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Nagolder Tagdlatt »Der Gesellschafter'

Mittwoch, den 15. September igz^

was es nicht altes gibt .'

DaS Bad im Marktbrunnen

In

einem Marktbrunnen schwimmt gewöhnlich kein lebendes Wesen herum. Erst recht nicht eines mit ziemlichen Aus­maßen. Man kann sich also das Erstaunen der mitternächtlichen Spaziergänger in der mährischen Stadt Kremsier vorstelleu. als sie vom Marktbrurmen her lautes Ge-

o etwas wie Gesang ich, baß ein Mann im chien nicht ganz nüch-

plätscher und dazu Hernahmen. Es fand Drunnep badete. Er tcrn zu sein, hatte aber, wie er später,, als iHrz die Polizei heraussrschte. zugab. dürch- 'aus den Willen, wieder nüchtern zu wer­den. und sich zu diesem Zweck in die kühlen Fluten begehen. Ganz gegen seinen Willen hatte er sich bei einer Gcburtstagsgesell- schaft ein Räuscherl geholt, fürchtete eine Gardinenpredigt seines Eheweibes und hatte es vorgezogeu. lieber ein kühles Bad zu neh­men, als angetrunken nach Hause zu kom­men. Unter dem Gelächter der Umstehenden mußte der Furchtsame jedoch wieder in seine Kleider schlüpfen und nach Hause traben, die Abkühlung dürfte aber bereits genügt haben.

Was man nicht hat. Eine lebende Jllu- das wünscht man sich... stration zu ver­alten Weisheit, daß immer das. was man nicht besitzt, unsere Sehnsucht erweckt, ist der alte Gärtner Fre- tzeric Kray, dep sein Lebxn lang in Hah in kE englischen Prövinz Middleses bei einer reichen Frau gedient hatte. Die Dame besaß einen riesigen Garten, darin war ein großer See zum Baden und Rudern, da war ein Stück Wald, und natürlich befand sich auch ein wunderschönes Haus mit 16 kostbar ein­gerichteten Zimmern auf diesem Besitztum. All die Jahrzehnte hindurch hatte der Gärt­ner mit Bewunderung und stillem Neid auf Haus und Garten gesehen, die er zusammen mit seiner Frau bewirtschaftete. Da. als er schon 68 Jahre alt war, starb die Besitzerin des Grundstücks, und weil sie keine näheren Verwandten hatte, vermachte sie ihm in ihrem Testament ihren ganzen Besitz. Das war eine Ueberraschung für die beiden alten Leutchen! Flugs zogen sie aus ihrem kleinen Gärtnerhaus aus und gingen hinüber in das Schlößchen ihrer einstigen Gebieterin. Welch ein Leben mußte das sein! Aber schon nach wenigen Tagen spürte das alte Ehepaar, daß es sich in den vielen Zimmern recht einsam lebte. Und mit den kostbaren Sachen wußten die Gärtnersleute schon gar nichts anzufan­gen. Sie kamen sich immer wie auf Besuch vor. gar nicht wie im eigenen Heim, und als ihnen die Sache zu unheimlich wurde, ver­kauften sie einfach Haus und Garten, richte­ten sich wieder ein kleines Häuschen ein, das auf ihre Ansprüche zugeschnitten war, und leben nun wieder glücklich und zufrieden weiter bis an ihr Ende.

Glücklicherweise Die 25 Buchstaben des war es das Ol Alphabets sind aus un­serem Leben nicht mehr wegzudenken fast unsere gesamte Kultur baut sich aus ihnen aus. Aber manchmal kann eine zu nahe Berührung mit diesen Buchstaben doch von Nachteil sein. Das be­weist ein sehr merkwürdiger Unfall, den ein Besucher der Stadt Prag in diesen Tagen hatte. Er ging, nichts Böses ahnend, durch die Straßen spazieren, als ihm auf einmal von oben her ein runder Gegenstand aufs Haupt siel, und zwar so, daß er wie ein Kranz, aber ein sehr schwerer, aus seinem Scheitel liegen blieb. Von dem Aufprall war der überraschte Spaziergänger in die Knie aesunken und so blieb er noch eine

Aerztlicher Ratgeber

Woher kommt -er Kopfschmerz?

