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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Montag, de» 8. Juni lSW

das Steuer Frankreichs länger in den Hän­den eines Mannes bleibe, der in den Wolken lebe.

Während dem Verlauf der Sitzung war »S mehrmals zu stürmischem Beifall von sei­ten der Linken gekommen. Als einmal Pro­testrufe von rechts laut wurden, kam von links die Antwort:Ruhe bei den Be­siegten!"

Abflauen des Streikes?

Im übrigen geht der Streik in Frankreich weiter. Die Streikbewegung hat sich am Sonnabend auch auf die Flußschifsahrt aus­gedehnt. Besonders in Nordfrankreich in der Gegend von Lille sind die Besatzungen zahlreicher Lastkähne in den Streik getreten. Dagegen sind in der Pariser Metall­industrie Anzeichen für ein allmähliches Abflauen des Streiks vorhanden. Zwischen der Leitung der Renault - Werke und den Arbeitnehmern sollen die Schlichtungsver­handlungen bereits soweit gediehen sein, daß nur noch ein strittiger Punkt zu bereinigen übrig bleibt. Tie Arbeitgeber haben sich be­reit erklärt, 72 Arbeitsstunden als bezahlten Urlaub anzuerkennen, die Arbeiter fordern dagegen 96 Stunden. Man hofft nichtsdesto­weniger, daß die Arbeit bereits am Montag wieder ausgenommen werden kann. Tie Streikbewegung hat in Versailles u. a. auch auf die Angestellte» der Beerdigungs­unternehmen übergegriffen. Auf Anweisung des Präsekten mußte am Sonnabend eine Am.ayl von Bestattungen durch die st ü d t is ch e P o l i z e i durchgesührt werden.

IM AlegrM" warnt Englands Arbeiter

London, 6. Juni.

Daily Telegraph" warnt in einem Leit­aufsatz nachdrücklich vor den zunehmenden kommunistischen Einflüssen im englischen Ar- beitertum. Das Blatt weist auf die Konfe­renz der englischen Mechaniker hin, deren Be­ratungen in dieser Woche gezeigt hätten, daß die wachsende Macht des Radikalismus im englischen Gewerkschaftsleben eine Gefahr für die Oeffentlichkeit darstelle. Bezeichnend hier­für sei der Beschluß der Mechanikergewerk- schaft, die Aufnahme der Kommunistischen Partei und ähnlicher politischer Körperschaf­ten in die offizielle Arbeiterpartei zu bean­tragen. Tie Zeit sei jetzt gekommen, da die Führer der englischen Arbeiterschaft zwischen einer vernünftigen und verfassungsmäßigen Politik und den Methoden der Gewalttätig­keit und der Zerstörung zu wählen hätten. Tas Leitmotiv der kommunistischen Revo­lutionäre laute: Bringe alles in Verwirrung, etwas wird schon dabei herauskommen. Die neuerlichen Kundgebungen des kommunisti­schen Einflusses und der wachsenden Beun­ruhigung, so erklärt das Blatt abschließend, müßten von der englischen Oeffentlichkeit auf­merksam beobachtet werden. Auf der in Bournemouth abgehaltenen Tagung des Na- tionalverbandes der Arbeiter aus der Schuh. Industrie wurde eine Entschließung bean­tragt, wonach sich der Verband für die Auf­nahme der Kommunistischen Partei in die Arbeiterpartei einsetzen wolle.

Sir Samuel Koare - jetzt MarmemWter

London, 6, Juni.

Der frühere Außenminister Sir Samuel H o a r e ist an Stelle von Lord Monsell zum ersten Lord der Admiralität ernannt wor­den. Hoare trat bekanntlich vor sechs Mo­naten als Außenminister zurück, da der von ihm gemeinsam mit dem französischen Mini- sterpräsidenten Laval ausgearbeitete Plan zur Regelung des abessinischen Streites in England aufs schärfsten Widerspruch stieß. Er steht jetzt im 55. Lebensjahr.

In den Berichten aus London, die von den römischen Abendblättern veröffentlicht wer­den, macht sich überall ein unverkennbarer op­timistischer Ton geltend, der mit der Rückkehr Hoares in das Kabinett in Zusammenhang zu bringen ist. Ter Londoner Vertreter der Tribuna" erklärt, diese Rückkehr sei ein symbolischer Akt. die Folge, daß sich Hoares Anschauung inzwischen auch bei seinen Kol­legen durchgesetzt habe. Ferner herrsche eine ausgesprochene Tendenz vor. den Boden für eine Verständigung mit Italien zu suchen. Hoare werde der Wunsch zugeschrieben, die englische Flotte aus dem Mittelmeer zurück­zuziehen. Bei den andern Mitgliedern des Kabinetts werde dieser Wunsch wohl nicht mehr aus allzu starken Widerstand stoßen, wenn, wie es die Presfeinsormationen ver­stehen ließen, die Möglichkeit eines Mittel- meerpaktes am Horizont austauche.

