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Nagotüer Tagülatt »Der Gesellschafter
Donnerstuq, den 11. Juni IW
13 Wochen gezahlt werden. 'In M alaga ist der Generalstreik ansgernfen worden. Ten "Anlaß hierzu bildet die Erschießung des kommunistischen Abgeordneten Rodriguez durch Anarcho - Syndikalisten aus offener Straße. Unmittelbar daraus verletzten Kommunisten durch sechs Schüsse den Führer der Anarcho-Syndikalisten schwer.
In Bl urcia herrscht große Erregung ob des Beschlusses der unter Leitung der Volksfront stehenden Stadtverwaltung, eine Parkstraße anzulegen, die die Nieder- reißung dreier K l ö st e r und eine r Kirche erfordert. In Rondo hat der Vviks- irontliche Bürgermeister die 8 ntf e r n n n g aller Heiligenbilder von den Häusern innerhalb von 2-1 Stunden verlangt.
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Ultimatum der Zionisten an Großbritannien
ex;. London, 10. Juni.
Man hat hier den Eindruck, daß sich dis Lage in Palästina weiter verschärft. Tie Man- üatsregierung läßt jetzt britische Matrosen, di- in der Bedienung der Lokomotiven erfahren sind, auf Plattformen und Trittbrettern die Eisenbahnznge begleiten. Der allgemeine Fernsprechverkehr von Palästina mit dem Ausland ist verboten worden. Den früheren Bürgermeister von Jerusalem, Ragheb Nasha- shibi, hat man verbannt. Die Omnibusse wurden zum Schutz gegen Steinwnrfe mit Drahtgittern versehen, die die Glasfcnster ersetzen.
Während sich die englische Presse bemüht, die Haltung der Mandatsregiernng in Palästina damit zu erklären, daß in einem Zustand der Gesetzlosigkeit keine Kompromisse geschlossen werden können, erfährt man aus einem Sonderbericht, daß die Zionisten eine Machtprobe mit dem britischen Kolo- nialamt gewagt haben. Danach hat der Leiter der zionistischen Bewegung, Dr. Chaim Weizmann, vor seiner Abreise nach London dem britischen Oberkommissar ein regelrechtes Ultimatum gestellt, indem er mit der Selbsthilfe der Wehrorganisation der jüdischen Jugend, der „Hagina", die angeblich 60 000 Mann stark ist, drohte. Die Judenjüngels Würden, so erklärte Weizmann, mitmoderner Mi litärtechnik losschlagen und -gründlichst für Ordnung sorgen. Erst auf diese Drohung hin hat sich der britische Oberkom- rnissar entschlossen, den jüdischen Forderungen nachzugeben und einen schärferen Kurs gegen Ke Araber einznschlagen.
In der Nacht zum Mittwoch wurde zum ersten Male von den Arabern ein geschlo s- sener Angriff auf jüdische Siedlungen in der Ebene von Esdrae- lon unternommen. Die jüdischen Anwesen wurden zwei Stunden lang beschossen, bis britische Verstärkungen anrückten. Auf das Denkmal Lord Allenbys, der Palästina 1918 eroberte, wurde ein Bombenanschlag vergibt, der aber wenig Schaden anrichtete.
»Sie brauch» sich ja nicht «er- Wa z» lass»!"
Ter vierte Franziskanerbruder wegen Sittlichkeitsvergehen vor Gericht
Koblenz, 10. Juni.
In Fortsetzung des Prozesses gegen die 276 Franziskanerbrüder fand am Mittwoch Sie Verhandlung gegen den 25jährigen Hans Broß, genannt Bruder Alexander, statt, der bereits als Zeuge im Prozeß gegen den Pater Steinhoff (Bruder Leovigill) aufgetreten war. Broß war angeklagt, in mindestens 16 Fällen mit Ordensbrüdern und einmal auch mit einem Kranken in den Jahren 1928 bis 1934 widernatürliche Unzucht getrieben zu haben. Diese Verhandlung ist insofern bemerkenswert, als sie ein eigentümliches Licht auf die kirchlichen Behörden wirft.
