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Nagolder Tagblatt »De, Gesellschafter'

Donnerstag, den 1K. September 1937

wormcy gemacht. Ein anderer der maßgeben­den Bandenführer. der Anarchistenhäuptling von Langreo, Garcia. wurde von seinen eige­nen Leuten überrascht, als er versuchte, in einem kleinen Boot die hohe See in errei­chen und nach Frankreich zu stieben. Er wurde sofort durch mehrere Schüsse nie­der g e st r e ck t.

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Bilbao. 15. September. In Bilbao wurde Esperanza la Cigarrera", die Anführerin in der kommunistischen weiblichen Miliz von San Sebastian, ans einem Versteck heraus verhaftet. Das entmenschte Flintenweib hat durch Greuel taten, besonders an Gefangenen in den Kerkern Bilbaos und auf dem Gefan­genenschiffAranzatu Mendi", traurige Be­rühmtheit erlangt. Beim Sturm auf das Ge­fängnis von Bilbao im Januar 1937, wobei eine Anzahl von nationalen. Gefangenen niedergemetzelt wurde, hat diese Frau eine Abteilung weiblicherMilizen" angeführt.

Nach Pariser Meldungen aus Bahonne soll «in nationalspanischer Zerstörer auf offenem Meer einen bolschewistischen Dampfer an­gebracht haben, auf dem sich eine ganze Reihe von aus Gijon geflohenen An­archist enhäuptlingen befand. Unter diesen Verbrechern, die den Tod von Tausen­den von Landsleuten auf dem Gewissen haben, sei auch ein gewisser Nelero gewesen, einer der grausamsten und verworfensten Menschen­schinder des spanischen Anarchistenverbandes.

WMMür skr Slmtlmöer

Lizenberrebt 6er öi 8 - ? r e s s e

Perpignan, 15. September. Unter der An­klage, den Verlust von Santander verschul­det zu haben, stehen jetzt 9 4 roteOssi- ziere' vor dem bolschewistischen Kriegs­tribunal in Valencia, nachdem 151 bereits abgeurteilt worden sind. 133 von ihnen wurden zu lebenslangem Zuchthaus, die übrigen 18 zum Tode verurteilt: man hat sie inzwischen schon erschossen. Das sogenannte Gericht steht unter dem Einfluß, der nicht minder als die Jbaruri berüchtig- ten Kommuistin Nelken. Sie erklärte natürlich, die bisherigen Urteile seien viel zu milde. DiePreisgabe" von Santander kÄme nur durch eine Massenerschießung be­straft werden.

vir ZaMen voll geraubten Schmuckes

Wien, 15. September. Bei Krems an der Donau nahm die Gendarmerie einen Mann fest, der sich durch sein Verhalten verdächtig gemacht hatte. Bei der Vernehmung stellte sich heraus, daß der Verhaftete Louis Marion

Derrote Srorrprms"

Zum Volkskommissar der sowjetrussischen Schwerindustrie wurde, wie aus Moskau gemeldet wird, der Genosse Lazar Moise- witsch Kaganowitsch ernannt. Wer ist Lazar Moisewitsch Kaganowitsch? Der Klang sei­ner Vornamen trügt nicht: Kaganowitsch ist ukrainischer Jude. Als Stalin 1928 zur Macht gelangte, kam er aus Kiew nach Moskau, anfangs als gelehriger Schüler des roten Dikta- tors, dann als brauchbarstes Werkzeug, schließlich als bester Freund und sogar als Schwager.

