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Nalienische Mgvr fiesrrich

ltin Luftrennen Jstres Damaskus Paris

Paris, 22. August. Bei dem Luftrennen Jstres (Frankreich) Damaskus Paris

legten die Italiener die drei ersten Plätze, er Sieg der italienischen Fliegen, die somit alle drei ersten Preise des sran- zMschen Luftfahrtministeriums in Höhe von insgesamt drei Millionen Franken gewonnen haden, hat in der französischen Oefsentlichkeit nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Berschte» dene. Zeimngen machen den Luftfahrtminister Eotfür den Mißerfolg der ftanzösischen Teilnehmer verantwortlich. Selbst daSVolks°front"-BlattOeuvre" übt scharst Kritik an Cot.

Frankreich vertritt tschechische Belange in Lissabon

Die französische Regierung hat der Bitte der tschechoslowakischen Regierung statt- gegeben und nach dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Portugal und der Tschecho­slowakei die Vertretung der tschechoslowakischen Belange in Lissabon übernommen.

Aegyptens innerpolitische Bereinigung

Die innerhalb der Wafd-Partei lange aufgespei­cherte Spannung kam zur Entladung in einer Massenversammlung der Wafdisten in Alexan­dria, in der Ministerpräsident Nahas Pascha vor der begeisterten Menge rückhaltlos die Um­triebe innerhalb der Wasd-Partei während der letzten Zeit zur Sprache brachte. Der Minister­präsident schloß mit der Feststellung, daß nunmehr für absehbare Zeit alle innerpolitischen Beunruhi- gungen beendet seien, um so mehr, als er jetzt die Intriganten und Unruhestifter vernichten werde.

Die Etvigkeitsausgaben der SA

Stuttgart, 22. August.

Um die Männer und Führer der SA.» Gruppe Süd-West schlingen die monatlichen Morgenfeiern seit langem ein festes Band. Die Verbindung zwischen den am Sonntagvormit­tag in allen Standorten zum Gemeinschafts­empfang angetretenen Stürmen stellte wieder der Reichssender Stuttgart her. Worte von Gerhard Schumann wechselten mit Kampf­und Marschliedern der Bewegung. Dann sprach der Führer der Brigade 55 Württemberg-Nord, Brigadeführer Dettmer, mit zündenden Worten über die Ewigkeitsaufgaben der SA. Er erinnerte an die großen Erlebnisse der Stuttgarter Kampfspiele der SA.-Gruppe Süd. West im vergangenen Monat und der Reichs­wettkämpfe in Berlin, die dem deutschen Volk den Geist und Sinn der vom Führer befohle­nen Kampsspiele vor Augen geführt haben. Wie bei unseren Vorfahren im Kampfspiel die körperlichen und geistigen Voraussetzungen für die Erhaltung des Volkes gewonnen wurden, so hat der Führer des neuen Deutschland sei­ner bewährten Garde den ehrenvollen Auftrag erteilt, den uralten germanischen Brauch wie­der aufleben zu lassen und eine wehrhafte deutsche Jugend heranzuziehen. Mit dem Ziel körperlicher Ueberlegenheit in Verbindung mit

Nagolder Tagblalt .Der Gesellschafter*

den soldatischen Tugenden des Gehorsams und der Kameradschaft wird die SA. auch weiter­hin das starke Instrument der Partei sein, das sie immer war. Wie sie einst die Straßen ge­säubert und frei gemacht hat, so wird diese freiwillige Kampftruppe des Führers auch in der Zukunft die Garantin für die Erhaltung des deutschen Volkes bilden, den neuen deut- säjen Menschentyp formen und der Jugend ein festes Ziel und Ideal geben. Unverfälscht, rein und fleckenlos soll der Geist der SA. in den kommenden Generationen weiterleben.

