Nr. 64
Dienstag, 17. Mörz 1936
110. Jahrgang
Der GefeUfchakter
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Schließfach Nr. r;
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Berlin, 16. März
Die Reichsrcgierung hat die Einladung wie folgt beantwortet:
„Ich bestätige ergebenst den Empfang Ihres Telegramms vom 14. März, in dem Sic mir Mitteilen, daß der Rat des Völkerbundes die deutsche Regierung einladet, an -er Prüfung der dem Rat von der belgischen und der französischen Regierung vorgelegten Frage teilzunehmen. Die deutsche Regierung ist grundsätzlich bereit, die Ein ladung des Rates anzu nehmen. Sie geht dabei von der Voraussetzung aus. daß ihr Vertreter bei der Beratung und Beschlußfassung des Rates mit den Vertretern der Ratsmächte gleichberechtigt sein würde. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sic mir dies bestätigen würden.
Außerdem muß die deutsche Regierung aus folgende grundlegende Tatsachen Hinweisen: Ihr Vorgehen, das der belgischen und der französischen Negierung Anlaß zur Anrufung des Rates gegeben hat, erschöpft sich nicht in der Wiederherstellung der deutschen Souveränität in der Rheinlandzone, sondern ist mit umfassenden, konkreten Vorschlägen für eine neue europäische Friedenssicherung verbunden worden. Die deutsche Regierung betrachtet ihre politische Aktion als eine Einheit, deren Bestandteile nicht voneinander getrennt werden dürfen. Aus diesem Grunde kann sie an den Verhandlungen des Rates nur teilnehmen, wenn sie die Gewißheit erhält daß die in Frage kommenden Mächte bereit sind, alsbald in Verhandlungen über die deutschen Vorschläge einzutreten. Tie deutsche Regierung wird sich zu diesem Zweck mit der Kgl. britischen Regierung in Verbindung setzen, unter deren Vorsitz die am Rheinpakt von Locarno interessierten Mächte in London zu Beratungen zusammengetreten sind. Der Reichs- Minister des Auswärtigen, Freiherr von Neurath."
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Prüfung der deutschen Antwort Ein Uebersetzungsfehler
LA. London, 16. März.
Am Montagnachmittag hielt der Völkerbundsrat die angekündigte nichtöffentliche Sitzung ab, über die folgende amtliche Mitteilung ausgegeben wurde: „Der Rat hat unter dem Vorsitz des australischen Delegierten B r u c e Montag nachmittag die Prüfung der Mitteilungen der französischen und der belgischen Regierung über den Locarno- Vertrag wieder ausgenommen. Der Vorsitzende erinnerte daran, daß der Rat in seiner letzten Sitzung den Generalsekretär ermächtigt habe, au die deutsche -Regierung ein Telegramm über ihre Teilnahme an der Erörterung der Mitteilungen der französischen und der belgischen Regierung durch den Rat zu richten. Er verlas das Telegramm des Generalsekretärs sowie die Sonntag von der deutschen Regierung eingegangene Antwort. Er schlug vor, daß der Rat, ehe er zu einer öffentlichen Sitzung übergehe, eine Prüfung der deutschen Antwort vornehme, die zwei Ftagen aufwerfe: 1. diejenige der Behandlung Deutschlands auf gleichem Fuße mit den Natsmitgliedern, 2. die die Locarnomächte angehende Frage: Wird man sofort oder zu einem sehr nahen Zeitpunkt mit der Prüfung der in der Rede Hitlers aufgeworfenen Fragen beginnen? Der Rat beschloß, die Antwort der deutschen Regierung sofort in geheimer Sitzung zu prüfen."
Die beherrschende Frage des Augenblicks ist die Stellungnahme der Mächte zum deutschen Wunsch nach als- baldiger Ausnahme von Erörte- rungen über die Vorschläge der Denkschrift vom 7. März. Hierüber hat Montag vormittag das britische Kabinett beraten. Zur gleichen Zeit entfaltete auch der französische Außenminister Flandin eine reae Tätigkeit: er sprach mit dem fowjet-
^ russischen Außenkommisfar Litwinow. i mit dem rumänischen Außenminister Titn - - lescu — der übrigens erklären läßt, daß j er sich der Einladung Deutschlands mch: f widersetzt habe —. mit dem süoslawischen Gesandten' in Paris. P u r i t s ch. und mit dem spanischen Außenminister Augusto B a r c i a. Flandin hat sich nicht gescheut, mit dem Austritt ans dem Völkerbund und der Sabotage der gegen Italien verhängten Sanktionen zu drohen, wenn Großbritannien nicht in die französische Linie einschwenke.
