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Seite 7 Nr. 147

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Donnerstag, den 27. Juni 1S3S

zret die Hitlerjugend. Zürn Schluß erklärte Gebietsführer Sundermann noch die Gründe sür unseren Kamps in diesem Mo­nat. Er stellt fest, daß vor allem unser An­sturm gegen die konfessionellen Jugendgrup­pen bereits die besten Erfolge er- zielt hat. Nachdem der Gebietsführer noch kurz die Arbeitsgebiete der Erzieherschaft und die der Hitlerjugend gestreift hatte, be­schloß er seine Ansprache mit dem Appell, daß sich die Lehrerschaft mit demselben Einsatz in unsere Kampffront einreihe. Großen Beifall riefen bei der Lehrerschaft die Schlußworte des Gebietsführers hervor:Wir wollen allen eine Gefahr sein, die sich an der Volksgemein­schaft des Volkes versündigen."

Ale Hauptversammlung -er Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft

Stuttgart, 25. Juni.

Unter stärkster Anteilnahme der Vertreter der Württ. Staatsregierung, der Partei, der Wehrmacht und der Landespolizei, der Wissen­schaft und Studentenschaft und der Stadt Stuttgart hielt die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften am Diens­tagvormittag im großen Stadtgartensaal ihre 24. ordentliche Hauptversammlung ab. Der Präsident der Gesellschaft, Geh. Rat Professor Dr. Planck, begrüßte die Versammlung mit herzlichen Worten, um dann den Jahresbericht vorzulegen, der den Gästen und Mitgliedern in Heft 26/28 der ZeitschriftDie Naturwissen­schaften" in voller Ausführlichkeit zugänglich gemacht war. Er umfaßt das gesamte wissen­schaftliche Arbeitsgebiet der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft und ihrer Forschungsinstitute und ist in seiner gewissenhaften Ausführlichkeit ge­eignet, seinen Zweck zu erfüllen,allen an der Weltgeltung deutscher Wissenschaft Interessier­ten, sowohl den deutschen Volksgenossen als auch dem Auslande, einen kurzen Einblick in die Arbeit der Gesellschaft zu geben". Im Mit­telpunkt der Hauptversammlung standen dann zwei richtungweisende Vorträge.

Telegrammwechsel mit dem Führer

Von der heutigen Hauptversammlung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gab der Vor­sitzende, Geheimrat Professor Dr. Planck, folgendes Begrüßungstelegramm an den Führer und Reichskanzler Adolf Hitler be­kannt:

Nachdem am gestrigen Tage das Institut sür Metallforschung ein neues würdiges Heim in Stuttgart gefunden hat, vereinigt sich heute die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zu ihrer 24. Hauptversammlung in Stuttgart. Die Ver­sammlung sendet dem Führer und Reichskanz­ler ehrerbietigen Gruß mit der Versicherung, daß auch in Zukunft die deutsche Wissenschaft den Dienst am Vaterland als ihre heiligste Pflicht ansehen wird."

Straßenraub eines Drciundzwanzigjährigen

Stuttgart, 25. Juni. Die Große Straf- kammer verurteilte den erst 23jährigen Hein­rich Künzler von Stuttgart wegen eines Verbrechens des schweren Raubs, fünf Ver­brechen des schweren Diebstahls und eines Vergehens der erschwerten Unterschlagung unter Zubilligung mildernder Umstände zu vier Jahren Gefängnis und drei­jährigem Ehrverlust. Der bereits mehrfach vorbestrafte und ohne festen Wohn­sitz in der Welt herumziehende Angeklagte hatte am 5. April dieses Jahres, einem Zahl­tag, kurz unch acht Uhr abends den von der Schichtarbeit in der Spinnerei im Brühl nach ihrem Wohnort Ruit zurückkehrenden Arbeiterinnen beim Weiler Berg aufge­lauert und einer Frau unter Vorhalten einer Schreckschußpistole ihren Geldb-eutel mit rund 20 Nt a r k Inhalt geraubt, wobei er drohte, sie über den Haufen zu knallen, wenn sie ihm nicht sofort ihr Geld ausliefere, obwohl die Frau ihm vorgestellt hatte, daß sie seit vier Jahren sür einen kranken Mann zu sorgen habe. Als sie ihm nach dem Raub folgte, um ihn mit Hilfe von Passanten vielleicht noch stellen 'u können, gab er einige Schüsse aus der Gaspistole gegen sie ab, deren Rauch ihr beißend in die Augen drang. Erst drei Wochen später konnte der Räuber festgenom­men werden.

