Seite 8 Nr. 25S

Nagoldcr Tagblatt »Der Gesellschafter

Donnerstag, den 3. November 183«

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In der Heimat geborgen

Die RS.-Frauenschaft sorgt für die Frauen und Kinder der Spanienflüchtlinge

Mit fiebernder Erwartung sitzen in diesen Wochen die Spanienflnchtlinge im württ. SckMarzwald. in Nagold. Altensteig, Ber­neck. Höfen. Neuenbürg und Wildbad an den Rundfunkgeräten, um die neuesten politischen Meldungen aus ihrer Wahlheimat zu hören.

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die NS.-Frauenschaft sämtliche Stoffe zur Verfügung gestellt.

Viel Spaß machen den Frauen die Sportlehrgänge. Beim Spielen und Turnen im Freien, bei den Uebungen in der Turnhalle, vergessen sie all das Schwere, das sie bedrückt.

Mit allen Wünschen dürfen sie sich an die NS.-Frauenschaft wenden, die ihnen zur Seite steht, wo sie nur kann. Regelmäßig

hält auch die Abteilung für Grenz- und Ausland der NS.-Frauenschaft Sprechstun­den für die Flüchtlings-Frauen ab. Jedes Frauenschaftsmitglied im Gau trägt ihr Scherflein dazu bet. daß diese Betreuungs­arbeit durchgeführt werden kann. Sie wird geleistet im Gedanken an den Führer, der uns vor dem Bolschewismus gerettet hat. dessen Peitschenhiebe die deutschen Flücht­linge aus Spanien zu spüren bekamen.

DiaMutter der Stadt"/"""

8>n6er iloutsetier 8pa»IenklüeIiUi»ge in einem viirNembergiseiieo Linliergsrten. (Eisenschink.)

keiner von ihnen weiß, wie er sein Heim, seine Wohnung bei seiner Rückkehr nach Spanien antreffen wird, keiner weiß, ob er je in Spanien wieder eine Existenz haben wird.

Erschütternd war es. wie vor kurzem eine der Flüchtlingsfrauen wenige Tage nach der Geburt ihres ersten Kindes erfahren mußte, daß aller Wahrscheinlichkeit nach auch ihr Besitz den Flugzeugangrissen der Noten zum Opfer gefallen ist. Im Mütterheim Plienin­gen der NS.-Frauenschaft von mütter­lichen Frauen umsorgt und gepflegt hat die Flüchtlingsfrau ihr Kind zur Welt ge­bracht, während in ihrer Heimat täglich Hunderte von Menschen von den roten Banden ums Leben gebracht werden.

Tie Betreung der Frauen und Kinder der Flüchtlinge liegt in Händen der Grenz- und Ausländsabteilung der N S. - Frauen­schaft. Schon die erste Frage, die gelöst werden mußte, war nicht so emfach. galt es doch für die vielen kleinen Kinder Kinder- bettchen zu beschaffen. Die Bevölkerung, die sonst KdF.-Urlauber beherbergt, war auf so zahlreichen Kinderbesuch nicht eingerichtet. Schließlich gelang es doch, jedem Kind ein gutes Lager zu bereiten.

Die kleineren Kinder besuchen die Kinder­gärten, die größeren, die nicht deutsch sprechen, werden in besonderen Sprachkur­sen unterrichtet. Langsam verlieren sie den fremden Tonfall in ihrer Sprache und sind bald nicht mehr von den echten schwäbischen Buben und Mädel in der Schule zu unter­scheiden. Am HI.- und BdM.-Dienst haben sie viel Freude.

