Nr. 14g
Donnerstag, den 1. Juli 1937
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Nagoldcr Tagblatt »Der Gesellschafter"
Seite 5
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Aber nur zwei waren homosexuell veranlagt Tie Säuberung des Alexianerordens
X Bonn, 29. Juni
Unter überaus starker Anteilnahme der Öffentlichkeit wurde in Bonn gegen die letzte Gruppe der wegen Sittlichkeitsverbrechens angeklagten Alexianer-Brüder verhandelt. Die meisten waren geständig, zwei versuchten zu leugnen, wurden aber durch ihre Mitangeklagten um so mehr belastet. Die Urteile lauteten auf Gefängnisstrafen von sechs Monaten bis zu einem Jahr und vier Monaten.
Hervorzuheben ist vor allem der Fall des Postulanten Willi, der bereits nach zwei Monaten Klosteraufenthalt verführt worden war. Im Juli 1935 trat er aus und schloß sich der HI. an. Schon einen Monat später versuchte er minderjährige Jungen zu verführen, also die erworbenen .Klosterkenntnisse" auszunützen. Das Kölner Generalvikäriat, dem Willi die Vorfälle schriftlich mitgeteilt und bei dem er sich nach seinem Austritt gemeldet hatte, begnügte sich damit, dem Angeklagten vier Reichsmark zu geben, damit er ins Kloster zurückkehren könne. Die HI. entfernte Willi sofort aus der deutschen Jugendbewegung und zeigte ihn außerdem an, so daß er bereits zu einer längeren Gefängnisstrafe verurteilt wurde. Wäre die geistliche Behörde auch so verfahren, wäre großes Unheil vermieden worden.
Der Vertreter der Staatsanwaltschaft be- tonte die ungeheuerliche Verworfenheit dieses Ordens und hob die riesengroße Schuld der verantwortlichen Stellen hervor. Der Generalobere hat immer nur dann die Entlassung aus dem Orden ausgesprochen, wenn gar nichts anderes mehr zu machen war. Auch der mit der Klärung der Verhältnisse in diesem Orden beauftragte Jesnitenpater hat sich im Verlauf der Voruntersuchung darüber beklagt, daß man ihm bei der Säuberung nur Schwierigkeiten gemacht hat. 53 zum Teil ehemalige Mitglieder einer Genossenschaft, die zur Zeit 60 Angehörige zählt, standen wegen einer unglaublichen Zahl von Vergehen gegen den 8 175 und verwandte Bestimmungen des Strafgesetzbuches unter Anklage. Ter Schlußstrich, der unter diesen Prozeß gezogen wird, ist auch der Schluß st rich unter die Genossenschaft, dtren Liquidation durch die kirchliche Behörde nunmehr eine Selbstverständlichkeit ist.
Es handelt sich absolut nicht um „Einzelfäll e" und die wahren Gründe liegen tiefer. Von den in Bonn Verurteilten waren nur zwei wirklich homosexuell veranlagt, alle anderen wurden er st in diesem Kloster zu Sittlichkeits- Verbrechern „erzöge n". Schuld ist das System merkwürdigster Erziehung und die falsche Moral. Schon die Satzungen, die in allen Orden den gleichen Geist atmen, machen die Ordensbrüder zu unmännlichen Schwächlingen. Dazu kommt noch die mangelhafte Auslese der Mitglieder durch die Ordensleitung und deren System, zu vertuschen, statt für gründliche Säuberung zu sorgen.
Der Verteidiger des Postulanten Willi berichtete, daß die Mutter des Jungen bitter in einem Briefe darüber geklagt hat, daß sie ihren Sohn wohlgeborgen glaubte, daß er aber e r st imKlosterschlechtgemacht wurde. Der Vorsitzende geißelte in der Urteilsbegründung die mangelnde Aufsicht durch die Klosterleitung, durch die allein der homosexuellen Seuche Tür und Tor geöffnet wird.
Mttmiösttlllmgsbesuüm betrogen
L i Z e o b e r i e k t 6er I48-Pres8e
gl. Paris, 28. Juni
Mit großem Interesse las man hier im „Journal" den Bericht eines Franzosen über einen anderen, der sich als Besucher der Weltausstellung betrogen fühlt. Der Verfasser des Artikels, ein gewisser Baute!, schildert den Besuch eines Franzosen in der Pariser Weltausstellung. Dieser hatte sich zur Begleitung einen Gerichtsvollzieher mitgenommen, löste für 6 Franken seine Eintrittskarte, ließ diese Tatsache von dem Gerichtsvollzieher zu Protokoll nehmen und wanderte dann von Pavillon zu Pavillon. Er stellte fest, daß von den 200 Häusern, die gezeigt werden sollten, nur 40 geöffnet sind und ließ auch dies von dem Gerichtsvollzieher Protokollieren. Nun will er Strafantrag wegen Betrugs stellen, weil man ihm 4,80 Franken zuviel abverlangt hätte. Man ist in Paris gespannt, was aus der Geschichte wird.
