Nr. 66

Donnersrag, IS. Mörz 1836

11V. Jahrgang

Der GeseMcliakter

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KU n sprecher Nr. 4 2y

-rattottai-oziattftifche LaseSzettuns

Alleiniges Amtsblatt für in Stadt u. Kreis Nagold

Regelmäßige Beilagen: Pflug und Scholle > Der deutsche Arbeiter. Die deutsche Krau - Wehrwille und Wehrkraft > Bilder vom Tage > Hitler>ugend

Iungfiurm > Ser Sport vom Sonntag

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Sstvreußen

erwartet den Mm

.Königsberg, 18, März.

Der Führer kommt!" Wie ein Laus- seuer eilte diese Nachricht den ersten Notizen im Rundfunk und Presse durch ganz Ost­preußen voraus. Der Mhrer kommt und spricht in Königsberg! Und sofort begann ein Ansturm auf die Dienststellen der Partei, Jeder wollte eine Karte baden und Könias- ft erg hätte einen Saal für 100 000 Menschen haben müssen, um auch nur die ersten An­forderungen befriedigen zu können. Das Schlageter - Haus aber, die riesige Ausstel­lungshalle der Ostmesse, faßt im äußersten Falle 15 000 Menschen und die Karten hier­für waren in den ersten Stunden schon ver­griffen. So hieß es Nat schaffen, um alle, die den Mhrer sehen und hören wollen, nach bestem Vermögen zufrieden zu stellen. Die Organisationsleitung hat mit dem modern­sten Lautwrechernetz. das zur Verfügung steht, dafür gesorgt, daß jeder den Mhrer wenigstens hören kann.

Etwa 200 Ingenieure, Techniker und Funk­warte arbeiten daran, die Lautsprecher-An­lagen auf den Straßen und Plätzen einzu­bauen, die der Führer aus dem Wege zum Schlageterhans Passieren wird. Eine Staffel­reportage wird dafür sorgen, daß jeder auf den Plätzen an den großen Lautsprecher-An­lagen oder daheim am Rundfunk den Weg des Führers verfolgen und miterleben kann. Diese Lautsprecher werden schon lange vor dem Eintreffen des Führers Musik übertra­gen, werden dann während der Rede im Be­trieb sein, so daß all die Tausende aus Königsberg und die mit Sonderzügen aus der Provinz Gekommenen ihren Führer hören können. Denn die Ostpreußen wollen ihrem Führer beweisen, daß sie ihm Dank wissen für all das, was er für Ostpreußen getan hat. Gibt es doch keinen Beruf, kein Handwerk, kein Gewerbe, das nicht ganz er­füllt ist für das große Werk des Führers, der aus der östlichsten Grenzmark des Rei­ches, die bei der Machtübernahme am Rande des Abgrundes stand, wieder ein blühendes deutsches Land schuf.

Der ostpreußische Bauer dankt dem Führer die Scholle, die ihm oft nicht mehr gehörte und ihm ohne Adolf Hitlers Werk verloren wäre. Der Arbeiter, der um Verzweifeln war waren doch fast 140 000 aus Unterstützung und Wohlfahrt angewiesen kam wieder zu Brot, zeitweilig bis zum letzten Mann. Die gewaltigen Leistungen des Winterhilsswerks, das wir dem Führer verdanken, haben dar­über hinaus dafür geformt, daß auch in schwerer Winterszeit bei den Armen und Aermsten die Not nicht zu schwer empfunden wurde. Die Förderung des Wohnungsbaues und der Siedlung, die Verbesserung der Straßen und besonders die große Reichs­autobahnstraße brachten mit der Arbeit zu­gleich eine Besserung der sozialen Lebens­haltung der ostpreußischen Arbeiterschaft. Ge­waltige Flächen neuen Landes wurden in Ostpreußen gewonnen. Nicht zuletzt aber gilt der Dank des Soldatenlandes Ostpreußen der Wehrhaftmachung des deutschen Volkes, was für das vom Mutterlande räumlich ab­getrennte Ostpreußen von ganz besonderer Bedeutung ist.

