Seite 8 — Nr. 214
Nagolder Tagdlatt »Der Gesellschafter'
Mittwoch, den 15. September igz^
was es nicht altes gibt .'
DaS Bad im Marktbrunnen
In
einem Marktbrunnen schwimmt gewöhnlich kein lebendes Wesen herum. Erst recht nicht eines mit ziemlichen Ausmaßen. Man kann sich also das Erstaunen der mitternächtlichen Spaziergänger in der mährischen Stadt Kremsier vorstelleu. als sie vom Marktbrurmen her lautes Ge-
o etwas wie Gesang ich, baß ein Mann im chien nicht ganz nüch-
plätscher und dazu Hernahmen. Es fand Drunnep badete. Er tcrn zu sein, hatte aber, wie er später,, als iHrz die Polizei heraussrschte. zugab. dürch- 'aus den Willen, wieder nüchtern zu werden. und sich zu diesem Zweck in die kühlen Fluten begehen. Ganz gegen seinen Willen hatte er sich bei einer Gcburtstagsgesell- schaft ein Räuscherl geholt, fürchtete eine Gardinenpredigt seines Eheweibes und hatte es vorgezogeu. lieber ein kühles Bad zu nehmen, als angetrunken nach Hause zu kommen. Unter dem Gelächter der Umstehenden mußte der Furchtsame jedoch wieder in seine Kleider schlüpfen und nach Hause traben, die Abkühlung dürfte aber bereits genügt haben.
Was man nicht hat. Eine lebende Jllu- das wünscht man sich... stration zu veralten Weisheit, daß immer das. was man nicht besitzt, unsere Sehnsucht erweckt, ist der alte Gärtner Fre- tzeric Kray, dep sein Lebxn lang in Hah in kE englischen Prövinz Middleses bei einer reichen Frau gedient hatte. Die Dame besaß einen riesigen Garten, darin war ein großer See zum Baden und Rudern, da war ein Stück Wald, und natürlich befand sich auch ein wunderschönes Haus mit 16 kostbar eingerichteten Zimmern auf diesem Besitztum. All die Jahrzehnte hindurch hatte der Gärtner mit Bewunderung und stillem Neid auf Haus und Garten gesehen, die er zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete. Da. als er schon 68 Jahre alt war, starb die Besitzerin des Grundstücks, und weil sie keine näheren Verwandten hatte, vermachte sie ihm in ihrem Testament ihren ganzen Besitz. Das war eine Ueberraschung für die beiden alten Leutchen! Flugs zogen sie aus ihrem kleinen Gärtnerhaus aus und gingen hinüber in das Schlößchen ihrer einstigen Gebieterin. Welch ein Leben mußte das sein! Aber schon nach wenigen Tagen spürte das alte Ehepaar, daß es sich in den vielen Zimmern recht einsam lebte. Und mit den kostbaren Sachen wußten die Gärtnersleute schon gar nichts anzufangen. Sie kamen sich immer wie auf Besuch vor. gar nicht wie im eigenen Heim, und als ihnen die Sache zu unheimlich wurde, verkauften sie einfach Haus und Garten, richteten sich wieder ein kleines Häuschen ein, das auf ihre Ansprüche zugeschnitten war, und leben nun wieder glücklich und zufrieden weiter — bis an ihr Ende.
Glücklicherweise Die 25 Buchstaben des war es das Ol Alphabets sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken — fast unsere gesamte Kultur baut sich aus ihnen aus. Aber manchmal kann eine zu nahe Berührung mit diesen Buchstaben doch von Nachteil sein. Das beweist ein sehr merkwürdiger Unfall, den ein Besucher der Stadt Prag in diesen Tagen hatte. Er ging, nichts Böses ahnend, durch die Straßen spazieren, als ihm auf einmal von oben her ein runder Gegenstand aufs Haupt siel, und zwar so, daß er wie ein Kranz, aber ein sehr schwerer, aus seinem Scheitel liegen blieb. Von dem Aufprall war der überraschte Spaziergänger in die Knie aesunken und so blieb er noch eine
Aerztlicher Ratgeber
Woher kommt -er Kopfschmerz?
