Nr. 160

Mittwoch. 14. Suli 1937

111. Jahrgang

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Kampf vor den Toren Peipings

MobilifierrmgLCHiuas?

London, 13. Juli.

Am Sonntagabend sind die Waffenstillstands. Verhandlungen zwischen China und Japan er- gebnislos abgebrochen und die Gefechte gehen wieder weiter. Unmittelbar vor der Südmauer Peipings wurden die vorrückenden Japaner von den chinesischen Truppen zurückgeschlagen, wobei ein Volltreffer zwei Lastautos mit Mu­nition und Benzin zur Explosion brachte. Aus Peiping hat inzwischen eine Massenflucht der Chinesen in Richtung Tientsin eingesetzt, da angeblich Nanking die allgemeineMo- bilmachung angeordnet hat, während sich in Nordchina nach Meldungen der chinesischen Presse 10 000 japanische Soldaten befinden.

Während London die Lage im Fernen Osten ruhiger betrachtet, verlautet aus politischen Kreisen in Tokio, daß Japan nicht an eine friedliche Lösung der ernsten Lage glaubt, be­sonders auch deshalb, weil die neuesten Mel- düngen von einer Mobilisierung der chinesi- schen Zentralarmee und der Luftwaffe sowie dem Vormarsch nach Norden sprechen.

^ Der chinesische Marschall Tschiangkai- ' schek hat angesichts der bedrohlichen Lage vor Peiping seinen Erholungsurlaub unter- brachen und ließ sich über den augenblick­lichen Stand der Verhandlungen informieren. Der japanische Geschäftsträger brach die i Verhandlungen mit dem Militärattache im ' chinesischen Außenamt ab, weil seine Anfrage über die Truppenzusammenziehung vor Pei­ping nicht beantwortet wurde. Die chine­sischen Rechtszeitungen fordern die Nanking- Regierung auf, energische Maßnahmen gegen Japan zu ergreifen. In Schanghai hat sich eineVereinigung zur nationalen Rettung Chinas" gebildet, in -er Mittel für die Opfer des Gefechts für Peiping gesammelt werden. *

Schon seit Jahren bilden die nordchinesi- ^ scheu Provinzen ein gefährliches Spannungs- j feld, auf dem sich die japanischen und chine- fischen Interessen in scharfen Gegensätzen gegenüberstehen. Japan beruft sich heute auf si das im Jahre 1901 Unterzeichnete sogenannte '' Boxer-Protokoll, das Japan das Recht ein- , räumte, die EifenbahnliniePeking- Tientsin durch Truppen zu kon- ! tro liieren. Das Bestreben Japans, Nordchina langsam aber sicher unter seinen Einfluß zu bringen, hatte schon mehrfach zu schweren Konflikten geführt. Wohl oder übel hatte China nachgeben müssen, und so war ! es zu den heute wieder im Mittelpunkt der Auseinandersetzung stehenden Abmachungen ! gekommen, nach denen vor zwei Jahren zwi- l schen der Eisenbahnlinie PekingTientsin ; und der großen chinesischen Mauer ein auto- f nomes Ost-Hopei geschaffen wurde, das weitestgehend unter japanischem Einfluß stand.

, Die chinesischen Divisionen wurden bis auf eine zurückgezogen, deren Kommandant, Ge­neral Sung Chih Man, von Nanking unab- ^ hängig sein sollte. Tie Entsendung von Trup­pen der Zentralregierung nach Nordchina wird deshalb von Japan alsEin- ! Mischung" und Bruch der damaligen Ab- j kommen betrachtet. China verlangt feiner- ! seits dievölligeWiederherstellung ! seiner Hoheitsrechte in Hopei. Um i diese Fragen wird also letzten Endes vor den l Toren Peipings gekämpft, wo ein vielleicht ! nur zufällig abgegebener Gewehrschuß die s Entladung dieser schon längst bestehenden . Spannungen ausgelöst Kat. Wie sich diese ! machtpolitischen und militärischen Kämpfe ! Weiter entwickeln werden, ist nicht abzufehen.

Ihr Ausgang tfl für vewe Lene zu einem Prestige-Problem geworden, das eine fried­liche Beilegung wenn auch auf dem Wege eines Kompromisses gerade aus diesen Gründen besonders erschweren dürfte.

ünüberbrülkbare Schwierigkeiten

bei den englisch-amerikanischen Wirtschaftsverhandlungen

London, 14. Juli.

Schon seit geraumer Zeit schweben zwischen London und Washington informatorische und diplomatische Besprechungen über einen eng­lisch-amerikanischen Handelsvertrag, dessen Zu­standekommen in England ganz besonders be­grüßt würde. Der Verlauf dieser Vorbespre­chungen ist jedoch sehr schleppend, denn

X Moskau, 13 Juli.

