Nr. 26V

Freitag, 6. November 1936

110. Jahrgang

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Postschließfach Nr. 85

Edel! über Englands AntzeWM

Völkerbund sollverbessert- werden / Ausführungen über Deutschland

London, 5. November.

Vor vollbesetzten Bänken gab Außenmini­ster Eden am Donnerstag nachmittag die mit großer Spannung erwartete Erklärung zur außenpolitischen Lage ab.

Eden erklärte u. a., er werde in freimütiger Sprache die britischen Ansichten zur inter­nationalen Lage und zu der Politik dartun, die England einznfchlagen beabsichtige.

In einigen Kreisen sei es Mode geworden, den Völkerbund zu verhöhnen, aber es sei die Hoffnung und die Absicht der Negierung, zu beweisen, daß dieses Hohngelächter unbe­rechtigt sei. Ter Völkerbund sei heute nicht das Instrument, das alle gern in ihm sehen möchten, aber man würde in einem Narren­paradies leben, wollte man behaupten, daß ' dies aus eine lauwarme Haltung der briti- ! ichen Regierung zurückzusühren sei. i

Hierauf wandte sich Eden der Reform des j Völkerbundes zu. Tie von ihm im Einver- ! nehmen mit der Negierung der Völkerbunds- f Versammlung unterbreiteten Nesormvor- > schlage berühren nicht die grundsätzliche i Struktur des Völkerbundes, sondern zielten ! nur auf Verbesserung ab. f

Im weiteren Verlauf seiner Rede beschüs- j tigte sich Eden mit den Aussichten der j F ü n f m a ch t e ko n s e r e n z. Er erinnerte l an die im Juli in London zwischen Belgien, ^ Frankreich und England geführten Verhand- ^ lungen und erwähnte die Schritte, die zu der ? gegenwärtigen Lage geführt hätten. Nun- j mehr seien die Ansichten aller fünf Mächte ' bekannt. Tie britische Regierung habe sie ge- f prüft und verglichen und sei erst gestern j wieder mit den anderen vier Regierungen i in dieser Angelegenheit in Verbindung ge- ! treten. Der Gedankenaustausch habe gewisse ! wichtige Verschiedenheiten der j Ansichten zu Tage treten lassen. Keine ! dieser Ansichten habe an sich überrascht, und f so beträchtlich auch diese Verschiedenheiten ! in den. Ansichten seien, so seien sie nicht not- i wendigerweise unüberwindlich. Innerhalb § einer sehr kurzen Zeit werde man in der ; Lage sein, genau abzuschätzen, welcher Art i die Ersolgsaussichten der Konferenz seien. !

Der Außenminister wandte sich dann den ! Beziehungen Englands zu einzelnen fremden ^ Staaten zu. Er begann mit Frankreich ^ und erklärte, daß die englischen Beziehungen > zur französischen Regierung sowohl engals j auch herzlich seien. Vielleicht sei es > natürlich, daß in der ausgestörten Welt von ; heute die zwei großen Demokratien West- j europas sich zusammenschlösseu. Es sei be- ! stimmt natürlich, daß sie unter solchen Ver- f hältnissen viele gemeinsame politische Be- ! rührungspunkte fänden. Aber diese Freund- § schast schließe niemand aus. Was er von ! Frankreich gesagt habe, gelte in gleicher ! Weise für Belgien. England habe eine ! Versicherung erhalten, daß Belgien an seinen ! bestehenden Verpflichtungen sesthält. !

Was Deutschland angche, so sei in jenem Lande wiederholt der Wunsch nach einer engeren englisch-deutschen Freundschaft ausgedrückt worden. Die­ser Wunsch werde in England aufrichtig er­widert. (Sehr starker Beifall.)

Es gebe jedoch zwei Bedingungen, die Eng­land unvermeidlich an jede Freundschaft knüpfe, die England irgendeinem anderen Lande anbieten könne, gleichgültig, ob es Deutschland oder irgend jemand anderes sei. Eine derartige Freundschaft könne nicht aus­schließlich sein und könne sich nicht gegen irgendjemand anders richten (Beifall). Wenn er von Deutschland spreche, so müsse er sich zu einer dort neuerdings feststellbaren Neigung änßern, die darin bestehe, England die Schuld siir Deutschlands wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geben. Das sei eine Lehre, die England nicht einen Tag lang annehmen könne, noch siche sie mit den Tatsachen in Einklang. Es sei ihm unmöglich, dem Unterhaus in Einzelheiten cmseinanderzusetzen, was England seit dem Ende des Krieges zu tun versucht habe, um mit

Deutschland auf wirtschaftlichem und finanziel­lem Gebiet zusammenzuarbeiten.