Die Ursachen des Kopfschmerzes, der im Vergleich etwa zum Zahnschmerz oder dem Schmerz einer Fleischwunde für unser Gefühl einen ganz bestimmten Schmerzensthpus verkörpert, konnten bis jetzt noch nicht geklärt werden. Nur ungefähr steht fest, wodurch der Kopfschmerz ausgelost wird.
Operationen haben gezeigt, daß die Gehirnsubstanz gegen alle Reize schmerzunempsindlich ist. Die Empfindung eines Schmerzes wird aus- elöst durch Reizung eines Ausnahmeapparates, er den Reiz auf den Nervenbahnen ins Großhirn an eine dafür bestimmte Stelle leitet. Dort entsteht die Empfindung, die an die Ausgangs- stelle des Reizes zurückgetragen wird. In der harten Hirnhaut befinden sich zahlreiche Nervenfasern, und die feinsten davon in dem Gewebe der weichen Hirnhäute. Sie enden an den Ge- säßen oder bilden Nervenknäuel und Nervengeflechte, sogenannte sensible' Endorgane, die es auch sonst im Körper gibt. Die großen Gefäß- geflechte, die in die Hirnhöhlen hineinragen und mit solchen Nervenfasern reichlich versehen sind, sondern das Hirnwasser ab.
Steigert sich der Druck dieses Hirnwassers, so wirb die harte Hirnhaut stärker angespannt und die sensiblen Endorgane in den weichen Hirn- dLuten werden gereizt; das löst den Kopfschmerz in». Bei der Hirnhautentzündung, die sehr star- ten Kopfschmerz mit sich bringt, kann z. B. durch Abläßen des unter erhöhtem Druck stehenden Hirnwassers Schmerzlinderung erzielt werden. Druckerhöhung des Gehirnwassers ist auch der
Grund für die Kopfschmerzen nach Vergiftung mit Nikotin, Alkohol oder Kohlenoxyd. Hier wer- den durch die sekretionssteigernde Reizwirkunq der Gifte die Gehirnwasser absondernden Zellen zur Ueberproduktion verleitet.
Auch die Mittel, die zur Bekämpfung d?z Kopfschmerzes zur Verfügung stehen, sprechen für die Annahme eines erhöhten Hirnwasser, drucks. Einspritzung in die Venen, z. B. von einer gewissen Menge einer Traubenzuckerlüsung und anderer Mittel, die mit Erfolg angewandt werden, ziehen das Hirnwasser an sich, setzen als» den Druck herab.
Nicht sprechen bei Operationen!
Auf Grund von umfangreichen Beobachtungen und Versuchen ist mau zu der Forderung gekvm- men, daß während der Operation jedes Sp». chen zu vermeiden sei. Trotz der besten Asepsis kann es nämlich zu Infektionen und langwie- rigen Eiterungen kommen, wenn der Chirurg während der Operation spricht, sei es. daß n von den Operationsgehilfinnen Instrumente anfordert, sei es, daß er Studierenden Erklärungen gibt. Die Ursache dieser Infektionen ist eben darin zu erblicken, daß beim Sprechen Speichel. tröpfchen in die Wunde gelangen, an denen os! eitererregende Bakterien haften. Entsprechend« Einarbeit mit den Assistenten und Schwestern erübrigt jedes Sprechen und vermindert so die restlichen Infektionen. Seitdem Primarius Dr. Riese das „stumme Operieren" an seiner Ab- teilung eingeführt hatte, sank die Zahl der Eüe- rungen nach Operationen ans ein Siebentel, nämlich unter ein Tausendstel aller operierten Fälle,
I Weile "auf dem Pflaster, bis er wieder zu I sich kam und ihm gute Menschen wieder aus I die Beine halfen. Als man iym den Kranz vom Kopf nahm, erwies es sich, daß man es mit dem Buchstaben O aus dem Namen „Narodni banka" zu tun hatte, das am Giebel des Hauses gesessen und sich offenbar zur Unzeit gelockert hatte. Das O hatte es nicht sehr gut gemeint mit seinem Opfer, der arme Mann trug etliche Verletzungen davon und wandte sich dieserhalb an die National- bank. Und diese wiederum reichte bei der Firma, die die Reklameschrift geliefert und befestigt hatte, eine Klage ein, denn die Garantiefrist war noch nicht ganz verstrichen. Da aber an der Schrift bereits verschiedentlich Neinigungsarbeiten vorgenommen worden waren, brauchte die Firma nicht mehr für den Schaden zu haften, und die Bank selbst mußte dem Mann Schmer- zensgeld zahlen. Er stellte im übrigen keine großen Ansprüche, denn er war heilfroh, daß es das O und nicht ein anderer Buch- stabe des Alphabets gewesen war, das aus seinen Kopf fiel. Ein anderer wäre nümlick nicht so paßgerecht auf den Kopf gefallen.
