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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Rechte Entlohnung für Heimarbeiter
In 265 Fällen mutzte eingeschritten werden
L i g ev d e ri c l, t 6er ^8-?re,se kk. Berlin, 30. Jum
Im Reichsarbeitsblatt beleuchtet der Sondertreuhänder Dr. Hoppe die bisherigen Auswirkungen zum Schutze der Heimarbeiter. Als besonders krasses Beispiel zieht er das Spinn st osfgewerbe heran, das mit über 1000 Beschästigten als der bedeutendste Zweig der Heimindustrie angesprochen werden kann. 70 Sachverständigen - Ausschüsse mit rund 1200 Sachverständigen waren für die Ueberprüsung der Heimarbeit im Spinn- stofsgewerbe eingesetzt. Diese Ausschüsse erließen im Jahre 1936 59 Tarifordnungen. Alle Verstöße gegen diese Tarife werden gerichtlich geahndet. So mußten im Vorjahr 1936 im Wirtschaftsgebiet Sachsen allein wegen Unterentlohnung 265 Anzeigen erstatten werden, die 248 Nachzahlungsverfahren mit einem Gesamtbetrag von 128 000 M. zur Folge hatten. .Im Wirtschaftsgebiet Mitteldeutschland sind in 82 Fällen Nachzahlungen erfolgt, während im Wirtschaftsgebiet Westfalen 57 Verfahren in Gang gebracht wurden.
Kinberskeletie ln Küchenherden
Abtreibung im großen Stil in Lyon Paris, 30. Juni
Scheußlichen Verbrechen ist man in Lyon auf die Spur gekommen, wo eine Hebamme Abtreibungen in ganz großem Stile durch- sührte. Eine Haussuchung in ihrer sehr luxuriös eingerichteten Villa führte zunächst zu der Feststellung, daß außer der Zentralheizung nicht weniger als acht große Kü- chenHerde vorhanden waren. In allen diesen Herden hat man dann Skelette von Kindern gefunden. Der Garten der Villa soll ein wahrer Friedhof sein. Ausgrabungen führten zur Freilegung zahlreicher weiterer Skelette. Ter Ehemann der Verbrecherin, der wegen Beihilfe verhaftet wurde, gestand, daß seine Frau diese gesetzwidrigen Eingriffe seit 1935 in großem Umfange vorgenommen habe.
Sroßfeuer in einem Getreibeschuvven
Berlin, 30. Juni
Mittwochnachmittag brach in der Humboldtmühle in Tegel ein gefährliches Feuer aus, das nacheinander zehn LöschzLge der Berliner Feuerwehr an den Brandherd rief. Auf dem Gelände des Mühlenbetriebes brannte ein etwa 600 Quadratmeter großer, zweistöckiger Getreideschuppen, in dem mehrere hundert Tonnen Roggen und Mais ausgestapelt waren. Den Anstrengungen der Feuerwehr gelang es, das Feuer auf diesen Schuppen zu beschränken und die Mauer an Mauer mit dem brennenden Schuppen liegenden anderen Lagerhäuser mit Hunderten von Tonnen wertvollen Getreides vor der Vernichtung zu schützen.
Kommunisten nicht wichlWtg
Albany, 30. Juni.
Das Obergericht des Staates Neuyork entschied am Dienstag, daß die Neuyorker Kommunistische Partei nicht berechtigt ist, sich an den kommenden Wahlen im Staate Neuyork zu beteiligen, da sie auf Grund des Staatswahlgesetzes nicht länger eine anerkannte Partei sei. Die Staatswahlbehörde machte geltend, daß die Kommunistische Partei die gesetzliche Anerkennung eingebüßt habe, weil sie bei der letztjährigen Gouverneueswahl nicht die für die gesetzliche Anerkennung einer Partei not- wendige Mindeststimmenzahl von 50 000 erhalten habe.
In Iohnstowu lPenxsylvanten) ist die Streiklage seit der Wiederaufnahme des Betriebs in den dortigen Bethlehem-Stahlwerken wieder gespannter. Es kam zu mehrfachen Streik« nrn Yen. Dabei bewarfen Streikposten 30 mit Arbeitswilligen besetzte Automobile mit Steinen. Im Stahlwerk mußte der Betrieb erneut aus zwei Wochen eingestellt werden, da die Werke durch zwei geheimnisvolle Tynainitexplosionen. welche die von einem 11 Meilen entfernten Staubecken nach dem Stahlwerk führende Wasserleitung beschädigten, von der Wasserzusuhr abge- schnitten wurden.
