Donnerstao, 16. September 1837
111. Jahrgang
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Japanischer Angriff in breitester Front
Die chinesische kommunistische Armee greift ein -Die bedeutendste Pulverfabrik Chinas zerstört
Peiping, 15. September. Di« neue japanische Offensive in Nordchina hat nach dem Urteil japanischer Militärsachverständiaer zu der größten Schlacht geführt, die im Fernen Osten seit dem russisch-japanischen Krieg geschlagen wurd«.
Die Kampfhandlungen begannen am Dienstag in großer Breite im gesamten Gebiet zwi- Mn der Tientsin — Purau- und der Peiping — Hankau-Eisenbahn. Die japanischen Truppen, die die Stellungen am nördlichen Ufer des Hunho oder Jungtingho innehatten, begannen gegen Mittag den Fluß zu überschreiten, und zwar zunächst westlich der Stadt Kuan. Der etwa 300 Meter breite Fluß, dessen hohe Ufer mit Weiden bestanden sind, führt gewöhnlich wenig Wasser. Durch die heftigen Regenfälle der letzten Tage war er jedoch so angeschwollen, daß die Wassertieft mehr als anderthalb Meter betrug. Dieser Umstand sowie die chinesischen Befestigungen auf dem .Südufer machten den Japanern beim Ueber- gKlg schwer zu schaffen. Schließlich gelang es jedoch den japanischen Truppen, unter dem Schutze von heftigem Infanterie-, Maschinengewehr- und Artilleriefeuer sowie unterstützt von Bombenflugzeugen, auf dems üblichen Ufer Fuß zu fassen und ihre Linien schnell zu entwickeln.
Schon nach zwei Stunden fielen bedeutsame Stellungen in die Hände der Angreifer, und vor. Einbruch der Dunkelheit hatten die japanischen Truppen in diesem Abschnitt mehr als zwölf Kilometer Boden gewonnen und den Fluß Tsing. ho oder Tschumaho erreicht, der zwar nur 15 Meter breit, dafür, aber sehr tief ist.
In dem Abschnitt östlich von Kuan begannen die Japaner ihre Offensive ebenfalls am Dienstag und überschritten auch hier den Dungtingho. Die Stadt Kuan, der Mittelpunkt der ersten chinesischen Verteidigungslinien, siel am Mittwochmorgen in japanische Hand. Zwei Stunden später wurde die wichtige Stadt Aungtfi,ng besetzt.
Weiter westlich, im Frontabschnitt südlich von Lianghsiang, begannen die Kampshaüd- lungen am Mittwochmorgen. Die japanischen Truppen nahmen im Laufe des Vormittags zwei Ortschaften ein und trieben die Chinesen in Richtung auf Tschotschou und Paotingfu, wo sich das Hauptquartier der chinesischen Nordsront befindet, zurück. Kn japanisches Fliegergeschwader nach dem andern überflog die Stadt Tschotschou und warf einen Regen von Bomben ab. Auch Paotingfu und einige kleinere Orte an der Bahnstrecke nach Hankau wurden heftig bombardiert. Die ganze Gegend ist in schwarzen Rauch gehüllt. Zwei chinesische Militärzüge, 200 Waggons mit Munition und Gasolin sowie zahlreiche Brücken wlkr- den durch japanische Fliegerbomben schwer getroffen und zerstört.
Kommunistische Armeen
Wie das japanische Hauptquartier in Tientsin mitteilt, sind die japanischen Truppen im Verlaufe dieser großen Schlacht zum ersten Male auch auf Teile der chinesischen kommunistischen Armee gestoßen. Von der Schansi-Front wird be- richtet, daß sich die dortigen chinesischen Truppen auf den Gebirgspaß Mnmenkuan zurückzieheu. der im Zuge der inneren großen Mauer auf der Straße zwischen Patung und Taiyan, der Hauptstadt der Provinz ^chansi. liegt. Auch an dieser Front haben nch die Gerüchte, daß Teile der früheren kommunistischen chinesischen Armee wieder wsammengestellt und von der Nanking- ^egierung zum Kampfe gegen Japan aufge- Arn wurden, bewahrheitet. So stellt es uch heraus, daß die Stadt Kuangling nicht "ur von der einen chinesischen Division ver- ordlgt wurde, die sich von Nankau und Kal- 07" dorthin zurückgezogen hatte, sondern « der zweiten Linie auch von zwei Divi» Nonen der kommunistischen a r m e e.
