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Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter'
Teile 7 - Rr. 255
Monat November
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Wohnbauten unter der Erde/ :
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Vor reichlich einem halben Jahrhundert lw! der Angelsachse Bellm>:h einen utopi- ichen llloman gesegrieven. der sich mit den l technischen, sozialen und politischen Eimsich- > tungen eines nach seiner Ansicht idealen ! ZukuiiftSstaates belaßt. Tie Geschichte, die s übrigens „Rückblick nutz dem Jahre 2000" s benannl ist. würde in dem zur Erörterung s stehenden Zusammenhang nicht weiter er- j rvähnenSwert sein, wenn sie nicht in einer > unterirdischen Wohnung ihren Ansgang l nähme. Der Held des Buches hat durch die ! Verkettung einer ganzen Anzahl glücklicher — oder waren es unglückliche? — Um- ^ stände den 'Rest des ohnehin ausgehenden j l9. und das gesamte 20. Jahrhundert nn- s beschädigt «und buchstäblich!) verschlafen s und wacht im Jahre des Heils 2000 plötzlich i ans, als sein verschütteter Bau von Archäo- > logen oder Bauarbeitern ausgegrabeu wird. :
Prophetie oder Plagiat? !
Das Stück Zukunftsroman spielt, wie ge- ! sagt, beim Anfgehen des Vorhangs in einer ! unterirdischen Behausung, die der vorsint- s ftutliche Herr I während seines realen ! Erdenwallens sich als exzentrischer, extra- ! vaganter und natürlich schwer reicher Mann ! unterhalb seiner „richtigen" Villa auf der ! Erdoberfläche gewissermaßen aus Jux zu- ! gelegt hatte. Eben wegen dieser seiner ge- ! heimnisvvllen Maulwurfsexistenz hatte er s auch einen so langen Zeitraum überdauern > können. s
Dies als Einleitung vorausgesetzt, sei die ^ Fracze erhoben, ob Mister A. Dally, seines > Zeichens Architekt, nicht etwa auf seine Idee ! bei starker Lektüre der Autoren Bellamy und ! Jules Verne gestoßen ist. Er hat nämlich so- : eben in einem westlichen Villenvorort von ! London sein neu errichtetes Landhaus der ; Dessentlichkeit — in Gestalt von einigen bc- :
: vorzugten und aeiälligen Presseleuten,— ! oorgesührt. dessen Besichtigung in gewissen ! Einzelheiten so stark mit den Phantastischen ! Einzelheiten der genannten Vorbilder über» ! einstimmt, baß die Vermutung berechtigt er- I scheint, der flinke Herr Dally (dalli, dalli!)
§ sei weniger ein Prophet als ein geschickter ! Plagiator.
! Zukunftsschwangerer Städtebau
^ Die Erkenntnis, daß fest un Erdboden ! funbamentierte Häuser „alten Stils", wie sie - in unserem rückständigen Zeitalter nun ein- ^ mal gang und gäbe sind, in etwaigen Zu- ! kunftskriegen säst schutzlos den Bomben uni- > herschwirrender Kampfgeschwader ausgelie- : fert sind, erhebt keinen Anspruch aus Oricsi- ! nalität. Das gesunde Prinzip der bomben- ^ sicheren Unterstände ist von prophetisch auf- s tretenden Städtebauern und austragsheischen- s den Konstrukteuren auch schon dahin über- : steigert worden, daß man in Zukunft Groß- ^ städte nur noch in Form unterirdischer — ? also eigentlich „negativer" Wolkenkratzer errichten dürfe.
Architekt Dallp ist der Ansicht, daß auch das schlichte Wohnhaus des nicht kriegsüh- renden Privatmannes dahin gehört, wo man ^ ohnehin nach gewisser Lebensdauer sein Ta- : sein beschließen wird: unter die Erde. Seine ^ Villa also stellte sich den nach Neuigkeiten : dürstenden Londoner Journalisten als eine ! komfortable Vierzimmerwvhnung mit Dach- : garten — in Buchstaben: Dachgarten — . bar, bei der das Dach, oliv der Garten. Par- ' ierre. alles übrige aber nn Souterrain ! untergebracht ist. Das Dach selbst, auf das i also jedermann Herrn Tally zu steigen ver- : mag. besteht aus drei Meter dickem Beton.
