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Leite 7 Nr. 29«
Nagolücr Tagblatt .Der Tesellschaster
Dienstag, den 1t. Dezember 19Z7
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Semifchte Ksft ist öle ZutrWWte
Aus unserer Forderung, die Ernährungs- gewohnheiten nach physiologischen Grundsätzen zu ändern und damit auch unserer ernahrungswirt- ichastlichen Lage Rechnung zu tragen, ist hier mW da im Ausland die Auffassung entstanden, als ob wir eine Einheitskvst für jeden Deutschen vvr- schreiben wollten. Von dieser Einheitskvst und Normalbeköstigung des deutschen Arbeiterhaushaltes sind die verschiedensten Lesarten über die Lebenshaltung in Deutschland laut geworden. Da-, bei wäre es ein Leichtes, an Hand der offen dnr- gelegten Lage unserer Ernährungswirtschait sich ein Bild zu machen von den Zielen, denen wir zustreben. Eine Einheitskost kann und wird es in Deutschland niemals geben, weil kein Grund norliegt. sie einzuführen und weil auch keine ernährungsphysiologischen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Vielmehr bedingen Geschlecht, Alter und Beruf große natürliche Unterschiede in der Ernährung.
Alles dies vorausgeschickt, können wir um so offener zugeben, daß wir unserem Volk ganz allgemein eine gesündere und bessere Ernährung wünschen, als sie bisher üblich war. Nicht bessere Ernährung im Hinblick auf größeren Fett- und Eiweißverzehr oder auf die Kalorienmenge. sondern eine gesündere Ernährung hinsichtlich ihrer Zusammensetzung. „Wir 'müssen ganz allgemein wieder zu einer Ernährung kommen. die ärmer an Fleisch und Fett, reicher an Fisch, Vollkornbrot, Kartoffeln. Gemüsen. Salaten. Obst und Milch ist.'
Diese Forderung wird soeben in der „Deutschen Volkswirtschaft' von einem Arzt erhoben, der unter bewußter Ablehnung aller einseitigen Ernährungstheorien davon ausgeht, daß der Mensch i unserer Rasse und unseres Klimas zweifellos am j gesündesten und leistungsfähigsten bei einer aus > pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln gemischter Kost unter Bevorzugung von Ge- Men, Salaten und Obst ist.
sin dem gleichen Artikel spricht der Verfasser auch über die Ernährung in der Gast- ! stätte. Bei über 200000 Gaststättenbetrieben im ! ganzen Reich fällt dem Gaststättengewerbe bei der « Ernährung eine gewaltige Aufgabe zu. Auch Gast- ! statten und Hotels müssen sich den zeitgemäßen « Ernährungsgrundsätzen anpassen. Noch heute bestehen ihre Gerichte vorwiegend aus Fleisch, wäh- j rend Kartoffeln und Gemüse nur eine unter- i geordnete Rolle spielen. Die meisten Gasthaus- ^ sfser sehnen sich nach gesunder Hausmannskost, in
der auch Kartoffeln und Gemüse zu tyrem Recht kommen. Es ist klar, so schließt der Zeitungs- dienst des Reichsnährstandes seine Ausführungen, daß eine eiseitige Dauerkost gesundyeitlich bedenk lich sein muß, da sie den notwendigen Bedarf an
Ergänzungsstossen den Vitam'. nnd an Mine-
ralstofsen aus die Dauer nicht deckt.
Vereine dürfen nicht sammeln
Immer wieder, besonders aber um die Weihnachtszeit, werden Inhaber von Einzelhandelsgeschäften von Vereinen aus Anlatz festlicher Veranstaltungen um die Stiftung von Waren oder Geldbeträgen für die Durchführung von Verlosungen und dergl. angegangen. Dabei beruft man sich vielfach darauf, daß die Mitglieder des Vereins Kunden der Einzelbandelsgeschüste seien. Solche Sammlungen verstoßen gegen das vom Stellvertreter des Führers im Ausammenbang mit der Adolf-Hitler-Svende der deutschen Wirtschaft erlassene S a m m e l v e r b 0 t. Sie sind aber auch mit den aeletzlichen Bestimmungen über das Verbot der Gewährung von Zugaben nicht in Einklang zu bringen. Die Wirtschaftskammer Württemberg nnd Hobenzollern nimmt daher Veranlassung. Verbrauchergenossenschaften wie Vereine dringend zu bitten, von solchen Aufforderungen an die Firmen des Einzelhandels Abstand zu nehmen.