Terror achtjähriger Emigranten
Paris, 30. Juni.
Frankreich, zur Zeit bekanntlich das „gelobte Land" einer bestimmten Sorte Emigranten, erlebte im Zusammenhang mit dem Vorrücken der nationalspanischen Truppen abermals eine Welle von hereinströmenden fragwürdigen Elenrenten, über deren Betragen schon seit längerer Zeit, besonders in Südfrankreich, lebhaft Klage geführt wird. Nunmehr macht sich eine an Rußland gemahnende Kinderplage übel bemerkbar.
In das Krankenhaus von La Röchelte sind z. B. in der vergangenen Woche 15 junge sowjetspanische Flüchtlinge von 10 bis 15 Jahren aus Santander eingeliefert worden. Sie zeigten sich von der übelsten Seite, gröhlten revolutionäre Lieder und bewarfen die im Krankenhaus diensttuenden Nonnen und Krankenschwestern mit gemeinen Schimpfworten. Mehrmals hatte schon die Polizei zur Wiederherstellung der Ordnung eingreifen müssen. Am Dienstag wurden die roten Flüchklings- gäste handgreiflich und schlugen mit der Faust und mit Gürteln auf die Nonnen und Krankenschwestern, um dann auf dem Wege durch die Fenster zu flüchten. Sie stiegen über den Zaun und machten die Straßen der Stadt unsicher, bis die Polizoi die Verfolgung aufnahm und sie wieder in das gastfreundliche Krankenhaus einlieferte, wo sie künftig unter ständiger Bewachung von französischen Polizeibeamten stehen werden. Einer der Zöglinge setzte den Polizeibeamten tätlichen Widerstand entgegen.
Auch unter den 60 durchschnittlich achtjährigen (!) Pflegebefohlenen aus dem Gästelande, die in Auxerre beherbergt worden sind, befanden sich Rädelsführer, die verlangten, wieder nach Hanse befördert zu werden, und zu flüchten versuchten, wobei sie die aufsichtführenden Lehrerinnen mit dem Tischmesser bedrohten. Die Polizei ist hier ebenfalls herbeigerufen worden, um die 15 bis achtjährigen Unbezähmbaren heranszusuchen und in männliche Obhut zu bringen.
Gestorbene: Friedrich Eberhardt, 67 I., Igelsberg / Maria Keppler, 68 I., Lengenloch / Karl Kern. Küfer. 41 I., Dobel.
Donnerstag, den 1. Juli 1837
Wie wird das Wetter in de« nächsten zehn Tagen?
Witterungsvorhersage für die Zeit vom 1. bis 10. Juli 1937, herausgegeben von der Forschungsstelle für langfristige Witterungsvorhersage des Reichswetterdienstes in Bad Homburg von der Höhe am 30. Juni abends.
Mit der allgemeinen Wetterbesserung am Ende der letzten Woche hat sich in den ersten Tagen dieser Woche von Westen nach Osten unbeständige Witterung eingestellt. Diese unbeständige Witterung wird im wesentlichen wenigstens in den nächsten vier bis fünf Tagen f o r t b e st e h e n. Es werden dabei schöne, überwiegend trockene Tage, mit bewölkten, zu Regensällen neigenden Tagen wechseln. Auch die Temperaturen werden im allgemeinen für die Jahreszeit zu niedrig sein. Nur im Osten wird vielleicht etwa in drei Tagen vorübergehend wieder stärkere Erwärmung eintreten. Das Hochdruckgebiet im Westen wird sich etwa bis zum 5. Juli gegen die Britischen Inseln hin der- lagern. Unter soinem Einfluß wird nach wie vor über Deutschland ein vorwiegend westöstliches Druckgefälle bestehen und damit die Luftzusuhr aus höheren, kühleren Breiten an- halten. Andererseits wird sich aber in der westlichen Reichshälfte vorübergehend auch bis zur Oder von Montag oder Dienstag nächster Woche ab der Hochdruck-Einfluß in verstärktem Maße bemerkbar machen, und infolgedessen vielfach dort aufgeheitertes, im wesentlichen trockenes Wetter herrschen. Dagegen bleibt im Osten das Wetter wechselvoll und unsicher. Auch in den nördlichen Nandalpen ist mit mehrfachen Niederschlägen zu rechnen.
