Dienstag, 7. Juli 1936

11V. Jahrgang

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London wurde der" sfsverkehr eröffnet.

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zei, die in den letzten immunistischen Zellen gestern wiederum iftet, die sämtlich ;n wurden kommuni- uckschriften gefunden.

Nr. 155

Der Gesellfchakter

Le,»gepr«st«. 2« der Stadt dp», durch Ästen monatl. AM. luw, durch die Post monatl. AM. 1.40 «tnschließl. is pfg. Sefördening«. «iebühr zuzüglich pfg. Zustell» «ebühr. Sinzel-Nr. 10 pfg. Sei HSH. Gewalt besteht kein Anspruch «uf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des SezugspreiseS.

Aerosprecher Nr. 42»

-lattoualsvriattftifrhe LaseSrettuns

Alleiniges Amtsblatt für in Stadt u. Kreis Nagold

Aegelmähige Beilage«: Pflug uns Scholl« - Der deutsch« Arbeiter - Oie deutsche Krau - Wehrwill« und Wehrkraft - Bilder vom Lag« > Hitlerjugend

Zungsturm > Der Sport »om Sonntag

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A n z ei g enp reis«: Dt» i spaltsg» mm-Zeile ob. der» Aaum » pfg^ Familien-, Dereins» und amtlich» Anzeigen sowie Stelle«-Gesuch« - pfg., Text iS pfg. Für dos Erscheinen von Anzeige« i» bestimmten Ausgaben und «« besonderen Plätzen tonn kein« Gewähr übernommen werden.

Schließfach Nr. -s

Am der Vrtte dar neue Deutschland verstehen?

Die Pressedebatte über die neuen Aufgaben der britischen Poltik

c§. London, 6. Juli.

Das Scheitern der britischen Völkerbunds­politik. das mit der am Montag beschlösse» neu Aufhebung der Sanktionen am 15. Juli besiegelt wurde, und die damit verbundene Notwendigkeit, der britischen Außenpolitik eine neue Zielrichtung zu geben, nimmt in der britischen Öffentlichkeit das ganze In­teresse in Anspruch. Man ist sich durchaus im klaren darüber, daß man neue Wege gehen muß, um aus dem Zustand der dau» ernden politischen Krise herauszukommen, wenn man sich auch noch nicht im klaren darüber ist, welchen Weg man gehen soll. Eine gewisse jüdisch-freimaurerische Propa» ganda mag viel dazu beitragen, daß man sich noch immer nicht ganz aus den Versail­ler Gedankengängen zu lösen imstande ist.

So betonen dieTimes" am Montag, daß der Schlüssel zu einem stärkeren Friedens- shstem nicht in den ausgedehnten Debatten über die Völkerbundsresorm in Gens, son­dern in den Beziehungen des Deutschen Rei­ches zu seinen Nachbarstaaten zu suchen sei. Sie fügen aber hinzu, daß die große Masse der öffentlichen Meinung Englands weder franzosen- noch deutschfeindlich sei. Wenn­gleich die bestehende Freundschaft mit Frank­reich für Englands öffentliche Meinung als eine Grundlabe der Politik gilt, so ist sie nicht bereit, eine Vorherrschaft Frankreichs über das ganze Ge­biet der Außenpolitik gnzuer, rennen oder sich mit Frankreich in die Verantwortung für alle im Osten abge­schlossenen Bündnisse Frankreichs zu teilen.

Das Friedensangebot Hitlers, das die beste unmittelbare Hoff­nung auf die Stabilisierung Mitteleuropas bietet, will Groß­britannien trotz mancher Rückschläge energisch in Angriff nehmen. Für den deut­schen Leser mögen die folgenden Bemerkun­gen über die innenpolitische Lage im Deut­schen Reich eigenartig erscheinen, um so mehr, als sie zu einem plötzlichen Ausfall auf den Danziger Senatspräsidenten Greiser überleiten, doch ist der Schreiber objektiv genug, sestznstellen. daß der franzö- sj sch - so w j e 1 r u s s i sch e P a k t in London nicht als eine diploma- tische Leistling betrachtet wird, die förderlich ist. 'Üebrigens ist es sinnlos, heißt es weiter, laute Warnungsrufe vor Deutschlands wachsender Macht 'loszulassen, wenn man sie mit Ausrufen für ein Militär­bündnis gegen das Deutsche Reich verbindet. Wenn militärische Bündnisse wirklich in Frage kämen, dann müsse man annehmen, daß eine klpge Diplomatie den stärksten Partner wählen würde. Militärische Bünd­nisse sind jedoch für England niemals in Frage gekommen. Eine klare Verständigung mit dem Deutschen Reich würde nicht alle Probleme lösen, aber sie würde eine starke Grundlage sein, auf der gebaut werden könne, und Großbritannien beabsichtigt, den Versuch zu machen.