„Daily Herold" bringt über einen lleber- setzungssehler der deutschen Antwort bemerkenswerte Mitteilungen. Das Blatt macht darauf aufmerksam, daß die deutsche Antwort anscheinend falsch gelesen oder etwas falsch verstau, den worden ist. Hitler verlangt nicht vom Völkerbundsrat. daß er seine Vorschläge zur gleichen Zeit erörtere, zu der er die Nheinlandfrage behandelt. Er verlangt tat-
sächlich überhaupt nicht, daß der Völker- vundsrat die Vorschläge erörtern soll. Er verlangt eine Versicherung, daß. wenn Deutschland am Völkerbundsrat teilnimmt, die betroffenen Mächte „über seine Vorschläge verhandeln". In der amtlichen englischen Ueber- setzung heißt es. er verlangt, daß diese Verhandlung sofort beginnen soll. Das ist ein Irrtum. Im deutschen Text heißt das Wort „alsbald", d. h. so bald als möglich. Ter Unterschied mag nicht groß sein, aber er ist wesentlich. Dieser Irrtum in der englischen Ueoersetzung erklärt denn auch die Unzufriedenheit der Londoner Montag-Morgenpresse mit der deutschen Antwort, eine Unzufriedenheit, die sich aber auch auf die Haltung der französischen Presse erstreckt.
OeffenlUche Ratssitzung Um 19.30 Uhr am Montagabend ist der Völkerbundsrat zu einer öffentlichen Sitzung zufammengetreten.
EWMer Kmillmijt schreibt dem Mer
Tatsachen überzeugten ihn
Berlin, 16. März
Wie in den schicksalhaften Tagen unseres Volkes sich die Berliner in der Wilhelmstraße zu Tausenden und aber Tausenden vor dem Hause des Führers sammeln, ohne daß sie : jemand gerufen hätte, um ihm durch ihre ! Anwesenheit allein zu bekunden, daß sie ihm ! so gerne Helsen möchten, die schwere Bürde j seines Amtes zu tragen, so häufen sich auch i in der Kanzlei des Führers die Briefe zu ! Bergen. Aus allen Teilen des Reiches, aus allen Gegenden der Erde, wo Deutsche wohnen, treffen sie ein. Oft sind auch Ausländer die Bricsschreiber, die dem Führer des deutschen Volkes ihre ehrliche Anerkennung über den ans Wunderbare grenzenden Wiederaufstieg Deutschlands oder seinen unerschütterlichen Willen zu einem wahrhaften Frieden unter den Völkern Europas ausdrücken. Unter den Volksgenossen, die sich an den Führer wenden, befinden sich viele, die einst der nationalsozialistischen Weltanschauung feindlich gegeniibcrstanden. Den meisten von ihnen ! hat ein persönliches Erlebnis die Feder in die Hand gedrückt. Sei es eine der Großveranstaltungen der Bewegung, sei es eine Urlaubsreife mit „Kraft durch Freude", sei es der Einblick in das gigantische Winterhilfs- Werk oder der persönliche Vorteil durch die großzügigen Arbeitsbeschasfungsmatznahmen des Dritten Reiches oder sei es endlich eine der weltgeschichtlichen Taten des Führers, die in ihnen den verschütteten deutschen Lebenskern wieder frcigelegt hat.
Das Deutsche Nachrichtenbüro ist in der Lage, einen Brief wiederzugeben, der am 11. März mit Nennung des Namens und der vollen Anschrist des Briefschreibers in der Kanzlei des Führers eingegangen ist, so daß die Nachprüfung der darin enthaltenen Angaben möglich war. Wir geben ihn wieder, weil der Verfasser nicht nur mit männlichem Freimut eine Tätigkeit bekennt, die mit schwersten Strafen bedroht ist, sondern weil er mit einer Aufrichtigkeit, deren Echtheit aus jeder Zeile zu leien ist, den Weg seiner Wandlung schildert. Weder eine Bitte um Unterstützung, noch ein Gesuch, noch ein ! Wunsch ... nur ein schlichtes Bekenntnis.
