Seite 8 Nr. 169
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter
Donnerstag, den 23. Juli 1936
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Von Oberstleutnant Neh ring.
X>VX Man unterscheidet allgemein die aktive Abwehr durch Waffenwirkung und die passiv« Abwehr durch künstliche und natürliche Hindernisse, eine Begriffsbestimmung, die nicht ganz einwandfrei gewählt zu sein scheint; denn eigentlich ist die gesamte Panzerabwehr ihrer Natur nach passiv, sowohl in der Eeländeausnutzung, als auch in ihren Waffen und in ihren sonstigen Abwehrmitteln, wenn man vom Einsatz von Panzerkampfwagen oder ähnlicher, vorläufig jedoch nur in der Theorie vorhandener „Antitanks" zum Auffangen feindlicher Panzereinbrüche absteht.
Weitreichendem Artilleriefeuer und dem Angriff von Luftstreitkräften mit panzerbrechenden Waffen oder Bomben ist neben den eigenen Panzerkampfwagen zwar die Möglichkeit aktiver Abwehr zuzugestehen; ihre Wirkung wird aber zeitlich beschränkt bleiben, da die Panzereinheiten sich diesem Angriff dank ihrer Beweglichkeit entziehen können.
Die übrigen Waffen und sonstigen Mittel wirken räumlich wie zeitlich so engbegrenzt, daß man ihre Abwehr nur bedingt als aktiv ansprechen kann. Den Auftrag, „den gepanzerten Feind zu vernichten", können sie kaum durchführen. Wohl sind sie in der Lage, den Gegner unter günstigen Umständen abzuwehren, wenn er angreift, also seinerseits aktiv handelt; das heißt, sie sind von seinem Verhalten abhängig, also in einer passiven Rolle. Anzustreben bleibt aber, die Panzerabwehr im wahren Sinne des Abortes aktiv zu gestalten, um sie zur Lösung aller Aufgaben zu befähigen, also auch zur Vernichtung und nicht lediglich zur Abwehr ihre» besonderen Gegners, und damit den gesamten Feind zu treffen. Dazu wird es nötig werden, die Offensivkraft der mit Abwehraufgaben betrauten Einheiten und Verbände durch Verbesserung von Waffe und Gerät ganz erheblich zu steigern,
1. um den gepanzerten Feind mit voller Sicherheit abwehren zu können,
2. um in der Lage zu sein, ihm mit Aussicht auf Erfolg zu Leibe zu gehen,
S. um ihn zu jagen, zu verfolgen und schließlich zu vernichten.
Es wird dabei voraussichtlich darauf ankommen, nicht nur reinrassige Abwehrverbände zu bilden, sondern alle vorhandenen Abwehrmittel zum zweckvollen Zusammenwirken zusammenzufassen. Diese ständige Mischung von Waffen sehen wir sinngemäß heutzutage schon im kleinsten Verband, der in die Lage kommen kann, selbständige Aufgaben durchzuführen. Was sich hier bewährt, sollte auch der Panzerabwehr nutzbar gemacht werden.
Zu erwägen wäre noch eine Trennung der Panzerabwehr in die taktische und die operative Abwehr, deren Mittel wiederum paffiver und aktiver Art sein können.
Die taktische Panzerabwehr wird von den organisch in die Truppenteile und -verbände eingegliederten Abwehrwaffen, -truppen und -mittel wahrgenommen, die fallweise je nach der Lage durch andere Waffen verstärkt werden können. Sie umfaßt etwa den Führungs- bereich bis zum Armeekorps ausschließlich und kann als Selbstverteidigung dieser Verbände angesehen werden. Die hierzu vorgesehenen Einheiten find durch diese wichtige Aufgabe gebunden und für andere Zwecke nicht verfügbar.
Der operativen Panzerabwehr könnte die Lösung von Aufgaben im Rahmen der großen Lage zufallen, vorzugsweise der Schutz offener Armeeflanken und des Rückens einer Armee, das vorübergehende Schließen einer Lücke zwischen zwei Heereskörpern, das Auffangen vorgeworfener oder durchgebrochener Panzerkräfte, das schnelle Abriegeln des eigenen oder auch des feindlichen Durchbruchs nach den Flanken und andere Aufgaben mehr.