Die vermutlichen Forderungen Englands an Italien würden sein: Garantien flir das Mittelmeer, möglicherweise ein ähnliches Ab­kommen für das Note Meer. Nichtbe'eit'.umg der Insel Tonmerrah. Niclüaujstellung eines farbigen Heeres in Ostasrika.

Lockspitzel in -erSchwarzen Schar"

Kattowitz, 6. Juni.

Ter 3. Tag im Kattowitzer Hochverrats­prozeß brachte im Gegensatz zu den Vortagen einige aufsehenerregende Enthüllungen, die zeigen, daß in dem sögea untenGeheim­bund" Polizeiagenten und" Spitzel eine rege Tätigkeit entfalteten. Der Angeklagte Karl Pielorz aus Emanuelsegen hat im Sep­

tember 1935 in Erfahrung gebracht, daß eine Geheimorganisation unter dem Namen Schwarze Schar" bestand, die von einem be­kannten Polizeiagenten namens Adamus aus Königshütte geleitet wurde. Erst geraume Zeit später hatte er erfahren, daß es sich bei derSchwarzen Schar" um die Geheim­organisation des Maniura gehandelt hat, den er damals noch nicht kannte. Er hat ein­mal an einer Sitzung des Geheimbundes teilgenommen, in deren Verlauf sich Maniura als deutscher Polizeibeamter namens Stein vorstellte und sich mit einer deutschen Ver­kehrskarte auswies. Dieser angebliche Stein habe erzählt, er komme aus Hindenburg und habe den Auftrag, in polnisch Oberschlesien einen Geheimbund zu gründen. Er. der An­geklagte, habe diesen angeblichen Stein sofort als Lügner erkannt. Schon im Januar 1936 habe Pielorz erfahren, daß Maniuraein ehemaliger Legionär und Auf- ständischer war, der den Geheimbund zu dem Zweck gegründet habe, das De u t s ch- tum in Mißkredit und in Gefahr z u b r i n g e n.

Tie weiteren Aussagen des Pielorz warfen ein bezeichnendes Licht aus daS Spitzelwesen innerhalb des Geheimbundes. Nach seinen Aussagen habe er, Pielorz, über 30 schrift­liche Berichte über die Geheimorganisation an den ihm bekannten Polizeispitzel namens Alois Ptok aus Gieschewald, der in diesem Prozeß als Belastungszeuge (!) auftritt. aus- aehändigt.

..LusWleii' gegen Bomber

cg. London, 6. Juni.

Bei der englischen Luftwaffe sollen, wie kinser Londoner Korrespondent erführt, gegen­wärtig Versuche mit einer neuartigen Fliegerabwehr im Gange sein. Tic iw,, einer Kanone abgcschossenen Granaicn sind mit feinen Stahlnetzen geladen, die sich beim Zerplatzen in der Lust ausbreilen und, von Fallschirmen getragen, langsam zur Erde sinken. Diese Granaten oder Raketen versperren also feindlichen Flugzeugen den Weg durch einen N c tz v o r h a n g. Bei der großen Geschwindigkeit werden die Flugzeuge die Flugrichlung nicht schnell genug ändern können, wenn sich plötzlich solch ein Stahl- netz vor ihnen ausbreitet: ihre Propeller, so wird wenigstens angenommen, werden sich in die Netze verfangen, zu Bruch gehen und den Motor abwürgen.

Es geht nicht Me Keimwehr!"

Energische Töne des österreichischen Heimatschutzes

Wien, 6. Juni.

Ter Laudessührer der Vorarlberger Heimat­wehr, Thomas Nlmer, veröffentlicht am Sonnabend im Organ des österreichischen HeimatschutzesT er H e i in a t s ch ü ß c r" einen teilweise recht scharf gehaltenen Artikel über die Frage der Entwaffnung der Heim­wehren. Tie Ereignisse der letzten Zeit, so schreibt er n. a., haben gewiß starke Be­lastungsproben für unsere Nerven gebracht. Man hat versucht, die Autorität unseres Führers herabznsetzen. Man glaubte, weil er nicht mehr Staatsmann sei, könne man ungestraft seiner Zunge freien Lauf lasten. Man hat vergessen, was Starhemberg für sein Vaterland für Opfer gebracht hat, daß er in Notzeiten persönlich die Aktionen ohne Rücksicht ans sein Leben geleitet hat. Man hat einen verwerflichen persönlichen Angrifss- seldzug unternommen und dies wieder in erster Linie von solchen, die sich auch vater­ländisch nennen. Man hat auch versucht, in den Heimatschutz dadurch Unruhe zu bringen, daß man bald da. bald dort den Kameraden zurauute, der Heimatschutz wird aufgelöst, seine Massen werden eingezogen, es wird von ihm nur noch heißen:Er war einmal."