! Natur als Kunst
! Licht gibt es natürlich in der unterirdi- ^ scheu Villa auch: es ist künstlich mit Hilfe
einer eigenen elektrischen Lichtstation' erzeugt. Luft ist auch vorhanden: man hat eine Klimaanlage eingebaut und stellt je nach Wunsch „echt Riviera-Auslese" oder ..Davoser Lungenfreund" oder am Ende auch „prima westfälische Landlust mit Kuhstallaroma" her. Gekocht, geheizt, gereinigt wird elektrisch. Auch Zensier mit Ausblick in d^e n Garten sind da. geräumige, moderne Schiebefenster: das Panorama aber ist künstlich angelegt; drehbare Periskope stehen oben im Garten umher und vermitteln die Zeichen und Wunder der Zeit aus zweiter Hand.
Es bleibt noch hinzuzufügen, daß der Inhaber des unterirdischen Wohnbunkers natürlich mrt Funk. Fernmeldeanlagen, Rauchverzehrer und Kognak reichlich versehen ist; daß die Türen nur elektrisch bedient und gasdicht verschlossen werden können. Und daß vermutlich neben eigener Kanalisation auch ein eigener unsichtbarer U-Boot-Hafen mit separatem Ausgang zur Themie vorhanden sein muß; dieses letztere entzieht sich jedoch der Kenntnis und ist vielleicht nur ein Vorgriff auf kommende, noch neuzeitlichere Archsi tekturen ...
Ausblick
Bleibt festzustellen, daß Mister Tally, Architekt, London, ein schönes Stück Geld in keine unsichtbare Reklame-Villa gesteckt haben muß, das er vermutlich auch wieder durch neue Aufträge hereinholen wird. Es fragt sich bloß, ob die Menschheit im Jahre 2000 noch immer nicht so vernünftig geworden sein wird, daß sie zur Erhaltung ungezählter oberirdischen Gebäude — Milliarden einfach . . . Frieden hält und Luftbombarde- inents tunlichst zum allgemeinen Wohls unterläßt. Das wäre doch eigentlich das beste und billigste, nicht wahr?
Samstag, den 31. Oktober 1938
I Was es nei all Mil
„Ich nehm schnell noch ein Kleid mit"
Es lebe der Automat! Was ist er doch für eine herrliche Erfindung unserer Zeit! Man braucht sich nicht mehr um die übliche polizeigemäße Geschäftszeit zu kümmern, man kann, wenn man nachts Appetit auf ein Viertel gekochten Schinken bekommt, aus dem Bett steigen, vor den nächsten Schlächterladen gehen und ein Paar Groschen in den Automaten werfen. Dann kommt der Schinken heraus. Die letzte Attraktion auf diesem Gebiet war der Automat mit dem frischen Blumenstrauß. Man wird plötzlich eingeladen, es ist schon zu spät, der Dame des Hauses ein paar Blümleiu zu kaufen, da nahte dann dieser blühende und duftende Apparat wie ein rettender Engel. Na, wir wissen ja, was man sich sonst noch nach 7 Uhr abends aus den Automaten holen kann. Aber was wir bisher noch nicht wußten: ein Pariser Konfektionshaus hat an mehreren Stellen der Stadt Damenklei- der-Automaten aufgestellt. Jeder der Automaten enthält fünf verschiedene Modelle moderner und billiger Kleider in allen Größen. Die Formen der Kleider werden durch auswechselbare Bilder gezeigt. Jede Dame, die unterwegs schnell ein billiges Kleid kaufen will, kann an dem Automaten bis Modell-Nummer und ihre Größe einstellen, und nach Einwurf von drei Zehn-Franken- Stücken bekommt sie „prompt und billig" ihr Kleid. Es steht nur zu befürchten, daß manche Dame, die solch Kleid ohne jegliche Anprobe kauft, nachher enttäuscht sein wird, denn Idealfiguren sind nicht sehr zahlreich vertreten.
