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RagolVrr Ta-blattDer vesellschaster"

Donnerstag, den 1K. September 1837

Veelleaaofbau Spaniens

valekreSung mtt Staatssekretär kenne«

Staatssekretär Franco, der Bruder des spanischen StaatSchefs, der bekanntlich als Ehrengast des Führer» am Reichsparteitag 1937 teilnahm, gewährte am letzten Tag des Parteitags in Nürnberg eiizpm Vertreter der NS.-Presse eine Unterredung über die Lage in Spanien

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Auf die Frage nach der militärischen Lage antwortete der Staatssekretär: Die Sieg« an der Nordfront Spaniens fördern die Anel- lere Beendigung deS Krieges. Die Pro­vinz Santander ist durch ein strategi­sches Manöver erobert worden, welches unserem Heere sehr wenig Verluste gekostet hat und mehr als SV 000 Gesän­ge ne in unsere Hand brachte; dazu Hun­dert« von Kanonen, Tausende von Maschi- nengewehren und Gewehren und eine große Anzahl von Kriegsmaterial.

Die Lage der Roten in Asturien ist sehr hoffnungslos wegen ihrer Entmutigung, wegen des Fehlens von Lebensmitteln, von Munition und wegen des anarchistischen Zustandes dieser Provinz. Begünstigt wer­den die Roten lediglich durch das Terrain, welches sich sür eure leichte Verteidigung äußerst eignet. Die Noten werden von ihren Führern mit Gewalt zum Kampf angefeuert, da sie sich verloren sehen, wenn sie nicht Zeit gewinnen, um sich in Sicherheit zu bringen.

Di« bolschewistische Offensive in Ara­gon, welche dazu bestimmt war, unseren Angriff im Norden zu unterbrechen, ist fehl- geschlagen, denn sie wurde zurückgeschlagen, ohne daß militärische Kräfte von Asturien weggenonimen werden mußten. Die Beendi- gung des Krieges im Norden Spa­niens wird drei Armeen frei ma­chen (die von Galicia, Leon und Santan­der), welche dann denen zugezählt werden können, welche gegen die Roten in Mittel­und Südspanien kämpfen.

Kriminelle Freude an der Zerstörung

Ueber seine persönlichen Eindrücke über die Folgen des bolschewistischen Schreckensregi- ments befragt, antwortete Franco: Die Ort» schäften an derBiscaya sind durch die Roten zerstört worden, damit der Besitz dieser Ortschaften für uns keinerlei Ge­winn bedeuten sollte, und außerdem wurden sie zerstört aus der kriminellen Freude an der Zerstörung. Sie sind zur Hälfte wie^weggefegt vom Erdboden und man hat in echt bolsche­wistischer Verlogenheit versucht, unsere Trup- Pen zu beschuldigen, sie hätten die Brände und Sprengungen angelegt. Das kann von keinem geglaubt werden, denn die Art, wie die Spren­gungen angelegt worden sind, beweist eindeutig rie Täterschaft der Roten.

Hn Bilbao zerstörten die Roten alle Brucken, welche -über den Meeresarm gehen. Werte in Höhe von Hunderten von Millionen Peseten und die Anstrengungen vieler Jahre wurde binnen einigen Minuten in die Luft gesprengt, ohne daß dies irgendeinen militä­rischen Gewinn bedeutete, da die Truppen auf beiden Seiten des Meeresarmes vorgingen. Die Stadt, die vollständig unter­miniert wurde, konnte zwar von den Bol­schewisten nicht mehr in die Luft gesprengt werden, da die Roten sich genötigt sahen, Hals über Kopf zu fliehen. Aus demselben Grunde hatten sie keine Zeit mehr, um ernstliche Zer­störungen in Santander anzurichten.

