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Mittwoch, 28. August 1937

111. Jahrgang

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Die beherrschende Nolle Schanghais in Mittelchina, sa in China überhaupt, ist noch nicht zu alten Datums. Früher waren die Südprovinzen Chinas ausschlaggebend sür den chinesischen Handel, der infolgedessen Kanton als seine Zentrale entwickelte. Vor Kanton aber lag Hongkong, die britische Insel, und sing Südchina den Handel vor der Nase ab. Von hier aus suchte der Brite mit Hilfe des Seezolles das ganze Land in wirtschaftliche Abhängigkeit zu halten. Mit der steigenden Bedeutung industrieller Roh- stosse im chinesischen Handel und dem da­durch bedingten Uebergang zu kapitalistischen Handelsmethoden, gewannen die mittel­chinesischen Provinzen an Gewicht und mit ihnen Schanghai. Hier war das bri- tische Uebergewicht nicht so stark wie in Kan­ton. Das Zusammenleben auf ein und dem­selben Raum zwang In- und Ausländer zu einer Gemeinschaftsarbeit, war sie mitunter auch noch so schwierig. Darum wirkte sich in Schanghai der Rassenunterschied nie so stark aus wie in Kanton und darum wurde Schanghais Stellung als führender Um­schlagsplatz gegenüber Kanton bzw. Hong- kong ständig stärker. Hier liegt zugleich die Erklärung, warum der Siegeszug der aus s der Kuomintang-Partei entstandenen Bewe- " Wg in Schanghai endete und vorläufig her. in der Nähe von Nanking, ihr macht- Misch wirksames Gepräge erhielt. Wie find M die anderen Mächte von der staat­lichen Entwicklung Chinas zur Selbstbestim­mung betroffen worden?

Deutschland hat seit Beendigung des Weltkrieges rm gesamten Asien keine macht- politischen Interessen mehr, in China schon gar nicht. Die Deutschen kamen ausschließlich aus wirtschaftlichen Gründen zu Handels­und wissenschaftlichen Forschungszwecken in die schon früher besiedelten Gebiete zurück. Das Ansehen der deutschen Industrie mir ihrer hochentwickelten Technik und Chemie hat die langsame Wiedereroberung der durch kn Weltkrieg verloren gegangenen Handels­märkte gestattet.

.Frankreich übt politischen Einfluß eigentlich nur in Südchina aus, während es un übrigen Lande nur finanzielle Jnteresfen hat, insbesondere allerdings auf dem Schang- haier Jmmobilienmarkt. Die in China fest­gelegten Werte Frankreichs belaufen sich auf etwa 200 Millionen Golddollar, wovon die välfte auf die Jünnan-Bahn entfällt.

Die Vereinigten Staaten haben von jeher eine wendige und wachsame China­politik getrieben, deren wirtschaftlicher und auch kultureller Einfluß nicht unterschätzt "werden darf. Unmittelbaren politischen und wirtschaftlichen Besitz haben die Amerikaner iucht zu verteidigen, dagegen starke Handels- inkressen und die Verzinsung großer An- leihen.

Großbritannien hat in China die größten Werte investiert. Sie werden mit fast "00 Millionen Golddollar eher zu niedrig geschätzt sein. Im chinesischen Wirrwarr hat England von allen Staaten vielleicht am l meisten verloren. Die Machtpolitik Englands w früheren Jahren hat das junge nationale , Wna keineswegs vergessen. Wenn heute die Vage des englischen Chinahandels erschüttert ^ sw dann kennzeichnen besonders vier Gründe ' ,!fsen Entwicklungsgang. Einmal die wirt- Mstspolitische Machteinbuße Europas nach ^ Weltkrieg. Zum andern die allmähliche

! ENÜvicklung einer eigenen chinesischen Jn- : oustrie. Zum dritten die Verdrängung.der britischen Textilindustrie durch die Japaner,

. bnd schließlich der Sturz des Silbertaels,

! ber die Einfuhrschwierigkeiten der europäi- ! lchen Industrieländer vergrößerte. Aus dem ' ckangtsebecken, das es vor 30 Jahren noch ' sein ureigenstes Interessengebiet an-

wrach, jst England so fast herausgedrängt worden und mußte es geschehen lassen, daß we britischen Konzessionen in Hankau, Kiu- w i" Tschinkiang in chinesische Ver-

^"sfling übergingen. Nur den letzten großen : im internationalen Schanghai

: es bisher behauptet.

