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Nr 14S

Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter'

Donnerstag, den 1. Zuli 1837

Mtung bei der siuvenöüngung!

kein darf ohne vaveanstalt!

Jede Stadt und fast jede größere Gemeinde besitzt heule in Deutschland bereits ihr eigenes Freibad, Dort können in jedem Sommer Jung und Alt sich in Licht und Sonne, in Luft und Wasser erholen und von den Anstrengungen der Arbeit ausruhen Aber nicht alle Volksgenossen konnten bisher diese Einrichtungen benutzen. Vor allem fehlt es aus unseren Dörfern an Dorfbadeanstalten und Schwimmgelegenheiten. So ist vielen Bauernjungen und Vauernmädels kaum bekannt, was ein Dorfbad sein kann und was eine Schwimmanlage ist.

Das ist ein bedauerlicher Zustand, denn gerade aus dem Lande, wo schwerste körperliche Arbeit geleistet werden mutz, sollten in erster Linie derartige Anlagen errichtet worden sein. Der sugendliche Körper sollte bereits im zeitigen Alter durch Schwimmen gekräftigi werden. Viele Körperschäden und viele Krankheiten, die im Laufe der Jahre unsere Dörfer immer wieder heimsuchten. wären dort nicht eingezogen Es loll deshalb in Zukunft kein deutsches Dorf mehr ohne ein richtiges Dorfbad sein. Jeder Bauernjunge und jedes Bauernmädel soll, wie die Kameraden in der Stadt, schwimmen lernen und soll merken, wie wichtig für seine körperliche Ertüchtigung der Wassersport ist. Viele Bauern meinen vielleicht, datz das, was in der Stadt eingeführt worden ist, noch lange nicht auf die Dörfer gebracht werden muh.In früheren Zeiten kannte man solche modernen Einrichtungen ja auch nicht." Das ist aber ein Standpunkt, den unsere Jugend heute nicht mehr vertreten kann. Das, was für den Städler in gesundheitlicher Hinsicht gut und richtig ist, ist für den Landbewohner ebenso wertvoll und von Bedeutung.

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Jus der diesjährigen 4. Reichsnährstands-Ausstellung, die in München stattfand, wurde zum erstenmal auf einer großen Fläche ein vorbildliches Dorfbad gezeigt. Mit den billigsten Mitteln und mit dem geringsten Kostenaufwand kann heute schon eine derartige Badeanlage geschaffen werden. Bei der Errichtung solcher Dorfbäder draußen im Lande wird sich der Gemeinschaftsgeist und der Opferfinn der deut­schen Bauern erneut beweisen, denn es handelt sich darum, unsere deutsche Bauernjugend froh und gesund zu erhalten

Kos kluge des Keren füttert dos Vieh!

In unseren alten deutschen Spruchwetsheiten, die nahe­zu alle aus dem bäuerlichen Brauchtum stammen, liegen tiefe Erkenntnisse und die Erfahrungen endloser Geschlechter. Auch das Wort: Das Auge des Herrn füttert das Vieh! ist eine solche Bauernregel, die ganz bestimmt ihre Berechti­gung hat; denn nur dort, wo der Herr sein Auge hat, herrscht Ordnung in Haus und Hof. Das Hoftor bleibt sonst über Nacht offen, die Schweine im Koben verkommen, die Hühner haben kein Kalkfutter mehr und die Iauche- grube geht über und verliert viel von ihrem Wert.

Sehr oft ist die Hofanlage unübersichtlich und verlang: deshalb erhöhte Arbeit In vielen Fällen fehlt es aller­dings nur an der nötigen Helle. Die alten Gebäude wurden einstmals sehr sparsam mit Fenstern versehen, so daß sie dunkel sind und deshalb nur schwer in Ordnung gehalten werden können. Da aber in Begleitung der Dunkelheit stets Feuchtigkeit, Schmutz und Ungeziefer zu finden sind, so ist es nur unter Erschwernissen möglich, den Hof auch richtig sauber zu Hallen. Wenn es sich dabei lediglich um dunkle Heueinlagen oder finstere Maschinenschuppen handelt, mag die Sache ja noch gehen. Senn hierdurch wird nur die Arbeit unnötig vergrößert Sind jedoch die Stallungen düster und beinahe fensterlos, dann leider die Rentabilität, denn so untergebrachtes Vieh kann nicht gesund und leistungsfähig sein! Jedes Lebewesen braucht zur vollen Entfaltung all seiner Kräfte Licht, Luft und Sonne einerlei, ob es sich um Menschen, Tiere oder Pflanzen handelt. Wer Blumen in dunkle Keller sperrt, braucht nicht erst auf Blüten zu warten: wer Tiere in dumpfen, lichtlosen Ställen hält, kann keine Leistung fordern: wer selbst ungesund und sonnenlos lebt, wird krank, müde, freudlos!