Nru-ermor-, wett BradboS verlor
L i g e v b e r i c b t 6er tl8-?re»se
rk. Neuyork, 26. Juni
Ans Anlaß des Sieges des Negers Louis über den sogenannten „Weltmeister" Jimmy Braddock kam es hier zwischen den Brüdern Leonardo und Santiago Martinez zu einem heftigen Wortwechsel, in dessen Verlauf der erstere seinen Bruder niederstach. Santiago starb auf der Stelle.
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Erotzslugtag in Hendon
Den Abschluß der Krönungsfeierlichkeiten in England bildete ein Eroßflugtag der englischen Luftwaffe in Hendon. bei dem auch die königliche Familie anwesend war. Viele Tausende von Zuschauern wohnten den Vorführungen bei. Ein Massenvorbeiflug vor König Georg, an dem 200 Bomber aller Größen und 50 Jagdflugzeuge teilnahmen, bildete den Abschluß des Tages. Viel Aufmerksamkeit erregte die berühmte „Queen Bee" (Königin Biene), das neue bisher noch nicht gezeigte fernlenkbare Flugzeug. Ein Fesselballon ist abgeschossen worden. (Weltbild, Zander. M.)
Sie Welt in Nenigen Wen
Sechs Tote bei einem Zugzusammenstotz
In Valparaiso in Chile sind am Montag, nachmittag zwei Vorortzüge zusammen- ge stoßen. Sechs Personen würden getötet und 20 schwer verletzt.
Sprengungen am Wrack der „Rau !II"
Nachdem die Arbeiten am Wrack des vor Bremerhaven gekenterten Walfangbootes „Rau III" so weit fortgeschritten waren, daß man hoffte, es im Lause des Samstag heben zu können, haben sich neue Schwierigkeiten ergeben; unter anderem mußte der Vormast gesprengt werden, um neue Trossen anbringen zu können.
Die eigene Tochter unter den Geretteten
In der Oberelbe gerieten beim Baden drei Mädchen in Lebensgefahr. Ein Fährmann, der zu Hilfe eilte, konnte die Ertrinkenden im letzten Augenblick noch vom Tode retten. Zu seiner großen Neberraschung stellte er nachher fest, daß eines der geretteten Mädchen sein eigenes Kind war. Im ganzen hat der Fährmann schon zehn Bien scheu das Leben gerettet.
Goldfirnd in der Elbe
Einen nicht alltäglichen Fund machte ein Spaziergänger am Dresdener Elbufer. Dicht unterhalb der Albertbrücke bemerkte er ein metallenes Leuchten im Wasser. Als er der Sache „auf den Grund" ging, kamen mit einem Griff 32 Zwa ii zig-Dollar-Gold st ücke zum Vorschein. Bisher konnte noch nicht sestgestellt werden, woher die Münzen stammen.
Zwei Gauleitungen fahren nach Norwegen
Die Männer der Gauleitungen Saarpsalz und Hamburg der NSDAP, haben zusammen mit ihren Gauleitern Bürckel und Kaufmann eine gemeinschaftliche Fahrt nach Norwegen mit der „Monte Pascoal" angetreten. Die Reise wird 10 Tage dauern.
Italienische Auszeichnung für Oskar Walleck
Der König von Italien hat den Generalintendanten der Bayerischen Staatstheater Oskar Walleck in Anerkennung seiner hervorragenden persönlichen Verdienste um den engen Zusammenschluß italienischer und deutscher Kunst den Orden „Commendatore der italienischen Krone" verliehen.
Eine Kommission
zur Bewahrung von Zeitdokumenten
ist von Reichspropagandaminister Dr. Goebbels gegründet worden. Er hat mit ihrer Leitung den stellv. Pressechef der Reichsregierung, Ministerialrat Berndl, beauftragt. Die Kommission soll eine umfassende Zentralstelle für die Sammlung aller mit der Geschichte des Dritten Reiches zusammenhängenden Dokumente werden.