Die Ursachen des Kopfschmerzes, der im Ver­gleich etwa zum Zahnschmerz oder dem Schmerz einer Fleischwunde für unser Gefühl einen ganz bestimmten Schmerzensthpus verkörpert, konnten bis jetzt noch nicht geklärt werden. Nur ungefähr steht fest, wodurch der Kopfschmerz ausgelost wird.

Operationen haben gezeigt, daß die Gehirn­substanz gegen alle Reize schmerzunempsindlich ist. Die Empfindung eines Schmerzes wird aus- elöst durch Reizung eines Ausnahmeapparates, er den Reiz auf den Nervenbahnen ins Groß­hirn an eine dafür bestimmte Stelle leitet. Dort entsteht die Empfindung, die an die Ausgangs- stelle des Reizes zurückgetragen wird. In der harten Hirnhaut befinden sich zahlreiche Nerven­fasern, und die feinsten davon in dem Gewebe der weichen Hirnhäute. Sie enden an den Ge- säßen oder bilden Nervenknäuel und Nerven­geflechte, sogenannte sensible' Endorgane, die es auch sonst im Körper gibt. Die großen Gefäß- geflechte, die in die Hirnhöhlen hineinragen und mit solchen Nervenfasern reichlich versehen sind, sondern das Hirnwasser ab.

Steigert sich der Druck dieses Hirnwassers, so wirb die harte Hirnhaut stärker angespannt und die sensiblen Endorgane in den weichen Hirn- dLuten werden gereizt; das löst den Kopfschmerz in». Bei der Hirnhautentzündung, die sehr star- ten Kopfschmerz mit sich bringt, kann z. B. durch Abläßen des unter erhöhtem Druck stehenden Hirnwassers Schmerzlinderung erzielt werden. Druckerhöhung des Gehirnwassers ist auch der

Grund für die Kopfschmerzen nach Vergiftung mit Nikotin, Alkohol oder Kohlenoxyd. Hier wer- den durch die sekretionssteigernde Reizwirkunq der Gifte die Gehirnwasser absondernden Zellen zur Ueberproduktion verleitet.

Auch die Mittel, die zur Bekämpfung d?z Kopfschmerzes zur Verfügung stehen, sprechen für die Annahme eines erhöhten Hirnwasser, drucks. Einspritzung in die Venen, z. B. von einer gewissen Menge einer Traubenzuckerlüsung und anderer Mittel, die mit Erfolg angewandt werden, ziehen das Hirnwasser an sich, setzen als» den Druck herab.

Nicht sprechen bei Operationen!

Auf Grund von umfangreichen Beobachtungen und Versuchen ist mau zu der Forderung gekvm- men, daß während der Operation jedes Sp». chen zu vermeiden sei. Trotz der besten Asepsis kann es nämlich zu Infektionen und langwie- rigen Eiterungen kommen, wenn der Chirurg während der Operation spricht, sei es. daß n von den Operationsgehilfinnen Instrumente an­fordert, sei es, daß er Studierenden Erklärungen gibt. Die Ursache dieser Infektionen ist eben darin zu erblicken, daß beim Sprechen Speichel. tröpfchen in die Wunde gelangen, an denen os! eitererregende Bakterien haften. Entsprechend« Einarbeit mit den Assistenten und Schwestern er­übrigt jedes Sprechen und vermindert so die rest­lichen Infektionen. Seitdem Primarius Dr. Riese dasstumme Operieren" an seiner Ab- teilung eingeführt hatte, sank die Zahl der Eüe- rungen nach Operationen ans ein Siebentel, näm­lich unter ein Tausendstel aller operierten Fälle,