Me Gründe des Mißverstehens

Mit den Gründen des auch im vorerwähn­tenTimes"-Aufsatz zum Ausdruck gekom- menen Mißverstehens des neuen Deutschlands, das sich in weiten Kreisen sogar zum völligen Alnverstäiümis steigert, setzt sich in derEuro­päischen Revue" der konservative Unterhaus­abgeordnete Duncan Sandys, ein Schwie­gersohn Winston Churchills, auseinander. Sandys tritt in diesem Aufsatz für eine offen- herzige Aussprache zwischen den beiden Völ­kern ein, diemehr als wahrscheinlich die Be­stimmung haben, gemeinsam eine entscheidende Rolle in der Geschichte zu spielen". Ohne sie unmittelbar beim Namen zu nennen, übt er doch scharfe Kritik an der jüdisch-freimaurerisch- marxistischen Hetze gegen das neue Deutsch­land, diemit einem derart hemmungslosen Nachdruck und einer solchen Erbitterung ge­schieht, daß die Entwicklung der internatio­nalen Beziehungen in tiefe Mitleidenschaft ge­zogen wird".

Das englisch-deutsche Mißverständnis führt Sandvs auf die neuen Entwicklungen im poli­

tischen Denken und Handeln Deutschlands zu­rück, die den Grundsätzen und Idealen, die ins­besondere in England seit alters hochgehalten 'wurden, gerade zuwiderlaufen. Unmittelbare Ursachen sind die völlige Unkenntnis derdeutschenNachkriegsgeschichte und der - deutschen Nachkriegsprobleme, ein mangelndes Verständnis für die Größe und Tragweite der Tatsache, die die Machtergreifung des Nationalsozialismus be­zeichnet, und drittens die hartnäckige Weigerung, die Segnungen, die das neue Regime des Dritten Reiches dem deutschen Volke ge­bracht hat, anzuerkennen und diesen Tatsachen Glauben zu schenken.Von Men­schen, die nicht in der Zeit vor Hitler im Nach- kriegsdeatschland gelebt haben, ist kein Ver­ständnis für den Platz zu erwarten, den die nationalsozialistische Bewegung in der Ge­schichte einnimmt".

Nach einer eingehenden Untersuchung der Ursachen des Verfalls des deutschen Parla­mentarismus und der deutschen Judengegner- schaft bezeichnet Sandys es alsdasEige n-

arltgste, daß die sinnfälligen Segnungen, die der National­sozialismus Deutschland ge­bracht hat, im Ausland so wenig gewürdigt und so selten erörtert werden. Ausländer schenken nicht der be­deutendsten aller Taten des Nationalsozialis­mus die gebührende Beachtung, nämlich der Wiederherstellung der Selbstachtung des deut­schen Volkes und seines Glaubens an die natio­nale Bestimmung. So seltsam es scheinen mag, einer der Hauptgründe für den Mangel an wohlwollendem Verständnis für die Behand­lung der innerdeutschen Fragen ist im Aus­lande der Tatsache zuzuschreiben, daß der Nationalsozialismus ohne Blutvergießen an die Macht kam, ohne innere Wirren und allein in Ausübung des demokratischen Stimmrechts und auf dem Wege der bestehenden Verfassung".

Zum Abschluß erklärt der Verfasser: Deutschland und England sollten sich in ihrer Stellung zueinander weniger bei rein äußer­lichen Foimfragen aufhalten. Sie sollten sich freimachen von solcher fruchtlosen und verderb­lichen Betonung von Unterschieden. Unbelästigt voneinander mag sich jedes seinen eigenen Weg bahnen, auf dem es sein inneres Heil zu fin­den vermag. Mögen Deutschland und England vielmehr ihre Bemühungen darauf richten, ihr schon so weites Feld gemeinsamer Ueberein- stimmung auszubauen und zu erweitern/*

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Danzigs Senatspräsident Greiser über den Anlaß zu seiner Genfer Rede

Genf, 6. Juli.

Während des Rückfluges von Genf ge- währte Senatspräsident Greiser dem Tan- ziger Vertreter desVB" eine Unterredung, in der aus die wesentlichsten Fragen ein­gegangen wurde, die nach dem Verlauf der Genfer Ratstagung im Zusammenhang mit dem Auftreten Greifers aufgeworfen worden sind.