Sie MRorbseeWrer wieder daheim

Stuttgart, 22. August. Die Nordseesahrer der schwäbischen Hitler-Jugend sind von ihrer diesjährigen Großfahrt durch Olden- bürg, Ostfriesland und Niedersachsen am Sonntag glücklich zurückgekehrt. Dank der vorbildlichen Organisation wurde die schwä- bische Großfahrt für jede der 53 Fahrten­gruppen mit insgesamt 1140 Jungen und Mädel zu einem großen Erlebnis. Nachdem am Samstag noch eine Kundgebung zu­

sammen mit dem Gebiet Nordsee der Hitler- Jugend in Wilhelmshaven stattgefunden hatte, traten die Nordseefahrer der schwä­bischen HI. die Heimreise an.

WürttemberglM AlMmnWrer tun mit

Stuttgart, 22. August. Zur Einigung des Deutschen Altherrentums hat die Gaustuden­tenführung Württemberg-Hohenzollern einen Aufruf zur Gründung der NS.-Studenten- kampfhilfe in Württemberg erlassen. Diesem Aufruf haben zahlreiche Alte Herren der württembergischen Hoch- und Fachschulen Folge geleistet, so daß der Gau Württem­berg-Hohenzollern heute mit zu den stärksten Gauen im Reiche zählt. In erster Linie sind es dabei die Kreise des alten württember- bischen Korporationsstudententums, die sich nn immer größerer Zahl zu den neuen Plä­nen und Zielen des Reichsstudentenführers bekennen und aktiv für ihre Einreihung und Verwirklichung einsetzen.

»Die Fahne« bleiben rein und sauber!"

Gebietsführer Sundermann verabschiedet die Nürnbergsahrer

Reutlingen, 22. August.

Gebietsführer Sundermann verabschie­dete in einer feierlichen Stunde auf dem Marktplatz zu Reutlingen den Adolf-Hitler- Marsch der schwäbischen HI. Die Formationen der Hitler-Jugend, des Deutschen Jungvolks, des Bundes Deutsches Mädel und des Jung­mädelbundes, ebenso die Gliederungen der Be­wegung, hatten auf dem weiten Platz Aufstel­lung genommen. Im Scheine der Fackeln leuchteten die rot-weiß-roten Fahnen der HI. Fcu.saren klangen auf, dann die Marsch-Rhyth­men einer Arbeitsdienstkapelle und hierauf das LiedUnter der Fahne marschieren wir". Einer spricht das Wort des Führers vom Reichsparteitag 1933:Ihr müßt Euch in Eurer Jugend bewähren, Kameradschaft und Zusammengehörigkeitsgefühl ist das große Ziel!" Unter Marschmusik schreitet der Gebiets- sichrer die Front ab. Er begrüßt die Gäste, Ver­treter der Partei und der Gliederungen, der Wehrmacht, der Stadt und des Reichsarbeits- dienstes.

Kommandorufe ertönen und die schwä­bische HI. mit den 13 Fahnen der Banne marschiert in das weite Rund des Platzes. In den Nachthimmel leuchten von den Py­lonen die lodernden Flammen. Dicht besetzt sind die Fenster der umliegenden Häuser, denn zahlreiche Volksgenossen wollen Zeu­gen des Abschiednehmens der Teilnehmer am Adolf-Hitler-Marsch 1937 sein. Nun stehen sie inmitten der Formationen. Abgesandte der Jugend des Gaues, ihre Fahnen nach Nürnberg zum Führer zu tragen.

Lllstslhtz iitiiiilt WA Meldet Mitglied m R.8.T.-Bmd

> Oberbürgermeister SA. - Sturmsührer I Dederer überbringt den Marscheinheiten i Willkommensgruß und Glückwunsch der I Stadt Reutlingen zum Auszug.

