Seite 8 Nr. 135
NagolSer Tagblatt »Der Eefellfchafter
Samstag. den 13. Juni i<M
die in der zehnten Abendstunde mit grünem Vuchenlaubbruch auf den schiefqerutschten. Hüten Arm in Arm singend in die Landeshauptstadt einzogen.
Eie hatten viel vor
Zwei junge Burschen wollten ausreißen
Ulm, 11. Juni. Ein 16- und ein 19jähriger Bursche aus hiesigen guten Familien leisteten sich einen recht tollen Streich. Den Jüngeren überkam der Drang, in die Kolonien auswandern zu wollen, und zwar nach Holländisch Indien. Er teilte dies seinem älteren Freund mit und beauftragte diesen, alle nötigen Vorbereitungen zu treffen, eine Reiseroute mit Flugzeug auszuarbeiten, die Pässe und Fahrkarten zu besorgen und selbst mindestens bis Kairo mitzufliegen. Der Jüngere beschaffte das Geld, das er aus einer Kassette seiner Mutter entnahm. Es waren Wertpapiere, die der Aeltere mit Vollmacht des jüngeren bei der Bank verkaufte. Der Aeltere bestellte bei einer Berliner Flugreisegesellschaft zwei Fahrscheine Rom — Kairo mit einer Vorschußleistung von 1000 RM. Die Besorgung der Reisepässe machte Reisen nach München notwendig, zu denen auch andere Freunde eingeladen waren.
Der nunmehr auf der Anklagebank eines Illmer Gerichts sitzende ältere Komplize konnte glaubhaft Vorbringen, daß er zu all den Vorbereitungen Vollmacht von dem Geldgeber hatte. Ihm sei von seinem Freund gesagt worden, daß dieser eine Erbschaft von einer Tante gemacht habe, was auch richtig war, aber er hatte trotzdem kein Verfügungsrecht über das Geld. Als aber die Beischaffung gegen 10 000 RM. erreichte, glaubte der Angeklagte selbst nicht mehr daran, daß der Jüngere das Geld auf reellem Weg beschaffe. Vor Antritt der Reise wurde noch je eine Lebensversicherung von 10 000 RM. abgeschlossen. Die Pläne wurden aufgedeckt, bevor die beiden „davonfliegen" konnten. In Zürich wurden sie abgefaßt. Das Ende des abenteuerlichen Planes ist, daß der Angeklagte, der vor der Abschlußprüfung stand, wegen Hehlerei in Tateinheit mit Begünstigung zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt wurde, wovon die Untersuchungshaft abgeht, und daß die Mutter des Geldbeschaffers um etwa 4000 RM. geschädigt ist.
Ulm, 11. Juni. (VollerArbeitsein- satz im Mai.) Die Arbeitslage im Bezirk Ulm hat sich so sehr gebessert, daß im Bezirk nur noch Erwerbsbeschränkte und Arbeitslose im vorgeschrittenen Alter in Unterstützung liehen. Im Verhältnis zum Vormonat ist die Zahl der noch in Unterstützung stehenden Arbeitslosen weiterhin von 279 auf 187 gesunken. Im Baugewerbe standen Fachkräfte kaum mehr zur Verfügung. Deshalb mußten im zwischenbezirklichen Ausgleich Maurer und Maler herangeholt werden. Zusammenfassend sei bemerkt, daß das Arbeitsamt Ulm als Aufnahmeamt den zwischenbezirklichen Ausgleich für Fachkräfte aller Art immer mehr in Anspruch nehmen mußte.
Göppingen, 11. Juni. (Eine Schenkung an die Stadt.) Frau Katharina Förstner, geb. Molt, hier, Witwe des verstorbenen Johann Gottfried Förstner, hat der Stadt Göppingen ihr Wohngebäude mit Garten unter gewissen Voraussetzungen als Geschenk übergeben. Die Stadt hat die Schenkung mit Dank angenommen.
Neidlingen, OA. Kirchheim, 11. Juni. (Dreijähriger Knabe ertrunke n.) Der 3jährige Otto Kuch hielt sich am Mittwochnachmittag nach Schluß der Kinderschule am Ortsausgang nach Weilheim spielend an der Lindach auf und fiel ins Wasser. Sein bei ihm befindlicher 6 Jahre alter Bruder rief den in der Nähe weilenden 8jährigen Gotthilf Gronbach herbei, der das Kind noch erfassen konnte; die Gewalt des Wassers riß es iedoch wieder weg, so daß das Kind ertrank.