Das Ware In den Dalkanländern
nicht auszudenken! wohnen bekanntlich die : „ältesten"' Leute der
Welt. M-N das Bauern- oder Hirtendasein manchen dieser über Hundertjährigen tat- sächlich diese erstaunliche Lebenskraft ver>- leihen, so kann man doch ebenso häufig in Rechnung ziehen, daß diese schlichten Leutchen einfach ihren wahren Geburtstag vergessen haben und, da er nirgendwo verzeichnet steht, sich aus Lust am Fabulieren ein so hohes Alter andichten. Wie dem auch sei, die Presse nimmt das Wiegenfest eines solchen Methusalems gerne zum Anlaß, lange und rühmende Artikel über den Greis zu § schreiben und von den LandeSzeitungen übernehmen auch die ausländischen Blätter mit Vorliebe solche Sensationen. So kam ein Hundertzweiunddreißiger aus Jugoslawien zu der Ehre, in einer amerikanischen
Zeitung veröffentlicht zu werden. Der alte Bachtijar Koschan soll noch ganz erstaunlich irisch und lebensfroh sein und anläßlich sei- sties 132. Geburtstages geäußert haben, er hätte eigentlich Lust, sich noch einmal zu verheiraten. Das war etwas für sensationshungrige amerikanische Damen! Kaum war ^-,er Bericht darüber in der Presse erschienen, da meldete sich auch schon eine 32jährige Dame aus Neuvork. die danach verlangte.
mit dem alten Bachtijar in Briefwechsel zu treten — „zwecks späterer Eheschließung'. Sie machte dem Methusalem kurzerhand -einen Heiratsantrag, worin sie die bemerkenswerte Tatsache unterstrich, daß sie gerade hundert Jahre jünger sei als er. Der Alte konnte natürlich kein Wort Englisch, lieb aber sofort das Beil ruhen, mit dem er ge- rade beim Empfang des Briefes einen Stoß bolz bearbeitete, und schickte seinen 60jähri- gen Enkel hinüber zu dem Hofe eines soeben zurückgekehrten Austvanderers, um sich den Heiratsantrag übersetzen zu lassen. DK unternehmungslustige Dame wollte fein Bild haben! Und er hatte doch keines und — der Mann scheint wirklich noch was vorzuhaben!
er wollte der Amerikanerin doch so gerne eines schicken! Fetzt quält er seine Enkel jeden Tag, mit chm in die Stadt zu fahren und sich photographieren zu lassen, denn — wer weißt — am Ende nimmt ihn die Dame aus Amerika doch noch?
Bienen bestehlen Ein Imker aus Hart an Bienen der Alz machte seit einigen
, Tagen die Feststellung, daß seine Bienen außerordentlich viel Honig nach Hause brachten. Da ihn der sprich- wörtliche Bienenfleiß schließlich doch etwas sonderbar anmutete, bestäubte er die Tiere mit Mehl und entdeckte daraufhin, daß der ganze Honig aus dem Bienenhaus seines Nachbarn stammte. Alle Bienen, die sich den Räubern in den Weg stellten, wurden dabei totgestochen.
