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Bemerkenswertes zum Abwinken und Einlenken in Querstratzen
Viele Fahrzeuglenker find beim Anzeigen einer geplanten Nichtungsänderung sehr lässig. Sie stecken den Winker erst sehr spät hinaus oder hal. ten daS Anzeigen einer Richtungs- ändernng überhaupt nicht für notwendig. Dieses Verhalten ist nicht nur rücksichtslos gegen, über den anderen Wegebenutzern, sondern bedeutet oft sogar eine starke Gefährdung von Mensch und Material.
Zunächst sei einmal festgestellt, daß alle Kraft- sahrzeuge — ausgenommen Zugmaschinen mit offenem Führersitz, Elektrokarren und Krafträder " ' "" gsanzeiger besitzen müssen, di« ein-
geschaltet als gelbrot lruchtriÄx Arme den Um- ritz deS Fahrzeuges verändert und ausgeschaltet unsichtbar sein müssen. Liegt der Winker nicht im Blickfeld des Führers, so muß seine Stellung dem Fahrer sinnfällig angezeigt werden. Auf kei- neu Fall darf tu« Sicht des Fahrers durch den Winker behindert werden. Bei Personenwagen muß der Fahrtrichtungsanzeiger 8 cm lang sein, bei den übrigen Kraftfahrzeugen mindestens 8. v. H. der Fahrzeugbreite in dieser Hbhe. Die Fahrer von Lastkraftwagen haben streng darauf zu achten, daß durch hervorstehende Ladung oder wehend« Plane die Sichtbarkeit des Winkers nicht beeinträchtigt wird. Der Winker muß sich auch deutlich von der Farbe des Fahr- zeuges abheben und darf nicht mit anderen Fahr- zeug-Einrichtungen zu verwechseln sein.
Der gezogene Winker
befreit nicht vor gebotener Sorgfalt
Wer mit seinem Fahrzeug anhalten oder die Richtung ändern will, hat dies den anderen Ver- kehrsteilnehmern rechtzeitig und deutlich anzuzei- gen. Dazu bemerkt g 11 zunächst einmal, daß der Kraftfahrer die Einrichtungen zum Anzeigen der Nichtungsänderung, also die Winker, benutzen muß. Außerdem wird besonders darauf hingewie. sen daß das Anzeigen einer Nichtungsänderung nicht von der gebotenen Sorgfalt befreit. Vor dem Verlassen der Geradeausrichtung hat sich also der Fahrer zu vergewissern, daß er ander« Wegebrnutzrr mit feinem geplanten Tinbir- nicht in Gefahr bringt. Deswegen sind auch neuerdings für alle Kraftfahrzeuge — ausgenommen Krafträder und offene Elektrokarren — nach Größe und Art der Anbringung aus- reichende Spiegel für die Beobachtung der Fahrbahn nach rückwärts im z 56 der Straßenver- kchrs-ZulasfungS-Ordnung vorgeschrieben.
Radfahrer müssen auch rechts abtvinken
Im allgemeinen ist es den Radfahrern in Fleisch und Blut übergegangen, nach links abzu- winken; sie halten es aber irrtümlich nicht für notwendig, «in Winkzeichen zu geben, wenn sie nach rechts einzulenken gedenken. Durch dieses falsche Verhalten der Radfahrer haben sich schon oft Unfälle ereignet. Der 8 11 der Straßenverkehrs-Ordnung, der das Anzeigen der Fahrtrichtungsänderung behandelt, spricht nur den Fußgängern eine Ausnahme zu, alle anderen, also auch di, Radfahrer, müssen sowohl nach links als auch nach rechts abwinken.
Jeder Fahrer muß beim Einbiegen in eine Querstraße besonders sorgfältig und mit stark herabgeminderter Geschwindigkeit fahren. Dabei muß er darauf achten, nach rechts nur einen engen Bogen zu fahren, währen beim Einbiegen nach links ein weiter Bogen »usgeführt werden muß. Um den Verkehr mvg- lichst flüssig zu halten, muß der Fahrer, der rechts oder links einbiegen will, sein Fahrzeug schon oor der Kreuzung möglichst weit rechts oder links in den flutenden Verkehr einordnen. Die Beamten können bei einem Verstoß gegen diese Verordnung Len Fahrer zwingen, weiter geradeaus zu fahren; er darf dann erst an der nächsten Kreuzung seine Fahrtrichtung ändern.
