111. Jahrgang
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Donnerstag. 4. November 1937
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Msseler Konferenz hoi begonnen
Italiens Vorschlag: China und Japan sollen untereinander Fühlung nehmen
Itigenbericbt cker blL-presss
HZ. Brüssel, 3. November. Das „Neun- zehner-Parlament", wie die Neunmächte- Konferenz richtiger genannt wird, hat am Mittwoch kurz nach 12 Uhr im Akademie-Gebäude seine erste Sitzung begonnen. Der belgische Außenminister Spaak, der zum Präsidenten der Konferenz gewählt wurde, bedauerte Deutschlands Abwesenheit und sagte: Hoffen wir, daß Deutschlands Ablehnung nicht absolut ist, sondern auf gewissen besonderen Umständen beruht, und daß sich diese ändern können. Die gegenwärtige Konferenz darf sich keineswegs als ein« Art internationalen Gerichtshof betrachten, vor dem Japan sich zu verantworten hätte. Wir wollen ein Werk der Verständigung und des Friedens ohne Voreingenommenheit und ohne Leidenschaft unter Berücksichtigung aller berechtigten Interessen. Das Ziel ist, dem Krieg womöglich Einhalt zu gebieten.
Norman Davis, der amerikanische Vertreter. hob als erster Redner in der allgemeinen Aussprache die Bereitwilligkeit der Bereinigten Staaten zu gemeinsamen Anstrengungen im Sinne einer friedlichen Lösung hervor. Der britische Außenminister Eden stimmte ihm zu und bedauerte namentlich die Abwesenheit Japans, welche dir striedensbestrebungen beeinträchtige. Der stamösische Außenminister Delbos Pflichtete 'einen Vorrednern bei.
GrafMarescotti, der Vertreter Italiens, erklärte, von Zwangsmaßnahmen und „moralischer Quarantäne" könne keine Rede sein. Die faschistische Regierung wäre glücklich. dielen blutigen Kampf so bald wie möglich aufhören zu sehen, aber unter solchen Bedingungen, daß er nicht wieder auflebcn kann. Der Meinungsaustausch wird den Konflikt nicht aufbalten. wenn man nicht das Hauptziel erreicht, nämlich die beiden Parteien zu einem dauerhaften Frieden zu sichren. indem man sie einander näherbringt und dazu überredet, die tieferen Ursachen ihrer Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen.
Die faschistische Regierung macht, so betonte der italienische Vertreter, alle Vorbehalte hinsichtlich der Ergebnisse einer Kon- l'cmiz, die nur zu platonischen Entschließungen sichren könnte und damit einen Beweis der Ohnmacht geben würde, wenn sie der tatsächlichen Lage nicht Rechnung trägt. Das einzig Nützliche, was man ins Auge fassen kann, ist. die beiden Parteien einzuladcn. untereinander Fühlung zu nehmen. Dann hätte die Konferenz nichts mehr zu tun.
Die Nachmittagssitzung begann mit einer Rede Litwinow-Finkelsteins, die eine Sammlung bereits abgedroschener Phrasen darstellte und demgemäß keinerlei neue Gesichtspunkte enthielt. Nach ihm sprach der chinesische Delegierte Dr. Wellington Koo. Er erklärte, China wünsche den Frieden. Solange der Konflikt aber dauere, sei Estin« ent- schlossen, den Widerstand fortzusetzen. Nicht ein Friede um jeden Preis >ueÄe China Gerechtigkeit verschaffen. Nur durch die Annahme eines Friedens, der auf den Grundsätzen des Neunmächtevertrages beruht, Aerde China einen Beitrag leisten für die vache des Rechtes und der Ordnung in den internationalen Beziehungen. Zum Schluß Mach der Portugiesische Vertreter de Castro den Wunsch nach einer baldigen Verständigung der streitenden Parteien aus.
Die Konferenz tritt am Donnerstag 14.30 Uhr zri einer nichtöffentlichen Sitzung zusammen. lieber das weitere Verfahren haben A den Nachmittagsstunden Besprechungen des französischen und des amerikanischen Vertreters ^it dem englischen Außenminister stattgefunden.
