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Nr. 153

Nagoldcr TagblattDer Gesellschafter

Samstag, den 4. Zuli 1938

M. 154

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Zwanzig Minuten fahren wir schon in dem zweistöckigen Omnibus auf der nördlichen Aus­fallstraße, die von Berlin nach Hamburg führt. Das Olympische Dorf, das etwa fünfzehn Kilo­meter nördlich des Reichssportfeldes liegt, ist unser Ziel. Fritze, unser Lenker, verlangsamt die Fahrt. Sind wir schon da? Nein, noch

die Reihe an sie kommt. Das Olympische Dorf wurde von der neuen deutschen Wehrmacht er­baut. Begeistert erzählt uns der Lagerkomman­dant bei der Begrüßung:Als Generalfeld­marschall v. Blomberg dem Führer bei einem Besuch auf dem Obersalzberg diesen Vorschlag unterbreitete, überlegte der Führer nur andert­halb Minuten und gab dann den Befehl, daß das Olympische Dorf von der Wehrmacht ge­baut werden solle. Mit genialem Weitblick er­kannte er sofort, welche Bedeutung gerade darin liege, daß dasDorf des Friedens" von der deutschen Wehrmacht erbaut würde, daß der Waffenträger der Na­tion Gastgeber und Betreuer der Kämpfer im friedlichen Wettstreit der Nationen sei. Einer der 150 Sportstudenten, die für Führungen im Olympischen Dorf ein­gesetzt sind, nimmt uns unter seine Fittiche. Wir wandern mit ihm über die Hellen, freundlichen Sandwege, die sich in sanften Linien auf und ab durch das grüne Hügelgelände schwingen, wir treten ein in die schmucken Wohnhäuser der olympischen Kämp­fer, werfen einen Blick in die schlichten Zwei­mannschlafräume und freuen uns an den farbenfroh en Land- schaftsbildern, mit de­nen junge deutsche Künstler die Wände der Gemeinschaftsräume ln seliliedter 8ekiial»eit 8ivS Sie kiareldkuser rviseden k?Sturen uoä schmückten. 156 solcher Wirken eingebettet. (Bild: Slympta-Komit«) Wohnhäuser, die alle

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nicht ganz. Soldatische Marschlieder erschallen. Zwei Kompanien kommen uns entgegen. Sie haben die Stahlhelme abgenommen, denn der Tag ist warm. Aber sie singen trotz der anstren­genden Hebung, die sie hinter sich haben, frisch und wohlgemut. Denn es geht der Heimat, Döberitz zu.

Schon sind auch wir am Ziel. Dutzende von Kraftwagen parken auf grünem Wiesengelände seitwärts der Straße. Es wimmelt von Be­suchern, trotzdem es Werktag ist. Geduldig war­ten sie vor dem Tor der Empfangshalle, bis

Namen und Bilder deut­scher Städte tragen und jeweils 18, 22 oder 26 Athleten beherbergen» sind in dem geräumi­gen Parkgebiet verstreut. 4K00 olympische Kämpfer werden hier wohnen und sich wie zu Hause fühlen.

Nichts ist vergessen in dieser paradiesischen Anlage, die wie ein lichtes Frühlingsaedicht aus der herrlichen märkischen Landschaft mit ihrem weihen Sand, ihren samtweichen Rasen­flächen, ihren ernsten, hohen Kiefern und duf­tigen Birken herausgewachsen ist. Die Schwen­kung der Talmulde von Süd-Nord nach Ost-