Um auch den Frauen Gelegenheit zu geben, ihren Aufenthalt in Deutschland nutz­bringend zu verleben, hat der Reichsmütter­dienst der NS.-Frauenschaft Kurse in Kinderpflege und Erziehungskunde und im Nähen eingerichtet. So haben die Frauen die Möglichkeit, sich manche neuen Kenntnisse anzueignen, wozu sie in Spanien nicht so leicht die Gelegenheit gehabt hätten. In der Nähstube in Nagold ist immer Hochbetrieb. Hier erhalten die Flüchtlings-Frauen An­leitung. die warmen Kleidungsstücke für sich und ihre Angehörigen selbst herzustellen. Be­vor das Winterhilfswerk in Kraft trat, hat

Auf der Suche nach Lebensberichten von Hausfrauen früherer Zeit fiel mir ein alter Stich in die Hände, aus dem folgendes, zu sehen und zu lesen war: Die ebenerdige Stube eines altdeutschen Bürgerhauses, auf­gereiht aus Brettern an den Wänden Flaschen. Büchsen und Gefäße mancherlei Art. und, eingelassen in die Wand nach der Straße hin, ein Schiebefenster, aus dem heilsame Tränke, Tees, Salben und Pulver herausgereicht werden konnten. Die Väter der Stadt richteten, wie aus der Beischrift hervorging, an die Hausfrauen die Auffor­derung. nach dem Vorbilde dieser Bürgerin sich um das allgemeine Wohl verdient zu machen, indem sie ihre Hausapotheken in gleicher Weise reichlich füllten und sie der Allgemeinheit durch Ausgabe ihrer selbst­gefertigten Heilmittel nutzbar machten.

Einrichtung und Betreuung einer Haus­apotheke gehörte zu den Tugenden, die von einem ehetüchtigen Mädchen verlangt wurden. Hausfrauen, die eine besondere Begabung in der Herstellung und Erfindung erfolgreicher Heilmittel besaßen, werden vielfach gerühmt. Ein Fall lehrt, daß diese hausgebundene Tätigkeit bereits früher in

Apothekerin wurde

berufliche Formen übergehen konnte. Nie­mand habe in gleichem Maße die fachliche und charakterliche Eignung für das verant­wortungsvolle Amt aufzuweisen, meinte um 1600 das regierende Herzogspaar von Württemberg, und trug deshalb der Haus­frau Mariä Andreä in Tübingen die Leitung der Stuttgarter Hofapo- theke an. Die Witwe, Mutter des be­rühmten schwäbischen Geistlichen Johann Valentin Andreä. lehnte ab. da sie erst ihre fünf Söhne erziehen müsse. Als diese soweit auf sicherem Wege waren, daß sie der müt­terlichen Sorge nicht mehr allzusehr bedurf­ten. nahm sie an. Sie wurde bekannt als die »Stuttgarter Hofapothekerin", sammelte Kräuter, trocknete sie, destillierte Heiltränke, bereitete Salben, Salze und Pulver. Ge­wissenhaft hielt sie ihr Auge über alle Han­tierung ihrer Helfer und Helferinnen. Arm und reich, die Armen besonders, dankten ihr für die kundige Hilfe und die nimmermüde Fürsorge mit dem BeinamenMutter der Stadt".

Bis an unsere Zeit heran waren Haus­frauen und Mütter im Besitz einer solchen Hausapotheke.Diese Apotheke, ein Sonder­

Ls schmeckt noch einmal so gut

Kräftige Kost auf heimatlichem Geschirr schenkt Gesundheit und Behagen

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Wer einmal auf dem Lande bei Bauern, fern vom Stadtverkehr, zu Gast war. und morgens die kräftigen Scheiben Brot, den würzigen Schinken und weichgekochte Eier frühstückte, genießt diese ländlichen Köstlich­keiten mit einer Andacht und tiefen Be­friedigung. als hätte er zu Hause um diese Zeit nur traurigen Ersatz erhalten. Spielt uns die Einbildung einen Streich? Ist es die Landluft oder der gesunde Hunger?

Wir fühlen uns um­fangen von dem trau­lichen Zusammenklang der einfachen, kräftigen Gerichte mit den Din­gen um uns herum; der mächtige eichene Tisch mit der sauber ge­scheuerten Platte, die Decke aus handgeweb­tem Leinen, die bauchi­gen Tasten mit den treuherzigen Blumen, alle diese Dinge spre­chen zu uns, daß gar keine Kritik am einzel­nen aufkommt, sondern wir uns glücklich und dankbar fühlen wie unter alten Freunden.

Die Städter werden fast täglich vom Han­del mit neuen Dingen beglückt, die die Be­haglichkeit im täglichen

Leben erhöhen sollen; aber über die Kultur der einfachen und billingen Tinge wird wenig gesprochen.