Sport
Kienzls siegle in Lugano
Beim Schwimmen „Quer durch Lugano" über 2000 Meter gab es am Sonntag einen schönen deutschen Erfolg. Der Stuttgarter Alfred Kienzle siegte in neuer Rekordzeit von 2S-5S Minuten vor den Schweizern Lehmann-Bern (81:41) und Holzer-Zürich (83:33). Der Schwimm- verein Friedrichshasen belegte in der Mannschaftswertung den vierten Platz.
Donnerstag, 16, September Freitag, 17. September Samstag, 18. September
5.00 FröbltKe Musik 5.45 Morgenlied
Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftliche Nachrichten Gvmnaftik 1 6.15 Abendnachrichten 6.3V üriibkonzcrt
7. VV—7.1V Frühnachrichten
8. VV Zeitangabe, Wasserstands-
meldungen, Wetterbericht, Marktberichte Gvmnaftik II 8.3V „Otme Sorgen jeder Morgen"
9.3V Lendcvaule 1V.VV BolkSUedftiige«
1V.8V Sendepause 11.3V Volksmusik
Bauernkalender und Wetterbericht
12. VV Mittagskouzert
13. VV Zeitangabe, Nachrichten,
Wetterbericht 13.15 Mittagskonzert
14. VV „Allerlei vou Zwei bis
Drei"
15. VV Sendepause
16. VV Mufti am Nachmittag
18. VV Grifs ins Heute
19. VV „Zauber der Stimme 2V.VV Nachrichten
„Fröhliche Schwarz» waldreise"
Konzert
Zeitangabe, Nachrichten, Wetter, und Sportbericht
21.15
22.VV
22.30
24.NV
und
Volks- »ub Unter baltunssmustk UVV Nachtmusik
.00 Fröhliche Musik .45 Morgenticd
Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftliche Nachrichten Gvmuastik I .15 Abendnachrichte»
,3V Fruhkouzert .vv—7.10 Frühnachrichten .vv Zeitangabe, Wasserstanbö- meldungen, Wetterbericht. Marktberichte Gvmuastik II .30 Froher Klaus zur Arbeitspause .30 Seubevause .00 „Es blitzt und -ouuertl" Hörspiel um die Gewit- terbitdung
.30 „Als Segelsluglehrer in Ucbersee"
,45 Sendepause .30 Volksmusik
Bauernkalender und Wetterbericht vv Mittasskonzert o» Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten 15 Mittagskouzert 00 „Allerlei von Zwei bis Drei"
vv Sendepause 00 Musik im Freie« vv Griss ins Heute vv „Stuttgart spielt aus!"
.00 Nachrichten
Allerlei Neues aus der Schallkiste 15 Abeudkouzert oo Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht 80 Musik zu später Nacht" vv—1,vv Nachtmusik
5.VV
5.45
6.15
6.3V
7. VV
8. VV
8.3V
9.3V
1V.VV.
1V.3V
1I.3V
12.00
13.VÜ
13.15
1-t.vv
15.VV
16.00
18.00
19.00
2V.9V
21.99
22.VV
22.89
24.00
Fröhliche Musik Morgenlied
Zeitangabe, Wetterbericht. Landwirtschasltiche 'Nachrichten Gvmnaftik l Abendnachrichten Frübkonzert -7.1V Frühnachrichtcn Zeiiangabe, Wasierilands- meldungen, Wetterbericht, Marktberichte Gvmnaftik Musik am Morgen Sendepause
,Wiking zwückc« Woge« und Wolken"
Sendepause
Volksmusik
Bauernkalender und
Wetterberich:
Mittagskouzert
Zeitangabe. Wetterbericht,
Nachrichten
Mittagskouzert
„Allerlei von Zwei bis
Drei"
„Wer recht iu Freude» wandern will"
Was machen wir am Sonntag?