Bei den Einbruchsdiebstählen handelte es sich um einen Wohnungseinbruch und zwei Dachkammereinbrttche in Stuttgart, wobei der Angeklagte insgesamt 80 Mark Bargeld und Schmuckgegenstände im Gesamtwert von 225 NM. erbeutete. Bei einem weiteren Ein­bruch bei seinem Zimmervermieter in Eß­lingen fielen dem Angeklagten 353 NM. in die Hände, die der Eßlinger Krankenunter­stützungskasse gehörten. Bei zwei Einbrüchen m das Lokal der Kindergrippe der Kirchen­gemeinde Wangen stahl der Angeklagte 38 NM. Bargeld, eine goldene Uhrkette und zwei Taschenuhren. Eine ganze Reihe weiterer Diebstähle des Angeklagten war wegen Un­erheblichkeit in Bezug auf das Strafmaß überhaupt nicht unter Anklage gestellt worden.

3S JahreZeppelin"

In diesen Tagen sind es 35 Jahre, seit Graf Zeppelin seine geniale Schöpfung erstmals der staunenden Welt vorgeführt Hatz Es waren erhebende Stunden, für viele aber auch Tage herber Enttäuschung. Am SamStag, den 30. Juni 1900, einem schönen Sommertag, strömten in Friedrichs­hafen von nah und fern Taufende zusam­

men. vie oen für avends 5 tllsic ängeklln- digteu erstmaligen Aufstieg des neuen Luft­schiffs miterleben wollten. Schon in den frühen Morgenstunden setzte eine wahre Völ­kerwanderung nach der benachbarten Werft Manzell ein, wo das Luftschiff starten sollte. Badische, bayerische, österreichische und schweizerische Sonderschiffe brachten weitere Tausende von schaulustigen im Laufe des Nachmittags herbei. Die Spannung stieg von stunde zu Stunde immer mehr. Alles war­tete der Dinge, die kommen sollten. Allein es wurde 6 Uhr, ja 7 Uhr und das Luftschiff lag immer noch in seiner Halle. Endlich ver­lautete, daß der Aufstieg wegen ungünstigen Windes nicht möglich sei. So endete also der Tag. der eigentlich der Geburtstag des Luftschiffes hätte werden sollen, mit einer bitteren Enttäuschung für die unge­zählten Neugierigen, die zum Teil aus wei- ter Ferne herbeigekommen waren und nun verärgert wieder nach Hause fahren mußten.

Auch am folgenden Tag, Sonntag, den 1. Juli, wurde die Hoffnung der Wenigen, die noch in Friedrichshafen verblieben wa­ren, rn der Hauptsache wieder zu Schanden. Die paar Sonderschiffe, die sich Nachmittags wieder vor Manzell eingefunden hatten, kehrten gegen Abend unverrichteter Dinge wieder heim, da die Windverhältnisse eine Ausfahrt des Luftschiffes aus seiner schützen­den Halle wiederum nicht rätlich erscheinen ließen. Und doch sollte unversehens ein klei­ner Kreis Glücklicher noch Zeuge eines be- deutungsvollen Vorgangs werden. Abends gegen 8 Uhr, nachdem die Windverhältnisse plötzlich sich gebessert hatten, entschloß sich Graf Zeppelin doch noch zu einer probewei­sen Herausholung des Luftschiffes aus der Halle. In kürzester Zeit war es, auf 12 Pontons ruhend, durch einen kleinen Schrau­bendampfer etwa 500 Meter weit auf den See hinausgeschleppt. Brausende Hurrarufe begrüßten das Luftschiff, in dessen vorder­ster Gondel der Graf sich befand, bei diesem seinem ersten Eintritt in die Welt. Und voll Stalinen sahen die Fahrgäste des in der Nähe befindlichen DampfersKönig Karl" das Luftschiff erstmals in seiner ganzen gi­gantischen Große. Nur kurze Zeit dauerte der überwältigende Anblick. Wegen der vorge­rückten Abendstunde getraute man sich nicht zu einem Ausstieg und so war das Ungetüm in Bälde wieder in seiner Halle geborgen.

Am Montag, den 2. Juli aber wurde der Aufstieg des Luftschiffs Wirk­lichkeit. Unter der persönlichen Führung des Grafen, dem Ingenieur Burr, Baron Bassus, Monteur Groß u. a. zur Seite stan­den, stieg das neue Riesenschiff gegen Abend auf. Es war ein spannender Moment, als die ersten Kommandos zum Nachlassen der Haltetaue ertönten und das Luftschiff sich langsam hob. Der Augenblick, in welchem es plötzlich ganz losgelassen wurde, wird jedem, der es mitangesehen hat, unvergeß­lich geblieben sein. Die Hurras, die dem gigantischen Fahrzeug in die Lüfte nach­gesandt wurden, kamen aus frohbewegtem Herzen, denn der Anblick war unvergleich­lich schön. Nach einer kurzen Landung im Se vor Immenstaad kehrte das Luft­schiff wieder nach Manzell zurück.

