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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter
Samstag, den 31. Oktober Igz<
Lrrrislpolitik
Der deutsche Arbeiter
Krskt ciurak kreuze
Im Herzen der Wirtschaft
Wirtschaftskundüche tzahrt der Iungkausleute der Gruppe Handel
Ein silberner Reiseautobus rollt 8 Tage lang durch das Land, von Jndustrieort zu Jndustrieort. 25 junge Berufstätige fahren durch Württemberg und besichtigen die mannigfaltigsten Wirtschaftsunternehmen. .Wirtschaftskundliche Fahrt für I u n g k a u f l e u t e" — 25 der besten
Orts-, Kreis- und Gausieger des letzten Reichsberusswettkampfes sehen das Herz der schwäbischen Wirtschaft in seinem unermüdlichen Rhythmus, in seinem ewigen Schaffen, Repräsentant bester deutscher Wertarbeit.
Die Frage des Facharbeiternachwuchses hat der deutschen Wirtschaft seit je große Sorgen gemacht. Die allgemeine soziale Lage der vergangenen Zeit verhinderten die gründliche Schulung wertvollen Nachwuchses, und die Dividendentendenz der politisch mächtigen Industriellen hatte kein Interesse an besonders hohen Unkosten, deren Rentabilität nicht vor vornherein feststand.
Erst der Nationalsozialismus griff das Problem ernsthaft an und schuf eine Be- russerziehung, deren Auswirkungen natürlich nicht von heute auf morgen sichtbar
„Bei der Arbeit und durch die Arbeit am deutschen Heimatboden wollen wir den neuen deutschen Menschen nationalsozialistischer Prägung formen, Blut und Boden unseres Volkes wieder in Verbindung bringen und so dem Leben unseres Volkes eine feste Grundlage schaffen für kommende Jahrhunderte."
Loastaotiii kliert.
werden können, deren fruchtbare Ansätze sich aber heute schon besonders unter den jugendlichen Berufstätigen zeigen.
Wir trafen die 25 Fahrtteilnehmer im Tech- .likum Reutlingen. 25 Jungkaufleute gingen durch die Strickereien und Webereien, vorbei an kompliziertesten Maschinen, deren Wesen, ja, deren Aussehen ihnen bis dato völlig unbekannt gewesen war. Nun sahen sie die Schule eines Berufszweiges an der Arbeit, der zu den wichtigsten Württembergs gehört, nun hörten sie vom Direktor der Schule etwas über die Bedeutung der Textilindustrie im Rahmen der gesamten deutschen Wirtschaft. Dieses Technikum und die vielen anderen Fabriken, von denen täglich zwei oder drei auf dieser Fahrt besichtigt wurden, sind Glieder eines großen Wirtschaftsapparates, dem die Jungkaufleute einmal angehören werden, wenn sie verantwortlich im Beruf stehen.
Die Fahrt, die eine Anerkennung für die Leistungen im Reichsberufswettkampf darstellt. ist ein Abschnitt der wirtschastspoli- tischen und berufskundlichen >L-chulung. die die Deutsche Arbeitsfront dem Nachwuchs angedeihen läßt. Aus solchen Fahrten bekommen die jungen Berufstätigen einen Einblick in das gesamte Wirtschaftsleben.
wie er der vorigen Generation nicht gegeben wurde. Wenn sie heute an ihren Schreibtischen fitzen oder an den Werkbänken stehen, dann wissen sie, daß sie einem großen Organismus angehören, in dem ihre Arbeit genau so wichtig ist wie die anderer. Die Hitler-Jugend, deren Vertreter die leitenden Stellen der Gaujugendabteilung der DAF. innehaben, weiß, daß auch dieser Teil der Jugendarbeit, mit dem sie beauftragt wurde, wichtig ist für die Formung des politischen und Persönlichen Charakterbildes der neuen Jugend und setzt sich mit allen Kräften für die Durchführung solcher Fahrten ein.