Der in Württemberg geborene Angeklagte wurde sehr streng erzogen. Mit 14 Jahren trat er in das Franziskanerkloster Waldbreitbach ein. Hier kam er mit Pater Stein hoff schon bald nach seinem Eintritt in Berührring und wurde, wie Broß erklärt, von diesem verführt. Damals beschwerte sich der Angeklagte bei dem Oberen, der ihm aber erwiderte: „S i e brauchen sich ja nicht verführen zulassen!" Darauf schrieb Bruder Alexan, der seinem Vater. Dieser kam nach Walddreit- bach und sprach sowohl mit dem Oberen, wie auch mit dem Novizenmeister. Beide beruhigten ihn aber und stelltendieDingeals harmlos dar. Als Bruder Alexander, der sich dann auch mit anderen Brüdern eingelassen hatte, aus Ekel das Kloster verlassen wollte» wurde er nach Oberbuchenau versetzt. Aber auch hier scheint es nicht besser gewesen zu sein, da Broß abermals seinem Vater schrieb.
Der Vater schrieb an den Bischof von Trier. Das bischöfliche Generalvikariat antwortete nach einiger Zeit, daß dafür nur die Ordensgesellschaft selbst zuständig sei. Er möge die Sache nach Waldbreitbach oder nach Rom melden. Auf weitere Briefe erhielt der Vater keine Antwort; schließlich forderte der Vater den Bischof von Trier in einem Schreiben auf, dafür Sorge zu tragen, daß in den Klöstern mit eisernem Besen ausgekehlt werde. Unglaublicherweise wurde in dieser Sache aber nichts unternommen. Broß wurde aus dem Kloster entlassen und kam 1935 in den Arbeits
dienst, wo er sich bis zu seiner Verhaftung am 18. November 1935 gut führte.
Bon den Zeugen berichtet der 28jährige Franziskanerbruder Helmut Reißing (Bruder Raimund), daß er seine Verfehlungen mit Bruder Alexander gebeichtet hat; der Beichtvater aber hat gesagt, wennmanesnicht lassenkönne, wäreeskeineSünde. Der Zeuge gibt auch zu, mit den Ordensbrüdern Nikodemus und Emanuel widernatürlich verkehrt zu haben; von Verführung sei keine Rede, da sowohl er selbst als auch der Angeklagte schon verdorben gewesen sind. Der als Zeuge vernommene Ordensbruder Jakob Böcken (Bruder Arkadius) gibt zu, mit dem Angeklagten, einem anderen Ordensbruder und sechs Pfleglingen in Waldbreitbach und Linz am Rhein verkehrt zu haben.
Der Hauptzeuge, der bereits verurteilte Pater Steinhoff (Leovigill) gibt zu, den Angeklagten bereits verführt zu haben, als dieser vierzehnjährig in das Kloster eintrat. Als Broß Bedenken hatte, bei dem Zeugen zu kommunizieren, hat Leovigill die Gewissensbedenken mit dem Bemerken behoben, er werde ihm eine nicht geweihte Hostie verabreichen. Im übrigen hat er dem Angeklagten auch ganze Serien von weiblichen Aktlichtbildern gezeigt. Aus der weiteren Verhandlung ergibt sich, daß der Angeklagte noch mit acht anderen Ordensbrüdern verkehrt hat, von denen zwei ins Ausland geflüchtet sind.
Der Angeklagte wurde wegen fortgesetzter widernatürlicher Unzucht zu einer Ge- fängnisstrafe von drei Jahren unter Anrechnung von sechs Monaten Untersuchungshaft verurteilt. In der Urteilsbegründung hob der Vorsitzende hervor, daß der Angeklagte, als er in das Kloster eintrat, ein unschuldiger junger Mann gewesen ist. der von all den Dingen, mit denen man sich im Prozeß beschäftigte, nichts gewußt hat. Nach seinem Austritt hat er sich tadel- los geführt und das Vertrauen seiner Vorgesetzten erworben. Andererseits aber mußten die schweren Verfehlungen berücksichtigt werden.
Dr. Goebbels als zeuge im Berliner Bammglüüsprvzeß
33. Tag des Baugrubenungliiüs-Prozesses Berlin, 10. Juni.
Im Berliner Baugrubenunglücks - Prozeß erzählte der Zeuge Franz Sobottka, daß als einer der ersten, Reichsminister Dr. Goebbels nach der Katastrophe an der Unfallstelle erschienen sei. Ter Minister sagte zu einer Gruppe von Arbeitern, bei der sich auch der Zeuge befand, daß er die Schwankungen der Straßenbahn an der Baustelle vom Fenster seiner Wohnung ans häufig beobachtet hätte. Er habe schon mehrmals daran gedacht, ob nicht die Straßenbahn besser verlegt werden müßte.
