Freitag, 22. Oktober 1937
111. Jahrgang
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Eine einzige deutsche Front in Danzig
Zentrum-sparte, woge» Verfehlungen in gütlicher llebcrciustimmung aufgelöst
Danzig, 21. Okt. Die Pressestelle des Dan- Mi Senats teilt mit: „Mit Verfügung vom heutigen Tage hat der Polizeipräsident die Zentrumspartei einschließlich ihrer Neben- orgamsationen mit sofortiger Wirkung auf- gelöst. Die Auflösung ist erfolgt, nachdem ststgestellt worden war. Laß ein Mitglied des Vorstandes der Zentrumspartei wiederholt sich schwerster Verstöße gegen 8 129 s des Strafgesetzbuches schuldig gemacht hat." Der erwähnte Paragraph des Strafgesetzbuches bezieht sich auf Umgehung von Anordnungen und Gesetzen des Staates.
Mit der Auflösung der Zentrumspartei verschwinde t. nach der bereits früher er- solgleu Auflösung ösr marxistischen Gruppen und der freiwilligen Eingliederung der Deutschnationalen in die große nationalsozialistische F«mt dieletztePartei, die der deutschen Einheit auf Danziger Boden noch entgegenstand.
Die Auflösung der Danziger Zentrums- pnrtei kommt der Danziger Oefsentlichkert wie auch dem Danziger Zentrum nicht überraschend. Verhandlungen, die zuletzt am Mittwoch von dem Danziger Gauleiter Albert Förster mit dem Vorstand der Zentrumspartei geführt worden waren, ergaben die gütliche Uebereinstim- mung. daß der Zentrumspartei. Vorstand die Auflösung aus eigenem Willen anerkennt. In der Danziger Bevölkerung wird es mit Genugtuung ausgenommen, daß der letzte Fall der Liquidierung des Parteisystems in Danzig in dieser loyalen Form durchgeführt werden konnte.
Ter Danziger Gauleiter Albert Förster wendet sich in einem Aufruf an die Tan- ziger Bevölkerung, in dem der versöhnliche und loyale Geist, unter dem die Auslösung des Danziger Zentrums vonstatten ging, ge- kennzeichnet wird: „Unter das, was war, wollen wir nun einen dicken Strich ziehen nnd dafür sorgen, daß die noch nicht für die
u.Uj.iii geivvrui.'M,! Vollsgcnos- st'u und Volksgonossinneu ebenfalls von der Idee Adolf Hitlers ersaßt werden. Ge- nieinsain mit ihnen wollen wir den Weg der deutschen Sache in Danzig marschieren. Vor uns stei n viele Fragen, die nur in gemeinsamer Zusammenarbeit aller deutsche!: Volksgenossen und nur von einer einzigen entschlossenen Führung gelöst werden können."
Zur Zeii wird auch in Danzig ein A m- ü e st iegejetz für politische Strafen vorbereitet, unter das vor allem eine Reihe von Zentrumsangehorigen fällt, die m der letzt n Zeit ordnungsmäßig bestraft morden sind.
Der Präsident de-s Senates. Gxeiser, emp- fing am Donnerstag den diplomatischen Vertreter Polens und unterrichtete ihn über den chronologischen Ablauf der Entwicklung, die zu der Auslösung der Zentrumspariei gerührt hat. Der Präsident des Senates versicherte, daß sich (entgegen den in der polnischen Presse bäusig ausgestellten Behauptungen) die innerpolitischen Maßnahmen der Negierung der Freien Stadt in keiner Weise gegen Polen gerichtet haben und richten werden.
In Schreiben an den Senat nnd an den Hohen Kommissar des Völkerbundes, Professor Dr. Burckhardt, teilte der bisherige Vorsitzende des Danziger Zentrums Dr. Stachnik mit. daß die Zentrumspartei a u f dieEinleg u ngvon Rechts Mitteln gegen die Auflösungsoersügnng des Polizeipräsidenten verzichtet habe.