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Zu den Vorgängen in Südchina Der schon seit Tagen erwartete Bürgerkrieg zwischen dem chinesischen Süden und der Zentralregierung in Nanking scheint nunmehr Tatsache zu werden. Mehrere Divisionen der Kwanqiie-Armee sind in die Provinz Hunan einmarschiert und bis Höngtschou vorgedrungen. Die Nvnking-Regierung zieht ihrerseits Truppen bei Hankou zusammen. Die slldchinesische Regierung begründet ihr Vorgehen damit, daß Nanking Japan gegenüber zu nachgiebig sei.
(Graphische Werkstätten. M.)
Aus Technik und Wissenschaft
Ob Bastler, ob Installateur, jeder braucht die Pinzette, wenn die Schrauben, Muttern und sonstigen Teile so winzig sind, daß die Zange nichts mehr ausrichten kann. Leider jedoch war das Arbeiten mit der Pinzette nicht immer ungefährlich. Sehr leicht konnte es geschehen, daß man einen elektrischen Schlag erhielt. Diese Gefahren sind nunmehr durch
die isolierte Pinzette
beseitigt worden. Sowohl an den Pinzettenenden wie auch dort, wo die Hand mit der Pinzette in Berührung kommt, ist eine sichere isolierende Verkleidung geschaffen, so wie man sie bereits bei den Jsolierschraubenziehern und Isolierzangen kennt. Damit ist nun auch hier jede Gefahrenmöglichkeit ausgeschaltet.
Der Pippin unter den Sendern
Von rer amerikanischen „National Broadcasting Company" sind neuerdings die kleinsten Sender der Welt geschaffen worden. Es handelt sich um zwei Sender für Außenaufnahmen. Zunächst baute man einen Sender mit einer Leistung von 0,2 Watt und mit einer Reichweite von vier Meilen. Dieser Sendeapparat ist in so kleinen Ausmaßen gehalten, daß er sich vom Funkreporter mit einer Hand transportieren läßt. Angeregt durch die erstaunlich gute Wirkung des kleinen Gerätes,
ging man alsbald dazu über, die Verkleinerung noch auf weit geringere Ausmaße herabzudrücken. So entstand dann der kleinste Sender der Welt, der gleichfalls eine Leistung von 0,2 Watt aufweisen kann. Eine Batterie von 90 Volt liefert den Strom. Dieser Sender ist nicht größer als ein 3-Zoll-Würfel.
Waschanlage mik Münzzähler
Die in großen Mietshäusern häufig vorhandene gemeinsame Waschanlage hat den Nachteil, daß die einzelnen Mieter bei Benutzung meistens stets den gleichen Betrag zahlen müssen, unbekümmert darum, wie lange die Waschanlage beansprucht wird. Wer nur wenig zu waschen hat, schneidet also schlechter dabei ab. Soweit es sich um elektrischen Betrieb handelt, ist neuerdings dieser Uebelstand restlos durch den Einbau eines Münzzählers beseitigt worden. Sobald der Groschen eingeworfen wird, setzt sich der Motor in Gang, man kann eine genau bemessene Zeit lang die Anlage benutzen, lieber die wirkliche Beanspruchung hinausgehende Unkosten werden vermieden, man zahlt stets nur den tatsächlichen Energieverbrauch. Selbstverständlich hat auch der Einzelhaushalt seine Vorteile von dieser Neuerung. Vor allem hat man nun immer eine genaue Kontrolle darüber, wieviel Strom bereits verbraucht worden ist.
Schneider kommen. Der Anzug must zunächst mal einen ganzen Tag lang spazieren geführt werden, damit er nicht mehr so provo- zierend neu aussieht — und es gibt Leute, die sich dieses Spazierensühren zum Beruf erkoren haben.
Reklameglahe un- Aukogigolo
Damit springen wir eigentlich schon über den großen Teich — wenn wir nämlich von den älteren Herren sprechen, die ihre Glatze zu Neklamezwecken vermieten, von den Leuten, die ans unwahrscheinlich langen Nasen, ans O-Beinen, Buckeln und anderen Defekten Kapital als Filmkomparsen schlagen — vom Autogigolo, der sich seine Spazierfahr, ten nebst geistreichen Gesprächen über mo- derne Literatur, Sport und Mode nach dem Kilometer bezahlen läßt.