Frage: Ein Teil der Auslandspresse hat in bewußter Verkennung der Zusammen­hänge Ihrer Rede in Genf, Mutmaßungen vorgebracht, als ob zwecks Beseitigung des Danziger Statuts eine gewaltsame Aktion geplant sei. Sind Sie in der Lage, hierzu eine Antwort abzugeben?

Antwort: Mir ist diese Stim­mungsmache in Genf bekanntgewor­den. Ich bin sogar zu meiner großen lieber- raschung während meines kurzen dortigen Aufenthaltes mehreremal von englischen Zei­tungen aus London angerusen worden, welche von mir die Bestätigung haben woll­ten, daß 6000 reichsdeutsche Soldaten in der Nacht zum Sonntag in Danzig einmarschie­ren würden. Ich habe über diese Erfindun­gen gelacht, weil ich wußte, daß man in Genf aus Gründen der Ablenkung Sensationen brauchte. Mein Auftreten in Genf entsprang dem Anlaß, aus Aufforderung des Vötter- bundsrates Danzigs Interessen dort zu ver­treten. Vor meiner Abreise wußte ich noch gar nicht, wie der Inhalt des Berichtes aus­sah. zu dem ich dann Stellung genommen habe.

Frage: Werden Sie auf eine Revision des bisherigen Verhältnisses Danzigs zum Völkerbund bestehen?

Antwort: Nachdem durch die Tätigkeit des jetzigen Kommissars, welcher weiter nichts tat, als zu versuchen, sich in die innere Politik eines souveränen Staates ein­zumischen, sich ein unerträglicher Zustand entwickelt hat, werde ich mich dafür einsetzen, daß dieser nicht nur mit zeitlicher Begren­zung, sondern für alle Zeit über­wunden wird.

Frage: Wird Danzig künftig an einer Diskussion im Völkerbund teilnehmen und auf Aufforderung erscheinen, wenn in Genf innerpolitische Danziger Vorgänge behandelt werden sollen?

Antwort: Sollten in Zukunft noch ein. mal rein innerpolitische Vorgänge vor dem Forum des Völkerbundes erörtert werden, so wird die Freie Stadt Danzig es ablehnen, an einer solchen Diskussion teilzunehmen. Bei allen anderen Angelegenheiten, die die Freie Stadt interessieren, wird sie jede Mög- uchkeit wahrnehmen, eingeschaltet zu werden.

Frage: Glauben Sie, daß est, abgeün-

dertes Verhältnis Danzigs zum Völkerbund Störungsmomente für die deutsch-polnischen Beziehungen enthalten könnten?

Antwort: Ich befürchte dies keines­wegs, sondern bin im Gegenteil fest davon überzeugt, daß Danzig dann einen noch größeren Beitrag als bisher zu leisten im­stande sein wird, das gute deutsch-polnische Verhältnis zu vertiefen.

MeWtimM» zur Grriser-Rede

Berlin, 6. Juli.

Paris ist aufgeregt

In den Berichten aus Genf wird, wie kaum anders zu erwarten, nirgends der Versuch unternommen, den Forderungen und Beschwerden Danzigs und seiner Bevöl­kerung irgendwelches Verständnis entgegen­zubringen. »Le Jour" schreibt, nicht nur der Ton Greifers, der »regelrecht nationalsozia­listisch" gesprochen habe, sei beunruhigend gewesen, sondern der Inhalt seiner Rede sei außerordentlich schwerwiegend. Die Außen- Politikerin desOeuvre", die sich über den Genfer Samstag sehr niedergeschlagen zeigt, lamentiert, daß das bisherso angenehme" internationale Leben nicht mehr möglich sein werde, nachdem Berlin und Rom nach Genf zurückgekehrt seien. Gewisse Abgeordnete hätten erklärt, man müsse Genf schließen, umderartigen Zwischenfällen" nicht mehr ausgesetzt zu sein.

Pertinax sagt imEcho de Paris" mit pünktlicher Empörung, man müsse sich fra­gen, was nach derbrutalen und unerhör­ten Kundgebung" Greifers noch von Genf übrig bleibe, nachdem der Völkerbund ver­pflichtet gewesen sei, sich zu demütigen und seine Niederlage in der abessinischen Ange­legenheit festzustellen.L'Ordre" erklärt pathetisch, Greifers Rede habe wie ein Blitz in den bewegten Genfer Himmel eingeschla­gen.