I Weile "auf dem Pflaster, bis er wieder zu I sich kam und ihm gute Menschen wieder aus I die Beine halfen. Als man iym den Kranz vom Kopf nahm, erwies es sich, daß man es mit dem Buchstaben O aus dem Namen Narodni banka" zu tun hatte, das am Giebel des Hauses gesessen und sich offenbar zur Unzeit gelockert hatte. Das O hatte es nicht sehr gut gemeint mit seinem Opfer, der arme Mann trug etliche Verletzungen davon und wandte sich dieserhalb an die National- bank. Und diese wiederum reichte bei der Firma, die die Reklameschrift geliefert und befestigt hatte, eine Klage ein, denn die Garantiefrist war noch nicht ganz ver­strichen. Da aber an der Schrift bereits ver­schiedentlich Neinigungsarbeiten vorgenom­men worden waren, brauchte die Firma nicht mehr für den Schaden zu haften, und die Bank selbst mußte dem Mann Schmer- zensgeld zahlen. Er stellte im übrigen keine großen Ansprüche, denn er war heilfroh, daß es das O und nicht ein anderer Buch- stabe des Alphabets gewesen war, das aus seinen Kopf fiel. Ein anderer wäre nümlick nicht so paßgerecht auf den Kopf gefallen.

Das Ware In den Dalkanländern

nicht auszudenken! wohnen bekanntlich die :ältesten"' Leute der

Welt. M-N das Bauern- oder Hirtendasein manchen dieser über Hundertjährigen tat- sächlich diese erstaunliche Lebenskraft ver>- leihen, so kann man doch ebenso häufig in Rechnung ziehen, daß diese schlichten Leut­chen einfach ihren wahren Geburtstag ver­gessen haben und, da er nirgendwo verzeich­net steht, sich aus Lust am Fabulieren ein so hohes Alter andichten. Wie dem auch sei, die Presse nimmt das Wiegenfest eines sol­chen Methusalems gerne zum Anlaß, lange und rühmende Artikel über den Greis zu § schreiben und von den LandeSzeitungen über­nehmen auch die ausländischen Blätter mit Vorliebe solche Sensationen. So kam ein Hundertzweiunddreißiger aus Jugosla­wien zu der Ehre, in einer amerikanischen

Zeitung veröffentlicht zu werden. Der alte Bachtijar Koschan soll noch ganz erstaunlich irisch und lebensfroh sein und anläßlich sei- sties 132. Geburtstages geäußert haben, er hätte eigentlich Lust, sich noch einmal zu ver­heiraten. Das war etwas für sensations­hungrige amerikanische Damen! Kaum war ^-,er Bericht darüber in der Presse erschienen, da meldete sich auch schon eine 32jährige Dame aus Neuvork. die danach verlangte.

mit dem alten Bachtijar in Briefwechsel zu tretenzwecks späterer Eheschließung'. Sie machte dem Methusalem kurzerhand -einen Heiratsantrag, worin sie die bemer­kenswerte Tatsache unterstrich, daß sie gerade hundert Jahre jünger sei als er. Der Alte konnte natürlich kein Wort Englisch, lieb aber sofort das Beil ruhen, mit dem er ge- rade beim Empfang des Briefes einen Stoß bolz bearbeitete, und schickte seinen 60jähri- gen Enkel hinüber zu dem Hofe eines soeben zurückgekehrten Austvanderers, um sich den Heiratsantrag übersetzen zu lassen. DK unternehmungslustige Dame wollte fein Bild haben! Und er hatte doch keines und der Mann scheint wirklich noch was vorzuhaben!

er wollte der Amerikanerin doch so gerne eines schicken! Fetzt quält er seine Enkel jeden Tag, mit chm in die Stadt zu fahren und sich photographieren zu lassen, denn wer weißt am Ende nimmt ihn die Dame aus Amerika doch noch?

Bienen bestehlen Ein Imker aus Hart an Bienen der Alz machte seit einigen

, Tagen die Feststellung, daß seine Bienen außerordentlich viel Honig nach Hause brachten. Da ihn der sprich- wörtliche Bienenfleiß schließlich doch etwas sonderbar anmutete, bestäubte er die Tiere mit Mehl und entdeckte daraufhin, daß der ganze Honig aus dem Bienenhaus seines Nachbarn stammte. Alle Bienen, die sich den Räubern in den Weg stellten, wurden dabei totgestochen.