MW
Der Jubel Japans über den Beitritt Italiens zum AntikominternpakL
Anläßlich des Beitritts zum Antikomiternpakc fanden in Tokio große Jubelfeiern statt, bei denen die Bevölkerung mit Lampions durch die Straßen zog. Dieses originelle Bild zeigt die Botschafter Deutschlands und Italiens mit dem japanischenAußenminister Hirota am Fenster mit Lampions in den Händen. Rechts Botschafter von Diercksen und links Botschafter Ouinti.
tEcherl-Bilderdienst-M.)
Großer Zapfenstreich nur bei der Wehrmacht
In einem Bescheid des NeichskriegMimsterium? wird mitgeteilt, daß das Spielen des Großer Zapfenstreiches allein der Wehrmacht Vorbehalte» ist. Seine Gesamtausführung oder auch teilweis« Aufführung sowie das auszugsweise Spielen kanr außerhalb der Wehrmacht stehenden Verbände» oder Musikkapellen nicht erlaubt werden.
„Private Kraftfahrzeug-Ucberwachung"
Alle Unternehmungen, die sich mit der Ueber- wachung von Kraftfahrzeugen als besonderen Ge- Werbebetrieb befassen, mußten sich im Dezember des vergangenen Jahres bei dem Leiter dev Reichsverkehrsqruppe Kraftsahrgewerbe anmelden. Der Reichsverkehrsminister hat angeordnet, daß zur Wahrnehmung der Belange dieses Gewerbezweiges bei der Neichsverkehrsgruppe Kraftfahrgewerbe eine besondere Fachgruppe „Private Kraftfahrzeug-lieberwachung" gebildet werden soll. Noch nicht oclötigte Anmeldung-''« stnd lokori nach- znholen. da Nichtanmeldung unter Strafe gestellt ist.
Mit einem Sprung berühmt geworden
Wie ein kühner Artist zu Weltruf kam
In Mailand war es, als das Schicksal ar den jungen deutschen Artisten Edgar Eitnei herantrat und ihm die Chance seines Lebens bot „Sie sind Truxa", mit diesen Worten stürzt« ein Agent in die Garderobe des tüchtigen abe: bis dahin nicht allzusehr hervorgetretenen Draht, seilkünstlers. Es dauerte immerhin eine klein« Weile, bis der also Ueberfallene begriff, weshall und woher er „Truxa" sein sollte. Aber als ei dann erfahren hatte, daß die Tobis eine» Artistenfilm drehen wollte und daß dazu nichts mehr fehlte, als der Mann, der nach den Anweisungen des Drehbuches den tollkühnen Sprung durch das Nichts wagen sollte, den Salto auf dem Seil. Denn so tüchtige Sporlsleute auch Hannes Stelzer und Peter Elshvlz. der echte und der falsche „Truxa" des Films, sein mögen, eine solche akrobatische Höchstleistung, in der die Arbeit eines ganzen Artistenlebens liegt, muß nun einmal von einem Fachmann, von« „Double', geleistet werden. Eitner griff zu. Er wagte das tollkühne Spiel, und der große Wurf gelang. Mit einem Sprung tat sich ihm das Tor zur Berühmtheit auf — aber mit was für einem Sprung!
„Jahrelang habe ich an diesem Sprung geübt", so berichtete Eitner. „Ich hatte ihn aber öis daher niemals vorgeführt. Von diesem Augen- öiick an aber begann ich, ernstlich zu trainieren, täglich habe ich zwei bis drei Stunden daran- wsctzt, habe ich in den Wochen vor den Aufnahmen dabei jeden Tag wenigstens ISO Sprünge getan, bis jede Bewegung so sicher saß, daß ich das Spiel «vagen durste."
So gab Eitner einer Fümgestalt erst ihr eigentliches Leben, und seither ist er selb st „Trux a", denn mit Genehmigung der Filmgesellschaft legte er sich den Namen des Filmhelden nun als Künstlernamen zu. Er hatte damit wohl das einzigartige Glück, daß einem „Double" der Sprung ins Licht der Oeffentlichkeit gelang. „Ja- «vvhl, ich stamme aus einer Artistenfamilie", so erzählt Truxa. „Mein Vater arbeitet selbst auf dein Drahtseil. Er ist einer von den bekannten „Fünf Pocherys" und steht noch heute aus dem Seil seinen Mann. Er war es auch, der die Filmgesellschaft ans mich aufmerksam machte. Und ich selbst habe als siebenjähriger Knabe das erstemal vor dem Publikum auf dem Seil bestanden." In den zwanzig Jahren, die das her ist, hat Eitner junior der Beruf auch schon um die halbe Welt geführt.