Essen wir nicht fast gedankenlos die ver­schiedensten Gerichte auf den immer gleichen Tellern? Und doch würde kein Mensch, der Wert darauf legt, ordentlich angezogen zu sein, zu Freunden, wenn er zum einfachen Abendbrot geladen ist. im Frack kommen. Je­des Ding zu seiner Zeit. Und wie der ein­geborene Münchener lacht, wenn der nord­deutsche Städter mit Nagelstiefeln, mit der Gamsledernen und Kniestrümpfen in der Kunstgalerie herum­läuft, so find umge­kehrt feiner Damast, hauchfeines Porzellan usw. festliche Tracht. Pellkartoffeln, deren Schalen noch den gu­ten Geruch der Erde ausströmen, gehören in einfaches, irdenes Geschirr oder auf Holz. So eine sauber ge­

drechselte Schale aus Ulmenholz mit hand­lichem Deckel, flache, schön gemaserte Teller, und nicht zu vergessen, kleine Beischälchen für die Kartoffelschalen.

Gemütlich und festlich soll der sonntägliche Kafseetisch aussehen und mehr bieten als am Alltag. Aber auch unsere Augen wollen mit­essen und -feiern. Mögen sie sich erfreuen an den hübsch getöpferten Kannen und Tellern. Das dunkle Braun der Glasur und die treu­

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resottene Isar Seller-Bavaria.1

herzigen Blumen, volkhaft empfunden und in den Grundformen schlicht und natürlich, erinnern an bäuerlichen Wohlstand und fügen sich doch gut dem Rahmen der Stadt­wohnung ein.

Einfache, gesunde Gerichte vertragen be­sonders gut handwerklich geschmücktes Ge­schirr. Der Abendbrottisch der Kinder. Obst, Milch und Brot, erhält fröhliches Leben durch die bunten Bilder auf dem bayerischen Glas, und die lustigen Gestalten in Rot Blau und Schwarz erzählen den Kleinen vor der Nacht noch einmal von den Freuden des Tages. j

Auch wenn Gäste erwartet werden, ist nickst ^ immer ein Taseltuch nötig. Eine saubere eichene Tischplatte, ein paar einfache Unter ^ sätze aus Stroh oder farbigem Bast und schnell ifl ein einladendes Mahl bereitet. Vollsaftiger Hering und appetitliche Sülze und die Bratkartoffeln noch brutzelnd in der handgeschmiedeten Pfanne. Der intime Reiz eines Stück wertvollen Hausrats gibt eine behagliche Stimmung und schmunzelnd liest man den gutmütig neckenden Vers: Gott schenke uns allen ein fröhliches Herz.

Denn gerade, weil wir alle Arbeiter sind und die Kraft zum täglichen Aufgabenkreise brauchen, müssen wir doppelt wachen, um die Stunden der Muse zu tiefinnerem Be­hagen zu formen. llelens Körting.

Mnterahnung

Seh' ihn ans den Wolken ziehen. Stürmisch schnell und schwarz geballt. Hör' ihn seufzen in den Eichen.

Raschelnd durch die Blätter schleichen, Brausen durch den bangen Wald

Letzte Blume schmückt die Erde,

Letzte Sonne wärmr sie mild.

An der dürren Rebenlaube Zittert die vergess'ne Traube.

Und die Wellen strömen wild.

Rasch das letzte Lied gesungen.

Eh' das Leben ganz entwich;

Eh' in grauen Dämmerungen Winter alles kalt verschlungen,

Blumen, Lieder. Herbst und mich.

branr Oingelsteckt

abteil im großen Gewürzschrank, war stets reich gefüllt mit Tüten. Schachteln und Fläschchen, nicht zu reden von den Kurken mit Wichse lSalbe) oder bergamottölduftiger Pomade (Paste), die von der Mutter auf Vorrat gebraut wurde", berichtet die Dichte­rin Helene Voigt-Diederichs in ihrem BucheAuf Marienhoff. Das Leben einer deutschen Mutter." Arzt und Apotheke waren weit weg. bei ihrer neunköpfigen Kinderschar mußte die Gutsfrau und Mut­ter allezeit der lindernden und heilenden Mittel kundig sein.