Sport

Kienzls siegle in Lugano

Beim SchwimmenQuer durch Lugano" über 2000 Meter gab es am Sonntag einen schö­nen deutschen Erfolg. Der Stuttgarter Alfred Kienzle siegte in neuer Rekordzeit von 2S-5S Minuten vor den Schweizern Lehmann-Bern (81:41) und Holzer-Zürich (83:33). Der Schwimm- verein Friedrichshasen belegte in der Mannschaftswertung den vierten Platz.

Donnerstag, 16, September Freitag, 17. September Samstag, 18. September

5.00 FröbltKe Musik 5.45 Morgenlied

Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftliche Nach­richten Gvmnaftik 1 6.15 Abendnachrichten 6.3V üriibkonzcrt

7. VV7.1V Frühnachrichten

8. VV Zeitangabe, Wasserstands-

meldungen, Wetterbericht, Marktberichte Gvmnaftik II 8.3VOtme Sorgen jeder Morgen"

9.3V Lendcvaule 1V.VV BolkSUedftiige«

1V.8V Sendepause 11.3V Volksmusik

Bauernkalender und Wetterbericht

12. VV Mittagskouzert

13. VV Zeitangabe, Nachrichten,

Wetterbericht 13.15 Mittagskonzert

14. VVAllerlei vou Zwei bis

Drei"

15. VV Sendepause

16. VV Mufti am Nachmittag

18. VV Grifs ins Heute

19. VVZauber der Stimme 2V.VV Nachrichten

Fröhliche Schwarz» waldreise"

Konzert

Zeitangabe, Nachrichten, Wetter, und Sportbericht

21.15

22.VV

22.30

24.NV

und

Volks- »ub Unter baltunssmustk UVV Nachtmusik

.00 Fröhliche Musik .45 Morgenticd

Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaftliche Nach­richten Gvmuastik I .15 Abendnachrichte»

,3V Fruhkouzert .vv7.10 Frühnachrichten .vv Zeitangabe, Wasserstanbö- meldungen, Wetterbericht. Marktberichte Gvmuastik II .30 Froher Klaus zur Arbeitspause .30 Seubevause .00Es blitzt und -ouuertl" Hörspiel um die Gewit- terbitdung

.30Als Segelsluglehrer in Ucbersee"

,45 Sendepause .30 Volksmusik

Bauernkalender und Wetterbericht vv Mittasskonzert o» Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten 15 Mittagskouzert 00Allerlei von Zwei bis Drei"

vv Sendepause 00 Musik im Freie« vv Griss ins Heute vvStuttgart spielt aus!"

.00 Nachrichten

Allerlei Neues aus der Schallkiste 15 Abeudkouzert oo Zeitangabe, Nachrichten, Wetter- und Sportbericht 80 Musik zu später Nacht" vv1,vv Nachtmusik

5.VV

5.45

6.15

6.3V

7. VV

8. VV

8.3V

9.3V

1V.VV.

1V.3V

1I.3V

12.00

13.

13.15

1-t.vv

15.VV

16.00

18.00

19.00

2V.9V

21.99

22.VV

22.89

24.00

Fröhliche Musik Morgenlied

Zeitangabe, Wetterbericht. Landwirtschasltiche 'Nach­richten Gvmnaftik l Abendnachrichten Frübkonzert -7.1V Frühnachrichtcn Zeiiangabe, Wasierilands- meldungen, Wetterbericht, Marktberichte Gvmnaftik Musik am Morgen Sendepause

,Wiking zwückc« Woge« und Wolken"

Sendepause

Volksmusik

Bauernkalender und

Wetterberich:

Mittagskouzert

Zeitangabe. Wetterbericht,

Nachrichten

Mittagskouzert

Allerlei von Zwei bis

Drei"

Wer recht iu Freude» wandern will"

Was machen wir am Sonntag?

