Sciie 8 Nr. 1«>8

Nagolder TagblattDer Gesellschafter

Der Lustinspekteur der polnischen Armee tödlich abgestiirzt

Der Lustinspekteur der polnischen Armee. Ge­neral O r l i c z-D r e s z e r. stürzte in der Nähe von Edingen mit seinem Flugzeug tödlich ab. Der General war seiner aus Amerika heimkeh­renden Gattin entgegengeflogen und konnte, ob­wohl das Flugzeug nur wenige hundert Meter vom Strand entfernt ins Meer stürzte, ebenso wie seine Begleiter, nur als Leiche geborgen werden. (Scherl Bilderdienst, M.)

Der crite

Von Marie Aue

Jeden Tag in den Vormittagsstunden saß ein alter Mann in der kleinen Gartenanlage. Der alte Mann saß jedoch nie auf einer Bank, sondern auf einem grauen, halbhohen Holzkasten, der für die Regentage Sand ent­hielt.

Auf einen Stock gestützt, der vor Jahr­zehnten elegant und Mode war, saß er stets mit gebeugtem Kopf, doch so, daß jeder, der vorüberging, sein schmales, von leidvollen Erlebnissen gezeichnetes Gesicht sehen konnte. Der alte Mann war sauber und einfach an­gezogen, ein wenig altmodisch, doch unauf­fällig. Der dunkle Hut konnte das weiche, weiße Haar nicht ganz verdecken. Es wuchs fast bis zum Nacken.

Ter Zufall wollte es, daß viele Tage nach­einander ein junges Mädchen über den Platz an der Promenade ging und an dem alten Mann vorbeikam. Das traurige Gesicht, die unbewegten Augen, die soviel Leere trugen und immer nur ins Leere sahen, die müde Haltung und die grenzenlose Einsamkeit, die diesen Mann umgab, machten auf das Mäd­chen einen tiefen Eindruck. Niemals gelang es Ena, zu sehen, wann der alte Mann kam oder ging. Er war nur da. Die Hände auf den Stock gestützt, den Kopf gebeugt, so saß er regungslos und stumm. Kein Lebenslaut fand Einlaß in das traurige Gesicht, kein Licht drang bis in seine Augen.

Ena vermehrte ihr Vorübergehen. Sie wollte, daß er sie bemerkte, weil es ihr Wunsch war, mit dem alten Mann zu sprechen. Er sollte wis­sen, daß sie an ihn dachte und Mitleid, Angst und Sorge für ihn empfand. Der alte Mann saß regungslos und stumm. Er schien die Schritte der Vorübergehenden gar nicht zu hören. Die Tage gingen hin und nichts geschah. Aus immer neuen Gründen verschob es Ena, zu dem alten Mann zu sprechen. Doch endlich faßte das Mädchen Blut und sprach. Der alte Mann hob langsam seinen Kopf, schüttelte ihn verneinend, und sank wieder in seine müde Haltung zurück. Sie beugte sich zu ihm:Es ist nicht Neugierde, die mich zu Ihnen sprechen läßt. Ich möchte Ihnen helfen. Sie sitzen hier, tagaus, tagein, mit einer schweren Last. Stüt­zen Sie sich auf mich, glauben Sie mir, daß ich die Kraft dazu besitze."Wenn ich auch wollte, könnten Sie doch nicht helfen." Der alte Mann sprach, ohne seinen Kopf zu heben.Sie werden später einmal erst erfahren, wie schwer­es ist, gutzumachen, was man getan, wie schwer an Lebenden und niemals an Toten. Das trägt man ganz allein, weil dabei alle Worte und Wünsche versagen."Wie dieser Raseu- sleck, so sind wir alle von unsichtbaren Fäden abgegrenzt, und diese Grenzen zwingen unsere Wünsche. Darüber kann kein Mensch hinaus." Der gleichmäßige, leise Ton, in dem der alte Mann gesprochen hatte, machte Ena befan­gen. Sie blickte ratlos vor sich hin, nicht weil

sie überrumpelt war, sondern sie fühlte sich nicht schnell genug imstande, ihre Worte so zu formen, daß sie vor dieser festen Meinung Klang genug besaßen.

«Ich komme wieder", sagte sie Plötzlich. Ich brauche Zeit für Ihre Worte. Sie müssen mich noch einmal anhören." Zwei ganze Tage blieb Ena der Promenade fern, und erst am Vormittag des dritten Tages erschien sie wieder. Der graue Holzkasten war leer. Suchend ging Ena auf und ab. Plötz­lich erblickte sie den alten Mann. Er stand ihr gegenüber und wartete darauf, die Straße überqueren zu können. Da sah er sie, hob den Stock und winkte.