Für die Lösung dieser soeben skizzierten operativen Aufgabe« müßten wohl besondere Panzerabwehrverbände zur Verfügung der Heeresleitung ausgestellt werden. Ein« vorübergehende Zusammenstellung im Bedarfsfälle aus den bei den Armeekorps befindlichen Einheiten erscheint kaum tragbar, da diese dann sicherlich im entscheidenden Augenblick hier fehlen werden; auch wird es der richtigen und geschulten Zusammenarbeit von Truppe und neugebildetem Stabe ermangeln und somit eine Jmpro- visterung all Koc mit allen unvermeidbaren Nachteilen werden.
Operative Panzerabwehrverbände sollen nach Ansicht der Franzosen und Engländer das sofort greifbare, schnell verschiebbare und bewegliche Netz sein, das dem schnellen und beweglichen Panzergegner rasch übergeworsen werden kann, besten Stärke neben seiner Waffenwirkung in seinem Bewegungsvermögen begründet liegt. Stellt er seine Bewegung ein, bleibt er untätig, so kann er, wie die Franzosen sagen, „eingewickelt" oder, wie die Engländer sich ausdrücken, „zugenagelt" werden.
Der Verlaus der Herbstübungen 1931 der englischen Panzerbrigade und der dabei in erheblichem Umfang durchgeführte Einsatz von Panzerabwehr aller Art könnte in dieser Auffassung bestärken.
Die Frag« der Organisation solcher Verbände soll später berührt und zunächst die einzelnen Mittel für die Panzerabwehr besprochen werden, soweit sie durch die Auslands- preste bekannt geworden sind.
(Aus dem ausz-zeichn-i«, Buch des Verfassers „Panzerabwehr". Ein« Unt«rfuchuno über ihre Möglich!«,!. Verlad E. S> Mittler L Sohn, Ärlin.)
öesichligung
X1VX Ein altes Soldatenwort will wissen: „Was nicht besichtigt wird, wird nicht geübt." Dem ist natürlich nicht so, denn es wäre traurig, wenn es wahr wäre, wenn soldatisches Streben sich nur unter den Augen der Vorgesetzten entfalten würde. Aber ein Körnchen Wahrheit liegt doch in dem Satz. Der Major brütet über den Aufgaben, die er zu stellen hat, der Hauptmann sorgt, ob die Griffe klappen, der Leutnant quält sich mit den Remonten ab, der Oberfeldwebel rechnet an der Stärkenachweisung herum, der Unteroffizier hämmert seiner Korporalschaft immer wieder die Namen der Vorgesetzten ein. und der Rekrut wienert Koppel und Stiefel, bis er sich in ihnen spiegeln kan«. Die ganze Bevölkerung der kleinen Stadt nimmt an ihrer Aufregung teil. Die Jugend steht am Abend zuvor auf dem Marktplatz vor dem Gasthof, wo die Stabsoffizier« und Hauptleute beim Schusterbier um den Divisionskommandeur au» der Großstadt sitzen, und lauscht de« Be- griitzungrständchen der Regimentskapell«. Die Alte« liegen am nächste« Morgen aus den Fenstern der Nachbarhäuser und folgen mit kritischen Augen den Vorgängen aus dem Kasernenhof oder pilgern hinaus zum Exerzierplatz, um vom Kletterwall herab die Geländebesichtigung zu erleben. Die Mütter, die Dräute drücken in aller Arbeitshast de« Daumen für den Goldsohn und Herzallerliebsten. Alles atmet erleichtert auf, wenn am Spätnachmittag der Fritz oder Werner aus der Kaserne kommt und leichthin berichtet: „Es war nur halb so schlimm. Der Divisionskommandeur ist knorke. Unsere Kompanie war natürlich die beste."