Will jemand die Richtuna des auf derselben
Straße sich bewegenden Verkehrs kreuzen, io hat er die ihm entgegenkommenden Fahrzeuge aller Art Vorfahren zu lassen. Das gilt auch a» Kreuzungen und Einmündungen und an Stra- ßeu. die mehrere getrennte Fahrbahne,, haben.
RuiimliltrsWMiiig
de» MWlkv-Siaiics
Versassung des neuen Mongolenreichcs scstgeleqt Hauptpunkt: Kamps gegen den Bolschewismus
Ligeudericbt der diL-kresse VA. London, 20. Dezember. Mit der Schaf, fung einer selbständigen Inneren Mongoleihat Japan ein Ziel erreicht, das es seit der Proklamation Mandschukuos an- strebte, nämlich durch die Errichtung eines weiteren Grenzstaates gegenüber Sowjetrußland den sowjetischen Einfluß auf China ein- zudämmen. Das neue Reich wird als Reich aller Mongolen proklamiert, wodurch man der Hoffnung Ausdruck gibt — die übrigens der stellvertretende Führer der „Autonomen mongolischen Regierung", Prinz Teh, selbst frei äußerte, daß eines Tages auch die Aeußere Mongolei ihren sowjetischen „Beschützer" abschütteln und sich mit dem neugeschaffenen Staat zu einem geeinten Mongolenreich verbinden möge.
Prinz Teh oder Teh Wang, wie die Chinesen ihn nennen, ist seit langem esii Freund der Japaner, die ihm in den vergangenen Jahren seine Freundschaft mit dem Geschenk einer
Radiostation, eines Flugzeugs und der Ausbildung seiner Soldaten belohnten. In einer Ansprache an die japanischen Pressevertreter erklärte der Prinz anläßlich der „Nationalver- sammlung der Inneren Mongolei", daß er an die große Aufgabe der Mongolen, unter der Führung Japans Asien neu aufzubauen, glaube und daß er in Japan die Einzige auf- vauende Macht Ostasiens" erblicke. Seiner Meinung nach war die Errichtung von Mandschukuo der Weckruf für die Mongolen. Die Aeußere Mongolei stände zwar noch unter kommunistischem Einfluß, doch glaube er fest daran, daß auch sie erwachen und dem neuen Staat die Hand reichen werde.
Die Nationalversammlung, in der 500 Delegierte für 3 Millionen Mongolen und 500 000 Chinesen vertreten waren, schuf in einer dreitägigen Sitzung die neue Verfassung des Mongolenreiches, die den 72jährigen Prinzen Nun als Oberhaupt und den Prinzen Teh als Stellvertreter der Negierung einsetzt. Die Verfassung, die zwischen Chinesen und Mongolen keinen Unterschied macht, schließt einen Artikel zum Kampf gegen den Kommunismus ein und weitere Artikel, die sich mit dem Ausbau der Kultur des Landes, des Erziehungswesens, der wirtschaftlichen Entwicklung befassen. Hier werden der Negierung große Aufgaben erstehen, um den sehr Primitiven Lebens- standard des mongolischen Hirtenvolkes, das chinesischen Städtebauversnchen den größten Widerstand entgegensetzte, in den einer „Kulturnation" zu wandeln.