Es sei an dieser Stelle klar und deutlich gesagt: der Heimatschutz ist und bleibt Waf­fenträger. Kein Gewehr und keine Patrone geht aus seinen: Besitz, bis nicht das Oesterreich des Heimatschutzes geworden ist. Die Macht des Heimatschutzes ist so groß, daß es heute kein Regieren in Oesterreich gegen den Heimatschutz gibt, denn ein solches Unternehmen würde zum Chaos im Vaterland führen. Die Zeiten im Vaterlande sind viel ernster, als hier manche wissen.

Reue Unruhen in WlWna

London, 7. Juni.

In den letzten 12 Stunden loderten an ver­schiedenen Stellen Palästinas die Unruhen wieder auf, obwohl die Behörden mit den schärfsten Maßnahmen Vorgehen. In Haifa ist die Lage besonders gespannt. Hier waren am Vormittag mehrere mohammedanische Frauen unter der Beschuldigung verhaftet wor­den, die Waren der Gemüsehändler vernichtet zu haben. Bei der Verhaftung wurde die Polizei mit Steinen beworfen. Die Lage wurde-schließlich so bedrohlich, daß Truppen mit aufgepflanztem Bajonett in den Straßen aufziehen mußten. In den frühen Morgenstunden des Samstag wurden sowohl die Polizei streit kräfte, als auch die Truppen von Schützen, die sich versteckt hiel­ten, mehrfach beschossen. Die Truppen erwiderten das Feuer.

WieReuter" aus Jerusalem meldet, dauerten die Schießereien auch um die Vor­mittagsstunden noch an. Die Polizei sei zur­zeit mit Säuberungsmaßnahmen beschäftig:.

Ans eine Polizeiaktion in Haifa wurde eine Bombe geworfen, lieber die Zahl der Toten und Verletzten liegen noch keine zuver­lässigen Angaben in London vor. In der Nähe von Jaffa wurden zwei Juden, die sich im Besitz von automatischen Pistolen befanden, von einer britischen und palästi­nischen Truppe niedergeschossen und schwer- verwundet. Eine dort vorgenommene Durch­suchung eines jüdischen Hauses brachte einen weiteren Revolver und zwei Granaten zu Tage. Im Zusammenhang mit dem Lieb­st ahlvon Ex Plosiv st offen aus einem Regierungsmagazin in der Nähe des briti­schen Polizeilagers- am Berge Scopus wirr- den vier Ärabex verhaftet. Nachdem die Ein­dringlinge einen Stollen unter das das Magazin umgebende Stacheldrahtverhau ge­graben hatten, erbrachen sie das Magazin und entwendeten sieben Kisten Schießbaum­wolle und sieben Säcke mit Pulver. Die so­fort vorgenommene Verfolgung mit Polizei- liunden führte schließlich zu der Verhaftung der vier Araber.

Württemberg

Stuttgart, 7. Juni, lV e r l o r e n e W a n- d e r b ü ch e r.) Die Deutsche Arbeitsfront. GaubetriebsgemeinschaftHandwerk", Abt. Gesellenwandern und -austausch, Stnttgart- N Rotestraße 2 a, gibt folgendes bekannt: Dem Wandergesellen Hch. Küselin aus Pom­mern ist sein Wanderbnch Nr. 2890 und dem Wandergesellen Paul Tnrz aus Planen sein Gutscheinheft Nr. 2852 verloren gegan­gen. Derjenige, der versucht, das Wander­buch, sowie das Gutscheinhest unrechtmäßig zu verwenden, ist festzuhalten und der Polizei zu übergeben.

