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Ragoldrr Tagblatt »Der Gesellichajtcr

Dienst««, den 15 . Dezember IM

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Pflug und Stolle

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klemsiedler, haltet Klemtlere!

Lin Weg zur Selbstoeriocgung - Eine Hilfe für die Volkswirtschaft

Der Kleinsiedlec Hai die Möglich­keit. durch Kleintierhaltung zusätz­liche Nahrungsmittel für seine Familie zu schassen. Von den verschiedenerlei Arten des Kleinviehs kommen in erster Linie Hühner Kaninchen und Ziegen in Frage. ES ist aber zu beachten, daß der wirtschaftliche Wer i! Viehhaltung jeglicher Kleinviehhaltung stet? non der Fni- tersrage abhängig ist. Das Grundfutter sollte mindestens im eigenen Betrieb oder wenig­stens auf billigem Pachtgelände selbst er­zeugt werden können und dieser natür­lichen Futtergrundlage ist die Klemviehhaltung anzupassen. Also lieber weniger Tiere oder eine kleinere Rasse hal­ten, als sehr viel Futter zukaufen müssen. Selbstverständlich braucht auch das Kleinvieh zusätzliches Futter, aber die dem Stehler zur Verfügung stehenden Garten- und Küchen abfälle verbilligen die Fütterung ganz außer­ordentlich. Es wird deshalb jedem einleuch ten, daß z. B. 100 Kanincheu oder 100 Hüh­ner. auf 10 Siedler verteilt, ggnz bedeutend billiger zu halten sind, als wenn der einzelne diese Anzahl Tiere zu füttern hätte und zwar aus dem einen Grund, weil bei einem Be­stand von 10 Tieren diese zum größten Teil mit wirtschaftseigenem Futter ernährt wer­den können.

Eine weitere Frage ist die: Rasse- oder Krenzungstiere? Manche Kaninchen­halter sagen wohl, daß auf Rafsetiere kein be­sonderer Wert zu legen sei, da die Tiere ja doch nur geschlachtet wurden und für diesen Zweck zu teuer seien. Dieser Standpunkt ist aber falsch. Wohl sind Rassekaninchen etwas teurer als sogenannte Stallhasen, die kleine Mehr­ausgabe macht sich aber bezahlt. Nicht der Anschaffungspreis der Tiere ist maßgebend, sondern ausschlaggebend ist, wie lange ich diese füttern muß, bis sie schlachtreif sind, kurz gesagt, wie teuer mich das Pfund Fleisch zu stehen kommt. Unter diesem Gesichtspunkt be­trachtet, sind Rassekaninchen unbe­dingt den Stallhasen vorzu­ziehen. Erfahrungsgemäß ist auch bei den Stallhasen die Jungtiersterblichkeit, hervor­gerufen durch jahrelang planlos betriebene In­zucht, viel größer als bei Rassetieren. Den:

Siedler können deshalb nur raschwüchsige, futtergenügsame und abgehär­tete Rassen wie Weiße Riesen, Deutsche Widder, Französische Silber, Blaue und Weiße Wiener empfohlen werden. Auch die Haltung von Angora-Kaninchen ist sehr lohnend. Diese benötigen Wohl etwas mehr Pflege als andere Raffen, dafür liefern sie uns aber auch die sehr ivertvolle Angorawolle. Solche zeichnet sich durch Reinheit und Leichtigkeit sowie durch be­sondere gesundheitliche Eigenschaften wie Schutz gegen Erkältungskrankheiten aus, hauptsächlich den mit rheumatischen Leiden behafteten Per­sonen kann nichts Besseres als Unterkleidung aus Angorawolle empfohlen werden.