Froher Funk i«r alt und juug"

Louvcrickt der Woche Das Ganze Haiti"

Bunte Manöverbilder vom V. Armeekorps Nachrichten Der siebte Ball"

Ein Spiel aus der Welt des Varietes Wockenausklaug" Zeitangabe, Nachrichten. Wetter- und Sportbericht Tanzmusik

-l.vll Tanzmusik aus Schallplatte»

Die

Kleine Geschichte aus dem Leben

Von U. Röh

Die schicksalhafte Minute, in der man das Glück Packt oder es vielleicht für immer ungenützt entgehen läßt, hat schon man­ches Leben bestimmt. Eine Minute, die über das Aus oder Ab einer Lebenskurve ent­scheidet, wo eine unsichtbare Waagschale sich hebt oder senkt.

Christin« Petersen wohnte schon seit drei Semestern in der kleinen Mansarde oben in der Baumschulallee. Ebensolange war sie nicht in ihrer Heimat, irgendwo in einem kleinen Dorf an der dänischen Grenze ge­wesen. Manchmal hatte sie zwar eine un­ruhvolle Sehnsucht nach den klaren kalten Farben ihrer Heimat, nach dem Seetang und Muschelgeruch am Deich, aber das alles wurde immer wieder durch den Trubel des Alltags überdeckt und nur einige Minuten gingen am Nachmittag ihre Gedanken mit den Verkehrsflugzeugen nach Norden, weit, weit fort.

Christin« war jung. Groß und gerade gewachsen mit den schweren rotblonden Flechten, die sich unter keinen Hut zwängen ließen, mit offenen blauen Augen, die die Klarheit des nordischen Himmels und die Unergründlichkeit der See erfüllte. Ver­trauen mußte man ihr, verlassen konnte man sich aus sie, und Mer wollte sich von der Stärke, von der Ruhe und Harmonie ihres Wesens ein Teilchen schenken lassen. Man war Christin« gut.

Christin« aber lebte ihr Leben zwischen Traum und Wirklichkeit. Die Wirklichkeit, das waren Seminare über Mathematik und Physik mit dem Endziel einer Lehramtsasses, jorin. Staatsexamen und Doktortitel. Der

Traum war eine unerhörte ihr selbst ganz ungewisse Aenderung ihrer Lebens­bedingungen, die sie über sich selbst hinaus­führten. Eines Morgens stellte das Schick­sal sie vor eine Entscheidungsfrage.

Christina fährt mit ihrem Rad zum Sport­platz. Gerade an der großen Tankstelle platzt der Reifen. Sie schiebt das Rad in die Werkstätte und wartet draußen in der Mor­gensonne, bis der Schaden repariert ist. Plötzlich fährt eine elegante Limousine, schwarz mit leichtem silbernen Absatz, vor die Tankstelle. Christina, die ganz in das schwarze Wunder versunken ist, geht lang­sam um den Wagen herum. Sie bemerkt gar nicht, wie eine Tür zugeworfen wird und ein Herr seinerseits das blonde Mäd­chen betrachtet.

Christina liest gerade: l K 23 689, als man" sie anspricht.

Da steht also em junger Mann, in kurzen Kniehosen und einem offenen Polohenid mit aufgekrempelten Äermeln und guckt Christina prüfend an. Bevor sie etwas sagen kann, geht ein richtiges kleines MG.-Feuer von Fragen und Befehlen auf sie los.

Er käme aus Berlin (siehe Wagennummer)' und sei seines Zeichens Regisseur. Wenn Chri­stina studiere, so sei das vielleicht eine ganz be­lehrende, aber wenig aussichtsreiche Angelegen­heit für eine Frau wie sie. Moment mal, er müsse schnell einige Photos und Pläne zeigen.

Aus dem Innern des Wagens kommt eine riesige Mappe hervor und dann sitzen Christina und der Fremde auf dem Trittbrett. Aufnah­men, Kostümentwürfe, Manuskripte häufen sich auf verschiedenen Stapeln. Christina fragt und bekommt knappe Aufklärungen: Ein Film soll gedreht werden, ein Film, für dessen weibliche Hauptrolle die passende Besetzung fehlt. Etwas ganz Neues soll es werden.