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Inmitten des hufeisenförmig angelegten Olympischen Dorfes zwischen dem Bodensee- weg und dem Thüringer Weg am Würt- temberger Weg liegen die fünf Häuser, die nach württembergischen Städten benannt find: Friedrichshafen, bedeutsam als die Heimatstadt der deutschen Luftschiffe, Haus Nr. 153; Ulm. die schöne Donaustadt. Haus Nr. 154; Tübingen, die Univer­sitätsstadt Württembergs, Haus Nr. 155; Stuttgart, die Landeshauptstadt Würt­tembergs, Haus Nr. 156, und H e ilbronn, als Stadt im Mittelpunkt des Weinbaues und der Industrie, Haus Nr. 136. Wie unsere Skizze zeigt, liegen die Häuser Nr. 153 (Fried­richshafen) und Nr. 154 (Ulm) zwischen Bodenseeweg und Hindenburgweg am Würt- temberger Weg, die Häuser Nr. 155 (Tübin­gen) und Nr. 156 (Stuttgart) zwischen Hin­denburgweg und Thüringer Weg am Würt- temberger Weg, das Haus Nr. 136 (Heil­bronn) am Thüringer Weg. Jedes dieser Wohnhäuser nimmt durchschnittlich 30 Olympiateilnehmer und zwei Stewards des Norddeutschen Lloyds auf. An den Eingängen der württembergischen Häuser find die Stadt­wappen und Wahrzeichen der einzelnen Städte aus Keramik oder Graffito an­gebracht. Künstlerische Wandmalereien zeigen Städte- und Heimatbilder von FriedriW- Hafen, Ulm. Tübingen. Stuttgart und Heil- ! bronn in sinnvoller Gestaltung. Im Inneren der zwölf Wohnräume jedes dieser Häuser j werden Bilder und künstlerische Photogra­

phien, jeweils von der betreffenden Stadt gestiftet, den Insassen die Schönheiten unserer württembergischen Städte zeigen, die von württembergischen Künstlern entworfen und ausgesührt wurden. Mit diesen bildlichen Darstellungen sollen di« ausländischen Teil­nehmer angeregt werden, die fünf württem­bergischen Städte und das Land Württem­berg überhaupt nach den Olympischen Spie­len aufzusuchen, um so den Fremdenverkehr auch in unserem Land Württemberg zu för­dern. Zu diesem Zwecke wird den verschiede­nen Gruppen je ein Offizier der Wehrmacht . , .

als Reiseführer und Dolmetscher beigegeben! hier erschaffen wurde und es ist wohl das werden. 0. iVckm. j erstemal in der Geschichte der Olympischen

West und die Schwenkung der Dorfanlage, die leicht elliptische Schwingungen ihrer Häuser- reihen bevorzugte, wird durch einen Ring von Birken gehalten. Der Blick von der Torfahrt des Empfangsgebäudes aus, das organisch in die Einsenkung an der Südostecke des Geländes gebettet wurde, erschließt dem beglückt Schauen­den die Vollkommenheit der Dorfanlage.

Wir stehen vor dem Gemeinschafts- Haus, das den Namen des großen Feld­marschalls Hindenburg trägt. Hieb werden auch allabendlich Theater-, Lichtspiel- und Variete­vorführungen sein. Die Durchführung dieser Darbietungen erwies sich zunächst als gar nicht so einfach, denn bekanntlich sind nach der stren­gen Regel des Dorfes der Männer die Tore während der Kampfspiele für Frauen voll­ständig verschlossen. Darob großer Jammer bei den Theaterunternehmern, die erklärten, ohne die holde Weiblichkeit würden die Darbietungen sehr mager und einseitig aussallen. Aber die Lagerleitung wußte auch hier Rat. Sie schuf einen gesonderten Laufgang, der von außen unmittelbar an den Bühnenraum heranführt. Durch diesen betreten die weiblichen Darstel­lerinnen den Bühnenraum und verlassen ihn wieder, wenn die Vorführungen beendigt sind. Ordnung muß sein!

Die Sporthalle: . ein sonnendurchfluteter Bau, ein Glaspalast, durch dessen Scheiben sich das göttliche Licht tausendfach bricht; ein leiser Hebeldruck und riesige Fenster öffnen sich, balsamische Luft strömt frisch und küh­lend herein.

Schwäne und Enten rudern auf dem anmutigen Waldsee,

Goldfische schwimmen darin geruhsam spa­zieren. Das finnische Dampfbad, die Sauna, ist ein festes Blockhaus, das aus Pfählen in den Waldsee hineingebaut wurde. Hier können die Finnen wie in ihrer Heimat ihr gewohntes Dampfbad genießen und sich zum Schluß im Wasser des Waldsees kühlen.