Abend für Abend gleitet dieser blonde junge Mann, aus dessen gutmütigem Gesicht ein Paar Helle, muntere Augen blicken, mit eleganten Schritten über das metallene Seil, das im Scheinwerferlicht gleißend aufleuchtev. Dann hält er
inne. Sorgsam prüfend tastet der Fuß die Spannung des Seiles ab. Aufs neue nimmt er etwa? Schwung, sucht unter sichtlicher äußerster Anspannung der Nerven eine ganz bestimmte Balance zu gewinnen. Dann schnellt er ruckartig hoch, wirbelt sich, rückwärts überschlagend, durch die Luft und landet im selben Augenblick mit beiden Füßen wieder auf dem vibrierend ausleuchtenden Strich. Rudert ein paarmal heftig mit den Armen, und schon steht er wieder in sicherem Gleichgewicht, lächelnd wie zuvor, aus dem Seil nnd springt nach ein Paar Schritten aus den Teppich herunter. Wenn ihm der Beifall des begeisterten, bis dahin in atemloser Spannung verharrenden Publikums entgegenbrandet, ver- neigt er sich mit bescheidener Zurückhaltung, als wäre das eben gar nichts Besonderes gewesen. Das ist Truxal
Was es nicht ai/es gibt/
JmmatrikulaLa In jeder Universitätsstadt haben die Studenten auf Grund ihres Studentenausweises verbilligten Eintritt für Theater- und Kinoveranstaltungen. In einer mittleren Universitätsstadt geschah es nun, daß mehrere Studenten an der Kasse eines Lichtspieltheaters stan. den. Auf Grund ihrer Studentenkarten erhielten sie denn auch die gewünschten ermäßigten Preise. Eine der Karten aber wies eine andere Farbe und Größe auf als die der Mehrzahl. Das Fräulein an der Kasse stutzte, worauf ihr jedoch aus der Studentengruppe einer die erläuternde Auskunft er. teilte: „Ter Herr ist nicht hier, sondern in B. immatrikuliert!" Empört rief das Kassenfräulein znm Schalter hinaus: „Ich verkitt' mir diese Anzüglichkeiten!"
Krach als In L 0 n d 0 n ereignete sich vor Ehestifter kurzem ein Vorfall, der wohl in seiner Art einzig dastehen dürfte. Ein Herr verlangte vom Fernamt eine Tclephonverbindung, und da dies chm nicht schnell genug ging, begann er grob zu schimpfen. Das Lelephonfräulein aber vergaß dabei ihre Vorschrift, nach der sie unter allen Umständen ruhig und höflich zu bleiben hat. Sie schimpfte kräftig zurück und zeigte sich bei dem Schimpfduell als Siegerin. Der Mann hängte wütend ab mit den Worten: »Ich werde mich über Sie beschweren.' Das tat er auch. Infolgedessen mußte die junge Dame zu ihrem höchsten Vorgesetzten kommen. Als ihr der den Beschwerdebrief des Telephonkunden vorlas,' behauptete sie, die Beschwerde entspräche nicht der Wahrheit. Es sei ganz anders gewesen. Nun blieb nichts anderes übrig, als die beiden Streitenden gegenüberzustellen. Man bestellte also auch den Beschwerdeführer aufs Fernsprechamt. Kaum hatte der Mann aber dort seine Gegnerin erblickt, als er ihren Chef bat, die ganze Angelegenheit mit der Dame direkt austragen zu dürfen, und das Telephonfräulein bat er, ihm doch nach Dienstschluß eine Aussprache zu gewähren. Das Ergebnis dieser Aussprache war, daß sich beide miteinander Verlobten.
Unglück als Manch ein Mensch ist sein Einnahmequelle Leben hindurch vom Pech verfolgt, und wenn es das Schicksal will, so macht er doch sein Glück daraus. Ein vom Pech verfolgter Erdenbür. ger war der amerikanische Farmer Ja- mes Geelan, der im Laufe der letzten fünf
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Oop^rlekt bx Karl Köhler L To., Berlin-Zehlendorf.
