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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter

menyang mit diesem Prozeß, datz die Per- ! fönen des Hypnotiseurs und die des Sugge- ! stors durchaus nicht dieselben zu sein brauchen; weiterhin, daß eine Hypno- tisierung wider Willen möglich ist. bestimmt in Fällen, in denen die zu yypnoti- erende Person schon des öfteren hypnoti- ert wurde. Da der Mensch nur im Augen­blick der Durchsührung posthypnotischer Sug­gestionsaufträge unter hypnotischem Einfluß handelt, macht dieser, abgesehen von dem Tatmoment, einen ganz normalen Eindruck. Beispiele einer solchen Wirkung brachten die Zeugenaussagen im Verlaus der Berhand- lung des öfteren.

Ein Fehler verhinderte Selbstmord

Besonders anschaulich war die Beschreibung eines Selbstmordversuches, den Frau X. im Auftrag desDr. Bergen" durchführen sollte. Frau T. hatte mit ihrem Mann lebhaften Streit, da ihr vonDr. Bergen" suggeriert worden war, ihr Mann sei ihr untreu. Sie verließ kurze Zeit darauf das Haus mit Selbst­mordgedanken und machte von diesem Augen­blick an einenverstörten, geistesabwesenden" Eindruck. Durch einen hypnosetechnischen Feh­lerDr. Bergens", wodurch dem Auftrag der Zwangscharakter genommen wurde, war es möglich, daß sich Frau ik. von ihrem hypnotisch bedingten Vorhaben abbringen ließ und daraufhin in durchaus normalem Zustand mit den Beteiligten verkehrte.

Me Krankheit der Frau X.

Das Einmalige, das diesem Hypnosefall der Frau ik. in medizinisch-wissenschaftlicher Be­ziehung eigen ist, liegt in dem Problem: ob es möglich ist, durch Hypnose sieben Jahre lang einem Menschen eine Gedächtnis­störung oder gar Amnesie (Erinnerungs- lokiakeitt ru vermitteln und die Erich ei-

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Der Festzug der Handwerker

Den Höhepunkt des Reichshandwerkertages in Frankfurt am Main bildete der gewaltige Fest- zug, dem anschließend die Meisterfreisprechung in der Paulskirche folgte.

(Scherl-Bilderdienst. M.)

nungsbilder der Krankheiten zu erzeu­gen, die Frau X. im Laufe dieser Jahre gezeigt hatte. Die Zeugenaussagen waren durchaus geeignet, diese Frage zu bejahen. Einstim­mig erklärten tue Verwandten und Bekannten der Frau, daß die Krankheitserscheinungen, einschließlich der gezeigten Schmerzen, niemals in ihnen den Verdacht haben aufkommen lassen, daß Frau X. simuliere. Dem Mann kamen erst Zweifel an ihren Krankheiten, als er bei einem Blutbrechen seiner Frau eine Flasche mit Rinderblut unter dem Bett fand. Diese war später mit ein Grund zur Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Also nicht das Benehmen der Frau ließ den Ver­dacht aufkommen, sondern die gefundene Flasche. Außerdem ist anzunehmens daß Frau T. die Flasche'bei einer Simulation beseitigt hätte.

Mit Bestimmtheit ist anzunehmen, daß der Ausgang dieses Prozesses die medizinische Möglichkeit einer hypnotischen Beeinflussung auf eine solche Zeitspanne und in dieser Form bestätigen wird, zumal bei einer so außerordentlich suggestiblen Person, wie Frau X. es ist. Diese gerichtliche Bestätigung ist insofern auch rein medizinisch-wissen­schaftlich von Bedeutung. Für den Juri- st e n besteht die große Frage: Wie weit sind die aus der Tiefenhypnose gemachten Aus- sagen richtig?

Das Verbrechen in der Hypnose

Der Weg führte in den meisten der bis­her kriminell behandelten Fälle vom Ver­brechen zu der Feststellung, daß dieses durch Hypnosesuggerierung bedingt war, während man im Heidelberger Fall erst auf Grund der Erkenntis. daß hypnotische Einflüsse vor- liegen, durch Explorationsversuche, die nian mit Frau H. anstellte, auf die Verbrechen kam. die man an ihr und in hypnotischem und posthypnotischem Auftrag durch sie. als Mittelsperson, begangen hatte. Die Staats­anwaltschaft legte bei dem Prozeß in Heidel­berg den Schwerpunkt vor allem auf die während des Hypnosezustandes erfolgten Suggestionswirkungen, wie schon aus der Anklage hervorgeht; die posthypnotisch dnrch- geführten Aufträge spielen nur eine unter­geordnete Rolle und wurden noch nicht zum Gegenstand der Anklage gemacht.