. Sowfet-Rußland suchte in all der

Zeit durch die Bo lsch e'w i siern n g Chinas die kapitalistische Welt zu treffen. An der Industrialisierung des Landes ist eS nicht uninteressiert. Ein damit wachsendes Jndustrieproletariat bringt der in diesen Dingen bewanderten Moskauer Strategie neue Hoffnungen, deren Auswirkungen sie im gegebenen Augenblick bei etwaigen Aus­einandersetzungen in die Waagschale werfen wird. Das wirtschaftliche Ziel der bolsche­wistischen Ostasienpolitik geht dahin, China zum Absatzgebiet der gerade entstehenden sibirischen Industrie zu machen.

Japan, das, von der kolonialen Betätigung in Australien, Afrika und Amerika ausgeschlos­sen, für die Ableitung seiner Menschenmassen Morgen muß, beobachtet diese Vorgänge aus mächster Nähe. Es hat sich wiederholt zu freund­schaftlicher Zusammenarbeit mit den kontinen­talen Nachbarn bereit erklärt. Es hatte dabei den Vorteil der kulturellen Verwandtschaft und war wirtschaftspolitisch genau wie die ande­

ren Mächte schon längst mit kolonialen Me­thoden in chinesisches Hoheitsgebiet vorgedrun­gen. Die Durchführung einer Verständigung hätte eine beträchtKche Verstärkung der gegen­seitige« Handelsbeziehungen verlangt, denn nur jo konnte sür den gefährlich drängenden Be- völkerungsftbevschuß des Jnsellandes die LäbenSmogüchSeit innerhalb Japans er­halte» blechen. Mit der Bindung Japans aus dem asiatischen Kontinent hat die japanische Politik eine neue Richtung eingeschlagen, die wohl lange Zeit beibehalten werden wird.

Die Chinesen scheinen dies nicht begreifen zn wollen. Trotz aller inneren Gegensätze, trotz allen Widerstrebens sind China und Ja­pan aufeinander angewiesen. Die Umrisse eines eigenständigen großen Wirt­schaftsgebietes zeichnen sich bereits seit langem ad und eine Verständigung zwischen diesen bei­den Staaten im Fernen Osten mnß eines Tages kommen. Für das chinesische Wirtschaftsleben könnte sich eine Verständigung nur segensreich

auswirlen und auch Europa würde daraus Nutzen ziehen, tvenn es die weltpolitische Lage richtig sieht. Im Norden und Westen Chftms ist der Bolschewismus eingedrungen. Zer­störend, umbildend und zersetzend ist er dort am Werk. Nicht alle Chinesen wissen, was hier ge­schieht, und wie schnell er alle Staats- und Wirtschaftsformen zu unterwühlen vermag. Japan kann hier nicht auf unbestimmte Zeit abwartend zusehen. Denn es hat in der Man­dschurei beobachten können, daß Moskau zur Errichtung taktischer Ziele seine Politik auf lange Sicht umstellt. Moskaus wichtigster Bun­desgenosse war von jeher die Zeit! senken wir doch nur einen einzigen Augenblick an Spanien!

Der Kristallisationsprozeß, der China aus dem Chaos heraussührt, kann sich nur in einer Richtung vollziehen, die von einer starken Hand bestimmt wird und dem Bolsche­wismus Widerstand zu leisten vermag. Den Trumpf in der .Hand hält vorläufig daS japa­nische Jnselvolk.ckt.

Edens Bemühungen endgültig aussichtslos

Hulls Appell zu spät Neue Truppe« für Schanghai 18 Kriegsschiffe bereit

Ligendericdt cker 148-presse

eg. London, 24. August. Nach den letzten Nachrichten aus Tokio und Schanghai hat man in London auch die letzte Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des japanisch-chinesischen Konfliktes begraben. Der Friedensappell des amerikanischen Staatssekretärs Hüll hat zwar starke Beachtung gefunden, obwohl man nicht glaubt, daß er noch von praktischer Wirkung sein wird. Die allgemeine Auffassung geht da­hin, daß Amerika sich früher hätte zu einem derartigen Schritt entschließen müssen. Die sür Mittwoch vorgesehene Besprechung Cham­ber l a i n s mit einigen seiner Minister wird in erster Linie die Lage im Fernen Osten be­treffen.