Beim Mittagessen hatten wir Gelegenheit, mit dem Führer eines Reutlinger Textilbetriebes zu sprechen, dessen Sohn gleichfalls an der Fahrt teilnahm. Er äußerte sich sehr anerkennend über die wirtschaftskundlichen Fahrten, deren Wert ein Betriebsführer nicht hoch genug einschätzen könne. Ebenso anerkennend sprächen sich Handelsschuldirektoren, Gewerbcschulleiter und andere Betriebsführer aus, von denen viele sogar den Wunsch äußerten, selbst einmal an einer solchen Fahrt teilnehmen zu dürfen. Viele Betriebe haben sich seinerzeit verpflichtet, dem aus ihrer Gefolgschaft teilnehmenden Reichsberusswett- kampfsieger außer den Fahrtkosten auch noch die Anfahrt und alle sonstigen Spesen zu bezahlen, um damit eine Anerkennung seiner Leistung im RBWK. auszudrücken und ihm Gelegenheit zur Weiterbildung zu geben.
,Diese Fahrt der Gruppe „Handel" ist eine ideale Form der berufskundlichen Fahrten.! weil sie in Betriebe verschiedener Art und j Berussgruppen führte. Insgesamt wurden ! von Juli bis Oktober 1936 25 Fahrten durch- gesührt. Das Ergebnis dieser Fahrten wird wohl dazu führen, daß man auch im nächsten Jahr besonderen Wert auf ein gemischtes Besichtigungsprogramm legen wird, um die unschätzbare Gelegenheit für den Einblick in einen möglichst großen und vielfältigen Teil des Wirtschaftslebens aus-> ^^»-.rbei.e. zunutzen. v. j. lr.
(Bild: Holtmann)
kld Januar Werkstattwochenbuch
Nach einer Mitteilung des Reichsstandes des deutschen Handwerks soll mit dem 1. Januar 1937 das Werkstatt-Wochenbuch allgemein im Handwerk eingeführt werden. Das Werkstatt-Wochenbuch ist gewissermaßen ein Tagebuch des Lehrlings, in das er alles das eintragen soll, und zwar die schriftlichen Eintragungen durch Zeichnungen ergänzt, was er in der jeweils vergangenen Woche gearbeitet hat. Durch diese Eintragungen, die dem Meister und den Eltern des Lehrlings zur Unterschrift vorgelegt werden müssen, gewinnen neben dem Meister und den Eltern auch die Mitglieder der Prüfungskommissionen einen besseren Ueberblick über das Tun und Können des Lehrlings. Daneben soll das Werkstatt-Wochenbuch ein wirksames Mittel zur Vertiefung der Meisterlehre sein. Es soll
Des Sührers Straßen im Schwadenland
Kameraden vom Bau fahren durch Württemberg
Wenn wir uns an das geivaltige Werk des Führers, die Reichsautobahnen, erinnern, wenn wir die imposanten Denkmäler unserer Zeit erstehen sehen, die das Gepräge des nationalsozialistischen Aufbauwillens tragen, so sehen wir die großen Aufgaben, die das Baugewerbe in Zukunft zu erfüllen hat.
Diese Aufgaben geben dem Baugewerbe die Verpflichtung, das fachmännisch Beste zu leisten. Diese Leistung wiederum ist nur möglich, wenn ein neuer Typ des Facharbeiters im Baugewerbe entsteht, der seine Arbeit in dem stolzen Bewußtsein erfüllt, daß er an einer gewaltigen Aufgabe ehrenvoll Anteil hat.
