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Mittwoch, den 15. September 1837
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Zeiten
Ai Ehren fremder Toten...
Feier an den Gräbern russischer und rumänische, Soldaten
Stuttgart, 13. September. Am Sonntag, «achmittaa fand an den Gräbern der aus dem Pragfriedhof ruhenden, als Kriegsgesan- gene in Stuttgarter Lazaretten verstorbenen 82 Russen und 19 Rumänen eine schlichte Gedenkfeier statt. Anlaß hierfür war die Er- richtung neuer und einheitlicher Grabsteine durch die Stadtverwaltung. Der orthodoxe Geistliche. Propst Ste- sirtzky auS Baden-Baden las nach grie- chisch-orthodoxem Ritus für die Gefallenen in fremder Erde eine Messe. Den toten Helden ihres Vaterlandes widmete hierauf die Bukarest» Abgeordnete für Kriegsgräberfür- sorge, Frau Calomeri. eine Hand voll Erde, die sie aus ihrer rumänischen Heimat mitgebracht hatte. Sie fand dabei herzliche Worte der Dankbarkeit sür die Söhne ihreÄ Vaterlandes, die fern von der Heimat ihre letzte Ruhestätte haben. Weiter sprach für die russischen Emigranten Oberst a. D. von Michails ff. Die russischen Emigranten seien ihrem Gastlande Deutschland und der Stadt Stuttgart gegenüber für die Pflege der russischen Kriegergräber zu größtem Dank verpflichtet. Endlich legte noch Stadtkommandant Oberst Rösler namens der deutschen Wehrmacht und des Standorts Stuttgart zu Ehren der ehemaligen Kriegsgegner einen Lorbeerkranz nieder.
150 3alm schwäbische Bauernarbett in der Bukowina
In diesen Tagen sind 150 Jahre verflossen. da unter Karl Joseph dem Zweiten 87 schwäbische Ansiedler ln die Bukowina kamen und dort die acht schwäbischen Dorfgemeinden Frasauti-Noi, Arbora, Badauti, Milesanti. Jtcamnoi, Satulmare, Str. On- ufri, Tereblecea gründeten. — Die dort ansässigen L-chwaben planen eine große Gedenkfeier. Es wurde ein Ausschuß gewählt, der dem Ruse des Schwabenpastors Hans Rein nach Badauti folgte, woselbst im .Deutschen Hause" eine Sitzung stattfand, die folgendes Ergebnis hatte:
„Die Vertreter der acht schwäbischen Gemeinden sind sich ihrer deutsch-kulturellen Aufgaben als schwäbische Bauern im neuen Vaterlande Groß - Rumäniens voll bewußt und ste wollen in dankbarem Gedenken an die ersten schwäbischen Bauernpioniere im Osten das Siedlungsjubiläumsjahr dazu benützen, am 25. September d. I. in allen acht Gemeinden Gedächtnisfeiern mit besonderer Berücksichtigung der Ortsgeschichten der Gemeinden festlich zu begehen."
Stadtpfarrer Rein beschließt seinen Aufruf zur Teilnahme an dem gemeinsamen Fest deutsch - schwäbischer Bauernarbeit in der Bukowina mit den Worten: „Zum Zeichen eines wahren Kulturfestes und nicht eines politischen Festes, haben hier alle ihre entschlossene Mitarbeit angeboten. Vielleicht ^ trägt dieses Fest dazu bei, den früheren Bruderstreit zu schlichten. Es soll doch der Bruder wieder den Bruder finden!" OH
Mussolini: ..Arm und herb war mein Leben"
De, Duce privat und bei der Arbeit — Eine Mittagspause gibt es nicht
Wissen Sie schon, daß Mussolinis Arbeitszimmer aus einem riesigen Saal besteht und daß der Weg von der Türe bis zu seinem Schreibtisch mehrere Minuten lang ist? Der fremde Besucher muß sich aber noch an andere, ihn vielleicht überraschende Dinge gewöhnen. wenn er das Glück hat. beim Len- ker Italiens Audienz zu erlangen. Es ist z. B. schon eine Seltenheit, wenn ihm der Duce die Hand reicht, da Händeschütteln bei den Faschisten verpönt ist. Als einmal zwei amerikanische Flieger empfangen wurden, reichte er nur dem einen die Hand, und das wohl nur. um das in Angelsachsen traditionelle „shake-hands" zu machen. Ten zweiten dagegen sah er nur lange und prüfend an.