Bitte, lesen Sie folgende Sätze durch, sie

entspringen der und der Handlung. Versuchen Sie einmal einige Sätze zu sprechen."

Christina sitzt mit fieberheißem Gesicht auf dem Kotflügel. Kopfschüttelnd steht der Werk­meister daneben das Rad ist lange repariert. Er wird gar nicht beachtet. Christina sagt, wie sie die Stelle denkt und spricht sie.

Haben Sie einen Paß?"

Ja."

Jetzt hören Sie gut zu.

Hier sind meine Papiere, die Sie sich ansehen können. Ich bin kein Mädchenhändler, aber ich muß Sie sofort mitnehmen. Wenn Sie Mut haben . . . und wenn Sie wollen, dann packen Sie Ihre Koffer und kommen Sie mit. In drei Stunden müssen wir weiter fahren."

Die Eltern, das Studium, die Freunde. Das alles jagt sprunghaft durch den Kopf. Lehrerin auf der einen Seite und auf der anderen . . .

Die Waagschale des Schicksals schwankt un­entschlossen.

Ich fahre mit!"

Kurzentschlossen geschahen in den nächsten Stunden noch einige Dinge, die Ueberraschun- gcn auslösten. Das Telegramm an die Eltern, die Kündigung bei der Wirtin, ein kurzer Brief an die Freunde. Und das Fahrrad wurde dem erstaunten Werkstättenbesitzer vermacht. Alles in allem, eine Sensation, gelebter Film!

Wer aber ahnt heute, daß die bekannte Dar­stellerin einstmals eine zünftige kleine Stu­dentin war, und daß ihre Laufbahn in einer schicksalhaften Minute mit einer Radpanne, gerade an der Tankstelle, begann?"

Ein einzigartiges Tierhilfswerk

Alljährlich im Herbst, wenn die Schwalben südwärts ziehen, bleiben in den Orten am Nordrand der Alpen aus jedem Schwal- benzug einzelne der kleinen gefiederten Luftsealer ermattet zurück. Es sind teils alte

oder kranke, teils auch sehr junge Tierchen, die sich instinktiv außerstande fühlen, au? eigener Kraft den Flug über die Alpen fort­zusetzen. In früheren Jahren fanden diese Nachzügler vielfach in den warmen Ställen der Bauernhöfe Obdach und Nahrung; aber- trotzdem überstanden nur wenige die Er­kältungsgefahren des Winters. Seit dem vorigen Jahr haben sich erfreulicherweise die deutschen Tierschutzorganisationen der Sache angenommen und ein Hilfswerk eingerichtet, das in der Welt wohl einzig dastehen dürfte.

Die ermatteten Schwalben werden überall von Vogelfreunden eingefangen und durch die örtlichen Vereine oder, wo solche nicht bestehen, durch die Polizei in ent­sprechend gekennzeichneten und eingerichteten Behältnissen mit Post bzw. Bahn an die Flugleitung der Deutschen Luft­hansa nach München geschickt, die sie in ihren Flugzeugen nachJtalienbe- l

fördert. Aus dem Flughafen in Venedig (

gibt es dann jedesmal ein freudig aufgereg­tes Gezwitscher, wenn das deutsche Flug- personal die Behälter öffnet und den ge­retteten Tierchen im sonnigen Süden die er­sehnte Freiheit wiedergibt.

Heiteres

Die Referenz

Hausherr:Ja, mein Fräulein, wenn Sie keinen Bräutigam hätten, würde ich Sie sofort als Köchin einstellen, aber so muß ich leider davon absehen."

Wieso denn? Desto besseres Esten bekommen Sie doch!"

Ballgeflüster

Sie:Nicht wahr, mein Herr, es geht doch nichts über einen hübschen Rheinländer".

Er:Nanu, mein Fräulein, wer hat IhnA denn verraten, was ich für ein Landsmann bin.