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Leite 7 Nr. 288
Nagolver Tagbkatt »Der löesellschaster
Donnerstag, den 23. Dezember 1937
schärfere Gebote herauszufordern. Der nationalsozialistische Staat hat mit Rücksicht ans die Wirtschaftlichkeit der Krafsahrzeughal- tung vorläufig auf die Vorschrift verzichtet, Re Fahrzeuge vor dem Einbiegen in eine Hauvtstraste oder vor ihrer Üebergueruna ganz zum Halten bringen und erneut an- fahren zu lassen. Um aber wirkungsvoll das Leben und die Gesundheit vieler Volksgenossen und wertvolles Material zu schützen, wird — wenn eine bemerkenswerte Besserung in der Fahrweise nicht eintritt — der Neichssührer ^ und Chef der deutschen Polizei nicht davor zurückschrecken, ein generelles Haltegebot vor Hauptstraßen anzuordnen, Es wird aber von jedem Volksgenossen im nationalsozialistischen Staat in Zukunft so viel Disziplin im Straßenverkehr erwartet, daß die Unfälle auf ein erträgliches Maß zurückgehen.
Beschränkungen der Geschwindigkeit u n. ter 4 0 Kilometer je Stunde dürfen im übrigen nur für ei n z e l n e Straßen, nicht aber mehr für ganze Ortschaften angeordnet werden.
Gerichlssaal
Zuchthaus für einen „Kriegsverlekteu-
Tübingen, 21, Dezember. Der ledige 37- jährige Eugen Gehller, der zuletzt in Stuttgart wohnhaft war, ist Spezialist für epileptische Anfälle. In Suttgart, in Pforzheim, im Oberland, im Schwarzwald, überall hat er seine „Anfälle" vorgesühvt und stets dabei mildtätige Volksgenossen gefunden. Am 27. Oktober trat er in Reutlingen, Pfullingen und Ehningen mit seiner „schweren Kriegsverletzung" auf. In Ehningen fiel er Plötzlich vor einem Privathause um, schlug um sich und zitterte um ganzen Körper. Bald hatten sich, durch die Szenen herbeigclvckt, mehrere Personen des „armen" Menschen angenommen. Er wurde in ein Haus getragen, hilfreiche Volksgenossen waren um ihn bemüht, und als er aus seinem Anfall erwachte, von seiner „schweren Kriegsverletzung", von seiner „Verschüttung" im Jahre 1917 und von seiner „englischen Gefangenschaft" erzählte, da öffneten sich Herz und Hand der Hilfsbereiten für diesen armen „Frontkämpfer". Man brachte ihm Essen, bot ihm, nachdem er auch noch von seiner Heimat, dem Reichtum seiner Eltern und seiner derzeitigen Mittellosigkeit erzählt hatte, Geld an, damit er wenigstens in seine Heimat znrückfahren könne, selbst am Zehrgeld ließen es die gutmütigen Volksgenossen nicht fehlen. Daß mit einem solch gemeinen Betrüger, der noch nie Soldat war und unter keinerlei Kriegsverletzung zu leiden hat, scharf ins Gericht gegangen wird, ist selbstverständlich. Tie Strafkammer des Landgerichtes Tübingen erkannte gegen ihn -auf ein Jahr sechs Monate Zuchthaus und 100 NM. Geldstrafe.
Ernste Melfvrfcher vor Gericht
Balingen, 21. Dezember. Das Sondsr- -gericht Stuttgart, das am Dienstag in Valingen tagte, hatte sich mit zehn Angehörigen der aufgelösten und verbotenen Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher zu beschäftigen, die in Tailfingen und Truchtelfingen wohnhaft sind. Die Hauptbeschuldig-
! ten waren der 30 Jahre alte Erwin Müll ! und seine Ehefrau Rosa, geb. Lehner. Beide hatten nach Auflösung der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung bei früheren Anhängern der Sekte in Tailfingen Gelder gesammelt und diese an Beauftragte der verbotenen Organisation abgegeben. Sie hatten weiterhin Flugschriften mit staatsgesähr- lichem Inhalt verbreitet. Als Geldgeber hatten acht Personen fungiert. Der Staatsanwalt führte in seinem Plädoyer aus, daß es sich nicht darum handle, den Leuten ihren Glauben zu nehmen, sondern darum, eine internationale Organisation, die nachgewiesenermaßen staatsfeindliche Tendenzen hat. an ihrem Fortbestehen zu hindern. Es sei erwiesen, daß ausländische Stellen dieser Vereinigung gegen den Führer und das nationalsozialistische Deutschland schärfste Angriffe gerichtet hätten. Außerdem hätten Anhänger der Vereinigung in Deutschland dem Gestellungsbefehl der Wehrmacht keine Folge geleistet und seien deshalb vom Kriegsgericht abgeurteilt worden. Nach mehrstündiger Verhandlung wurde Möll zu einem Jahr und seine Ehefrau zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die übrigen acht Angeklagten erhielten ie einen Monat Gefängnis.