Londoner Presse kritisch

Hauptthema der Londoner Sonntagsblätter ist die Genfer Ratstagung über Danzig, wo­bei am Auftreten Greifers scharfe Kritik ge­übt wird. Der Genfer Korrespondent der Sunday Times" spricht von einem unvor­hergesehenen Zwischenfall während der Sit­zung, als Greiser eine verächtliche Geste gegen die Galerie gemacht habe. Greiser sei dann auf den Rat eines Völkerbundsbeamten hin zu seinem Hotel zurückgekehrt, wobei ihn Detektive begleiteten. Die Rede Greifers

habe einen der heftigsten Angriffe aus daS Völkerbundsregime enthalten, die jemals vor dem Rat zu hören gewesen sei. Nach Meinung des Korrespondenten hatte die Rede stark vro- Pagandistische Bedeutung und ist für die Hei­mat gehalten worden. Der Korrespondent weist dann daraus hin, daß nach Greifers Rede der polnische Außenminister Beck be­tont habe, daß der Rat sich mit einem beson­deren Fall, nicht aber mit der allgemeinen Verwaltung des Freistaates in der Sitzung beschäftige.

Der Korrespondent hebt dann hervor, daß man in Genf am Samstag abend die Danziger Angelegenheit mit sehr ernsten Augen be­trachtet habe. Der Genfer Vertreter desOb­server" weist schon in der Ueberschrift auf die Aeußerung Greifers hin, daß er im Namen nicht nur der Danziger Bevölkerung, sondern des ganzen deutschen Volkes in Genf spreche, und hebt die Forderung Greifers hervor, ent­weder einen neuen Kommissar zu ernennen oder die Aufsicht durch den Völkerbund zu be­seitigen. Greiser habe in seiner Rede den Vor­wurf erhoben, daß die Danziger Frage auf die Tagesordnung der Ratstagung gesetzt wordep sei, um die öffentliche Meinung von den Fehl» Mägen des Völkerbundes in anderen Sachen abzulenken. Was die Frage der Weigerung deS Kommandanten des KreuzersLeipzig", dem Kommissar den Höflichkeitsbesuch zu machen, anbelangt, weist der Korrespondent darauf hin, daß nach privaten Unterhaltungen zwischen Eden und Beck eine Entschließung entworfen worden sei, wonach Polen, das für die außen­politischen Beziehungen Danzigs verantwort­lich wäre, versuchen solle, den Zwischenfall auf diplomatischem Wege beizulegen.

Der Berliner Korrespondent des Blattes schreibt, der deutsche Standpunkt hinsicht­lich Danzigs sei der, daß dieser Freistaat nicht mehr ein Kind unter Völkerbundsauf­sicht sei und daß alle Konflikte zwischen Danzig und Polen ohne Genf erledigt wer­den könnten.

Sunday Expreß" unterstreicht die For- derung Greifers nach Revision des Danzig- Statuts und führt die Einsetzung eines aus britischen, französischen und Portugiesischen Vertretern bestehenden UntersuchungSaus- schusses darauf zurück, daß man in Genf auf Grund der Ausführungen GreiserS in die­ser Frage Besorgnisse hege.

Ze eher Lester zurüügeschickt wird"

Pressestimmen zur Rede Greisers in Genf Berlin, 6. Juli.

Die Londoner Presse stellt die Rede deS Danziger Senatspräsidenten Greiser vor dem Völkerbundsrat in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen. Das Arme-Leute-Be- gräbnis der Sanktionspolitik wird hingegen ganz nebensächlich behandelt.Times" lassen sich aus Berlin berichten, man rechne vielleicht damit, daß die Befreiung Danzigs durch Propaganda und Verhandlungen er­zielt werden könne. Es scheine unvermeid­lich, daß Danzig eines Tages zu einer enge­ren Verbindung mit dem Deutschen Reich zurückkehren werde. Besonders hervor­zuheben ist dieDaily Mail", in der erklärt wird, daß dem englischen Volk die Zukunft Danzigs völlig gleich­gültig sei und niemand würde sich auf­regen, wenn Danzigwieder für Deutschland zurückgewonnen" würde. Lesters Behandlung der Danziger Angelegenheit nach zu urteilen, ist Lester nicht geeignet, eine solche Stelle aufzufüllen. Je eher er nach Dublin zurückgeschickt wird, um so besser ist es.

Die polnische Regierungspresse enthielt sich am Montag noch eigenredaktioneller Aeußerungen zur Rede Greisers. NurKur- jer Polski" schreibt, daß Greiser eine Revi­sion des Versailler Vertrages hinsichtlich Danzigs namens des deutschen Volkes ver­langt. Es handelt sich nicht um Lester, son­dern um den Völkerbundskommissar über­haupt. Die Presse der nationalen Opposition hingegen befaßt sich ausgiebig und in der bekannten Weise mit den Danziger Fragen.

Die Danziger Presse spiegelt in ihren Aufsätzen die Begeisterung der Bevölkerung über die Rede Greiser? wider. Sie wird als befreiende Tat gefeiert.