Kaganowitsch bereiste als Getreide-Kommissar ganz Rußland. Zu seiner Verfügung stand ein Exekutivkommando der GPU. Kaganowitsch hatte das Getreide von den Bauern im Lande einzu- trerben. Man weiß, wie das vor sich geht. Die barbarischsten Zaren waren mildeVäterchen" dagegen. Kaganowitsch hat die toten Bauern, die dasSystem boykottiert" hatten, nicht gezahlt, und so wurde er befördert und wurdeReini- g u n g s'-Kommissar. Das Handwerk war das gleiche, nur war es nicht mehr das Blut namen­loser Bauern, das floß, sondern das derPro- minenten" Genossen. Kaganowitsch war der Mann, an den man sich zu wenden hatte, wenn man eine Sowjetgröße besei­tigt haben wollte. Er war der Mann, der den Staatsanwälten und den Richtern die Direk­tiven gab, der Mann, der zu bestimmen hatte, wer alsVerräter" und Trotzkist an die Wand gestellt werden sollte.

Der Jude aus der Ukraine hat wahrscheinlich selbst das Blutbad der französischen Revolution in den Schatten gestellt. Er tat dies nicht etwa im Lichte der Oeffentlichkeit, sondern immer aus dem verdeckten Hinterhalt, als geheimer Lenker einer teuflischen Mordmaschinerie. Kaga- vowitsch hat gute Arbeit geleistet.

Schwager Stalin beförderte ihn weiter. Als das Verkehrschaos nicht mehr zu übersehen war, die fehlenden Nahrungsmitteltransporte Hungers­nöte brachten, ganze Eisenbahnzüge verschwanden, wurde Kaganowitsch Volkskommissar für das Eisenbahnwesen. Nicht etwa, damit nun die Volksernährung gesichert würde oder daß man bequem in Rußland reisen könne. Nein, Kaganowitsch ersetzte sogar vielfach die Per- soncnwagen durch Viehwagen, und die Lebens­mittelversorgung ist eine belanglose Sache. Er sollte mit anerkanntereiserner Faust" das Eisenbahnwesen für den Kriegsfall brauchbar machen. Der Posten war also eine Vorstufe für den jetzigen. Der nächste und jetzt schon ziemlich gleichgeordnete ist der Woroschilows oder der Stalins selbst. Tatsächlich wird Kaganowitsch schon lange der ..rote Kronprinz" genannt. Kaganowitsch ist Stalins engster Vertrau­ter. Er hat im Kreml immer Zutritt. Er gilt als Stalins rechte Hand. Man munkelt schon lange, daß Stalin nicht mehr durchhalten werde. Kaganowitsch, der Blutsäufer, vor dem ganz Rußland zittert, der den Tod in die kleinen Bauernhöfe gebracht und über die höchsten Häup­ter verhängt hat, Kaganowitsch ist da und ist noch leistungsfähig. Wird er einmal ganz auf das russische Volk losgelassen??

heißt, längere Zeit in'den Bolschewistenhaufen von ValenciaKriegsdienst" geleistet hatte und schließlich geflohen war. Eingenäht in den Taschen seiner Kleider fand man Schmuckgegen- stände von beträchtlichem Wert. Heber die Her­kunft der Kostbarkeiten verweigert der Bol­schewist natürlich alle Angaben, doch steht es fest, daß sie von einer Plünderung herrühren.

Der neue Sturz -es Franken

Paris, 15. September. Der neue Sturz d e s F r a n k e n hat in hiesigen Finanz- und Wirlschaftskreifen lebhaft beunruhigt. Man erklärt in diesen Kreisen, daß die Außen­handelsbilanz, die bekanntlich kür die ersten sieben Monate mit einem Einfuhrüber­schuß von rund 11 Milliarden abschließt, nicht ohne Einfluß gewesen sei uns daß wahrscheinlich auch die notwendigen neuen Eindeckungen mit Rohstoffen, die mit Pfunv- und Dollareinkäustn verbunden waren, eine Rolle gespielt haben.