Ueberraschend ist, daß man gerade die Stadt zur Hauptstadt des neuen Reiches gewählt hat, die den Chinesen als Eisenbahn- Schnittpunkt diente und noch jetzt sehr mit den Chinesen sympathisieren soll. Man hat ihr den alten mongolischen Namen Hoho-
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Donnerstag, 23. Dezember
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Zell
6.80
7.00
8.09
eilanaabe, Wetterbericht. Landwirtschaftliches Gomnatlik I » Srübkor»ert !—7.10 Krubnachrtchten Wasserstandsmeldungen, Wetterbericht, Marktberichte Gymnastik II 8.89 ,Qb»e Sorgen jeder Morgen"
8.39 Fröhliche Morgen »luük 11.39 Volksmusik
Bauernkalender und Wetterbericht Mittagskonzert Zeitangabe. Nachrichten. Wetterbericht Miltagskonzert Mnsikalllches Allerlei Kleines Konzert Bunte Musik a« Nachmittag
„Stille Zeit..."
Eine Hörfolge um Mutter und Kino Grill ins Heut« Schaltvaus«
12.99
13.99
13.15
14.99
15.99
18.99
18.99
18.39 18.45
18.99
18.85
29.99
29.39 81.15
33.99
33.39
Buntes Konzert
„Hobe Nackt der klare«
Sterne"
Abendkonzert
Quartett 6»äor Werk 161 von Franz Schubert Zeitangabe, Nachrichten. Wetter, und «s-vortberickt „Worüber man ln Amerika lvricht"
33.89 Bolks- und Unterbal- tnngsmnsik
24.09—1.90 Grobe Messe Nr. 3 i» s-moll von Anton Bruckner
Freitag, 24. Dezember
6.99 Morgenlicd Zeitangabe. Wetterbericht, Landwirtschaftliches
Gymnastik I
6.39 Frübkonzert
7.99—7.10 Krühnachrichten
8.99 Zeitangabe. Wasierstands- nieldungen. Wetterbericht. Marktberichte Gymnastik H
8.89 Mniik am Morgen
8.39 Festliche Klänge
11.89 Volksmusik
Bauernkalender und Wetterbericht
13.99 Mittagskonzert
13.99 Zeitangabe. Nachrichten. Wetterbericht
13.15 Mittagskonzert
14.00 „Die Auslösung unseres groben Wcibnachtspreis- rätlcls"
14.45 Unterhaltungskonzert
16.99 „Wir schmücke» den Lannenhanm"
17.30 „Alte und neu« Cbor» wellen"
18.09 ..Am Weidnachtsbanm die Lichter brennen"
Ein festliches Konzert zum Weihnachtsabend Es erzählt: Willy Reichert von seinem weihnachtlichen Heimatsoaller- aana
nük am
39.09-29.39 „Weihiiacktsan-
lvrache des Stellvertreters
desFÜH -
mi««m«r _
31.15 Unterhaltende Weihnachtsabc
33.25 „Weihnachten bei der Wehrmacht"
33.45 „Froher Ansklang" 24.99-1.90 Nacktkonzert
Samstag, 25. Dezember
Erster Weiluiachtsfeiertag 6.99 Hasenkonzert 8.09 Zeitangabe. Waiterstands. Meldungen
8.95 Wetter- und Schneeberichte
8.19 Gymnastik 8.89 Musik am Morgen 8.09 Christliche Morgenfeier 8.45 „Wanderung in den Helle« Morgen
19.09 „Weihnacht — Paradies der Kinder"
19.39 Cboracsau«
11.15 Coüma Waaner
Zu ihrem 199. Geburtstag
12.99 Mittaaskonzcrt
14.90 Kasperls Weihnachtsgeschenk
14.30 Weihnacht in Heimat und Fremde
15.15 Deuticke Scholle Waldwintcr
16.99 „Geschenk-Parade"
18.99 Blasmusik
19.99 „Die Zauberktöte"
Over in zwei Aufzügen
22.99 Zeitangabe, Nachrichten, Getter- und Schneede, icht
23.19 Svorrbericht 33.25-1 99 Unterhaltung and Ta«,
goto, das bedeutet „Blaue Stadt", wiedergegeben, den sie vor 200 Jahren trug, bevor die Chinesen ihn in Suihuan änderten. Es ist ein merkwürdiger Zufall, daß die feindliche Schwesterstadt in der Aeußeren Mongolei von ihren sowjetischen Eroberern den Na- men Ulan-Bator, das ist „Stadt des roten Helden" (an Stelle von Urga) erhalten hat. So bleibt abzuwarten, ob es der „blauen" Stadt gelingt, die Farbe ihrer roten Schwester zu verändern.