Zur Vereinheitlichung der Beamtenausbildung
ist im Verordnungswege ein einheitliches Ausbildungsrecht für den Nachwuchs der höheren Beamten der allgemeinen und inneren Verwaltung geschaffen worden, das zugleich mit dem Deutschen Beamtengesetz am 1. Juli 1937 jn Kraft tritt.
Das neue deutsch-schweizerische Wirtschaftsabkommen
wird demnächst in Berlin unterzeichnet werden. Es gründet sich wieder auf dem Verrechnungs» shstem; die schweizerische Ausfuhr wird etwas erhöht.
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Der Präsident der deutschen Gruppen der IHK. und des Kongresses. Frowein.
(Erich Zander, Archiv, M.)
Der Mm Bayern aas dem Ms«
Ein technisches Wunderwerk — Er wird die 4V 000 SA.-Männer bei den Kampfspielen verpflegen
Stuttgart. 29. Juni.
Während das Aufbaukommando noch an der Fertigstellung des Niesenzeltlagers aus dem Wasen arbeitet, das annähernd 40 000 SA.-Männern während der NS.-Kampfspiele vom 8. bis 11. Juli Unterkunft gewähren soll, ist in den letzten Tagen der Hilsszug Bayern eingetroffen. Einzig in der Welt dastehend, hat dieses neuzeitliche Wunderwerk der Technik, das von der Reichspropagandaleitung der NSDAP, vor 3 Jahren geschaffen wurde, in seiner geradezu verblüffenden Einrichtung und Ausrüstung ehr. liehe Bewunderung und Anerkennung gesunden, wo es auch bisher in Aktion getreten ist. Die höchste Einsatzfähigkeit zeigt der Hilfszug Bayern alljährlich an den Tagen des Neichsparteitages in Nürnberg, wo die Zahl der seiner Verpflegung übergegebenen Männer in die Hunderttausende geht.
Wenn man allein die Tatsache in Erwägung zieht, daß bei den kommenden NS.- Kampsspielen rund 40 000 Männer mit der nötigen „Kohle in fester und verflüssigter Form" zu versorgen sind, dann entspricht allein dieser Verbrauch etwa dem einer Stadt in der Größe von Eßlingen, oder dem achtfachen Verbrauch einer Stadt wie Ehingen a. d. D. Der ungeheure Vorteil des Hilsszuges Bayern ist seine Beweglichkeit, die es ihm ermöglicht, jederzeit bei großen Massenkundgebungen in Tätigkeit zu treten.
Einige fast grotesk anmutende Zahlen
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81,5 Prozent unter Franco
Wie die nationalspanischen Sender berichten hat General Franco gegenwärtig 61,5 Prozent des spanischen Gebietes unter seiner Oberhoheit. Die Karte veranschaulicht die gegenwärtige Eebietsaufteilung. Die gepunkten Landstriche befinden sich noch in Händen der Bolschewisten.
(Erich Zander-M.)
Wn lilht wirbt, wirb vergessen
vom vorjährigen Reichsparteitag geben ei« Bild von der Leistungsfähigkeit des HilP- zuges. So wurden an einem Tage 950 MV Frühstücke. 990 000 Mittagessen und 1 010 OOV Nachtessen ausgegeben. Daß diese Riesenarbeit einen bis ins einzelne einwandfrei und mit äußerster Genauigkeit arbeitende» Mechanismus erfordert, versteht sich von selbst. Von der technischen Einrichtung seien im einzelnen erwähnt: EigenesElek- trizitäts-, Gas- und Wasserwerk, 7 Kartoffelschämaschinen, die in einer Stunde 175 Zentner Kartoffeln schälen. 50 große Kessel mit einem Fassungsvermögen von je 300 Liter. Heißerhaltungszelte, in denen die Speisen 100 Stunden lang auf Siedetemperatur erhalten werden könne». Der Hilfszug selbst besteht aus 96 Diesel- Lastkraftwagen und verfügt außerdem über eine 2000 Meter lange Feldbahn, die zur Beförderung der ankommenden Lebensmittel, Betriebsstoffe usw. dient. Schließlich gehört zu ihm eine Reihe von Küchenzügen- über 20 Feldküchen, Speiselagerzelte, Mann- schastszelte, Verteilungszelte, eine große Werkstättenanlage mit Schlosterei, Sattlerei, Schreinerei usw., ein Sanitätszelt mit angeschlossener Apotheke und schließlich einen Operations-Wagen mit allen ärztlichen Instrumenten.