SjMjöger erhält lü Fahre Zmhlhaus
l^jZenkeriekt 6er I^ä-kresse
8- Nottweil, 21. Dezember. Mit einem Gewohnheitsverbrecher von besonderem Format beschäftigte sich die Große Strafkammer des Landgerichts. Der wegen seiner eigenartig spezialisierten Diebstähle unter dem Namen Speckjäger allgemein bekannt gewor- dene 51 Jahre alte geschiedene Karl Fischer von Rottweil, der bereits schwere Zuchthaus, strafen hinter sich hat, war wegen schwerem Diebstahl, Körperverletzung und Betrug angeklagt. Tie 37 Jahre alte verheiratete Anna Bl u st und sechs weitere Komplicen saßen wegen Hehlerei ebenfalls auf der Anklagebank.
Fischer hatte erst am 14. November 1933 unter Erlassung von 15 Monaten Strafzeit eine zehnjährige Zuchthausstrafe verbüßt. Nun har er im Frühjahr 1937 wieder in-sge- samt zwanzig Einbruchsdiebstähle ausgeführt, wobei er es besonders auf Speck, Schinken. Rauchfleisch. Schmalz und Eier abgesehen hatte. Er nahm aber auch Wein, Butter. Herren- und Damenschuhe und sonstige Kleinigkeiten mit, wenn sie ihm gerade in die Finger kamen. In einem Falle wurde er von einem Bauern auf frischer Tat ertappt. Fischer zog einen Stechbeitel und stach damit auf den Mann mehrmals ein. bis diesem die Sehne des lin. ken Daumens durchschnitten wurde und Fischer mit den gestohlenen Sachen das Weite suchen konnte. Tie Anna Blust, die schon zehnmal vorbestraft ist. hat ihm als sogenannte Haushälterin bei seinen Diebstählen Schmiere gestanden und mit sechs weiteren Angeklagten Hehlerd ienste geleistet. Nach eintägiger Verhandlung wurde. Fischer zu zehn Jahren Zuchthaus und Sicherungsverwahrung verurteilt; die bürgerlichen Ehrenrechte wurden ihm auf zehn Jahre aberkannt. Die Anna Blust erhielt zwei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust. Die übrigen Hehler, die bisher noch nicht vorbestraft waren, erhielten empfindliche Geldstrafen.
Lin neuer Baustvss erfunden
Der Vierjahresplan hat die deutsche Wissen- schaft vor neue, große Aufgaben gestellt. In den Instituten und Laboratorien unserer Hochschulen ist man unermüdlich an der Arbeit, um neue Stoffe zu finden, die nicht Ersatz, sondern voll- wertige Neuschöpsungen sind. Auf dem Gebiet des Bauwesens kann das Institut für Beton und Eisenbeton an der Technischen Hochschule in Karlsruhe für sich in Anspruch nehmen, wichtige neue, vollwertige Konstruktionen geschaffen zu haben. So hat das Institut jetzt einen neuen Betonrohstoff, den sogenannten „L"-Beton, ent- wickelt. Seine hervorstechendsten Eigenschaften liegen in der ungemein raschen Abbindezeit, der auffallend hohen Druck- und Biegezugfestigkeit. Besonders zu erwähnen ist die große Haftfestigkeit oder Klebefestigkeit an Holz, so daß zum erstenmal von einem Verbund zwischen Beton und Holz gesprochen werden kann. Alle diese Vorzüge erschließen dem neuen Baustoff eine große Reihe von Anwendungsmöglichkeiten, vor allem in Verbindung von Beton mit Holz. Auch dürfte der K-Beton infolge seiner großen Festigkeit in die erste Reihe der eisensparenden Baustoffe einrücken.
Diisere Lurrßesebiebts
-crttL cier
Von Hermann Ulbrich-Hannibal
Das junge Gutsfräulein Karoline von Dach- röden hatte ihren Vater gebeten, sie am Nachmittag von der Ausfahrt durch die Felder zu entbinden, und hüpfte vergnügt die Treppe nach ihrem Zimmer hinauf.
Ja, heute wollte sie wieder ihrem Bundes- bruder vom Tugendbund, dem Freiherrn Wilhelm von Humboldt, ein paar Zeilen schreiben und ihm für seinen letzten Brief danken.