Dann spricht Gebietsführer Sunder­mann:So wie vor langer Zeit die Abge­sandten aus den Mauern dieser Stadt zu den Reichstagen zogen, so marschiert heute die Jugend Adolf Hitlers von hier aus die­selben Straßen zum Reichsparteitag. Hier wird jedem klar, was es heißt, vor dem Füh­rer zu stehen, den Appell eines ganzen Volkes mitzuerleben. Und wir als die Jugend sind dankbar und fühlen uns glücklich. Zeitgenos­sen Adolf Hitlers sein zu können, des Schöp­fers der Größe und der Macht des Reiches. Für die gesamte deutsche Jugend überall in den deutschen Gauen werden diese Tage des Adolf - Hitler - Marsches zum einmaligen Er­lebnis. Nach dem Neichsparteitag werden die Fahnen der deutschen Jugend nach Lands­berg getragen zu der Stätte, da der Führer der nationalsozialistischen Idee Gesicht und Gestalt gab." Gebietsführer Sundermann spricht weiter von der Verpflichtung, die jedem Jungen hieraus erwächst, das zu lei­sten, was in seinen Kräften steht. Das ist keine Ueberheblichkeit. Stolzeste Aufgabe ist es uns. mit unbeugsamem Willen gegen alle Feinde der Einigkeit unseres Volkes zu stehen.

Darauf gibt der Gebietssührer den Befehl zum Abmarsch. Der Führer der Marscheindeit Unterbannführer Hauff, übernimmt das Kommando mit dem Gelöbnis, die Fahnen der schwäbischen HI. rein und sauber nach Nürnberg zu bringen. Unter den Klängen des Fansarenzuas rückt die Kolonne durch die Spalier stehende Menge ab. Unterbau- s e n, ihrem ersten Quartier entgegen, ge­leitet bis vor die Tore Reutlingens von den Einheiten der Formationen.

_ Dienstag, den 24. Au gust igz-

Kuttrirel/er Kun-di-ck

Göppingen baut ein neues Eefallenenehrenmal

Nachdem eine Berliner Kommission das Kriegerdenkmal abgelehnt hat, wird nun ein Wett bewerb zur Erlangung neuer geeigneter Entwüri, ausgeschrieben. Die Stadt stellt für das Ehrenmal RM. 25 000 zur Verfügung, davon gelten RM, zW als Wettbewerbspreise. Außerdem gibt die Reich;, kulturkammer für den Wettbewerb RM. 300g daß insgesamt NM. 6000 an Preisen ausqeiedi sind. In Art und Ausgestaltung des neuen Denk, mals wird den Künstlern weitgehend Spielraum gelassen. Der Teilnehmerkreis umfaßt alle vor dem 1. Januar 1937 in Württemberg ansässigen und alle aus Württemberg gebürtigen Bildhauer und Architekten, die der Reichskulturkammer an, geschlossen sind. Die Gesamtsumme kommt ani jeden Fall zur Ausschüttung. Das Pr^sgerich setzt sich zusammen aus vier Laienpreisrichten, (Obtzxbürgermeister Dr. Pack, Kreisleiter Baptist Landrat Nagel und Oberstleutnant Müller-Kahlej und vier Fachpreisrichtern, darunter von Göppst, gen Reg.-Baumeister Bengel. Die Arbeiten müssen bis zum 14. November 1937 eingereicht sein. Unterlagen sind gegen Einsendung von RM. 5. vom Bürgermeisteramt Göppingen zn beziehen: diese Gebühr wird den Teilnehmern in voller Höhe zurückerstattet. Dem Künstler wird nahezu ein Jahr Zeit zur Ausführung seimj preisgekrönten Modells zugestanden werden.

Neuordnung der Landesbibliothek

Mit dem 23. August öffnet die Landesbibliothei in Stuttgart nach der üblichen, diesmal um eine Woche verlängerten Pause ihre Pforten wieder dem Publikum. Außer den alljährlichen Reinigung-, arbeiten sind diesmal größere Umstellungen im Büchergebäude vorgenommen worden. Für die B,. nützer der Landesbibliothek wird sich vor allem die völlige Neuordnung der Lesesäle angenehm auswirken. Es wurde insbesondere eine Reihe großer, oft vermißter Nachschlagewerke und Hand, bücher der Lesesaalbibliothek neu eingefügt. Die Vermehrung beträgt etwa 500 Bände.