Für Augenblicke war der Fahrdamm leer. Lächelnd und eilig kam der alte Mann aus Ena zu. Sie stand ganz still und sah nur immer auf das lächelnde Gesicht. Doch Plötz­lich war es fort. Vier Autoräder quietschten entsetzlich. Ena sprang zu der Unglücksstelle hin. Der alte Mann war schwer verletzt, doch er erkannte sie.

Die Grenzen sind doch nicht so eng", sagte er leise und schon verklärt.Ich habe Hoffnung..."

Er schwieg für immer.

Sofort hätten sich viele Menschen ange- sammelt. Manche, ständige Gäste auf den Promenadenbänken, erkannten ihn.

Mittwoch, den 22. Juli 1S3K

Befteges Sie «nsere ZeitW

Mein Gott, so muß er enden!" rief eine kleine, alte Frau.Zwei Jahre hat er stumm auf feinem Sandkasten gesessen und sich um keinen Menschen gekümmert, und gestern fragte er Plötzlich jeden, der vorbeikam nach einem jungen Mädchen, das mit ihm gespro- chen hätte."

Ena bahnte sich einen Weg durch das Ge­dränge. Sie ging zu dem verwaiste», grauen Kasten und strich wortlos über das kühle i Holz.

/vmo/s SN/ASAS»

Seliluk

^10 Goldene Medaillen! Ja, das hat es ein­mal gegeben, daß ein einziger Kämpfer lO Goldmedaillen errang, und zwar war dies der Amerikaner R. C. Ever y. Every war Spe­zialist von Sprüngen aus dem Stand. Hoch-, Weit- und Dreisprung ohne Anlauf, gewann er 1900 in Paris und 1904 in St. Louis. Dazu kam noch sein Doppelsieg 1908 in London, so daß er insgesamt 10 olympische Siege errang. Ihm am nächsten kommt Nurmi, Finn­lands unvergessener Meisterläufer. 1920 in Antwerpen ging er zweimal als Erster durchs Ziel. 1924 in Paris trat Nurmi viermal an, viermal wurde er Sieger und viermal stellte er einen neuen Weltrekord auf. Schließlich holte er dann 1928 in Amsterdam im 10 000-Meter- lauf die 7. Goldmedaille für seine finnische Heimat.

Paovo Nurmi, dieses Läuferwunder, wird auch in Berlin dabei sein. Allerdings nicht mehr als aktiver Kämpfer, sondern als Ehren­gast Deutschlands. Er wird dabei sein, wenn in Berlin die rund 6000 Sportler und Sport­lerinnen aus aller Welt zum Wettkampf an- treten werden. Der schweigsame Finne, der jetzt ein Herrenkleidergeschäft in Helsingfors betreibt, wird mit Wehmut im Herzen auf der Tribüne sitzen und zurückdenken an frühere Olympiaden. Aber auch er wird zugesteheu müssen, daß die Olympischen Spiele in Berlin alles bisher Dagewesene übertreffen.Ber­lin ist einmalig", sagte vor kurzem ein Ausländer zu uns und auch die Belgrader ZeitungPrawda" schildert ihren Lesern die großen Vorbereitungen, die in der Reichs- Hauptstadt getroffen werden, in trefflichen Worten

In dem Artikel wird mit Anerkennung von der großartigen Organisation gesprochen, die selbst die kleinsten Einzelheiten des Aufent­haltes der Olympia-Besucher erfasse. Es heißt darüber u. a.:Tie Gäste werden nicht ein­mal Deutsch sprechen müssen, weil die Ber­liner Gastgeberinnen schon seit einem Monat täglich vor ihren Radioapparaten sitzen und

rernen, wie sie mit ihrem Gaste. Engländer, Franzosen, Italiener usw., sprechen werden. Sie werden am Morgen Ihren Kaffee ans Bett bekommen, und die Gastgeberin wird mit dem Heft in der Hand in Ihr Zimmer treten, um Ihnen einen guten Morgen zu wünschen und mit Ihnen eine Konversation in Ihrer Muttersprache zu beginnen.