Sie legte sich Papier, Tinte und Federkiel zurecht, aber ehe sie zu schreiben begann, holte sie noch einmal den letzten Brief des jugendlichen Briefwechselfreundes hervor.
Wie interessant er immer schrieb, wie er auf allen Gebieten Bescheid wußte, wie fein er seine Gedanken herausbringen konnte! Und wie liebevoll ihm immer die brüderliche Anrede, in der die Mitglieder des Tugendbundes miteinander verkehrten, aus der Feder kam!
Ob die anderen Bundesschwestern auch solche Briefe erhielten? Nein, so konnte nur Wilhelm von Humboldt schreiben.
Wie gern würde sie ihn einmal sehen und ihn persönlich kennen lernen, den achtzehnjährigen Jüngling!
Aber es war vorläufig nicht daran zu denken, daß sie einmal von ihrem einsamen Landgut nach Berlin käme.
Ob sie ihn Wohl einladen sollte, ihre Eltern und sie zu besuchen? Und ob er Wohl kommen würde?
Aber nein, das wäre ja nicht schicklich, ihm einfach zu schreiben, er möchte sie besuchen. Das könnte vielleicht das ganze Freundschaftsband zerstören.
Da kamen einige Handwerker in die Nachbarschaft des Dachrödenschen Gutes und begannen bei Burgörner im Mansfelder Revier ein eigenartiges technisches Ungetüm zu erbauen. Sie setzten große und kleine Eisenteile zu. einer Maschine zusammen, wie man sie in i Deutschland noch nie gesehen hatte, und erzählten den neuaieriaen Leuten, die Maschine
würde, wenn sie fertig wäre und Master zu trinken und Kohlen zu fressen bekäme, zische» und fauchen, als wenn sie den Teufel im Leibe hätte.
Dann ging auch schon durch die Gazetten die Nachricht, daß in Burgörner zum ersten Male in Deutschland eine der neuen Feuermaschinen aufgestellt würde, wie sie James Watt, der arme, schwächliche Sohn eines schottischen Zimmermannes, erfunden hatte, nachdem ihm als Hirtenknaben bei der Beobachtung eines Kochkessels in der Küche der Sinn für die Kraft aufgegangen war, die sich in dem verdampfenden Wasser befände.
Und dann dauerte es auch nicht mehr lange, dann wußte man es am Rhein genau so wie an der Oder, daß die erste deutsche Feuermaschine in Betrieb genommen war. Und die Gazetten schrieben voll Stolz, daß diese Maschine aus deutschem Material in deutschen Werkstätten von deutschen Handwerkern sertiggestellt war, ohne daß der schottische Erfinder ihre Erbauung beaufsichtigte.
Dieses technische Wunder zog viele Neugierige in die Nachbarschaft des Tachröden- scheu Gutes. Wer wollte dieses eiserne Un- getüm nicht sehen, das so stark sein sollte wie hundert Pferde!
Der Gutsherr von Dachröden erzählte so manchesmal am Mittagstisch von berühmten Männern, die gekommen waren, um die Feuermaschine kennenzulernen.
Und da kam Karoline der Gedanke, daß die Feuermaschine, die so viel Aufsehen erregte, auch für ihren Bundesfreund, Wik- Helm von Humboldt, Interesse haben müßte.
Wie oft hatte sie gewünscht, ihn zum Besuch , einladen zu können!
! Nun hatte sie einen schicklichen Grund. Es würde ganz ungezwungen erscheinen und nicht anstößig wirken, wenn sie ihn bitten würde, einmal nach Burgörner zu kommen und die Feuermaschine zu besichtigen.
Sie schrieb an ihn und er kam.
Das war interessant, der Feuermaschine zuzusehen, wie sie die Welt mit Lärm erfüllte, wie sie in akrobatenhafter Schnelligkeit ihre eisernen Glieder bewegte, wie ihr Kessel das Feuer fraß und wie ihr Dampf zischte!
Aber Wilhelm von Humboldt wußte nicht, was er mehr bestaunen sollte, das neue Weltwunder, oder das hübsche junge Mädchen aus dem Tugendbund.
Das hatte Amor vorausgesehen, und deshalb hatte er sich unsichtbar auf die Dampfmaschine gesetzt, den ihr entweichenden Dampf zu Äiebesfäden verdichtet und sie um die beiden kameradschaftlichen Tugendbundfreunde geschlungen.
So führte die erste deutsche Dampfmaschine Wilhelm von Humboldt und Karoline von Dachröden zum Lebensbund, zu einer der glücklichsten deutschen Ehen zusammen.
