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Sir. 134

Siagolder TagblattDer Gesellschafter'

Freitag, den 12. Juni 133 g

Mit dem MlMeimWsr Sans EKemm

fahren 57 Heilbronner Schüler zur Loreley

Heilbronn, 10. Juni. Das Schulheimschiff ,Hans Schemin", das den Namen seines Schöpfers trägt, ist auf seiner Fahrt von Regensburg, Ingolstadt, Nürnberg, Würzburg, Mainz, herlommend, in Heilbronn eingctroffen. Es nimmt von hier 57 Schüler in stchstägiger Fahrt bis zur Loreley mit, von wo es seinen Weg weiter den Rhein hinab fährt, und durch die norddeutschen Häsen nach Berlin zu den Olympischen Spielen. Das 30 Meter lange und 1,4 Nieter breite Schiff bietet für 200 Per­sonen samt Gepäck Raum, so daß die 57 Schüler genug Platz haben, um sich zu tummeln.

Unter starker Beteiligung von Eltern, Mit­schülern nnd sonstigen Zuschauern, auch Gau­amtsleiter Huber war gekommen, fuhr am Mitlwochvormittag das Schulheimschiff mit 57 Heilbronner Knaben der 7. Klasse aller Schulgattungen ab. Nach der Schiffsbesichti­gung durch die Eltern bezeichnete Schiffs­führer Gerlach in einer Ansprache als Ziel und Zweck der Fahrten, deutsche Landschaft kennen- und liebenzulcrnen und Geineinschaft zu Pflegen. Oberbürgermeister Gültig über­reichte znin Zeichen des Tankes ein Bild vom Rathaus. Unter den Klängen des LiedesMuß i denn, muß i denn zum Städtele nauL", das Re Arbeitsdienstkapelle intonierte, setzte sich Vas Schiff in Bewegung. Begeistert stimmten nie glücklichen Schüler ein uno freudigen Her­zens winkten sie hinüber zum Ufer.

Dreieinhalb Fahre Gefängnis beantragt

Vor der Urteilsverkündung im Ulmer Bankerott-Prozetz

Ulm, 10. Juni. In der Dienstag-Verhand­lung des Prozesses wegen betrügerischen Bau- kerotts setzte der Sachverständige, Wirt­schaft-Prüfer Harte r-Stuttgart, seinen Be­richt iort. Es ist festzustellen, daß gleichzeitig zwei verschiedene Bilanzen gefertigt wurden. Die Differenz zwischen der einen als Gewiuu- und der anderen als Verlustbilanz beträgt "iiinier durchschnittlich gegen eine Million Mark. Immer wieder wurden ans nnznläs- üge Weise Zinsen ans Darlehen aktiviert. Das Konto N v s e n t a l-Berlin stieg so an'

- ^ 33 000 RM. Tie V e r k a n f s s p e' e n ieses Büros erreichten in einem Jahr die unglaubliche Luuune von 200 000 NM.

In einem ganz krassen Verhältnis steht so- 5an», wie Harter aussührte, die Tatsache, atz von 1925 an bis zum Schluß der Ge- nntannvaud samt Unkosten über 17 Mil- ioneu NM., der Verkaussnmsatz nur 10 Mil­anen betrug. Der Aufwand für den Einkauf tetrng nenn Millionen, der Verkaufserlös '0,7 Millionen NM. Daraus errechnet sich -ein Nohgewinn von 15 Prozent, von dem allein Berlin 13 Prozent verschluckte. Ter Rrivatverbranch von 390 600 NM. in fünf Jahren ist zu hoch. Der Sachverständige kam zu dem Ergebnis, daß der Angeklagte Maier bei einigermaßen gutem Willen die Fehler, sie in seinem Geschäft gemacht wurden, leicht hätte seststellen können. Er hätte sich sagen müssen, daß ein Ausbau unter solchen Ver­hältnissen unmöglich ist und hätte minde­stens im Jahre 1928 Schluß machen sollen, dann wäre viel Unheil für ihn und für andere verhütet worden.