Warnung
an Saboteure der Sörlng Berordnung
Lizsnderickt der ölS-krsxze
. rZ. Breslau, 20. Dezember. Der Reichstreuhänder für das Wirtschaftsgebiet Schlesien, Staatsrat Walter Schuhmann, richtete an das soziale Gewissen der Betriebs, sichrer einen Appell, der über die Grenzen Schlesiens hinaus Beachtung verdient. Der Aufruf stellt die Antwort auf Sabotagever- suche an der Goeringschen Feiertagsverordnung dar. In ihm ist ausgeführt, düß einige unverantwortliche Betriebsführer dadurch die Anordnung zur Lohnzahlung an den Feiertagen zu umgehen versuchen, daß sie vor dem Weihnachts- sest ihre Arbeiter entlassen und den Betrieb stillllegen, um die Arbeit nach den Feiertagen wieder aufzunehmen.
Der Reichstreuhänder' fordert in diesem Zusammenhang auf, alle derartigen Fälle zu melden, damit gegen diese Betriebsführer mit allen Mitteln eingeschritten werden kann. Gleichzeitig weist er darauf hin. daß sämtliche Stillegungen ungültig seien, soweit sie nicht vom Reichstreuhänder genehmigt wurden.
A««or
Waterkopp befindet sich auf einer Seereise und hat ein paar sehr stürmische Tage hinter sich.
„Herr Kapitän", fragt er. noch grün im Gesicht, „ist das dort hinten Land?"
„Nein, das ist der Horizont!"
„Na immerhin besser als gar nichts!" brummt Waterkopp vor sich hin.
„Sie find wohl Ausländer?" fragte Kugelblitz den alten Herrn, der sich nur mühsam verständlich machen konnte.
„Nnnnneinnnn", erwiderte dieser, „ich habe nur ein neues Gebißsch!"
Wir waren bei einer etwas gefühlvoll veranlagten Dame zum Abendessen gebeten. Nachher saßen wir auf der Veranda im Dunkeln, als man vom Zimmer her das Trippeln kleiner Füße hörte. „Pst", sagte die Gastgeberin, „die Kinder kommen gute Nacht sagen. Es ist mir immer wie erwas Heiliges, wenn ich sie höre, und in der Nacht reden sie freier aus der Fülle ihrer kleinen Herzen!"
Einen Augenblick war alles still, dann öffnete sich die Tür und eine Kinderstimme schrie: „Mama", Fritz hat eine Wanze im Waschbecken gefunden!"
Laßt die Vögel nicht Hanger«!
Li, Fütieruuft mutz regeln-Stzig erfolgen. Das Futterhäuschen darf nie leer sein.
...uns hüüe
E—MP
Oop,rixdi b, Karl Köhler L To., Berlin-Zehlendorf. l>; (Nachdruck verboten.)
VII.
Es war am Abend desselben Tages. Strahlendorf stand, das Abendessen erwartend, auf der Terrasse, sah in den Garten hinab and beobachtete seinen Schwager, der langsam herangeschlendert kam, hier zu einer Rose trat und die Nase in eine Blüte steckte, dort auf einem Beete ein welkes Blatt fortnahm, oder sich zu einer Blume niederbeugte.
Marie saß hinter ihrem Mann und las rasch noch ein paar Seiten. Sie war weit ab mit ihren Gedanken und hörte nur halb, wie ihr Mann jetzt sagte:
„Weißt du, Marie, du magst nun sagen, was du willst, es ist ein niederträchtiges Gefühl für mich, wenn ich deinen Bruder da jo gehen sehe und mir sage, eigentlich sollte er der Herr hier sein. Ich komme mir vor wie ein Eindringling!"
„Aber warum denn?" fragte die junge Frau gedankenlos. Dann klappte sie das Buch zu. Fräulein Martha kam und rief sie zu Evchen, die weinte, nicht schlafen wollte und nach der Mutter verlangte.