Wir haben elne Polizei ausgestellt"

London, 15. Sept. Außenminister Eden hielt am Dienstag um 22 Uhr von Genf aus eine Rundfunkrede über die englischen Sender. Er berichtete über die Verhandlungen von Nyon, ihren Zweck und ihr Ziel. Die Lage und die Ausdehnung des Mittelmeeres habe klar gemacht, daß unorganisierte Bemühungen zur Abwehr der U-Boot-Angrifse nur zu Ver­wirkungen führen und ihren Zweck verfehlen würden. Deshalb seien kollektive Beratungen mit dem Ziel einer schnellen kollektiven Maß­nahme notwendig gewesen. Jedes Patrouillen­schiff sei nach dem Ergebnis der Konferenz jetzt berechtigt, zum Gegenangriff überzugehen und wenn möglich, jedes Piraten-U-Boöt zu ver- Nichten.Wir glauben", so schloß Eden,in Nyon dem U-Boot-Piratentum im Mittelmeer ein Ende gemacht zu haben. Wir haben eine Polizei auf- ge stellt." Wenn irgendein U-Boot wieder versuchen sollte, eine Schwarzfahrt zu unter- nehmen, dann werde es, so hoffe und glaube er, die verdiente Strafe erhalten.

SS Aührer fahren nach Südost-Europa

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. Berlin, 15. September. Auf Grund der guten Erfolge und fruchtbaren Auswirkun­gen, welche die ersten Studienfahrten der wirtschaftspolitischen Refe­renten der HI. für die gesamte Schu­lungsarbeit der Hitler-Jugend zeitigten, ist beschlossen worden, die damit begonnene Tradition sortzusetzen und auszubauen. In der Zeit vom 14. September bis zum 12. Oktober 1937 wird die dritte große Auslandsahrt der wiÄschaftsPoliti- schen Referenten der Neichsjugendführung und HI.-Gebiete stattsinden. Die Fahrt wird in einen wirtschaftspolitisch und wirt- schaftskundlich besonders interessanten Teil Europas führen, nämlich in den europä­ischen Südosten. Die HJ.-Führer werden fünf Staaten besuchen und Gelegenheit haben, mit verschiedenen bedeutenden Per­sönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik Fühlung zu nehmen. Aus der Reise sind mehrtägige Aufenthalte in Wien, Budapest, Bukarest und Belgrad vorgesehen.

Londoner Ausschuß nächste Woche?

London, 15. September. Entgegen Londo­ner Pressemeldungen wird dem Reuterbüro zufolge an gut unterrichteter Stelle erklärt, daß bisher noch keine Sitzung des Nichtein­mischungsausschusses für Freitag sestgelegt worden sei, da noch eine Anzahl von Ant­worten der einzelnen Regierungen auf die Vorschläge zur Verbesserung des spanischen Beobachtungsshstems aussteht. Man hält es sogar für möglich, daß vor der nächsten Woche keine Sitzung stattsinden wird.

Staassstsöhrlicher" Soest Wenzl

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Prag, 16. September. Ein Eisenbahnarbeitei in Luditz bei Karlsbad hatte vor zwei Jahren einen Sohn auf die Vor namen Horst Wenzl taufen lassen und den Taufschein pflichtgemäß dem Eisenbahnmini, sterium vorgelegt. Jetzt, nach zwei Jahren, scheint man in Prag dieBedrohung" des tschechoslowakischen Staates durch diese Vor­namen entdeckt zu haben. So erhielt der inzwi­schen krankheitshalber pensionierte Eisenbahn­arbeiter von seinem zuständigen Ministerium die Mitteilung, daß ab 30. September dil Zahlung seiner Pension eini­ge st eilt werde. Die Taufe seines SohneL auf den Namen Horst stelle eineunzu­lässige Propaganda" und eineA u si reizung" dar. (!)

