Att. 2st3
Mittwoch, 16. Dezember 1936
110. Jahrgang
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MiiiiMWK Mail Mil zuversichtlich"
Regiernngstruppen unmittelbar vor Siaufu / Japan in Bereitschaft
eg. London, 15. Dezember
Der britische Berater des Marsch all 8 Tsch i a n g k i s ch e k, der zu Unterhandlungen nach Siansu geflogen war, ist am Dienstag nach Loyang zurückgekehrt und hat von dort aus die Gattin Tschangkaischeks fernmündlich verständigt, daß der Marschall im Hauptquartier des BcfriednngZkvmmisfar von Schensi gesund und zuversichtlich ist. Er hat selbst zwei persönliche Unterredungen mit ihm gehabt.
Chinesische Negiernngstrnppen unter General F a n g z n n g p n sind in Eilmärschen im Anrücken aus Sian > » das Hauptquartier des meuternden M a r s ch a l l 8 T s ch angh s n e l i a n g. ohne ans nennenswerten Widerstand gestoßen zu sein. Ehe der Angriff ans die Stadt beginnt, werden nochmals friedliche Verhandlungen versuch! werden.
Das Werkzeug der Kominkern
Schon durch die Tatsache, daß Marschall Tschanghsueliang an die Nankinger Regierung die Forderung gestellt hat, den chinesischen Staat auf kommunistischer Grundlage mnzugestalten und die politischen Gefangenen stüznlasscn. ist bewiesen, daß hinter den meuternden Maricball Moskau steht. Ge- nmier: Moskau hat den charakterlich haltlosen Morphinisten Tschanghsueliang gekauft, damit er unter dem Mantel der antijapanischen Abwehr Chinas den neuen Vorstoß der bolschewistischen Weltrevolution im Fernen Osten einleite.
Sein Vater, Marschall Tsangtsolin war das sicherste Bollwerk in der Mandschurei gegen die svwjetrussischen Pläne. Als Tsangtsolin ums Leben gekommen war, kam Tschanghsueliang an die Macht — um sie in jeder Beziehung zu mißbrauchen. Zunächst ließ er den General Aanghuting und den Eisenbahnminister T s ch a n g y i n k a i. die er zu einem Mittagessen in sein Schloß geladen hatte, ermorden. Wahnsinnige Angst um sein Leben beherrscht ihn. Er ist Morphinist und leidenschaftlicher Spieler: Niesensummen hat er bereits verloren — um Niesensummen dürfte er sich jetzt von den Moskowitern kaufen haben lassen. Deine Billa ist von mit Starkstrom geladenen Stacheldrähten umgeben — nur wer Geld bringt und zum Pokern kommt, darf durch sie passieren. Aber mancher hat sie ohne einen Dollar in der Tasche — und das vielfach nur als Leiche — verlassen.
Wegbereiter der Sowjets
Als die Japaner die Gefahr erkannten, die ihnen von der Käuflichkeit Tschanghsuelinngs drohte. begann die Kwantnng-Armee die Eroberung der Mandschurei. Erst spekulierte Tschanghsueliang mit der Krone des von den Japanern geplanten mandschurischen Kaisertums: dann stellte er sich unter sowjetrussischem Einfluß gegen sie und wurde von den zahlenmäßig weitaus schwächeren Japanern ans dem Lande gejagt. Während seine Truppen noch im Kampfe mit den Japanern standen. nahm er im Hotel „de Peking" an einem Tanztee teil und erklärte: „Ich habe die Mandschurei verloren, ich habe Millionen und Millionen von Dollars verloren — ich kann mich nicht um Kleinigkeiten kümmern!"
Noch einnial reichte ihm Tschiangkaischek.. der nur das Ziel der staatlichen Einigung Chinas auf nationaler Grundlage kennt, die Hand. Er vertraute ihm die Truppen in Schensi an, die Wache halten sollen gegen die von der unter Sowjeteinfluß stehenden Mongolei her drohende rote Gefahr. Tschanghsueliang hat dieses Vertrauen mißbraucht. Er hat den nationalen Führer Chinas in seine Hand gebracht, um — vermutlich, um Geschäfte zu machen. Denn wahrscheinlich braucht er wieder Millionen von Dollars. Die ihm Moskau gerne liefert. Und da kann er sich um „Kleinigkeiten" wie die nationale Zukunft Chinas nicht kümmern. Pokerspiel. Morphium und Tanztee sind wichtiger ...