! Aber gerade deshalb um so überzeugender.
§ Der Brief hat folgenden Wortlaut:
' ..Berlin-Schöneberg, 10. 3. 36.
Mein Führer! Seit 1918 Kommunist. alS solcher tätig und selbstverständlich nur immer KPD. gewählt, bin ich fest entschlossen, durch die geradezu aufwühlende Rede Dr. Goebbels' am heutigen Abend erschüttert, seit 18 Jahren zum erstenmal meine Stimme zur Wahl am 29. 3. 36 der NSDAP, zu geben. Meine Tätigkeit als Kommunist war ia schließlich der. wenn auch irregeleitete, Wunsch, notleidenden Volksgenossen zu helfen und eine bessere Zeit herbeifühven zu Helsen. Beim Anbruch der neuen Zeit war es für einen Menschen von Charakter und Ehrgefühl unmöglich, sofort „Heil Hitler" zu rufen und so mit Recht unter die übelbeleumundeten „Märzgefallenen" eingereiht zu
werden. Drei Fahre habe ich Gewehr bei Fuß gestanden, gemeckert und kritikastert, mir die Reden angehört und durchdacht, aber schließlich stumm gebilligt oder anerkannt. Es kam die Zeit der Selbstbesin- n n n g, in der ich illegale Zeitungen. Befehle oder Nachrichten nicht mehr weitergab. weil ich die ganze Sinnlosigkeit dieses Tuns, das Spiel mit der zerbrochenen Puppe, erkennen mußte.
Allerdings war ich auch zu anständig, die illegalen Zubringer bochgehen zu lasten. Denn wer Urteilskraft und Einsicht besitzt kommt wieder zu sich und den ganz Sturen ist sowieso nicht zu helfen. Es muß für Sie mein Führer, ein erhebendes und stärkendes Bewußtsein bilden, Menschen, die Ihnen und der Partei lebenslang Kampf geschworen hatten. durch Tatsachenbeweise entwaffnet in die Knie zu brechen sehen, von denen sie nun gläubig zu Ihnen aussehen und von nun an der neuen Fahne folgen. Möge es Ihnen freudige Genugtuung im kommenden Wahlkampf sein, daß es Ihrer bezwingenden Persönlichkeit gelingen wird, auch den letzten noch abseits stehenden Deutschen zu sich herüberzuziehen; denn kein arischer Deutscher kann Kommunist sein. Er ist erst einmal Deutscher, wenn er es auch nicht zugeben will, und die kommunistische Tünche und Phraseologie fällt sehr schnell von ihm ab.
Deutsch ist er von Geburt und Art, politische Ansichten aber angelefen oder gelernt, das blutsmäßig Bedingte wird sich aber immer durchsetzen. Da ich der glückliche Vater von drei gefunden Knaben im Alter von 9, 7 und V« Jahren bin. verspreche ich feierlich, sie im Sinne der neuen Zeit zu einfachen, wahrhaften Menschen zu erziehen, die ihren Platz im deutschen Volke einmal würdig ausfüllen sollen. Meiner weinenden Mutter habe ich mit meiner Wandlung den glücklichsten Tag ihres Lebens bereitet und wer mir noch vor V- Jahr diese Aenderung meiner Ansichten vorausgesagt hätte, den würde ich ausgelacht haben.
Jetzt sage ich zum erstenmal in meinem Leben gläubig und mit Bewußtsein „Heil Hitler".
Ser Mm mlü-t tn We-mW
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Stiftung von Dienstauszeich- inmgen am ersten Jahrestage der Wiedergeburt der deutschen Wehrfreiheit
Berlin, 16. März.
