Leite 8 Nr. 133

Nagolder Taqblatt «Der GesevjKalter

Donnerstag, den 11. Juni Igzq

Ifeim unck stsmilis

Die deutle Frau

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Seit zwei Jahren gehen Studentinnen in ihren Semesterferien im Frühjahr oder Sommer hinaus aufs Land, um der Bäuerin unentgeltlich zu helfen und um einmal das Leben der Frau aus dem Lande richtig kennen zu lernen; denn man kann eine Arbeit nur dann richtig versieben und erkennen, wenn man selbst darin gestanden und mitgeschafft hat. Eine dieser Studentinnen berichtet hier über ihre Erfahrungen und Erlebnisse.

Mit den verschiedensten Erwartungen kom- ^men wir zuunseren Bäuerinnen", und mit den verschiedensten Erwartungen nimmt die Bäuerinihre Studentin" aus. Denn wir kommen aus der Stadt, und ob wir wohl eine , richtige Hilfe sein können? Es dauert aber nicht lange und das Zutrauen ist da, wenn die Bäuerin nämlich merkt, daß dieseStadtmädel" zupacken können und alle Arbeit mit voller Kraft leisten wollen.

Am Anfang mußte manche Arbeit erst neu gelernt werden, dann aber war man einge­spannt in den Tageslauf. Geholfen wurde beim Melken, Füttern, Reinemachen, Kochen, But­tern und Backen; Arbeiten, die man sei­ner Bäuerin bald abnehmen konnte. Das Mel­ken hat natürlich zuerst viel Mühe und Geduld gekostet. Manchesmal wollte man verzagen, wenn der Eimer durchaus nicht voll werden wollte und die Hilde in derselben Zeit minde­stens 3 Kühe ausgemolken hatte. Wie groß war dann aber die Freude und der Stolz der ganzen , Familie, wenn es dann auf einmal so ging, Wie es sollte. Zu allen diesen Arbeiten kamen dann noch die Arbeiten, die draußen ent­sprechend der Jahreszeit gerade nötig waren. Manche mußte da mehr auf dem Felde helfen, die andere wieder mehr im Hause.

Als die ersten Tage verstrichen waren, jeder sich an das Neue gewöhnt hatte, kamen dann Zeiten, in denen sich die Bäuerin nun mal hinsetzen konnte, um alle Näh- und Stopfarbei­ten, die sich angehäuft hatten, weil andere Ar­beit mehr drängte, votzunehmen.

Wichtig ist auch die Betreuung der Kinder. Beim Zentrisugedrehen, beim Kar­toffelschälen und manchen anderen Arbeiten, läßt es sich noch gut mit den Kindern singen oder kleine Scherzspiele machen. Wie froh sind die Kleinen, mal jemanden zum Spielen zu haben und wie dankbar ist die Mutter von Kindern, die noch nicht zur Schule gehen, wäh­rend der Arbeit einmal Ruhe zu höben. Wenn mittags die Schulkinder, der Vater und die Knechte nach Hause kommen, wird schnell das Essen gerichtet und die Bäuerin kann sich auch mal erwartungsvoll an den Tisch setzen, denn heute hatihre Studentin" gekocht. Wenn beim Abwasch dreistimmige Kanons gesungen werden, dann helfen alle Kinder beim Trock­nen des Geschirrs mit, und Mutter kann sich ruhig für ein Weilchen zurückziehen. Dann werden schnell die Schularbeiten der größeren .Kinder durchgesprochen. Die Jungens halten sich am Anfang zurück, dennwer wird sich von einem Mädel helfen lassen"? Als die Schwester aber in der Schule vom Lehrer ein Lob be­kommt, weil auf der Tafel alles fehlerfrei ge­schrieben war, da kamen sie am anderen Tag auch an:Kannst du nicht mal unsere Rechen­aufgaben Nachsehen, hörst du mir mein Gedicht ab?"

Am Nachmittag wird dann das Stovfzeug hervorgeholt. Es kann gar nicht alles so schnell bewältig: werden, wie es zerrissen wird. Beim Hosenflicken, Strümpfestopfen läßt es sich wunderschön singen, und man kann auch herr­lich dazu Geschichten erzählen. Sind dann abends die Kleinsten ins Bett gebracht, dann ist das Studium und die Stadt vergessen, unsere Sorgen sind: Was können wir morgen zum Mittag kochen und: ob die Kuh heute nacht noch kalben wird?