Japan in Bereitschaft
Beim Kaiser von Japan fand am Dienstag abermals eine Besprechung hinsichtlich der in China durch die Meuterei Tschanghsueliangs entstandenen Lage statt. Außenminister Ärita erklärte dazu vor dem Kabinett, daß die Lage derzeit noch nicht klar zu übersehen ist, Japan aber auf alle Fülle in Bereitschaft sein müsie.
Die Rolle des Kommunisten Li Tientsai
Einem neuen Funkspruch ans dem Lager T'cbanghsueliangs ist zu entnehmen, daß die Meuterer ihre feindselige Einstellung gegen die Nankinger Zentralregiernng verschärft haben. In diesem Funkspruch wurde u. a. noch mitgeteilt, daß in Siansu ein Zentralbüro der K o m in n n i st i s ch e n P a r t e i C h i- nas eingerichtet worden sei. In Peipin- ger politischen Kreisen will man in dieser Tatsache deutlich den Einfluß spüren können, den
der Chef der geheimen Kanzlei des Marschalls Tschanghsueliang, Li Tientsai, hinter den Kulissen ausübt.
Li Tientsai, oder, wie er sich früher nannte, LiPohai, war zu gleicher Zeit Mitglied der Peipinger Kuomintangorgauisation und der Kommunistischen Partei. In Peiping bezweifelt man nicht, daß er sich schon seit Jahren aktiv im kommunistischen Auftrag betätigt hat und daß die jetzige Meuterei schon im Juni durchgeführt werden sollte. Nur der Zusammenbruch gleichgearteter Unternehmungen in den Siidprovinzen Kwantung und Kwangsi hat die jetzige Meuterei verschoben. Seit dem Scheitern des Vorgehens im Süden sind zahlreiche Personen, die der Meuterei hätten gefährlich werden können, scharf beobachtet worden, um sie zu gegebener Zeit unschädlich zu machen. Der am 25. Oktober ermordete Gouverneur der Provinz Hupeh, der zu den Vertrauten Tscbiangkaischeks gehört hatte, ist zweifellos das Opfer derjenigen Kreise geworden, die die jetzige Meuterei
Minister von Wma beim Meer
Berlin, 15. Dezember,
Der Führer und Reichskanzler empfing am Dienstag den ungarischen Innenminister Nikolaus v- Kozma zu einer eineinviertel- stün-digen Aussprache über schwebende politische Fragen, an der auch der ungarische Gesandte Feldmarschall-Leutnant Sztosay. Reichsinnenminister Dr. Fr ick und dir Staatssekretäre Dr. Meißner und Jammers teilnahmen.
SelemBeBiM »nmdWIch »«Miede»
Die reichsgesetzliche Regelung nur eine Frage der Zeit — Eine sozialpolitische Großtat
kk. Berlin, 15. Dezember.
Die „NSZ.-Nheinfront" berichtet über zwei große Reden des Gauleiters Bürckel, die dieser in Großkundgebungen in Ludwigs- Hafen und Zwei brücken vor den Parteiführern seines Gaues gehalten hat. Bei dieser Gelegenheit gab Pg. Bürckel folgende Erklärung zur Frage der Bezahlung der Feiertage ab:
„Anläßlich einer Aussprache mit dem Ministerpräsidenten, unserem Parteigenossen Göring, über Entlohn ungderArbei- ter an Feiertagen hat mich der Ministerpräsident ermächtigt, mitzuteilen, daß er die Erstattung des Lohnes für die anfallenden Feiertage als eine sozialpolitische Verpflichtung betrachte. Es wird sein unabänderliches Ziel sein, diese Verpflichtung unter allen Umständen zu erfüllen. Wenn dies heute nicht sofort möglich ist, so liegt das ausschließlich an der großen Ausgabe, die der Vierjahresplan ihm auferlegt, und die selbstverständliche Sorge um die Einsatzbereitschaft der gesamten Wirtschaft. Die
Frage der endgültigen Einführung wird somit zu einer Angelegenheit des g esamten Reichsgebietes und ist, nachdem sie grundsätzlich entschieden ist, nur noch eine Frage der Zeit.