Der Zeuge erklärte dann, daß eines Tages eine Straßenbahn an der Baustelle so schnell vorbeigesahren sei, daß durch die entstandenen Erschütterungen aus einem Hansen von Steifen eine solche h e r a u s g e s p r u n- gen und quer über die Schinen gefallen sei. Dadurch sei eine Straßenbahn, die wegen ihrer Geschwindigkeit nicht mehr rechtzeitig abbremsen konnte, auf die Steife aufgefahren, und der Fangkorb der Bahn sei vollständig verbogen worden. Der Angeklagte, Neichsbahnbaurat Schmidt, bestätigte diese Bekundung des Zeugen. Der Angeklagte, Neichsbahnrat Weyher, hat selbst beob- achtet, daß Straßenbahnen im 20-Kilometer- Tempo über die Unglücksstelle gefahren seien. Er habe diese Geschwindigkeit für die günstigste gehalten, denn das Schritt-Tempo sei nicht zu empfehlen, wie der Laie vielleicht glaube.
Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hat das Gericht für Donnerstag, vormittags 11 Uhr. die Ladung von Reichsminister Dr. Goebbels, Ministerialrat Hanke, Standartenführer v. Wedel! und Major Rettelsky beschlossen. Die Ladung er- folgte auf Grund der Zeugenaussagen des Arbeiters Sobottka.
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kmpkLoße beim klikrer
Der Führer und Reichskanzler empfing den bisherigen deutschen Gesandten in Bogota, von Heutig, zur Meldung als kommissarischer Generalkonsul in Antwerpen, und den deutschen Generalkonsul in Posen, N e i n e b e ck.
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Das Oberkommando des Heeres hat die Aendernng der bisherigen hellbraunen Waffenfarbe der Nachrichtentruppe in zitronengelb angeordnet.
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Neichskriegsminister Generalfeldmarschall von Blomberg wird nach einer Besichtigung der Truppen und Standorte im Bereich der Marinestation der Nordsee vom 10. bis 12. Juni am 13. d. am Stapellauf des zweiten Segelschulschiffes der Kriegsmarine in Hamburg teilnehmen.
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Auf Wunsch des Korpsführers des NSKK., Hühnlein, hat der Neichsinnenminister den Beamten der allgemeinen und der inneren Verwaltung, die Inhaber eigener Kraftfahrzeuge sind, den Beitritt zum Nationalsozia- listischen Kraftfahrkorps und zum DDAE. nahegelegt.
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Die beiden Kreuzer „Emden" und „Karlsruhe" sind von ihren mehrmonatigen Auslandsfahrten wieder in Schilligreede eingetroffen.
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Die erste Sitzung des Reichsausschnsses zum Schutze des deutschen Blutes wurde im Neichsittnenministerium von Staatssekretär Pfundtner eröffnet, der u. a. als höchstes Ziel der Gesetzgebung des Tritten Reiches die Selbstbehauptung des deutschen Volkes, die Erhaltung und Hochhaltung des deutschen Volkstums bezeichnete. In erster Linie bienen die auf dem Parteitag der Freiheit erlassenen Nassegesetze diesem Zweck. Der Reichsausschnß hat die hohe Verantwortung für die Anwendung dieser Gesetzesbestimmungen zu tragen. Bei den Entscheidungen ist die Mitwirkung erfahrener Sachverständiger zweckmäßig: in dieser Eigenschaft hat der Führer und Reichskanzler die Mitglieder des Reichsausschusses bestellt. Dann erörterte Staatssekretär Dr. Stuckart die Absichten des Gesetzgebers und die grundsätzlichen Richtlinien für die praktische Arbeit des Reichsausschusses.
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Der deutsche Gesandte in Bern hat eine Note überreicht, nach der die schweizerischen Vorschläge zur Abänderung des Verrechnungsabkommens nicht als Grundlage für weitere Verhandlungen angenommen werden können. Die Neichsregierung hat daher vorsorglich das Verrechnungs- und Warenzahlungsabkommen zum 30. Juni 1936 gekündigt, sich aber zu Verhandlungen bereit erklärt.
Württemberg
Triumphaler Sieg der Arbeitsschlacht in Württemberg
Stuttgart, 10. Juni.
Im Monat Mai ist in Südwestdeutschland eine weitere Senkung der A r b e i ts- losenzahl um 11814 Personen eingetreten. Dank der fortschreitenden Besserung der Beschüftigungslage im Grenzland Baden und infolge Arbeitermangels in Württemberg entfiel der größere Teil der Entlastung auf die badischen Arbeitsamtsbezirke, die mit 9100 Arbeitslosen an der Gesamtabnahme beteiligt waren. Allein im Bezirk Mannheim ist die Arbeitslosenzahl um 3347 und im Bezirk Heidelberg um 1517 Personen gesunken. Die Entlastung kam allen Berufsgruppen zugute; die Zahl der Arbeitslosen aus dem Baugewerbe hat um rund 3000 Facharbeiter und Hilfsarbeiter abgenommen, die Zahl der ungelernten Arbeitslosen ohne Bauhilfsarbeiter hat sich um 2600 Personen verringert und die Zahl der arbeitslosen Metallarbeiter um 1400 Personen.