So sind die Tage restlos ausgefüllt. Keine von uns fühlt sich überflüssig: denn überall in einem Bauernhaus gibt es Gelegenheit, sich nützlich zu machen. Unsere größte Belohnung war immer das Aufatmen der Bäuerin, wenn wieder ein Berg ungestopfter Wäsche ver­schwand, der sonst noch lange gelegen hätte. Als uns am Ende unserer Arbeitszeit gesagt wird, wir müßten recht bald wiederkommen, und wir auch weiter aus Briefen Freude und Sorgenunserer Bäuerin" erfahren, wissen wir, daß unsere Arbeit fruchtbar war.

Erika Madert.

Die Attische"

Wenn wir überlegen, daß das Kleinste der Familie seine ersten Mcnate fast ganz und gar in semem Wägelchen verbringt, daß es in vem Kinderwagen schläft, ißt, trinkt und spielt, dann wissen wir auch, daß wir dem Kindchen Sen Aufenthalt im Wagen so angenehm wie möglich zu machen haben, und dies gilt schon für die Vorbereitungen vor der Ankunft des neuen Weltbürgers, dann aber auch für die Pflege des Wagens während der ersten Monate nach der Geburt des Kindes. Der Wagen muß gut gefedert sein, ohne darum schon bei der kleinsten Bewegung ins Schaukeln zu kommen; denn heule hat man für sie alte Sitte ves Wiegens nicht mehr viel übrig.

Das Material des Wagens muß aus m lichst porösem Stoff bestehen, und die Mögli keit des Luftwechsels darf nicht durch einen Gummi- oder Wachstuchbezug vermindert wer­den. Ebenso sind zuviele Unterlagen, Deckbet- ten und Kisten nur schädlich. Es ist gar nicht nötig, daß das Kind schon früh das Näschen in die Weit hineinsteckt. Lasten wir es nur in der Tiefe des Wagenkastens ruhen und blenden wir das allzu grelle Licht ab. Die Eindrücke, die das kleine Wesen in der ersten Zeit von der Welt empfängt, sind auch so zahlreich genu Allerdings darf oaS Verdeck nicht dauern hochgestellt sein, denn die frische Luft soll dem Kleinen nicht entzogen werden. Steht der Wagen vorübergehend in einem etwas abge­dunkelten Zimmer, dann klappt man das Ver­deck ganz und gar herunter. So wird der Schlaf des Kindes tieftr und anhaltender.

Um den Wagen öfter einmal gründlich reini­gen und durchlüften zu können, bringt man einen doppelten Wagenboden an, der ebenfalls nicht mit Gummi- oder Wachstuch

bezogen sein darf, aber doch leicht gereinigi iverden tönn. Unter, und Oberbett müssen weglich sein bindet man sie fest, dann fühlt sich der Säugling unbequem, er kann oft nicht die Lage erreichen, die ihm am angenehmsten ist, und dieser dauernde Zwang wirkt sich un­günstig auf die Gesundheit aus, ganz abgesehen davon, daß festgebundene Betten nicht so gut auslüften können wie lose lie^nde und durch den Säugling selbst dauernd in Bewegung ge- setzte Betten.

Als Inhalt des Kinderwagens genügt eine gute Roßhaarunterlage, ein Kisten, das ebenfalls mit Roßhaar gefüllt ist, und eine leichte Federdecke. Dann muß das Kind selbst allerdings noch gewickelt sein. Läßt man später die Verpackungen fort und zieht dem Kindchen außer der Windel nur noch ein Hemdchen an, dann stopft man die Oberdecke etwas stärker mit leichten, guten Federn aus. Aus diese Weise wird das Kind nicht von vornherein ver­zärtelt, und wir wissen ja, daß die charakter­liche Erziehung schon in den ersten Lebens­monaten beginnt. Schon das kleine Wesen reagiert auf die zu ängstliche Sorgfalt der Mutter mit Eigensinn, Launenhaftigkeit und Anfälligkeit.

Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Ge­wiß. es sind dies Fragen, die, selbst wenn sie zu denjenigen zählt, die das Leben von der leichten Seite zu nehmen Pflegen, der Frau und Mutter täglich und stündlich in den Ohren klingen. Ja, gegen Monatsende fühlt sie dieses Klingen zu einem Brausen an­schwellen. das oft droht, jeder der lieblichen Töne, deren es ungezählte gibt, wo etliche Kleine in Abständen von IV- bis 2 Jahren miteinander groß werden und ins Leben hineinwachsen wollen, zu abertönen.