Mussolini arbeitet viel, sehr viel und nie macht er eine Mittagspause. Aprikosen und Kirschen, das ist vom frühen Vormittag bis späten Nachmittag seine einzige Kost. „Wenn der Magen arbeitet", so sagt der Duce, „dann kann der Kopf nicht arbeiten."
Man erzählt sich, daß Mussolini in seinem Leben nur sehr wenige Museen besucht hat. Manches, vor dem andere ui Ehrfurcht erstarren, entlockt ihm nur eine verächtliche Grimasse. Aber Michelangelos Werke haben ihn erschüttert. „Raffael", sagte er, „sehr schön, sehr schön, wunderschön und leerl Wie kann man das nur nach Michelangelo noch ansehenl" — Die ideale Gesellschaft besteht für ihn aus vier Personen. Nur nicht mehr! Wenn schon ein Bankett gefeiert werden mußte, dann saß er nicht am Tisch mit den anderen. Er hielt sich im Nebenraum auf und arbeitete.
Eines Tages unterhielt er sich über die Bedeutung der Frau mit einer englischen Frauenrechtlerin. „Die Frau muß schön sein", sagte er, „und muß Freude wecken. Das ist das oberste Recht dieser anbetungswürdigen Geschöpfe, um derentwillen allein schon die Mühe wert ist, auf der Welt zu sein. Wenn das Weib nicht Gefallen erregt, so wird es traurig und mit Recht nervös." Der Frauenrechtlerin war dieser Standpunkt nicht recht. Sie meinte: „Mit solchen Ideen hätten Sie in England kein Glück!" Mit einer wegwerfenden Geste erwiderte hierauf der Duce: „Ich gehe nicht nach England. Und übrigens glaube ich auch nicht daß selbst in England alle Frauen politisierende Quäker sind."
Dieser Mann, der mit hartem Gesicht und hoher Stirn das Weltreich Italien regiert, hat in seinem Herzen eine große Liebe zu leinen Eltern aufbewahrt, die heute nicht mehr sind. Als er in der Schweiz als mittelloser Schlucker sein Geld als Maurer verdiente, wurde ihm die Nachricht kund, daß leine Mutter krank sei. Er hungerte sich das Fahrgeld zusammen und fuhr zurück. Die Nulter wurde gesund und Mussolini ging wieder in die Schweiz. In seinen Aufzeichnungen schrieb er: „Du. mein Vaterhaus, wie arm warst du. wie arm. Und wie arm ! und wie herb war mein Leben. Wer unter ! den Menschen hat mir je Zärtlichkeiten er- ! wielen? Nur du, meine Mutter, du von Sor- aen Gequälte."
AM im Meis eingefroren
Ein Begleiter Milchners in die Antarktis erzählt — Die berühmte Südpol-Expedition des
deutschen Nationalpreisträgers
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Ter kühne Forscher Dr. Wilhelm Filchner wurde bekanntlich anläßlich des Reichspar- teitages der Arbeit mit dem Nationalpreis für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Der Weltruhm des deutschen Gelehrten, der am 13. dieses Monats 60 Jahre alt wurde und sich nach Len neuesten Meldungen auf dem Wege nach Kaschmir befindet, war durch seine Südpol - Expedition 1911 begründet worden, an der auch der ehemalige Schifss- ingemenr Willi Simon aus Breslau teilnahm. Ingenieur Simon schilderte in der „Schlesischen Tageszeitung" seine Erlebnisse auf der zweijährigen Forschungsreise.
Der heute 50jährige Willi Simon, der auch als NSKK.-Obersturmführer in Breslau bekannt ist, gehört zu den wenigen Teilnehmern der Südpolexpedition von 1911, die noch am Leben sind. Bis auf drei, vier andere Männer — darunter der jetzige Direktor der Sternwarte Königsberg, Professor Przybillok — hat der Tod inzwischen die 33 Expeditionsteilnehmer hinweggerasft. Ein Teil starb auf der Forschungsreise, andere konnten die unerhörten Strapazen der Expedition nicht überwinden und verschieden später in der Heimat, und die übrigen fanden im Bölkerringen des Weltkrieges den Heldentod.
„Er sichtete eine Landmasse. . ."