So endete wohlgelungen der erste Au f- stieg desZeppelin" und die schönsten Hoff­nungen knüpften sich an diesen ersten Ver­such. Sie haben sich voll erfüllt, trotzdem manche herbe Enttäuschung dem genialen Erfinder bekanntlich nicht erspart geblieben ist.

Verordnungen Wer Werbe- beflbrünkungen

Die Wirtschaftswerbung dient der Absatz­förderung. Sie erfüllt eine wichtige Aufgabe innerhalb der Volkswirtschaft. Im Nahmen der durch gesetzliche und behördliche Bestim­mungen gesteckten Grenzen muß, wie auch der Präsident des Werberates der deutschen Wirtschaft wiederholt betont hat, dem ein­zelnen soviel Freiheit bei seiner Werbung gelassen Verden, daß er nach eigenem Er­messen Art und Umfang der Werbung be­stimmen und seine Leistungsfähigkeit aus­nutzen kann. Es ist nicht angängig, daß Ver­bände und Organisationen ohne besondere Ermächtigung ihren Mitgliedern werbe­beschränkende Bestimmungen auferlegen. Derartige Beschränkungen hindern den gere­gelten Ablauf des Wirtschaftslebens, sie hem­men Wettbewerb und gesunde Preisentwick­lung; sie müssen auch zu empfindlichen Stö­rungen innerhalb der Werbewirtschaft füh­ren.

Um Preissteigernde Rückwirkungen zu ver­hindern, werden der Reichskommissar für Preisüberwachung und die von ihm beauf­tragten Stellen die erforderlichen Maßnah­men zur Verhinderung unzulässiger und un­wirtschaftlicher Werbebeschränkungen treffen. Auf Grund der Verordnung über die Befug­nisse des Reichskommissars für Preisüber­wachung vom 8. Dezember 1931 (RGBl. l. S. 747) in Verbindung mit dem Gesetz über Bestellung eines Neichskommissars für Preis­überwachung vom 5. November 1934 (RGBl. I, S. 1085) und mit dem Gesetz über die Er­weiterung der Befugnisse des Reichskommis­sars für Preisüberwachung vom 4. Dezem­ber 1934 (RGBl. I. S. 1201) wird im Ein­vernehmen nnt dem Präsidenten des Werbe­rates der deutschen Wirtschaft verordnet:

8 1

Wer den Vorschriften oder Anordnungen des Neichskommissars für Preisüberwachung

oder der vor. chm veauflragten Stetten üver die Untersagung von Maßnahmen der Werbe­beschränkung zuwiderhandelt, kann von der örtlichen zuständigen Preisüberwachungsstelle mit einer Ordnungsstrafe bis zu RM. 1000. für reden Fall der Zuwiderhandlung bestraft werden.

8 2

Für das Verfahren gelten die Bestimmun­gen der 88 1517 der Verordnung über Preisüberwachung vom 11. Dezember 1934 (RGBl. I, S. 1245).

Diese Verordnung tritt mit dem Tage nach der Verkündung in Kraft.

Berlin, den 19. Juni 1935.

Der Kommissar für Preisüberwachung: Dr. Goerdeler.

Glückliche Sugendzeit

Denken wir Alten einmal zurück an die Zeit, die lange, lange hinter uns liegt, an die Zeit, als wir noch jung waren, d. h. noch jung an Jahren; denn unser Herz ist heute noch jung. Wenn die großen Ferien heran­nahten, dann wurden die gemeinsamen Gänge zur Schule und von der Schule und all die Pausen dazu benutzt, um zu erzäh­len, wo und wie ein jeder von uns ststne Ferien verbringt. Der eine wollte zu seinem Onkel aufs Land, freute sich, daß er wieder beim Heuen helfen konnte, freute sich, daß er wieder warme Milch, frisch von der Kuh. trinken durfte, sah sich wieder herumtollen im Garten und auf dem Feld, im Wald beim Beerensuchen und mit all seinen Freun­den aus dem Dorfe im herrlichen kühlen Wasser des Sees ein Bad nehmen. Ein an­derer hatte einen großen, schon verbeirateten Bruder in einer Kleinstadt als Ackerbürger und Schmied zu wohnen, bei dem er in jedem Jahre seine Ferien verlebte. Auch hier gings auf Feld, um beim Unkrautjäten, um beim Graben und Hacken zu belfen und dann all das Interessante in der Schmiede wenn der große Blasebalg die Kohlen zum Glühen brachte, der große Bruder das Eisen bis zur Weißglut erhitzte und mit den Gesel­len im Gleichtakt mit schweren Hämmern auf das heiße Eisen hieb, daß die Funken sprühten, beim Erzählen strahlten die Augen vor dem Glück der Erwartung.