Die Aufgaben der Einheitspartei

Besonders interessant waren die Ausfüh­rungen des Staatssekretärs über die Aus­gaben, die der nationalen Einheits­partei zufallen. Der spanische Staatschei leitet, wie sein Bruder erklärt, nicht nur den Krieg, sondern er leitet auch die wirtschaft­lichen Probleme und lenkt seine besondere Aufmerksamkeit der Politischen und kulturel­len Zukunft Spaniens zu. Obgleich die Kriegsmaßnahmen den zpchßten Teil der nationalen Kraft in Anspruch nehmen, sind bereits die Richtlinien für daS soziale Problem niedergelegt worden. Die Gesetze mr eine Unterstützung der Arbeitslosen (sie empfangen geldliche Hilf« und sind von der Zahlung von Hausmiete, Wasser und Licht befreit), die Gesetze zur Hilfe für die Fami- uen der Kämpfer, die Berechtigung zum Be­such von Sanatorien für alle, die Regelung des Weizenmarktes, die bedeutende Vorteile sür den Bauern darstellt, und viele andere Uetze, welche die wichtigsten Probleme losen, sind Marksteine am Weg«, der den neuen Staat zu einer sozialen Gerechtigkeit, welche allen Spaniern würdig ist. führt.

Falange aktiv auf sozialem Gebiet

Auf politischem Gebiet repräsentiert die neue Einheitspartei (Falange Espanola Tradicio- nalista) ein neues Zeitalter, in dem der Ttaatschef mit dem Volke verbunden ist und dem der unselige Parteienkampf aufgehört Tätigkeit der Falange auf sozialem Gebiet ist äußerst aktiv, und Früchte dieser Arbeit sind beispielsweise die glanzende Orga- Nlsation der sozialen Hilfe, deren Unterorqa- nisation, die Winterhilfe, das Verspre­chendes Staatschefs verwirklicht, daß in keinem Hauselumbre ni pan" (Brot und Wärme) fehlen dürfe.

Auf wirtschaftlichem Gebiet ist eS durch die angewandten Mittel gelungen, den Kurs der Mieta auf der Höhe deS Borkriegswertes zu «uLt, wL Mch^ie Kaufkraft des Geldes die

gleiche geblieben ist, Ws» st« im Juli IM war. DaS Leben ist weiterhin so leicht und billig und die wirtschaftlichen Werte Spaniens sind weiter derartig aitnstig, daß ich nicht daran zweifle, daß eine sofortigeWiederauf- richtung ünd eine Förderung unserer Wirt­schaft und unserer Reichtümer eintreten wird, wodurch wir instand gesetzt werden, unsere Nation so groß und stark zu machen, wie wir es wünschen.

Drei Kumpels fahren nach Amerika

kizsvbecicOt Oer VI8?ct-sss li. Köln, 14. Sept. Staatsrat Linde­mann und Hugo Stinnes haben je ein Gesolgschaftsmitglied deS Eschweiler Berg­werksvereins eine Fahrt nach Amerika ge­stiftet. Der Treuhänder der Arbeit, Staats» ratBoerger. wird außerdem dafür Sorge tragen, daß noch ein dritter Kumpel die Reise mitmachen kann. Die Auswahl der Glücklichen wird vom Kreisleiter von Esch­weiler vorgenommen. Die Mitteilung von der erfolgten Stiftung wurde auf einem Kameradschaftsabend der 250 am Reichs­parteitag teilnehmenden Gesolgschaftsmit- glieder des Eschweiler Bergwerksvereins ge- macht.

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Znwemeife NiMmi zereltet

NSV. und Eisel-Zugend greifen ein Eine vorbildliche lSemeinschastsaktion

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kj. Koblenz. 14. September. In diesem Jahre haben die Brombeeren in der Eifel eine Rekordernte beschert. Obwohl seit Wo­chen die Sammler von früh bis spät unter­wegs waren, um die schwarzen Beeren zu bergen, konnten sie die gewaltigen Mengen nicht -hereinholen. Es bestand daher Gefahr, daß viele, viele Zentner Beeren umkommen und so kostbare Werte verloren gehen wür­den. Da griffen die NS.-Volkswohl- fahrt und die Jugend der Eifel einl Die Einkochküchen der NSV. rüsteten sich, die schmackhaften Früchte zu verarbeiten. Dampf wurde unter die Kessel gemacht, Büchsen und Töpfe bereitgestellt, Zucker ein­gekauft. Mit den Schulen an den einzelnen Orten wurden bestimmte Sammeltage vereinbart, um eine Ueberlastnna der Kü­

chen zu vermeiden. Tenn die sehr empfind­lichen Brombeeren müssen sofort nach der Ernte verarbeitet werden. Also mußte die Organisation besonders gut klappen, da es sich um riesige Mengen Beeren handelte.