Von Hamburg aus stach die „Deutschland" — ein aus einem norwegischen Walfischfänger bei Blohm <L Voß umgebautes Expeditionsschiff — im März 1911 in See. 33 Mann gehörten zu ihrer Besatzung, die sich aus Seemännern der Hamburg- Amerika-Lime und des Norddeutschen Lloyds zusammensetzte. Unnötig, zu erwähnen, daß alles, was eben zu einer mehrjährigen Expeditionsreise in das unendliche Eisrevier gehört, an Bord vorhanden war. Bis Dezember wurden erst einmal ozeanographische Forschungen betrieben und dann nahm das Schiff Kurs ins Weddellmeer, jenem südlichsten Ausläufer des Atlantischen Ozeans, benannt nach dem englischen Nobben- säger Weddell, der diesen Meerbusen 1823 entdeckte.
Während also die Engländer (1902 Scott und 1909 Shackleton) dem Südpol durch das 1842 entdeckte Roßmeer zu Leibe gerückt waren, nahm Filchner eine neue Route von Süd-Georgien auf. ... . . er drang ins Weddellmeer bis 77" 48' südlicher Breite vor und sichtete eine Landmasse." Nüchtern und sachlich kann man diese Feststellung in jedem Lexikon Nachlesen. Mit welchen Schwierigkeiten aber gerade diese Expedition zu kämpfen hatte, und welche gewaltigen, ja über- menschlichen Anstrengungen nötig waren, um ste zu einem glücklichen Ende zu führen, das hat Wilhelm Filchner in seinem Buch „Zum sechsten Erd- teil" anschaulich geschildert. Die Katastrophe, die über die Expedition in dem neuentdeckten Prinz- Negent-Luitpold-Land hereinbrach, bezeichnet der Forscher als die schlimmste, die er je in seinem Leben durchgemacht hätte. Und das will viel besagen!
„Nicht die Temperaturschwankungen von 105 Grad — am Aequator 58 Grad Hitze und im Eismeer 47 Grad Kälte —. die wir im Laufe unserer Reise aushalten mußten, auch nicht das sieben Monate lange Umhertreiben im festgefrorenen Packeis hat uns so zu schassen gemacht" — das bestätigt auch Ingenieur Simon —, „wie jene Katastrophe. In einem Umkreise von 25 Kilometer wurden infolge einer unterirdischen Springflut die Eismassen einfach in die Luft gesprengt. Im Nu trieb unsere fest ausgebaute Station mit Menschen, sibirischen Ponnhs und
Zughunden aui einer gewaltigen Scholle ins Meer hinaus. Nur unter Aufbietung der aller- äußersten Willenskraft und unter Einsetzung des Lebens gelang es wenigstens. Menschen und Tiere zu retten. Zelte, Proviantlager sowie wertvolles Material war für immer verloren '
Robben — nichts als Robben!
Noch viele andere interessante Dinge weiß Willi Simon von der Forschungsreise zu berichten, di» die „Deutschland^ achtzehn Monate lana von der Welt völlig abschloß. Einmal hatten gewaltige, die Reeling weit überragend« Eismassen das Schiff so in die Zange genommen, daß die Expeditionsteilnehmer von Bord gehen mußten, denn jeden Augenblick konnten die Eisblöcke das Schiff völlig zertrümmern. Erst nach Tagen gelang es, die „Deutschland" wieder flott zu bekommen.
Ein Problem war auch die Speisenkart» sür eine derartige Expeditionsreise! Eineinhalb Jahre lang gab es als einziges Frischfleisch Robben und noch einmal Robben. Gut zubereitet ist ihr Fleisch zweifellos genießbar und besonders für das Vieh eine Delikatesse. Sonst aber bietet da» Tierreich so tief im Süden keine große Auswahl. Pinguin und Albatros sind die einzigen Bewohner dieser Gewässer, und die kommen ihrer Tran- haltigkeit wegen als Nahrungsmittel nicht in Frage.
Erst Ende des Jahres 1913 kehrte das Expeditionsschiff nach Deutschland zurück. Unerhörte Strapazen hatten Dr. Filchner und seine Getreuen zu überwinden gehabt. Wie gefahrvoll gerade die Erforschung des Weddell- meeres sein mußte, geht am besten aus der Tatsache hervor, daß es bisher noch keiner anderen Expedition geglückt ist, bis zum Prinzregent-Luit- Pold-Land vorzudringen. Auch der bekannte englische Forscher Shackleton hatte 1914/15. auf den Erfahrungen Dr. Milchners basierend, eine Expedition nach dem antarktischen Festland unternommen. Sein Schiff „Endurance" wurde jedoch im Eis zerdrückt, und nur mit Mühe gelang es dem Engländer, im offenen Boot Südgeorgien zu erreichen, wo er jedoch den übermenschlichen Anstrengungen seiner Entdeckungsfahrt erlag.