Zum Konto Thmstar stellte der Sachver­ständige fest, daß der Umsatz dieses Kontos -größer war, als der Gesamtverkanssumsatz der Firma. Hier wurden über 12 Millionen umgesetzt. Der Vorsitzende faßte das Ergeb­nis der Untersuchung des Sachverständigen sahiu zusammen: Tie Buchführung entsprach weder im Anfang noch zum Schluß dem. was man von einer ordentlichen kaufmänni­

schen Vuchtührung verlangt. Die Bilan­zen waren unrichtig und wurden g e s ä l s ch t. Tie Fabrikmerte wurden zu hoch eingestellt Das tritst besonders auch bei den Fabrikgebäude» zu und bei den Grundschuld- aufnahmeu. Patente wurden gewertet, die gar nicht augemeldet waren, der Privalauk- waud war zu hoch. Die Zinsen wurde» in unzulässiger Weise aktiviert. Tie Bücher waren in einem Zustand, der eine Bilauz- au'stellung gar nicht möglich machte.

Die Anklage führte Staatsauwalt Dr. E r n st. I» dreieinhalbstttndigem Vortrag besprach er nochmals die einzelnen Strai- haudlungcu und hob deren Schwere vom Standpunkt der Anklage aus hervor. Tie Strafanträge lauteten bei dem Ange­klagten Maier wegen eines Verbrechens des betrügerischen Vankcrotts in Tateinheit mit einem Vergehen des einfachen Bankerotts und einem Verbrechen des fortgesetzten Be- trngs auf drei Jahre Gefängnis und wegen des Betrugs im Falle Schröder ans zehn Monate Gefängnis, ans denen eine Gesamt­

strafe von drei Jahren sechs M 0 na - t e 1 , zu bilden wäre. Für den 'Angeklagten B a st e r beantragte er wegen Beihilfe zu betrügerischem Bankerott und wegen Be­trugs zwei Jahre Gefängnis. Als strafmil­dernd wurde bei Maier hervorgehoben sein -Optimismus, seine Zwangslage, in die er hineingekommen ist und die Tatsache, daß die Gewerbebank nicht geschädigt sei. Beide Angeklagte sind nicht vorbestraft.

9er NSV.-Waller Müller

Ein Stückchen Alltag, ein Kapitel von Pflicht und Dank

Ter NSV.-Waller Müller weilt bei der Familie Bäuerle. Er hat die schöne 'Ausgabe, die Familienmitglieder über die vorgesehenen Hilfsmaßnahmen der NSV. zu unterrichten. Am gläubigsten schauen die beiden Kinder znmN-LV.-Onkel" empor; denn die letzte Weihnacküsbescheruna der NSV. ist noch in

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Ein Zwergendors i-n Thüringer Wald

In Lehesten im Thüringer Wald, wo sich die größten Schieserbrüche Deutschlands befinden, hat die dortige Dachdeckerschule aus Anlaß ihres 25jährigen Bestehens eine große Werk-. Lehr- und Modenschau eröffnet, in der sich die Besucher wie Riesen Vorkommen. (Weltbild, MI

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Olympia-Postkarte»

Die Deutsche Reichspost bringt ab. Juni zwei Olmnpia-Posttnrten zum Verkauf, und zwar eine zu 6 puls 4 Rpf. Zuschlag und eine zu 15 plus 10 Rpf. Zuschlag. Auf der linken Hälfte der Karte ist ein Teil der Kampfbahn mit dem Marathontor dargestellt, während die Wert- Marke die Olympiaglocke zeigt. (Scherl Bilderdienst. MI

ihrer lebhaften Erinnerung. Die Eltern je­doch sind ungläubig, zurückhaltend.Es ist mitunter keine leichte Aufgabe, die Vor­sehung zu spielen", denkt NSV.-Walter Mül­ler, aber er hat die Pflicht, die vom Schick­sal arg mitgenommenen Menschen aus ihrer Abgestumpftheit herauszureißeu, selbst wenn sie zuerst der guten Tat schlechten Willen ent­gegenbringen.

Vater Bäuerle ist seit sieben Jahren er- werbslos; er ist arbeits- und berufsfremd ge- worden. Zwar hatte er in den letzten zwei Jahren wiederholt Stellung gefunden, doch mußte er wieder ausscheideu, weil er dm technischen Fortschritten seines Berufes nicht mehr gewachsen war. Die Mutter ist ab- § gerackert und vergrämt. Die Wohnung zeigt , Spuren der Verwahrlosung. Die guten ! Möbel sind längst veräußert, und was nicht zu verkaufen war, ist bei bitterster Kälte in den Ofen gewandert. Als der NSV.-Walter ihnen erklärt, daß die Mutter den Som- mer über fort soll in ein Mutter­er h ol ungsheim der NSV., malt sich j Ablehnung auf ihrem Gesicht.Was soll mit . den Kindern werden?" fragt die besorgte ! Mutter. Ehe Herr Müller antworten kann, wirft der Vater seinausgeschlossen" hin. Erst muß ich Arbeit haben, daun kann ich selbst für meine Familie sorgen!"