Wahrhaftig, man konnte diese Liste ins Endlose verlängern — aber wir glauben, auch so schon bewiesen zu haben, daß es neben den „eigentlichen" Berufen noch ungezählte Möglichkeiten gibt, sich sein Geld auf anständige, wenn auch recht seltsame Art und Weise zu verdienen.
E-Msch ms -er LaieM-m
Einige Kostproben katastrophaler Geschmacklosigkeit
Seltsame Berufe
Eine Umschau in Europas Großstädten
Wir wollen uns hier einmal nach Menschen umsehen, die mitten unter uns brav und ehrlich ihrem Beruf nachgehen, angestrengt zu arbeiten wissen -- die aber dennoch in Verlegenheit geraten, wenn man sie danach fragt, welchen' Posten sie im großen Getriebe der menschlichen Gesellschaft einnehmen und ausfüllen. Menschen, die einem Beruf nachgehen, der eigentlich keiner ist...
„Eigentlich —" Dieses Wörtchen ist sehr bezeichnend für die Mentalität, mit der die sogenannte Zivilisation an die Beurteilung des lieben Nächsten herangeht. Man sagt: „Dieser oder jener hat gar keinen eigentlichen Beruf." Man teilt also die Berufe in eigentliche und uneigentliche ein. „Eigentlich" ist der Berus, den die überwältigende Mehrheit, die Masse ausübt: Eisendreher, Schn! u Postschaffner, Bildhauer, Barbier. Aber bas Dasein der Gesamtmenschheit stellt so mannigfache Forderungen, daß es unmöglich ist, mit diesen „eigentlichen" Berufen auszukommen. Es müssen auch uneigentliche da sein. Und sie sind in den Großstädten Europas auch gar nicht so selten...
„Uneigentlich —"
Da gibt es zum Beispiel den Beruf des Käsekosters, der vor allem in Holland floriert. Daneben existieren noch andere Leute, die ihren guten Gaumen'zum Gelderwerb ausnützen. Auch beim Weinbau, bei der Likör- 'und Schokoladenfabrikation braucht man Koster mit einem „gesunden" Urteil. Und wenn es der Gaumen nicht ist, kann es eben die Nase sein. Die Parfümfabriken haben einen „guten Riecher" immer schon geschätzt. Das ist ja selbstverständlich. Wußten Sie aber, daß man auch als
Gasriecher
sein Brot verdienen kann? Dieser Gasriecher ist eine für die Gasversorgung der Städte hochwichtige Persönlichkeit. Gerade in einem der letzten Winter sind in der Erde viele Gasrohre geplatzt. Derlei Mängel können zu Katastrophen führen, wie sie deren einmal London erlebt hat. Soll man nun alle Rohrleitungen freilegen? Der Gasriecher erübrigt diese kostspielige Arbeit. Er läßt ein Paar Pflastersteine herausnehmen und setzt sein Niechrohr an die blanke Erde. Und feine Nase ist so fein, daß er die geringste Spur von Gas wahrnimmt. Er wirkt als lebendige Wünschelrute. Seine Nase ist Goldes wert — er müßte sie eigentlich schlankweg gegen Heuschnupfen versichern.
Kanalschahgräber
Weil wir schon bei der Nase sind... Es gibt einen merkwürdigen Beruf, bei dem man sein Niechorgan wieder direkt verleugnen muh. Das ist der Beruf der Kanal- fchatzgräber. Sie leben und wirken in den Kanälen der Großstädte. Wien und Paris sind ihre hauptsächlichsten, Wirkungsgebiete. Sie haben ihre eigene Zunft, ihre eigenen Gesetze, die Polizei duldet sie stillschweigend, begnügt sich ab und zu mit einer kleinen Razzia, die im Labyrinth der Kanäle jedoch nur formelle Bedeutung hat.
Der Kanalschatzgrüber durchforscht den Schmutz, der mit den Abwässern aus den Häusern in die Hauptkanäle gelangt, nach verwertbaren Dingen. Nach Art der Goldwäscher sortiert er den Schlamm in einem kleinen Sieb und wenn man bedenkt, wie ungeheuer groß die Zahl der kleinen Gegenstände ist, die in den Großstädten täglich verloren werden, vom Hosenknopf bis zur Armbanduhr und zum Brillantring — dann begreift man, daß dieser Beruf seinen Mann nährt.