Und es klappte! Die Jungen und Mädel machten sich mit Feuereifer ans Werk. Eifrig und unermüdlich wurde gesammelt, wenn es auch Schrammen und Risse von dem dor­nigen Gestrüpp gab. Die Ergebnisse über­trafen alle Erwartungen: ganze Berge der schönen, dunklen Beeren wurden heran­geschleppt und in den NSV.-Küchen unter selbstloser Mitwirkung der NS.-Frauen- schaft zu Marmelade verarbeitet. Und noch immer werden zur Zeit Brombeeren zentnerweise gesammelt und zu Saft und Mus verkocht. Diese vorbildliche Gemein­schaftsaktion von NSV., Jugend und NS.- Frauenschaft der Eifel hat doppelte Bedeu­tung: einmal werden große Werte vor dem Verderb gerettec, und zum andern wird ein ausgezeichnetes Nahrungsmittel in beträcht­lichen Mengen hergestellt, das beim kommen­den Winterhilsswerk an bedürftige Volksgenossen verteilt werden kann!

Kleine MdswirlWst m »«§ Lottertet«!

Was fangen die Leute mit dem vielen Geld an? Die Frage ist nicht so dumm. Sieht man sich darauf einmal an, was die Gewinner des Großen Loses darüber der Direktion derPreu­ßisch-Süddeutschen Klnssenlotterie" mitgeteilt haben, so stellt man fest, daß sehr wenig von dem vielen Geld unmittelbar verbraucht, daß es fast restlos produktiv angelegt wird. Viele bauen Häuser: manche kaufen Wertpapiere oder bringen das Geld auf die Bank: der eine macht stch mit einem Gewerbebetrieb selbständig, der andere baut seinen Betrieb aus, der dritte zahlt Schulden zurück und wird dadurch ein freier Man» und so weiter. So viel Möglichkei­ten, so viel Antworten - aber eines bleibt gleich: Das viele Geld wird stets als Kapital­summe zusammengehalten, volkswirtschaftlich vernünftig verwaltet oder der Wirtschaft auf dem Umwege über die Banken oder durch die Wertpapieranlage zur Verfügung gestellt.

Wie aber kommt dasviele Geld" zusam­men? Eine nicht weniger wichtige und ebenso interessante Frage. Die Kasse derPreußisch- Süddeutschen" ist gewissermaßen ein Topf, in dem die Geldbeträge für die einzeln verkauften Lose aus ganz Deutschland zusammenströmen. 80 Prozent der Spieler derPreußisch-Süd­deutschen" spielen Achtellose: das sind rund 5

kinschütten der 400000 kosnummern vor kZeginn der l. lll. 45. Lotterie.

Millionen. Jedes Achtellos kostet für jede Klaffe drei Mark, und da jede Lotterie aus fünf Klas­sen besteht, werden jedesmal 25 Millionen Drei- Mark-Beiträge an die Lotterie-Direktion ge­zahlt. Nun werden jedes Jahr zwei Lotterien veranstaltet, folglich werden jährlich 50 Millio­nen Drei-Mark-Beträge zusammengebracht. Man könnte noch weiterrechnen, wenn man sich über­legt. daß an einem Achtellos nicht selten zwei und drei Volksgenossen beteiligt sind: der Einzel­betrag ermäßigt sich dann auf 1.50 Mark oder 1. Mark je Klasse, die Gesamtzahl erhöht sich entsprechend.

Soviel steht jedenfalls fest: Der einzelne Spie­ler wendet für sein Los nur solche Beträge auf, die er sich irgendwoabspart", die er aber sonst sicher nicht gespart, sondern verbraucht hätte, vielleicht für einen Kino- oder Cafehaus-Vesuch. Und wenn sich einer ein ganzes Los leistet, dann gilt für diesen das Gleiche. Das Spielka­pital derPreußisch-Süddeutschen" es ist mit niehr als 67^ Millionen Mark in jeder Lot­terie das größte der Welt kommt also zusam­men aus einer Vielmillionenzahl von kleinen Beträgen, sie sonst konsumiert würden. Die aus- ! gewählten Gewinne werden aber zu einem be­achtlichen Teile alsKapital" verwandt. Denn was oben von den Gewinnern des Großen Lo­ser- gesagt wurde, gilt natürlich auch sür die größeren" Gewinne.