Es sei eine Tatsache, daß England allein seit dem Kriege an Deutschland auf die eine oder andere Art fast den gleichen Betrag ausgeliehen habe, den es in Gestalt von Reparationen von Deutschland erhalten habe. Viel wichtiger als der wirtschaftliche Gesichtspunkt der Frage sei aber die Haupt­frage, der man gegenüberstehe, nämlich die Möglichkeit, das Welthandelsvolumen zu vermehren, das gleichzeitig zu einer Vermehrung der deutschen Ausfuhr wie der Ausfuhren aller anderen Staaten führen würde. In diesem Zusammenhang wolle er auch eine Bemerkung zu den kürzlichen Wäh­rungsabkommen der drei Mächte machen.

Andere Nationen einschließlich Deutschland feien ausdrücklich zur Mitarbeit eingeladen worden und England würde sich nur sehr freuen, wenn Deutschland sich imstande sähe, seine Nolle in diesem Programm zu spielen. Es könne keine Rede davon sein, daß Eng­land sich an irgendeiner Einkreisung Deutsch­lands beteilige.

Anschließend wandte sich Eden Italien

zu. Es sei notwendig, sich daran zu erinnern, daß die Verschlechterung der englisch-italie­nischen Beziehungen ans das Bemühen Eng­lands zurückzusühren sei, seine Verpflich- tungen gemäß der Völkerbundssatzung zu er­füllen. Es sei niemals ein englisch- italienischer Streitfall gewesen. So lange das nicht in Italien als wahr er­kannt werde, würden die beiderseitigen Be­ziehungen unter diesem Mißverständnis lei- den.

Muhr für Englands Marxisten

London, 5. November.

In der Anssprache über die Antwortadresse auf die Thronrede im englischen Unter­haus erklärte der frühere arbeiterparteiliche Marincminister Alexander, daß nach einem Völkerbundsbericht mindestens 50 v. H. der britischen Bevölkerung unterernährt seien. Staatssekretär Elliot antwortete, daß die Schwierigkeiten bei der Rekruteneinstellung nicht auf die Unterernährung zurückzusühren seien, sondern aus die Propaganda der Oppo­sition. Die britische Regierung habe in der Ernährungs- und Wohnungsfrage mehr ge­leistet als die Länder mit derDiktatur des Proletariats". Er wies auf die gewaltigen Leistungen der autoritär regierten Staaten hin und fügte hinzu, daß England als demo­kratischer Staat ebensoviel leisten müsse.

Madrid Mehl die me NiederiW

sl. Salamanca, 5. November.

^ In der Nacht zum Donnerstag hatten die Nationalisten vor Madrid eine Linie erreicht, die westlich von Aranjuez nordwärts über Sese n a, dann die Straße und Eisenbahn­linie MadridAranjnez überquerend, Val- demoro und Pinto hinter der Front der nationalen Truppen ließ, zwischen Getafe, dem Flughafen Madrids und Villaverde bis nach Carabanchel vorstieß und dann mit der Front nach Norden über Boadilla am linken Ufer des Guadarrama bis vor El Escorial verlief.

Tie MadriderRegierung" mußte am Don­nerstag auch in einer amtlichen Mitteilung zu­geben, daß ihre Streitrrästc die Orte Leganos, Alcorcon und Getafe haben räumen müssen. Immerhin hat sich der Widerstand der roten Streitkräfte wesentlich versteift, was auf die sowjetrussischen Material- und Soldatenliefe­rungen zurückzusühren ist. So wurden bei den Kämpfen am Dienstag bereits 1600 Mann s o w j e t r n s s i s ch e r Infanterie un­ter s o w j e t r n s s i s ch e n Offizieren, die unter dem Schutz s o w j e t r u s s i s ch e r Ta n k s und sowjetrussischerMinen- Werfer vorgingen, sestgestellt. Die Anwesen­heit s o w j e t r u s s if ch e r Flugzeuge und s o w j e t r u s s i s ch e r Piloten ist eine längst bekannte Tatsache; so konnten erst kürzlich in einem kleinen Frontabschnitt fünf sowjetrussische Kampfflugzeuge abgeschossen werden.