Milche FrMellen

Fürsorgerin beleidigt und geschlagen

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. Berlin, 15. Sept. Vor dem Berliner Schöffengericht hatte sich die 30jährige Jü­din Elsbeth Bober wegen Beleidigung und Körperverletzung zu verantworten. Eine Fürsorgerin, die pflichtgemäß eines Tages die Wohnung der Angeklagten ausgesucht hatte, fand diese in einem völlig verschnarch­ten und verwahrlosten Zustand. Auch dre Kinder der Angeklagten, für die sie Wohl- sahrtsunterstützung bezog, machten einen ver­kommenen Eindruck. Als die Fürsorgerin ihr aus diesem Grunde Vorhaltungen machte, wurde die Jüdin frech. Sie überhäufte die Beamtin nicht nur mit unflätigen Schimpfworten, sondern versetzte ihr

! auch einige Schläge. Mt Recht ver- ! urteilte das Gericht die Angeklagte für ihr ! unglaubliches Verhalten.«-.zu neun Monaten ! Gefängnis. '

Silchrm ln M eingetrofsen

London, 15. September. Wie aus Bombay ! gemeldet wird, ist der deutsche Forscher Filch- ! ner in Leh (Kaschmirs eingetroffen.

Trotze StteMorSllcknvgen io Belgien

Verschwörerkonferenz kommunistischer Funktionäre Aktionsprogramm für den Winter

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Brüssel, 16. September. Während die Kommunistische Fraktion der belgischen Kam­mer in den Debatten über die Nationalbank- affäre sich verschiedentlich der Regierungs­mehrheit anschloß, bereitet die Kommu­nistische Partei Belgiens hinter den Kulissen eine neue Aktion für die kommenden Wintermonate vor. welche die Auslösung von Streiks und anderen Wirren zum Ziele hat. n Hornu, im Borinagegebiet, fand eine unseren; der kommunistischen Funktionäre Belgiens statt, auf welcher der Beschluß ge­faßt wurde, im Borinagegebiet drei soge­nannte proletarische Konzentra- tions-Meetings und rund 200 kleinere Versammlungen durchzusühren. Auch unter den Kommunisten der Hafenstadt Antwerpen läßt sich eine stark gesteigerte Aktivität fest- stellen.

VoMfche Sor-rrachrilUe«

Glückwünsche des Führers

i Anläßlich des Nationaltages von Güa- j temala und des Nationaltages von El Sal- j vador hat der Führer und Reichskanzler dem Präsidenten von Guatemala sowie dem Präsi­denten von El Salvador drahtlich seine Glück­wünsche übermittelt.

Schwedischer Besuch bei der Luftwaffe

Ans Einladung des Reichsministers der Luft­fahrt und Oberbesehlshabers der Luftwaffe. Generaloberst Göring, ist der Chef der könig- - lich schwedischen Luftwaffe, Generalleutnant

Friis. zu einem Besuch der deutschen Lust­waffe in Berlin eingetroffen. In Begleitung des Generalleutnants Friis befinden sich der Chef des Stabes, Oberst Nordenskjöld, und als Ordon­nanzoffizier Hauptmann Sandström. Die schwe­dischen Gäste besichtigen Einrichtungen und Ein­heiten der Luftwaffe sowie Werke der Luftfahrt­industrie. Zu ihren Ehren gibt Generaloberst Göring im Haus der Flieger ein Essen.

Neue Preissteigerungen in Frankreich

In Frankreich ist die Großhandelsrichtzahl im Vergleich zur Vorwoche um 2,7 v. H. von 58g aus 605 gestiegen. Diese Bewegung ist auf das Steigen der Getreidepreise und Roh- stoffe znrückznführen.

Meuterei auf Niederländisch-Borneo

Im südlichen und östlichen Teil von Nieder­ländisch-Borneo kam es zu Meutereien. Hierbei wurden drei Feldpolizeibeamte getö- tet und ein Bezirksvorsteher schwer verwundet. Der Präsident hat militärische Verstärkung in das Aufstandsgebiet entsandt.

Verstärkte Gottlosen-Propaganda Moskaus

Auf Beschluß des Zentralrats der sowjetrussi- scheu Gottlosenbewegung soll dessen Propaganda in verstärktem Maße ausgebaut werden. Vor allem soll die Bevölkerung zu Besichtigungen der sogenannten G o t t l o s e n m u s e e n, die sich meist in früheren Kirchen und Klöstern befinden, veranlaßt" werden. Die in diesen Museen ver­anstalteten Führungen sollen durch Rundfunk übertragen werden, wobei diese Sendungen die Grundlage für einen geplanten regelmäßigen G o t t l o s e n - F u n k" bilden sollen.

