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Ouulsrag, 3. November 1030

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Postschließfach Nr. 58

Heute wirhtt ASK

Tie Bereinigten Staaten stehen vor einer großen Entscheidung: Am heutigen Dienstag wird der neue Präsident gewählt. Die Un­klarheit, die über das Wahlergebnis bis un­mittelbar zur Entscheidung zu bestehen Pflegt, hat die Spannung auf das höchste gesteigert.

Diesmal wird sie ausschließlich nach wirt­schaftlichen Gesichtspunkten fallen. Nach einer Zeit schwerster wirtschaftlicher Krisen ist wie­derProsperity" die Parole, mit der die bei­den Hauptkandidaten, der Demokrat Roos e- velt und der Republikaner Landon, in die Wahlschlacht gezogen sind. Roosewelt wurde vor vier Jahren im Zeichen schwerster wirt­schaftlicher Depression gewählt. Es gelang ihm. die Krise mit völlig neuen, in den Ver- einigten Staaten ungewohnten Mitteln, die ihm besonders in den breiten Massen große Volkstümlichkeit sicherten, aufzufangen. Die durch denNew Deal" <d. h. Neuer Plan» zu Arbeit und Unterstützung gekommeneu Massen werden ihm daher sicher ihre Stimme geben. Seine Gegner sind in den Finanz- und Unternehmerkreisen zu suchen, die für den Republikaner Laudon eintreten. der folgende Hauptpunkte ausgestellt hat: Beendigung überflüssiger Staatsausgaben, Einschränkung der öffentlichen Arbeitsbeschaffung, Beendi­gung der Farmerunterstützung und Schud der inländischen Wirtschaft. Unter dem Truck «der Hochfinanz hat Roosevelt sein Programm Zvrmal wesentlich mildern müssen, wenngleich er seine Reformziele nicht ausgegeben hat.

Seit 16 Jahren gilt die von der Zeit­schriftLiterary Digest" vor der Wahl ver­anstaltete P r o b e a b st i in m u n g als gül­tig und zutreffend. Diesmal hat die Zeit­schrift 10 Millionen Stimmzettel in die 48 Bundesstaaten ausgesandt. 2 376 523 davon sind ausgesüllt zurückgekommen. Laudon erhielt 1239669 und Roosevelt 972897 Stimmen. Landon sührt in dieser Probeabstimmung in 32, Roosevelt in 16 Staaten. Ob diese Probeabstimmung zu treffen wird, bleibt aber diesmal noch ab­zuwarten; nicht die Zahl der Wählerstim­men entscheidet letzten Endes. In jedem der 48 Bundesstaaten kann die einfache Mehr­heit einer Partei dazu führen, daß alle geg­nerischen Stimmen unter den Tisch fallen.

Bezeichnend für diesen Wahlkamps ist auch, daß zum erstenmal antijüdische Argu­mente gebraucht werden. So behaupten die Republikaner, daß der Neuyorker Kommu­nist und Gewerkschastssekretär Dubinsky. ein Jude, Wahlmann der Demokraten in Neuyork werden soll. Von den Demokraten werden diese Vorwürfe leidenschaftlich wider­legt. Dabei wird von beiden Parteien immer wieder mit Nachdruck versichert, daß man keine Rassenvorurteile hege. Diese anti­jüdische Stimmung bei den Republikanern entspringt nicht zuletzt der scharfen Gegner­schaft gegen den Neuen Plan, dessen Vater der Jude Felix Frankfurter. Professor an der Universität Haward in Boston ist. Frankfurter wurde schon vom Altpräsideu- ten Theodor Roosevelt als Bolschewist be­zeichnet und hat wegen Beteiligung an einem Bombenanschlag in Kalifornien eine Gefängnisstrafe hinter sich. Ein weiterer jü­discher Berater Noosevelts bei der Durch­führung des New Deal ist der kommu­nistische Jude Louis Dembitz Branders. Wirtschaftlicher Berater Noosevelts ist der Jude Bernhard M. B a r u ch, den Vas JudenblattJewish Eraminer" den unge­krönten Präsidenten nennt, finanzieller Be» rater der Vater des Staatssekretärs nn Schatzamt Henry Morgenthau, auch ein Jude wie Edward A. File ne, der am letzten Kongreß der Kommunistischen Inter» nationale in Moskau teilgenommen hat und der Staatssekretär Franco Perkins. Die­ser jüdisch-kommunistische Einfluß auf Roose­velt hat in weiten Kreisen die Befürchtung ausgelöst, baß der Staatskapitalismus des demokratischen Präsidenten zum Kommu­nismus führen könnte. Noch ist die Erkennt­nis der kommunistischen Gefahr in den Ver. Staaten nicht Allgemeingut der breiten Massen, deren Denken ausschließlich wirt­schaftlich bestimmt ist, geworden. Aber es ist bezeichnend, daß man auch dort nachzuden­ken beginnt.