Besichtigungen müssen sein. Eie sind ja die einzige Gelegenheit, bei der die hohen und höchsten Vorgesetzten die Truppe kennenlernen, bei der die Truppe Vertrauen zu de« fernwohnenden Vorgesetzten gewinnen kan«. Sie verlieren auch nichts von ihrem Ernst, ihrem Gewicht, wenn der Vorgesetzte sie „tarnt", wenn er erklärt, daß er nicht besichtigen, sondern nur dem Dienst beiwohnen will. Ein wenig Besichtigungssieber schadet auch gar nichts. Es ist ein harmloser Vorgeschmack des Kanonenfiebers und muß wie dieses überwunden werden. Von llebel ist nur, wenn der Besichtigungseifer dazu führt, aus der Besichtigung einen Film zu machen, bei dem der Vorgesetzte in einem verabredeten Frage« und Antwortspiel durch vorher mehrmals geübte Aufgaben über da» wahre Können der Truppen getäuscht wird. Noch schlimmer ist es, wenn der Vorgesetzte sich tatsächlich dadurch hinter das Licht führen läßt. Aber er wird schon in der Regel stutzig werden, wenn die Besichtigung glatt, allzu glatt verläuft. Er weiß, junge Soldaten machen Fehler und lernen durch nichts mehr und besser als durch die Fehler, die sie machen. Er knüpft bei seinen Besprechungen gern an diese Fehler an, macht dabei niemand einen Vorwurf aus ihnen, wenn er nur guten Willen und keimendes Verständnis sieht. Er wird nur ungemütlich und sacksiede- grob, wenn er auf Faulheit und Nachlässigkeit stößt. Er lobt lieber. Aber er ist auch vorsichtig in seinem Lob, auf daß die Truppe nicht übermütig werde und sich auf ihren Lorbeeren ausruhe. Er bemüht sich, in wenigen Stunden ein klares Urteil über den Stand der Ausbildung zu gewinnen und unzweideutig zum Ausdruck zu bringen. Er hält klug die Mitte zwischen dem Römerwort: „Um Kleinigkeiten soll sich der Fellcherr nicht kümmern!" und dem Ausspruch des Großen Königs: „Vernachlässigt mir nicht die Einzelheiten!" Er durchkreuzt das Be- stchtigungsprogramm der örtlichen Vorgesetzten nur dann, wenn er merkt, daß es allzusehr ins Friedensmäßige abgleitet. Er sucht der Truppe etwas aus dem Schatze seiner Kriegserfahrung mit auf den Weg zu geben, denn er will, daß der Besichtigungstag kein verlorener Tag in der so kurz bemessenen Ausbildungszeit ist, daß im Gegenteil an ihm viel, besonders viel von Vorgesetzten und Untergebenen gelernt wird. Er ist nur zufrieden, wenn die Truppe ihn mit Bedauern wieder in seinen Kraftwagen steigen sieht. Und die Truppe? Der Kommißhengst — er ist glücklicherweise im Nachkriegsheer immer seltener geworden — denkt voll Sorge an die nächste Besichtigung, die große Masse wirft aber alle schweren Gedanken hinter sich und freut sich auf die Tonne Vier, die der Hauptmann zum Lohne für die gute Besichtigung heute abend im Kameradschaftsheim auslegen wird. L?.
kLVX. Ueber das italienische Luftfahrtprogramm und insbesondere über die Rohstoffversorgung der Luftrüstungsindustrie macht die „Luftwehr" interessante Angaben, die auch unsere Leser interessieren dürften: Die Industrie wurde stark ausgebaut und die Qualität der Erzeugnisse erheblich verbessert. Die staatliche Kontrolle hat ebenfalls eine Verbesserung erfahren, indem neben einzelnen Prototypen kleine Serien für die Zulassung erprobt werden. Ungeachtet der politischen Verhältnisse ist die Industrie auch mit Aufträgen für fremde Regierungen beschäftigt. Das Hauptaugenmerk ist auf die Beschaffung der Rohstoffe im Lande selbst gerichtet. An Stelle der bisher vom Auslande bezogenen Birke wird für Sperrhölzer Pappel und Buchenholz verwendet: das kanadische Spruceholz ist durch Edeltanne, Fichte und ander« inländische Weichhölzer ersetzt worden. Ferner wurde die Unabhängigkeit auf diesem Gebiete durch die vermehrte Anwendung der Metallkonstruktion erweitert. Die bisher aus französischen und belgischen Rohstoffen hergestellten Bespannungsstoffe find durch Baum» wMstoffe ersetzt worden, für die das Rohmaterial in Jtalienisch-Somaliland gewonnen wird. Für die Fallschirme wird nicht mehr japanische Seide, sondern solche nationalen Ursprungs verwendet. Die in Italien erzeugten Stähle und Sonderlegierungen stehen in qualitativer Hinsicht nicht hinter denen des Auslandes zurück, können aber noch nicht in genügender Menge im eigenen Lande hergestcllt werden. Eine starke Erweiterung hat auch die Anwendung des ebenfalls im Lande selbst erzeugten Elektrons erfahren. Aus Eryträa stammender Glimmer wird versuchsweise als Jsoliermaterial für Kerzen und elektrische Zündapparate verwendet. Um auch in der Beschaffung der Kraftstoffe vom Auslande unabhängiger zu werden, sind zwei Gemische unter Verwendunng von im Lande gewonnenem Alkohol und Aethyl entwickelt worden. Als Zusätze zur Erhöhung der Klopffestigkeit gelangen nicht mehr Benzol und Blei-Tetraäthyl, sondern Azeton zur Anwendung, Die hierfür erforderlichen Rohstoffe liefert die Landwirtschaft, und es werden z. Zt. Maßnahmen zu einer Produk- ttonrsteigerung getroffen.