Die Stadt Katung, die sich den japanischen
Vorposten sofort ergeben hatte, wurde am Dienstag von größeren japanischen Einheiten beseht. Am frühen Morgen des Mittwocb besetzten sie die mauerumgebene Stao- Tmaijen, 50 Kilometer südlich von Katung und 70 Kilometer nördlich vom Denmen- kuan-Paß. Japanische Bombenflieger führ» ten unterdessen einen erfolgreichen Luftangriff auf die Stadt Taihan durch und zerstörten das dortige Arsenal und die Pulverfabrik, die bedeutendste in ganz China.
dl NsrdKtim
Tientsin, 15. September. Zwischen der Eisenbahnlinie Peiving-Hankau am Linli- Fluß südlich von Liangshang und den chinesischen Stellungen auf dem rechten User des Jüngling haben die japanischen Trup- Pen eine neue große Offensive in einer Breite von fünfzig Kilometern begönne::. Ihr erster Erfolg war die Erstürmung der chinesischen Stellungen bei der Stadt Kuan und das Ueberschreiten der Flüsse Jungting und Liuki. Die Japaner wollen mit dieser Offensive die zurückgebliebene Frontlinie an der Peiping-Hankau» Bahn an den schon weiter vorgeschobenen Frontabschnitt der Tientsin-Pukou-(Nanking-) " . Lei Sckianah a i la nde t en
die Japaner neue Truppen, um ihren rechten Flügel zu verstärken. Für die Streitkräfte an der Schanghaifront ist General Matsui, früher Kommandeur Formosas und Mitglied des Obersten Kriegsrats, zum Oberkommandierenden ernannt worden, für die Nordchinasront, wie schon berichtet, General Graf Terauchi. Damit sind die japanischen Streitkräfte unter einheit- licher Befehlsgewalt zusammen» gefaßt.
Mehrere japanische Zerstörer unternah. men am Mittwoch einen neuen Angriff auf den Hasen Swatou. Die Hafen- an lagen sowie die Signalstation wurden eine Stunde lang bombardiert. — Admiral Jarnell, der Oberbefehlshaber des ame- rikanischen Ostasiengeschwaders, wiederholte am Mittwoch nachdrücklichst seine an die chinesischen und die japanischen Truppen ge- richtete Aufforderung, das Feuern über die im Hasen liegenden auslän. dischen Kriegsschiffe hinweg einzu st eilen, da hierdurch nicht nur Menschenleben an Bord, sondern auch in dev dicht besiedelten ausländischen Niederlassungen gefährdet würden. Die Forderung Dar» nells, des rangältesten ausländischen Offiziers in den chinesischen Gewässern, wurde von den Geschwadercbefs Enalands. Frank- reichs. Italiens und Hollands unterstützt.