M -llllerhaste IreuniWsl mit JeiWM

Lord Londonderry, Garviu «ud Degrelle über die Aufgabe« Westeuropas

London, 2. November

Entschiedener denn je ist ganz Europa vor die Frage gestellt, ob es weiterhin durch die Pflege von Beziehungen mit Moskau den zerstörenden Kräften des Weltjudentums in Europa Raum geben soll. Noch Hai man die Notwendigkeit einer klaren Entscheidung nicht in allen Staatskanzleien erkannt; in den Völkern selbst aber mehren sich die Kräfte, die auf die entschlossene Abwehr des Weltbolschewismus mit allen Mitteln hin­arbeiten.

So ist es wertvoll, daß der frühere bri­tische Lustfahrtminister Lord London­derry. der sich einen Monat lang im Deutschen Reich aufgehalten hat, bei seiner Rückkehr nach London erklärt hat, er habe einen besonders tiefen' Eindruck von der freundschaftlichen Einstellung des Deutschen Reiches zu Großbritannien empfangen. Die Schlußfolgerungen zieht daraus der Heraus­geber desObserver". Garvin. der in einem grundlegenden Aufsatz die Zukunft der deutsch - britischen Beziehungen als Kernfrage der internationalen Politik bezeichnet, von deren Lösung letz­ten Endes Krieg und Frieden abhängt. Eng- j land kann unmöglich für eine unbestimmte ! Reihe von Jahren seine bisherige Politik des Zweifels, des Ausbalancierens und der Zeit­vergeudung fortsetzen.

Innerhalb oer nächsten zwölf Monale muß eine klare deutsch­englische Regelung Herbeige­führtwerden,wen nnichteinewei- tere Kriegsexplos.on das gesamte europäische Gebäude in einer Weise erschüttern soll, aus der es für England kein Entkommen gibt. Aus diesem Grunde hat die britische Nation zwei klare Pflichten zu erfül­len: Erstens muß sie iu vollem Umfange auf­rüsten und zweitens eine baldige Rege­lung mit dem Deutschen Reich auf einer Grundlage herbeiführen, die sich mit den Anforderungen von Ehre und Vernunft ver­einbaren lassen. Die britische Aufrüstungsfor­derung beginnt daher mit der Erkenntnis, daß kein anderes Land für England zu kämpfen be­reit ist, solange nicht auch Großbritannien eine machtvolle Hilfe für die anderen darstellt. Die­ser Grundsatz ist vom Führer niemals bestrit­ten worden, der oft erklärt hat, daß er in Eng­land eine der mannhaften Nationen sieht und wünscht, daß England dies bleibe. Es ist die k l a r e P f l i ch t der b r i t i s ch e n S t a a t s- kunst ebenso, wie es auch zweifellos der Wunsch der breiten Masse Englands ist, un­verzüglich den Versuch zu machen, eine dauerhafte Regelung und Freundschaft mit dem Deutschen Reich herbeizuführen. Der gute Wille ist auf beiden Seiten vorhanden, sollte aber auf englischer Seite deutlicher gezeigt werden.

Die Hindernisse untersuchend, stellt Garvitt sest, daß die koloniale Frage kein solches Hin­dernis ist. Von mindestens ebenso großer Bedeutung wie die Kolonialfrage ist die Frage der Sowjet Pakte, die nur den Krieg bedeuten können. Wenn Eng­land diese verhängnisvollen Vertragsinstru- meute beschirmt oder sich in irgendeiner Form daran beteiligt, oder wenn es sich hin­ter Frankreich und die Tschechoslowakei als den potentiellen Verbündeten Sowjetrußlands und des Kommunismus gegen das Deutsche Reich stellt, dann wird die Lage für den Frieden gefährlich. Die leere Phrase von der kollektiven Sicherheit wird dann in eine kollektive Katastrophe ausmünden. Die bri­tische Regierung muß von einer solchen Politik ausdrücklich Abstand nehmen.