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XA"X Wie die Höhen und Schluchten um Verdun, wie die weiten Ebenen Flanderns, so sind auch die sanften Hänge und Mulden des Somme-Gebiets „unsterbliche Landschaft". Aber nur dem, der früher einmal hier gekämpft und gelitten hat, kündet sie heute die Spuren der ehemaligen Verwüstung. Unendliche Felder wogenden Korns breiten sich jetzt über die Hänge und Höhen, all die Dörfer, Flecken und Städtej die unvergeßlichen Kampfhandlungen und Taten die Namen gaben, sind wieder aufgebaut. Und doch spricht noch eine Leere von den Geschehnisse« vor 20 Jahren: es fehlen die hohen, lockeren Baumgruppen, die Pappelreihen und Wälder, die früher die Dörfer einhüllten und der Landschaft das typisch« Gepräge gaben. — Wir wissen, unsere deutschen Soldaten ruhen nicht mehr in den Friedhöfen, die unsere Truppen in treuer Kameradschaft anlegten, sie alle sind zerstört in den Stahlgewittern, die über sie hinweggingen. Tausende von Verschollenen ruhen noch heut« unter dem wogenden Korn der Felder und werden erst nach und nach zu ihren Kameraden versammelt, die di« Franzosen in neuen, großen Kriegsgräberstätten vereinigt haben. Die deutschen Kriegsgräberstätten in Achiet-le Petit, Sapignies, Villers-au Flos, Fricourt und Rancourt, in Bray-sur Somme, Proyart, Vermandovillcrs, Manicourt, Roye- St. Gilles sind solche Sammelpunkte unserer Toten geworden, und auch in Maissemy bei St. Quentin befinden sich unter den 30 000 Toten, die dort ruhen, viele Gefallene aus der Sommeschlacht. Auf allen diesen Kriegsgräberstätten sind Pflege und gestaltende Hand des Volksbun- des Deutsche Kriegsgräb«rfürsorge erkennbar. Wer die Kriegsgräberstätten früher gesehen hat, als kahle, öd« Felder, besetzt mit den endlosen Reihen schwarzer Kreuze, und wer diesen Zustand mit dem heutigen vergleicht, d«r wird ermessen können, welche Arbeit hier geleistet worden ist. In der weitgespannten Landschaft wachsen nun die Bäume und Heldenhaine heran und werden die Kriegsgräberstätten als Denkmale der Schlacht und deutschen Heldenmutes herausheben. So ist für die Ruhestätten »nserer Toten gesorgt. Im Herzen eines jeden Deutschen aber muß ihre Tat fortleben als höchste Offenbarung deutschen Mannestums, als Inbegriff der Treue und Hingabe.
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Kavalleriemanöver
In Abessinien haben Motor und Pferd auf das glücklichste zusammengearbeitet: der Motor auf den gebahnten Straße« des Hinterlandes, dar Pferd und im Gebirge das Maultier abseits der Wege an der Front. Zur Schlacht von Enderta waren nicht weniger als 10 000 Maultiere zwischen Adrigal und Makalle zusam- mengezogen, und von ihnen wurden gleich nach dem Siege 1000 auf Lastkraftwagen gesetzt und Hunderte von Kilometern gefahren, um die Versorgung der in der Provinz Schire fechtenden Truppen sicherzustellen. Jetzt kommt die Nachricht, daß die Amerikaner an der mexikanischen Grenze große Kavalleriemanöver abgehalten haben. Schon vor S Jahren wurde die Probe auf da» Exempel gemacht, wem in jenen weiträumigen, wildzerklüfteten, dünnbevölkerten und wasserarmen Wüstengebirgen der Vorzug gebühre: dem Pferde oder dem Motor. Das Pferd als Reittier und als Tragtier hat die Probe glänzend bestanden. Die diesjährigen Kavalleriemanöver fanden im April im Big-Bend, da» heißt der großen Schleife des Grenzflusses, de» Rio Grande, statt. Es nahmen an ihnen zwei Brigaden der 1. Kavallerie-Division teil, die ihr« weitverstreuten Standorte in den Fort» jener Einöden haben.