Wir denken zurück an diese Zeit und erin­nern uns, daß dann aber auch mancher von uns still und bedrückt neben uns herging. Niemand war da, der diese jungen Menschen während der Ferien auf dem Lande auf­nehmen konnte. Sie mußten während der drückenden Sommerhitze in den engen Stra­ßen der Stadt ihre Ferien verbringen. Tie wenigen Spielplätze konnten ihnen kein wirk­licher Ersatz sein sür Wald und Feld, für reine Luft, für das lebendige Leben mit Tier und Pflanze, wie es sich jenseits der hohen Mauern abspielt. Und selbst ein Sonntags- ausflug in die Umgebung der Stadt konnte für das Leben da draußen ein wirklrches Versiebe" -'-'ü vermitteln. Niemand war da. der diesen armen Jungen und Mädel helfen wollte, und wir Jungen, die wir hinaus dursten rn die Schönheit und die Freiheit einer glücklichen Ferienzeit auf dem Lande, konnten sie nur bedauern.

Daran wollen wir denken, wenn heute die NS.-Volkswohlfahrt dazu aufruft. Ferienfrerplätze für unsere Ju­gend zur Verfügung zu stellen. Sie kommen den Aermsten der Armen unter unseren Kindern zugute, Kindern, die erb­biologisch wertvoll und gesund sind, die aber nach den Jahren der Not, in denen sie auf­wachsen mußten, dringend der Erholung be­dürfen, damit sie stark werden, die Aufgaben, die ihnen das Leben in der Gemeinschaft stel­len wird, zu meistern.

Glückliche Jugendzeit! Sorgen wir Alten dafür, indem wir Jungen und Mädel unser Haus öffnen, in der Erinnerung an unsere eigene Jugendzeit, daß unsere Jugend wieder eine Verbindung mit dem heiligen Mutter­boden der Heimat bekommt, dort, wo kein Asphalt und kein Großstadtpflaster ist. wo keine erdrückenden Mietskasernen stehen.

Deik He«A«cüe»

Von Bruno Manuel

Bei einem Dorfbewohner erschienen zwei Männer von beträchtlichen Ausmaßen und baten um ein Nachtquartier. Der Dorfbewoh­ner hat für solche Fälle eine offene Scheune.

Wir sind nämlich auf einer Fußwande­rung nach Vorderindien und wollen zu den heiligen Kühen."

Ob das ihr Ernst sei, fragte der Dorf­bewohner und wie lange sie wohl wandern j werden.

Höchstens bis Ende November. Wahr­scheinlich aber weniger."

Die Männer machten auf den Dorfbewoh­ner großen Eindruck. Das nannte er Cou­rage. Er gab ihnen rohe Milch, zwar nicht von heiligen Kühen, schenkte sich auch welche ein und bekam dann wildbewegte Geschichten erzählt.

Die Geschichten waren nicht schlecht. Nur trugen sie den Stempel der Unwahrheit auf der Stirn. Der Dorfbewohner hatte das ziemlich sichere Gefühl, daß sie erlogen waren. Auch erwiesen sich die beiden bei näherer Be­

trachtung als unerfreulich. Etwas an ihnen schien nicht in Ordnung.

Eine ganze Weile war der Dorfbewohner ratlos. Dann ging er aus dem Zimmer und machte hinter sich die Tür zu. Doch ver­säumte er nicht, durchs Schlüsselloch zu sehen. Da wurde ihm die Sache klar. Die beiden liebäugelten mit seiner Milch. Nicht, um sie zu trinken. Sie hatten Gemeineres vor. Als sie sich unbeobachtet fühlten, zogen sie etwas aus der Tasche und schütteten es ins Glas.

Zum Glück war der Dorfbewohner un­erschrocken. Und auch erfinderisch, wenn es auf das Erfassen einer Situation ankam. Er trat beherzt ins Zimmer und begann von seinen Hühnern zu erzählen, die er die besten von ganz Deutschland nannte.

Sie legen Eier, die es in sich haben", be­hauptete er.Es sind welche von ganz be­sonders feinem Geschmack. Namentlich, wenn man daraus Eierkuchen macht."

Den beiden lief das Wasser im Munde zu­sammen.

