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Nagolder TagblattDer Gesellschafter'

Montag, den 13. Juli 1836

dem höchst bedenklichen Risiko am Leben er­halten könne, den Beginn der Zusammenar- beit Italien und damit des bestimmenden Faktors der neuen europäischen Richtlinien in Frage zu stellen. , , ^

«Gazetta del Popolo" stellt fest, daß bis »ur Stunde von den zahlreichen Streit­fragen im Zusammenhang mit dem abessini- fchen Problem nur zwei sich auf dem Wege der Lösung befinden: 1. die Abschaffung der Sühnemaßuahmen und 2. die Zurückberu­fung der englischen Flotte. Dagegen seien ungelöst: 1. Die Frage der Mittelmeerab- kommen, über die nur von seiten Frank­reichs eine klare Erklärung vorliege; 2. die Frage der Stellung Italiens zum Völker­bunde, dem Abessinien noch immer angehöre und 3. die Frage der Anerkennung der voll- zogenen Einverleibung Abessiniens durch Italien.

Ferner sei es nötig, sich mit der Wieder­aufnahme der Handelsbeziehungen zwischen Italien und den Sanktionsstaaten näher zu befassen. Italien könne nicht die Verantwor­tung dafür übernehmen, daß die Frage sei­ner Handelsschulden noch nicht geregelt sei. Infolge der Sanktionen sei es nicht möglich gewesen, die Konten glattzustellen, so daß eingefrorene Schulden und Guthaben be- stchen. Italien, das durch den Völkerbund ungerechtfertigterweise verurteilt worden sei. müsse jetzt beim besten Willen zur Erfüllung seiner Verpflichtungen in erster Linie an die Verteidigung seiner Währung denken. Es sei klar, daß Italien seine Schulden nur durch Warenlieferungen oder D i e n st l e i st u n g e n, nicht aber durch Barzahlungen abtragen könne.

StreidW

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gl. Paris, 12. Juli.

Der Verband der französischen Landarbeiter hat ein rmliches Ultimatum an die Arbeit­geber gerichtet, in dem bis Dienstag die An­nahme eines Kollektivvertrages gefordert wird, widrigenfalls die Landarbeiter in den General­streik treten würden. Macht die Gewerkschafts­leitung Ernst mit dieser Drohung, so ist die Hereinbringung der Ernte gefährdet.

In Avignon haben die Streikenden ver­sucht, die Kaufleute zum Schließen ihrer Ge­schäfte zu veranlassen. Bei diesen Zusammen­stößen, sie sich vor allem bei einem Umzug der Kaufleute abspielten, die gegen das Vorgehen der Streikenden protestierten, wurde ein Schau­fenster geplündert. Die Kommunistische Partei scheint, wie weiter berichtet wird, durch diese Zwischenfälle einigermaßen beunruhigt zu sein, denn sie veröffentlicht eine Erklärung, rn der sie das Vorgehen der Streikenden verur­teilt. Sie sodert ihre Anhänger auf, dafür zu sorgen, daß sich derartige Fälle nicht wieder­holen, da sie nur dazu beitragen würden, eine Spaltung zwischen dem Mittelstand und der Arbeiterklasse herbeizuführen. Die Einigkeit dieser beiden Klassen habe erst den Sieg der Volksfront ermöglicht.

Die Direktoren- einer Großfleischerei in einem Vorort von Paris haben mit Gewalt die Streikenden, die seit einigen Tagen die Arbeitsplätze besetzt hielten, aus ihrer Fabrik entfernt.

Die Radikalsozialisten scheinen von den bisherigen Ergebnissen der Volksfront-Regie­rung immer weniger begeistert zu sein. Be­sonders scharf nimmt dieEre Nouvelle", das Blatt Herriots, gegen die sozialen Maß­nahmen der Regierung Stellung. Die Regie- ruriA so schreibt das Blatt, habe erklärt, mit der Wiederbelebung der Wirtschaft beginnen zu wollen, um sowohl die Lage des Haus­haltes als auch die der Arbeiter zu bessern. Die ersten Maßnahmen, die sie ergriffen habe, brächten aber die Wirtschaft im Gegen­teil in Gefahr und bedrohten sowohl die öffentlichen Finanzen als auch das Schicksal der Arbeiterklasse, der kleinen Arbeitgeber und Erzeuger und ebenso das der kleinen Kaufleute. Als unausbleibliche Folge dieser Maßnahmen laufe das Werk des sozialen Fortschritts, das man wahrscheinlich unter dem Druck der Ereignisse begonnen habe, ge­rade dem Ziel zuwider, das man sich gesteckt habe. Anstatt auszubauen, habe man zer­stört und jetzt heiße es wieder zusammenzu­flicken. Die Frage sei nur, ob dies ebenso leicht sei.