Strahlendorf blieb nicht lange allein. Wolfgang kam gemächlich die Stufen herauf und schwang sich auf die steinerne Balustrade, ließ die Füße lässig hängen und meinte leichthin:
„Was haben wir für prächtiges Wetter in diesem Sommer. Ihr Landwirtherz muh doch bald Purzelbäume schlagen vor Wonne, Schwager!"
„Hm!" machte Strahlendvrf, steckte die Hände in die Taschen seiner Joppe und sah ernst vor sich hin.
„Na, noch nicht zufrieden?" fragte der Jüngere und sah den andern lächelnd von der Seite an.
„Mit dem Wetter schon — nur Der junge Hausherr zuckte die Achseln und brach kurz ab. Wolfgang wurde aufmerksam, und betrachtete den Schwager forschend. Der sah an ihm vorüber in den Garten hinaus.
„Wo drückt Venn der Schuh? Oder darf man's nicht wissen?" — war des jüngeren Mannes leise Frage.
Ein rascher Blick streifte den Fragenden, dann sah Strahlendorf wieder geradeaus auf Büsche und Rasenplätze und sagte langsam: >
„Es nützt nicht, darüber zu reden, jetzt können Sie es nicht j mehr ändern!"
Es lag ein fo eigener Ton in dem letzten Satz, daß Wolfgang lebhaft den Kopf hob. „Also mit mir hängt es doch zusammen. Tat ich etwas, das Ihnen nicht recht ist, Schwager, so bitte ich um ein offenes Wort."
! Doch Strahlendorf schüttelte nur leicht den Kopf. „Es Hai ! keinen Zweck!"
„Strahlendorf", sagte Wolfgang leise und vorwurfsvoll.
„Na", meinte der große starke Mann bald ärgerlich, „glauben Sie denn, mir kämen nicht auch die gleichen Gedanken wir Ihnen?"
„Wie mir?" machte Wolfgang verwundert. „Wieso — welche Gedanken?"
„Na, — wie es sein könnte und wäre, — wenn eben nicht, — und sich da so als Stellvertreter fühlen, ist nun aber nicht, — na wie gesagt, es nützt nicht, darüber zu reden. Vater wird und kann kaum etwas ändern, ich wüßte jedenfalls nicht wie."
„Ach so", sagte Wolfgang, er hatte verstanden. Er schwieg eine Weile und betrachtete seine Stiefelspitzen, dann nickte er vor sich hin. „Ja, Vater wird nichts ändern, er wird einen hergelaufenen Menschen nicht an Ihre Stelle setzen!"
„Hergelaufenen Menschen?" Strahlendorfs Blick machte sich endlich vom Garten los und suchte den Sprechenden. Der lächelte bitter.
„Bin ich ihm etwas anderes?" Wieder schwiegen beide eine ZeiÜang, endlich sah Wolfgang aus und lächelnd dem Schwager ins Gesicht.
„Ja — sehen Sie, Strahlendvrf", sprach er heiter und neckend, „hätten Sie mich am ersten Tage meines Hierseins aus- reden lasten, — die Sorge hätten Sie sich ersparen können. Doch damals empörte Sie der Gedanke, daß Sie Angst vor mir haben könnten. — So war's aber gar nicht gemeint", fügte er ernster hinzu, und nun verlor sein Gesicht alles Mutwillige.