Eine deutsch - britische Regelung wird nach der Meinung Garvins auch zu einer Beteili­gung Frankreichs und Italiens führen. Das Konzert dieser vier Mächte wird den sicheren Frieden in Westeuropa für eine Generation organisieren und vielleicht auch eine konstruk­tive Lösung im Osten finden, die sonst durch nichts anderes als einen allgemeinen Krieg herbeigeführt werden könnte.

Auch Degrelle für Verständigung

Dem Brüsseler Vertreter desObserver" erklärte der Führer der Rexisten, Leon Degrelle: Denen, die sich engen deutsch­belgischen Beziehungen widcrsetzen, muß ge­antwortet werden, daß Belgien in seiner Ge­schichte von jeder festländischen Macht über­fallen worden ist. Wenn daher Belgien eine Mißstimmung gegen diese Länder bewahrt, so würde es ohne einen einzigen Freund in der Welt sein. Die nationalsozialistische Herr­schaft ist nach Meinung der belgischen Rexi- sten von dem Wunsch nach Frieden auch mit Belgien beseelt. Sobald die Rexisten ans Nuder kommen, werden sie diesen Wunsch in die Tat Umsetzern Außerdem darf man nicht vergessen, daß das Deutsche Reich Adolf Hit­lers ein Bollwerk gegen den Kommunismus ist; das Hauptziel der Rexisten ist aber die Unterstützung des Kampfes gegen die sowjet­russische Barbarei.

Begeisterte Kundgebungen sür AeutMand

Mailand, 2. November.

Gauleiter Bohle, der mit seinen Beglei­tern ver Auslandsorganisation und den Amtswaltern der NSDAP, in Mailand auf Einladung Mussolinis in dessen engster Be­gleitung an der Einweihung einer Schule in der Umgebung Mailands teilgenommen hatte, wurde auf der Ehrentribüne am Mai­länder Domplatz von einem Begeisterungs­sturm begrüßt.Hitler! Hitler! Viva la Ger­mania!" dröhnte es durch die Menge. Das Horst-Wessel-Lied erklang, die Hände erhoben sich zum Gruß. Der italienische Außenmini­ster Graf Ciano unterhielt sich längere Zeit mit Gauleiter Bohle und Vertretern der NSDAP.

Nach Abschluß der Kundgebung begaben sich Gauleiter Bohle und seine Begleiter zum Fascio-Haus. Der Marsch durch die dicht ge­drängten Straßen Mailands glich einem Triumphzug. Alles jubelte ihnen zu: Hitler, Hitler! Evviva la Ger- mania!", bis sie von einer großen Men­schenmenge begleitet, hinter den Toren des deutschen Hauses verschwanden.

Südteil von Madrid geräumt

' ' ^ ' Paris, 2. November.

Ter Sonderberichterstatter desMatin" in Hendaye meldet, daß die Madrider Regierung" die sofortige Räumung sämt­licher Wohnviertel im Süden von Madrid angeordnet habe, da sie unverzüglich von den nationalen Truppen besetzt werden würden. Im südlichen Frontabschnitt haben die Natio­nalisten verschiedene kleinere Ortschaften in der unmittelbaren Nähe des Madrider Flug­hafens Getafe eingenommen und sind da­durch 15 Kilometer und näher an Madrid herangekommen. Auch an der Asturien-Front gelang es in einem größeren Gefecht am User des Flusses Nora die Roten völlig zu schla­gen. Auch hier hatten sie zahlreiche Tote zu beklagen, darunter viele Sowjet­russen und Franzosen. Ebenso wur­den an der Guadalajarafront die Roten aus ihren Stellungen verdrängt und mehrere Ortschaften von den Nationalisten erobert. Im Norden und Nordosten von Navalcarnero haben die Nationalisten neue Erfolge zu ver­zeichnen. So wurde der rund 20 Kilometer westlich von Madrid liegende Ort Brunete eingenommen. Vorher hatten die Natio­nalisten die kleine Ortschaft Sevilla la Nueva besetzt, wobei die Kommunisten nur schwachen Widerstand leisteten. Sow jet­russisch eTanks, die eingreifen.wollten, konnten sich nicht entwickeln und zogen sich in eiliger Flucht in der Richtung auf Madrid zurück. Eine andere Kolonne eroberte Villamantilla.