Damit wird der Ministerpräsident einen Schritt tun, für den ihm die gesamte deutsche Arbeiterschaft dankbar sein wird, weil diese Maßnahme mehr bedeutet als all die lohnpolitischen Kämpfe vergangener Jahre und die sog. Bemühungen all der Sozralministe- ricn, die den Arbeiter vertrösteten."
Sir Aachen« Eden rrklürt
London, 15. Dezember.
Außenminister Eben sprach am Montagabend in Bradford, wo er sich besonders mit Fragen der Außenpolitik befaßte. Unter anderem wandte er sich der Erklärung des 'ranzösischen Außenministers Delbos zu und sagte dqzu wörtlich: „Weder die Erklärung Delbos' noch meine eigene (in Lcamington) bedeutet einen Wendepunkt, noch enthalten sie irgendeine verborgene Absicht, ein ausschließliches Bündnis zu bilden, noch bedeuten sie die Absicht, eine Blockpolitik zu treiben. Ich muß nochmals mit allem Nachdruck betonen, daß es nicht in unserer Absicht liegt, noch, wie ich überzeugt bin, in der der französischen Regierung, zu irgendeiner ausschließlichen Regelung zu kommen. W i r wünschen vielmehr die Mitarbeit Deutschlands, die wir herzlich begrüßen würden, nicht nur an einem Westabkommen, sondern in europäischen Angelegenheiten ganz allgemein. England hat das in den Nachkriegsjahren nicht nur oftmals klarzn- machen versucht, sondern durch Taten bewiesen. Wir sind von dem Wunsch? einer Einkreisung Deutschlands io weit entfernt, daß wir mit anderen Nationen zusammen seine Mitarbeit auf wirtschaftlichem, finanziellem und Politischem Gebiet suchen. Wir wünsebeu weder Blocks noch Schranken ui Europa."
Englandkin-liKe Hetze im Akk
London. 15. Dezember.
Der Führer der arabischen Aufständischen in Palästina. Fauzi Betz, der nach der Beilegung des Generalstreiks nach dem Irak flüchtete, entfesselte dort, wie der „Daily Telegraph" meldet, eine heftige Propaganda gegen Palästina. Fast täglich halte er in Bagdad aufreizende Reden, in denen er erkläre. daß die Engländer ans dem mittleren Osten vertrieben werden müßten: er versuche, eine Armee anstustellen. die nach leinen eigenen Worten die Aufgabe haben solle, die Engländer ins Meer zu treiben.
Der Korrespondent des Blattes in Bagdad stellt fest, daß die Propgganda Fauzi Beys angesichts der in Bagdad herrschenden politischen Lage eine ernste Gefahr sei, um so mehr, als die Kundgebungen von vielen irakischen Würdenträgern unterstützt würden. In seinen Reden schilderte Fauzi Bey seine Kräfte in Palästina und brüste sich damit. Hunderte von britischen Soldaten niedergemetzelt zu haben. Ter ganze Irak glaube, daß Fauzi die britische Armee geschlagen habe. Wie der Korrespondent weiter meldet, wird gleichzeitig in den Moscheen des Iraks eine intensive Propaganda zur Vertreibung der Juden ans Palästina veranstaltet.
Frankreich Mit wieder nicht
Washington. 15. Dezember.
Frankreich hat die fällige Kriegsschuldenrate an die Vereinigten Staaten nicht gezahlt. In einer Note an das L>taatsdeparie- ment in Washington teilt die sranzvsi'che Regierung mit. daß sie die fällige Rate nickst zahlen könne, und daß es die derzeitige Wirtschaftslage „leider" auch nicht zulasse, der amerikanischen Regierung einen Vorschlag zur Regelung dieser Schulden zu unterbreiten.
KonmuMn schMWlll Mnmllslliler
Ein Werbebüro für die „Internationalen Brigaden" in Prag
X Prag, 16. Dezember.