Pariser Erfolge der Stuttgarter Marionetten

DieStuttgarter Marionetten" unter Leitung von Bildhauer Deininger sind zu einem viertägi. gen Gastspiel im Zusammenhang mit der Pariser Weltausstellung in Paris eingetrofsen. Zur Am. sührung gelangte das mittelalterliche Puppenspiel Dr. Johannes Faust". Die Erstaufführung ge- staltete sich trotz mancher technischer Schwierig, ketten zu einem vollen Erfolg der Stuttgarter. Tie plastische Wirkung des Bühnenbildes und die wundervollen, von Deininger selbst geschnitzten Marionetten sicherten, zusammen mit dem leben- digen Spiel, der Aufführung herzlichen und lang- anhaltenden Beifall.

Alemannengräbersunde in Hüttlingen bei Aalen

Beim Bau einer Wasserleitung stieß nun au! einer Anhöhe im Norden Hüttlingens aus ale­mannische Reihengräber. Die daraufhin von dn staatl. Altertümersammlung Stuttgart unter Lei­tung von Direktor Dr. Veek unternommenen Gra­bungen förderten bis jetzt zwei Einzelgräber und ein Doppelgrab zutage. Als Grabbeigaben wur- den u. a. eine silbertauschierte Gürtelschnalle, ver­schiedene Bronzcschließen, Lanzenspitzen, ein dop pelschneidiges Reiterschwert und Schwertbeschläge gefunden. In dem Doppelgrab stieß man auf zwei Skelette, die geborgen werden konnten. Die Grab­funde stammen wahrscheinlich aus dem 3. bis 6. Jahrhundert D>e Grabungen werben fort­gesetzt.

Die MocLett

cle^ -Keimax

Von Geno Ohligschläger

EinenTeufelskasten" hatte der alte Pelz­jäger Robby Butler den Rundfunkapparat ge­nannt, den ihm Phil Allison eines Tages mit­gebracht hatte. Phil Allison war der Bote zwi­schen Butlers Einsamkeit und der Welt. Alle zwei Monate im Sommer, im Winter alle drei Monate kam er den Alten besuchen, kaufte ihm die Felle ab und brachte ihm das Wenige aus den Städten, das Butler brauchte.

Butler gehörte zu jenen Einzelgänger­naturen, die sich nur wohlfühlen, wenn sie allein auf sich selbst angewiesen sind. Nun war sein Bruder in der Stadt gestorben und hatte ihm als einziges Erbe feinen Radioapparat hinterlassen. Allison brachte ihm dieErb­schaft" mit. Zuerst war Butler sehr mißtrauisch egen den Kasten. Aber nach Allisons Abschied egann er mit dem Apparat zu spielen und lauschte bald Abend für Abend glücklich wie ein Kind auf die ferne Welt.

Als schönste Sendung empfand er eine Uebertragung am Weihnachtsabend: Da er­klang eine Sinfonie von Glocken aller bekann­ten Kirchen des Landes, und dem alten Trap­per wurde ganz feierlich zumute, als darunter auch die Glocken der Kirche seiner Heimatstadt Cleveland erklangen.

Als Allison an einem Julitag Butler wieder aufsuchte, gefiel der Alte ihm gar nicht. Er handelte kaum um seine Felle, und das war ein schlechtes Zeichen; denn Butler feilschte sonst um jeden Dollar, als gelte es, seine eigene Haut zu verkaufen.

Am Nachmittag legte sich Butler hin. Das war noch bedenklicher. Er fühlte sich nicht Wohl. Seit dem Frühjahr hatte er es schonin den Knochen".

Mevor ich sterbe, möcht' ich noch mal die Glocken von Cleveland hören!" sagte er, als Allison sich am andern Tag verabschiedete.

Noch mal!" antwortete Allison kopfschüt- telnd.Warum nicht noch oft? Weihnachten werden sie wieder läuten, und übers Jahr auch wieder.* Allison tat, als merke er nicht, daß Butler sehr gealtert war.