Filchner — der stille, bescheidene Mann
Sehr aufschlußreich ist auch das, was Ingenieur Simon über seinen Expeditionsleiter und die außerordentlich glückliche Zusammenarbeit mit ihm sagt. Er schildert den großen Forscher als einen stillen, bescheidenen Mann, der nur seine Arbeit kennt und trotz seines großen Wissens und seiner weitgehenden Kenntnisse — er beherrscht über zehn Sprachen in Wort und Schrift — immer bemüht ist, noch mehr und Neues zu ler- nen. Ein bezeichnendes Beispiel hierfür ist es, daß Wilhelm Filchner in der Zeit, als das Schiff sieben Monate lang festlag, neben seinen wissenschaftlichen und schriftstellerischen Arbeiten den Schusterschemel drückte und der gesamten Be- satzung die Schuhe neu besohlte. Weitere, kleine Charakterisierungen umreißen die Persönlichkeit Wilhelm Milchners, der seit Jahren mit allem, was er zu geben vermag, mit seinem kühnen Forschergeist und seinem eigenen Vermögen, der Wissenschaft dient.
„Und das weiß ich sehr genau", sagt uns der ehemalige Mitarbeiter Dr. Filchners zum Schluß, „er wird die ihm mit dem Nationalpreis zur Verfügung gestellten Mittel bis auf den letzten Pfennig dazu benützen, auf einer neuen Forschungsreise für Deutschlands Wissenschaft weiteren Ruhm zu ernten."
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„Ach!" Der Provisor blickte mit verzücktem Augenaufschlag nach den Fenstern des gegenüberliegenden Hauses.
„Na, wie ist es also mit dem alkoholischen Anfeuerungsmittel?" ließ sich Hannemann vernehmen.
„Wie... wie meinen Sie?" fragte Gotthold besangen.
„Ich meine", gab Hannemann zurück, „Sie sollten sich An bißchen beeilen, bevor Ihnen meine Nichte von einem anderen weggeschnappt wird."
„Oh...!" sagte Gotthold bestürzt. „Ist diese Möglichkeit vorhanden?"
„Aber sehr", meinte Hannemann kräftig. „Glauben Sic denn, daß solch ein reizendes Mädchen nicht auch noch andere Männeraugen auf sich zieht? Also höchste Eisenbahn, Herr Pulverkopf! Wann haben Sie Schluß hier?"
„Um sieben Uhr!"
„Schön! Ich habe hier in der Nähe noch eine Besorgung. Gleich nach sieben Uhr erwarte ich Sie in der Weinstube Gerold am Zoo. Kennen Sie die?"
Der Provisor nickte.
„Jawohl, Herr ... Herr?"
„Hannemann! Also seien Sie pünktlich... ich habe nur eine halbe Stunde Zeit. Bis dahin muß alles erledigt sein."
„Was denn... erledigt?"
„Das erzähle ich Ihnen nachher... also ich erwarte Tie bei Gerold!"
„Gewiß, gewiß, Herr Hannemann!"
*
Als Gotthold Pulverkopf wenige Minuten nach sieben Uhr in die kleine Weinstube trat, war Hannemann schon dort.
Er begrüßte den Onkel seiner Angebeteten und nahm aufgeregt Platz.
„So, nun trinken Sie sich mal erst Mut an, damit vre Sache losgehen kann", meinte Hannemann und stieß Nit dem Provisor an.
Gotthold nippte an dem Glase und trank vorsichtig einen kleinen Schluck.
„Prost Rest!" redete Hannemann ihm zu. Gotthold kam der Aufforderung nach und trank sein Glas leer. „So nun gleich ein zweites Glas... und dann: Auf in den Kampf!"
„Aber..."
„Prost!" kommandierte Hannemann; Gotthold gehorchte augenblicklich.
Hannemann nickte ihm freundlich zu.
„So", erklärte er, „nun haben Sie sich etwas Mut getrunken ... nun an's Telefon."
„An's Telefon ... ?"