Durch die Angaben, die Frau (k. während der Erplorationsversuche machte, bei denen regelmäßig ein Kriminalbeamter anwesend war und mitstenoaraphierte. was es über­haupt erst möglich, eine Beschreibung der Angeklagten zu bekommen und durch ihre genaue Schilderung der Begegnungen mit Dr. Bergen" und ..Alfred" (Bodmer) Zeu­gen zu ermitteln, die diese beobachtet hatten. Selbstverständlich war es hier mit einem ein­maligen Versuch nicht getan. Man wieder­holte sie, oft nach großen Zeitabständen, und versuchte sogar Frau X. durch alles mögliche irre zu führen. Sie war aber durch nichts von den einmal gemachten Angaben abzu­bringen. und wie die Verhandlung ergab, bestätigten die Zeugen ihre Aussagen vollauf.

Der weiße Badegürkel

Besonders auffällig war diese Ueberein- stimmung bei einem weißen Gürtel, den der Täter immer beim Baden getragen haben soll. Ter Angeklagte Walter stritt hartnäckig ab. je einen solchen besessen zu haben, aber der Staatsanwaltschaft war es gelungen, eine große Zahl von Badegästen zu ermitteln, die auf ihren Eid nehmen konn­ten. daß Walter einen weißen Gürtel getra­gen habe. Ebenso auffällig war der Nach­weis einer Narbe am Schienbein. Da sich die Aussagen der Frau F. noch des öfteren auf diese Art beweisen ließen und Professor Beringer /Freiburg) in mehr-

Donncrstng, den II. Juni 19A

tägiger Untersuchung keinerlei Anlage zu Lügenhaftigkeit. Hysterie. Geisteskrankheit oder Geistesschwäche seststellen konnte, so kann an ihrer Glaubwürdigkeit kaum ein Zweifel bestehen. Nach Ansicht des Sach- verständigen dürfen zudem Aussagen in Hypnose ebenso gewertet werden, als solche ftn Wachzustand.Keinesfalls steht aber hypnotischen Aussagen eine höhere Be­weiskraft zu."

Wir die Hauptbelastungszeugin Frau M daher vom Gericht als glaubwürdig betrach­tet und damit die Bekanntschaft Walters mit dermysteriösen Frau X.", wie sie der Angeklagte zu bezeichnen Pflegt, als bewiesen angesehen, so dürfte an seiner Verurtei­lung ebenso wenig zu zweifeln sein wie an der des Mitangeklagten Bodmer.

Mil RSB.-Kindern in der Lerne

Was unser« Kinder auf einer Ferien-

sahrt erleben

Wenn der Sonderzug mit der lustig krä­henden Kinderschar ansährt und das lebhafte Turcheinanderrnsen und -schreien zu janch- zendfrohem Abschicdsgebrüll anschwillt, wenn der Zug, oder zunächst einmal das Fenster, von demUnseres" winkt, den Eltern- und Geschwisteraugen entschwindet, dann möchte doch manches Mutterle noch ein Stück wenig­stens dabei sein, zusehen dürfen, wie es dem ihren und wie es all den anderen NSV.-Kin- dern weiterhin geht auf ihrer schönen Reiie. Und weil sie nicht mitkonnten, soll ihnen hier gezeigt werden, wie es den kleinen NSV.- Rcisenden unterwegs geht und wie sie vvn den Pflegeeltern empfangen werden.

So, wie jedes der für die Landverschickuua bestimmten Kinder am Reisetag seinen Zet­tel mit Namen, Woher und Wohin anhat, so trägt jeder Wagen des Sonderzugs seine Nummer, und darum geht es so rasch, wenn es an einer Zusteigestation hält. Der Trans­portführer mit der fidelen Feldmütze springt heraus mit seinen Helfern und ruft: Gruppen 1 und 2 in Wagen 5! Gruppen 3 und 4 in Wagen 6!" usw. Alle Hände grei­sen zu, rasch sind Kinder. Koffer und Schach­teln verstaut. Und weiter geht es in die gol­dene und blaue Ferne hinaus.

Und nun ist es natürlich an der Zeit, daß man sein Mitgcbrachtes in Angriff nimmt. Aber schon kommt wieder der Transportier und haucht, so sanft er kann, dieAufsichten" an (es sind mindestens zwei im Wagen):Ja darauf achten, daß die Kinder nicht alles durcheinandersuttern! Ihre Brote und Keks: Ja! Orangen. Schoko, Bonbons und Obit: Nein! Das gibt nur schlechte Mägen. In einer Stunde gibt es Tee und Brötchen.