Die Deutsche Arbeitsfront will deshalb auch
daher weder als Lohnnachweis denn als dem Arbeitskameraden vom Baugewerbe die Nachweis über richtige praktische Arbeiten Möglichkeit geben, im Rahmen einer wöchent- dienen. I lichen Studienfahrt neue Eindrücke und Er-
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// / Grauenhafte Zustände in einem / ZNoskauerNachtasgl für Schaffende
Unter normalen Kulturverhältnissen ist es gewöhnlich so, daß der Bürger eines x-beliebigen Staates, der die Haupt- und Regierungsstadt seines Landes auffucht, als selbstverständlich voraussetzt, irgendein Bett in einem Gasthause zum Ueberuachten zu sm- den. Diese Selbstverständlichkeit sucht jedoch der in beruflicher und dienstlicher Eigenschaft nach der roten Hauptstadt Moskau mit ihren! 3,5 Millionen Einwohnern kommende sow- ^ jetbürger vergebens, lieber den augenblick- ^ lichen Stand der hauptstädtischen und dem! Staate unterstehenden Veherbergnngseinrich- ! tungen soll daher die Moskauer „Jswestija" ! (17. Oktober 1936. wirklich 36! > zu WorA kommen; der Einiachbeil wegen dürste es am i besten sein, den erbaulichen Bericht ohne Ab- ! striche wiederzugeben. Bin der Ueberschnsl j „Ein „Warteraum" in der Großen Timst trowkastraße" wird zu diesem Thema, allerdings auf der letzten Seite und in Kleindruck wie folgt Stellung genommen:
„„Vorsicht, tretet mir nicht aus die Hände!" Wir steigen langsam eine dunkle Treppe hin auf. steigen dabei über Menschen hinweg welche auf den steinernen Treppenstufen, arn den Treppenplätzen, aus den Fensterbänken zwischen Zigarettenstummeln. Papierabfällen und Schmutz ausgestreckt liegen. In einem Winkel, zusammengekauert, schläft, auf ihrem Koffer sitzend, eine Frau, welche ihre abgegriffene Aktentasche umklammert halt. Ein wohlgenährter Mann mit einer Hornbrille hat sich Zeitungen ausgebreitet und schnarcht
leise, seinen Koffer mit beiden Händen festhaltend.
In allen vier Stockwerken . - . ein und dasselbe Bild. Ueberall auf dem Boden das Durcheinander, in allen möglichen unbe-
kenntnisse in sich aufzunehmen, die ihn die Größe seiner Aufgabe und die Wichtigkeit seiner Arbeit erkennen lassen, die er an seinem Platz zu erfüllen hat.
Die Gauwaltung Württemberg- Hohenzollern, und zwar die Abteilung für Bernfserziehung und Betriebsführung in Zusammenarbeit nnt den Gaubetriebsgemeinschaften „Bau" und „Stein und Erde",, führt eine solche Fahrt vom 20. bis 28. November 1936 durch, an der sich alle Arbeitskamera- den, die den Reichsbetriebsgemeinschaften „Bau" und „Stein und Erde" angehören, beteiligen sollen. Das Fahrtenprogramm wurde sorgfältig zusammengestellt und steht unter dem Leitwort: „Des Führers Straßen durchziehen das S ch w a b e n l a nd".
Folgende Besichtigungen sind vorgesehen: Eintreffen in Stuttgart, Führung durch Stuttgart. B a d C a n n st a t t: Travertinsteinbruch Lauster. Waiblingen: Ziegelei- und Scho- ferkaminfabrik. Schorndorf: Ziegelei Groß.
erträgliche Unterkunft für die Nacht zu die- G e i s l i n g e n / St.: M. W. F-, Abteilung, ten in der Lage ist. Der Stellvertreter des ! Glasschleiferei. G o s b a ch : Lager Reichsanto-
Trustleiters. der Genosse Jegorow. erklärte, > Besichtigung der Reichsautobahn mit
daß der Bestand an Gasthäusern in Moskau.! Brücken- und Tnunelbauten am Drakenstein.