' Ein unheimlicher Barbier
Das kann man schon Mut nennen! Ein Artist in London führt jeden Abend im Variete einen gelehrigen Schimpansen vor. Ist das Publikum schon im Anfang begeistert über die Kunstfertigkeiten des Affen, io steigt die allgemeine Spannung zum Schluß immer höher. Tann setzt sich nämlich der Artist auf den Stuhl, der Affe bindet ihm einen weißen Kitte! um, schlägt kunstgerecht Schaum in einem Schnsselchen, und beginnt, den geduldig ausharrenden Mann einzuseifen. Dann holt der Schimpanse ein Rasiermesser und rasiert geschicktund behutsam das Gesicht des Artisten. Während es den Zuschauern heiß und kalt über den Rücken läuft, verrichtet das Tier seine Arbeit so gut wie ein gelernter Barbier, und der Artist behauptet, daß der Affe ihn noch niemals geschnitten habe.
Büchertifch
S/Ampia 1SS6 im Vi/-
Jm Wilhelm°L impert - Verlag, Berlin, erschien soeben das Bildwerk .Olympische Spiele Berlin 1936". herausgegeben von Dr. Gerhard Krause. Man darf schon sage«, es ist ein überragendes Werk, denn von der Unmasse der in Berlin gemachten Ausnahmen hat der Herausgeber wirklich rund 300 der schönsten ausgelesen. Angefangen vom Fackellaus bis zur Einholung der olympischen Flagge. Beim Durchblättern erlebt man nochmals die unvergeßlichen Tage der XI. Olympischen Spiele mit, sieht nochmals die Hunderttausende im Reichssportfeld, sieht wieder unsere deutschen Olympiasieger, steht aber auch all die anderen, die der olympische Lorbeer schmückte. Die kurzen, verbindenden Texte machen dieses Buch aber auch allen, die nicht dabei waren, zu einem wertvollen Bildwerk. Der Preis für dieses drucktechnisch erstklas» sig ausgeführle Werk ist für die broschierte Ausgabe mit 3.60 RM. und für die Ganz: :>en- Prachtausgabe mit 5 RM. sehr preiswert, ü. ö.
Aus alle iu obiger Spalte augegebeue» Buche? und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung S. W Zaiser. Nagold, Bestellungen entgegen.
Das Buch verschönt Mr Deinen Feierabend und lehrt Dich unsere Zeit besucht erleben.
Kameradschaft überwindet die Not
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zur 2.Ne?kltgftraße nsamm!ung am Zs. Vkwber u. 1. November
Stets, wenn unser sichrer zum Kampf rief, waren es die Männer der Sft., 44 und des NSKK., die dem Befehl gehorchend ihre Person rücksichtslos einsehten, um zu siegen.
Zum vierten Male gilt es, gegen kunger und Kälte auf;»- marschieren und durch Kameradschaft die Not überwinden zu helfen, überall werden diese Männer als Kämpfer für das Winterhilfswerk des Veutschen Volkes in der sront des ratsozialismus stehen und der Welt das größte sriedenswerk des stritten Neiches künden.
Bringt ttznen kure Verbundentielt durch freudige Bpfer- berettschast zum flusdruck. -
Vor Stabschef der Sfl.r Ver «elchsführer 44 :
ver korpsftihr«:
Sonntag, 1. November
6.0V Haicnkonzert
8.00 Zeitangabe. Wetterbericht
8.05 Gymnastik
8.25 „Bauer hör zu!"
8.45 Sendepause 8.00 Evaugeliichc Morgenfeier
8.30 Sendepause 10.00 Reichsuiniikiagc der HI.
10.45 „Kennen Sie Gaetano Doni- zetti?"