„Nein, Strahlendorf", fuhr er fort, „der Gedanke ist töricht Ich beneide Sie nicht um den Besitz, — wirklich nicht! Gewiß, es ist die Heimat, und meine schönsten Erinnerungen und meine traurigsten sind mit allem hier verknüpft. Aber Sie wißen, ick bin der Drittgeborene, lebten meine beiden Brüder noch, so wäre es die gleiche Geschichte. Nach einem Bruder habe ich mich mehr gesehnt als nach Herrenrechten,' denn ich sehe eben diese Heimat mit anderen Augen an als Ihr. Ich freue mich über ein Roggenfeld, wenn es so leuchtend da liegt, um seiner Schönheit willen und kann nicht berechnen, wie viel bringt es mir ein- Ich liebe jeden Baum persönlich und könnte ihn nicht aus Nützlich keitsgründen schlagen lassen. Sie sehen, ein guter Landwirt wäre ich nie geworden, und hätte ich es fein müssen, es hätte mir einen großen Teil der Freude an der Heimat genommen. Nein. Schwager", fuhr er noch ernster fort, „daß Sie da an meine Stelle getreten sind, neide ich Ihnen nicht. Sie paßen viel besser hierher als ich. Wenn es mir nur vergönnt wäre, jedes Jahr
! dies Fleckchen Erde ein paar Wochen auf meine Weise genießen ! zu können, ich wäre ganz und gar zufrieden und dankbar. — Das neide ich Ihnen nicht, aber eines neide ich Ihnen doch", er stockte einen Augenblick und fuhr dann leiser fort: „Daß Sie so ganz : und gar Sohnesstelle hier einnehmen im Herzen meines Vaters, das, Strahlendorf, das tut mir weh."
Hastiger sprach er weiter, als sein Schwager, der bis dahin still zugehört hatte, das Gesicht ihm zuwandte, als wolle er antworten. „Ich weiß, daß Sie es verdienen, und ich habe schon immer auf eine Gelegenheit gewartet, es Ihnen zu sagen, wie dankbar ich Ihnen bin, daß Sie so liebevoll, respektvoll und zu vorkommend gegen Vater sind, — kurz, an ihm handeln, wie ei> guter Sohn, — aber da ist ja der Verwundete!"
Mit leichtem Satz sprang er plötzlich von der Balustrade herunter und ging in die Halle.
Strahlendorf stand immer noch sinnend. Was er da ebei gehört, hatte ihn überrascht. Wenn der Schwager so empfand dann war er ganz anders, als er ihn sich gedacht.
Beim Abendessen heute galt alles Interesse dem Verwun beten. Seinem gebräunten Gesichte sah man allerdings keine Schmerzensspuren mehr an. Die teilnehmenden Fragen des alten und des jungen Herrn machten ihn verlegen. Lieber schon ließ ! er sich die Fürsorge der jungen Mädchen gefallen, den Schinken zu schneiden. Das Hausmütterchen Käte, die unter Frau Marie's Leitung sich in der Wirtschaft vervollkommnete, war zwar stets fürsorglich um das Wohl der jungen Leute bedacht, doch auch die spottlustige Martha war ganz liebevoller Eifer zu Wolfgangs stillem Ergötzen. Cr bog sich vor, um den Patienten bester sehen zu können, und rief neckend hinüber:
„Nun Sie so verwöhnt und verzogen werden, Clasen, stiften Sie dem Schweizer wohl noch eine Belohnung?"
Der alte Herr Gärtner sah auf von seinem Teller und über den Tisch. Das Profil seines Sohnes war ihm zugewandt. Dieses feingeschnittene Profil mit der feinen Nase, den scharf gezeichneten Brauen und dem mutwilligen fröhlichen Lachen um den Mund! Es war dem Manne, als wäre er zwanzig Jahre jünger und sein Weib säße ihm wieder zur Seite, mit ihrem frohen Gemüt die ganze kleine Tafelrunde erheiternd. Er raffte sich zusammen, — der dort sah, war ihm einst neben der Frau und Weggenossin das Liebste auf Erden gewesen. Wie froh hatte es ihn gemacht, in dem Jungen die geliebten Züge wieder ausleben zu sehen. Selbst ! fetzt konnte er es nicht hindern, daß sein Blick verstohlen immer : wieder das Antlitz dort streifte. Hatte er sich doch dabei ertappt,
> daß er von seinem Fenster aus der geschmeidigen Gestalt nachsah. j Das durfte nicht sein. Aeußerlichkeiten durften ihn nicht beeiri
i flußen. Er riß seinen Blick los von dem jungen Gesicht und j sprach in rauhem Ton:
> „Den Schweizer habe ich entlaßen!"
(Lecftetznng fol«t^