Auf den Straßen wird es immer genügend Dolmetscher geben, wenn Sie aber gerade schweigen wollen, dann heißt es in "Ihren Anweisungen, die Sie am Bahnhof, natür­lich in Ihrer Muttersprache, erhalten haben: .Bezeichnen Sie nur mit dem Finger auf der Karte das Ziel, und der Schupo wird Sie Hinweisen.' Wenn Ihnen aber auch das nicht genügt, dann wird er Sie in einem der Sonderwagen unterbringen, deren es in Berlin zahllose geben wird und die den sogenannten Olympia-Dienst versehen wer­den. In diesem Wagen werden Sie an Ihrem Ziel abgesetzt.

Natürlich werden Sie nicht einfach einen solchen Wagen Heranwinken und den ganzen Tag durch Berlin fahren können, da es selbstverständlich auch in Berlin Laxen gibt. Wenn Sie sich aber in eine Taxe setzen werden, dann können Sie sicher sein, daß Sie der Fahrer nicht zuerst rund um Berlin und dann dorthin fahren wird, wohin Sie wollen.

Das tun die Berliner Fahrer überhaupt nicht. Wenn Sie aber werden bezahlen wollen, dann müssen Sie überhaupt nicht wissen, wie eine deutsche Reichsmark aussieht. Sie brau­chen nur einen Schupo heranzu­winken und ihm 100 Mark in die Hand zu drücken, worauf er diese zu wechseln und mit dem Fahrer abzurechnen hat, bis alles absolut stimmt. Sie brauchen sich nicht einmal zu be­mühen, das Geld nachzuzählen. Daß der Rest richtig zurückgegeben wird, dafür garantiert Ihnen der deutsche Staat in der Person seiner Schupo.

Wenn Sie nach Berlin reisen werden, brau­chen Sie sich weder um Ihre Wohnung zu

l etzter künsatr ckas ist ckie Tasun» bei ilen ylxwpiselieo Uüinpken. llneksiskt wirkt cker UuZelstciller ckie Seüulter vor, «ler Hochspringer reilll ckie keine über ckie Kutte unck mit russm- nien gebissenen üsknen kämpkt sieb ckie Käu­ferin vorwärts. c4!Ies im Hinblick unk Olxnipiu, »!n bereit rn sein, nenn sieb ckie ckugenck cker IVeit INI IVettkunipk inikt. lNS. - Presse Archiv.>

kückseksu un6 ^U8blick suk

Olympischen Lpiele von n. Lruuv

kümmern, noch wüsten Sie sich damit beeilen, weil sonst die Preise eventuell in die Höhe gehen würden. Die Preise sind festgesetzt, und derjenige würde schlecht fahren, der versuchen würde, sie zu erhöhen. Schon im Umkreis von 250 Km. von Berlin wartet eine Wohnung auf Sie. Hier besteigt bereits ein Funktionär des Olympischen Ausschusses den Zug und zeigt Ihnen, welche Wohnungen zur Verfügung stehen. Sie brauchen nur den Ihnen zusagen­den Preis anzugeben, worauf Sie vom Bahn­hof geradeaus in die Wohnung fahren, wie sozusagen in Ihre eigene."

Das Blatt schließt:Der Empfang, der Ihnen in Berlin vorbereitet wird, über­trifft alles, was bisher da war. Wenn Sie also zu den Olympischen Spielen nach Berlin reisen wollen, dann werden Sie wirklich das Beste sehen, was die Deutschen zu bieten und zu organisieren verstehen, außerdem aber auch die besten Sportler der Welt."

Diese Anerkennung, die dadurch den deut­schen Vorbereitungen in aller Welt gezollt wird, verpflichtet aber andererseits alle Deutschen, sich dieses Vertrauens würdig zu zeigen. Wenn das Olympische Feuer ent­zündet ist, wenn vom Turm des Neichssport- feldes die Olympische Glocke ruft und die Nationen in ihren buntfarbigen Sporttrach­ten in das riesige Oval einmarschieren, dann muß Deutschland bereit sein, um ihnen zu zeigen, daß der olympische Geist in dem Deutschland Adolf Hitlers stärksten Wider­hall gefunden hat und jeder einzelne muß in diesem Jahr, wenn Ausländer in großen Scharen zu uns kommen, ein lebender Zeuge sein für den Geist, der dieses junge Deutsch­land beseelt. Organisatorisch und technisch ist der Erfolg der XI. Olympischen Spiele in Berlin gesichert. Sportlich gesehen, darf man Höchstleistungen auf allen Gebieten er» warten. Bleibt noch zu hoffen, daß das deutsche Volk dem Ausland zeigt, daß heute vom Bodensee bis zum Nordseestrand frohe Menschen in Friedenihrer Ar beit n a ch g e h e n.