So will jeder dem Führer bei seinem Be­such in Ostpreußen seinen Tank beweisen, und es ist rührend, zu sehen, mit welchem Eifer die Königsberger Bevölkerung in allen Vierteln daran geht, die Straßen zu schmük- ken, um den Führer zu grüßen. Schon am Vormittag bringen die Züge ans der Pro­vinz Tausende nach Königsberg. Auch die Sonderzüge. die zur Heranführung der For­mationen nach Königsberg gefahren werden, nehmen auf jedem verfügbaren Platz Volks­genossen aus der Provinz nach Königsberg mit. um ihnen zu billigem Fahrpreis die Möglichkeit zu verschaffen, in Königsberg mit dabei zu sein. Niemand wird fehlen. Ein jeder will dabei sein. Dem tragen auch die Königsberger Betriebe Rechnung, die um v Uhr Schluß machen, um den Arbeitskame­raden die Teilnahme an der Kundgebung zu ermöglichen.

Der düstrer ksl lein zestsklen! skle «lsnkien »km sm 29. I^lZrr!

Englische Antwort an Irutschtand

London, 17. März

Der englische Außenminister Eden übergab am Dienstag nachmittag dem deutschen Bot­schafter in London, v. Hösch, die folgende Mitteilung:Die Negierung Seiner Majestät tut ihr Aenßerstes und wird dies auch wei­terhin tun. um Mittel zu finden zu einer friedlichen und zufriedenstellenden Lösung der gegenwärtigen Schwierigkeiten. Es ist der Negierung Seiner Majestät klar, daß der Vorschlag des deutschen Reichskanzlers, wie auch alle von anderen interessierten Parteien gemachten Vorschläge zur geeigneten Zeit ge­prüft werden müssen. Die deutsche Regie­rung wird indessen würdigen, daß es für die Regierung Seiner Majestät nicht möglich ist, im gegenwärtigen Zeitpunkt irgendein wei­tergehendes Versprechen zu geben."

Nachksitzung der Locarno-Mächte

Die Vertreter der Locarnomächte traten wie angekündigt, am Dienstag um 22 Uhr englischer Zeit zu einer weiteren Beratung zusammen. Von englischer Seite nahmen an der Sitzung außer dem Außenminister Eden j wieder Ramsay Macdonald und der Schatz- ! kanzler Neville Chamberlain teil. Die Sit- ! zung wurde eine halbe Stunde nach Mittel- l nacht beendet. ^

Die Locarno-Mächte treten am heutigen ! Mittwoch mittag um 12.15 Uhr erneut in- !

sanunen, um ihre Besprechungen sortzusetze«. lieber das Ergebnis der Nachtsitzung berichtet Reuter, der allgemeine Eindruck gehe dahin, daß die Atmosphäre sich gebessert habe.

Von zuständiger britischer Seite wurde am Mittwoch früh erklärt, eine dauerhafte Lösung der europäischen Frage habe noch nicht ge­sunden werden können. Die Engländer feie« bestrebt, einen Weg zu einem Uebereinkom- men ausfindig zu machen, dem Deutschland und jede andere Macht beiftimmrn könnte. Die Verhandlungen des letzten Abends seien «ehr gut fortgeschritten. Die britische Regie­rung wünsche, daß der Völkerbundsrat in London bleibe, bis man sich über die Metho­den zur Behandlung der Lage geeinigt habe.

Zwischen den Locarno-Mächten, so wurde von britischer Seite weiter mitgeteilt, sei noch kein Uebercinkommcn über ihr Pro­gramm erzielt worden. Sobald Las der Fall sei, werde es dem Völkerbund und Deutsch­land unterbreitet werden. Der deutsche Vor­schlag zu 25jährigen Nichtangriffspakten werde von den Locarno-Mächten gleichfalls erwogen. Die Besprechungen, die sich noch immer im vorbereitenden Stadium befänden und noch viel Arbeit erforderten, beschränk­ten sich auf die Fragen Westeuropas.

Auch die Franzosen, so wurde schließlich von britischer Seite erklärt, seien bereit, eine friedliche Lösung zu finden, wie dies bei den Engländern der Fall sei. Tie eigentlichen Verhandlungen für die Vorbereitung des ganzen Veratungsprogramms würden erst am Donnerstag nach der Völkerbundsrats­sitzung beginnen.

v. Mentrup auf dem Wege «ach Loudou

Berlin, 18. ?