Heitere«
Ich habe eine gräßliche Wut. Immer diese Bummeleien mit der Post. Aber ich werde hingehen und auf den Tisch schlagen, daß die Wände wackeln".
„Warum denn bloß?"
„Ich muß das Geld reklamieren, das du mir vor zwei Monaten zurückzuschicken versprachst".
Oopxrigdt b) Kart Köhler L Lo.. Berlin-Zediendors.
12 (Nachdruck verbalen.)
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„Ach, Herr Gärtner" rief der Eleve verlegen, doch nicht meinetwegen, setzt in der gröbsten Arbeitszeit? And ich kann nun auch acht Tage lang kaum etwas tun, nicht einmal die Bücher führen!"
„Das sollen Sie auch nicht, lieber Clasen!" antwortete Strahlendorf freundlich. „Sie müssen Ihre Hand schonen, desto besser und rascher heilt sie. Seien Sie vernünftig und vorsichtig, wir werden schon fertig werden!"
Die jungen Leute zogen sich, ermüdet von dem heißen Tage und der Arbeit, die er gebracht, früh zurück, und auch Strahlendorf nahm sich zu seiner Abendzigarre auf der Terrasse wenig Zeit, bald erhob auch er sich.
Seine Frau sah ihn erstaunt an. „Du willst schon hineingehen? Der Abend ist so schön!"
„Schatz, ich muß noch die Bücher in Ordnung machen, Tlasen kann es nicht, geführt werden müssen sie, und morgen habe ich keine Zeit. Morgen ist noch dazu Lohntag!" Er wünschte gute Nacht und ging.
Wolfgang hatte schweigend geraucht. Nach einer kleinen Weile erhob er sich und ging dem Schwager nach. Nach kurzem Anklopfen öffnete er die Tür zur Schreibstube, blieb auf der Schwelle stehen und bat:
„Schwager, wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, so verfügen Sie über mich. Ich wäre froh, Arbeit zu bekommen, und das Führen der Bücher könnte ich Ihnen abnehmen."
Strahlendvrf sah überrascht aus und antwortete freundlich, denn er freute sich über die Hilfe, die ihm sehr gelegen kam, aber doch etwas zweifelnd:
„Verstehen Sie denn das?" .
„Bücher führen lernte ich sowohl im Handelsgeschäft wie aus einer Farm, hier allerdings sehr primitiv, aber immerhin, ich werde mich bald hineinfinden. Versuchen Sie es nur und stellen Sie mich an. Sie sollen mit Ihrem neuen Eleven zufrieden sein!
Er sagte es in seiner liebenswürdigen Art und trat an den Schreibtisch. Strahlendorf nickte und kramte die nötigen
Mittlerweile hatte sich der alte Herr aus der Terrasse auch
:hoben.^n einen harten Tag hinter sich, Kind", sagte
c freundlich, „ich will ihm das Einträgen m die Bücher abneh
men, daß er zur Ruhe kommt!" Er nickte der Tochter freundlich zu und ging mit raschen Schritten davon.
In der Schreibstube fand er Sohn und Schwiegersohn schon über die Bücher gebeugt. Strahlendorf saß am Tisch, Wolfgang stand hinter ihm, stützte sich leicht mit der Hand auf die Stuhllehne und sah dem Schwager über die Schulter. Erstaunt über dies trauliche Bild fragte der Vater nach des Sohnes Begehr, und Ernst August teilte ihm des Schwagers Bitte mit.
Der Alte sagte nichls daraus. Er schickte den Schwiegersohn trotz seines Sträubens fort und setzte sich an den Tisch.
Kurz und sachlich gab er dem Sohne Anweisung. Wolfgang paßte scharf auf. Er machte einige Einwände, wiederholte einiges und zeigte manchmal mit dem Finger auf diese oder jene Rubrik. So fuhr die schlanke, gebräunte Hand wieder über des Vaters Schulter und zeigte auf eine Zeile. Er bat um eine Aufklärung. Statt einer Antwort griff der alte Mann plötzlich nach dem Armgelenk seines Sohnes und hielt das Handgelenk fest. Er betrachtete die schlanken Finger, die einer Frauenhand Ehre gemacht hätten, so wohlgeformt und gut gepflegt waren sie, und löste den Griff mit den Worten:
„Ob die Hand wohl jemals wirkliche ehrliche Mannesarbeit gekannt und getan hat!"
Wolfgang biß sich auf die Lippen. „Wie sollte sie mich sonst ehrlich ernähren, Baker!" antwortete er gepreßt.