So gewiß ich eine Nase für das Wild habe, so gewiß spüre ich den, der mich jetzt jagen wird!" lachte Butler.Es ist auch an der Zeit, und was mich am meisten schreckt: ich Hab' so etwas wie Sehnsucht nach den Städten und den Menschen; das ist der Beweis, daß ein Milder' wie ich am Ende ist. Nein, das mit den Glocken müßte bald sein. Diese Woche noch, Allison. Meinst du, daß sie es täten, wenn du hinschreibst und sie in meinem Namen recht bittest?"

Drei Tage darauf rief der Ansager zwischen den Sendungen eine Botschaft an Roboy But­ler in den Aether hinein: der Rundfunk werde in der Sonntagnacht um ein Uhr nach dem offiziellen Programm eine Sonderübertragung aus Cleveland machen, um einen alten Sohn der Stadt zu ehren und zu erfreuen.

Butler hörte die Botschaft und freute sich wie ein Kind. Die Kräfte seines Körpers schwan­den dahin. Butler hatte sein Leben so gelebt, wie er es sich gewünscht hatte, und darum kam es ihn nicht schwer an, Abschied zu nehmen. Er wäre Wohl schon in diesen Tagen hinüber- geschlafen, hätte ihn die Erwartung der Sen­dung nicht aufrechterhalten.

Am Sonntag kam eine große Ruhe über ihn. Erfeierte" ihn, so gut das in seinen Verhält­nissen ging: er zog seinen guten Rock an und rauchte seinen besten Tabak. Obwohl ihm das Schreiben Mühe machte, setzte er einenLetzten Willen" auf und gab auch einige wertvolle Kenntnisse über günstige Jagdgelegenheiten, die er jetzt nicht mehr ausnutzen konnte, zu Papier.

Den Abend verbrachte er an seinem Laut­sprecher.

Und endlich war es ein Uhr geworden, und die Heimat sandte ihm ihren Gruß.

Butler lag da und lauschte atemlos. Jetzt hoben die Glocken an zu läuten. Sicher klingen die Glocken von Cleveland nicht anders als an­dere Glocken. Aber für Butler sangen sie eine eigene Melodie.

Viele Erinnerungen lebten in ihm auf, als der Ton der Glocken ihn umrauschte. Er sah sich als Kind beim ersten Kirchgang an der Hand des Vaters. Er sah sich als Bengel Fen­sterscheiben einwerfen. Er sah sich zum Be­gräbnis der Eltern hinter dem Sarg gehen. Er sah im Bereich dieser Glocken den ganzen Bereich seines jungen Lebens wieder, ehe ihn I das Jägerblut und schmerzliche Enttäuschun­gen in die Wildnis trieben.

Als Allison, diesmal schon nach einer Woche und in Begleitung eines Arztes, wiederkam, war es zu spät: Butler schlief den ewigen Schlaf; aber auf seinen Zügen lag das Lächeln des Friedens, den ihm die Glocken der Heimat beschert hatten.

Der -rote HrrttlinÄ

Von Egon v. Kapherr

Zipp, zerr, zipp!" machte der kleine, grauweiße Steinschmätzer, wippte ein wenig mit dem Schwänzchen und ärgerte sich, denn seit ein paar Tagen war hier eine Unruhe, die jeden anständigen Familienvater em­pören mußte: Ein Rehbock rannte wütend herum und jagte andere Rehe durch Flur und Feldmark. Bisher war der alte Bock höchst artig und anständig gewesen jetzt aber hatte er plötzlich den Koller gekriegt und trieb alle Artgenossen, vornehmlich aber Bocke und Böckchen, vom Klee und auch von der Wiese, anscheinend, weil er das Ganze allein haben wollte. Solch eine Sippschaft! Da aina es dock, bei Steinschmätzers und nebenan in der Hecke bei Braunelles und bei den Zaunkönigen sittsamer, ehrbarer und anständiger her: Man gönnte sich das biß­chen Spinnen, Kanker, Fliegen und Käfer und naschte auch nicht allzu nahe beim Nest und Schlupf der Nachbarn schon um der lieben Ordnung willen.