Die Forderung nach Naffetieren gilt in noch größerem Maße für den Geflügel­halter, denn es ist doch ein Unterschied, ob ich von einer Henne nur 70, oder aber 130140 Eier erhalte. Wenn wir aber solche Erträge erzielen wollen, so müssen wir auch auf eine gesunde Stallung achten. Unsere Hühner verlangen einen Hellen, luftigen aber zugfreien Stall mit ge­nügend großem Scharraum, damit den Tieren auch bei schlechtem Wetter, besonders im Winter. Scharrgelegenheit geboten ist. denn Bewegung schasst Wärme und fördert die Gesundheit. Als ausgesprochene Wirt­schaftsrassen können hier dem Siedler emp­fohlen werden: Weiße Leghorn. Rebhuhn­farbige Italiener, Weiße Wyandottes.

Nhodeländer. Weiße Neichshühner und schwarze Rheinländer. Wenn die Platzver­hältnisse aber beschränkt sind, ist es rat­samer. nur Zwerghühner zu halten, auch bei diesen haben wir erstklassige, auf Leistung gezüchtete Rassen.

mir dazu bei, den Arbeiter der Stirne unö der Faust wieder mrl der heimischen Tcholle vertraut zu machen.

Zum Schluß noch einige Worte über den g r v ß e n volkswirtschaftlichen Wert, den die Erzeugnisse auS der Kleur- darstellen. Um diese» Überhang!

Braunkohlen 31S Millionen Reichsmark. Wenn wir weiter in Betracht ziehen, daß allein die Erzeugnisse des Geflügels mit 680 Millionen Reichsmark, die Gesamtproduktion der beiden größten Industriezweige, nämlich des Roheisens und der Braunkohle noch er­heblich übertrafen, so sehen wir hier am besten, daß die Kleinviehhaltnng große volks­wirtschaftliche Werte schafft. Dabei fällt noch außerordentlich schwer ins Gewicht, daß unsere Klemtiere zu einem großen Teile mit Garte n- n n d K ü ch e n a b f ä l l e n g e-

Ihm wird der Sonntagnachmiitag nicht lang. Geruhsam kann er aus dem Fenster schauen. Da draußen geht das Leben seinen Gang,

Im Feierstaate wandeln stolz die Frauen.

lBild: Holtmann»

richtig würdigen zu können, müssen wir schon andere Produktionszweige der deutschen Wirtschaft zum Vergleich heranziehen: Im Jahre 1933 z. B- bezifferte sich der Wert aller durch Kleinviehhaltung gewonnenen Erzeugnisse aus eine Milliarde Reichsmark und kam damit dem Ertrag unserer Weizen­oder Roggenernte gleich. Im selben Jahre betrug die Produktion der deutschen Krast- fahr-Jndustrie 480 Millionen Reichsmark, des Roheisens 300 Millionen und der

Ta jubeln Kinder, gehn verliebte Paare.

Er schmunzelt stillvergnügt in sich hinein:

Lebt nur und liebt! Habt ihr mal weiße Haare, Merkt ihr noch früh genug, was Schein und Sein.

kcrlsrri- 6 r a e b e r.

fülterl werden können, init Stoffen also, die sonst ungenützt auf den Kehrichthaufen wandern müßten.

Es kann deshalb nicht dringend genug je­dem Kleinsiedler empfohlen werden, Klein­tiere zu halten, denn jeder Kleinviehhalter trägt gleichzeitig mit dazu bei, daß die Rah- rungsmittelversorgung Deutschlands in er­heblichem Umfange gesichert wird, deshalb: Kleinsiedler, treibt Kleintierzucht!

Cüi l NN. zi,» r k , Nltiogeo zvttdß.

Auch die Ziegenhaltung kann, wo die natürliche Futtergrundlage vorhanden ist. der Familie des Siedlers wertvolle Dienste leisten. Wenn aber alles Heu und Grünfut- 1er gekauft werden muß. stellt sich der Ge- stehungspreis für die Ziegenmilch zu teuer und in diesem Falle kann die Ziegenhaltung nicht empfohlen werden. Der wirtschaftliche Wert der Kleinviehhaltung wird leider von vielen Bewohnern der Stadtrandsiedlungen auch heute noch unterschätzt. Und doch ermög­licht diese der Hausfrau eine gewisse Dor- ratswirtschaft und bietet so mancher Familie für Fälle der Not einen Rückhalt.