Meineid aus SelOnstsinlereffe
Stuttgart, 29. Juni. Das Schwurgericht di Stuttgart verurteilte den 37 Jahre alten verheirateten Karl Willems aus Göppingen, wohnhaft in Stuttgart, wegen eines Verbrechens des Meineids zu einem Jahr und einem Monat Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust, und den 35jährigen ledigen Karl Heinz Trefz aus Stuttgart wegen eines Verbrechens der Anstiftung zum Meineid zu drei Jahren Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverlust sowie zu dauernder Eides- unsähigkeit.
Trefz, dem die Planfertigung und Vergebung eines Neubaus in Vaihingen a. F. übertragen worden war, hatte sich von der Bauherrin einen Scheck über 1465 RM. ausstellen lasten, damit er das für den Neubau erforderliche Holz beschaffen könne. Jn Wahrheit hatte er nur für ein Drittel dieser Summe Holz für diesen Neubau angeschafft; der Rest war für zwei andere Neubauten bestimmt. Als die Bauherrin von diesem Sachverhalt Kenntnis erlangte, erstattete sie Strafanzeige wegen Betrugs gegen Trefz. Dieser ließ sich darauf von Willems, der die Schreiner- und Glaserarbeiten an dem Neubau auszusühren hatte, der Wahrheit zuwider bescheinigen, daß er von Trefz Holz für 1500 RM. für den Neubau zugewiesen erhalten habe. Später beschwor Willems noch vor dem Amtsgericht Stuttgart, daß er dieses Holz in vollem Umfang für den Neubau verwendet habe, während in Wahrheit nur für 500 RM. von diesem Holz verbaut worden war. Willems war geständig; als Beweggrund für seinen Meineid gab er an, er habe sich durch dieses „Entgegenkommen" weitere Aufträge von Trefz sichern wollen.
Heilbronn, 29. Juni. (Abschied für Landgerichtspräsident Linder.)' Im geschmückten Sitzungssaal dsr Zivilkammer des Landgerichts Heilbronn verabschiedete sich am 28. ds. Mts. in einer einfachen und schlichten Feier der Präsident des Landgerichts HeÄ- bronn, Linder, der nach über 42jähriger Dienstzeit in den Ruhestand tritt. Präsident Linder trat im Jahre 1895 als Referendar in oen württembergischen Justizdienst ein, wurde vom Jahr 1898 an zunächst als unständiger Beamter verwendet und im Jahre 1902 als Staatsanwalt in Ulm ständig angestellt. Im Jahre 1907 kam er als Landrichter nach Rottweil und im Jahre 1916 als Landgerichtsrat nach Stuttgart, wo er im Jahre 1920 zum Landgerichtsdirektor befördert wurde. Am 1. September 1933 wurde Lcmdgerichtsdirektor Linder zum Präsidenten des Landgerichts Heilbronn ernannt.
Deißlingen Kr. Rotiweil, 29. Juni. (Beim Ueberholen tödlich gestürzt.) Beim Ueberholen.eines anderen Kraftwagens kam ein mit vier Personen besetztes Auto am Sonntagabend ins Schleudern und über- schlug sich. Von den Insassen mußten zwei, darunter der Wagenlenker, in schwer verletztem Zustand dem Krankenhaus in Schwen- ningen zugeführt werden. Hier ist am Mon- tagfrüh der aus Stuttgart stammende Wa- genlenker gestorben.
Verzaubertes Zimmer
Neulich war ein Kabel durchgebrannt- Tiefes Dunkel baute ein Verlies —
Bis dann tastend schließlich meine Hand Einen Zündspan jäh entflammen ließ.
Und mit seinem ruhelosen Schimmer Sprangen ringsum wildbewegte Schatten Jählings auf und tanzten durch das Zimmer, Geistern gleich, die lang geschlummert hatten.
Hinter einem alten Eichenschrank Reckte sich ein breites Ungeheuer,
Das im Wechsel auf und niedersank —> Unstet, wie in meiner Hand das Feuer.
Und ein Sessel spreizte seine Beine,
Und ein Krug verrenkte sich den Hakd, Blinzelnd trat in fahlem Flackerscheine Eines Mannes Bild aus seinem Falz . . .
Rasch warf ich das Zündholz in die Schale, Wo es zuckte und verglimmte!
Stille lag wie festliches Fanale —
Dann ein Nachbar, der die Geige stimm'e ..
IVeroer bueks-HLrlmsoi».