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Nr. 288
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter
sich dennoch in einem reizvollen Gewände dorbieten kann, soll die Weinstraße im Laufe der nächsten Jahre verbreitert und verschönt werden.
Aber noch etwas ist iin Werden, was vielleicht dazu beiqetraqen hat, das Gerücht von der Verlängerung der Weinstraße entstesten zu lassen. Es ist geplant, die alte Nibelung e n st r a ß e wieder auferstehen zu las- >en, die von Worms aus. dem Zug der Nibelungen folgend, über Lorsch nach Bcns- heim rührt, dort die Bergstraße kreuzt und dann über Anwrbach an den Main und nach W ürzburg hinauf läuft.
WmterkiWvende der NgerWaft
Berlin, l. Nov. Auch im vergangenen Jahr hat die Deutsche Jägerschast durch ihre LPende bewiesen, daß ihr die Beteiligung am Wiuterhilsswerk eine Selbstverständlichkeit geworden ist. Die Spende ist gegenüber dem Vorjahr erneut gestiegen. Auch für das neue Wiuterhilsswerk hat der Reichsjägermeister G ö ring die Jägerschaft jetzt wieder au'ge- rufen. In der Zeit vom l. November bis 20. Dezember soll eine Spende an das WHW. abgelieiert werden, die mindestens 5 v. H. der Nutzwildjahresernte jedes Reviers beträgt. Der Reichsjägermeister gibt seiner Ueberzeugung Ausdruck, daß wie in den vergangenen Jahren jedes Mitglied der Deutschen Jägerschaft auch in diesem Jahre seine Pflicht für das WHW. tun wird.
Entlang der Berchtesgadener Berge
Das schönste Stück der Autobahn München—Landesgrenze
kl i z e n tr e i-i c k t 6er 8 ? r e 8 s e
räv. München, 1. November. Am Sonntag wurde der 22 Kilometer lange Autobahn- abschuitt S i e g s d o r f — P i d i n g, der schönste Teil der Reichsantobahn München— Landesgrenze, für den Verkehr sreigegeben. Ans dem höchsten Punkt bei Atzelbach sieht man die ganze Kette der Berge, vom Bayrischen Wald bis zum Höllengebirge im Salz- kanunergnt und zmn Hohen Dachstein, vor sich. Die Strecke selbst fuhrt am Fuß der Berchtesgadener Berge entlang. Die Lage inmitten des Hochgebirges bedingte -eine Reihe monumentaler Brückenbauten, durch die mehrere romantische Bergtäler überquert wurden. An der Strecke liegen auch das herrliche alte Kloster Högelwörth, das Dors Anger, das als „schönstes Dorf Bayerns" gilt, und die jahrhundertealte Burg Stau» seneck.
Ein kurzes Stück, das den Anschluß an Salzburg herstellt, befindet sich zur Zeit noch im Bau. Es wird mit. zwei flankierenden Türinen besonders monumental gestaltet, da es für die aus Oesterreich kommenden Reisenden das erste sein wird, was sie von Deutschland zu sehen bekommen. Im Tal der Saalach wird der Schlußstein der Reichsautobahn Vtünchen—Landesgrenze gesetzt.
Ehrendolch für den Stabschef Me
Berlin, 1. November. Mit der Maschine „Horst Wessel" landete der Stabschef der SA-, Lutze, mit seiner Begleitung von der Teilnahme der Feier des fünfzehnten Jahrestages des Marsches auf Nom zurückkeh- rend. am Montag aus dem Flugplatz Han-
nover. Bei seinem Abschied in Italien wurde ! ihm durch den Vertreter des Duce, dem Chef ! der faschistischem Miliz. General N u s s o, ein s alter Kampfdolch der Miliz als Ehre n- dolch verliehen. Die Ehrung des Stabschefs ist um so höher zu bewerten, als diese Waffe aus der Zeit des Kampfes um die Erringung der Macht stammt.
Sämtliche Generäle der italienischen Miliz waren beim Abflug nach Deutschland zugegen und wurden dem Stabschef vorgestellt. Bei der Ueberfliegung der italienischen Grenze brachte der Stabschef als Teilnehmer der Parteidelegation dem Duce in herzlichster Weise seinen Dank für die freundliche Aufnahme in Italien telegraphisch zum Ausdruck. Der Vizesekretär der Faschistischen Partei, Dino Gardini, erwiderte im Auftrag des Duce diese Grüße ebenso herzlich.