4 (Nachdruck verboten.)
alte Herr sprach gar nicht. Die jungen Leute wagten daher auch nicht, sich unbefangen zu unterhalten. Manch scheuer neugieriger Blick glitt verstohlen zu dem Neuangekommenen. Die jungen Mädchen fanden ihn einstimmig sehr hübsch, aber zu ernst, einstimmig aber waren sie auch mit den jungen Eleven, daß der stumme Gast eine eisige Luft um sich verbreitete und daß es auf Osterode noch nie so ungemütlich war wie an diesem Abend.
II. - -
Alles was er erreicht, alles was er errungen, war ausgelöscht durch das schwarze Kreuz auf dem kleinen Dorffriedhof. Nein, wahrlich, was konnte dem alten Vater der Stolz auf den berühmten Sohn sein! Er gab ihm die nicht wieder, an der seine Seele gehangen, machte die letzten Jahre nicht ungeschehen. Es durchschauerte den Mann in tiefster Seele dieses „nie wieder", dieses „zu spät!"
Dort draußen hatte ein Rest Trotz dem Vater gegenüber nicht weichen wollen, hatte ihn hart gemacht. Er hatte sich im Recht gefühlt, daß er sich nicht in einen Beruf hatte zwingen lassen wollen, zu dem er keine Lust noch Begabung fühlte. Das schwarze Kreuz zeigte ihm seine Schuld, und der Mann beugte tief den Kopf! Erschrocken fuhr er zusammen, als plötzlich die Stimme eines jungen Dienstmädchens sprach:
„Entschuldigen der Herr, ich habe dreimal geklopft, auch hat es schon vor zehn Minuten geläutet, die Herrschaften sind schon beim Abendbrot."
Wolfgang nickte kurz und ging, nachdem er rasch seine Toilette etwas in Ordnung gebracht, die Treppe hinab in die Halle. Hier bot sich ihm dasselbe Bild wie am Mittag, nur die Kinder jehlten.
Der Vater sah ihm entgegen und sagte kurz:
„Wir essen um sieben Uhr Abendbrot, ich verlange von jedem Hausgenossen Pünktlichkeit, auch wird vor jeder Mahlzeit geläutet."
Der Sohn entschuldigte sich: „Ich werde in Zukunft pünktlich sein."
Die junge Hausfrau zeigte auf den leeren Stuhl neben sich.
„Setze dich zu mir Wolfgang."
„Erlaube, daß ich zuerst deinen Mann begrüße!"
Wolfgang trat neben den kräftigen Mann und bot ihm die Hand.
„Guten Abend, Schwager, wir kennen uns schon aus der Garnison."
Ernst August erhob sich halb vom Stuhl, berührte die dargebotene Hand nur flüchtig und sprach kurz:
„Ich erinnere mich!"
Wolfgang bezwang seinen aufstekgenden Aerger und setzte sich «eben seine Schwester. Es wurde eine sehr stille Mahlzeit, der
Ein Gewitter hatte in der Nacht die Luft gereinigt, die Regentropfen blitzten noch auf dem Rasen. Der große weite Sandberg auf dem Kinderspielplatz war prachtvoll durchnäßt. Werner und klein Eva jubelten. Heute gelangen alle Kuchen und Puddinge herrlich. Gestern noch war alles immer auseinandergeflogen. Heute aber fand Fräulein Martha nicht Worte genug, um die runden appetitlichen Kunstwerke zu bewundert, die Ev- chens dicke Dingerchen in einer Reihe vor ihr aufbauten. Werner stand schon eine Zeitlang und betrachtete den Sandberg sinnend. Die kleine energische Schwester stieß ihn an:
«Fortsetzung soigi «
„Komm, Werner, back Kuchen, — hack diesen mal. der geht schwer, ich hab'n aber ganz heil rausgekriegt!"
Sie drückte dem Bruder eine Form in die Hand. Er aber ließ sie achtlos fallen.
„Ach, immer und immer Kuchen backen, das is zu dumm. Fräulein Martha, was meinst du, kann ich wohl heute eine Festung bauen wie Willi und Hans neulich? Gestern wollten die Türme und Mauern gar nicht halten, aber heute is der Sand so fein naß. auch ganz tief im Berg." — Die Krabenhand grub eifrig ein Loch, um zu sehen, wie weit der Regen gedrungen sein mochte.
