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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'

Samstag, den 8. Juni igZk

wie die Lehrlinge, vor allem in strenger Hauszucht. Ein starkes Selbstbewußtsein war diesen Gesellen eigen. Sie hielten schon rein Äußerlich, in der Kleidung, auf sich, trugen sogar, wie die Meister, ihre Wehr an der Seite, ließen sich nimmer in ihrer Ehre krän- ken wie denn sogar einmal die Schuster­gesellen in Leipzig der Universität förmlich Fehde ansagten. Sie erstrebten und erreichten einen Zusammenschluß aller Kameraden durch die Gesellenverbände, in denen sie sich meist nach den Zünften der Meister richteten. Diese Gesellenverbände veranstalteten von Zeit zu Zeit große Feste und Umzüge, meist im Verein mit den Meistern, und nicht allein ,sie freuten sich ihrer Auszüge und Tänze, son. 'dern das ganze Volk jauchzte ihnen zu. der Rat der Stadt fand Gefallen an diesen öffent­lichen Veranstaltungen und begünstigte sie auf jede Weise, lieh ihnen die vtadtpfeiser. schenkte ihnen Wein. Diese Feste wurden ge­feiert auch in schlimmsten Zeiten zum Zeichen, daß echte Freude auch die tiefeste Bitternis besiegen könne. Wer in den Büchern der Historie blättert, stößt auf die lebenslustigen Schäffler in München, die unter traurigsten Verhältnissen an die Heilkraft des Optimis­mus glaubten.

Als im Jahre des Unheils 1515 die Pest die Bevölkerung zur Schutzhaft in den eigenen vier Wänden verurteilte und sich wegen der Seuchengesahr keiner aus die Straße wagte, waren es die Schäffler die Büttenmacher die durch Spiel und Tanz die ängstlichen Münchener wieder auf die Gassen lockten, um

durch fröhlichen Auszug nicht nur die Lebens­geister zu wecken, sondern auch Handel und Gewerbe neu zu beleben. Alt-Nürnberg er­lebte den denkwürdigen Aufzug der Metzger und Bäcker. Imponierten diese durch Brot und Brezeln von Niesenformat. so sorgten jene dafür, daß ihre Propaganda mit einer Bratwurst von 493 Ellen Länge in'der Chro­nik des Jahres 1614 ausgezeichnet wurde. Von den Schmieden weiß man, daß sie am Eligiusfest, von den Hufschmieden, daß sie am Johannistag festliche Umzüge hielten; und allbekannt ist noch heute der neubelebte Stra- lauer Fischzug. Das hochwohllöbliche Schreinerhandwerk suchte um noch eine unvergeßliche Tatsache wenigstens aus schwerer Zeit hervorzuheben im Februar 1659 durch einenzierlichen und schönen Auf­zug' das durch den großen Krieg niederge- brochene Geschäft zu beleben, und manches denkwürdige Ereignis verzeichnet die Chronik aus den strengen Wintern, in denen die Faß­binder am Rhein und Main auf den znge- frvrenen Strömen ihre Fässer banden . . .

allen Gemalten zum Trotz.-

Allen Gewalten zum Trotz!: dies Motto steht auch, wie eh und je. jetzt wieder über dem Reichshandwerkertag. Nach dem Nieder- gang in marxistisch - verseuchten Zeitläuften: glorreiche Auferstehung im neuen Deutsch, land. im Dritten Reich! Meister und Gesell: und Lehrling sind im Rahmen ihres Standes wieder auf den weithin sichtbaren Ehrenplatz gestellt, der ihnen gebührt im großen Gemein- schaftsleben der Nation!

Hie Nürnberg und hie Schalke!

Vor dem Grokkampf in Stuttgart Wer hat die besten Aussichten?