Freilich, es sind gar mancherlei Sorgen, die auf den Schultern der Mutter lasten. Das Essen; es soll gut. nahrhaft, aus­reichend und zugleich nicht teuer sein. Zwei­mal täglich gehört also ausgeklügelt, womit die Schüsseln am besten zu füllen sind. Dann sind die noch schwerer wiegenden Klei­dungssorgen;

Peter braucht neue Schuhe, Liese kommt zur Schule, braucht Schul­ranzen, Fibel, Tafel und eine Schürze. Für Han- fis zerrissene Hose ist glücklicherweise noch Stoff von Mutters al­tem Rock, der Ersah schaffen muß; Schwester­chens Windeln sind all­mählich alle in Brüche gegangen, nachdem der Geschwisterchen drei? schon drin gestrampelt haben, auch sie müssen ersetzt werden und mit Schrecken gew ahrt Mutti daß Vaters Alltags­anzug blöde und faden­scheinig wird. Da wag! nun Mutti kaum an sich selbst zu denken.

Eitel ist ja Mutti schon längst nicht mehr.

Eleganz ... ist etwas, was ihr mit der Zeit sremd wurde, weil sie immer weniger die Mög­lichkeit hatte, sie für sich zu beanspruchen. Was anfangs für zweie aus­reichte. mußte später für dreie genügen, nach­her für viere und nun gar für fiebene. Mus­ters kleine Hilfe, die unermüdliche Mimi ein­gerechnet.

Und doch . . . vielleicht ist Mutti doch auch noch ein wenig eitel, denn sie möchte gerne hübsch aussehen, um Vati und ihren Kindern zu gefallen. Da ist nun guter Rat nicht teuer. Wohl bleibt ihr nur ein Weg. der ist jedoch abwechslungsreich und fröhlich: das Dirndlkleid. Eine Mutti mit kleinen Kindern dürfte gar nichts anderes mehr tragen wollen.

Nehmen wir einmal ein Modeheft zur Hand: ..Frühjahrsnummer mit Dirndlklei- dein" und wir staunen über die Reichhaltig­keit der Formen. Wir finden Kleider mit rundem oder eckigem Halsausschnitt, solche mit Schößchen, andere mit Latzverschluß. der sich für Schlanke besonders eignet. Hübsch und freundlich sind immer die Zickzackbänder­verzierungen: seiner, nur weniger praktisch der Samtbandausputz. Ein weißes oder far­biges Schürzchen erhöht den Trachtencharak­ter des Dirndlkleides. Dirndlträgerröcke, mit weißen Blüschen getragen, nehmen sich be­sonder? sommerlich und heiter aus.

Nachdem wir diese Modeschöpfungen be­trachtet, die einen gutgeheißen, die andern verworfen haben, je nach unserer Persön­lichen Eignung für die eine oder andere, neh­men wir einen freien Nachmittag, bummeln durch die Straßen der Stadt, alle in Frage kommenden Schaufenster auf Dirndl­stoffe musternd. Hier werden wir erst recht freudige Ueberraschungen erleben. Wir finden ganz billig karierte, durchgewobene Waschstoffe, die, verglichen mit ihrer Preis­würdigkeit, äußerst dauerhaft und hübsch sind. Dann sehen wir bunte, mit Blumen bedruckte hell- oder dunkelgrundige Kretonne­stoffe, bedruckte Leine, Beiderwand in Baum­wolle oder Wolle, kurz, die Auswahl ist so überwältigend groß, daß uns die Wahl schwer zu werden droht. Und wir fangen

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wieder an zu rechnen, vier Meter zu 75 Pfg. machen drei Mark; oder dreieinhalb Meter zu 1.20 Mark, das wären 1.20 Mark... na ja. soviel langt es gerade für Muttis Kleid, ohne das Monatsbndgel ins Wanken zu bringen. Also denn ... ein lustiges Stöff- lein eingekauft, das uns bei Regenwetter ein wenig den Sonnenschein zu ersetzen vermag und bei heiterem Himmel selbst mitmacht. Wie werden wir froh fein an unserem Dirndlkleid, besonders, weil es auch eine rein deutsche Modeschöpfung darstellt.

Und nächsten Monat kaum wagt man jo üppig zu denken reicht es vielleicht zur Wolle für ein T r a ch t e n j ä ck ch e n für kühlere Lage. Dafür lassen wir uns im Wollegeschäft am besten beraten. Noch schö- ner freilich wäre, wenn Vati ein fertiges aui den Geburtstagstisch legen wollte, denn der Flickkorb schreit dauernd um Erbarmen denn die Hosen, die Hemdlein und all der Kleinkram . . . aber eben deshalb: es lebe das Dirndlkleid' Vl-irikinne 6r>i<-i>er

Sieh, jetzt ziehen alle fort,

Has und Schwan und Fisch.