Stuttgart, 6. Juni. (Bildnisse d e » t- scher Männer als Ehrenträger von Orden und Ehrenzeichen.) Unter dieser Ueberschrift ist ein neuartiger künstlerischer Wettbewerb für den l. Sep­tember d. I. ausgeschrieben worden, deren Veranstalter die Deutsche Gesell­schaft für G o l d s ch m i e d e k u n st Ber­lin, in Gemeinschaft mit der Bremer Kunst­schau, Bremen, ist, im Einvernehmen mit der Neichskammer der bildenden Künste. Zugelassen sind Gemälde, die im Jahre 1936 gemalt worden sind. Als Ehrenzeichen sind sowohl Orden, Parteiabzeichen, Amtskctten, als auch sportliche Abzeichen aller Art ge­

meint. Eine ganze Reihe von namhaften Geld- und Ehrenpreisen sind ausgesetzt wor. den. Es bietet sich hier für die Künstler eine interessante, dankenswerte Ausgabe, der sich cruch die württembergischen Künstler bereit., willig zur Verfügung stellen sollten. Die Werke haben als geschichtliche Dokumente besondere Bedeutung, Die Ausstellerpapiere sind durch die Reichskammer der bildenden Künste, Landesleitung Württemberg. Stuit- gart-O. Neckarstraße 7. zu haben.

MWer Rasseschänder verurteilt

Stuttgart, 7. Juni. Die Justizpresse­stelle Stuttgart teilt mit: Durch Urteil der Großen Strafkammer des Landgerichts R a - vensburg vom 5. Juni d. I. wurde der 29 Jahre alte ledige jüdische Rcisevertreter Alfred Kaufmann von Recklinghau­sen wegen eines fortgesetzten Ver­brechens der Nassen sch an de im Sinne des Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre vom 15. 9. 1935 zu der Zuchthausstrafe von einem Jahr verurteilt. Kaufmann hat in Kenntnis des Blutschutzgesetzes einige Zeit hindurch mit zwei deutschblütigen Mäd­chen intimen Verkehr gepflogen.

Mergentheim, 7. Juni. (Guter Besuch des Bades.) Bis 4. Juni waren 5 068 Personen, darunter 214 Aus­länder zum Kurgebrauch eingetroffen, bis zum gleichen Tage des Vorjahres waren es 4297 Kurgäste, darunter 171 Ausländer. Passanten wurden bis 4. Juni 6063 gezählt, im Vorjahre 4893. Ter tägliche Zugang an Kurgästen betrug in den letzten Tagen durchschnittlich 140. Zurzeit befinden sich über 2000 Personen hier zur Kur.

Ulm, i, Juni. (Ein zweites Opfer ' d e s E x P : o s i o n s n n g l ü ck s.) Der Explo- sionsunsall im Vorort Grimmelfingen, bei dem bekanntlich ein 14 Jahre alter Knabe sofort getötet worden war, hat nun ein zweites Todesopfer gefordert. Bei der Explosion des. mit Pulver gefüllten Wasserrohrstücks waren außerdem einige Kameraden des tödlich Ver- mnglückren erheblich verletzt worden. Einer von ihnen, der 16 Jahre alte Jakob Claus, hatte so schwere Bauchverletzungen davongetra­gen, daß er nun gestorben ist.

Nürtingen, 7. Juni. (An der Kreis - : säge tödlich verunglückt.) Em be- j bäuerlicher Nnglücksfall ereignete sich am ! Freitagmittag in der Werkstätte des Zim- mermcisters Wilhelm Eschen b ächer m

Glänzender Verlauf des würlt. Artilleriftentresfens

Am Vorabend des großen Treffens der wurt- tembergischen Artilleristen, das am Sonntag viele Tausende von ehemaligen Angehörigen dieser Waffengattung in Ludwigsburg ver­einigte, fand in der Liederhalle in Stuttgart, unter überaus großer Beteiligung eino Kamerad schaftsfeier der Offiziere der beteiligten Truppenteile, der Vorsitzenden der Kameradschaftsvereinigungen und der Artil- /eriekameradschaftsführer desKyffhäuserbun- -oes" statt. Der Einladung zu dieser Veranstal­tung sind auch viele Ehrengäste gefolgt, unter ihnen Ministerpräsident Prof. Mergen- thaler sowie die Offiziere der Wehrmacht und viele Generale und sonstige hohe Offiziere der alten württembergischen Armee. Der Vor­sitzende des Arbeitsausschusses des Artilleristen­tages, Oberstleutnant a. D. Freiherr von Waechter, verband mit seiner herzlichen Begrüßungsansprache einen Hinweis auf die stolzen Ueberlieferunaen der württ. Artillerie. Im Laufe des Abends ergriff auch Minister­präsident Prof. Mergenthaler das Wort zu einer Ansprache, worin er u. a. an die Kameradschaft erinnerte, die im Felde alle verbunden hat, Mannschaften und Offiziere, und dann darauf hinwies, wie unter der Füh­rung des Frontsoldaten Adolf Hitler die Be­freiung unseres deutschen Vaterlandes zur Tat geworden ist, wie die deutsche Wehrpflicht und damit die deutsche Ehre wiedsrhergestetlt wurde. Generalleutnant Freiherr Oskar von Mat­ter, der Führer des Waffenrings der ehe­maligen deutschen Feldarüllerie und Bundes- führer des Bundes der Waffenringe, ging in seiner Ansprache von der Entwicklung und der immer größer werdenden Bedeutung der Artil­lerie aus, die als Hauptwaffengattnng eine überragende Stellung erlangt habe. Der füh­rende alte Artillerist und Bundesführer feierte sodann den Kameradschaftsgeist, in dessen Zeichen der württ. Artilleristentag steht. Im Mittelpunkt der Veramtaltuirzen des Württ. Nrtilleristentags stand