Der Vertreter der deutschen Reichsregie­rung bei den Beratungen des Völkerbunds­rates in London, Botschafter von Rib- bentrop, ist am Mittwoch um 14.05 Uhr nach London abgeslogen. In seiner Beglei­tung befinden sich Ministerialdirektor Dr. Dieckhoss, Vortragender Legationsrat Woermann, die Legatioksräte Win- gen und Dr. Schmidt, Legationssekretär Dr. Kordt, der Adjutant des Botschafters, Thorner, und der Pressereferent Dr. Völliger. Legationsrat von Schmieden wird sich der deutschen Abordnung zu einem späteren Zeitpunkte anschließen. Zur Ver­abschiedung hatten sich die Mitglieder der Dienststelle des Botschafters eingefunden.

Die deutsche Abordnung traf aus dem Flugplatz von Croydon gegen 18 Uhr MEZ, ein.

Englands Beistandsverpflichtungen

Nach einer Mitteilung Lord Cranbornes im Unterhaus in Beantwortung einer An­frage muß England unter gewissen Umstän­den und vorbehaltlich gewisser Voraus­setzungen bei folgenden internationalen Ab­machungen bewaffneten Beistand leisten: 1. Völkerbundssatzungcn, 2. Vertrag von Locarno 1925, 3.° Konvention von Masara von 1923. 4. Bündnisverträge mit Portugal aus dem Jahre 1878, 5. Vertrag vom 20. Ok­tober 1921 über die Nichtbefestigung und Neutralität der Alands-Inseln. 6. englisch­irakischer Vertrag von 1930, der 1932 in Kraft trat. Außerdem liegen noch verschie­dene Abmachungen ähnlicher Art mit ara­bischen Fürsten und der iranischen Negie­rung vor.

Sitzung des Bölkerbrmdsrakes

Der Völkerbundsrat trat am Mittwoch zu einer öffentlichen Sitzung zusammen, um die Aussprache über den französisch-belgischen Entschließungsantrag zum Locarno-Vertrag fortzusetzen. Als erster sprach Außenminister Eden. Vorher hatte der Rat in nichtöfsent- licher Sitzung davon Kenntnis genommen, daß die deutsche Abordnung erst von Don­nerstag an an den Arbeiten teilnehmen könne. Außerdem wurde beschlossen, eine Sitzung deS Dreizehner-Ausschusses, d. h. des Völkeroundsrates ohne Italien, zur Prüfung der italienischen und abessinischen Antwort auf den anfangs des Monats ergangenen Friedensappell am Donnerstagnachunttag »bruhalten.

? Außenminister Eden führte in seiner Rede ! m der öffentlichen Sitzung des Völkerbunds- ! rates folgendes aus: Ich habe bereits vor dem ! Rat erklärt, daß nach Auffassung der britischen Regierung ein offenkundiger und unbestreit­barer Bruch der Bestimmungen des Ver­sailler Vertrages über die entmilitarisierte Zone begangen worden ist. Nach Auffassung meiner Regierung ist dies jedoch bei weitem nicht die einzige Aufgabe, die der Rat im vor­liegenden Falle zu erfüllen hat. Die Bestim­mungen des Locarno-Vertrages fallen in den Rahmen des Völkerbundspaktes und Artikel 7 des Locarno-Vertrages lautet folgendermaßen: Der vorliegende Vertrag, der dazu bestimmt ist, die Aufrechterhaltung des Friedens zu sichern, und der mit dem Böllerbundspakt in Einklang steht, darf nicht ausgelegt werden als Einschränkung der Pflichten des Völkerbundes, alle zweckmäßigen und wirksamen Maßnahmen zur Wahrung des Weltfriedens zu ergreifen.

Unsere Pflicht ist es, nicht nur zu erklären, daß ein Bruch begangen worden ist, wir müssen uns stets unser letztes Ziel und unsere höchste Verantwortlichkeit vor Augen halten, die darin besteht, den Frieden zu be­wahren und ein gutes EinverstanvmS unter den Völkern Europas auf einer festen und dauernden Grundlage aufzubauen.

So ernst auch die Lage ist, so ist sie doch von der Gelegenheit begleitet, einen dauer­haften Frieden zu schaffen und dieses Ziel muß ein wichtiger Gesichtspunkt für die Schritte selbst sein, die zur Erreichung des Zieles unternommen werden. Darnach machte Eden die wichtige Feststellung, daß der Bruch des Vertrages durch Deutschland keine Aktion gewesen sei, die die sofortige Anwendung der im Locarnovertrag vor­gesehenen Maßnahmen notwendig mache.