Puppe kommt an ihren Ort mitten auf den Tisch,

Und die Herrin von den Siebendingen wollen wir geschwind zum Sandmann bringen,

Sandmann, unser Kindlein schreit, Sandmann, komm herbei, sag ihm. daß jetzt Schlafenszeit für die Kinder sei.

sag ihm, daß sogar die braunen Schnecken sich in ihrem Schneckenhaus verstecken;

daß die Sonne unterging und schon schlafen tut, daß der blaue Schmetterling in der Blume ruht,

frag, ob's Kindlein denn allein von allen wachen will und kleine Fäuste ballen?

Und der gute Sandmann kommt

über Feld und Wald.

was dem Kindlein fehlt und frommt.

weiß der Sandmann bald:

daß ins Aug' ein Schlummerkörnlein sinke«

eins ins rechte, eins ins linke . . .

Und nun schläft sie weinend ein.

unsre kleine Magd,

und wird doch voll Lächelns fein

morgen, wenn eS tagt.

und die schönen, jetzt noch tränenfeuchten

Augen werden wie zwei Sonnen leuchten,

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Da sich Flecke kaum vermeiden lasten, muß man genau Bescheid misten, aus welche Weise man sie am besten wieder entfernt. Immer gilt die Regel, daß jeder Fleck sofort frisch entfernt werden muß. Keinesfalls darf man das fleckige Stück in die Wäsche geben, da es säst aussichtslos ist. lemals den Fleck zu be- festigen. ^

Bei Obstflecken, unter denen man im som- mer am meisten zu leiden hat. ist das Ver- fahren bewährt, die besteckte Stelle über einen Topf zu spannen und sie mit kochendem Wal­ser zu beträufeln. Der Fleck verschwindet wie durch Hexerei. Teerstecke sollen mit Petro­leum oder Terpentin abgerieben werden. Dann nimmt man Olivenöl oder Buiter uno entfernt die letzten Spuren, worauf das Kleidungsstück sorgfältig zu waschen ist. Blut- flecke gehen heraus, wenn man sie in kaltes Wasser legt.

Kakaoflecke sind unschwer zu entfernen, wenn man sie mit kochendem Master, in dein man Borax gelöst hat. auswäscht. Seife darf man zunächst nicht anwenden. Ebenso ver- fährt man bei Kaffee- und Teestecken. Kaffee- flecke kann man aber auch mit etwas Glpze-- rin einreiben und dann auswaschen.

Rote Tintenflecke soll man mit frischem Senf bestreichen und damit eine halbe Stunde liegen lasten, woraus man sie aus­wäscht, Kopierstiftflecke legt man in eine Bleichwasser. (Chlor-) Lösung, die natürlich nicht zu stark sein darf. Rotweinstecke wer­den frisch mit Salz bestreut. Darauf, wie Obstflecke, mit heißem Master beträufelt.. Sind die Rotweinstecken aber eingetrocknek, ehe man etwas gegen sie unternimmt, tu muß man schon Zitronensaft anwenden, um sie zu entfernen. Eisenrostflecke soll man in Wasser einweichen. in dem Reis gekocht wurde. Hierin toll man sie fünf Stunden liegen lasten und dann in klarem Master ausspülen.

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Geschirr, das Sprünge bekommen hat, oder das am Rande abgestoßen ist, soll man aus jeden Fall wegwersen, denn diese rauhen Ränder können der Sitz von schädlichen Krankheitskeimen werden. Es wird in ver­schiedenen Ländern bereits darauf hin­gewirkt, daß Gastwirte, in deren Betrieben den Gästen beschädigtes Geschirr vorgefetzt wird, bestraft werden. Es ist durch Gelehrte festgestellt worden, daß Epidemien wie Scharlich, Diphtherie und andere durch be­schädigtes Geschirr weiterverbreitet wurden. Wenn zum Beispiel die Randglasur einer Taste durch die Benutzung verschwunden ist. so ist die poröse Innenfläche sehr aufnahme­fähig für Krankheitskeime verschiedenster Art. In Australien ist bereits eine Verord­nung erlassen worden, daß niemand in fei­nem' Besitz eine Taste oder ein anderes Trinkgefäß haben darf, das am Rande schartig oder rauh ist. Zuwiderhandlungen werden mit einer ziemlich hohen Geldstrafe belegt. In jedem Haus sollten beschädig«? Trinkgesäße sofort ansgeschieden werden, um Schaden zu verhüten.

Ein gescheit Frau lätzi den Mann wohl wüten.

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