Der Führer und Reichskanzler hat folgenden Erlaß an die Wehrmacht gerichtet: „Am heutigen ersten Jahrestag« der Wiedergeburt der deutschen Wehrfreiheit verleihe ich der Wehrmacht Truppenfahnen. Dem ruhmreichen Wehrbestand der alten Wehrmacht wurde durch die Ereignisse von 1918 ein Ende bereitet. Wehrhafter, durch Jahrhunderte erprobter Soldatenaeist
Das Neueste tu Kürze
Unter ungeheurem Jubel ist der Führer und Reichskanzler am Montagnachmittag in Frankfurt am Main eingetrosfen.
In London hat der Völkerbundsrat eine geheime und eine öffentliche Sitzung ab-
aeyauen, t« denen die Frage der «Handlung der deutschen Vorschläge vom 7. März
erörtert wurde.
Das Drei-Jahres-Programm der NS- Gemeinschaft „Kraft durch Freude" sieht de« Bau eines Arbeiter-Bades auf Rügen und von zwei 25 000 - Tonnen - Dampfern für KdF.-Fahrten vor.
An der Somalifront rechnet man mit dem baldigen Beginn eines italienischen Vorstoßes auf Sajjabaneh und Harrar.
aber kann zu Zeiten nationalen Unglücks Wohl unterdrückt, jedoch niemals besiegt werden. Die neuen Fahnen mögen dafür ein Sinnbild sein. Das weitere veranlaßt der Neichskriegsminister."
Gleichzeitig hat der Führer und Reickis- kanzler folgende Verordnung erlasten: .Am ersten Jahrestage der Wiedereinführung der allgemeinen Wehrpflicht stifte ich die D i e n st a u s z e i ch n u ng als Anerkennung treuer Dienste in der neuen Wehrmacht:
8 1. Die Dienstauszeichnung wird allen Angehörigen der Wehrmacht verliehen, di? sich am 16. März 1935 oder später im aktiven Wehrdienst befanden. 8 2. NichtehreuvolleS Ansscheiden aus der Wehrmacht verwirkt den Anspruch auf Verleihung und das Recht zum Tragen der Dienstauszeichnung. ? 3. Die Dienstauszeichnung wird in vier Klassen für vier-, zwölf-, achtzehn- und sünfundzwanziajährige Dienstzeit verliehen. 8 4. Die Dienstauszeichnung wird am kornblumenblauen Bande an der Ordensschnalle getragen. 8 5. Den Geliehenen wird ein Be- sitzzengnis ausgestellt. 8 6. Der Reichskriegs, minister und Oberbefehlshaber der Wehrmacht erläßt die zur Durchführung dieser Verordnung erforderlichen Vorschriften."
..Nedklltrt das Frieden?"
Dschibuti, 16. März.
Das englische Nachrichtenbüro Reuter meldet aus Addis-Abeba unter der Ueber- schrift „Bedeutet das Frieden?", daß der frühere abessinische Gesandte in Rom, Jesus Afework, am Montag mit einem außerordentlich wichtigen Auftrag in Dschibuti erwartet wurde.
Der italienische Heeresbericht vom Montag meldet von keiner der Fronten etwas wichtiges. Ein italienisches Bombenflugzeug ist aus dem Rückfluge von seiner Aktion hinter den italienischen Linien abgestürzt. Tic gesamte fünfköpfige Besatzung wurde getötet. An der Südfront entfalten die italie- irischen Flieger nach abessinischen Nachrich- ten in Richtung Sassabanch eine lebhafte Aufklärungstätigkeit, so daß man hier in Bälde einen italienischen Vorstoß erwartet.
M kud Mn dtt lWschr MIWnMMM«
Meinungsverschiedenheiten bei de» flämischen Katholiken
Brüssel, 16. MLq.
Die ehemaligen flämischen Minister Gap und van Cauwelaert hielten am Sonntag in ihren Wahlkreisen Reden, in denen sie auch zur internationalen Lage Stellung nahmen. Sie betonten übereinstimmend, daß Belgien künftig -ine Politik freiwilliger Neutrali- t ä t und undedingterSelbständig- keit und Unabhängigkeit gegenüber den Großmächten verfolgen müsse. Auffallend war aber, daß sie zu der neuen belgisch-französischen Militürverein- darung eine abweisende Stellung einnah- men, was auf Gegensätze in der Beurteilung der Bedeutung dieses Abkommens innerhalb des flämischen Flügels der katho- lischen Partei lnndentet.