Die Gesamtzahl der Arbeitslos e n, die bei den südwestdcutschen Arbeitsämtern vorgemerkt waren, betrug Ende Mai 58117 Personen (44 392 Männer und 13 725 Frauen). Auf Württemberg und H o- henzollern kamen 6838 Arbeitslose (4774 Männer und 2064 Frauen) und auf Baden 51279 Arbeitslose (39 618 Männer und 11 661 Frauen).
Die Entlastung der Unterstützungseinrich- tung belief sich in der Arbeitslosenversicherung auf 2961 und in der Krisenfürsorge aus 3183 Hauptunterstützungsempfänger; die Zahl der von der öffentlichen Fürsorge betreuten anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen hat sich um 1000 Personen vermindert. Der Stand an unterstützten Arbeitslosen- war Ende Mai folgender: in der versicherungsmäßigen Arbeitslosenunterstützung 6887 Personen (5853 Männer und 1034 Frauen>. in der Krisenfürsorge 26 324 Personen (21 897 Männer und 4427 Frauen); die Gesamtzahl der Hauptunterstützungsempfänger betrug 33 211 Personen (27 750 Männer und 5461 Frauen). Dave, kamen aus Württemberg und Hohenzollern 3102 Personen 12417 Männer und 685 Frauen) und auf Baden 30 109 Personen (25 333 Männer und 4776 Frauen). Die Zahl der anerkannten Wohlfahrtserwerbslosen belief sich nach dem vorläufigen Zählergebnis auf 6816 Personen und zwar auf 762 in Württemberg und 6054 in Baden.
* Die Arbeitslosigkeit hat damit in Württemberg einen Tiefstand erreicht, wie wir ihn schon seit langen Jahren nicht mehr ver- zeichnen konnten. Nur dem Umstand, daß sich in unserem Nachbarlande Baden die Arbeitslosigkeit verhältnismäßig höher beziffert, ist es zuzuschreiben, daß in unserem Gau die Entwicklung nicht noch glänzender ausgefallen ist. Wie auS dem obigen Bericht hervorgeht, Hai Württemberg einen großen Teil der badischen Arbeitslosen ausgenommen, denn für verschie- dene Berufe, besonders, was die Facharbeiter anbelangt, waren in Württemberg überhaupt keine Arbeitskräfte mehr aufzutreiben
Wenn diese außerordentlich günstige Ent- Wicklung dieses Jahres in den Sommermonaten in gleichem Umfang anhält, dann werden wir in diesem Sommer überhaupt von einem Ende der Arbeitslosigkeit in Württemberg sprechen können.
Schwäbisches Kunstgewerbe aus der Mailänder Triennale
Stuttgart, 10. Juni. Bekanntlich hat der Deutsche Werkbund im Auftrag des Reichs- Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda auf der VI. Triennale m Mailand auch eine deutsche Abteilung zusammengestellt, deren Aufbau Oberreg.-Rat Dr. Gretsch^ der Leiter des Württ. Landesgewerbemnseums.' als kommissarischer Beauftragter der Reichs regiernng unter Mitarbeit von Architekt H. Weber und Frl. M. S e e g e r aus Stutt- gart besorgte. Eine weitere Beziehung zu Württemberg erhielt die Mailänder Ausstellung dadurch, daß in der deutschen Abteilung eine Reihe von schwäbischen Qualitätserzeugnissen aus Kunstgewerbe und Knnstindustric ausgestellt sind, deren besondere Vorzüge u, a. in der absoluten Materialechtheit liegen.
In einer Pressebesprechung gab Oberregie, rungsrat Dr. Gretsch wertvolle Erläuterungen über die Art und den Sinn des Anfbans der deutschen Abteilung, der weniger nach ästhe- tischen Gesichtspunkten und nach der Trennung nach Werkstoffen erfolgte, sondern der Reihen- folge nach, die sich aus dem Ablauf des tag- lichen Lebens von selbst ergibt. Dr. Gretsch faßte seine Eindrücke über den Erfolg der dent> scheu Abteilung dahin zusammen, öaß es ihr gelungen sein dürfte, die deutschen Bestrebungen, die wirtschaftlichen, technischen und kill- turellen Voraussetzungen unserer Zeit m einheitlichen Leistungen zu verbinden, sichtbar zu machen.