DieRepublique" weist auf die Tätigkeit des marxistischen Gewerkschaftsverbandes hin und die Beunruhigung, die darüber in Regierungs­kreisen bestehe. ÄZährend die Politiker bemüht gewesen seien, auf ideellem und materiellem Wege die Verteidigung der demokratischen Frei­heit und die Reformen vorzubereiten, die geeig­net seien, das Land von den Uebergriffen des Kapitalismus zu befreien, habe sich eine mäch­tige Bewegung durchgesetzt und aufgedrängt, die an Bedeutung das Werk der Politiker über­trete. Hieraus ergebe sich die geheime Beun­ruhigung gegenüber den Wirren in den Fabriken. Es gebe heute nicht mehr die aus den Wählern hervorgegangene Volksfront, son­dern in erster Linie die gewerkschaftliche Bewe­gung, der gegenüber die politische Bewegung der Linken zu verblassen scheine. Der Gewerk­schaftsführer Leon Jouhaux, der gestern bat, könne heute fordern. Man werde eines TageS, vor einer Gewerkschaftsbewegung stehen, Sie' sich nicht darauf beschränken werde, Reformen zu fordern, sondern für sich die Ehre in An­spruch nimmt, die wirtschaftliche Struktur um­zuformen. Nur die Unwissenden würden dann überrascht sein.

England in 6 Wochen ausgehungert?

eg. London, 13, Juli

Die Frage: «Ist Großbritanniens Flotte allen Lagen gewachsen?" beherrscht mehr denn je die britische Oeffentlichkeit. Der erste Lord der Admiralität, Sir Samuel Hoare, gab in Southampton, einem der Kriegshäfen Englands, beruhigende Erklä­rungen ab: Großbritannien wird eine ganz neue Flotte besitzen, die stark genug ist. überall und unter allen Umständen ihre Aufgabe zu erfüllen. Diese neue Flotte, so fügte er hinzu, ist eine Sache auf Leben und Tod für Großbritannien. Wenn einmal die britischen Seeverbindungswege abgeschnit­ten sind, würde die britische Industrie nur Rohstoffe für drei Monate zur Verfügung haben und innerhalb von sechs Wochen würde England ausgehungert sein.

Uebrigens erfährt man jetzt, daß Groß­britannien im Flottenbauplan des laufenden Jahres auch den Bau von zwei Schlacht­schiffen vorgesehen hat, die aber mit Rück­sicht auf den zu Jahresende ablaufenden Washingtoner Flottenvertrag erst am 1. Jan. 1937 auf Stapel gelegt werden. Sogar die Möglichkeit einer neuerlichen Erweiterung auch des zweiten Nachtrags-Rüstungshaus­haltes wird jps Auge gefaßt, um Großbri­tanniendie erforderlichen Mittel zum Schutz gegen einen Angriff zu verschaffen".

EAnbahimstreik in Spanien

Madrid, 11. Juli

Der spanische Ministerrat beschäftigte sich in einer fünfstündigen Sitzung am Freitag mit der Möglichkeit eines bevorstehenden Eisenbahnerstreiks in ganz Spanien. Wenn­gleich von seiten der Eisenbahnarbeiter bis­her noch kein Zeitpunkt für die Niederlegung der Arbeit angekündigt worden ist. so besteht doch große Geneigtheit unter ihnen, in den Streik zu treten.

Die Regierung ist, wie verlautet, fest ent­schlossen, mit allen gesetzlich zulässigen Büt­teln den Streik zu verhindern. Das treibende Element der Streikhetze ist der anarcho-syn- dikalistische Gewerkschaftsverband, dessen Agenten auch die Stillegung des gesamten Fernlastverkehrs aus den Landstraßen Pla­nen, um einem Eisenbahnerstreik größere Wirksamkeit zu geben.

Kurzberichte vom Wochenend

DieAufhebungderSanktionen gegen Italien ist nunmehr auch von der belgischen Regierung beschlossen worden.

Bolschewistischer als Moskau erweisen sich die spanischen Anarcho-Syndi- kalisten, die kürzlich in Barcelona für die Freilassung eines in Moskau zum Tode ver­urteilten Anarchisten demonstrierten und die spanische Regierung aufforderten, auch die von Moskau gehaßtenantifaschistischen Kameraden", die nach Spanien flüchten, mit offenen Armen aufzunehm^n.