„Froher Funk i«r alt und juug"
Louvcrickt der Woche „Das Ganze Haiti"
Bunte Manöverbilder vom V. Armeekorps Nachrichten „Der siebte Ball"
Ein Spiel aus der Welt des Varietes „Wockenausklaug" Zeitangabe, Nachrichten. Wetter- und Sportbericht Tanzmusik
-l.vll Tanzmusik aus Schallplatte»
Die
Kleine Geschichte aus dem Leben
Von U. Röh
Die schicksalhafte Minute, in der man das Glück Packt oder es — vielleicht für immer — ungenützt entgehen läßt, hat schon manches Leben bestimmt. Eine Minute, die über das Aus oder Ab einer Lebenskurve entscheidet, wo eine unsichtbare Waagschale sich hebt oder senkt.
Christin« Petersen wohnte schon seit drei Semestern in der kleinen Mansarde oben in der Baumschulallee. Ebensolange war sie nicht in ihrer Heimat, irgendwo in einem kleinen Dorf an der dänischen Grenze gewesen. Manchmal hatte sie zwar eine unruhvolle Sehnsucht nach den klaren kalten Farben ihrer Heimat, nach dem Seetang und Muschelgeruch am Deich, aber das alles wurde immer wieder durch den Trubel des Alltags überdeckt und nur einige Minuten gingen am Nachmittag ihre Gedanken mit den Verkehrsflugzeugen nach Norden, weit, weit fort.
Christin« war jung. Groß und gerade gewachsen mit den schweren rotblonden Flechten, die sich unter keinen Hut zwängen ließen, mit offenen blauen Augen, die die Klarheit des nordischen Himmels und die Unergründlichkeit der See erfüllte. Vertrauen mußte man ihr, verlassen konnte man sich aus sie, und Mer wollte sich von der Stärke, von der Ruhe und Harmonie ihres Wesens ein Teilchen schenken lassen. Man war Christin« gut.
Christin« aber lebte ihr Leben zwischen Traum und Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, das waren Seminare über Mathematik und Physik mit dem Endziel einer Lehramtsasses, jorin. Staatsexamen und Doktortitel. Der
Traum war eine unerhörte — ihr selbst ganz ungewisse — Aenderung ihrer Lebensbedingungen, die sie über sich selbst hinausführten. Eines Morgens stellte das Schicksal sie vor eine Entscheidungsfrage.
Christina fährt mit ihrem Rad zum Sportplatz. Gerade an der großen Tankstelle platzt der Reifen. Sie schiebt das Rad in die Werkstätte und wartet draußen in der Morgensonne, bis der Schaden repariert ist. Plötzlich fährt eine elegante Limousine, schwarz mit leichtem silbernen Absatz, vor die Tankstelle. Christina, die ganz in das schwarze Wunder versunken ist, geht langsam um den Wagen herum. Sie bemerkt gar nicht, wie eine Tür zugeworfen wird und ein Herr seinerseits das blonde Mädchen betrachtet.
Christina liest gerade: l K 23 689, als „man" sie anspricht.
Da steht also em junger Mann, in kurzen Kniehosen und einem offenen Polohenid mit aufgekrempelten Äermeln und guckt Christina prüfend an. Bevor sie etwas sagen kann, geht ein richtiges kleines MG.-Feuer von Fragen und Befehlen auf sie los.
Er käme aus Berlin (siehe Wagennummer)' und sei seines Zeichens Regisseur. Wenn Christina studiere, so sei das vielleicht eine ganz belehrende, aber wenig aussichtsreiche Angelegenheit für eine Frau wie sie. Moment mal, er müsse schnell einige Photos und Pläne zeigen.
Aus dem Innern des Wagens kommt eine riesige Mappe hervor und dann sitzen Christina und der Fremde auf dem Trittbrett. Aufnahmen, Kostümentwürfe, Manuskripte häufen sich auf verschiedenen Stapeln. Christina fragt und bekommt knappe Aufklärungen: Ein Film soll gedreht werden, ein Film, für dessen weibliche Hauptrolle die passende Besetzung fehlt. Etwas ganz Neues soll es werden.