„England soll seine Heuchelei aufgeben"
Gewichtige
neue Stimmen sür Kolonialforderung
die deutsche
Eden sagt: .Ein großer Fortschritt
Einigung über die Freiwilligensrage London. 21. Oktober. In der Mitt- luij-A'i.mig des MchteinmischungsauSjchus- lrs wurde in-olge des Entgegenkommens Italiens und Deutschlands auf Grund neuer, dem italienischen Botschafter Graf Grand, bvwebrachten Vorschläge, die vom deutschen Vertreter, dem Gesandten Dr. Woer- d>ann, unterstützt wurden, eine grund- llktzlichx Einigung erzielt. Die neuen Vorschläge müssen jedoch noch zu einer Ent- Meß-mg zusammcngefaßt und im einzelnen präzisiert werden. Infolgedessen ist eine weitere Sitzung des Nichteinmischungs- lNlsschujses erforderlich, die für Freitag nach- Eag 3 Uhr angcsetzt worden ist. In der äwisthenzeit werden die Vertreter des Haupt- Wichusscs des Nichteinmischungsausschusses »Iren Negierungen berichten, damit sie in den d and gesetzt werden, die Einigung im ein- ir »cn endgültig sestzr,legen.
Tie gestrige Sitzung wurde durch eine Er- arimg Graf Grandis eingxleitet, in der sich sttt bereit erklärte, der Entsendung einer Mttmsstgn nach L-panien zuzustimmen, da- " °)ese die Anzahl der in Spanien dienen- c«? Zst'llinder feststellt; außerdem stimmte Mandi der symbolhaften Zurückziehung gleichen Anzahl von Freiwilligen aus .Seiten sofort zu. Er gab weiterhin s postnung Ausdruck, daß nach dem Kom- Wli ^Eicht darüber entschieden werden z. ? welchem Zeitpunkt und in welcher Kriegführenden-Nechte imH > ^rden sollten. Ferner erklärte er ^omal ausdrücklich die Annahme des ^'chen Planes.
e Vertreter erklärte Hierilm' ^ die gleichen Weisungen wie der Botschafter habe, und führte im
'°svnicum
"illchland nimmt die Anregung einer Z n r ü ck z i e h u n a einer ae-
Neichsstatthalter General von Epp (Leiter des
Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP., vor der Schweditch-Deutsckien Vereiniaimn Stockb o lins):
Der Beitrag Deutschlands und Ztaliens
wissen Anzahl von Freiwilligen aus Spanien, die auf beiden Seiten gleich groß sein soll. an.
2. Deutschland hält e8 für erforderlich, eine schnelle Entscheidung über die Frage der Neutralität und die Gewährung der Kriegführenden-Nechte herbeizusühren, macht aber die Gewährung dieser Rechte n i ch t zu einer Vorbedingung für ein Her- antrelen an die spanischen Parteien.
3. Tie Wiederherstellung und Verstär- kling der Kontrolle auf Grund des Planes van Dulm-Hemming ist ein entscheidender Punkt. Der hierfür bereits eingesetzte Ausschuß soll beauftragt werden, in kürzester Zeit hierüber zu einer Einigung zu ge- langen.
4. Deutschland ist bereit, der sofortigen Entsendung eines Ausschusses nach Spanien zuzustimmen, der an Ort und Stelle die Vorarbeiten für eine weitere Ver- folgung der Freiwilligenfrage treffen soll.
Dr. Woermann gab noch der Hoffnung Ausdruck, daß auch die anderen Staaten ein gleiches Entgegenkommen zeigen würden.
Der englische Außenminister Eden stellte hieraus fest, daß diese Erklärungen einen sehr großen Fortschritt bedeuten. Tie gleichen Feststellungen traf der französische Botschafter Corbin, während der sowjetrustische Botschafter Maisky erklärle. die Sowjetregieiimg stimme keinesfalls mit dem briti'chen Plan überein. Er behielt sich voi ipäier noch ..Einwendungen zu formulieren".
über die Frage, wie die Einigung im einzelnen festzulegen ist. Auf der Freitagssitzung des Nichteinmischungsausschusses soll die Zahl der symbolhaft zurückziehenden Freiwilligen ans Spanien erörtert werden.