Am Donnerstag fanden im Luftraum zwi­schen Madrid und Alcorcon schwere Luftkämpfe statt, bei denen sieben rote Jagdflugzeuge französischer und sowjetrussischer Herkunft, sowie ein roter Bomber, MarkePotez", abge- schossen wurden.

Die LageinMadrid wird immer ver­worrener. Schon wieder hat der roteMini­sterpräsident" Largo Caballero eine Re­gierungsumbildung vornehmen müssen, in­dem er auch die Änarcho-Syndikalisten offi­ziell an der Regierung beteiligte. Präsident Aza na, der in Barcelona sich sicherer fühlt, hat diese Umbildung genehmigt. Die Anarchisten erhielten die Ministerien für Wirtschaft, Industrie, Gesundheit und Justiz (!!). Außerdem wurde ein sogenanntes Presse- und Propagandaministerium" und ein Mobilisierungsministerium gebildet.

Bekanntlich haben trübe Nachrichtenquellen in die Welt Posaunt, daß nationale Flieger die Hauptstadt mit Bomben belegt hätten. Das Hauptquartier der nationalen Trup­pen veröffentlicht demgegenüber eine Erklä­rung, daß die Heeresleitung die Munitions-

' machte, zu behaupten, daß Lebensmittel be- f sonders viel Raum im Verhältnis zum Ge­wicht in Anspruch nähmen.

Durch einen Augenzeugen, der voraus­sichtlich in der nächsten L-itzung des Nicht» einmischnngsausschnsses erscheinen wird, ist bewiesen, daß in Cartagena 50 Pan­zerwagen ausgeladen wurden. Auch andere Personen haben diese Tatsache be­obachtet. Botschafter Maisky wird es also schwer haben, diese und auch die von j Italien und Großbritannien erhobenen An­schuldigungen, daß Sowjetrußland das Nichteinmischungsabkommen verletzt hat, zu widerlegen.

Appell m den König

lager der Roten an verschiedenen Stellen der Stadt genau kenne, so z. B. in der Oper, im Alcazar-Theater und in den Untergrund­bahnstationen, daß sie aber von einem Lustbombardement der Stadt abgesehen hat, um die Zivil­bevölkerung der Hauptstadt zu schonen. Diesem menschenfreundlichen Verhalten steht die grausame Taktik der Roten gegenüber, die sich nicht scheuten, ohne militärische Notwendigkeit, offene Städte mit Bomben zu belegen.

Das Goldverschieben scheint nach wie vor zu den hauptsächlichsten Betätigun­gen der rotenRegierungs"-Mitglieder zu gehören. So mußte bei Orleans in Frank­reich ein spanisches Flugzeug wegen ungün­stiger Witterung notlanden, das 1015 Kilo Gold, das für die Bank von Frankreich be­stimmt war. an Bord hatte.

ErdlMude Beweise siir die MsilMk ReimslMiierWiM

London, 5. November.

Es gehört schon eine ausgesprochene jüdische Frechheit dazu, Tatsachen in der Weise abzu- leugnen, wie es der Sowjetbotschafter Maisky in der letzten Sitzung des Nichteinmischungs- cmsschusses getan hat. Er stellte sich einfach dumm und dem allein hat er es zu verdanken, daß man ihm noch einmal Rückfragen nach Moskau zurWiderlegung" der deutschen An­schuldigungen gestattete ein Versuch, der abermals mißlingen wird. Denn:

Maiskys Behauptung, es gäbe keine Flug­zeuge des Gorki-Typs, widerlegt sich von selbst. In Gorki (früher Nischni-Nowgorod) be- stehen große Flugzeugfabriken, die u. a. erst kürzlich von einer französischen Militärabord­nung besucht worden sind. Der englische Lust­fahrtkalenderJames: All the Worlds Air- craft" stellt ausdrücklich fest, daß sich inGorki die größten sowjetrussischen Flugzeugfabriken befinden.