„Was du ehrlich nennst!"
„Vater, mein Beruf ist ein ehrlicher und achtbarer!" sagte Wolfgang bestimmt. „Ich weiß wohl, du nimmst uns Künstler nicht ganz für voll, — aber —"
„Schweig!" herrschte ihn der Alte an, „ich will nichts hören. Es ist genug, daß ich weiß, welch ein Künstler du bist", — er legte einen höhnischen Nachdruck auf das Wort Künstler, — „weiter will ich nichts wissen — und nun gib acht!"
Wolfgang saß noch lange, nachdem der alte Herr gegangen, und grübelte. Wie konnte der Vater nur wissen, was er war, er hatte doch nie darüber gesprochen. Und so verstimmte es den alten Mann! Die stille, zage Hoffnung, die ihn seit jenem Ritt erfüllt hatte, verschwand. und machte von neuem einer tiefen Trauer Platz. Seufzend machte er sich an die Arbeit, denn diese kleine Pflicht wollte er so gut wie möglich erfüllen. Ganz töten ließ sich die Hoffnung nicht, einmal wenigstens in Frieden vom Vater zu scheiden.
VIII.
Drei Wochen waren vorübergegangen. Des sungen Eleven Hand war beinah geheilt, er griff trotz der verbundenen Finger schon tüchtig wieder zu. Seit zwei Tagen war ein neuer Oberschweizer angestellt, und mit Bedauern hatte der Sohn des Hauses ein Amt nach dem andern wieder abgegeben. Er war wieder Herr seiner Zeit und wußte nach der regen Tätigkeit weniger denn j
je mit ihr anzufangen. Die Arbeit war ihm lieb geworden. Di« Freckde an allem und das Interesse waren langsam in ihm erwacht, und auch er begann mit den Augen des Landwirts um sich zu schauen. Er machte bei den Gesprächen der Männer nicht mehr den stummen unbeteiligten Zuhörer, er hatte begonnen mitzureden und durch seine Erzählungen eine neue Anregung in die Tischgespräche gebracht. Und dieses Wirken und Schassen für und mit den Hausgenosten hatte es oft ungewollt gefügt, daß Vater und Sohn sich sahen und miteinander sprachen. Blieb der alte Mann auch stets kurz und sachlich, so entging es dem Sohn nicht, daß er begann, sich allmählich an seine Gegenwart zu gewöhnen. Er ging ihm nicht mehr aus dem Wege, richtete manchmal direkt das Wort an ihn mit einer Frage oder einem Auftrag, und das hob und stärkte die Hoffnung im Herzen des Sohnes. Er wünschte, der Vater möchte keinen Schweizer wie- dersinden, so lange er noch auf Osterrade war. Doch nun war alles wieder im alten Geleise, und mit Trauer empfand Wolfgang, daß der Boden, den er gewonnen, ihm wieder entglitt, wie trockener Sand durch die Finger rieselt, langsam, doch unaufhaltsam.
An diesem schönen Morgen trat er als erster in die Halle zum Frühstück. Das Frühaufstehen war ihm allmählich zur Gewohnheit geworden, und da er nun kein Melken mehr beaufsichtigen mußte, hatte er einen Spaziergang gemacht.
Die Halle war noch leer, aber auf der Terrasse sah er ein Frauenkleid; er ging hinaus und fand seine Schwester beim Lesen. Das wunderte ihn, er kannte die Fleißige nur mit einer Handarbeit am Kaffeetisch auf die Männer wartend. Beim Klang seiner Schritte sah sie auf.
„Guten Morgen, Marie, schon so vertieft?" begrüßte er si« freundlich.
Die junge Frau errötete, als habe der Bruder sie über einem Unrecht ertappt.
„Das dumme Buch, — es läßt mich nicht los", antwortet« sie halb ärgerlich. „Nun bin ich aber fertig damit, d. h. mit diesem Bande, auf den zweiten muß ich nun noch acht Tage warten — dann wechseln wir, — und das wird mir ordentlich schwer."
Er hatte ihr das Buch vom Schoße genommen. „Was liesest du denn? „Ach so —" er lächelte eigen, als er das Titelblatt sah, „lest ihr das hier auch?"
„Kennst du das?"
„Ich laß es drüben, der Verfasser ist Amerikaner, so viel ich weiß." Er sah sie wie fragend an.
„Engländer oder Amerikaner, ich weiß nicht genau. Ueber- setzt ist es jedenfalls wundervoll; wüßte man es nicht, man würd« es nicht für eine Uebersetzung halten. Wie gefiel es dir?"
(Fortsetzung solgl.-