„Versuch's — es wird schon halten", gab das junge Mädchen zerstreut zurück. Sie hatte nur halb auf die Worte des Kleinen gehört, denn von der Näharbeit, die sie im Schoße hielt, ausblickend, hatte sie den Haussohn herankommen sehen und war nun neugierig, ob er zu ihr und den Kindern kommen wollte oder ob er vorübergehen würde. Der munteren jungen Rheinlände- rin wäre ein Schwatz ganz lieb gewesen. Auch war sie begierig zu erfahren, ob der schlanke junge Mensch, der ihr eigenltich recht gut gefiel, bei einem frischen Mädel so steinern bleiben würde wie am gestrigen Abend. Zudem hatten Mamsells Erzählungen ihr Interesse geweckt. Der alte Brün hatte in der Erregung des Wiedersehens in der Küche allerlei erzählt aus früherer Zeit, war er doch der einzige, der den jungen Herrn als Kind und als jungen Mann gekannt hatte. Und richtig, das Erwartete geschah, der Herankommende hlieb stehen, lüftete leicht den Hut zum Gruß gegen das junge Mädchen und sah stillschweigend den Kindern zu.
Werner war eifrig dabei, Wälle und Gräben zu bauen, danäherte er sich dem Arbeitsfeld seines Schwesterchens. Als er
sich fest mit der einen Hand aufstützte, sank diese plötzlich tief ein.
„Oh, oh, mein Backofen, alle meinen Kuchen, du unartiger Bengel, du!"
Zornrot, mit funkelnden Augen stürzte sie sich auf den Bruder und hieb mit beiden kleinen Fäusten auf ihn ein. Im ersten Augenblick ließ er es sich überrascht gefallen, dann kam auch ihm die Wut. Zwei Hände voll Sand warf er der Kleinen ins Gesicht, die nun in ein jämmerliches Geschrei ausbrach. Eh' Fräulein Martha zuspringen konnte, hatte der schweigsame Zuschauer die beiden kleinen Kampfhähne schon getrennt.
„Pfui, Werner, das war häßlich!" sagte er streng zu dem Knaben, nahm «das Mädchen auf den Arm, putzte mit seinem Taschentuch Sand und Tränen aus dem runden rosigen Gesicht- chen und sprach ihr freundlich Trost zu.
„Komm, du kleines energisches Fräulein, wir bauen jetzt einen neuen Ofen, und der wird viel schöner als der alte!" Das Kind noch im Arm haltend, machte er sich schon eifrig ans Werk. Klein Evchen stockte das letzte Schluchzen vor Ueberraschung über den fremden Mann. Sein rasches Zugreifen und sein Gesicht, das sie so fröhlich anlachte, gefielen ihr, eifrig machte sie sich mit an die Arbeit, aber aus dem Graben eines Backofens wurde bald ein Spiel der großen und der kleinen Hand, sich gegenseitig mit Sand zu bedecken. Das Kind lachte und jauchzte vor Vergnügen. Werner stand in tiefen Gedanken verwundert dabei und sah stumm auf die beiden. Plötzlich sagte er:
„Aber sie hat mich doch zuerst gehauen!" >
„Du hattest ihr auch ihren Ofen zerstört. Du hättest besser Acht gebeu müssen. Und kleine Mädchen schlägt man nie und wirst sie nie mit Sand, wenn man ein anständiger Mann werden will, und das willst du doch?"
Werner wußte zwar nicht recht, was ein anständiger Mann eigentlich sei, aber ein großer Mann wollte er werden, das war gewiß, und so sagte er nur „hm!" und wandte sich seinen Festungsbauten wieder zu.
Nach einer kleinen Weile trat er an den Fremden heran, der sich geduldig von dem Schwesterchen mit Sandkuchen füttern ließ, und meinte: „Nun könntest du mir auch mal helfen!"
Jetzt war es eine Lust zu bauen. Hei. wie die Türme und Mauern aus der Erde wuchsen, bekrönt von Mauerzinnen aus Fräulein Marthas Fingerhut. die auch lustig lachend mit zu- griff. Alle vier waren so verliest in ihre Arbeit, daß sie gar nicht bemerkten, wie ein ernstes Augenpaar schon länger beobachtend ihnen zusah. Erst Werner, der auf seinen dicken runden Beinen wieder einen Freudentanz um den Berg machte, sah den Vater und sprang jubelnd auf ihn zu.
„Guck, Vater, guck, was der Onkel das fein kann!" Er hakt« des Vaters Hand ergriffen und zog ihn eifrig näher, und als der gar nicht in den Jubel einstimmte, setzte er erklärend hinzu:
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