Wie die soeben in Moskau eingetrofsene Tifliser ZeitungSarja Wostoka" vom 10. Juli milteilt, fand in Tiflis ein neuer poli­tischer Sensationsprozeß vor einem Sonder­gericht des Obersten Gerichtshofes der geor­gischen Sowjetrepubliken statt. Vor Gericht standen 7 Personen, mit einer Ausnahme alle Georgier. Das Gericht hat, so heißt es in der lakonischen Zeitungsnotiz, festgestellt, daß die Angeklagten einer nunmehr entlarvten antisowjetischen Organisation" in Georgien angehört haben, in derdie Ueberreste der zer­trümmerten, sowjetfeindlichen Parteien Geor­giens" vereint waren, daß Hochverrat, Spio­nage, Schädlingsarbeit und Sabotage betrieben, sowie terroristische Akte gegen die Führer der georgischen bolschewistischen Partei und Regie­rung vorbereitet hatten.

Das Sondergericht verurteilte alle 7 Angeklagten zum Tode. Da die Gerichtsverhandlung auf Grund des Gesetzes vom 1. Dezember 1934 vorgenommen wurde, das des Landesverrats und Terrorismus Ange­klagten das Recht auf Verteidigung ab spricht und die Urteilsvollstreckung im Lause von 24 Stunden nach der Verkündung des Urteils vorsieht, ist an der Hinrichtung der 7 Angeklagten nicht zu zweifeln.

Während seckis der rum Tode Verurteilten

Paris, 13. Juli

Der französische Botschafter in London hat dem Vorsitzenden des Nichteinmischungsaus­schusses eine Note überreicht, in der er mit­teilte, daß die internationale Kontrolle an der spanisch-französischen Grenze am Mens­tagmittag aufgehoben worden ist. Die Kontrolleure haben sich nach Perpignan be­geben, wo sie neue Anweisungen abwarten. DieNichteinmischungs . Verpflichtungen" werden jedoch weiter beachtet so wird wenigstens von französischer Seite behaup­tet, obwohl hiervon schon vor der Aus­hebung der Kontrolle keine Rede war und rn Zukunft das Krieasmaterial für Svanien in

zwischen den handelsrechtlichen Auffassungen Londons und Washingtons bestehen nach wie vor große Gegensätze. London wünscht an einem systematischen zweiseitigen Handelsver­trag festzuhalten, während Washington die Meistbegünstigungsklausel neu beraten möchte.

Ein weiterer Gegensatz herrscht zwischen London und Washington in der Frage der Valutapolitik. Die englische Regierung hält den Zeitpunkt für eine endgültige Stabilisie­rung noch nicht für gekommen, während die amerikanische Regierung sich schon verschie­dentlich bereit erklärte, in einer endgültigen Behandlung der verschiedenen Valuta-Pro­bleme mitzuarbeiten.

Wie verlautet, sollen übrigens die ameri­kanischen Instanzen jetzt auch nicht abgeneigt sein, sich an einer Aussprache üb er die Kriegsschuldfrage zu beteiligen, wo­bei es sich weniger darum handeln dürfte, die Höhe der Kriegsschuld endgültig festzu­setzen, als vielmehr die Schwierigkeiten des Transfers zu beheben.

wenig bekannte, offenbar lokale georgische Partei- und Wirtschaftsfunktionäre find, gibt der Name Mdiwani diesem neuen Monstreprozeß eine besondere Prägung. Mdiwani ist ein bekannter georgi­scher Bolschewist, der in früheren Jahren als sowjetischer Handelsvertreter in Paris und Teheran besondere Ver­trauensstellungen bekleidete und noch im Januar 1936 zum stellvertretende« Vorsitzenden des georgischen Volkskommifsa- renrates ernannt worden war. Mdiwani war dann im Radekprozeß durch dieGe­ständnisse" Radeks und Pjatakows so schwer belastet worden, daß niemand mehr an sei­ner Verhaftung zweifelte.

Me Swerdlowsker ZeitungUralskij Ra- botschij" vom 9. Juli meldet, daß vier Mit­glieder des Vollzugsausschusses des Swerd- lowsker Gebietes namens Litwinow, Misenko, Pawlowski und Schaw- rin vom Vollzugsausschuß ausgeschlossen und alsVolksfeinde" verhaftet wurden. Wie die polnische Telegraphenagentur aus Moskau meldet, ist der Ministerialdirektor im Außenkommissariat Bekmann, der sich besonders um die Ausländer zu kümmern hatte, seines Postens enthoben worden. Wie verlautet, soll Bekmann verhaftet worden sein.

noch stärkerem Ausmaß über die Grenze gehen wird.