In den Frauen und Mädchen, die heute apothekerisch tätig sind oder sich für solche Berufsausübung ausbilden, sind die Haus­frauen und Töchter früherer Zeiten zu er­kennen, die sich auf diesem Gebiete ihres häuslichen Wirkens besonders hervortaten. Das Haus gibt ihnen heute nicht mehr den Raum für solche Tätigkeit und Ausbildung. Deshalb studieren sie, deshalb stehen sie im Beruf. Ihre Tätigkeit ist frauenecht, ihre Begabung nützlich, sie wirken im Dienst am Volk. Fast alle Berufe, die Frauen aus­üben, lassen sich aus ehedem hausfraulichen und mütterlichen Tätigkeiten ableiten, nicht zuletzt die Aerztin. die Erzieherin, die Rechts­wahrerin. Auch diese Berufe unterstehen demselben Gesetz, das das Mädchen vom Spinnrad und vom Webstuhl an die Textil­maschinen brachte. Wissenschaftliche Frauen­arbeit, heute notwendigerweise betätigt an verschiedenen Arbeitsplätzen, hat ihre Wur­zel in weiblicher Begabung und hat als Stätte ihres Ausgangs das Haus.

Bügeln leichter gemacht

Für viele Frauen ist das Bügeln die an­strengendste aller Arbeiten, aber ein wenig liegt das an ihnen selber. Man soll nie an­fangen zu bügeln, wenn man schon erhebliche Arbeit geleistet hat, und man soll niemals viele Stunden hintereinander bügeln, da das wirklich allzu anstrengend ist. Im Sommer wird man nie gerade in den heißesten Stunden des Tages bügeln, sondern lieber ganz früh morgens. Man soll stets ein bequemes Kleid beim Bügeln tragen, im Sommer am besten eines mit kurzen Aermeln, da das die Be­wegungen am wenigsten behindert. Da man beim Bügeln fast immer steht, soll man Schuhe mit flachen Absätzen, die sehr bequem sitzen, anziehen. Das Bügelbrett muß mit weicher Unterlage versehen und sehr sauber sein. Elek­trische Bügeleisen erleichtern die Arbeit natür­lich ungemein, da das Eisen nicht aus- gewechseli zu werden braucht, wie es bei den Gas-, Holzkohlen- und Bolzeneisen der Fall ist. Man muß nur von Zeit zu Zeit das elektrische Esten ausschalten, da es sonst zu heiß wird und man die Wäsche ansengt. Auch spart man er­heblich, wenn man möglichst lange inzwischen ohne Strom plättet. Beim Bügeln muß man sich merken, daß Kunstseide niemals mit sehr heißem Eisen gebügelt werden darst Alle Pikeestoffe soll man links bügeln, ebenso alle gestickten Sachen, da man sonst die Stickerei platt bügelt. Shantungs- und japanische Seide soll, wenn sie ganz trocken ist, auf der linken Seite gebügelt werden, mit mäßig heißem <. Eisen. Bei Chinakrepp kann man ein etwas heißeres Eisen nehmen, der Stofs soll etwas feucht sein, und man bügelt ihn links. Stoffe, die feucht gebügelt werden sollen, läßt man nicht ganz trocken werden und wickelt sie dann, wenn sie noch feucht sind, in ein Tuch ein, läßt sie aber nicht zu lange liegen. Einsprengen beim Bügeln darf man farbige Sachen me- mals, da dann Tropfflecke entstehen.

Wovon sprach man 1870. 1885, 1900. ISKs den Salons, auf der Straße, tn Akademien Mw Redaktionsstuben, in Ballsälen und Hörsä leni Die neue linie" gibt daraus in ihre» Novemberhest ebenso kurzweilige wie nachdenk­liche. erheiternde wie aufschlußreiche Antworten aus acht Seiten und mehr als 150 Bildern, aus denen deutlich wird, daß auch dieses so oft ver­kannte ausgehende 19. Jahrhundert seinen eige­nen Lebensstil besaß. Dies und noch vieles dazu bildet den Inhalt des gehaltvollen Heftes der neuen linie" (Verlag Otto Beyer. Leipzig), das- für 1. Mark überall erhältlich ist.