MhjM als Rassenschänber
Stuttgart, 10. Juni. Die Jnstizpressestelle Stuttgart teilt mit: Durch Beschluß der ersten Strafkammer des Landgerichts Heilbronn vom 6. Hs. Mts. wurde gegen den 39 Jahre alten, ledigen jüdischen Viehhändler Julius Hirsch feld von Falheim, Kreis Heis- bronn, der sich zur Zeit in Untersuchungshaft befindet, das Hauptverfahren wegen eines Verbrechens der Rassenj chande im Sinne des K 5 Abs. 2 in Verbindung mit ß 2 des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. September 1935 eröffnet und Termin zur Hauptverhandlung vor der Großen Strafkammer des Landgericht» Heilbronn ans 15. Juli 1936, vormittags 9 Uhr, anberaumt.
Hirschfeld war seit Jahren bei einem Vetter, einem jüdischen Viehhändler, in Talheim beschäftigt, In dessen Diensten befand sich seit August 1933 die heute 21 Jahre alte M. A., die deutschen Blutes ist. Mit dieser hat Hirsch- feld seit Februar 1934 wiederholt intimen Verkehr gepflogen und auch nach Inkrafttreten des Blut'schutzgesetzes zugestandenermaßen noch zweimal geschlechtlich verkehrt, obwohl er Kenntnis von dem Blutschutzgesetz hatte und die A., die geistig beschränkt ist, ihn sogar aus das Blutschutzgesetz aufmerksam gemacht hatte.
Kappel ON. Ravensburg, 10. Juni. (Verdorbene Früchtche n.) Am Dienstag- früh ivnrden durch den Landjäger von Hor- genzell in einem Gasthaus zwei übernachtende jüngere Burschen im Alter von 15 und 16 Jahren kontrolliert. Sie besaßen die Frechheit, dem Beamten falsche Namen und Personalien anzngeben. Bei der näheren Untersuchung mußten die zwei jungen Wanderer ihre richtigen Personalien angeben und sich zugleich zu dem Geständnis bequemen, daß sie Mitte Mai dieses Jahres aus einer Er z i e h u n g s a n st a l t e n t w i ch en sind. Die beiden Flüchtlinge sind seither bettelnd nmhergezogen. Sie waren die letzten Tage u. a. auch in Lindau, woselbst sie ein Herrenfahrrad und Legitimationspapiere stahlen. Die beiden Täter wurden wegcn Diebstahls fe st genommen und in das Amtsgericht Ravensburg eingeliefert.
Orlach OA. Hall, 10. Juni. (DerReichs- bauernführer gratuliert.) Eine freudige Ueberraschung wurde dem jungen Ehepaar Gamm in Elzhausen zuteil. Ms kürzlich der Reichsbauer nführer durch Orla h fuhr, begegnete er auf der Steige nach Braunsbach der „Brautchaise, jener mit Krän- zen geschmückten und von Blumengewinden umrahmten Kutsche, in der der Sohn des Hauses Gamm seine zukünftige Frau einholte. Der Reichsminister ließ anhalten, beglückwünschte das Paar und schickte ihm heute sein Bildmit der eigenhändigen Widmung: „Dem Hochzeitspaar zur Erinnerung an unsere Begegnung! Walther Darre".
Plüderhausen, OA. Welzheim, 10. Juni. (Werkkonzert des NS. -Reichssymphonie.Orchesters.) Das NS.- Reichssymphonie-Orchester spielte am Dienstagmittag im Maschinenraum der Firma Schüle-Hohenlohe AG., Eierteigwarenfabrik, vor der Belegschaft dieses Betriebs und den Gefolgschaften der übrigen Plüderhauser Firmen. Betriebsführer Dr. Palm begrüßte das Orchester des Führers und dankte ihm für die musikalische Feierstunde. Begeisterter Beifall dankte dem Orchester, und seinem Meisterdirigenten. Dem Werkkonzert wohnten auch die Krersleiter Kircher von Welzheim, Rauschnabel von Schorndorf und Baur von Gmünd an.
Oehringen, 10 Juni. (Der Stocks« berg bekommt einen AussichtS« türm.) Jeder Wanderfreund deS württem- belgischen Unterlandes kennt den 539 Meter hohen Stocksberg in den Löwensteiner Bergen. Auf der Höhe des Berges wird nun bald ein Aussichtsturm stehen. Das Reichsvermessunasamt nimmt zur Zeit aut