Kabnfabrl im Waren brr Erde
Deutschlands größte Höhle wird ausgebaut
Eigen verlebt 6er VIL-kresse
rvk. Halle, 1. Mw.-In der größten Hohle Deutschlands, der am Rande des Südharzes unweit Stolberg gelegenen „Hei in kehle", sind größere Erschließungsarbeiten eingeleitet worden. Es ist beabsichtigt, auch die südöstlichen Teile der Höhle den aus allen deutschen Gauen herbeiströmenden Besuchern zugänglich zu machen. Die zusammenhängende Gesamtlänge der Höhle wird dann über viertausend Meter lang begehbar sein.
! Die „Heimkehle" wird urkundlich schon i 1357 als „Heymelnkellen", also als Wir- ! kungsstätte der „Heimchen" erwähnt. Aber erst 1920 wurde sie erschlossen. Als der 20 Meter breite und 25 Meter hohe Höhleneingang freigelegt worden war. erlebte man eines der überwältigendsten Naturwunder, die wir kennen. Riesige Hallen, darunter der „Große Dom" mit einer 30 Meter hohen, einst von einem Strom der jüngeren Eiszeit ausgewaschenen Kuppel und einem Durchmesser von 65 Meter, fügen sich aneinander. Gänge und Schluchten gehen überall nach allen Seiten. Aber daS Merkwürdigste sind die Seen, lieber zwölf Meter senkt sich im Tyra-See das Lot in die Tiefe. Die Wasserspiegelung des elektrischen Lichtes ist geradezu unglaublich täuschend; niemand würde ihn tiefer als zwei Meter schätzen. Das eigenartigste Gefühl ist jedoch, hier 80 Meter unter dem Reesberg in einem Kahn zu fahren, begleitet von dem Geräusch einer in den See von der Decke herabplätschernden Quelle, ein ewiger Regen, der sich jetzt im Winter wieder in eine Galerie von zehn Meter langen Eiszapfen verwandeln wird. Eine sonderbare Erscheinung ist die oft auftretende Bildung von Nebelin der von der Außenwelt fast vollkommen abgeschlossenen Höhle. Diese Nebelbildung ist merkwürdiger-^ weise auch ein sicheres Barometer für in den folgenden 24 Stunden eintretendes Regenwetter. Erhebliche Funde bestätigten, daß etwa im dritten Jahrtanirnd vor unserer Zeitrechnung die Höhle von Menschen bewohnt gewesen ist.
„Die XeLI lebt Lm kuek"
Rudolf Mirbt
Bon der Glaubwürdigkeit des deutschen Buches
Millionen Volksgenossen in aller Welt, die sich von uns Reichsdeutschen nur durch ihren fremden Staatsbürgerpaß unterscheiden, schauen heute mit neuer Sehnsucht auf ihr Mutterland. Alles Große, was uns bewegt, bewegt auch sie. Alle Sorge, die uns bedrückt, bedrückt auch sie. Sie sind ein Stück von uns und sind in allem mit uns eins.
Was sie vor uns voraus haben, ist zweierlei: Sie sind dankbarer und gläubiger. Dankbarer, weil sie vom Schicksal seit jeher hart angefaßt wurden, und gläubiger, weil sie ein feineres Empfinden für Wesen und Unwesen, Wert und Unwert haben als wir. Diese Dankbarkeit und Gläubigkeit unserer 30 Millionen Volksdeutschen da draußen muß von uns genährt und gefördert und darf von uns nie getäuscht werden. Solcher Hinweis hat im Zusammenhang mit der Woche des deutschen Buches seine besondere Bedeutung. Denn das deutsche Buch ist vorzüglich für unsere Volksgenossen ein Gleichnis deutscher Art, deutscher Sprache, deutscher Seele. Die Volksdeutschen sind für jedes Buch, das als Gruß des Mutterlandes zu ihnen einen Weg findet, dankbar, und - das deutsche Buch hat bis zum heutigen Tage da draußen vielfach einen Seltenheitswert - sie glauben unkritisch au die Kraft und die Deutschheit jedes Buches, weil es vom Mutterland kommt.
Gegen Ilebersteiqerungen sind unsere Volksdeutschen mißtrauisch: was sie von uns erwarten, ist nicht das kostbare Buch, sondern das gute, das wertbeständige, das innerliche, das
gläubige deutsche Buch. Was immer wir an Büchern hinausschicken, wir müssen an jedes einzelne einen ganz klaren Maßstab legen. Denn diese Bücher werden draußen nicht nur einmal gelesen, sondern sie werden zerlesen und verschlungen. Sie dienen nicht der leichten seichten Unterhaltung, sondern jedes an seinem Teil der Erneuerung des einzelnen im verpflichtenden Sinne deutschen Volkstums.