Im Herzen Europas lebt ein Eolk, das trotz allen menschenmöglichen Anstrengungen und größter Tüchtigkeit nicht in der Lage ist. die Grundlage seiner Existenz aus den Kräften seines eigenen Raumes stcherzustellen. Ohne die geringste Not- Wendigkeit schuf man für Deutschland eine Zwangslage, so daß nur zwei Drittel unseres Volkes aus den Kräften unseres eigenen Raumes leben. Das heißt, daß das übrige Drittel nur dann leben kann, wenn die fehlende Masse der Güter anderweitig beschafft wird. Heute versucht nun eine Gruppe von Staatsmännern und Politikern, diesen Tatsachen eine Deutung zu geben, die eS ermöglichen soll, der vielleicht harten Erkenntnis vom eigenen Fehler in Versailles und seiner notwedigen Korrektur mit Kompromissen und Ausreden aus dem Weg zu gehen. Deutschland fordert mit formalrechtlich einwandfreien Begründungen die Beseitigung des Ausnahmezustandes, der ihm den Besitz an seinem kolonialen Eigentum vorenthält. Es will kein Land und kein Volk in seinem Besitz beeinträchtigen. Es will keine Sonderrechte. Wir rechnen mit einem Wiederaiifkommsn des gesunden Menschenverstandes vor allem in der Politik
A. A. Milne (bekannter englischer Publizist, in der „Times"): England würde die Zukunft hoffnungsvoller gestalten, wollte es endlich ein- sehen, daß die übrige Welt den britischen Jmpe- rialismus absolut nicht als eine Friedensaaran- tie. sondern als einen Herd der Unruhe betrachtet. Däs „Wo" wird so lange dauern, als England bei seinem Motto steht: „Was wir einmal haben, be- halten wir." England sollte auch jene heuchelnde Einstellung aufgeben, welche die Ausländer so wütend macht. Es ist verbrecherisch, wenn man in England durch eiiw unnachgiebige Haltung die Aussichten auf eine friedliche Bereinigung in Gefahr bringt.
Bischof Walter Carey lin der „Times"): Ich will nur drei Fragen stellen: t. Ist cs fair, wenn allein Deutschland von den Großmächten keine Kolonien besitzt? 2. Wenn dies nicht fair ist, wäre es dann nicht besser, sich jetzt auf Kon- ierenzcn mit der Lage zu befassen und so eine Krisis abzuwenden, welche Kriegsgefahr mit sich bringt? 3. Ist es immer notwendig. Hitler gegenüber mißtrauisch zu sein? Er hat Abkommen gelöst, aber ich hätte das gleiche getan, denn sie Maren ungerecht nnd im Geiste der Vergeltung gehalten. All mein Instinkt sagt mir, daß Adolf Hitler sein Wort halten wird, wenn er Deutschland in Verträgen verpflichtet. Schon wenn Hitler Schnürsenkel kaust, wird er sofort irgendeiner finsteren Tat verdächtigt. Weg mit der ständigen Schürung dieses albernen Mißtrauens!
Das rote Gijon ist gefallen!
Biele spanische Bolschewistenführer aus der
Salamanca, 22. Oktober. Am Donnerstag hat sich die Stadt Gijon den nationalspanischen Truppen ergeben. Der Sender Gijon, der am Mittwoch noch im Dienste der asturi- schen Bolschewisten stand, teilte am Donners- tag um 13.45 Uhr mit, daß die nationale Bevölkerung sich gegen die rote Herrschaft erhoben und Gijon für Spanien zurückerobert hat. Unter der Bevölkerung herrscht über die Flucht der Bolschewisten- sichrer unbeschreibliche Begeisterung. Die meisten Häuser sind mit den Fahnen Nationalspaniens geschmückt.
Ter Bolschewistenführer Bellarmino To- mas sowie die meisten Anführer der Roten hatten Asturien bereits im Schutz der Dunkelheit in der vergangenen Nacht verlassen. Bei der Flucht spielten sich im Hafen wüste Szenen ab, da die Anzahl der betriebsfähigen schiffe nur sehr gering war und in den Reihen der Bolschewisten eine große Panik ausbrach. Bei den Schlägereien gab es m e h- rere Tote.
Inzwischen war es nationalspanischen Schiffen gelungen, die letzte noch freie Verbindung auf dem Seewege nach Frankreich zu unterbinden. Zwölf vollbesetzte sow» jctspanische Flüchtlingsdampfer wurden auf ihrer Flucht aus dem Hafen von Gijon von den Rationalen aufge. bracht. Unter den Gefangenen, die hierbei in die Hände der Nationalen gerieten, befindet sich eine große Anzahl bekannter spanischer Bolschewistenführer.