Me italienische Empörung über Wn mW
3« Paris und Laudon hegt mau noch Hoffnungen
Nom, 15. September. Die einmütige Ablehnung der in Nyon bekanntgegebenen Vorschläge durch die italienische Oessentlichkeit macht sich inuner eindringlicher bemerkbar. Aus der Antwort Italiens sind, wie das Mittagsblatt des „Giornale d'Jtalia" her- vorhebt, trotz ihrer lakonischen Kürze vier Punkte besonders hervorzuheben: Erstens die typische Ungerechtigkeit, mit der sich England und Frankreich dazu herabließen, Italien die Kontrolle über das Tyrrhenische Meer zu übertragen; zweitens der in die Augen springende Widersinn, der darin bestehe. daß die englisch-französische Flotte gerade auf den wichtigsten Fahrstra- ßender italienischen Schisse ihre Kontrolle ausübe, während die italienische Kontrolle auf Liesen Verkehrswegen ausgeschlossen wäre; drittens die absolute Gleichberechtigung Italiens im ganzen Mittelmeer, und viertens das volle Einvernehmen Italiens mit Deutschland, das für alle eine Warnung sein könne, die sich der irrigen Hoffnung hingeben, die Achse Nom-Berlin abdrehen zu können. Die ita- lienische Note zu den Beschlüssen von Nyon habe eindeutig die unbedingten und für alle Zukunft geltenden Voraussetzungen ftstge- legt für ein Eingehen auf die französisch- englischen Appelle in Sachen der Zusammenarbeit im Mittelmeer. Angesichts dieser Tatsache komme jeder weitere Schritt nicht der faschistischen Regierung, sondern England und Frankreich zu. Ihre Negierungen hätten die Wahl zwischen einer gerechten Berücksichtigung des offensichtlichen Rechtes Italiens und der Verantwortung für eine eigenmächtige politische Initiative, die, falls sie dort ohne die bedeutendste Mittelmeermacht Italien zur Durchführung ge- bracht würde, den Charakter einer dem Geist der Zusammenarbeit, aber auch der Freundschaft fern-liegende Handlung annehmen könnte.
Paris, 15. September. Die Unterzeichnung des Abkommens von Nyon durch die ueun Teilnehmerstaaten an der Mittelmeerkonferenz und die Absage Italiens, dem „Arrangement" beizutreten, wird von der Presse ausführlich kommentiert. Es fehlt allerdings nicht an Stimmen, die immer noch die B e - teiligung Italiens an der franzö- sisch-englischen Flottenzusammenarbeit im Mittelmeer erhoffen. In den Blättern kommt vielfach auch die Ansicht zum Aus-
druck, daß die Forderung Italiens aus eine absolute Gleichberechtigung^ mit den anderen Mächten keine unüberwindlichen Schwierigkeiten für eine Einigung zwischen Frankreich, England und Italien aufwerfe. Andererseits stellen die Blätter aber mit Nachdruck heraus, daß die im Nhoner Abkommen 'utqelegten Maßnahmen mit sofortiger Wirkung in Kraft treten sollten.
Der „Jour" meint, das Problem könne erneut vor dem Londoner Ausschuß aufgerollt werden. Eine italienische Beteiligung sei um so wünschenswerter, als die Sowjets in glatter Erpressung machten, indem sie erklärten, daß die soeben
! übernommenen DerPflicMungen sie mryr ! daran hindern würden, ihre Kriegsschiffe im I östlichen Mittelmeer kreuzen zu lassen. ' Sowjetrußland operiere um so dreister mit Einschüchterungen, wenn es wisse, daß die MittelmeermSchte uneinig seien.
London, 15. September. Die Hauptmel- düngen der Londoner Presse betreffen die Unterzeichnung des „AntipiratenabkommenS von Nyon" und die Weigerung Italiens, unter den angebotenen Umständen an der Patrouille im Mittelmeer teilzunehmen. Die „Times" meint, aus der Formulierung der in Rom abgegebenen amtlichen Erklärung gehe hervor, daß es sich nicht um eine endgültige Absage Italiens handle. Italien habe sich lediglich geweigert, unter den angebotenen Umständen mitzumachen.
Emigrant ZamburirU verhaftet
Paris, 15. September. Der italienische Emigrant Tamburini, der im Zusammenhang mit den Pariser Bombenanschlägen gesucht wurde, ist am Mittwoch in der Nähe von Toulose verhaftet worden. Ministerpräsident ChautempS erklärte am Mittwoch vor Pressevertretern, die Untersuchungen der Polizei zur Aufklärung der beiden Bombenanschläge würden mit aller Energie sortgeseA Er versicherte, die Polizei werde nichts vernachlässigen. In seiner Erklärung kam der Ministerpräsident auf die Frage der Emigranten zu sprechen. Frankreich beherberge zur Zeit mehrere Millionen Ausländer auf fti»M Boden. Sicherlich sei der größte Teil dieser Ausländer ehrenhaft und versuche, in Frankreich Arbeit zu finden. Leider seien darmMr abtzr auch Elemente, die sich auf srauzösisrWn Gebiet politischen Machenschaften hmgähen. und diese müßten in Zukunft tcherwcsiK werden. Seit einiger Zeit häuften sich Gewalt- und Terrorakte: Verbrechen seien begangen worden, ohne chre Sühne zu finden. Daher habe es sich notwendig erwiesen, die Ueberr ser „unerwünschten Ausländer" zu ver, sen. Der Innenminister werde in dieser Hinsicht das Notwendige veranlassen und Hn« Neugestaltung der Gesetzgebung ausarbei- ten. Ein Ausschuß werde gebildet werden, um in möglichst kurzer Zeit der Negierung einen entsprechenden Plan für die Sicher- heit des Landes vorzulegen.