Wieder ein Volkskommissar verhaftet

Der Vorsitzende des Rats der Volkskommissare von Weißrußland, Wolkowitsch, würde kürzlich abgesetzt. AuS Minsk wird nun gemeldet, daß Wolkowitsch und verschiedene andere Mit- glieder und Beamte des Rats der Volkskommissare verhaftet wurden. Sie werden beschuldigt,Sa­botage" undstaatsfeindliche Tätig­keit" betrieben zu hoben.

Neue Grenzlandschule in Kärnten

Der deutsche Schulverein Südmark hat an der südlichsten Grenze deutschen Lebensraumes, im Bärental in Kärnten, den Bau eines moder­nen Schulhauses ermöglicht. Diese Schule wurde jetzt ihrer Bestimmung übergeben. Der Obmann des deutschen Schulvereins Südmark, Ministerial­rat Dr. Mayer, führte in seiner Ansprache aus, daß jede Schuleinweihuin; an der Grenze eine Tat für das Volkstum bedeute.

Wiche ElWunß des StMtstheater-ZMiiWS

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! II. G. Stuttgart, 15. September. Von den Häusern des württembergischen Staatsthea­ters in Stuttgart wehen festliche Fahnen und eine freudig gestimmte Menge füllte ? am Mittwochabend den geschmackvoll gezier­ten Raum des Großen Hauses, in dem der Festakt zur 25-Jahrfeier der Ein­weihung des Großen und Kleinen Hau­ses stattfand. Er eröffnete eine Reihe künst­lerisch bedeutungsvoller Festaufsührungen. Sie in den nächsten Tagen folgen.

Webers Vorspiel zuEuryanthe' vom Staatstheaterorchester unter Leitung vo» Generalmusikdirektor Herbert Albert mit feuriger Bewegtheit gespielt, eröffnete den festlichen Abend. Eindrucksvoll gestalteten Emil Heß als Theaterdirektor. Noderich Arndt tn ausgezeichüeter Goethemaske als Dichter und Walter Zickler als Lustige Per­son GoethesVorspiel «js dem Theater' aus Faust I, in dem all das dichterisch aus­gesprochen ist, was den Dichter, den Theater­leiter, den Darsteller und den Zuschauer an Wünschen und Aufgaben bewegt.

Generalintendant Gustav Deharde be­grüßte in seiner Ansprache Reichsstatthalter Gauleiter Murr, Ministerpräsident Mergen- thaler und Oberbürgermeister Dr. Strölin sowie alle Teilnehmer der Festveranstaltung, die Mitglieder des Königlichen Hauses, die Ehrenmitglieder der Staatstheater und die 89 Jubilars der beiden Häuser, welche das Werk mitgestalten halfen, nicht zuletzt auch die Witwe des Erbauers der beiden Theater, Frau Littmann. Mit Worten ehrenden Dankes ge­dachte der Redner des Generalintendanten Baron zu Putlitz, dessen weitschauender Künst­lersinn nach dem Brande von 1902 die beiden vorbildlichen neuen Häuser förderte. Er hat sich damit ein unvergängliches Denkmal gesetzt. Mein Ziel ist" so betonte Generalinten­dant Dehardedas weiter zu bauen und zu vertiefen, was aus langer Tradition hier Wirk­lichkeit geworden ist ein großes deutsches Theater zu letzter künstlerischer Geschlossenheit und Einheit zu führen, dieses Theater mit dem Gedankengut der neuen Zeit zu durchdringen und ihm in seiner künstlerischen und geistigen Bedeutung einen unverlierbaren Platz im deutschen Kulturleben zu sichern."

An seine Gefolgschaft sowie an die Oef­fentlichkeit richtete er die eindringliche Bitte, an der Erreichung dieses Zieles mitzu­arbeiten.