König Boris von Bulgarien ist in San Rossore, dem Lieblingsausenthalt des Königs von Italien, eingetroffen.

DasneueösterreichischeStaats. schutzgesetz, das am Samstag erlassen wurde, lehnt sich fast durchwegs an die Staatsschutzgesetze benachbarter Staaten und an das deutsche Reichsstrafgesetz an. Seine Bestimmungen sind nur anwendbar, wenn die Tat nicht schon nach dem bisher gelten- den Recht strenger zu bestrafen ist.

Von der griechischen Presse wer­den die Mittelmeerverpflichtungen Griechen- lands auf Grund des mit Großbritannien abgeschlossenen Uebereinkommens im Zu­sammenhang mit den Sanktionen für er­loschen erklärt.

Die britisch-ägyptischen Vor­verhandlungen stehen vor dem Ab­schluß. Man rechnet mit dem baldigen Be­ginn der Hauptverhandlungen in London über den neuen britisch-ägyptischen Vertrag.

Der Straßenbahnerstreik in Alexandrien ist auf Einschreiten des ägyptischen Ministerpräsidenten ohne jede Bedingungen nach siebentägiger Dauer ab­gebrochen worden.

Das amerikanisch-sowjetrus­sische Handelsabkommen ist ver­längert worden.

Der Völkerbund erfreut sich wach­sender Unbeliebtheit in Amerika. Nachdem jetzt Honduras seinen Austritt offiziell in Genf mitgeteilt hat, haben mexikanische Ab­geordnete im Bundeskongreß einen Antrag aus Austritt Mexikos aus dem Völkerbund, angemeldet, weil die Völkerbundsbeiträge besser für Landschulen und Förderung der Genossenschaften verwendet werden.

Erziehung ist allein Sache des Slam

Reichsstatthalter Murr über die Totalität in der Crziehungsfrage

Friedrichshafen, 12. Juli.

Eigener kei-ickt de,- »8. -Presse

In zwei großen Kundgebungen auf den Kreistagen der Partei in Ravensburg und Friedrichshafen ergriff Reichsstatthalter und Gauleiter Murr das Wort zu grundsätz­lichen Darlegungen über die nächste« Auf­gaben der Bewegung und besonders über die Forderungen auf dem Gebiete der Jugend­erziehung.

Seine Rede in Friedrichshafen begann der Gauleiter mit dem Hinweis darauf, daß ge­rade dieser Kreis als schwäbisches Grenzland seine Arbeiten in ganz besonderer Hingabe zu verrichten habe, denn auf ihm ruhen die Augen vieler Ausländer, die hier in Fried­richshafen zum ersten Male deutschen Boden betreten. Was ihnen hier begegnet, ist der erste Eindruck des nationalsozialistischen Deutsch­lands. Deshalb hat Friedrichshafen in mehr­facher Hinsicht repräsentative Auf­gaben zu erfüllen.

Wir dulden keine Kritik und keine falschen Behauptungen, und ganz besonders lassen wir es uns nicht gefallen, daß man dem National­sozialismus Christentumsfeindlichkeit nachsage. Man hat kein Recht zu diesen Feststellungen. Wir sind genau das Gegenteil und glauben, manchmal doch christlicher zu sein als die, die das Christentum angeblich in Erbpacht genom­men haben. Warum sollen wir etwa christen- tumsseindlich sein? Etwa deshalb, weil wir den Kirchen Millionenbeträge zur Verfügung stellen oder weil der Führer, wie es in unserer nächsten Nähe geschah, für den Ausbau einer katholischen Kirche 15 OVO RM. zur Verfügung gestellt hat? Glaubt man, daß dies etwa das Oberhaupt eines antichristlichen Staates tun würde?

Oder ist es nicht recht, daß der Reichs­erziehungsminister für eine Kirche eine Chri­stusfigur gestiftet hat? Soll das vielleicht eine antichriftliche Haltung sein? Glauot man etwa aus der Tatsache, daß wir an der Heiligkeit gewisser Franziskaner- Pater einige Zweifel haben, uns den Vor­wurf der Christentumsfeindlichkeiten machen zu können? Allerdings haben wir noch nie die Meinung vertreten, daß, wenn wir uns nach dem Parteiprogramm aus den Boden des Positiven Christentums stellen, dies gleich­bedeutend ist mit der Herbeiführung des Mittelalters und der Inquisition oder der Hexenverbrennug. Wir find tolerant, so wie es die sein sollten, die immer die Toleranz im Munde führen.