Der englische Außenminister empfing im Laufe des Menstagnachmittag den deutschen, den italienischen, den französischen und den sowjetrussischen Botschafter, und Mar in Ab­ständen von einer halben Stunde. Eden hat dabei mitgeteilt, daß er den Botschaftern im Laufe des Mittwoch dieenglischenKom- p ro m i ß v o r sch l ä g e zum Nichtein. Mischungskonflikt übermitteln wird.

Die neuen englischen Vorschläge find, wie der diplomatische Korrespondent desDaily Telegraph" mitteilt,nahezu vollendet". Das Blatt erklärt, dieser Versuch zur Wiederher-

Sensalionsprozeß in Tiflis

Siebe« Todesurteile wegen Hochverrats» Terrorismus, Schädlingsarbeit

Sabotage» Spionage

Pyrenäeu-GreuzkoutlM auWobrn

Am Mittwoch werden die englische« Vorschläge'überreicht

stellung der Kontrolle werde der letzte sein, der unternommen wird. Schlägt er fehl, so werden England und Frankreich sich völ- , lige Handlungsfreiheit hinsichtlich I der Nichteinmischung Vorbehalten.

Der ehemalige Außenminister des roten Valencia, DelVayo, der heute als Völker­bundsdelegierter der spanischen Bolschewisten sein Brot verdient, wird nach einer Mittei­lung derLibertä" nach seinem Besuch in London nunmehr auch m Paris eintresfen. Wie vor kurzem derChef" der spanischen Bolschewisten, Negrin, so wird nun auch Del Vaho einen Druck auf Paris auszuüben ver­suchen, wobei ihm die völlige Oeffnung der Pyrenäen-Grenze sicherlich einen guten Vor­schub zu leisten in der Lage ist.

SSAVoWugzouge" für Notfpanitn

Durch Vermittlung derAire France" Berlin, 13. Juli

Die französische LnftfahrtgesellschaftAire France" hat sich neuerdings dazu hergegeben, für die Spanien-Bolschewisten amerikanische Flugzeuge zu vermitteln, die neuester Kon­struktion sind und eine Geschwindigkeit von 450 Stundenkilometern entwickeln. Die 20 Apparate wurden alsPostflug, zeuge" gekauft tatsächlich darf diese Ge­sellschaft nur französische Maschinen fliegen und sind schon in Valencia eingetroffen. Auf dem Umweg über Frankreich wurde also das amerikanische Waffenaus­fuhrverbot für Spanien hinter­gangen.

Die italienische Presse bezeichnet die Auf­hebung der internationalen Kontrolle an der Pyrenäengrenze als einen lächerlichen Ein schüchterungsv ersuch. Von jeher ist trotz der Kontrolle diese Grenze offen gewe­sen für den Schmuggel von Kriegsmaterial, der durch zeitweilige schüchterne Anzeigen der Beobachter lediglich um ein paar Tage verzö­gert wurde. Heute wird der Schmuggel o f fe- nerundgroßzügiger betrieben, um das in großen Lagern längs der spanischen Grenze ausgestapelte Kriegsmaterial möglilW rasch an den Mann zu bringen.

Gegenoffensive vor Madrid

X Salamanca. 13. Juli.

Am Montag gingen die nationalspanischen Truppen an der Madrider Front, wo die Bolschewisten in den letzten Tagen im Ab­schnitt Villanueoa de Pardilla- Brunete heftig, aber erfolglos angegriffen hatten, nach gründlicher Artillerievorberei­tung, unterstützt von Tanks und Panzer- wagen, zum Gegenangriff über. Sie gewan­nen Gelände bis zu IV- Kilometer Tiefe. An der aragonischen Front verbesserten die na- tionalen Streitkräfte nach der Abwehr bolsche­wistischer Angriffe bei Albarracin und Lucra ihre Stellungen. Nationale Flieger schossen im Abschnitt Madrid acht bolsche­wistische Jagd, und fünf Bombermaschinen ab.

Sozialdemokraten stützen Shautemos

!X Paris, 13. Juli

Der Entschlietzungsausschuß des sozial demokratischen Landesparteitages in Mar» seille hat heute mit 19 gegen 13 Stimmen bei einer Stimmenthaltung der Anwesenheit der sozialdemokratischen Minister im Kabi- nett Chautemps zugestimmt. Diese Ab­stimmung überrascht nicht, da dem Ausschuß 19 Mitglieder der Mehrheit Blum-Faure, 6 Mitglieder der Richtung Zhromski und 5 Mitglieder des äußersten linken Flügels (Richtung Pivert) angehören.

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