„Bitte, lesen Sie folgende Sätze durch, sie
entspringen der und der Handlung. Versuchen Sie einmal einige Sätze zu sprechen."
Christina sitzt mit fieberheißem Gesicht auf dem Kotflügel. Kopfschüttelnd steht der Werkmeister daneben — das Rad ist lange repariert. Er wird gar nicht beachtet. Christina sagt, wie sie die Stelle denkt und spricht sie.
„Haben Sie einen Paß?"
„Ja."
„Jetzt hören Sie gut zu.
Hier sind meine Papiere, die Sie sich ansehen können. Ich bin kein Mädchenhändler, aber ich muß Sie sofort mitnehmen. Wenn Sie Mut haben . . . und wenn Sie wollen, dann packen Sie Ihre Koffer und kommen Sie mit. In drei Stunden müssen wir weiter fahren."
Die Eltern, das Studium, die Freunde. Das alles jagt sprunghaft durch den Kopf. Lehrerin auf der einen Seite und auf der anderen . . .
Die Waagschale des Schicksals schwankt unentschlossen.
„Ich fahre mit!"
Kurzentschlossen geschahen in den nächsten Stunden noch einige Dinge, die Ueberraschun- gcn auslösten. Das Telegramm an die Eltern, die Kündigung bei der Wirtin, ein kurzer Brief an die Freunde. Und das Fahrrad wurde dem erstaunten Werkstättenbesitzer vermacht. Alles in allem, eine Sensation, gelebter Film!
Wer aber ahnt heute, daß die bekannte Darstellerin einstmals eine zünftige kleine Studentin war, und daß ihre Laufbahn in einer schicksalhaften Minute mit einer Radpanne, gerade an der Tankstelle, begann?"
Ein einzigartiges Tierhilfswerk
Alljährlich im Herbst, wenn die Schwalben südwärts ziehen, bleiben in den Orten am Nordrand der Alpen aus jedem Schwal- benzug einzelne der kleinen gefiederten Luftsealer ermattet zurück. Es sind teils alte
oder kranke, teils auch sehr junge Tierchen, die sich instinktiv außerstande fühlen, au? eigener Kraft den Flug über die Alpen fortzusetzen. In früheren Jahren fanden diese Nachzügler vielfach in den warmen Ställen der Bauernhöfe Obdach und Nahrung; aber- trotzdem überstanden nur wenige die Erkältungsgefahren des Winters. Seit dem vorigen Jahr haben sich erfreulicherweise die deutschen Tierschutzorganisationen der Sache angenommen und ein Hilfswerk eingerichtet, das in der Welt wohl einzig dastehen dürfte.
Die ermatteten Schwalben werden überall von Vogelfreunden eingefangen und durch die örtlichen Vereine oder, wo solche nicht bestehen, durch die Polizei in entsprechend gekennzeichneten und eingerichteten Behältnissen mit Post bzw. Bahn an die Flugleitung der Deutschen Lufthansa nach München geschickt, die sie in ihren Flugzeugen nachJtalienbe- l
fördert. Aus dem Flughafen in Venedig (
gibt es dann jedesmal ein freudig aufgeregtes Gezwitscher, wenn das deutsche Flug- personal die Behälter öffnet und den geretteten Tierchen im sonnigen Süden die ersehnte Freiheit wiedergibt.
Heiteres
Die Referenz
Hausherr: „Ja, mein Fräulein, wenn Sie keinen Bräutigam hätten, würde ich Sie sofort als Köchin einstellen, aber so muß ich leider davon absehen."
„Wieso denn? Desto besseres Esten bekommen Sie doch!"
Ballgeflüster
Sie: „Nicht wahr, mein Herr, es geht doch nichts über einen hübschen Rheinländer".
Er: „Nanu, mein Fräulein, wer hat IhnA denn verraten, was ich für ein Landsmann bin.