Donnerstao, 16. September 1837

111. Jahrgang

Der G eseUIrli akter

Dtzugsprcisr: In der Stadt bzw. ,urch Boten monatlich RM. 1.5V durch die Post monatlich RM. 1.4V einschlietzl. 18 Pfg. Beförderung«. Gebühr zuzüglich 36 Pfg. Zustell. Gebühr. Einzel-Nr. 10 Pfg. Bei höh. Gewalt besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreises.

Fernsprecher Nr. 42S

LrationalforialiMsche LageSreituus

Alleiniges Amtsblatt für sLmtllche^^eh-eden ln «Stadt n. Kr»« Ragotd

Regelmiihige Beilage«: Pflug und Scholle . Der deutsche Arbeiter - Die deutsche Frau - Wehrwillr »ud Wehrkraft. Bilder »am Lage

Hitlerjugeud - Der Sport »om Souutag

Drahtanschrift:Gesellschafter" Nagold / Gegründet 1827, Marktstratze 14/Postscheckkonto: Amt Stuttgart Nr. 10 V86 Girokonto 882 Kreissparkasse Nagold. In Konkursfällen od.Zwangsvergleichen wird der für Aufträge etwa bewilligte Nachlaß hinfällig

Nuzeigrupreise: Die I spaltig« mm-Zeile od. deren Raum 6 Pfg., Familien-, Vereins- und amtlich, Anzeigen sowie Stellen-Eesuch» 5 Pfennig, Text 18 Pfennig. Für das Erscheinen von Anzei- gen in bestimmten Ausgaben und an besonderen Plätzen kmn kein» Gewähr übernommen «erden.

Postschließfach Nr. V»

Japanischer Angriff in breitester Front

Die chinesische kommunistische Armee greift ein -Die bedeutendste Pulverfabrik Chinas zerstört

Peiping, 15. September. Di« neue japa­nische Offensive in Nordchina hat nach dem Urteil japanischer Militärsachverständiaer zu der größten Schlacht geführt, die im Fernen Osten seit dem russisch-japa­nischen Krieg geschlagen wurd«.

Die Kampfhandlungen begannen am Diens­tag in großer Breite im gesamten Gebiet zwi- Mn der Tientsin Purau- und der Peiping Hankau-Eisenbahn. Die japanischen Trup­pen, die die Stellungen am nördlichen Ufer des Hunho oder Jungtingho innehatten, be­gannen gegen Mittag den Fluß zu überschrei­ten, und zwar zunächst westlich der Stadt Kuan. Der etwa 300 Meter breite Fluß, dessen hohe Ufer mit Weiden bestanden sind, führt gewöhnlich wenig Wasser. Durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage war er jedoch so angeschwollen, daß die Wassertieft mehr als anderthalb Meter betrug. Dieser Umstand sowie die chinesischen Befestigungen auf dem .Südufer machten den Japanern beim Ueber- gKlg schwer zu schaffen. Schließlich ge­lang es jedoch den japanischen Truppen, unter dem Schutze von heftigem Infanterie-, Maschi­nengewehr- und Artilleriefeuer sowie unter­stützt von Bombenflugzeugen, auf dems üb­lichen Ufer Fuß zu fassen und ihre Linien schnell zu entwickeln.

Schon nach zwei Stunden fielen bedeut­same Stellungen in die Hände der Angreifer, und vor. Einbruch der Dunkelheit hatten die japanischen Truppen in diesem Abschnitt mehr als zwölf Kilometer Boden gewonnen und den Fluß Tsing. ho oder Tschumaho erreicht, der zwar nur 15 Meter breit, dafür, aber sehr tief ist.

In dem Abschnitt östlich von Kuan be­gannen die Japaner ihre Offensive ebenfalls am Dienstag und überschritten auch hier den Dungtingho. Die Stadt Kuan, der Mittelpunkt der ersten chinesischen Verteidi­gungslinien, siel am Mittwochmorgen in japanische Hand. Zwei Stunden spä­ter wurde die wichtige Stadt Aungtfi,ng besetzt.

Weiter westlich, im Frontabschnitt südlich von Lianghsiang, begannen die Kampshaüd- lungen am Mittwochmorgen. Die japanischen Truppen nahmen im Laufe des Vormittags zwei Ortschaften ein und trieben die Chinesen in Richtung auf Tschotschou und Paotingfu, wo sich das Hauptquartier der chinesischen Nordsront befindet, zurück. Kn japanisches Fliegergeschwader nach dem andern überflog die Stadt Tschotschou und warf einen Regen von Bomben ab. Auch Paotingfu und einige kleinere Orte an der Bahnstrecke nach Hankau wurden heftig bombardiert. Die ganze Gegend ist in schwarzen Rauch gehüllt. Zwei chinesische Militärzüge, 200 Waggons mit Munition und Gasolin sowie zahlreiche Brücken wlkr- den durch japanische Fliegerbomben schwer getroffen und zerstört.