Unsere Volksdeutschen brauchen nicht das billigste Buch, sondern das preiswerte. Da wir im Reich im Begriffe sind, die Gesellschaft durch Gemeinschaft zu überwinden, geht es nicht an. etwa den bei uns überständiq werdenden Ee- sellschaftsroman der letzten 50 Jahre einzeln oder gar, aus Eeschäftsgründen, in Mengen hinauszusenden, mit der Entschuldigung, die Volksdeutschen würden sich freuen, wenn sie überhaupt Bücher bekommen. Was uns hier nicht mehr gemäß ist, ist draußen noch weniger am Platz. Jedes einzelne Buch, das hinausgeht, muß sauber und neu in der Gesinnung und sauber und neu im äußeren Gewand sein. Das gilt für Schulbücher so gut wie für Erzählungen, für Zeitschriften so wie für Bilderbücher. Denn die Volksdeutschen sind daran gewöhnt, dem Volksgenossen, weil er ein Volksgenosse ist. zu vertrauen, und sie haben den Glauben, daß, was immer das Mutterland ihnen sendet, gut. echt, wertvoll ist, weil es aus Deutschland kommt.
Die reichsdeutschen Bücherschränke beginnen sich zu leeren, weil wir alle inzwischen bewußt oder unbewußt erneuerte Maßstäbe an das deut- . sche Schrifttum legen. Volksdeutsche Bücher- ! schränke gibt es selten. Umso größer ist die Ver- s antwortung, welche wenigen Bücher dem ein- l zelnen Volksdeutschen in die Hand gegeben wer-
Mittwoch, den 3. November Igz?
den. Sicher ist nur eins: Der Ballast der reiLs deutschen Bücherschränke muß innerhalb der reichsdeutschen Grenzen bleiben.
Walter Kornelius.
Leichte Liebe zur Vergänglichkeit oder kleine Betrachtung über Zeitung und Buch
Wir sind gewöhnt eine Zeitung wegzuwerfen wenn wir sie gelesen haben. Kaum lehnt sich etwas in uns dagegen aus, wenn wir das. was uns eben noch interessierte, fesselte, sind wir vom Frühstückstisch aufgestanden, aus der Straßenbahn gestiegen oder ist die Zigarette zu Ende beiseiteschiehen, in der Rocktasche begraben oder achtlos in die Ecke knüllen. Als Zeitung hat sie ihre Schuldigkeit getan, das Papier kann gehen. Es lebte ein paar Stunden, — nun ist es tot Wir verübeln es der Zeitung, wenn sie uns läw ger anspricht als ganz knappe Zeit: wir beurteilen sie nach ihrer Bezogenheit auf die Stunde, das Ereignis, die Aktualität. Aber ihre rasche Sterblichkeit ist es gerade, was wir lieben; hinter jeder aufgeschlagenen Zeitung lockt schon wieder der jungfräuliche Reiz der nächsten.
Und ist es etwas anderes mit dem Stundenreiz eines plätschernden Unterhaltungsbuches? Lockt auch hier nicht das kurzlebige, Vergängliche. Unverpflichtende? Unsere Schwere weicht, wir werden abgelenkt. Und diess Ausruhen unseres Ichs geschieht in dem Abstellen unserer Gedanken, in der Unterbrechung unserer Sorgen. Der Schmöker lockt uns nicht heraus aus den unbekümmerten Schlendern durch leichtes Wellengekräusel Er beansprucht uns nicht und er hält uns nicht auf. Und er schenkt uns das Verheißungslicht des guten Abschlusses!
Werden Sie also enttäuscht sein, wenn Cie merken, was eine solche frohbewimpelte kleine Fregatte bei Ihnen will? Vielleicht — mitunter nicht mehr als eine über die ganze Eisenbahnfahrt ausgedehnte Entspannung. Steigen wir, fertig mit Lesen, aus, so ist der Roman zu Ende, aber: die Bahnfahrt haben wir geschafft! Und daß sie uns nicht zum Bewußtsein kam. ist oft ein Zeugnis für unsere leichte Liebe zur Vergänglichkeit.
Das Blatt zum Frühstück, die Ablenkung sin die Bahnfahrt sind Dinge, die wir erst bemerken, wenn sie nns einmal fehlen. Hat ein freundlicher Nachbar einmal ihre gewohnte Zeitung „aus Versehen" in die Tasche gesteckt, haben Sie ein Buch, das Sie selbst fest vorgenommen hatten, zu lesen, einmal vergessen, einzustecken? Und er heftige oder leise Groll, der sich in ihnen erhob, war er nicht ähnlich dem über ein entgangenes Geschenk oder ein versäumtes Vergnügen?