Der Steinschmätzer war richtig übler Laune, denn schon wieder ging die Hetzjagd durch den Junghafer Spießböckchen ängstlich keuchend vorneweg, Achtzackbock hinterher mit wutrollenden Lichtern, anzu­sehen wie der Satan selbst... Na, den Dickichtrand hat er gerade noch rechtzeitig erreicht, der Junge, denkt der Steinschmätzer, der die ganze Hetze beobachtet hat und nun zusieht, wie der alte Bock wütend den Erd­boden aufplätzt und mit dem Gehörn eine Jungbuche bearbeitet.

Zirritt, zirrittl* schimpft jetzt der alte Feldhahn am Roggen, denn schon wieder ist der Rehbock da. Er zieht zum Klee hinüber und prescht dort auch gleich auf den schwa­chen Sechserbock los, der neben seiner Schwe- ster, einem glatten Schmalreh, bescheiden an Kleeblättchen herumzupft. Wieder geht das Keuchen und Rauschen los diesmal quer durch den Roggenschlag.

Die Kinder des TUslenvauern vwwen schreckstarr stehen, denn über den Radweg sausen zwei rote Rehe.Schiiii. schiiii!" keu- chen die Tiere.

Das Kleinste im Kinderwägelchen brüllt mit hochrotem Gesicht los. als stecke es am Spieß, dem Hinnerk steht der Mund offen, und die angebissene dicke Schmalzstulle fällt zu Boden, der Liese steht das Muling noch weiter auf. die Hellen Augen sind rund und groß, als ob's vor der Schaubude de? Kasperltheaters wäre, und der kleine Peter, der hinterher trottete, schreit:Liesing. Lie­sing, Help ml doch de Käufen Hünd ward mi bieten."

Dat sün' keine Hünd. Bröding", belehr! die Liese den Kleinen,dat sün' Nöh' de spüll'n in de worme Lied. Dat hat mi Vad- ding liehrt." Und der Kinderwagen schrie!! quietschend weiter auf dem Wege, dem Ton zu, wo Mudding mit der Abendstulle und mit heißen Düften wartet.

Der alte Bock hat sich setzt beruhigt er ist müde geworden von der Hetzjagd. Auch den Sechser hat er nicht einholen können, der war gar zu flink. Nun zieht der Griesgram langsam, den Windfang am Boden, dem Kleeschlage zu und will sich seine Abendmahl­zeit holen. Mag das Schmalreh getrost dort am Rande äsen. Er will's nicht vertreiben.

Im Westen sinkt das letzte Flammen »N Flackern des roten Lichtes. Wieder ist es voll­bracht, was Licht und Glut täglich zu voll­bringen haben. Stundenreihen großer Lull Stundenreihen herben Geschicks und bitterer Schmerzen ... Der Habicht heckt satt au der Dürrspitze der Nandeiche und verdau- den Fraß, die Taube, die er bei lebendigem Leibe kröpfte.

Auf der Telegraphenstange träumt der Bussard von Mäusen, die er schluckte, »m der Wanderfalk zieht hoch im rosigen Blaß- blau unter den goldigen Wolken dem Schlau bäum im Walde zu. Als der Kauz im Fora heult, streichen Habicht und Bussard ab. Ter Nebhahn lockt denZirritt, zirritt!" In der feuchten Wiese schnarrt der Wachtelkönig- irgendwo schrecken Rehe. Aber auf dem Klee- schlage liegt dichter, grauweißer Abenddunst. nur undeutlich dunkeln die Gestalten der Rehe hindurch. Still ist's. Und endlich komm die leise Nacht und das tiefe Schweigen, bw wieder das goldene Licht steigt zu neuem Leid, zu neuer Freude, deren Kette so kurz, wie der Traum des Lebens...

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