Am warnt vor Manövern
skeptische Beurteilung des „Reunzehner- Parlaments"
. bkom, 3. November. Zur Eröffnungssitzung ver Brüsseler Konferenz äußert die römische
Abendpresse, daß diese'Besprechungen unter nicht gerade günstigen Aussichten ihren Anfang nähmen. Schon die Tat- sache, daß sich diese Neunerkonserenz in ein Neunzehner - Parlament verwandelt habe, müsse, wie der Direktor des „Giornale d'Jtalia" erklärt, bei den wahren Freunden des Friedens Mißtrauen erwecken. Entweder werde eine derartige Konferenz durch die große Anzahl ihrer Teilnehmer schwerfällig und deshalb unnütz, oder sie werde der Aus» gangspunkt von Manövern, die unter dem Deckmantel der Jnternationalität eigene Zwecke verfolgen und daher gefährlich werden. Auch die Brüsseler Konferenz dürfte diesem Schicksal nicht entgehen.
Wichtiger als die Haltung der einzelnen Mächte, die man in den nächsten Tagen er- kennen werde, sei die Einstelluna Japans,
das einen Ausgleich mit China' durch direkte Verhandlungen ohne Einmischung Dritter erstrebe. Tokio wolle zu einer Zusammenarbeit mit China gelangen und dem kommunistischen Einfluß entgegentreten, indem es zwischen Nordchina und Sowjetrußland einen Jsolierungsgürtel schaffe.
Wenn man tatsächlich vom Frieden sprechen wolle, dürfe man keine neuen Kompli- kationen schassen, wie das bereits der Völkerbund mit dem ihm eigenen Mangel an Ver- antwortungsgefühl versucht habe. Keine ein. zige Macht könne ernsthaft an eine Einmischung denken. Selbst Sowjetrußland begnüge sich zunächst damit. China nach sowjetspanischem Muster mit Waffen und Munition zu versorgen.
Es bleibe deshalb, betont das halbamtliche Blatt abschließend, nichts anderes übrig, als die Forderungen Japans und damit ein direktes und vertrauensvolles Uebereinkommen zwischen Tokio u n d N a n k i n g zu begünstigen.
Me MenWuWWltt-Zentraie ousgeWen
Massentransporte Schweiz-Frankrei ch-Rotspanien — Kopftaxen für Werber
^igenberickt cker lOÜPresse
KI. Genf, 4. November. Die gestern von uns gemeldete Verhaftung der Wiener Jüdin Melanie Ern st führte zur Auf- deckung einer großängelegten kommunistischen Organisation zur Anwerbung und Weiterleitnng von „Freiwilligen" für Notspanien. Die bisherigen Untersuchungen der Graubünder Kantonpolizei ergaben, daß Melanie Ernst, die Leiterin dieser Menschenschmuggel-Zentrale, früher Funktionärin in dem kommunistischen Parteisekretariat in Wien war und sich auch wiederholt als Versammlungsrednerin betätigt hatte. In den Jahren 1933 bis 1935 wurde sie allein dreimal wegen kommunistischer Betätigung bestraft. Von 1935 bis 1936 gehörte sie zum Büro der „Roten Hilfe" in Prag. Im Sommer 1937 kam die berüchtigte Agentin nach der Schweiz mit dem Auftrag, eine Organisation für Spanienfreiwillige zu schaffen.
Zu ihren engsten Mitarbeitern gehörten der Wirt einer Naturfreunde-Hütte in Davos, Wiro Romberg, der Obmann der Roten Hilfe in Davos Karl Günthert und der Kommunist Albert Scheurer aus St. Gallen. Ferner wurde festgestelll, daß die Jüdin Ernst mit verschiedenen Verbindungsstellen in Vorarlberg zusammcnarbeitete, über die der Jude Isak Szop die Aufsicht führte.
Ein großer Teil der für Spanien bestimmten Freiwilligen kam über die Alvenvöffe Vorarlbergs. Es wurde festgestellt, daß für die illegale GrenzMerschreitung mindestens nenn verschiedene Uebergangs st eklen benutzt wurden. Die in der Schweiz gesammelten Freiwilligen brachte man gruppenweise nach Basel, von wo aus sie mit Kraftwagen nach Mülhausen und von dort über Paris und Toulouse nach Rotspanien geschafft wurden.