Ministerpräsident Kulkminister Mergenkhaler

erinnerte in seiner Ansprache an die große Vergangenheit der Württ. Staatstheater, an die reichbewegte Baugeschichte von dem Neuen Lusthaus' und späteren Hoftheater, das 1902 einem Brand zum Opser fiel, über die Zwischenlösung desJnterimstheaters' bis zur endlichen Neugestaltung der beiden im Jahre 1912 vollendeten heute stehenden Häuser, die zu den modernsten deutschen j Lheaterbauten zählen. Bedeutende Künstler

haben an der Tradition dieser Häuser ge­arbeitet. Weitgespannt ist die geistige Stam- mesgrundlage, ans der sie beruht. Mit Stolz blicken wir ani die Reihe großer Dicbler und Philosophen und Forscher, weiche aus schwäbischem Stamm entsprosten sind. Von Silchers Volksweisen bis zu Schillers hero­ischem Gedankenflng und Hölderlins erhabe­ner Geistesgröße reicht der schwäbische Geist. Und den Dichtern und Denkern aeiellen sich List, Daimler und Zeppelin als Männer der Tat. So wollen auch wir nicht nur ein ein­seitiges Volk von Dichtern und Denkern, sondern auch ein Volk von Arbeitern, Bauern und Soldaten sein und unser Le­bensrecht aus dieser Welt bis zum letzten be­haupten. Aus dieser Haltung heraus ent­stand auch das Werk, dessen Jubiläum wir heute begehen.

Es war gewiß nicht leicht, die für damalige Verhältnisse sehr hohe Summe von 7.5 Millionen NM. aufzubringen, und wir genü­gen einer großen Dankespflicht, wenn wir dabei des kunstsinnigen Königs gedenken, des­sen persönliche Hilfsbereitschaft und Einsatz­freudigkeit das Zustandekommen dieses Wer­kes ermöglichte. Hohe Ehrung verdient aber vor allem der geniale Erbauer Geheimrat Prof. Littmann. Diese Tradition verpflichtet und der württernbergische Staat wird stets bereit sein, das an äußeren Mtteln zu ge­währen, was als Grundlage künstlerischer Arbeit notwendig ist. Die nationalsoziali­stische Staatsführung sieht es als ihre Pflicht an. Kulturwerte dem ganzen Volk zugänglich zu machen. Der Vorwurf, daß der National­sozialismus zu wenig für die Kultur tut. trifft uns nicht, und wer einmal vor den neuen Bauten in München oder Nürnberg stand und setzt während des Reichspartei­tages die ergreifenden Feierstunden der Be­wegung, diesen Gottesdienst der Nation, mit­erlebte. der weiß, daß bereits ein neuer künst­lerischer Stil Gestalt zu werden beginnt. In diesen Sinnbildern wird spürbar, daß unsere Bewegung etwas ungeheuer Großes will. Die Kunst, die wir wollen, muß volkstümlich, duS heißt artgemäß und weltanschaulich gegrün­det sein. Unsere Staatstheate'r sollen der ern­sten wie der heiteren Muse dienen. Dre Pflege unsterblicher Dichterwerke und die Förderung junger Künstler der Gegenwart sind die beiden Hauptaufgaben, die der neuen Theaterleitung gestellt sind. Wir haben das Vertrauen zu Generalintendant Deharde und Generalmusikdirektor Albert, daß sie diese verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen wer­den. Der Künstler hat ja heute das Glück, in Adolf Hitler einen zielsicheren Führer zu besitzen, der nicht nur ein großer Politiker, sondern auch ein Führer zur neuen deutschen Kunst ist. Ihm soll deshalb auch unser Ge- denken gelten.

Nachdem das Sieg-Heil auf den Führer und die Hymnen verklungen waren, klang der Festabend aus mit dem Vorspiel zu WagnersMeistersingern" und einer mitrei­ßenden Darstellung des 3. AktesFestwiese, die begeisterten Beifall auslöste.