So geht es nicht, Herr Bäuerle", wendet der NSV.-Walter ein. Doch Herrn Bäuerles starke Seite" ist das Kritikastertum gewor­den: er weiß alles besser, er will sich in seine Familieusachen nicht dreinreden lasten, er hat seine eigenen Pläne. Geduldig läßt der NSV.-Walter die Kritiksreudigkeit des Familienvaters ausklingen. Ein paar fach­liche Fragen aus dem Berus des Eiferers lassen ihn verstummen. Er muß einsehen, daß er nicht mehr der Jüngste ist und daß seiner Einschaltung in den Arbeitsprozeß große Schwierigkeiten entgegenstehen. Herr Müller von der NSV. macht ihm. klar, daß die Wiedereinführung des Erwerbslosen in den Arbeitsprozeß von Tauer sein soll, damit das von der NSV. beseitigte Elend nach kur­zer Zeit nicht wieder von neuem beginnt. Die NSV. will dafür sorgen, daß Herr Bäuerle zur Ergreifung eines anderen Be­rufes umgeschult wird.

lind was wird ans meiner Frau nnd den Kindern?" ist""-'-'' ' ' l-''"wand.

Sehen Sic", antwortet ihm freundlich der NSV.-Waller,nun kommen wir aui len Ausgangspunkt zurück! Ihre Frau verschicken wir in ein Müttererholungsheim der NSV., damit sie sich gründlich erholen kann, körper­lich und seelisch ein neuer Mensch wird."

Ohne di? Kinder?" wirst die Frau zag­haft ein.

Jawohl, ohne die Kinder; Sie sollen ohne Alltagssorgen, ohne arbeiten müssen, mit freundlichen Vvlksgeuossinneu zusammen, glückliche Wochen verleben. Sie werden in einer schönen Gegend herrliche Ausflüge machen und als erholter, froher Mensch wie­der heimkehren." Fra» Bäuerle vermag das alles nicht zu fassen; sie stottert unverständ­liche Worte.Ich sehe", sagt Herr Müller, Sie schauen besorgt auf Ihre Kinder. Seien Sie ohne Sorge! Tie Kinder kommen in einen N S V. - K i n d e r g a r t e n. Mo»' gen früh um neun Uhr hole ich Sie ab, und daun gehen wir zusammen i» den Kinder­garten, damit Sie sich selbst überzeugen kön­nen. wie schön es Ihre Kinder dort haben werden!"Können wir nicht erst übermorgen dorthin gehen?", wendet Frau Bäuerle ein, ich muß den Kindern noch ein Paar Kleider waschen und flicken."Wird alles von der > NSV. besorgt; übermorgen sitzen Sie bereits im Zug nach Schlesien!"Aber so schnell geht das doch gar nicht!" meint Vater Bäuerle mit einem Rest von Widerspruchs- geist.

Sie werden sich davon überzeugen", ant­worte! ibm Herr Müller,daß es aebt. Wo

Ak llklsÄM Mk.

Roman von Helmut Lorenz.

LZ. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

So saßen die beiden und mcrnen gar nicht, wie oer Dampfer anlegte. Erst als der Käpt'n durch vernehm­liches Räuspern das Ende der Fahrt andeutete, fuhren sie auf und gingen verträumt den lauschigen Weg empor durch den Forst . .

Auf halber Höhe bog Günter in einen Seitenpfad ein. Dichtes Waldesgrün schlug um sie die Bogen. Hierher drang kein Kriegsgeschrei, kein Sausen der ge­schäftigen Welt. Geheimnisvoll rauschten die Wipfel ferner, dann näher, und wieder ferner, . . die beiden waren allein . . .

Da zog Günter die Geliebte an sich, .. . kein Wort wurde laut,. . . heiß brannten die Lippen aufeinander.