Jeder Kurier und Verbindungsmann erhielt von der Leiterin in der gesamten Organisation. der Melanie Ernst, festgesetzte Löhne. Ein gewisser Johann Mattivi zum Beispiel, der viele der über Vorarlberg kommenden Freiwilligen in Empfang nahm, erhielt iür jede Vermittlung zwischen 40 und 60 Schweizer Franken. Für die übrigen Verbindungspersonen wurden ebenfalls bestimmte Taxen bezahlt. So wurde festae- stellt, daß die Ernst den Auftrag eines bolschewistischen Kuriers mit 150 Schweizer Franken entlohnte. Die den Transport der Freiwilligen nach Basel besorgenden Tori- Chauffeure erhielten iür jede Fahrt 120. bis 160 Schweizer Franken, den Freiwilligen selbst wurde ein „Handgeld" im Betrage von 70 bis 100 Franken mitgegeben. Die Leiterin dieser Transportorganisation verfügte demnach über außerordentlich große Geldmittel, die auf dem Weg über die ..Rote Hilfe" von Moskau zur Verfügung gestellt wurden. Es ist zu vermuten, daß die
weiteren Untersuchungen der Schweizer Behörden in dieser Anoelegenbeit noch mehr in- teresjankes Material zutage fördern werden.
England will letzt Franko anerkennen
London, 3. November. Wie der Diplomatisch« Korrespondent des „Daily Telegraph" meinl. ist binnen Kürze eine Erklärung der englischen Regierung bezüglich einer gegenseitigen konsularischen Vertretung zwi- schen England und National spanten zu erwarten. Es ist englischerseits be- absichtigt, einen Hauptagenten mit einem oder mehreren Assistenten zu ernennen mit dem Sitz in Burgos. Agenten mit Reckten und
Pflichten ähnlich denen der Konsuln sollen dann in einer Reih-' von Städten Nationalspaniens als anerkannte Vertreter in England zugclassen werden.
In der offiziellen Ankündigung wird Nachdruck darauf gelegt werden, daß dieser Schritt nicht eine de-jure-Anerkennung der Regierung Francas bedeutet. Jetzt aber, da die nationale Regierung in fast drei Fünfteln Spaniens, einschließlich der gesamten atlantischen Küste, die Lage beherrscht, erscheint ein solcher Schritt notwendig.
Der Diplomatisch« Korrespondent der „Daily Mail" nennt die Verhandlungen, die auf die Einsetzung gegenseitiger konsularischer Vertretungen in Nationalspanien und England hinauslausen sollen, den ersten Schritt in Richtung einer diplomatischen Anerkennung Francos.
General Franco hat ein Dekret unterzeichnet, durch das ein nationales Zentralamt iür Sicherheit, öffmrtlich« Ordnung und Grenzschutz geschaffen wird.
London sagt: -Rur Handelsbetreuung'
London, 8. November. Zu den Berichters wonach ein Abkommen zwischen Großbritar»- nien und den Behörden in Salamanca üb» die Aufnahme gegenseitiger konsularisch» Beziehung bevorsteht, wird von zuständig« englischer Seite erklärt, daß diese Verhandlungen noch schweben. Selbstverständlich, so wird erklärt, handelt es sich nicht um ein Handelsabkommen oder um die diplomatische Anerkennung Francos durch die britische Regierung, sondern lediglich um die Entsendung von Konsuln und Konsularagenten, deren Hauptaufgabe in der Betreuung des Handels bestehen würde.
Für 900 Millionen Kriegsmaterial
Paris, 3. November. Der Berichterstatter des „Jour" in London meldet, daß der bolschewistisch« Teil Spaniens innerhalb von neun Monaten für 900 Millionen Franken Kriegsmaterial erhalten hat, das von sowjetrussischen Dampfern befördert worden ist.