Die sowjetrussischen, in Katalonien ein­gelangten SchiffeNewa" undKuban" haben nach einwandfreien Zeugenaussagen j e 2000 Tonnen Material an Bord gehabt, das nicht in den Schisfslisten an- geführt war. Offiziere italienischer Kriegs­schiffe haben die Löschung dieser Ladung ebenso einwandfrei festgestellt. Nach den Schifsspapieren waren auf diesen Schissen je 2500 Tonnen Lebensmittel; je 2000 Tonnen entfielen aufunbekanntes Material". Die Lebensmittel hatten das Normalgewicht, wenngleich Maisky den dummen Versuch

Codreano

warnt König Earol II. von Rumänien Bukarest, 5. November

Der frühere Führer der ausgelöstenEiser­nen Garde" in Rumänien, Corneliu Zelea Codreano, hat an den König Earol II. eine aussehenerregende Denkschrift gerichtet, in der er mit außergewöhnlicher Offenheit und Schärfe die innen- und außenpolitische Lage des Landes behandelt:

Die Zeit des Politikertums ist vorbei, die Zeit der nationalen Jugend gekommen! Die Verantwortung ruht auf den Schultern der jungen Generation, die aber verurteilt sein soll, der Zerstückelung Rumäniens beizuwoh­nen, die das Land für die Sünden seiner infamen Außenpolitik zu erleiden hat. Der König muß von allen, die rumänische Außen­politik machen, fordern, daß sie mit ihrem Kopf für die Richtlinien einstehen, die sic angeben oder befolgen. Der gleiche Mut und die gleiche Ritterlichkeit muß auch vom König verlangt werden.

Wenn die Jugend Rumäniens genötigt sein sollte, an der Seite der bolschewistischen Mächte gegen die Verteidiger der christlichen Weltzivilisation für die Zerstörer von Kir­chen und Heldengräbern in den Krieg zu ziehen, so wird sie mit Pistolen auf alle jene schießen, die sie dahin gebracht haben, und dann, um nicht die Ehrlosigkeit einer Fah­nenflucht zu begehen, Selbstmord verüben. Niemals wird die Jugend Rumä­niens im Zeichen des Teufels gegen Gott kämpfen. Es gibt keine Kleine und keine Balkan-Entente. Zwei Wel­ten stehen einander gegenüber, unter deren Zusammenprall im Augenblick eines Krieges alle politischen Kombinationen wie Karten­häuser zusannnenfallen werden. Die eine dieser beiden Welten besteht ans den Staaten der nationalen Revolution, die andere aus dem Bolschewismus und seinen Anhängseln.

Titulescu der kürzlich ausgebootete Außenminister hat das größte Verbrechen gegen sein Land begangen. Aus Befehl der Freimaurerei und des Judentums hat sich Rumänien zur Teilnahme an den Sanktio­nen geradezu gedrängt. Es ist die Pflicht der jungen Generation, mit den Fingern auf jene zu weisen, die Rumänien auf diesen Weg gebracht haben, der es zum Tode füh- ren muß. Die Denkschrift schließt mit einem Aufruf an die rumänische Jugend, sich vom Freimaurertum. Judentum und Bolschewis­mus sreizumachen.

Eingreifen Roofevetts in den Streik

Täglich 500 000 Dollar Schaden durch den Ausstand der Hafenarbeiter

Ncuyork, 5. November.

Wie man hört, beabsichtigt Präsident Roo­fe v e l t in den nächsten Tagen in den Streik der Hafenarb. iier, der beide Küsten der Ver. Staaten erfaßt und bisher 325 Schiffe stillgeIegt hat, einzugreifen. Die Schiffs­reeder schätzen den durch die Lahmlegung des Schiffsverkehrs entstehenden Schaden auf täg­lich eine halbe Million Dollar. Man befürchtet an einzelnen Orten sogar einen Lebensmittel­mangel. In Philadelphia ist es dem Bürger­meister übrigens schon gelungen, den Streik beizulegen. Von der Pazifikküste werden ver- schiedentliche Ausschreitungen gemeldet.