WMo ruft in Paris n« Hilfe
Er fordert militärischen Beistand, Rückruf der Freiwilligen und ungestörten Waffenhandel
Paris, 15. September. „Matin" bringt ein Interview mit dem zur Zeit in Paris weilenden ehemaligen rotspanischen Usurpator Largo Caballero, wobei der jetzige Generalsekretär der bolschewistischen UGT.-Ge- werkschaft bemerkenswert freimütig Auskunft über den Zweck seiner Reise nach Paris gibt. Schon die Ueberschrift „Largo Cabal» lero verlangt für die Freute Populäre die Hilfe der großen demokratischen Staaten" kennzeichnet den Pariser Auftrag Caballeros eindeutig. Er, Caballero, sei nach Paris gekommen, um die demokratischen Regierungen zu veranlassen, die Frage der Nichteinmischung „neu zu betrachten" und Rotspanien offen die militärische Hilfe zu leisten, die der Beistandspakt des Völkerbundes im Falle des Angriffes aus eines seiner Mitglieder vorsehe. Diese Hilfe könnte z. B. in dem Rückruf aller (vielleicht auch der sowjetrussischen?? Schriftl.) ausländischen Freiwilligen bestehen, den die freu- zpsische Regierung durchsetzen müsse, und weiter in der vollkommenen Freiheit, Waffen zu kaufen. Rotspanien müsse nach vierzehn- monatigem Ringen eine wirksame Hilfe erhalten. Er zweifle nicht daran, daß die „demokratischen Kräfte" Frankreichs und Englands heute von ihren Negierungen diese Hilfe fordern könnten.
Sprengungen-letzte „Tat" -er -loten
Santander, 15. September. Die Säuberung des letzten nördlichen Zivstls der Pro
vinz Leon von den Bolschewisten macht gute Fortschritte. Die noch im roten Gebiet liegenden Grenzpunkte der Provinzen Leon und Asturien befinden sich fast sämtlich unter dem Feuer der Geschütze und werden teilweise sogar bereits von nationaler Infanterie beschossen. Tie in den letzten Tagen genommenen Bergstellungen waren stir die Nationalen das größte Hindernis, da sie von den Roten zu kleinen Befestigungen ausgebaut worden waren. Nach Besetzung dieser Stellungen bietet sich für den Gegner nur noch geringe Möglichkeit für eine wirksame Verteidigung der nichtbefestigten Berge hinter der jetzigen Front. Ter Vormarsch der nationalen Streitkräfte an der von Pola de Gordon nach Oviedo führenden Straße geht nur langsam vor sich, da der Gegner auf seiner Flucht wieder Brücken und Wege gesprengt hat, deren Wiederherstellung in dem schluchtenreichen Gelände sich sehr schwierig gestaltet. Tie Straße Leon- Oviedo hatten die Bolschewisten durch gewaltige Sprengungen in einer Länae von 1000 Metern mit riesigen Fels'h Köllen versperrt.
Die anarchistischen Komitees in Asturien haben den Tod des mexikanischen „Generals" Coritu beschlossen der die marxistischen Streitkräste an der Leon-Front befehligte. Coritu hat bereits in der mexikanischen Revolution als rechte Hand eine Rolle gespielt. Er wird jetzt für die zahlreichen Niederlagen bei Leon verant-