Von zuständiger Stelle wurde am Dienstag nochmals auf das bestimmteste erklärt, daß man nicht daran denke, die gesamte Niederlassung in Schanghai zu räumen. Nur die Frauen und Kinder und diejenigen Männer, die ausdrück­lich wegzureisen wünschen, würden durch die Gefahrenzone geschafft. Der Schutz der briti­schen Zone soll dagegen durch Einsatz noch größerer Machtmittel gewährleistet werden.

Wie die Admiralität bekannt gibt, befinden sich zur Zeit 18 britische Kriegs­schiffe, darunter 4 Kreuzer, 7 Zerstörer und 1 Flugzeugträger in den chinesischen Gewäs­sern. Nachdem bereits zwei Bataillone aus Honkong in Schanghai eingctroffen sind, ist ein weiteres Verstärkungsbataillon von Singa- pore bereits wieder in Hongkong eingetroffen. Auch zwei indische Regimenter be­finden sich unterwegs. Das eine, das in Raj- putana garnisoniert ist, wurde in Kalkutta schon verladen. Das zweite Regiment ans Hei- derabad soll sich in Kalkutta in Marsch be­finden.

Rankallpaß von Zapaimn besetzt

Tokio, 24. August. Wie die Agentur Do­mei meldet, haben die japanischen Truppe« den Rankaupaß besetzt. Der Patz ist ei» strategisch wichtiger Punkt nördlich von Peiprng.

Kim Mahnung zum Frieden

Neuyork, 24. August. Staatssekretär Hüll gab Montag eine formelle Erklärung ab, in der er an China und Japan appellierte, nicht zum Kriege zu schreiten. Beide Völker sollten viel­mehr ihre Streitfragen im Sinne derjenigen Grundsätze regeln, von denen sich nicht nur Amerika, sondern auch die meisten Staaten der Erde in ihren internationalen Beziehungen leiten ließen.

Die amerikanische Regierung habe schon seit Beginn des Konfliktes im Fernen Osten beide Völker ersucht, sich der Feindseligkeiten zu ent­halten. Hüll erinnerte in diesem Zusammen­hang an die kürzlichen Schlichtungsversuche und hob hervor, daß die amerikanische Regie­rung Weder an politische Allianzen noch an eine extreme Isolierung glaube, daß sie aber an einer internationalen ZnsammenarbeitZest-

halte, um durch friedliche Methoden die Ziele zu erreichen, wie sie in der Erklärung der Washingtoner Regierung vom 16. Juli o. I. festgelegt wurden. Der Staatssekretär betonte, daß die amerikanischen Truppen in China nicht Eroberungszwecken dienten, sondern zum Schutz der amerikanischen Staatsbürger bestimmt seien. Die gegenwärtigen Verhältnisse im Pazifischen Ozean gingen allerdings weit über die unmittelbare Frage des Schutzes der USA.- Bürger und der amerikanische« Belange hin­aus.

Energischer Angriff, aber ohne Zwischenfälle

Offizielle japanische Stellungnahme

London, 24. August. Der japanische Flotten­befehlshaber in Schanghai, Admiral Hasegawa, erklärte dem Reuterkorrespondenten in einer Unterredung an Bord des japanischen Flagg­schiffesJtsnmo", daß Japan die Schaf­fung einer Sicherheitszone in und um Schanghai für notwendig halte, um ein für allemal alle Konsliktsachen zu befesti­gen. Japan sei bereit, die Rechte und Inter­essen der ausländischen Mächte in dem gegen­wärtigen japanisch-chinesischen Streit zu achten. Die japanischen Bombenflugzeuge seien angewiesen worden, die Internationale Nie­derlassung zu schonen.