30 MiMN zeigen ihre WtrWkv
Reichsjägermeister Generaloberst Göring eröffnet« die Internationale Iagdausftellung
Berlin, 8. November. Eine Schau ohne Beispiel, die „Internationale Jagdausstellung Berlin 1937". veranstaltet vom Reichs- bund Deutsche Jägerschaft und der Gemeinnützigen Berliner Ausstellungs-, Messe- und Fremdenverkehrs-GmbH-, ist am Mittwochvormittag unter der Schirmherrschaft des Reichsjägermeisters, Ministerpräsident Generaloberst Göring in den acht Ausstellungshallen am Funkturm feierlich eröffnet worden. Gleichzeitig hat die neuerbaute riesige Halle an der Masurenallee, der modernste derartige Zweckbau Europas, ihre Weihe empfangen.
Zu beiden Seiten der breiten Gaffe wehen von hohen Masten die Fahnen der dreißig Nationen, die an der Ausstellung beteiligt sind, und in der Mitte grüßt die Gäste ein gewaltiger Hirsch auf hohem Postament.
In der neben der Ehrenhalle befindlichen Deutschen Halle ging der Festakt vor sich. Unter den 1200 Ehrengästen sah man das Kronprinzenpaar von Dänemark, viele Diplomaten, Reichsminister, Reichsleiter, Ministerpräsidenten, Reichsstatthalter, Gau- leiter und zahlreiche andere bekannte Vertreter des Staates, der Partei, der Stadt Berlin und viele Grünröcke aus dem ganzen Reich.
Nach einem feierlichen Marsch begrüßte Oberbürgermeister und Stadtpräsident Dr. LiPPert die Gäste. Dann ergriff der Reichsjägermeister, Generaloberst Göring, das Wort.
Der Gruß des Reschsjägermeisters
DaS große Interesse, sagte der Reichsjäger- meifter, das die Internationale Jagdausstellung in Berlin bei allen Freunden der Jagd, der Natur und ihrer Geschöpfe in der ganzen Welt findet und das seinen Niederschlag in der außer- ordentlich starken Beteiligung aller jagdlich inter
essierten Länder gesunden dar, vewcpi vas Jeugemäße und die Notwendigkeit dieser großartigen und einzigartigen Veranstaltung.
27 Jahre liegt die letzte Internationale Jagdausstellung in Wien zurück. Seitdem haben sich auf dem Gebiet der Jagd in allen Ländern, die sich von altersher einer hohen jagdlichen Kultur erfreuen, Veränderungen von einschneidender Bedeutung vollzogen, die die gesamte weidgerechte Jägerschaft vor ganz neue Aufgaben gestellt haben. Üeberall werden Sie Bestrebungen finden, die einerseits der Tierwelt einen vermehrten Schutz angedeiben lassen und andererseits einer Veredelung und Vervollkommnung des Weidwerkes selbst dienen. Der Gedanke, daß die Jagd auf die Entwicklung von Kultur und Kunst eines jeden Volkes entscheidenden Einfluß gehabt yal. war einer der Hauptgründe, die mich veranlaßt haben die Anregung zu dieser gewaltigen Schau zu geben.
Bor allem erschien eS mir notwendig, die Bedeutung der Jagd gerade als wichtigen Kultur, faktor durch eine Ausstellung, wie sie die Welt bisher nicht gesehen hat und voraussichtlich auch in absehbarer Zeit nicht sehen wird, wirksam zu unterstreichen. Die Ausstellung will auch all denen in der ganzen Welt, die in völliger Verkennung der Dinge in der Jagd ein überflüssiges Vergnügen angeblich begüterter Kreise sehen, die Augen darüber öffnen, daß gerade Jagd und Jäger in aller Welt immer diejenigen waren, sind und bleiben werden, die einem Volk die schönste Zierde seiner Heimat, das Wild, erhalten haben. So will die Ausstellung auch dem Ziele dienen, die Stellung des Jäger? in der ganzen Welt zu heben, sie soll ihm das A n - sehen geben, daß er verdient.
Auf eines, auf da? wir ganz besonders stolz sein können, wollen wir mit dieser Schau verweisen: aus die enge kameradschaftliche Verbundenheit, die seit jeher zwischen den Jägern eine edle und hohe alte Sitte ist. Bei der Jagd im gesitteten Weidwerk haben Standesunterschiede niemals eine Rolle gespielt. Wen» ebenso die Jäger aller Welt über die Landesgrenzen hinweg gute Kameradschaft halten, so wird sicherlich auch damit dem