Am Montag haben die spanischen Natio­nalisten ihren Vormarsch im Südwesten von Madrid aus der Linie Navalca.rnera, Sevilla laNueva und Brunete fort­gesetzt. Das Ziel des Angriffes sind die fünf­zehn Kilometer südwestlich der Hauptstadt gelegenen Ortschaften M o st e l e s und Villaviosa. Bomben- und Jagdflug­zeuge machen die roten Stellungen sturmreif. Zur gleichen Zeit find Operationen der Na­tionalisten östlich der Heerstraße Jllesaas- Madrid im Gange. Der bei Albacete entdeckte Zentralflughafen der Roten wurde von nationalistischen Fliegern mit Bomben belegt; die Roten mußten schwere Schäden verzeichnen. Bei Paria ist ein aus Ge­tafe geführter Gegenangriff der Noten kläg­lich gescheitert; sie ließen 300 Tote zurück. Auch ein sowjetrussischer 14-Tonncn°Tank siel in die Hände der Nationalisten,

Roke Milizen meutern

Das Kampfblatt der monarchistischen Frei­willigen Spaniens berichtet, daß beim Äor- rücken der nationalen Abteilung Marzo aus der Stadt Siguenza in Jadraque bei den roten Horden eine unbeschreibliche Panik ausgebrochen ist. 400 Schipper, die Schützen­gräben zur Verteidigung Jadraques auswer- sen sollten, flohen nach Madrid mit dem Be­

merken. daß sie keine Selbstmörder seien. Dieses Beispiel veranlaßte 1500 rote Miliz­männer, unter lauten Verwünschungen gegen ihre Führer zum nächsten Bahnhof zu mar? schieren, einen Zug zusammenzustellen und ebenfalls nach Madrid zu verschwinden. Dem Befehlshaber wurde einfach erklärt:Wir ge­hören zum Heer der Pasionaria, aber wir haben weder sie noch irgendeinen anderen Bonzen jemals gesehen. Man führt uns zum Schlachthof!" In Baides soll es zu einem Feuergefecht zwischen Anarchisten und Marxisten gekommen sein, bei dem es drei Tote und zahlreiche Verwundete gegeben hat.

Mene Einmischung aus Frankreich

Paris, 2. November.

Fast jeden Tag berichten die Pariser Zei­tungen über neue Beweise offener Ein­mischung französischer Kreise in die inner­spanischen Auseinandersetzungen. So melder der PariserJour", daß mehr als 1500 Fran­zosen aus Nordsrankreich in Spanien kämp­fen. Auch in Belgien nimmt die Werbung von Freiwilligen für die roten Milizen in Spanien große Ausmaße an.Action Fran- caise" hält trotzamtlicher Richtigstellung" die Behauptung aufrecht, daß drei iran- zösische BomberBloch 210" nach Madrid ge­liefert worden seien. Außerdem hätte der französische Luftsahrtminister Cot angeord­net, daß die neben der Fabrik Bloch befind­liche Fliegerschule auch 50 marxistischen Flug­schülern aus Spanien zur Verfügung gestellt werde.

Aus Neuyork kommt die Nachricht, daß dort ein spanisches Frachtschiff neun Flug- zeuge und eine Ladung Nitroglyzerin für die spanischen Kommunisten an Bord genom­men hat.

ZeM dwBMsko i» im meiLIlch

Ernüchterung und Ratlosigkeit in der französischen Znnenpolitik

ZI. Paris, 2. November.

Der Ernst der Spannung innerhalb der französischenVolksfront" hat sich über den Sonntag nicht gemildert. Die Pariser Presse erörterte auch am Montag eingehend den Vorstoß des Generalsekretärs der Kommu­nistischen Partei, Thorez, gegen die Regie­rung Blum, wobei auch linksgerichtete Blät­ter die hinterlistige Politik der Moskauer Drahtzieher sehr scharf verurteilen und sogar den Wunsch nach Auslösung derVolks­front" nicht verheimlichen. Ob sich allerdings die Hoffnungen auf eine energische Rück­wirkung bei den Radikalsozialisten erfüllen werden, bleibt abzuwarten. Im übrigen ver­sucht die kommunistischeHumanits", die Kommunisten mit der Feststellung zu recht-