Dann schritten sie der Oppendorfer Mühle zu. Ein­ladend schimmerten ihre roten Dächer aus dem wal­digen Talgrunde. An einem sauberen Tische in der Eeitzblattlaube nahmen sie Platz.

Schweigend lauschte Erika dem Summen der Bie­nen, schaute mit leuchtenden Augen vor sich hin. Nun hatte es sich so schnell entschieden! Hinweggefegt waren alle Bedenken und Ueberlegungen.

Sie waren die einzigen Gäste. Fröhlich und er­frischt von der schönen Morgenwanderung, tranken sie die kühle Milch, und immer wieder fanden sich ihre Hände in stillem Druck zusammen, tauchten ihre Augen lief ineinander . . .

Da knirschte der Kies, und das grüne Gitter zum Carten kckilua ru. Ein bochaewachsener. schlanker Herr

im blauen Zivilanzug trat ein. Er sah sich im Garten nach mnem Platze um. fand die Laube nicht mehr frei u"d setzte sich, den Rücken den beiden zugekehrt, an einen Tisch nieder ...

Erika legte unwillkürlich die bebende Hand auf s Günters Arm:

Raveneck!" flüsterte sie betroffen,ob er uns er- kannt bat?"

Günter strich beruhigend über ihren Arm. .

Keinesfalls."

Die schon letzten Maientage für die Liebenden ver­rannen nur zu schnell . . . Die beiden genossen das Glück ihres Beisammenseins wie Kinder und machten Pläne für eine schönere, leuchtende Zukunft, für dau­ernden Lebensbund.

Cs schlug die Scheidestunde, . . . noch lange sah Erika vom Garten aus dem Torpedoboote nach.

Mit dem Glase erkannte sie Günters frisches, männliches Gesicht. Vom Maste wehte ein Signal, es galt ihr ..Auf Wiedersehen!"

Eie winkte, bis das Boot aus Sicht kam, düster und schwarz glitt es dahin ... Der Mai ging zu Ende.

Erika wurde von jäher Angst gepackt, daß sie doch noch verlieren könnte, was sie gewonnen. Aber ihr Mann werde sie begreifen, dürfe ihrem Glück nicht im Wege stehen, müsse sie erhören. Sie mochte nicht warten, bis Günter alles in die Wege leite und schrieb ent­schlossen mit fester Hand an ihren Gatten: Gib mich frei; ich liebe einen anderen!-

10.

Dem aufreibenden, unbefriedigenden Dienste auf demTrotzherzog" war Fritz Kämpf nun endlich ent­ronnen. Als er dem Zug entstieg, war er glücklich:

sein Traum erfüllte sich, sein Träum von Ruhm und heldenhaften Taten.

Eckernförds! Unterseeboots-Schule! Morgen sollte er als U-Schüler die erste Sprosse der Unsterb­lichkeit ersteigen.

Stillvergnügt schritt er durch die winkeligen Stra­ßen des sauberen Städtchens und sog den brenzlichen Dunst der vielen Fischräuchereien ein, der als eine blaue Wolke über den Giebeldächern der niedrigen Backsteinhäuser lag.,

Am nächsten Morgen meldete Fritz sich zum Dienst auf S. M. S.Vulkan", dem Hebeschiff, dem Mutter­schiff der U-Boote seit Jahren.

Daneben dehnte sich mit ihren Vegleitfahrzeugen die lange Linie der Schulboote, meist Veteranen des Unterseedienstes.

Unendlich viel neues stürmte auf die Schüler ein. Schon bei Sonnenaufgang herrschte im U-Boot-Hafen reges Leben, die Motoren wurden angeworfen, knallend und knatternd spien sie hellblaue Petrolenmdämpfe in die klare Luft; schrill heulten die Sirenen durch die Morgenstille. Dann ging es hinaus auf die Tauck- plätze.

Eines Abends kam ein Telegramm für Fritz Kämpf:

ankomme morgen abend sieben uhr mit Wern, be­sorge uns zimmer. tausend grüße.

Hilde.

Und sie kamen: die Schwiegereltern und Hilde.

In der traulichen Gaststube des gutbllrgerlichen > Hotels am Strande saßen sie bald gemütlich beisammen, und Vater ließ sich die frischen Schollen gut schmecken-- tFortsetzuna iolgt-1