Von H e l

Wie haben sich doch die Zeiten geändert! Vor einigen Jahren mußten die Stuttgarter Kickers eine neuerstellte Tribüne abreißen, weil auf dem Stuttgarter Rathaus Herren saßen, die gerade von dieser Stelle aus die Schwäbische Alb bewundern wollten. Heute beschließt die nationalsozialistische Stadt­führung. die Adolf-Hitler-Kampfbahn so weit auszubauen, daß 75 000 Menschen dem Vorschlußrundenspiel um die deutsche Fuß­ballmeisterschaft beiwohnen können. Nur ein­mal bisher haben so viel Menschen in Deutschland ein Fußballspiel sehen können. Das war damals, als Schalke 04 erstmals nach der Begnadigung in der Kampfbahn Rote Erde in Dortmund antrat. Etwa 50 000 faßte das Stadion. Außen warteten weitere 50 000. und als das Spiel angepfisfen wurde, da stürmten die Menschen die Eingänge, zer­rissen die Absperrketten der Polizei, über­fluteten die Aschenbahn und standen Kopf an Kopf bis an die Torlinie herein. 70 000 schätzte man. die auf diese ungewöhnliche Art dem Treffen beiwohnen konnten., es können aber auch 80 000 gewesen sein.

Am Sonntag weiß man dies genau; denn die Adolf-Hitler-Kampfbahn wird restlos ausverkauft sein. Aber nicht allein daran erkennt man das. riesige Interesse, das diesem Treffen überall entgegengebracht wird, sondern vor allem auch an der Tat­sache. daß allüberall, im Gasthaus, beim Friseur, auf der Straße, immer wieder die Frage auftaucht:

Schalke oder Club?

Selbst Leute, die bei Gott noch nie in ihrem Leben etwas von Fußball wissen woll­ten und noch weniger davon verstehen, sind Plötzlich Feuer und Flamme, wissen plötzlich von Szepan und Kuzorra, von Oehm und Munkert zu berichten. Aber auch die alten Haudegen, die Unentwegten, die Sonntag für Sonntag zum Sportplatz pilgern, auch sie wägen die Chancen ab: Schalke oder Club?

Tie Parteien dürften sich ungefähr die Waage halten. Die einen halten aus alter Anhänglichkeit zu den Nürnbergern. in Er- inueruna an die arotzen Zeiten der Stubl-

ut Vraun

jauch, Kalb und Popp, die anderen schwören auf die Königsblauen aus dem Kohlenpott. Und beide können gewichtige Beweise ins Feld führen.

Da sind die Club-Anhänger

Sie sagen: Schalke wird sich an der Hin­termannschaft des Club die Zähne ansbcißeu. Tenn eine Hintermannschaft wie K ö b l, st! unkert und B i l l m a n n gibt es so schnell nicht wieder. Dazu hin hat der Club auch noch eine erstklassige Läuferreihe. Tipfi Oehm gibt einem Szepan nichts nach an technischer Eleganz, Nebele in ist ein Schaffer wie kein zweiter und der große Karolin . . .. ja, aus den sind die Nürn­berger besonders stolz. Ist er doch der be­rufene Vertreter der alten mitteleuropäischen Schule. Nicht als Stopper, als dritter Ver­teidiger. steht er hinten, sondern er geht mit seinein Sturm vor und beteiligt sich am Toreschießen. Und dann der rote Sturm. Einen Kuzorra haben die Leute aus der Noris zwar nicht, aber ist etwa ein Eibe r - ger kein Fußballgenie, ist Gußner kein erstklassiger Flügel und umgeht der alte SePPl Schmidt nicht noch jeden Jungen? Ueberhaupt, kann dieser Sturm etwa nichts?! Na also, nun laßt mal die Schalker kommen. Nürnberg wird an alte Tage anknüpsen und verlaßt euch darauf, der Club wird ins End­spiel kommen. Immer langsam, sagen da

die Gefolgsleute der Schalker Knappen

Auch die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor. Gewiß, unser Schluß­dreieck kann nicht an das der Nürnberger heran. Aber so schlecht ist es gar nicht. Das haben diese Leute doch gegen Chemnitz ge­zeigt. Und dann unsere Läufer! Szepan ist eben doch ein Stratege, der keinen Kon­kurrenten hat und Tibulsky ist zurzeit in Hochform. Valentin läßt sich ebenfalls nicht leicht ausstechen und zusammen bilden diese drei jedenfalls eine schlagkräftige Hals­reihe. Aber das beste ist erst noch unser Sturm. Schaut mal unsere beiden Flügel­stürmer an. Den blonden Urban Links­außen und Kallwitzki auf der anderen Seite. Tie laufen, flanken und schießen, daß

es nur so eine Art hat. In der Mitte aber stehen Kuzorra, Pörtgcn und Gel­le sch, die etwas mit diesen Flanken an- ufangen wissen, die aus allen Lagen schießen önnen und in letzter Zeit auch schießen wollen.