Heute", fuhr der Dorfbewohner fort, heute war ein schöner Tag. Da haben die Eier eine besondere Würze. Und Eierkuchen vor dem Schlafengehen ist sehr bekömmlich."

Als der Dorfbewohner geredet hatte, mein­ten die beiden, das mit dem Eierkuchen wäre keine schlechte Idee. Da stand der Dorf­bewohner auf, nahm seine Milch und sagte zu seiner Frau:Franziska, back doch mal schnell ein paar Eierkuchen. Aber nimm zum Anrühren diese Milch. Wenn es geht, die ganze."

Hätten die beiden das gewußt, dann wäre ihnen der Bissen im Halse stecken geblieben. Sie wußten es aber nicht und begannen mit Wollust zu essen. Sie priesen den Eierkuchen in den höchsten Tönen und versicherten, kei­nen dieser Art jemals genossen zu haben.

Das stimmte absolut. Denn es gab keinen Eierkuchen, den man mit einem Schlafpulver anrührt.

Im Verlauf von zehn Minuten hörte man es aus der offenen Scheune sehr geräuschvoll schnarchen.

Der Dorfbewohner ließ sofort die Polizei herbeiholen und sie erkannte in den beiden mit unzweifelhafter Sicherheit zwei steckbrief- lich verfolgte Einbrecher.

Ist nicht noch ein Dritter beigewesen?" fragten die Polizisten und sahen sich in der Scheune um. Denn früher haben sie mei­stens zu dreien gearbeitet."

Nein", sagte der Dorfbewohner,von einem Dritten ist mir nichts bekannt."

Es sollte nun zur Verhaftung geschritten werden. Aber die beiden rührten sich nicht von der Stelle. Sogar rn Anbetracht des bedrohlichen Umstandes, daß man sie im Namen des Gesetzes aufforderte, sich zu er­heben, erhoben sie sich nicht, sondern schnarchten unverdrossen.

Die Polizisten stemmten ihre Hände in die Hüften und ließen ihren kriminalistischen Blick einen Augenblick schweifen. Dann sag­ten sie:Erst werden wir auf alle Fälle eine Leibesvisitation vornehmen."

Was auch sehr nötig war. Denn sie er- brachte einen vollgültigen Beweis. Man förderte eine erschreckende Menge von Diet. richen, Stemmeisen und Bohrern zutage.

Dem Dorfbewohner wurde es unheimlich, und der Gedanke stieg in ihm auf. daß er mit knapper Not dem Schicksal entgangen war. Plötzlich erschrak er noch mehr und deutete auf einen blinkenden Gegenstand am Boden.

Eine Signalpfeife", meinten die Polizisten und fügten hinzu, daß sie den Einbrechern gehören müsse.Denn uns gehört sie nicht."

Ob sie auch was zu bedeuten hat?" fragte der Dorfbewohner.

Das wird sich Herausstellen." Die Poli­zisten betrachteten den Gegenstand ausführ, lich. Sie musterten ihn von allen Seiten. Auch fühlten sie mit gespreizten Fingern an ihm herum. Dann sagten sie-,Und wenn sie zu weiter nichts dient, dann werden wir die Burschen wenigstens damit wach be» kommen."

Worauf sie ein Signal abgaben. Sogar ein recht kräftiges. Es scholl bis zum Walde hinüber. Aber die beiden ließen sich durch­aus nicht stören. Sie schnarchten ungehindert weiter. Sie hatten einen gesegneten Schlaf.

Tja", behaupteten nun die Polizisten, dann müssen wir eben warten, bis sie auS- geschlafen haben."

Kaum hatten sie das gesagt, da nahte aus der Richtung des Waldes ein Auto. Mit ab­geblendeten Lichtern kam es daher. Es machte vor dem Anwesen des Dorfbewohners halt.

Hände hoch!" schrien mit gezückter Waffe und unverhältnismäßig heftig die Polizisten. Worauf sich gehorsam zwei Arme emporreck­ten. Und die gehörten dem Dritten.

Humor

Belohnungen

Fritz:Ich bekomme einen Groschen, damit ich auf meine kleine Schwester aufpasse, wenn meine Mama nicht zu Hause ist!"

Franz:Pah, das ist doch gar nichts ich bekomme eine ganze Mark, damit ich nicht auf meine große Schwester aufpasse, wenn ihr Verlobter da ist!"

Präsident Taft wurde in einer Wahlver­sammlung fortgesetzt durch Zwischenrufe seiner Gegner gestört. Schließlich flog sogar ein Kahl­kopf von der Galerie herab.

Ich sehe", sagte Taft ruhig,einer meiner Gegner hat schon den Kopf verloren!"