Donnerstag, 23. Juli

6.00 Musik i« der Frühe 8.80 Früh-Gymuastik

6.45 Fortsetzg. der Musik i« der Frühe 7.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes

7.15 Fortsetzg. der Musik i« der Frühe 8.00 Lustige Volksmusik vom Schwa benland zur Waterkaut 9.00 Sperrzeit

10.00 Erösfnuug des Kougresses für Freizeit und Erholung ISS«

11.00 Uuterhaltuugsmusik 13.00 Musik am Mittag

Dazwischen: Hörberichte von den Olympischen Trainingsbahnen.

12.55 Zeitzeichen der Deutschen See­warte

13.00 Fortsetzung der Musik am Mittag

13.45 Neueste Nachrichten

14.00 Allerlei von Zwei bis Drei!

16.00 Weltkongretz für Freizeit und Er­holung 1936: Eröfsnung der Aus­stellungFreizeit und Erholung"

i« der Ausstellungshalle im Zoo.

16.00 Musik am Nachmittag

17.30 Das deutsche Lied - Heinrich Schlusnus singt

18.00 Uuterhaltungsmusi.

Dazwischen: Hörberichte 20.00 Kurznachrichten des Drahtlosen Dienstes

20.10 Uuterhaituugskouzert Dazwischen: Hörberichte 22.00 Wetter-, Tages- und Sportnach­richten

22.15 Fackclstassellauf Olympia-Berlin

22.30 Nachtmusik 28.00 Tanzsunkorchester

24.00 Kleinkunst aus aller Welt auf

Schallplatten

0.30 bis 0.55 Es spielt das Miiucheuer Tanzsunkorchester.

Freitag, 24. Zuli

6.00 Musik in Ser Frühe

6.30 Früh-Gymuastik

6.45 Fortsetzg. der Musik i« der Frühe 7.00 Nachrichten des Drahtlosen Dienstes

7.15 Fortsetzg. der Musik i« der Frühe 8.00 Kleine Morgeumnstk 9.00 Sperrzeit 10.00 Unterhaltungsmusik 11.80 Eröffn««« des «. Wellgeslügel- kougrcsses aus dem Gewaudhaus i« Leipzig

12.00 Musik am Mittag

12.55 Zeitzeichen der Deutschen Seewarte

13.45 Neueste Nachrichten 14.00 Allerlei von Zwei bis Drei 15.00 Die Schwäbischen Dorsmusikauten spiele«

15.30Tanz mit mir . .

16.00 Musik am Nachmittag 18.00 Lustiges Kuuterbunt Dazwi­schen: Hörberichte

20.00 Kurznachrichten des Drahtlosen Dienstes

20.10 Weltkongretz für Freizeit »ud Er­holung ISS« - 2. Tag: Volksfest der Rationen >

Dazwischen 20.50 Uhr: DaS Eck, k des Tages ^

22.00 Wetter-, Tages- und Svortnach richten

22.15 Borolympisch« Streiflichter

22.30 bis 0.55 Nachtmusik

Samskag, 25. Juli

6.00 Musik i« der Früh« >

S.30 Früh-Gymuastik K.45 Fortsetzung -er Musik i« der Früh«

7.00 Nachrichten deS Drahtlosen Dienstes

7.15 Fortsetzung der Musik in der Frühe

8.00 Von Dorf r« Dorf gefiedelt, gejobelt, gezupft «ud geblase« j 9.00 Sperrzeit 10.00 Uuterhaltuugsmusik 12.00 Uuterhaltuugsmusik

Hörberichte von den Olympische« t Traiuigsbabue« * »

12.55 Zeitzeichen der Deutschen Seewarte

13.45 Neueste Nachrichten

14.00 Allerlei von Zwei bis Drei 15.00 Serenaden

16.00 Grotzer Preis von Dcutkchland 16.20Humor im Sport bat hier das Wortl"

18.00 Ewald Straesier: Trio V-Dur. Werk SS

18.30 Fackelstaffellans OlympiaBerlin

18.45 Volkslieder Volkstänze Dazwischen: Hörberichte

20.00 Kurznachrichten des Drahtlosen Dienstes

20.10 Weltkongretz sür Freizeit und Erholung >838. 3. Tag:

Wir schlagen die Brücke"

22.00 Wetter-. Tages- und Sport­nachrichten

22.15 Fackelftaffcllaui OlympiaBerit«

22.30 Tanzmusik aus aller Welt

23.30 Uutcrbaltungskouzert