Der Wortführer der Kommunistischen Partei in der Tschechoslowakei, Gottwald, hat nach einer Meldung eines Prager Abendblattes erst kürzlich in einer Versammlung erklärt, daß bisher etwa 1000 tschechoslowakische Staatsangehörige in den roten „Internationalen Brigaden" in Spanien kämpfen. Nunmehr wird diese Meldung von der Prager Polizeidirektion bestätigt.
Die Polizeidirektion hatte erfahren, daß vor allem aus Ostböhmen (Notstandsgebiet!) viele Staatsangehörige mit dem Ziel Valencia oder Barcelona auswandern. Es gelang, sechs solcher Auswanderer sestzunehmen, die beim Verhör zugaben. daß sie vom Werbebüro Prag-Karolinental am Sitz der Kommunistischen Partei- zentrale für die Tschechoslowakei und des kommunistischen Blattes „Rüde Pravo" für Spanien angeworben worden find.
Bei einer nunmehr von der Polizeidirektion ungeordneten Haussuchung im Parteisekre» tariat wurde zahlreiches belastendes Material beschlagnahmt, das klar und deutlich den Beweis liefert, daß die Prager Zentrale der Kommunistischen Partei ein geheimes Werbebüro für die spanischen roten Horden unterhält. Das Material ist so reichhaltig, daß es die Grundlage für eine Anklage wegen Verbrechens nach dem Rcpublikschutzgesetz bildet. Die Polizeidirektion hat weiter eine großzügige Fahndung nach solchen geheimen Werbebüros im ganzen Lande angeordnet, da sie mit dem Bestehen weiterer solcher kommunistischer Nester rechnet.
Ein belgischer Marxistenbonze auch
Im belgischen Ministerrat berichtete Justizminister Bovesse u. a., daß die geheimen Freiwilligenwerbungen für die spanischen Bolschewisten wieder in großem Stil in ganz Bel
gien ausgenommen worden sind, ebenso d:c Waffen- und Munitionslieferungen. Nach Zeitungsmeldungen sind mehr als 3000 Belgier als Freiwillige für die spanischen Bolschewisten angeworben worden, meistens Arbeitslose. In Lüttich wurde erst vor wenigen Tagen ein geheimer Munitionstransport be- ! schtagnahmt. Allgemein überrascht hat die von § einigen Zeitungen veröffentlichte 'Nachricht, daß I der Generalsekretär der sozialistischen Partei,
: Jean Delvigne, der die Freiwilligenwer § bung in enger Zusammenarbeit mit Beauftrag j ten der spanischen Ka'nmun!fie>->'ä>'nstini'e lei - tet, voraussichtlich keinSt rasverfahren zu gewärtigen haben wird.
Und noch immer roke Waffenlieferungen
Nach einer Meldung des Pariser „Matin" hat der französische Dampfer „Linghaug", der in Marseille 12 Munitionslastkraftwagen a« Bord genommen bat, die angeblich für Mexiko bestimmt waren, diese Ladung auf hoher Se« auf einen spanischen Dampfer umgeladen,-der nach Barcelona fuhr. Zwischen Cartagena und Algier ist ein sowjetrussischer Dampfer unbekannten Namens in Brand geraten. Ein rotes spanisches Kriegsschiff leistete ihm Beistand.
Britische roke Freiwillige
Das britische Außenamt bestätigt nunmehr selbst, daß englische Freiwillige auf Seite der spanischen Bolschewisten teilnehmen. Das kommunistische Organ „Daily Worker" gibt in diesem Zusammenhang triumphierend zu. daß eine nur aus Briten bestehende Kompanie in Madrid mit Jubel empfangen worden sei. und spricht die Erwartung aus. daß man bald ein .britisches" Bataillon werde aufstellen können. In London schätzt man die Zahl der auf Seite der Bolschewisten kämpfenden britischen Staatsangehörigen heute schon auf 1500 bis 2000 Mann. Bon der Regierung wird gegenwärtig geprüft, inwieweit diese Teilnahme an den Kämpfen in Spanien ein Verstoß gegen ein
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