Die Klemviehhaltung bringt aber nicht nur materiellen. sondern auch ideellen Nutzen, denn es ist unbestreitbar, daß der Umgang mit Tieren eine hohe geistige und seelische Beeinflussung auf den Züchter aus- zuübfn vermag. Gerade für den Kleinsiedler, welcher sa meistens tagsüber als Arbeiter, Angestellter oder Beamter im Betriebe steht, ist deshalb die Kleinviehhaltung die gegebene Nebenbeschäftigung, trägt sie doch gleichzeitig

Gesunde Mnterhaltung des Rindviehs

Die Tiere brauchen Licht, Luft und Bewegungsfreiheit

Es ist leider Tatsache, daß unsere Rind­viehbestände in gesundheitlicher Hinsicht noch viel zu wünschen übrig lassen. Abgesehen von den Aüfzuchtkrankheiten, von der Verkalbe- seuche und dem gelben Galt spielt dieTuber­kul o s e beim Rindvieh eine bedauerlich wich­tige Rolle. Im Interesse der Volksgesundheit ist es eine der dringendsten Aufgaben in den nächsten Jahrzehnten, der Rindermberkulose energisch entgegenzutreten. Allerdings allein durch Erneuerung der Bestände wird dies nicht möglich sein, solange die Tiere im Winter unter Haltungsbedingungen leben, die die Ent­stehung und Ausbreitung der Tuberkulose stark fördern. Unsere Winterställe sind in den meisten Fällen noch nicht so gebaut, wie es die Gesundheit unserer Tiere erfordert. Bei den S ch w e i n e st ä l l e n ist die Ansicht glück­

licherweise allgemein durchgeorungen, daß in Zementsärgen" keine gesunden Bestände ge­halten werden können Der Schweinestallbau hat bereits Wege beschr-tten, die sich bestens bewährt haben. In unseren Rinoviehställen sind es aber meist noch drei Dinge, die von schwerstem Nachteil für die Tiere sind: 1. es ist zu wenig Licht im Stall, 2. die Lüftung genügt nicht, 3. vom Einstallen im Herbst bis zum Austrieb im Frühjahr stehen die Tiere angebunden, ohne sich viel bewegen zu können.

Daß aus einer solchen Haltung schädliche Folgen entstehen müssen, wird jedem ein­leuchten. Die Muskeln werden nicht benutzt und erschlaffen, die wohltätige und für die Gesundheit so notwendige Wirkung des Lich­tes fehlt, und bei einer mangelhaften Lüf-

Ietzt muß gesorgt werden!

Maschinen für das Frühjahr in Ordnung bringen

Bei sehr vielen Bauern ist es immer noch eine hergebrachte Gepflogenheit, nach Ab­schluß der Erntearbeiten die Maschinen und Geräte in den Schuppen zu stellen, um sich nicht weiter mehr um sie zu küm- mern. bis das Frühjahr kommt. Da erinner: sich dann der Bauer wieder seiner getreue:, mechanischen Helfer, kommt aber gleichzeitig drauf, daß dies und jenes reparaturbedürftro ist. Das ist meist recht ärgerlich, denn nur. eilt es und der Schmied hat auch alle Händ: voll zu tun und weiß vor lauter Arbeit »sich- aus und ein.

Das kommt daher, »veil so viele Bauern die Ausbesserung ihrer Maschinen auf das Früh jahr verschieben, statt daß sie die Herbst- unc Wintermonate dazu hernehmen würden und- nicht den Schmied mit seinen Gesellen in die ser Zeit mit feiernden Händen in der Werk­stätte umhergehen ließen. Man kann den Bauern nur immer wieder sagen: laßt jetzr eure Maschinen Nachsehen' und gründlich überholen! Jetzt besteht dic Sicherheit, daß alles sorgfältig in Ordnung gebracht wird. Auch ist die Reparatur jetz: nicht so teuer wie im Frühjahr, wenn de: Schmiedmeister mit eiligen Arbeiten überhäuf: ist und kostspielige Ueberstunden zu Hilfe rieh men muß. Jetzt weiß der Bauer auch noch genau, was an der Maschine nicht in Ordnung ist, wodurch sich die Jnstandsetzungsarbeiteu häufig sehr vereinfachen und verbilligen lassen. Schließlich wird durch rechtzeitiges Instand setzen ein Einrosten und Verderben vor: Maschinenteilen verhindert.