Die gute Sicht

Helligkeit in reichem Ausmaß ist aber nicht nur die Grundbedingung für die Gesundheit aller Lebewesen, son­dern sie schafft auch Sauberkeit, denn was die Sonne steht.

will reingehallen sein! Unkonlrollierbare Winkel aber, in die nie ein Lichtstrahl hineinleuchtet, bleiben Schmutzecken und Keimzellen aller möglichen Krankheiten.

Die guteSicht" hinein und hinaus ist gerade im Bauernhof aber von besonderer Bedeutung: sie läßt nicht allein die Helle überall eindringen. sondern auch das Auge

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des Herrn! Es ist ern leichtes, über lichtdurchslulete Räume die notwendige Uebersicht zu halten, während im Dunkeln dagegengut zu munkeln" ist. Ist alles hell, so genügt oft nur ein Blick, um im Stall nach dem Rechten zu sehen; dann sind Futterbarren und Mistgang, Milcheimer und Tränk­geschirr rein, dann wird kein Futter verschwendet und trotz­dem genügend gefüttert. Schlechte Beleuchtung aber ist gern die Ausrede für ungenügend geputzte Pferde und Un­ordnung im Stall

Auch derFeldherrnhügel", die Bauernstube, follte durch große Fenster eine gute Sicht auf das ganze Hof­getriebe zulassen Dann können Bauer und Bäuerin alle Vorgänge leicht überwachen und haben obendrein noch den Vorteil, daß Sonne, Licht und Luft und damit Frohsinn. Schaffenskraft und Gesundheit Eingang ins Haus finden'

besunde tandorbeiterwohnungen

Es bestehen heute keine Zweifel mebr, daß mit der Lösung des ländlichen Wohnungsproblems gleichzeitig auch die Landarbeiterfrage mitgelöst sein wird. Die Abwande­rung der Landarbeiter in die Städte und der damit her­vorgerufene Landarbeitermangel ist wohl in erster Linie die Folge unzureichender Wohnungsverhältnisse auf dem Lande. Die Schaffung von gesunden Wohnungen für die Landarbeiter ist daher nicht nur ein sozialpolitisches Er­fordernis. sondern auch eine nationalwirtschaftliche Not­wendigkeit, die sich in besonderem Maße aus der Durch­führung des Vierjahresplanes ergibt. Wenn wir heute aus unserem deutschen Boden herausholen wollen was nur möglich ist. dann müssen wir auch die nötigen Arbeits­kräfte hierfür haben

Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer besonderen gesundheitlichen Wohnungsfürsorge auf dem Lande. Die größte gesundheitliche Gefahr der ländlichen Wohnungen ist es. daß sie vielfach feucht und muffig sind. Das kommt in erster Linie daher. Saß die Wohnungen sich auf ebener Erde befinden. Oft befinden sich die Wohn- räume auch über den Viehställen. woraus sich weitere

gesundheitliche Gefahren für den Menschen

ergeben. Dazu kommt noch die oft beobachtete geringe Entlüftung und Belichtung der ländlichen Wohnungen. Viele Wohnungen sind auch zu eng und zu überfüllt Es ist nun eine allgemein bekannte Tatsache, daß schlechte Wohnungen wesentlich zur Verbreitung von ansteckenden Krankheiten beitragen. Es ergeben sich hier insbesondere Zusammenhänge zu der Tuberkuloseinfektion. Im Reichs­gesundheitsblatt ist kürzlich dargestellt. worden, daß eine hygienisch ungünstige Wohnung imstande ist, die Wider­standsfähigkeit gegen die Tuberkulose zu vermindern. In einer mangelhaft gegen Wärmeverluste geschützten, feuchten und ungenügend geheizten Wohnung ist die Gefahr von Erkältungskrankheiten, wie Schnupfen. Angina, Rheuma­tismus, Darmkatarrh usw. besonders groß. Bekanntlich hat auch die erhöhte Säuglingssterblichkeit auf dem Lande zum Teil ihren Grund in den schlechten Wohnungs- osrhältnissen.

Ader die Wohnung soll ja nicht nur imstande sein, Krankheitsgefahren zu vermindern, sondern sie soll nach der positiven Seite hin die Gesundheit fördern und er­halten und unsere Leistungsfähigkeit und damit Arbeits­kraft stärken. Die Wohnung ist auch für das seelische Wohlbefinden wichtig.

Man sieht hieraus, wie bedeutsam und notwendig die beschleunigte Förderung von Landarbeiterwohnungen ist, wie sie die Verordnung des Beauftragten für den Visr- jahresplan, Ministerpräsident Generaloberst Eöring, be­zweckt: einmal zur dauernden Sicherung des landwirtschaft­lichen Arbeitseinsatzes, und dann auch zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit der auf dem Lande tätigen Arbeiter und Handwerker.

Wieviel gesunde Arbeitskraft ist schon durch schlechte Wohnungen auf dem Lande verschleudert worden. Die ländliche Wohnungsfürsorge hat hier noch ein gewaltiges Aufgabengebiet vor sich, dessen Bedeutung niemand unter­schätzen darf.