Der italienische Botschafter in London, Grandi, gab hieraus eine Erklärung ab. in der er von dem Ernst der Lage sprach. Die Feststellung einer Vertragsverletzung durch Deutschland sei um so peinlicher ge­wesen, als es sich um eine Großmacht handle, deren Mitarbeit für den Frieden und die Wohlfahrt Europas unerläßlich sei. Italien sei sich seiner Verantwortlichkeit auf Grund des Locarnovertrages voll bewußt und bleibe seinen Verpflichtungen treu. Selbstverständ­lich könnten jedoch diejenigen Staaten, die i» Genf im Zusammenhang mit dem italie- nisch-abesiinischen Streitfall Maßnahmen ge­troffen hätten, deren Ungerechtigkeit das ganze italienische Volk tief empfinde, nicht er­warten. dak Italien Maknabmen anwendr.

^ Lotsckakter loncdim von kiddeolrop

! iGrapvische Werkstätten, M-

! die mit seiner gegenwärtigen Lage mwereiw» j bar seien.

! Anschließend sprach der polnische Außen» ! minister Beck. Die Worte, die der deutsch« ! Reichskanzler in letzter Zeit in seinen Reden ! Polen gewidmet habe, bewiesen den Willen i der Neichsregierung. die Verpflichtungen, die ! sie gegenüber Polen übernommen habe, auf- i recht zu erhalten und machten deutlich, in ! welchem Geiste das Reich sie anwendcn wolle, j Zu den Erörterungen über den sranzösisch- ' sowjetrussischen Pakt erklärte Beck:Ich stelle fest, daß dieser zwischen Frankreich und der > Sowjetunion abgeschlossene Pakt, an dem Polen ebensowenig wie am Noeinpakt betei- i ligt ist. in keiner Weise die Verpflichtungen i und das Recht hat ändern können, die sich ! iür Polen aus seinen früheren Abmachungen ergeben. Was die «vwjetunivn angeht, so sind die Verpflichtungen Polens im Laufe der letzten Jahre in dem Nichtangriffspakt und in dem Londoner Protokoll über die De- sinition des Angreifers festgelegt worden."

Als letzter Redner sprach der portugiesische Außenminister Vasconcellos, der es dem Rat anheimstellte, die notwendigen Wege zur Sicherung des europäischen Friedens aus fester Grundlage zu finden. Hierauf wurde dir Fortsetzung der Aussprache auf Donnerstag vormittag 10 Uhr vertagt.

Sitzung des auhenpolikischen Ausschusses des Unterhauses

Tie Morgenblätter messen der Erörterung der europäischen Lage durch den außenpoli­tischen Ausschuß des Unterhauses am Diens­tagabend allgemein große Bedeutung vei. Rund 200 Abgeordnete besprachen im Aus­wärtigen Ausschuß die Frage, welche Haltung Großbritannien einnehmen solle. Ueber den Verlauf der Sitzung berichtetDaily Tele­graph". daß die Regierung aufgesordert wor­den sei. angesichts der allgemeinen Volks­stimmung energisch diePolitikder Versöhnung zu verfolgen. Außer­dem solle Großbritannien keine weite­ren militärischen Verpflichtun­gen in Europa annehmen. In einer Spät­ausgabe meldet das Blatt, daß mindestens 60 v. H. der anwesenden Abgeord- neten sich gegen die Anwendung von drastischen Maßnahmen als Ausweg aus der Krise gewandt hätten, fer­ner sei energisch die Ansicht vertreten wor­den, daß die Regierung sobald wie möglich eine Erklärung über ihre Politik abgeben solle. Dies sei erwünscht, um das gegenwär­tige Gefühl der Unsicherheit in bezug auf die Stimmung sowohl im Parlament' wie iw englischen Volk zu beseitigen.

Nach der Sitzung des außenpolitische« Ausschusses, schreibtNews Chronicle", sei es klar, daß eine große Mehrheit der Abge­ordneten dafür eintrete, die Friedens­vorschläge Hitlers gründlich zu erwägen. Dies bedeute nicht, daß die Abgeordnetendie Verletzung von Locarno und Versailles leichten Herzens betrachte»." Es mache sich jedoch ein wachsendes Gefühl in der Konservativen Partei und auf der Seite der Opposition bemerkbar, daß eS eine Verzögerung der Aussichten auf eine dauernde europäische Regelung bedeuten würde, wenn man das deutsche Angebot »hm weiteres ablehne.