Andererseits aber erklärte während einer Konferenz der Regierungsparteien am Mon­tag Kriegsminister Sugiyama, daß die Dauer des ch in e si s ch -j a P a Ni­

schen Konfliktes augenblicklich nicht abzuschätzen sei. Die japanische Regie­rung sei jedoch entschlossen, aus eine mög- lichste Beschleunigung zur Beendigung deS Streitfalles hinzuarbeiten. Die japanische« Streitkräfte würden aus diesem Grunde nvcht mehr auf die Initiative ihres Gegners war­ten, sondern selbst zu aktiven militärischen Handlungen übergehen, um die chinesischen Truppen von der Aussichtslosigkeit ihres Widerstandes zu überzeugen. Die japanische Wehrmacht sei entschlossen, die chinesische Taktik, die Entscheidungen unbegrenzt hin­auszuziehen. nicht mitzumachen.

Moskau provoziert!

Sowjetrussisch-mandschurischer Grcnz- zwischenfall

Lizenderickt cker N8-Presse

pt. Tokio, 24. August. Auf dem Grenzfluß Jaschow wurde von den Sowjetbehörden ein mandschurisches Schiff beschlag­nahmt, dessen Besatzung sich angeblich mit Schmuggel besaßt haben soll. Die mandschu­rische Behörde hat die sofortige Auslieferung des Schisses und die Freilassung der Mann­schaft, unter der sich zwei russische Emigran­ten befinden, gefordert. Diese Forderung ist von den Sowjets bisher ab gelehnt wor­den. Wie es heißt, find inzwischen neue scharfe Vorstellungen erfolgt, da Beweise vorliegen, daß man auf sowjetrussischer Seite lediglich neue Zwischenfälle zu Provozieren sucht, da die Gründe für die Beschlagnah­mung des mandschurischen Schiffes an d« Haaren herbeigezogen find.

Die nationalen Dorhvten IS Kilometer

vor Saatander

Die Wasser» «ud Lichtverforgung Sautauders tu Hüude« der Tranco-Truppe«

Reinosa, 24. August. Der Vormarsch der nationalen Streitkräste auf Santander geht am Dienstag seit Morgengrauen weiter. Dft bolschewistische Linie ist an allen Abschnitten ins Wanken geraten. Der Gegner macht den Eindruck größter Ratlosig­keit und Verwirrung. Einzelne versprengte feindliche Gruppen, die jede Verbindung mit ihrer Leitung verloren haben, versuchen Widerstand zu leisten, der aber vergeblich bleibt. Die Zahl der Gefangenen wird immer größer. Die Vorhut der Navarra-Brigaden ist bis auf Gewehrschußweite an den wich­tigen Verkehrsknotenpunkt Torrelavega herangekommen. Dieser Ort ist gleichzeitig das Zentrum der Eisenindustrie der Provinz Santander. Westlich wurde bereits das Dors Ouijas an der Straße TorrelavegaAsturien erreicht. Die Bolschewisten mußten den Ver­kehr auf dieser wichtigen Straße bereits ein­stellen. Die Legionär-Truppen besetzten am Dienstag auf ihrem Vormarsch längs der Straße Burgos Santander Puente Viesgo, wo sich das Elektrizitätswerk be­

findet, das Santander mif'Licht' veHvffvA Die Licht- und auch die WaffettrersorgUsg der Stadt befindet sich damit in den Hände« der Nationalen. Die Vorhuten liegen jetzt in direkter Linie 15 Kilometer vor San­tander.

Die östlich der Straße BurgosSantam- der vordringenden nationalen Streitkräste beherrschen nach der Eimuchme mehrerer Ortschaften Lierganes und beschießen die Küstenstraße Santander Bilbao, die die Hanptverbindung der bei Castro UrdiaLcs mit zahlreichem Kriegsmaterial stehenden Tob- schewistenhorden mit Santander ist. DanM sind ihnen alle Rückzugswege ver­legt. Auch im Mena-Tal geht der Vor­marsch weiter. Die Bolschewisten, die seit die- len Monaten Stellungen in der Gegend vo« Villasante besetzt hielten, sind dadurch gleuS falls abgeriegelt. Die an der Küste marschig renden nationalen Bataillone stehen nach Einnahme mehrerer Ortschaften bereits in der Nähe von Liendo, 16 Kilometer west­lich von Castro llrdiales.