„Ja doch... Sie verbinden sich jetzt mit Pfalzburg 33648. Lucie wird sich melden."
„Ja... und dann?"
„Dann erklären Sie ihr durch das Telefon ihre Liebe und bestellen sie irgend wohin und wiederholen ihr das, was Sie jetzt gleich sagen werden, noch einmal. Ganz einfache Sache das. Das Weitere wird sich dann von selbst finden."
„Ach so!" Gotthold stand freudig ans. „Ja, Herr Hannemann, das ist ein großartiger Gedanke. Auf diesen Ausweg wäre ich allein nicht gekommen. Ich bin Ihnen ja so dankbar für diese glänzende Idee." Er drückte seinem freundlichen Helfer aufgeregt die Hand und verschwand in der Telefonzelle im Flur.
In der Aufregung stellte er eine falsche Verbindung her. Die Charlottenburger Abdeckerei meldete sich. Gotthold entschuldigte sich vielmals und drehte zum zweiten Male die Nummernscheibe; diesmal klappte es.
Eine Frauenstimme, die ihm lieblich in den Ohren klang, ertönte.
„Dort... Fräulein Lncie, nicht wahr?" rief er zaghaft in den Apparat.
„Bitte, wer dort?" klang eine ihm unsagbar weich und süß vorkommende Stimme zurück.
Gotthold atmete zunächst tief ans, dann sagte er mutig:
„Hier ist... können Sie das nicht erraten, Fräulein Lucie?"
„Nein... wer ist denn dort?"
„Hier ist jemand, der... der..." Gotthold suchte nach den passenden Worten.
„Aber nun sagen Sie doch schon, wer dort ist!" klang es zurück, wie es Gotthold schien, etwas ungeduldig.
„Erkennen Sie denn meine Stimme nicht, Fräulein Lucie?"
Nein!"
„Oh ... und ich dachte... also hier ist Gotthold Pulverkopf. Nun wissen Sie doch!" Er hörte einen kleinen Aufschrei, den er für ein günstiges Zeichen hielt. Das gab ihm Mut und nun machte er seinem Herzen Luft. „Ich wollte Ihnen nur sagen, Fräulein Lucie, daß ich Sic... liebe, Sie anbete, Sie verehre, Sie vergöttere. Haben Sie verstanden, Fräulein Lucie? Wie bitte? Ich verstehe nicht, was Sie sagen. Sind Sie mir böse? ... Nein, nicht böse! Oh, das ist schön. Also... dann darf ich hoffen? Ja... oh, Sie machen mich ja so glücklich... ach, Fräulein Lucie, mir fehlen jetzt die Worte, um Ihnen mein übervolles Herz ausznschütten. Ich... ich... können wir uns nicht gleich treffen? Vielleicht um acht Uhr vor dem Zooeingang am Bahnhof. Ich bin ganz in der Nähe. Ja? Wir gehen dann in den Tiergarten... ja... einverstanden? Ja, Sie kommen wirklich... oh, wie unaussprechlich glücklich ich bin, liebe, liebe Lucie!"
Als keine weitere Antwort zu hören war, hängte er an und stürmte zu Herrn Hannemann, der ihm lächelnd zuwinkte.
„Na, erledigt?"
Gotthold strahlte vor Glückseligkeit.
„Ja, Herr Hannemann! Großartig, wundervoll hat es geklappt Ich bin ja so selig. Denken Sie, ich soll mich mit Lucie um a<A Uhr am Zoo treffen. Denken Sie doch, Herr Hannemann, sie liebt mich... sie liebt mich."
„Darüber bestand ja überhaupt gar kein Zweifel", erklärte Hannemann gelassen. „Also, dann wollen wir mal anstoßen auf dieses große Ereignis. Prost, <R« glücklicher, hoffentlich bald verlobter Ehemannsanwärter!"
„Ach, wenn's doch schon so weit wäre", seufzte Gotthold und trank das Glas mit einem Zuge leer, wahrscheinlich, weil er sich von der Wirkung des Weineüberzeugt hatte.
Er bestellte noch eine Flasche Mosel, die bald ausge- trunken war.
Inzwischen war es halb acht geworden. Hannemann hatte noch eine Verabredung und mutzte aufbrechen.
„Ich möchte noch ein paar Blumen für Lucie kaufen", bemerkte Gotthold, als sie auf der Straße standen. „Aber die Geschäfte sind leider schon zu."