Und nun wäre es doch gelacht, wenn diese Elf. die durch zahllose schwere Kämpfe ge­gangen ist. die Nervenproben mitmachte wie kaum eine andere Mannschaft, wenn diese elf Mannen nicht auch am Sonntag siegreich sein sollten. Das sagt noch gar nichts, daß Nürn­berg im Vereinspokal über Schalke siegreich blieb, denn hier verkettete sich das Unglück geradezu. Eben aus diesem Grunde wird sich Schalke am Sonntag besonders anstren­gen. um sich revanchieren zu können.

Der grüne Rasen wird entscheiden

So sagen die Parteien, und man muß beiden recht geben. Und wenn nun einer nach unserer Meinung fragt, dann können wir darauf nur sagen: Fußball ist bis zu einem gewissen Grad ein Glücks­spiel. Es wird sehr viel von Tagessorin abhängen und vor allem vom Wetter. Ja. vom Wetter! Denn bei trockenem Boden hat Schalke unzweifelhaft mit seinem technisch ausgefeilten Spiel einen Vorteil; wenn aber rutschiges Gras in Kauf genommen werden muß, dann sollten die standfesteren Nürnber­ger im Vorteil sein.

Wer diese beiden Mannschaften im letzten Jahr mehrmals spielen sah, der wird weiter­

hin zu der Ueberzeugung kommen, daß der Ausgang dieses Spieles so vollkommen unbestimmt ist. daß ein Typ völlig un- möglich erscheint. Nürnberg zeigte in letzter Zeit große Spiele, aber wer war der Gegner? Schalke spielte wundervoll, aber gegen welche Mannschaften? Erst am Sonntag wird sich zeigen, wie weit das Können reicht, wenn auf beiden Seiten erstklassige FußballftMür stehen. Dann wird sich auch zeigen, ob Schalkes ^V-Shstem oder Nürnbergs Offensiv­spiel durchschlagskräftiger ist. Am Sonntag, wenn 75 000 das weite Rund der Stutt­garter Adolf-Hitler-Kampfbahn füllen, ivenn um 4 Uhr die beiden Mannschaften ins Feld springen Hie Schwarzweißrot Hie Blau­weiß, dann werden alle diese Fragen ge­löst werden, dann wird die Entscheidung fal­len unlieben Sckialke und Club.

Witzecke

Der kleine Franz geht morgens mir feinem Varer von Hause fort, er zur Schule und jener zuin Gericht, wo er Amtsgerichtsrat ist.

Vater", fragt Franz unterwegs. ..kann man auch für etwas bestraft werden, was man nicht gemacht hat?"

Nein, mein Sohn im allgemeinen nicht. Trotz­dem kann es auch einmal Vorkommen, daß man sich irrt und jemand für etwas bestraft, was er gar nicht getan hat."

Erleichtert atmet Franz auf.Dann bin ich zufrieden. Vater, ich habe nämlich meinen Schulaufsah nicht gemacht."

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Sonntag, 7. Juni

6.00 Hafenkonzert 8.00 Zeitangabe, Wetterbericht 8.0s Gymnastik 8.25Baner. SSr zu!"

8.45 Kleine Stücke für Orgel S.00 Evangelisch« Morgenieier S.SO Sendevanlr

10.00Für unser« Treue kommt kein Tob"

10.30 Tänze von Mozart bis Straub 10.55 Schaltpause

11.00 ErSssnnns der Ausstellung:

Die deutsch« Gemeinde"

11.40Fröhliche klänge"

12.00 Mittasskonzert 13.00 Kleines Kapitel der Zeit 13.16 MittagSkonzert 13.5010 Minnie« Erzengnngsschlacht" 14.00 Kinderftnnde 14.46Ans Labe« und Werkstatt"

15.00Unbekanntes ans Schwaden" 15.80 Wilhelm Peters«»

18.00 Meister ihres Faches

16.30 Ansscheidnngskämvk kür de« «olkssender ISS«

18.00 »Schwäbisch-alemannisch« Welt" 18.60Melodie und RhytSmnS"

1 Ü.10Turnen und Sport"

Borschlntzrnndeniviel »wische» I.FC. Nitrnbg. «. IC. Schalk« 04 >0.00 «Der Zigennerbaron"