Kommunistische Armeen

Wie das japanische Hauptquartier in Tientsin mitteilt, sind die japanischen Trup­pen im Verlaufe dieser großen Schlacht zum ersten Male auch auf Teile der chinesi­schen kommunistischen Armee ge­stoßen. Von der Schansi-Front wird be- richtet, daß sich die dortigen chinesischen Truppen auf den Gebirgspaß Mnmenkuan zurückzieheu. der im Zuge der inneren gro­ßen Mauer auf der Straße zwischen Patung und Taiyan, der Hauptstadt der Provinz ^chansi. liegt. Auch an dieser Front haben nch die Gerüchte, daß Teile der früheren kommunistischen chinesischen Armee wieder wsammengestellt und von der Nanking- ^egierung zum Kampfe gegen Japan aufge- Arn wurden, bewahrheitet. So stellt es uch heraus, daß die Stadt Kuangling nicht "ur von der einen chinesischen Division ver- ordlgt wurde, die sich von Nankau und Kal- 07" dorthin zurückgezogen hatte, sondern « der zweiten Linie auch von zwei Divi» Nonen der kommunistischen a r m e e.

Die Stadt Katung, die sich den japanischen

Vorposten sofort ergeben hatte, wurde am Dienstag von größeren japanischen Einhei­ten beseht. Am frühen Morgen des Mittwocb besetzten sie die mauerumgebene Stao- Tmaijen, 50 Kilometer südlich von Katung und 70 Kilometer nördlich vom Denmen- kuan-Paß. Japanische Bombenflieger führ» ten unterdessen einen erfolgreichen Luft­angriff auf die Stadt Taihan durch und zerstörten das dortige Arsenal und die Pulverfabrik, die bedeutendste in ganz China.

dl NsrdKtim

Tientsin, 15. September. Zwischen der Eisenbahnlinie Peiving-Hankau am Linli- Fluß südlich von Liangshang und den chi­nesischen Stellungen auf dem rechten User des Jüngling haben die japanischen Trup- Pen eine neue große Offensive in einer Breite von fünfzig Kilometern begönne::. Ihr erster Erfolg war die Erstür­mung der chinesischen Stellungen bei der Stadt Kuan und das Ueberschreiten der Flüsse Jungting und Liuki. Die Japaner wollen mit dieser Offensive die zurückgeblie­bene Frontlinie an der Peiping-Hankau» Bahn an den schon weiter vorgeschobenen Frontabschnitt der Tientsin-Pukou-(Nanking-) " . Lei Sckianah a i la nde t en

die Japaner neue Truppen, um ihren rechten Flügel zu verstärken. Für die Streit­kräfte an der Schanghaifront ist General Matsui, früher Kommandeur Formosas und Mitglied des Obersten Kriegsrats, zum Oberkommandierenden ernannt worden, für die Nordchinasront, wie schon berichtet, Ge­neral Graf Terauchi. Damit sind die ja­panischen Streitkräfte unter einheit- licher Befehlsgewalt zusammen» gefaßt.

Mehrere japanische Zerstörer unternah. men am Mittwoch einen neuen Angriff auf den Hasen Swatou. Die Hafen- an lagen sowie die Signalstation wurden eine Stunde lang bombardiert. Admiral Jarnell, der Oberbefehlshaber des ame- rikanischen Ostasiengeschwaders, wiederholte am Mittwoch nachdrücklichst seine an die chinesischen und die japanischen Truppen ge- richtete Aufforderung, das Feuern über die im Hasen liegenden auslän. dischen Kriegsschiffe hinweg einzu st eilen, da hierdurch nicht nur Menschenleben an Bord, sondern auch in dev dicht besiedelten ausländischen Niederlassun­gen gefährdet würden. Die Forderung Dar» nells, des rangältesten ausländischen Offi­ziers in den chinesischen Gewässern, wurde von den Geschwadercbefs Enalands. Frank- reichs. Italiens und Hollands unterstützt.