Ter Polsterwagen ist nicht des Doktors wegen da oder wegen der übrigen Rciselei- tnng, sondern damit man eventuelle reise­kranke kleine Leute schön weich legen kann. Bald wird auch das eine oder andere her­eingeführt und hingebettet. Nicht wahr: ge­schlafen hat man schon kaum vor Vorfreude, hastig oder kaum gesrühstückt, das Eisen­bahnfähren hat's ohnehin auf sich und dann von den verbotenen Früchten genascht hat man auch und nun liegt's mit mat­tem Lächeln auf den Polstern und der gute Onkel Doktor kommt, immer wieder und fragt mit seiner sanftesten Stimme:Wie ist d'rs jetz, Liesele? Gell, scho a bißle besser, 's vergeht no glei vollends. Muesch no ganz brav liege bleibe! Ja freile, i bleib scho bei d'r!" Und richtig, bald kann sie wie­der aufsitzen und über kurz oder lang wieder in ihr Abteil entlassen werden.

Lnstia aebt es in allen Wagen zu. Ja, wir

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Leon Blum vor der Kammer

Die neue französische Volksfrontregierung hat in der Kammer ihre Regierungserklärung ab­gegeben, Hinter dem Ministerpräsidenten Leon Blum sieht man den neuen Kammervräsidenten Herriot. Die Sitzung nahm bekanntlich einen stürmischen Verlauf, besonders als ein rechts­gerichteter Abgeordneter erklärte, es sei zum ersten Male in der Geschichte Frankreichs der Fall, daß ein Jude das Amt des Ministerprä- denten bekleidet, (Pressephoto. M.j

sind einarg lauter" Zug! All die Leute an den Bahnhöfen und in den Häusern, an denen wir vorbeisahreu, die auf dem Feld au der Arbeit sind, sie halten inne und lachen und winken. Man sieht es ihnen an. sie gön- nen es den froh znrückwinkenden Kleinen, sie gönnen ihnen von Herzen die schöne lange Reise und die vier Wochen bei hilfsbereiten Bvlksgenossen. Sie gönnen es ihnen und rufen frohe Wünsche herüber. Gönnst du es ihnen auch, lieber Volksgenosse? Und siehst du es endlich ein. daß die NSV. außer der Erholung der Kin­der noch ein weiteres hohes Ziel an­strebt: Das Sichverstehenlernen der deutschen Stämme, das Znsammensinden des deut­schen Volkes.

Sv. wie unsere kleinen Schwarzwälder und Aelbler, unsere Ober- und Unterländer- linder sich freuen, daß sie die Norddeutsche Tiefebene ober das Fichtelgebirge oder son­stige deutsche Gaue kennen lernen dürfen und von der langen Reise durch die schönen deutschen Lande unvergeßliche Eindrücke in ihre aufnahmehungrigen kleinen Herzen be­kommen, so freuen sich die in fernen Gauen, wenn sie ins vielgerühmte schöne Schwaben­land fahren dürfen! Hilf du ihnen dazu und säume nicht länger!! Noch immer fehlen viele Freiplätze!

Nun kommt Ausladestatim» ans Auslade­station. und immer ist es das gleiche Bild. Hastiger Abschied von den Reisegefährten. Dann werden Mädel und Bubenheraus­gereicht". die Begleiter schleifen das Gepäck; die Scheine werden den Pflegeeltern über­geben. Herzlichste Begrüßung, alle strahlen einander an, als kennten sie sich schon lange. Dann ziehen die Pflegeeltern stolz und glück­lich ab. die kleinen Pflegenichten und -nefsen an der Hand.

Sie werden es schön haben, die Kleinen, denn es sind gute Leute, bei denen sie mm sind. Ihr Eltern, wie schön es eure Kleinen

M »klUM Mk.

Roma« von Helmut Lorenz.

S2. Fortsetzung. Nachdruck verboten.

T>u bist lange genug vernünftig gewesen, Erika. Komm morgen! Ich flehe dich an, komm früh neun Uhr an die Anlegestelle, zur Schwentine, wir fahren das idyllisch« Flüßchen hinauf . . Ich weiß, datz du kommst!"

Schnell schloß Erika die Gartenpforte zu.

Sie 'mg schleppenden Schrittes die Treppe zur Haustür empor, wollte mit der Hand zum Abschied win- ten- doch der Arm war ihr schwer, und heiß rann es ihr aus den Angen. Als die Tür hinter ihr ins Schloß' siel, Uainns.ihx.noch immer im Ohr:

FFZch lüditz, daß du kommst!"

Noch lange saß die einsame Frau am offenen Bister und schaute in die laue Frühlingsnacht, die im ^ m schon langsam verblaßte.