Ein Ortsverwandter des KanalschatzgrL- bers wirkt auf den größten Müllabladeplätzen. Er sucht hier nach Stoffen, Metallen, Knöpfen und anderen kleinen Wertgegenständen. er ist häufiger Gast beim Lumpenhändler. und der Rohstoff der feinsten Sei-
denpapiere ist oft genug durch seine Hände gegangen.
Der Herr, der ständig kauft
Wer offenen Auges durch die Straßen der europäischen Großstädte — wir nennen hiervor allem Paris und London — wandert und das Treiben der Straßenhändler verfolgt, wird immer wieder einen „feinen" Herrn bemerken, der bald vor diesem, bald vor jenem Stand haltmacht, die Waren bewundert, die Brieftasche zückt und kauft — kauft immer im richtigen Augenblick, wenn der Händler seine große Propagandarede gerade beendet hat und die Schar der Neugierigen auf den ersten Käufer wartet, der den Bann bricht. Dieser Herr gehört zur Gilde der „Anreißer". Sein Gewerbe ist durchaus ehrlich, er ist eigentlich eine Art Neklamefachmann, und es gibt in Europa genug größere Firmen, die sich ihn gleichfalls verpflichteten, damit er bewundernd vor ihren Schaufenstern stehe und andere Neugierige und Käufer anlocke.
Der Mann mit den 365 Anzügen
Sehr seltsam ist auch der Beruf des Mannes, der jeden Tag einen anderen funkelnagelneuen Anzug anhat. Alan kennt ihn vor allem in London. Er lebt von der Marotte „hoher Herrschaften", die es nicht über sich bringen können, Anzüge zu tragen, denen, man ansieht, daß sie gerade vom
die
Es gibt viele Frauen, die einen großen Teil ihres Taschengeldes für allerlei Schönheitsmittel ausgebeu, ohne zu bedenken, daß die Natur ihnen die besten Mittel, die
Schönheit und Gesundheit zu pflegen
und zu erhalten, fast kostenlos zur Verfügung stellt. Diese natürlichen Schönheitsmittel sind: Frische Luft, Seife und Wasser, guter Schlaf, richtige Ernährung. Ein Körper, der aus den richtigen Ernährungsstoffen aufgebaut wird, ist gesund und schön.
Notwendig ist, daß man sich während des Tages möglichst viel frische Luft zusührt und für ausreichende Bewegung sorgt. In der Nacht soll man in der warmen Jahreszeit unbedingt das Fenster geöffnet lassen, in der kälteren aber zum mindesten dafür sorgen, daß das Zimmer sehr gut gelüftet wird. Ungünstig ist es natürlich, wenn sehr viele Personen in einem Raum zusammen schlafen; besonders sollte man vermeiden, daß alte Leute mit Kindern in dergleichen Stube schlafen, das ist nämlich für die Kinder und jungen Menschen sehr ungünstig. Da wir im Schlaf viel mehr Sauerstoff verbrauchen als im wachen Zustande, ist die Lust des Zimmers sehr schnell der- braucht und wir atmen dann nur noch Stickstoff ein, was man keinesfalls gesund nennen kann. Hat man bei geöffnetem Fenster Angst vor Zugluft, so soll man einen Wandschirm zwischen Bett und ,Fenster stellen.
Es kommt beim Schlafen nicht so sehr auf die Länge des Schlafes au, als auf seine Beschaffenheit, und wer schön sein will, denke an das alte Wort, daß der Schlaf vor Mitternacht der beste ist. Natürlich kann man nicht jeden Abend um 9 Uhr ins Bett kriechen, aber an den Abenden, an denen man nichts Besonderes vorhat, sollte mau es unbedingt tun und lieber am anderen Morgen früher wieder aufstehen. Wenn man nach genügendem Schlaf herrlich ausgeruht erwacht, soll man den ganzen Körper gründlich abwaschen und frottieren. Am besten benutzt man dazu eine kräftige, rauhe B ü r st e, die zugleich eine Massagewirkung ausübt. Dadurch werden die Poren gründlich gereinigt, die Haut tüchtig durchblutet und gestrafft und nicht nur ein körperliches Wohlbehagen erzeugt, sondern auch die Widerstandsfähigkeit gegen Erkältungen aller Art gestärkt.