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die irgendein höchst sonderbarer Umstand . geschrumpft (!) sei; dabei werde aber die ! ^r^a ^ n - Kaltwerk. B l a ube hier zusammengepfercht hat. Wer sind alle Zahl der beruflich nach Moskau kommenden > Bepchtigung des Klosters unv Blautopses..
diese Leute? Es sind Ingenieure. Aerzte,, Personen von Jahr zu Jahr größer. Seil > S ch e l k l: n g e n : Zementwerke. Sigm a--
Agronomen, Wissenschaftler, Lehrer, Wirt- ! 1929 seien 32 Gasthäuser fün ständige Wohn- schaftler. die aus Leningrad, Fernost, Tbilis ^ zwecke besetzt, 14 von ihnen sind Wohngesell- (gemeint ist Tiflis, das Moskau nunmehr ^ schäften (Schakti) übergeben worden. Die
ringen: Stadtbesichtigung, Fahrt durch die Felsenschlucht des Donantales zwischen Sig- mariugen und Beuren. Fahrt durch Schram-
aus „taktischen" Gründen mit seinem arme-l Gasthäuser, die dem Trust unterstehen, sind j ^ Schramberg: Schramberger Maja
nischen Namen nennt), Alma-Ata (Hauptstadt von Kasakstan) und anderen entfernten Orten angekommen sind. Die Ausweispapiere sind bei allen in Ordnung; aus denselben geht hervor, daß der jeweilige Inhaber in wichtigen und dringenden Dienstangelegenheiten nach Moskau gekommen ist. Und trotzdem müssen diese Leute mehrere Nächte sitzend, hockend und liegend in einer solch dumpfen und schmutzigen Umgebung zu- brinaen, die sich noch dazu „Warteraum" nennt, denn an den Türen dieses „Warteraumes" hängen Schilder, welche besagen, „daß es sich hier um ein Büro für die Verteilung von Zimmern des Trusts der Moskauer Gasthäuser" (Große Dimitrowkastraß? Nr. 7) handelt.
Wir beschlosten, bei der Leitung dieses Trusts in Erfahrung zu bringen, aus welchem Grunde der Trust beruflich tätigen Menschen noch nicht einmal eine irgendwie
auch fast Wr Hälfte von Moskauer Bürgern i F r e u d e n st a d t: Führung durch
belegt (von 586 Zimmern ,md 221 auf diese ^ ^ ^
Weise besetzt) und haben auch schon lange aufgehört, Gasthäuser im eigentlichen Sinne des Wortes zu sein. In Wirklichkeit find die Gasthäuser nichts anderes als Bettgemein- schaften. denn sie sind bis zum äußersten ausgenutzt. Aber auch dadurch ist noch kein Ausweg geschaffen. Tagtäglich kommen ungefähr 150 nach Moskau gerufene Menschen an, die ohne Uebernachtungsmöglichkeiten
die Stadt. Hirsau: Klosterbesichtigung. Pforzheim: Stadtrundgang. Maulbronn: Großsteinbruch Burrer, Besichtigung des Klosters. Heilbronn: Glashütte. Kochendorf: Salzbergwerk. Leonberg: Reichsautobahntunnel Engelberg (zwei Stollen 320 und 290 Meter lang) .Stuttgart: Naturalienkabinett, Besichtigung von Siedlungen, Großbauten und Baudenkmälern, Höhen
bleiben. Hin und wieder Passiert es sogar, rundfahrt.
daß Leuten, welche in eiligen Angelegenheiten ! Die Kosten betragen 32 RM. einschließlich nur zwei bis drei Tage in Moskau zu tun ^ Fahrt, Unterkunft und Verpflegung, ab Stutt-
haben, der Vorschlag gemacht wird, sünf bi! sechs Tage auf ein Zimmer zu „warten"."
Soweit der Bericht der „Jswestija". Kommentierende Worte würden den Eindruck schwächen.
gart — an Stuttgart. Anmeldungen nimmt die Deutsche Arbeitsfront, Gauwaltung Württem- berg-Hohenzollern, Abteilung für Berusserzie- hung und Betriebsführung, bis zum 10. Nov.. 1936 entgegen.