede und erschrak.
„Was willst du denn?" fragte er.
„Ich gehe nun weg von hier. In der Stadt suche ich mir einen Dienst. Oder meinst du, ich finde keinen?"
„Ja, den findest du Wohl leicht", kam seine Stimme scheu und gedankenversponnen und hatte doch ganz anders sagen wollen. In Gedanken erzählte er ihr auch und hatte Worte genug: wie ihm die Arbeit keine Ruhe gelassen hätte, wie denn nach seines Vaters Tode der Hof ausgesehen hätte. Nun sei er wieder so weit. Nur die Grauspinne in den Stuben — ja, da könnte er nichts tun. Mutter ist alt und kümmerlich. Da fehlt also die Frau. Und wer das sein muß, das wüßte sie doch. — Er konnte sehr lebhaft denken. Nur über seine Lippen kam nicht ein einziges Wort.
Sie waren den Weg weitergeschritten und an die Düne gekommen. Vielleicht merkten sie es beide nicht. Betinas Vater war der Strandwächter. Sein Haus stand im Dünenbolz, eine kleine halbe Stunde vom Dorf weg. Nun gingen sie also den Weg durch das Holz und über ihnen schlugen die Fichten mit den Köpfen zusammen und knarrten.
„Ich danke dir für die Begleitung, Hermann. Gesagt hast du ja nicht viel. Was gibt es auch groß zu sagen zwischen uns."
Er stand verwirrt. Und sie ließ ihn stehen. Er hörte am Gebell des Hundes, daß sie auf den Hof ging. Da kehrte er um.
Ja, die Grauspinne zog ihre Fäden um Spint und Trüben und machte ihn traurig. Hatte er nicht Betina von der Grauspinne erzählt?
Am anderen Tage war er wieder aus dem See. Und als er im Schummern ans Ufer kam, stand da Betina. Aber sie ging hinweg, ehe er folgen konnte. Sie ging Wohl allein durch das Dünenholz. Er meinte doch, daß er sie noch einholen könnte und machte seine Schritte lang. Heute war es ganz still. Das Meer zischte nur und die Fichten schwiegen sich aus. Er kam auf den Hof des Strand- Wächters. Der Hund rohrte gefährlich und
blieb ihm mit der Schnauze an den Fersen. Hermann aber ging ruhig ins Haus.
Die Mutter war auf der Diele und fragte, wer da sei; denn sie konnte es nicht erkennen.
„Griesenhermann. Ist die Deern schon da?"
„Sie ist im Dorf, Hermann. Was soll sie denn?"
„Ja. Mutter Horn, was soll sie wohl. Ich meine, für die Stadt ist sie zu schade. Das wollte ich ihr nur sagen."
Sie hatte Hermann in die Stube geführt. Und der Hund kam auch und schnupperte lange an seinen Stiefeln. Die Mutter setzte sich und sah Hermann an. Sie wußte ja von allem und kannte ihn durch sein ganzes Leben, seine Umstände und seine Art.
„Also das willst du ihr sagen; aber es ist nicht genug, Hermann. Kehr nur wieder um, dann triffst du sie wohl auf dem Wege und kannst ihr alles sagen."
„Von der Grauspinne in meinen Stuben."
„Das ist auch noch nicht genug."
„Und daß meine Mutter kümmerlich ist."
„Nnd was du dann noch denkst. Hermann. Das Schönste, das mußt du ihr sagen. Ich meine doch, daß sie es gut mit dir meint und auf dich gewartet hat einen Sommer lang."
,^za", sagte Hermann, und sein Gesicht wurde hell. „Ich will ihr das Schönste sagen. Gute Nacht, Mutter Horn! Und was meint wohl der Strandvogt dazu?"
Die Mutter lacht ein wenig. „Der Strandvogt ist zufrieden, Hermann."
„Also müssen wir uns einig werden, Betina und ich."
„Ja, das müßt ihr. Und da kann euch niemand helfen."
Hermann ging. Es war ein dunkler Weg und jenseits der Düne grollte die Brandung. Es fiel ihm ein, daß er noch nach dem Boot sehen könnte und den Anker etwas höher legen müßte. Er stieg also über die Düne an den Strand. Als er an das Boot kam, sah er darin einen Menschen sitzen. Es war Betina; sie schaute auf das Meer.
„Was tust du hier, Betina?"
Sie sah sich kurz nach ihm um und erkannte ihn sogleich. Sie blieb aber ruhig sitzen und sagte: „Ich denke an meinen Liebsten."
Es gab ihm doch einen Stich ins Herz. „So!" sagte er kurz. Und besann sich, daß ei gar kein Recht auf sie hätte. „So! Und du wartest also hier auf ihn." Und damit packte ihn eine wilde Traurigkeit. Er sah auf ihre Gestalt und konnte es nicht fassen, daß er auf sie verzichten sollte.
„Ja, Hermann Griese, ich warte schon lange; aber — er kommt nicht mehr."
Er konnte ja ihr Gesicht nicht deutlich sehen. Darum fragte er einfach: „Warum kommt er denn nicht?"
Jemand lachte auf diese Frage. War es Betina, die so lachen konnte? Er trat nahe an das Boot und hielt sich an den Dollen. „Sag doch! Er kommt nicht mehr?"
Und ruhig kam ihre Stimme: „Nein, Hermann, er kommt nicht mehr, — er ist schon da!"
Suchte er wirklich in der Bootstiefe nach dem andern, der ihr Liebster war? Nein, nahe vor seinem Gesicht sah er ihr Lachen — und er suchte nicht mehr. Die Seligkeit des Herzens schoß ihm in die Arme.
Er hob das Mädchen auf; es wehrte sich nicht. Und er trug es durch den Sand, über die Düne und weiter auf dem nächtlichen Wege. Sie hatten beide kein Wort mehr und es war doch genug.
Oer rege Reger
Max Neger war das, was man,,furchtbar fruchtbar" nennen kann. Und als sich einmal einer seiner Komponisten-Kollegen, der erst bei einer niedrigen Opus-Zahl hielt, über die hohe des jüngeren Tondichters wunderte, meinte dieser beziehungsvoll: „Ja, mein Lieber, ich bin eben Reger!" Und man wußte nicht recht, ob er's stolz mit großem oder nur bescheiden mit kleinem r gemeint hatte . ..