Man wird einwenden, Abessinien und Neu- Mexiko , sind weit. Was für jene weltferne« Erdteile gilt, braucht noch lange nicht für unser hochkultiviertes Europa richtunggebend zu sein. Gewiß, dem Motor eröffnet sich auf den Kunststraßen unseres alten Kontinents ein weite» Feld. Aber darüber hinaus finden sich immer wieder Gelegenheiten, bei denen man im Auf» klärungs- und Meldedienst, in der Fortbewegung der Kampfwaffen, im Munition»- und Nachschubdienst das Pferd nicht entbehren kann. Kein Heer der Welt hat daher di« Kavallerie ganz abgeschafft oder gar das Pferd aus seine» Reihen verbannt. Man sucht vielmehr Motor und Pferd sinnvoll zu vereinen. So besteht zum Beispiel das neu« italienische Reiter-Regiment aus 3 Reiterschwadronen, 1 mechanisierten MG- Schwadron und 1 Kampfwagenschwadron, die französische Kavallerie-Division aus 2 berittenen Brigaden und 1 motorisierten Kommando mit 1 Kraftradschwadron, 3 Kampfwagenschwadronen und 1 Regiment Dragoner auf Kraftwagen sowie aus einer reitenden und einer motorisierten Artillerie-Abteilung. o
Polnische Heeresresorm
XVi^X. In der polnischen Presse geht seit" einiger Zeit der Streit um den derzeitigen Kampfwert der Armee. Es sind jetzt 15 Jahr« und mehr her, daß man sie aufbaute. Man hat viel Liebe und viel Geld auf sie verwandt, man hat nach dem Urteil inländischer und ausländischer Sachverständiger auch Treffliches geschaffen. Aber man hat bei der wirtschaftlichen Schwäche des Landes sich nach der Decke strecken müssen und der Fortentwicklung der Technik nicht immer und überall Rechnung tragen können. So klagt man, daß die Artillerie sich noch heute mit Geschützmodellen der Kriegszeit begnügen müsse, daß die Luft- und Kampswagenwaffe seit 1926 nicht wesentlich vorwärtsgeschritten sei, daß die Motorisierung der Wirtschaft eher Rück- statt Fortschritte gemacht hätte und ihr geringer Wagenbestand im Verein mit der ungenügenden Leistungsfähigkeit der Motorindustrie eine hinreichende Ausstattung der Truppe mit Kraftfahrzeugen im Mobilmachungsfall gefährde. Die Heeresleitung hat sich diesen Klagen nicht verschlossen. Sie setzt in jüngster Zeit alles daran, Schäden abzustellen und Lücken auszufüllen. Tie weiß, daß sie mit einer Erhöhung ihres Haushaltes aus neuen Steuern oder Zwangsanleihen nicht rechnen kann. Sie hat einen „Fonds für die nationale Verteidigung" geschaffen, der aus Verkäufen von nicht mehr zu verwendenden Heeresliegenschaften (Kasernen, Festungswerken,. Exerzierplätzen) gespeist werden soll. Darüber hinaus wendet sie sich mit Erfolg an die Opfrr- sreudigkeit der Bevölkerung. So stifteten di» Arbeiter der staatlichen Gewehrfabrik durch Abzüge von ihrem Lohn 100 MG. Ei« selbst hat über den eigentlichen Haushalt hinaus, der bereits 35 Proz. des Eesamthaushaltes «»»«acht, einen außerordentlichen Kredit vo« >00 Millionen Zloty eröffnet, der vor allem der technischen Ausrüstung der Truppe zugute kommen soll. Die. Zahl der Kampfwagen ist bereit» in den vergangenen 12 Monaten um >00 erhöht worden. Die Stärke des Heeres ist unverändert geblieben, dagegen ist die Zahl der in den militärischen Wehrverbänden zusammengefahte« gedienten und ungedienten Reservisten erheblich gestiegen. Eine besonder« Rolle spiele« u«t«r ibnen die nach französischem Muster aufgezogene« Vereinigungen der Reserveoffizier« und Reserve- unterofsiziere, die mit ihren IS 000, bzw. 45 OVO Mitgliedern den Kern eines künftigen Masse«- Heeres bilden. Die Liga für Lust- und Ga,schutz hat durch eine großzügige Propaganda im ganzen Lande die Zahl ihrer Mitglieder innerhalb von 3 Jahren um mehr als ein« Million gesteigert. Die körperliche Ertüchtigung und militärische Erziehung der Jugend auf dsn Schulen und i« den Universitäten wird durch ein besonder«» Reichsamt nach dsn Richtlinien de, Kriegsministeriums einheitlich geleitet. Auch die weib- liche Jugend wird in etwa 800 Ortsgruppen aus ihre Aufgaben in einem Zukunftskriege als Krankenpflegerinnen und militärische Fürsorgerinnen vorbereitet. g