Dann gibt es einen Märchenwald, einen richtigen deutschen Mär- chenwald, an dessen Rand Rehe springen,

Störche gravitätisch wandeln und eine Viel­zahl von Singvögeln, ja sogar Nachtigallen, ihre Lieder erschallen lassen. Deutschland weiß, r^as es seinen olympischen Gästen schuldig ist. Es sorgt nicht nur für des Leibes Nah­rung und Notdurft und für beste sport­liche Uebungsmöglichkeiten im Olympischen Torf, sondern will darüber hinaus den Gästen auch etwas von dem inneren Deutsch­land, von der Beseeltheit seiner Landschaft und seiner Menschen zufließen lasten.

Man spürt das auf Schritt und Tritt. Das Dorf des Friedens ist nicht nur aus nüchternen Zweckerwägungen heraus ent­standen, sondern ist mit großer und begeister­ter Liebe erbaut. Es ist heiliger Raum, der

Spiele der neuen Zeit, daß hier ein so be­seelter Raum gestaltet wurde, der jenen hei­ligen Hainen ebenbürtig sein mag, in denen sich im antiken Griechenland die olympischen Kämpfer drei Wochen vor Beginn der Wett­kämpfe zu innerer Einkehr und Gemeinschaft versammelten.

Die Bezeichnung Dorf ist im Hinblick aus die Organisation des Ganzen nicht erschöp­fend, denn eigentlich ist hier eine kleine, aber vollkommene Stadt mit allen modernen Er­fordernissen aus dem märkischen Sand her­ausgewachsen. Das wird uns besonders deutlich beim Durchstreifen des langgestreck­ten Empfangs- und Verwaltungsgebäudes mit seinen 75 verschiedenen Räumen. Da gibt es Gepäckstelle und Zollamt, ein Reise­büro des Norddeutschen Lloyd, der auch mit über vierzig erfahrenen Köchen und über 300 Stewards rn das Wirtschaftsgebäude einzie­hen wird. Da ist eine Bankstelle, ein Presse- Arbeitsraum, eine sporttechnische Abteilung, der Kojensaal für die einzelnen Lünderatta- chss, die Halle der Nationen, das wunder­volle Kanunzinuner, die Auskunft, Buchhal­tung und Fernsprechzentrale, die Gespräche in aller Herren Länder vermitteln kann. Auch eine Ladengasse ist nicht vergessen, in

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der der Sportler alles haben kann, was er wünscht bis zu seinem Leib-Kaugummi, der in sechzehn verschiedenen Sorten geführt wird.

Cs ist nicht übersteigert, hier von etwas Vollkommenem zu sprechen. Die Olympischen Spiele des Jahres 1936 wären nur halb, würde ihnen dieses Dorf des Friedens feh­len. Rekorde, die in Zahlen geniesten werden können, sind vergänglich, weil sie sich immer­fort wiederholen. Das Wunder in der Mark, in der auf einem begrenzten Raum eine ganze Welt sich brüderlich die Hände reicht, ist das schönste und ergreifendste Monument der Olympischen Spiele. Ist es nicht wunder- voll, daß bis zum Tage der Schließung für die Allgemeinheit täglich bis zu zwanzig- tausend Menschen, von denen viele noch nie den Boden einer olympischen Weihestätte bs- traten, in dieses Dorf Pilgern? Mag mancher nur aus Neugier gekommen sein, er verlädt diesen heiligen Raum im Innersten ergrif­fen von der sanften Gewalt einer Idee, die Jahrtausende überdauert hat.

In diesem irdischen Paradies gibt es wirk- lich nur ein Bedenken, dem Graf Baillet- Latour. der Präsident des Internationa- len Olympischen Komitees Ausdruck verlieh, als er nach einem Besuch des Olympischen Dorfes erklärte:Hier gibt es nur noch erne Sorge: die olympischen Athleten »l einem Abschied aus dieser idyllischen Welt zu de- wegen! Wer möchte hier nicht immer ver­weilen?" L. Orusdvr.

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