Zur gleichen Zeit funkte der national- spanische Rundfunk, daß die nationalen Streitkräste im östlichen Sektor der Asturienfront in allen Abschnitten in Eilmärschen auf Gijon und Oviedo zu marschieren, was naturgemäß die Eile der flüchtenden Bolschewisten noch beschleunigte. Unter dem Eindruck dieser Meldungen sind an der Oviedofront mehrere rote Bataillone geschlossen zu den Nationalen übergegangen.
Auf Befehl des sowjetspanischen „Verteidigungsministers" Prieto sind die roten „Generäle" Asensio, Martinez Monje,
Martine; Cabrera und der Oberst Artaga, welcher zuletzt Ortskommandant von Alicante war, verhaftet und nach Valencia transportiert worden. Ihnen wird vorgeworfen, daß sie den Fall von Malaga der- schuldet haben. Sie sind sämtlich vertraute Freunde von Largo Caballero. In Valencia nimmt man an, daß dies der erste Schritt ist, um eine Verhaftung von Largo Caballero zu rechtfertigen.
Riesiger Jubel im befreiten Gijon
Am Donnerstag um 18 Uhr hielt das Gros der nationalen Truppen unter un» beschreiblichem Jubel der Bevölkerung seinen Einzua in Gijon. Geschlossene Abtei-
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Flucht gefauge«
iungen roter Milizen marschieren mit streckten Waffen und erhobenen Armen durch die Straßen. Besonders die Rettung von mehr als 2000 von den Bolschewisten wegen ihrer francofreundlichen Gesinnung gefangengehaltenen Bürgern hat zu der riesigen Begeisterung beigetragen. Kurz nach ihrem Ein- zug veranstalteten die nationalen Truppen eine kurze Feier zum Gedächtnis der von den Bolschewisten bei Neoolutionsansbruch er- mordeten Besatzung der Kaserne Simanoa. Don der früheren 400köpfigen Besatzung der Kaserne ist von den Bolschewisten nicht ein einziger Mann verschont geblieben. LebenS- m i t t e l t r a n s P o r t e für die ausgehungerte Bevölkerung Gijons sind unterwegs.
Tie Belagerung von Oviedo ist dadurch, daß die nationale Besatzung zum Angriff übergegangen ist und an verschiedenen Stellen den roten Gürtel gesprengt hat, entsetzt. Ein Teil der bolschewistischen Truppen hock auch hier die Waffen gestreckt oder ist in größeren Verbänden zu den Nationalen übergegangen. Auch in Aviles, dem zweitgrößten Hafen Asturiens, find gegen 19 Uhr die nationalen Truppen, wie General Aranda mitteilt, eingezogen. Der große Sieg der nationalen Truppen im Norden Spaniens nähert sich nun seiner Vollendung.
Ein gewaltiger strategischer Erfolg
Mit der Einnahme von Gijon hat der Feldzug in Nordspanien praktisch sein Ende gefunden. Die Truppen General Francos haben in 6V- Monaten ein rund 400 Kilometer breites und wohl reichlich 80 bis 100 Kilometer tiefes Gebiet erobert. Diese Leistung gewinnt an Bedeutung, wenn man berücksichtigt, daß das gesamte Opera- tionsgebiet im bis über 3000 Meter anstei- genden Gebirge liegt, in dem der Feind unzählige natürliche Bergfestüngen fand. Gijon ist nach Oviedo die größte Stadt Asturiens und einer der besten Häfen der spanischen Nordküste. Die wichtigsten Kohlen- und Eisenerzgruben Spaniens befinden sich in der Gegend von Gijon und Oviedo und können nunmehr von den Nationalen ausgebeutet werden.
Sie Asten füMen AM Bsrrhgrave
Den Haag, 21. Oktober. Im Verlauf der bisherigen Verhandlungen über den bolschewistischen Mord an dem belgischen Tip-lo- maten Baron Borch grave, die vor dem Internationalen Gerichtshof im Haag aus Veranlassung der belgischen Regierung geführt werden, versuchte der Vertrer« S o w j e t s p a n i e n s den Teil der belgischen Klage, der sich aus Untätigkeit der sowjetspanischen „Gerichtsbehörde" ' bei der Untersuchung des Moidfalles bezieht, gegen-