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter­und Sportbericht

22.20 Ausschnitt a«S der Grohkund- gebnng des deutsche« Handwerks 22.40 Musikalisches Zwlschenvrogramm 23.00 Tanzmustk 24.00 bis 2.00 Nachtmusik

Monkag, 8. Juni

5.45 Choral

Zeitangabe, Wetterbericht, Bauerulunk 5.55 Gymnastik I

8.20 Wiederholung der 2. Abend­nachrichten S.SO Frü-konzert 7.00 bis 7.10: Frühnachrichten 8.00 Wasserftandsmeldiingen 8.05 Wetterbericht 8.10 Gymnastik H

8.30Froher Slang zur Arbeitspause'

9.30Ein Mädel kommt znr Presie"

9.45 Sendepause

10.00Müller Radlauf und die schöne Ameleya"

10.30 Sendepause

11.30Für dich, Bauer!"

12.00 Schlobkonzert

13.00 Zeitangabe, Wetterbericht. Nach­richten

13.15 Schlobkonzert

14.00Musikalisches Kunterbunt"

15.00 Sendepause

16.00 Musik am Nachmittag

Sn der Pause:Haben Sie etwas zu verzollen?"

17.45 Zwlschenvrogramm 18.00Fröhlicher Alltag!"

19.45Deutschland baut ans!"

20.00 Nachrichtendienst

20.10Der Hauptfilm bat noch nicht begonnen" ,

21.00 Tanzmusik

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter­und Sportbericht

22.20 Berühmte italienische Dirigenten

23.30 Kleine Abendmnstk 24.00 bis 2.00 Nachtmusik

Dienstag, 9. Juni

5.45 Choral

Zeitangabe, Wetterbericht, Banerufnnk 5.55 Gymnastik I

6.20 Wiederholung der 2. Abend, nachlichten

6.30 Friihkonzert

8.10 Gymnastik II

7.00 bis 7.10: Frühnachrichten 8.00 Wasserstandsmeldnngen 8.05 Wetterbericht

8.10 Gymnastik II

8.30 Morgenkonzert

9.30 Sendepause

10.00Die Weinprob« im Kloster Ebcr- bach"

10.30 Englisch kür die Unterst»?«

Il.vu Sendepause

11.80Für dich. Bauer!"

12.00 Werkskonzrrt

13.00 Mittagskonzert

14.00Allerlei von Zwei bis Drei"

15.00 Sendevanse

15.15Von Blume« und Tieren"

16.00 Mustk am Nachmittag

17.30 ..Musikalische Wanderung"

18.00Duliöh!"

18.25 Schaltpause

18.30 ..Olnmviavorbcreitnngcn in aller Welt"

19.00Frisch aus znm fröhlichen Sagen!" Bo» Jägern und der Sagd

19.45Morgen geht cs lort..."

20.00 Nachrichtendienst

20.10 Abendkonzcrt

21.00Im Lied um die Welt"'

22.00 Zeitangabe, 'Nachrichten, Wetter­und Sportbericht :

22.30Die Frist" f

23.45 Kleine Abendmnstk !

24.00 bis 2.00 Nachtkonzcrt

Mittwoch, 10. Juni

5.45 Choral

Zeitangabe. Wetterbericht, Bauernfnnk 5.55 Gymnastik I

6.20 Wiederholung der 2. Abend- nachrichten

0

6.30 Frnhkonzert

7.00 bis 7.10: Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsmeldungen 8.05 Wetterbericht

8.10 Gymnastik II

8.30 Musikalische Frühstückspause

9.30 Sendepause

10.00 Bon Basel bis zum Niederrhei»

10.30 Sendepause

11.30Für dich. Bauer!"

12.00 Mittagskonzert

13.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nach- richten

13.15 Mittagskonzert 14.00Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Sendepause

15.15Allerlei Plaudereien"

15.30Pimps im Gelände"

16.00 Mustk am Nachmittag

17.45Bodenvilege tut not!"

18.00 Bunter Nachmittag

19.45 Bunter Nachmittag

19.45Die ledige und die kinderlose Mutter"

20.00 Nachrichtendienst

20.15 Stunde der junge» Nation

20.45 Unterhaltungskonzert

22.00 Zeitangabe, Nachrichten. Weiter- und Sportbericht

22.30 Arien 23.00 Abendmnstk

24.00 bis 2.00 Nachtmusik