die große Gefallenengedenkfeier

am Sonntag im mittleren Hof des Schlosses in Ludwigsbnrg, Die Teilnehmer sammelten ,.ch in den Vormittagsstunden auf verschiedenen Plätzen der Stadt und marschierten sodann, nach Truppenteilen zusammengefaßt, nach dem Schloß, Von allen Seiten ging dieser Anmarsch vor sich, lieber zehntausend alte Artilleristen standen zu Beginn der Feierstunde in militä­rischer Geschlossenheit auf dem weiten Hof des Schlosses. Weihevoll ertönte zu Beginn der Feier der vom Trompeterkorps des Art.-Reg. Nr, 25 gespielte Choral, und dann sprach vom Balkon des alten Mittelgebändes aus der Vor­sitzende des Arbeitsausschusses des Artilleristen­tags, Oberstleutnant Frhr. v. W a e ch t e r, zu den vielen Tausenden der Kameraden und Ehrengäste, Unter diesen war wiederum Mini- itervräüdcm Prof, Ni c r a e u : bale r, ferner

der Kommandierende General des V. Armee­korps, Generalleutnant Geyer, außerdem General Ritter von Molo sowie Rechtsrat Dr. Weidler als Vertreter des Stuttgarter Oberbürgermeisters Dr. Strölin; auch Ober­bürgermeister Dr. Frank- Ludwigsbur^- -^owie zahlreiche Generale und sonstige Vertre­ter der alten Wehrmacht, darunter die Generale Frhr. v. Soden, Ziethen, von La Chevallerie, von Bernhardt u. a. waren anwesend, ebenso General Schmidt-Loga n.-

Der Stadtvorstand von Ludwigsbnrg, Oberbürgermeister Tr. Frank, begrüßte die alten Artilleristen ebenfalls aufs herz­lichste, auf die geschichtliche Verbundenheit der Stadt mit der Artillerie hinweisend, Heeresoberpsarrer Schieber sprach in tief­empfundener Weise über die Gefallenen, über die Kameraden, die den Tod fürs Vaterland erlitten haben, und erwähnte dabei, daß allein in den Ludwigsburger Gefal- lenenbüchern insgesamt 1414 Namen würt- tcmbergischer Artilleristen verzeichnet stehen. Hierauf folgte die Ansprache des katholischen Geistlichen, Standortpfarrer S ch m i d, der, ausgehend von dem alten württembergischen Wahlspruch: Furchtlos und treu, die Hörer ermahnte, als deutsche Männer furchtlos im Leben zu stehen und dem Volk und Vater­land allezeit die Treue zu halten. Sodann erklang, gespielt von dem Trompeterkorps, das alte, zu Herzen gehende Soldatenlied vom guten Kameraden, bei dem sich alle. Häupter entblößten und die Tausende die' Toten mit erhobener Rechten grüßten.

Mit dem Ruf: Heil! Kameraden! grüßte so­dann Generalleutnant Freiherr v. Matter seine alten Artilleristen. Er erinnerte in sei­ner kernhaften Rede an die Geschichte des Artilleriewesens, wie da ans einer Zunft eine Waffe geworden ist, und wies sodann auf die symbolische Bedeutung des Artilleristen­tages hin, der die einstigen Angehörigen der alten mit den Vertretungen der neuen Wehr­macht vereinige. Generalleutnant Geyer dankte flir die warmherzige Begrüßung der Wehrmacht und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hurra auf die Wehrmacht.

Damit war die Feier, die tiefe Eindrücke hinterließ, beendet und eS schloß sich unter klingendem Spiel ein Vorbeimarsch der Ar­tilleristen (die Ehrenbatterien an der Spitze), vor den Mitgliedern des Ehrenausichusies. des A-a sitsausschnsses und den Ehren­gäste!: an.

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Aus Nagold und Umgebung sind mehrere Omnibusse mit etwa 200 Festgästen nach Lud­wigsburg gefahren: das Absteigequartier war dieStadt Ulm", wo Familie Gerstlauer bestens für uns sorgte.