" Der Gauleiter wandte sich dann besonders egen die Anfeindungen, die von gewisser eite wegen der Einführung der deutschen Gemeinschaftsschule gegen die Partei erhoben werden. Mit welchem Recht, so fragte der Redner, haben sich die Konfessionen der Sckmls bemächtigt? Die Erziehung der Kin­

der mutz ein für allema! Aufgabe des Staates, des Volkes selbst, und nicht die irgendwelcher Institu­tionen sein.

Man hat versucht, k ü n st l i ch e S ch r a n- ken aufzurichten und die Volksgenossen von- einander zu trennen. Der nationalsoziali­stische Staat kann das nicht dulden. Er for- dert die absolute Totalität aus dem Ge­biete der Erziehung und wird von dieser For­derung niemals ablassen.

Die Erziehung der Kinder ist eines der wesentlichsten Dinge, die wir, der Staat und die Partei, in die Hand nehmen müssen. Es ist erfreulich, daß bei der Elternschaft so viel Verständnis für die Einführung der deutschen Gemeinschaftsschule festzustellen war. Den Eltern gebührt für ihr mannhaftes Verhalten, das sie manchen Versuchen und Lockungen widerstehen ließ, der Dank des ganzen deutschen Volkes, für das sie sich da- mit eingesetzt haben.

Unsere Aufgabe ist es, dem Kinde schon die Anfangsgründe für die innere Aufgeschlossen­heit und Ausrichtung auf die Ziele des Vol­kes beizubringen. Und das vermag nur die Partei und nur der nationalsozialistische Staat zu tun.

Aus diesem Grunde werden wir auch in Ser Zukunft an der Kindererziehung absolut iesthalten, und wir wenden uns mit aller Schärfe gegen die Behauptung, daß Sannt der Religionsunterricht abgeschasft and aus der Schule verbannt werden soll. Wir haben es oft genug betont, daß der Religionsunterricht völlig mcherge stellt ist. und es liegt nur an Sen Herren, die diesen Unterricht zu erteilen jaben, daß sie sich bemühen, noch genügend yörer zu bekommen. Die Methode bleibt chnen überlassen, ihrer eigenen Beredsamkeit and Ueberzeugungskraft.

Zum Schluß wandte sich der Gauleiter an seine Parteigenossen und ermahnte sie, jene innere Festigkeit, Beharrlichkeit und Zähigkeit allen Angriffen gegenüber aufzubringen, die ihnen ihre Aufgabe als Erzieher des Volkes ab­fordert.Als Nationalsozialist", so rief der Gauleiter seinen Parteigenossen zu,liegt auf Ihnen eine größere Verantwortung als auf irgendeinem Volksgenossen, denn Sie zeichnen mit verantwortlich für das Schicksal Deutschlands, und dieses Schicksal wird groß und gewaltig sein, wenn wir alle von der Be­deutung der Aufgabe, die uns gestellt ist, über- zeugt sind. Sie, meine Parteigenossen, bitte ich nun, im Geiste und mit den Tugenden, die uns groß gemacht haben, auch weiterhin ihre Pflicht zu tun. Es sind die Tugenden der Kamerad- schaft, der Opferbereitschaft und der Treue."

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Die Preisträger des StenograPhen-WettbewerbS

Stuttgart, 12. Juli.

Die ste n o g r a p h i s ch e Meister - schaft für Württemberg-Hohen, zollern errangen bei dem am Sonntag in Stuttgart abgehaltenen Wettschreiben mit sehr guten und guten Arbeiten mit einer Ge­schwindigkeit von 300 Silben in der Minute (über 2V- Worte in der Sekunde) Johanna Schütz, Hermann Hachtel und Eugen Zimmermann sämtliche Mitglieder der Ortsgruppe Schöck-Stuttgart. In der Ge­schwindigkeitsstufe 280 Silben lieferte Elisa­beth Schmieg, gleichfalls von der Orts- gruppe Schöck, eine sehr gute Arbeit ab. Die Betreffenden erhielten die Ehrenpreise des Staatsministeriums, der Stadt Stuttgart und der Industrie- und Handelskammer Stuttgart. In den Geschwindigkeitsstufen 260 und 240 Silben errangen Friedrich Kiemle und AdolfKiemle (Gebrüder) von der Ortsgruppe Ludwigsburg mit- hervorragenden Arbeiten Preise und Ehren­preise. Auch in den Geschwindigkeitsstufen 240, 220 und 200 Silben wurden sehr schöne Arbeiten abgeliefert.