Ganz abgesehen davon, daß die Ueberschüsse derPreußisch-Süddeutschen" dem Staat zur Verfügung gestellt werden: daß sie, wie die Volkswirte sagen, Einkommensbeträge umformt, darin liegt sicher nicht ihre geringste Bedeutung.

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Wi« der Reich», und Preußische Minister d«» Innern mitteilt, soll der Einzelhandel Personen unter SS Jahren, die ihrer Wehr- «d«, ArveitS- dienstpflicht noch nicht genügt habe« und bei denen angenommen werden rann, da- ß« zur Ableistung ihrer Dienstpflicht demnächst «tnge- zogen werden, grundsätzlich keinen größer« Kre- dit einräumen, wenn bereit» bei Abschkch des Vertrages die später eintretend« Unmöglicheit de» Käufer» zur Erfüllung seiner Verpfltchungen kststeht oder vorauszusehen ist. Anderersüt» soll qt Fällen, in denen bisher in Unkenntnis dieser Sachlage Dienstpflichtigen größer« Kredit« ein- geräumt worden sind, je nach der wirtschaftlichen Lag« de» Käufers und der Höh« der geschuldete» Summ» durch zeitliche Stundung oder angemes­sen» Herabsetzung der Raten während der Dienst­zeit »ntgegengekommen werden.

Kostenloser MaisschulungSlehrgan- ki Heilbronn

I« der Zeit vom 23. bis 2S. September wird für Teilnehmer aus den Landes- Bauernschaften Württemberg und Bayern in Heilbronn ein Maisschulungslehrgang durch­geführt werden. Anfragen und Anmewungen nimmt die Landwirtschastsschule Hetlbronn. Karlstraße 2, entgegen. Die Teilnahme an dem dreitägigen Lehrgang ist kostenlos.

Gips, Kreide oder weiße Sorbe?

Das ist hier die Frage. Denn die Tüte trägt keine Aufschrift, und guter Rat ist teuer, was das weiße Pulver darstellt. Wie einfach ist es doch, Reste von Materialien, die uns aus der alltäglichen Arbeit verbleiben, sofort zu be­zeichnen, und mancher Fehlgriff, manche Ver­schwendung bleibt uns später erspart. Ist das nun Kaltleim oder Kleister sür Leimfarbe? Ist Weißkalk oder Gips? Ist das Firnis oder Lein­öl? War das Oel- oder Leimfarbe? Wie oft kommt es vor, daß solche Reste einfach wegge­schüttet werden, weil man sie nicht mehr mit Sicherheit feststellen kann. Heute hat solche Ver­schwendung von Materialien noch eine andere Seite als die des eigenen Geldbeutels. Man versündigt sich gegen die Grundsätze der un­bedingten Sparsamkeit, die die Rohstofflage und die Eeldwirtschaft erfordern. Darum: Jede Flasche trage ihre Aufschrift, jede Tüte sei sichtbar gekennzeichnet. Man spart übrigens da­bei nicht nur Geld, sondern auch noch Zeit, und Zeit ist ja auch etwas recht Kostbares.

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Jane.halb von vier Jahren hatten die Neu­brandenburger an der anderen Seite ihres M..,7:platzes ein langes Gebäude mit hohen Fenstern emporwachsen sehen. Und nun im Jahre 1778 war der Herzog Adolf Friedrich IV. von Mecklenburg-Strelitz von der Hauptstadt seines kleinen Landes nach Neubrandenbnrg ge. kommen, um es zu seiner Sommerresidenz zu ergeben und das neue Schloß zu beziehen.

Der Einzug des Herzogs, den seine Unter­tanen wegen seiner Eigenheiten vertrauensvoll Dörchlöuchting" nannten, war glücklich von­statten gegangen. Aber für den folgenden Tag zog sich ein Gewitter zusammen.