Me italienische Empörung über Wn mW

3« Paris und Laudon hegt mau noch Hoffnungen

Nom, 15. September. Die einmütige Ab­lehnung der in Nyon bekanntgegebenen Vor­schläge durch die italienische Oessentlichkeit macht sich inuner eindringlicher bemerkbar. Aus der Antwort Italiens sind, wie das Mittagsblatt desGiornale d'Jtalia" her- vorhebt, trotz ihrer lakonischen Kürze vier Punkte besonders hervorzuheben: Erstens die typische Ungerechtigkeit, mit der sich England und Frankreich dazu herabließen, Italien die Kontrolle über das Tyrrhenische Meer zu übertragen; zweitens der in die Augen springende Widersinn, der darin be­stehe. daß die englisch-französische Flotte ge­rade auf den wichtigsten Fahrstra- ßender italienischen Schisse ihre Kontrolle ausübe, während die italienische Kontrolle auf Liesen Verkehrswegen ausge­schlossen wäre; drittens die absolute Gleich­berechtigung Italiens im ganzen Mittelmeer, und viertens das volle Einverneh­men Italiens mit Deutschland, das für alle eine Warnung sein könne, die sich der irrigen Hoffnung hingeben, die Achse Nom-Berlin abdrehen zu können. Die ita- lienische Note zu den Beschlüssen von Nyon habe eindeutig die unbedingten und für alle Zukunft geltenden Voraussetzungen ftstge- legt für ein Eingehen auf die französisch- englischen Appelle in Sachen der Zusam­menarbeit im Mittelmeer. Angesichts dieser Tatsache komme jeder weitere Schritt nicht der faschistischen Regierung, sondern England und Frankreich zu. Ihre Negierungen hätten die Wahl zwischen einer gerechten Berücksichtigung des offensichtlichen Rechtes Italiens und der Verantwortung für eine eigenmächtige politische Initiative, die, falls sie dort ohne die bedeutendste Mit­telmeermacht Italien zur Durchführung ge- bracht würde, den Charakter einer dem Geist der Zusammenarbeit, aber auch der Freund­schaft fern-liegende Handlung annehmen könnte.

Paris, 15. September. Die Unterzeichnung des Abkommens von Nyon durch die ueun Teilnehmerstaaten an der Mittelmeerkonfe­renz und die Absage Italiens, demArran­gement" beizutreten, wird von der Presse ausführlich kommentiert. Es fehlt allerdings nicht an Stimmen, die immer noch die B e - teiligung Italiens an der franzö- sisch-englischen Flottenzusammenarbeit im Mittelmeer erhoffen. In den Blättern kommt vielfach auch die Ansicht zum Aus-

druck, daß die Forderung Italiens aus eine absolute Gleichberechtigung^ mit den anderen Mächten keine unüberwindlichen Schwierig­keiten für eine Einigung zwischen Frank­reich, England und Italien aufwerfe. Ande­rerseits stellen die Blätter aber mit Nach­druck heraus, daß die im Nhoner Abkommen 'utqelegten Maßnahmen mit sofortiger Wirkung in Kraft treten sollten.

DerJour" meint, das Problem könne er­neut vor dem Londoner Ausschuß aufgerollt werden. Eine italienische Beteili­gung sei um so wünschenswerter, als die Sowjets in glatter Erpressung machten, indem sie erklärten, daß die soeben

! übernommenen DerPflicMungen sie mryr ! daran hindern würden, ihre Kriegsschiffe im I östlichen Mittelmeer kreuzen zu lassen. ' Sowjetrußland operiere um so dreister mit Einschüchterungen, wenn es wisse, daß die MittelmeermSchte uneinig seien.

London, 15. September. Die Hauptmel- düngen der Londoner Presse betreffen die Unterzeichnung desAntipiratenabkommenS von Nyon" und die Weigerung Italiens, unter den angebotenen Umständen an der Patrouille im Mittelmeer teilzunehmen. Die Times" meint, aus der Formulierung der in Rom abgegebenen amtlichen Erklärung gehe hervor, daß es sich nicht um eine endgültige Absage Italiens handle. Italien habe sich lediglich gewei­gert, unter den angebotenen Umständen mit­zumachen.