Eln herrliches Gemelnlchaslser.lebM

Hochstimmung herrschte beim Stuttgarter Pressefest

Stuttgart, 12. Juli

H6. Wenn es in Stuttgart noch Hähne geben würde, dann Hütten diese bestimmt schon lange ihren Morgengruß zum Himmel geschickt, als am Sonntag morgen die letzten Pressefest-Besucher nach Hause wanderten. Dieses groß angekündigte Pressefest hat also nunmehr stattgefunden, nnd wenn auch die Samstagnacht etwas reichlich kühl war, so tat das der allgemeinen Gaudi keine Ein­buße. Der Stuttgarter Stadtgar. t e n, der in ein Meer von Licht und Blnmen verwandelt war, gab den stimmungsvollen Rahmen ab, einige Nummern des Stadt- garten-Varietäs und des >«taatstheater-Bal- letts gaben diesem Rahmen den leuchtenden Kern und die Hellen Farben der schwarz- und blondgelockten Feen vervollständigten dieses Bild. Im übrigen war Tanz Trumps, im Garten, im Saal nnd im Weinhaus am See, überall drehten sich die Paare, und als der NegusNege st i zusammen mit Herrn Litwinow und demverhinderten Friedens­engel" aus Genf auf der Bühne auf­marschierten, und als dann Haile Selassie mit bewegter Stimme ansrief:Addis Abeba, Harrar und Makonen" und aus dem Hintergrund eine Stimme ertönteSanktio­nen", da raste dasPublikum vor Begeisterung. Und dann kam Cohn, der Repräsentant der jüdischen Weltpresse und zum Schluß der deutsche Journalist, der diesen ganzen Spuk hinwegfegte mit seinen WortenLaßt sie in Genf raspeln und haspeln wir schasfen's." Auf leisen Sohlen schwebten dann buntgeklei- dete Mädchen über die Bühne und verliehen diesem deutschen Friedens- und Arbeitswil­len symbolhaften Ausdruck.

Wenn wir dieses Pressefest rückschauend be­trachten, so müssen wir vor allem daran er­innern, welch unheimliche Arbeit zur Vor­bereitung und Durchführung dieses Festes nötig war. Wir möchten deshalb an dieser Stelle dem Leiter des Landesverbandes Württemberg im Neichsverband der deut­schen Presse, Hauptschriftleiter Overdyck, und seinem Mitarbeiter, Schriftleiter M'e y e r - S t e h l e, unseren Dank ausspre- chen. Der Erfolg des diesjährigen Presse­festes bürgt dafür, daß auch in den kommen­den Jahren der Ruf der Presse zu ihrem Fest allüberall mit Freude ausgenomnien wird, denn es war zweifellos ein herrliche- E e m e i n s ch a f t s e r l e b n i s.

Stuttgart, 12. Juli. (E ngeI Hiltens, perger" in Hais a.)^ In Haifa in Palä­stina wurde mit großem Erfolg das Schau­spielEngel Hiltensperger" von Georg Schmückte durch Mitglieder der NSDAP, aufgeführt.

Bad Cannstatt, 12. Juli. (Kinds­tötung.) Am Freitag, 10. Juli 1936, wurde über die Mittagszeit am Rechen beim Rosensteinkraftwerk neben der König-Karls- Brücke in. Bad Cannstatt dieLeicheeines neugeborenen Kindes männlichen Geschlechts aus dem Neckar geländet. Die Leiche war in ein Frottierhandtuch mit schmalen roten Streifen oben und unten, sowie in einen rosafarbenen Seidentrikot­schlüpfer und eine weiße Frauenschürze ein- gewickelt, in einen weißen Pappkarton ver- packt und dieser mit einer starken Hansschnur verschnürt. Der Karton mit der Leiche dürfte nicht sehr lange vor dem Ausfinden und vermutlich auch nicht sehr weit von der Ländestelle entfernt, wahrscheinlich vom lin- ken Neckarufer her, ins Wasser geworfen worden sein, da die obere Fläche des Kar­tons beim Anschwemmen noch trocken und nicht aufgeweicht gewesen sein soll. Starke Brandwunde.n an Gesäß, Rücken und Kopf der Leiche lassen erkennen, daß diese verbrannt werden wollte, zumal auch das Frottierhandtuch, in das die Leiche einge­wickelt war, zur Hälfte verbrannt ist. Die Kindsmutter ist noch nicht ermittelt.

Eßlingen, 11. Juli. (Kinder veran­lassen die Festnahme eines Sitt­lichkeitsverbrechers.) Von Beamten des Landiäaerstationskommandos Eßlinaen