Die Bäckerfrau Schulz, eine der drolligsten und urwüchsigsten Gestalten der malerischen Stadt am Tollense-See, die ihren Laden auf der gegenüberliegenden Seite des Marktes hatte und nun eine Nachbarin ihres Landesherrn ge­worden war, beschloß, um ihr Ansehen bei den Neubrandenburgern zu heben und auch ihren Geldbestand etwas zu erhöhen, sich am Morgen mit dem Herzog, wenn er seinen Spaziergang auf dem Marktplatz begänne, in eine Unter- I: Uung einzulassen.

Sie zog sich ihren breiten grünen Rock an, nahm ihr braunes seidenes Tuch um und setzte ihre Weiße Sonntagskappe auf. Dann steckte sie die Rechnung zu sich, die ihr der angetraute Krischan am vergangenen Abend für den Her­zog geschrieben hatte. Denn der Herzog hatte aus seinem Sommerfeldzua vor einem Jahre

bei seinen Untertanen den Mundvorrat für seine Truppen zusammengeliehen und verspro­chen, ihn im nächsten Jahre zu bezahlen. Das war aber noch nicht geschehen, und deshalb stand er mit Brot und Kuchen auch bei der Bäckerfrau noch in der Kreide.

Als er nun am Morgen aus seinem Schloß auf den Markt trat und mit dem Dreimaster aus dem Kopf und der linken Hand am Degen über das Pflaster ging, nahm die Bäckerfrau ihren Kurs auf den Marktplatz, bis sie in ihrer kleinen Rundlich- keit dem großen, hageren Landesherrn gegen­überstand.

Guten Morgen, Dörchläuchting," sagte sie.

Guten Morgen, Schultzsch, was wollen Sie?" entgegnete der Herzog.

Nachdem sie einige Male mit ihm vor sei­nem Schloß auf- und abgegangen war und ihm die Neuigkeiten aus Brandenburg er­zählt hatte, blieb sie vor ihm stehen, übergab ihm die Rechming, die vom vergangenen Jahr noch für ihn offenstand, und stemmte, seine Antwort erwartend, ihre Arme in die Seiten, als wäre sie die Herrscherin des Landes und der Herzog ihr Lakai.

Gleich am ersten Morgen bei seinem Auf­enthalt in seinem neuen Sommerschloß und öffentlich vor den Augen der Neubranden­burger diese Mahnung, das war doch zu viel. Er bebte vor Wut, schlug ihr die Rech­nung aus der Hand, daß der Wind sie über den Marktplatz wehte, und fuhr sie an:Im- pertinentes Frauenmensch!"

Tann ließ er sie durch seine Diener über den Marktplatz nach ihrem Bäckerladen füh­

ren und versuchte sich wieder zu beruhigen.

Am nächsten Morgen trat der Lakai des Herzogs in den Bäckerladen, um Zwieback für den Herzog zu holen.

Ja." sagte die Bäckerfrau.Kuchen! Backt Euch selbst welchen. Ein impertinentes Frauenmensch hat keinen Zwieback."

Es blieb dem herzoglichen Diener nichts weiter übrig, als unverrichteter Sache wie­der heimzuziehen.

Tann kam der Augenblick, wo der Herzog seinen Morgenkaffee trinken wollte.

Wo sind die Zwiebacken?" fragt« er seinen Kammerdiener Rand. Der sagte nichts, son­dern zuckte nur die Schultern.

..Wo sind die Zwiebacken?" fragte der Her­zog noch einmal streng.

Da blieb dem Kammerdiener nichts weiter übrig, als seinem herzoglichen Herrn zu sagen, daß seine Macht über sein Land ge­brochen wäre.Bäcker Schultzsch". stammelte er.will uns nicht mehr borgen, und die an­deren Bäcker haben keinen Zwieback."

Was, was?" schrie der Herzog,in unse- rem eigenen Lande? Haben wir denn nicht unsere Schatulle?"

Ja, die hatte er, aber die war leer.

Seit diesem Tage wurde die Bäckerfrau die Nationalheldin der mecklenburg-strelitz- schen Sommerresidenz.

Und wer für sie Interesse hat, der kann sie heute noch in Neubrandenburg sehen. Aus steinernem Sockel steht sie, die Hände in den Hüften, vor Dörchläuchting, wi« ft« als Bäckerfrau ihren Herzog regierte.