Vor kurzem find einmal die Theatervereins eines westfälischen Kreises mit Prüfungsspielen an die Oeffentlichkeit getreten. Das typische Ergebnis führte zu der Feststellung:
So wie bisher geht es nicht weiter, denn ivas hier dargestellt wird, wurde nach so plumpen und gewöhnlichen Rezepten von den Schreiberlingen der Stücke zusammen- gebraut, daß irgendeine besondere künstlerische Atmosphäre überhaupt nicht gegeben ist. Die Stücke sind fast sämtlich nach den immer gleichen Rezepten einer Theaterküche zusammengebraut, wie wir sie uns nicht wünschen. Also: Etwas Liebe, viel Sentimentalität, aus der einen Seite die guten, dazu die schlechten Menschen (diese enthüllen dann Plötzlich einen sehr weichen und edlen Kern). Zudem werden durchweg die Szenen und Augenblicke in der Spielhandlung dargestellt, die mau bei wirklich künstlerischer Gestaltung wegen der Gefahr der Verkitschung nur andeutet, deren sichtbare Gestaltung sich aber nur unsere größten Bühnenkünstler erlauben können.
Ter Gipfel der Geschmacklosigkeit ist in diesem Sinne das Stück „Schlageters Heldeuto d". Bühnenbild: Schlageters Zelle, kurz vor der Vollstreckung des Todesurteils. Der Gefängniswärter in väterlicher Verbundenheit zu Schlageter:
„Aber Herr Schlageter, wollen Sie nicht Ihre Suppe essen?"
„Nein, ich habe keinen Appetit!"
Rührung im Publikum. Tann bringt der Wärter (er stellt auf Sckilaacters Leitet dis
Aber man kann sich Gesundheit und Schön- heit nicht nur erschlafen, sondern soll sie auch erarbeiten. Der Mensch, der gesund und schön sein will, muß seinen Körper richtig gebrauchen. Er soll sich mindestens einmal täglich gut warmarbeiten, durch körper- liche Arbeit, durch Gymnastik oder durch Bewegung, Sport und dergleichen.'Dann strömt das Blut kräftiger durch die Haut, uud die Abfallstosfe werden in genügender Menge durch die Poren ausgeschieden. Sorgt man nicht dafür, daß die Haut kräftig arbeitet, so leidet der ganze Körper darunter, und man wird vor der Zeit alt.
Von großer Bedeutung ist auch die Art des Atmens. Es wird immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß die meisten Menschen falsch atmen. Die Aufgabe des Atmens ist es, dem Körper Sauerstoff zuzuführen und ihn von Kohlensäure zu befreien. Diese Wechselwirkung ist von großer Bedeutung für das ganze Leben.
Viele Menschen haben die Gewohnheit, durch den Mund zu atmen. Wer diese schlechte Angewohnheit an sich bemerkt, muß versuchen, sie so bald wie möglich abzulegen,' denn er schadet durch diese Art des Atmens dem Hals und der Lunge. Man muß unbedingt durch die Nase atmen, weil dadurch die Luft, ehe sie in Lunge und Körper gelangt, gereinigt, erwärmt und angefeuchtet wird. Bemerkt man, daß ein Kind vorwiegend durch den Mund atmet, so soll man eine ärztliche Untersuchung vornehmen lassen, denn sehr oft sind Polypen oder Aehnlicbes die Ursache, die dann so schnell wie möglich entfernt werden müssen. Das gleiche gilt übrigens von dem Erwachsenen, dem das Atmen durch die Nase irgendwie Schwierigkeiten oder Unbehagen verursacht.
Wichtig ist vor allem aber auch, daß man regelmäßige Atemübungen aussührt. Die paar Minuten, die man dafür täglich auswenden muß, bedeuten nichts im Vergleich mit der Gesundung, die man seinem Körper verschafft. Man soll sich jeden Morgen <w das offene Fenster stellen und einige Uebun- gen machen, indem man zum Beispiel b^ ausgestreckten Armen zehnmal kräftig durch die Nase ein- und ansatmet. Man muß das Atmen richtig spüren. Unsere Lunge ist uns für diese Bewegung und Auslüftung senk dankbar