Heiteres
„Großvater, hast du gute Zähne?"
„Ich habe überhaupt keine Zähne mehr. Junge!"
„Ist das auch sicher?"
„Da kannst du dich drauf verlasse»!"
„Dann halte mal bitte mein Wurstbrot einen Augenblick!"
Engländer besichtigen eine wunderbare Höhle, die sich im schottischen Hochland befindet. N Führer erklärt und erklärt. Schließlich frG ein Engländer: „Sagen Sie. war hier immei eine Höhle?"
„Eigentlich nicht - früher war hier nur ein Mauseloch."
.,???"
„Ja. und da ist einem Schotten einmal ein Penny hineingefallen!"
Toni Brennyuber
Op^rixbt d, Karl Köhler L To.. Derlin-Zehlenvors Ol (Nachdruck verboten.)
Da fällt ihm wieder ihr Traum ein.
Auf dem Fenstersims liegt der Hausschlüssel.
Immer, wenn er später heimkommt, liegt er dort, und so sperrt er leise auf.
Wenn nut die Mutter nicht wach wird! Sie hat so einen leisen Schlaf. Sie wird dann gleich wissen wollen, wo er war, und was er da in dem Seidenpapier hat.
Mein Gott ... ja! Es fährt ihm wie ein Stich durch die Vrust. Er hätt's doch lieber nicht nehmen sollen.
Wenn er sagen würde, er hält' das geschenkt bekommen, weil er ein Lied gesungen hat, so wird ihm niemand das glauben.
In seiner Kammer macht er kein Licht. Der Mond scheint ja hell herein. Er steht eine Weile und weiß nicht, was er machen soll. Er möchte das Schöne recht schön aufheben als ein Andenken an den Abend heut ... und an sie.
Im Kasten?
Nein ... da nimmt die Mutter sein Sonntagsgewand heraus, um es auszubürslen, oder sie legt die gebügelten Hemden hinein, und da kramt sie darin herum.
Unterm Bett?
Nein, so was gehört sich nicht unters Bett.
So steigt er denn aus den Stuhl und stellt es ganz hinten aus den Schrank. Dann schiebt er den Glassturz davor. Da ist der Schatz sicher.
Ein paar Minuten später liegt er in seinem Bett und kann nicht schlafen, und der Mond wandert erstaunt über sein schönes Gesicht und taucht es in seinen Glanz.
* »
„ Die alte Brennhuber hat es unter die Leute gebracht, beim Krämer und so . . . Ihr Toni könnt ein großer Herr werden.
„Aus der Stadt sind's kommen und sind ganz narrisch S wesen, wie's ihn haben singen hören."
„Ja . . ja." Der alte Stapfinger Andres nimmt die Pfeife aus dem Mund. Des kann scho sein. Unsere Leut verstehen so was net. Aber beim G-sangverein, wie i noch jung war, da war l der Beste. I versteh was! A Stimm hat er . . . Jesus Maria, a Stimm . . .des maß ma sagen!"
Und so läuft es bald im Dorf um.
„Hast schon g'hört? Der Brennhuber Toni wird a reicher Manul"
„Der Toni wird a Opernsänger, reben's."
„Den Brennhubcr haben's schon geholt."
„Geh . . . na! Vor einer Stund bin i ihm doch erst bc- > gegnet . . . draußen am Acker. Rüben anbaun tut er." -
„So, so. No, dann holen's halt ihn heut abend noch." i
„O du, was der für a Glück hat! Der weiß a net, wie er! dazu kommt, so a junger Bursch! Daß der so viel Geld verdient, und hat kei Arbeit net dabei!"
* -»
Am Mühlbach sleit die Pepi Wäsche. Ihr liebes Ma- dvnnengesicht ist ganz eifrig geneigt, und sie kniet auf dem Brett und hat schon einen ganzen Stoß lauter bunte Wäsche neben sich fertig.
Der Ringelbauer Lois streift durch den Wald. Krebse möcht er fangen! Die mag er gern. Feierabend is auch schon. Aber um die Krebse ist's ihm gar nicht ... nur daß er die Pepi ! erwischt.
! Wie er drüben den Hang zum Mühlbach heruntersteigt, sieht er schon ihr Helles Kopstuch. Da kommt er langsam herunter bis ! an den Rand.
l „Hast es schon g'hört . . . vom Brennhuber Toni?" schreit er ohne Gruß und Anrede.