tung entsteht im Stall nicht nur Wärme sondern zugleich auch feuchte Luft; diese aber ist Gift für die Ä t m u n g s o r g a n c. Viel weniger gesundheitsschädlich wirkt kalt: Luft, wenn sie nur trocken ist. In dem war­men Stall verweichlichen die Tiere, die feuchte Luft beschleunigt den Stoffwechsel, er­wirb also dadurch unnütz Futter zur Erhal­tung des Körpers verbraucht. Das Haar­kleid wird nicht genügend ausgebildet und »venn wir im Frühjahr, um die Weiden rich­tig auszunutzen, frühzeitig mit dem Austrieb beginnen, treten Erkältungskrankheiten und Verluste aus.

Alle diese Mißstünde lassen sich dadurch beseitigen, daß man den Rindern und wenn irgend möglich auch den Milchkühen, wäh­rend des Winters Auslauf gibt. Beim Jungvieh läßt sich das verhältnismäßig leicht machen. Es soll sich draußen tummeln können, Härtel dabei ab, bildet den Körper infolge der Bewegung richtig aus und be­kommt ein dichtes Haarkleid, so daß es gegen die Unbill des Wetters unempfindlich wird. Natürlich wird man das Jungvieh bei Schneesturm nicht stundenlang draußen las­sen, sondern möglichst in den Mittagsstun­den, wenn die Sonne scheint. Bei kaltem reg­nerischem Wetter kürzt man den Aufenthalt im Freien ebenfalls ab und sorgt vor allen dafür, daß die Tiere nicht frierend herum- stehen, sondern Bewegung erhalten. Durch Versuche wurde einwandfrei nachgewiesen daß die Entwicklung von Jungrindern, dic Winterauslauf bekamen, ganz bedeutend besser war, als von solchen, die ihn nicht hatten. Die Tiere mit Winterauslauf wiesen eine größere Zunahme der Breiten- Masse auf als die im Stall gehaltenen: auch die Gewichtszunahme war bester.

Zum Winteraustrieb des Milchviehs kön­nen sich Landwirte und Bauern gewöhnlich: nur schwer entschließen. Diejenigen Betriebt aber, die es versucht haben, lasten trotz der Mehrarbeit nicht mehr davon, weil sie wissen daß der Einfluß von Licht, Luft und Bewe­gung auf die Gesundheit der Tiere auffallend groß ist.

Eines darf man aber nicht tun, die Lierc im warmen Stall halten und alle Paar Wochen einmal ins kalte Wetter hinaus­jagen. Der Winteraustrieb muß vielmehr- so durchgeführt werden, daß die Tiere von Tage der Einstallung im Herbst an jeden Tag heranZkommen, denn sonst werden sic empfindlich und leiden unter Kälte oder Wind.

Aber nicht nur während der wenigen Stun­den im Auslauf sollen die Tiere frische Luft erhalten, sondern auch im Stall muß dafür gesorgt werden. Dazu sind bauliche Einrichtun­gen notwendig und gerade hierin hat die Fach­welt heute Wege beschritten, die sich als prak­tisch und erfolgreich erwiesen haben. Derartige Entlüftungsanlagen wird man aber im Winter vielfach nicht bauen wollen, weshalb man fick auf andere Weise helfen muß. Deshalb sei dazu geraten, was von vielen bekannten Züchtern längst durchgeführt wird, bei Ställen, in denen sich warme feuchte Luft bildet, die Türen Tag und Nacht offen zu lasten, und sic wenn nötig durch Drahtgitter, türen zu ersetzen. Besonders muß dafür gesorgi werden, « kein Zug entsteht: Stellen, die merklich von der Zugluft bestrichen werden, müssen von den Tieren befreit werden..