11.30 Reichsmusiktagc der HI.
12.10 Musik am Mittag 13.00 Kleines Kapitel der Zeit
13.15 Musik am Mittag
13.50 „1t> Minuten Erzengungsschlacht" 14.06 k. „Des Kaisers Nachtigall"
11. „Von der Sonne und dem Mond"
14.45 ..Aus Laden und Werkstatt" 15.00 „Brasilianische und javanische
Volkslieder"
15.20 Kleine Lautenstück«
15.30 Chorgeiaug
18.00 Musik zur Unterhaltung 18.00 „Dix 8agd im November'
18.40 „Die Londoner Philharmoniker spielen"
19.10 „Turnen «nd Sport"
18.40 „Do« Giovanni"
22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetterund Sportbericht 22.38 Nachtmusik 24.00—2.00 Nachtmusik
Montag, 2. November
8.00 Choral. Zeitangabe, Wetterbericht 8.30 Gymnastik I s 6.30 Frühkonzert
7.00—7.10 Frübnachrichten 8.00 Wafscrstandsmelbungen 8.05 Wetterbericht 8.10 Gymnastik II
8.30 „Froher Klang zur Arbeitspause"
9.30 Allerseelen 9.45 Sendepause
10.00 Abschied von der Sonne
10.30 Sendepause
11.30 „Für dich, Bauer!"
12.00 Schlobkonzcrt x
13.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten
13.15 Schlobkonzert 14.00 „Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Sendepause 16.00 Musik am Nachmittag 17.45 „So also siebt eine Werkbücherei aus?"
> 18.00 Feierabendmnstk im November 19.45 Echo aus Bade«
20.00 Nachrichtendienst
20.10 „Die Heldensabrten des Kreuzer- geschwadcrs Gras Svee"
21.10 „Allerseelen"
22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetterund Sportbericht
22.30 „Klänge in der Nacht"
24.00-2.00 Nachtmusik
Dienskag, 3. November
6.00 Choral, Zeitangabe, Wetterbericht 6.05 Gymnastik 1
6.30 Frübkonzert 7.00—7.10 Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsuielönngen 8.05 Banernsnnk 8.10 Gymnastik II
8.30 Ohne Sorge« ieder Morgen
9.30 Sendepause
10.00 Eine deutsche Siedlersfra« i« Brasilien
10.30 Englisch für die Oberstufe 11.00 Sendepause
11.30 „Für dich, Bauer!"
12.00 Mittagskonzert 13.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten
13.15 „Nord und Süd" l
14.00 „Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Sendepause
15.15 „Von Blume« «nd Tieren"
16.00 „Musik am Nachmittag"
17.45 Allerlei Wissenswertes: „Die Au- «cnue im Kosmos"
18.00 Unterbaltnugskonzert 19.00 „Leicht bekömmlich"
19.45 „Wir helfe« mit"
20.00 Nachrichtendienst 20.10 Horrido «ud Halali 21.00 Unterhaltnngskonzcrt
22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetterund Sportbericht 22.20 Politische Zeituugsscha« des Drabtlose« Dienstes 22.40 Unterbaltnngs- und Bolksumstk 24.00-2.00 Nachtmusik
Mikkwoch, 4. November
8.00 Cboral, Zeitangabe, Wetterbericht 6.05 Gymnastik 1
6.30 Frübkonzert
7.00—7.10 Frübnachrichten 8.00 Wasserstandsmeldungeir 8.05 Wetterbericht — Banernsnnk 8.10 Gymnastik H
8.30 Musikalische FrühstSckspans«
9.30 Sendepause
10.00 „Kein schönrer Tod ist i» der Welt, als wer vorm Feiud erschlagen"
10.30 Sendepause
11.30 „Für dich. Bauer!"
12.00 Mittagskouzert
13.00 Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten
13.15 Mittagskonzert
14.00 „Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Sendcvanie
15.15 Allerlei Plaudereien
15.30 „Handwerk hat goldene« Boden" 16.00 Mnstk am Nachmittag
17.45 „Arabische Hochzeit"
18.00 „Unser singendes. HingenbeS Frankfurt"
19.45 „Der Eintritt der Fra« in d«S deutsche Schrifttum"
20.99 Nachrichtendienst
29.15 Stunde der junge« Nation
29.45 Schnbert-Zpklns
22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetterund Sportbericht
22.30 Lieber
22.45 „Wir packe« aus"
24.00-2.00 Nachtmusik
Hung folgt.tz