Voraussichtliche Witterung bis Fr z- abend: Wechselnd bewölkt, unbeständig, Temperaturen unter normal.
Druck und Verlag des „Gesellschafters":
E. W. Zaiser. Inh. Karl Zaiser, Nagold. Hauptschriftleiter und verantwortlich für den gesamten Inhalt einschließlich der Anzeigen: H. Eötz, Nagold (erkrankt), Stellv. Karl Zaiser.
Zur Zeit ist Preisliste Re. « gültig.
D. A. V. 37: 2703.
Dir heutige Nummer umsaßt 8 Seiteu
Amtliche Bekanntmachung
Anordnung der Ueberwachungsstelle für Mineralöl
betr. die Erhebung ortsfester Motoren
Aus Grund der Verordnung über den Warenverkehr vom 4. September 1934 (Reichsgesetzblatt I S. 816) in Verbindung mit der Verordnung über die. Errichtung von Aeber- wachungsstellen vom 4. September 1934 (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 209 vom 7. September 1934) wird mit Zustimmung des Reichsrvirtschastsministers ungeordnet:
8 1 -
Nach dem Stande vom 1. 2uli 1937 sind alle bereits bestehenden oder im Bau befindlichen Anlagen von ortsfesten Verbrennungsmotoren, sowie alle ortsbeweglichen Verbrennungsmotoren der Ueberwachungsstelle für Mineralöl unter Verwendung der dafür herausgegebenen Fragebogen zu melden.
8 2 .
Verbrennungsmotoren im Sinne dieser Erhebung sind alle Motoren, die mit flüssigen, gasförmigen oder festen Kraftstoffen betrieben werden, unabhängig davon, ob sie als Vergasermotoren, nach dem Dieselprinzip, oder als Gasmaschinen arbeiten.
8 3.
Ortsfest im Sinne dieser Erhebung siüd alle Motoren, deren Bestimmung es ist, an dem einmal gewählten Platze ständig zu arbeiten, ohne daß ein Wechsel ihres Standortes vorgesehen ist.
Ortsbeweglich im Sinne dieser Erhebung sind alle Motoren, die fahrbar sind und deren Bestimmung es ist, den Standort ständig oder zeitweilig zu wechseln, deren Fahrgestell aber kein polizeiliches Kennzeichen trägt.
Schiffs- und Bootsmotoren jeder Art sind von dieser Erhebung ausgeschlossen.
8 4.
Für jeden ortsfesten und jeden ortsbeweglichen Motor ist ein gesonderter Fragebogen auszufüllen. Diese Fragebogen sind bei den Ortspolizeibehörden in der Zeit vom 1.—15. Juli 1937 abzuhblen.
Falls die Fragebogen bei diesen Stellen nicht vorliegen sollten, sind sie unmittelbar bei der Ueberwachungsstelle für Mineralöl, Berlin W 8, Jägerstr. 17, anzusordern.
8 ö.
Die Fragebogen sind bis spätestens zum 1. August 1937 vollständig ausgefüllt und unterzeichnet in doppelter Ausfertigung an die Stelle, bei der sie abgeholt wurden, wieder abzuliesern.
8 6 .
Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnung fallen unter die Strafvorschriften der 10, 12 bis 15 der Verordnung über den Warenverkehr vom 4. September 1934.
8 7.
Diese Anordnung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im Deutschen Reichsanzeiger in Kraft.
Berlin, den 1. Juli 1937.
Der Reichsbeauftragte für Mineralöl.
Vorstehende Anordnung gebe ich hiermit bekannt. Ich ersuche, die Termine genauestens einzuhalten.
Nagold, den 1. Juli 1937. 101
Der Landrat: Dr. La uff er.
Alt werüen/ aber gesunü bleiben —
wer möchte das nicht? Ein Lebensabend, der von Mtersbeschwerden, Schwäche» zuständen und Krankheiten begleitet wird, ist nicht erfreulich.
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