Emigrant ZamburirU verhaftet

Paris, 15. September. Der italie­nische Emigrant Tamburini, der im Zusammenhang mit den Pariser Bom­benanschlägen gesucht wurde, ist am Mitt­woch in der Nähe von Toulose verhaftet worden. Ministerpräsident ChautempS erklärte am Mittwoch vor Pressevertretern, die Untersuchungen der Polizei zur Aufklä­rung der beiden Bombenanschläge würden mit aller Energie sortgeseA Er versicherte, die Polizei werde nichts vernachlässigen. In seiner Erklärung kam der Ministerpräsident auf die Frage der Emigranten zu sprechen. Frankreich beherberge zur Zeit mehrere Millionen Ausländer auf fti»M Boden. Sicherlich sei der größte Teil dieser Ausländer ehrenhaft und versuche, in Frank­reich Arbeit zu finden. Leider seien darmMr abtzr auch Elemente, die sich auf srauzösisrWn Gebiet politischen Machenschaften hmgähen. und diese müßten in Zukunft tcherwcsiK werden. Seit einiger Zeit häuften sich Gewalt- und Terrorakte: Verbre­chen seien begangen worden, ohne chre Sühne zu finden. Daher habe es sich notwendig erwiesen, die Ueberr serunerwünschten Ausländer" zu ver, sen. Der Innenminister werde in dieser Hin­sicht das Notwendige veranlassen und Hn« Neugestaltung der Gesetzgebung ausarbei- ten. Ein Ausschuß werde gebildet werden, um in möglichst kurzer Zeit der Negierung einen entsprechenden Plan für die Sicher- heit des Landes vorzulegen.

WMo ruft in Paris n« Hilfe

Er fordert militärischen Beistand, Rückruf der Freiwilligen und ungestörten Waffenhandel

Paris, 15. September.Matin" bringt ein Interview mit dem zur Zeit in Paris wei­lenden ehemaligen rotspanischen Usurpator Largo Caballero, wobei der jetzige Ge­neralsekretär der bolschewistischen UGT.-Ge- werkschaft bemerkenswert freimütig Aus­kunft über den Zweck seiner Reise nach Paris gibt. Schon die UeberschriftLargo Cabal» lero verlangt für die Freute Populäre die Hilfe der großen demokratischen Staaten" kennzeichnet den Pariser Auf­trag Caballeros eindeutig. Er, Caballero, sei nach Paris gekommen, um die demokra­tischen Regierungen zu veranlassen, die Frage der Nichteinmischungneu zu betrachten" und Rotspanien offen die militärische Hilfe zu leisten, die der Beistandspakt des Völker­bundes im Falle des Angriffes aus eines sei­ner Mitglieder vorsehe. Diese Hilfe könnte z. B. in dem Rückruf aller (vielleicht auch der sowjetrussischen?? Schriftl.) auslän­dischen Freiwilligen bestehen, den die freu- zpsische Regierung durchsetzen müsse, und weiter in der vollkommenen Freiheit, Waffen zu kaufen. Rotspanien müsse nach vierzehn- monatigem Ringen eine wirksame Hilfe er­halten. Er zweifle nicht daran, daß diede­mokratischen Kräfte" Frankreichs und Eng­lands heute von ihren Negierungen diese Hilfe fordern könnten.

Sprengungen-letzteTat" -er -loten

Santander, 15. September. Die Säube­rung des letzten nördlichen Zivstls der Pro­

vinz Leon von den Bolschewisten macht gute Fortschritte. Die noch im roten Gebiet lie­genden Grenzpunkte der Provinzen Leon und Asturien befinden sich fast sämtlich unter dem Feuer der Geschütze und werden teil­weise sogar bereits von nationaler Infan­terie beschossen. Tie in den letzten Tagen ge­nommenen Bergstellungen waren stir die Nationalen das größte Hindernis, da sie von den Roten zu kleinen Befestigungen ausgebaut worden waren. Nach Besetzung dieser Stellungen bietet sich für den Gegner nur noch geringe Möglichkeit für eine wirk­same Verteidigung der nichtbefestigten Berge hinter der jetzigen Front. Ter Vormarsch der nationalen Streitkräfte an der von Pola de Gordon nach Oviedo führenden Straße geht nur langsam vor sich, da der Gegner auf seiner Flucht wieder Brücken und Wege gesprengt hat, deren Wiederher­stellung in dem schluchtenreichen Gelände sich sehr schwierig gestaltet. Tie Straße Leon- Oviedo hatten die Bolschewisten durch ge­waltige Sprengungen in einer Länae von 1000 Metern mit riesigen Fels'h Köl­len versperrt.

Die anarchistischen Komitees in Asturien haben den Tod des mexikanischen Generals" Coritu beschlossen der die marxistischen Streitkräste an der Leon-Front befehligte. Coritu hat bereits in der mexikanischen Revolution als rechte Hand eine Rolle gespielt. Er wird jetzt für die zahlreichen Niederlagen bei Leon verant-