Sie erschrickt, und ein großes, dunkelblaues Taschentuch reiht ihr der strömende Bach aus der Hand. Sie muß sich ganz vorneigen, daß sie es noch erwischt. Dann schaut sie auf. Ihr Gesicht ist brennend rot.
„Is ihm was g'schehen?"
Es ist eine hastige Frage, in der die wilde, herzklopfende Angst zu hören ist.
Da lacht der Ringelbauer Lois. „Ah na, g'schehen is ihm nix. Fort is er! In die Stadt is er . . . auf Nimmerwiedersehen!"
Die Pepi muß sich mit beiden Händen an dem niederen Geländer halten. Sie fühlt gar keine Kraft mehr in den Gliedern. Sie wäre vornüber in den Bach gefallen, wenn sie sich nicht hätte an dem Geländer aufrichten können.
„Net wahr is!" sagt sie leis.
Der Lois lacht zum zweitenmal. „Da hast di an sauberen Kumpan aufg'sischt. Da kannst di anschaun lassen!"
Und damit geht er ohne Gruß weiter am jenseitigen Bachufer entlang, bückt sich, einen flachen Stein aufzuheben, um zu i sehen, ob da Krebse darunter sind, und tut so. als ob ihn nichts ! mehr interessieren würde als dies.
Die Pepi aber faßt schwankend nach dem Stoß Wäsche. Sie hat fast nicht die Kraft, sie aufzuheben, es reißt sie das Gewicht hin und her. wie sie so geht, und es ist säst ängsl'iich anzu- schauen.
Die Müllerin sieht es durch das «Inster.
„Jesus Maria! Was hat denn das Madel?"
Und sie stürzt hinaus, ihr entgegen.
„Pepi! Was hast denn? Bist schwindlich? Gib her die Wäsch! Was hast denn nur?"
Da sagt es die Pepi, leise und mit zitterndem Mund.
„Aber geh! So was is ja gar net wahr! Wie kannst denn so was glauben?"
Aber die Pepi schluchzt vor sich hin:
„Mir hat träumt..
„Geh! Wer hat's denn g'sagt?"
„Der Ringelbauer Lois."
„Na . . . der! Der hat halt Gift auf ihn . . . des laßt sich doch denken. An Schrecken hat er dir machen wollen . - - weiter nix!"
Sie stellt den Wäschestoß auf die Hausbank.
„Geh jetzt 'nein, Pepi, in die Küch . . . und machst aweil an Feuer. Trink a Stamperl vom Nußschnaps, am Fenstersims in der Stuben steht er, weißt es so . . . der bringt dir des Blut wieder durcheinander. I renn derweil nauf zur alten Brenn- huberin. Die wird ja wissen, was dran wahr is. So was glaub i net!"
Während also die Pepi langsam ihr Kopftüchel abbindet und sich mit noch zitternden Knien zum Herd bückt, läuft die Müllerin den Berg hinauf. Sie ist wie viele hier herb und grob, aber wo es gilt, ist sie da. „Der Allodri, der verdammte, der Lois, was braucht er des Madel so derschrecken!" wütet sie. während sie hinaufsteigt.
Die Brennhuberin sitzt in der Stube und flickt an einem Hemd. Sie hat die Brille auf der Nasenspitze unten.
„Ja ... die Frau Schach!" ruft sie ihr entgegen. „Ja, grüß Gott, Schachin! Du kommst zu uns? Geh ... so was! Nimm do Platz!"
Die Müllerin ist atemlos, und etwas an der Begrüßung irritiert sie.
„Dazu Hab i kei Zeit net", sagt sie also kurz. „I bin nur fragen kommen, wo der Toni steckt!"
Die Brennhuberin läßt die Hand sinken und legt ihre alten, knochigen Hände im Schoß zusammen.
„Der Toni . . . ja, der Toni . . . mein Gott, was wollens denn von ihm? Der is net da!"
„Wo er is, möcht i wissen!"
„Ja, mei . . . wo soll er denn sein? Er wird ja nimmer mehr lang da sein, in Scherendorf, glaub i alleweil!"
„Was?" schreit die Müllerin. „Was willst damit sagen? I denk, du wirst des ja wissen, daß er sich mit der Pepi versprochen hat . . . und daß mir übereingekommen sind, daß mir ihm a mal die Mühl ... ja, daß wir in der nächsten Wochen zum Notar gehen wollen, damit alles . . ."
(Üoujedung ivlgl^