Günter Adenried stand schon lange am Landungs­steg des Dampfrrchens, das mitten im Grün des Schwen- tineufers aus dem Schornstein mächtige Rauchwolken stieß, als ob es große Fahrt über hohe See gelte. Als Seemann blickte er lächelnd aus das kleine Fahrzeug, dessen behäbigerKäpt'n" soeben die übermäßig große Schiffsglocke über Deck erschallen ließ und die Leine der Dampspfeife zog. daß es in den stillen Morgen schallte. Dabei paffte er aus seiner Pfeife Shagersatz, der allen Frühlingsduft jählings mordete. Trotz des Zivils sah er in dem Fahrgast, der soeben zwei Karten bei ihm gelöst halt-, den Offizier, spuckte in weitem Bogen über

Deck kns Master, vertilgte den großen Kognak, den ihm der Inhaber des angrenzenden Wirtschaftsgartens kre­denzte, und begann leutselig, indem er nach seiner gro­ßen Taschenuhr sah:

Tjä, es wird man Tid, Herr Kapitänleutnant. Nach meine Jnstruktschon müßte ich schon die Schwen- tine längs schippern."

Ich bin Ihnen sehr verbunden . Günter vergaß nicht, noch einen Kognak zu bestellen. Verschmitzt lächelte der alte Seebär, als er Blumen in Adsnrieds Hand sah:

Mit die Deerns is dat ook man stecht heute. Doar sitzt der rechte Trimm nicht mehr in; die sin bannig un­pünktlich . . . na, wir können ja noch fünf Minuten töwen."

Immer wieder sah Adenried die Straße hinunter. Endlich bog ein Straßenbahnwagen um die Ecke!

Da war Erika! Er erkannte ihr Helles duftiges Kleid . . nun schritt sie auf ihn zu, . . eine Welle von Freude schoß ihm zu Herzen, als sie durch den Früh­lingsmorgen daherkam und ihm tief errötend zunickte.

Sie sprachen nichts, konnten kaum Worte der Be­grüßung wechjeln.

Dek Käpt'n machte runde Augen, als er die feine Dame erblickte. Verlegen rückte er an der Mütze . . / Dunnerslag, dat is Klasse! Auf die konnte man schon warten. Wer das wohl war? . . . Denn man to! Ihn ging es ja nichts an.

Ein Aufheulen der Dampfpfeife, die Leine wurde losgeworfen, und das stolze Fahrzeug rauschte davon. >

Die beiden saßen allein auf dem Achterdeck, das vom zierlichen, bunten Sonnensegel überdacht war. Reiz­voll war die Fahrt zwischen den beiden nahen Ufern des Flüßchens, dessen mooriges Wasser die Schraube des kleinen Dampfers aufquirlte. Das reizende Tal tat sich

aus: zwischen sanften schilfigen Ufern ging es, vorbei an stattlichen Herrensitzen, an blühenden Gärten und sorglich gepflegten Parks. Sprießende Saaten wechseltest mit dem frischen Grün der Eichen. Immer waldiger und schattiger wurden die Ufer. Die Morgensonne stell hell durch das zitternde junge Laub, und liebliche Licht­reflexe spielten auf dem Wasser, dessen Ufer sich so eng­ten, daß die Aeste der Bäume den Dampfer streiften . p

Der alte Käpt'n hatte genug damit zu tun, den Dampfer in dem schwierigen Fahrwasser zu halten. Taktvoll vermied er es, sich umzusehen und seine beiden einzigen Fahrgäste zu stören. Nach Seemannsart sum mte er ein Lie d vor sich hin.

.ZDLzü" schmetterten die bunten Sängtzr von allen Zweigen, und die Lerchen jubilierten über den Knicks hoch in den Lüften .I .

Erika sog. die laue Maienluft in Krstigen, tiesech Atemzügen ein und schloß, geblendet vom Morgenson-, nenschein, die müden Augen . . . jetzt endlich wich dev grausige Druck, unter dem ihr Leben gestanden. Sie: fühlte wieder ihre Schönheit. Wenn sie über das Ge­länder in das Master blickte, wurde ein gar liebliches Bild zurückgewörfen. Hier endlich konnte sie mit Günters ungescheüt über andere Dinge plaudern als über Diensw Krieg öderPolitik, hier endlich leben und . . lieben/ Ia lieben wöllte sie und geliebt werden . .

^Sie freute sich des duftenden Straußes, den er ihr mitgebracht. Sie hörte seine werbenden Worte . . Dir so.Mn sie entscHdigen für vieles, was hinter ihr lag . /

Wie im Traum glitt vte liebliche Landschaft an ihren halbgeschlossenen Augen vorüber . . und als sie die Hand Günters in der ihren spürte, erwiderte sie den Druck. ^

(Fortsetzung folgt.)