Alle Hackfrüchte, vor allem aber die Rüben brauchen zu ihrer Entwicklung einen sehr großen Nährstoffvorrat im Boden, welchen sie meist auch dann nicht vorfinden, wenn eine starke Stalldunggabe, die möglichst vor Winter unter­gepflügt sein soll, gegeben ist. Der Stallmist hat in erster Linie die Aufgabe, dem Boden organische Masse zuzuführen, den schweren Boden zu lockern sowie das Bakterienlebsn anzuregen. Um den Bedarf der Rüben an den drei Haupt­nährstoffen

Stickstoff. Phosphorsäure und Kali zu liefern, reichen die im Stallmist enthaltenen Nährstoffe nicht aus, weswegen eine Zudüngung mit Handelsdüngern erst den vollen Erfolg bringt und die hohen Aufwendungen an Arbeit im Rübenbau lohnend macht Den Rüben müssen innerhalb kurzer Zeit große Mengen leicht aufnehmbarer Ncchrstoffe zur Verfügung stehen, zumal sie nur ein geringes Nährstoffaneignungsvermögen haben. Als Kalidünger ver­wendet man bei Zucker- und Futterrüben gern Kainit. der als wichtigen Nebenbestandteil noch Natron enthält, für das die Rübe besonders dankbar ist. Etwa 4 bis 7 Doppelzentner Kainit je Hektar dürften im allgemeinen angebracht sein Beim Stickstoff gibt man die Grunddüngung gern in der Ammoniakform, während man zur Kopfdüngung den Sal- peterarten wegen ihrer schnellen und intensiven Wirkung den Vorzug gibt, l bis 2 Doppelzentner schwefelsaures Ammoniak vor der Saat und l bis 2 Doppelzentner Natron oder Kalksalpeter in mehreren Gaben vor je einer Hacke gegeben, sind wohl die üblichen Gaben. Als Phosphor­säuredünger zu Rüben kommt das Superphosphat immer mit bestem Erfolg zur Anwendung. Es ist der einzige reine Phosphorsäuredünger mit wasserlöslicher, schnellstens wirksamer Phosphorsäure. Das Superphosphat, von dem man am besten kurz vor dem Drillen oder Auslegen der Rübenknäuel drei Doppelzentner je Hektar aussät, bietet den jungen Rübenpflänzchen bei sofortiger Wirkung eine gleichmäßig fließende Phosphorsäureguelle, fördert dadurch die Jugendentwicklung und bringt die Pflanzen schnell über das gefährliche Jugendstadium hinweg. Dort, wo man mit der Herz- und Trockenfäule der Rüben zu rechnen hat. ver­wendet man Bor-Superphosphat.

Die Höhe der einzelnen Düngergaben hat sich natürlich ganz nach der Höhe der Stallmistdüngung., dem Nährstoffgehalt des Bodens und seinem Kulturzustand zu richten Wichtig für die gute Ausnützung aller Düngungs- matznahmen ist auch, daß der Boden sich in gesundem Reaktionszustand befindet: saure Böden sind für den Rübenbau wenig geeignet und müssen durch Kalkung zuvor gesund gemacht werden. Richtige Bodenbearbeitung vor der Saat und ständige Pflege der Rüben während der ganzen Vegetationszeir sind neben ausreichender Volldüngung selbstverständliche Vorbedingung für hohe Rübenernten.

wie sollen wir KuiWötten vollen?

Der gegenwärtige Zustand auf unseren Dungftätten und den Jauchegruben ist im allgemeinen als unglaublich rückständig zu bezeichnen Bei mehr als zwei Drittel der deutschen Höfe sind diese Anlagen zum Teil überhaupt nicht vorhanden, zum Teil nur so mangelhaft, daß eine geregelte Stallmistbehandlung nicht durchgeführt werden kann. In­folgedessen gehen alljährlich große Werte über 6W Mil­lionen Reichsmark verloren In dieser Zahl sind nur die Nährstoffwerte erfaßt, und zwar die Mengen, die bei zweckmäßiger Stallmist- und Jauchebehandlung zu ver­meiden sind Der Verlust an Humuswerten ist schwer in einer Zahl anzugeben Er ist aber auch kaum geringer als die Nährstoffwerte zu veranschlagen.

Hieraus geht hervor, daß es lohnt, sich mit dieser Frage zu beschäftigen Mit Hilfe der jetzt durchgeführten

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Dungstättenaktion soll diesem Uebekstwnd abgehokfen werden. Das Reich gibt

namhafte Beihilfen

für die Anlage von Dungstätten. Jauchegruben und Gülle­anlagen. Je nach der Gegend, der Lage des Hofes, der Betriebsweise und dem Klima müssen nun überall neue Dungstätten und Jauchegruben errichtet werden. Ein Schema gibt es nicht.