Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Donnerstag, den 27. Zuni 1933
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Nr. 117
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Sie Mission Europas
Der Weg vom Gegeneinander zum Miteinander — Neue Methoden an alten Objekten
Die im freundschaftlichen Geiste geführten deutsch-englischen Flottenverhandlungen sind nun zu Ende gegangen. Ein kurzes Schluß- ! kommunique vermittelt der Welt die Hoffnung der Staatsmänner zweier Mächte, zu einem zukünftigen allgemeinen Abkommen über die Flottenbegrenzung zu kommen. „Der Meinungsaustausch zwischen der deutschen und ^ der englischen Regierung hat selbstverständlich i provisorischen Charakter, da spätere Entschei- ! düngen auf einer zukünftigen internationalen - Flottenkonferenz von deren Haltung abhän- aen." Nach diesem Satz der amtlichen Verlaut- - barungen über die Londoner Besprechungen könnte der unbefangene Leser auf den Einfall ^ geraten, daß da an der Themse im Grunde ge- ; nommen wieder nichts anderes als die Vor- j bereitung einer neuen und höchst aussichtslosen s internationalen Konferenz passiert sei. s
Es gibt ein Sprichwort, nach dem der Ton i die Musik macht. Auf das Politische übertragen, würde man etwa feststellen können, daß -der Geist der Staatsmänner und nicht ihre Abkommen für die weitere Welt- § geschichtliche Entwicklung entscheidend sind. Und der Geist, in dem und mit dem die deutschenglischen Besprechungen geführt wurden, stellt immerhin doch eine gewisse Revolutionierung der bisherigen diplomatischen Methoden, die i eine herrliche Unordnung in Europa zu sanktionieren verstanden, dar. !
In den wahrscheinlich nie ganz auszuschal- renden großen Konferenzen sollen später nur noch die Abmachungen, die sich in der direkten Aussprache von Vertretern freier und souveräner Staaten ergeben haben, sanktioniert werden. Es ist nur logisch, wenn England nach Abschluß der Besprechungen mit den deutschen Vertretern sich nun mit anderen Mächten in Verbindung setzen wird, um die grundsätzliche Bereinigung aller noch strittigen Flottenbegrenzungsfragen in weiterer direkter Aussprache zu regeln. Der diplomatische Korrespon- dent der „Daily Mail" will bereits wissen, daß ine britische Regierung eine Einladung an die französische Regierung mit dem Ersuchen gesandt habe, „Sachverständige nach London zu schicken, um in der nahen Zukunft ähnliche Flottenbesprechungen abzuhalten". Aus derselben Quelle hört man, „daß Eden in Rom Mussolini ebenfalls zu Flottenbesprechungen mit der britischen Regierung auffordern werde".
Deutschland hat jedenfalls wegen dieser bevorstehenden Aussprachen keineswegs solche
Sorgen und Bedenken, wie sie gewisse ausländische Blätter gegenüber den deutsch-englischen Besprechungen gehabt haben. Der französischen Presse blieb es Vorbehalten, immer wieder die Saat des Mißtrauens und Argwohns in den Boden der europäischen Politik zu legen. Es ist bezeichnend, wenn man im „Oeuvre" liest, „daß man französischerseits das Bestreben habe, die Methode der Untrennbarkeit der Fragen möglichst aufzulockern, indem man den Begriff „Untrennbarkeit" durch den „Zusammenhang" ersetzt." Das Blatt gibt allerdings selber zu, „daß es sehr schwer sei, sich eine Vorstellung davon zu machen, was dieser Ausdruck genau bedeute."
Man sieht also, daß die Nervosität in der französischen Diplomatie noch keineswegs überwunden ist, daß aber anscheinend doch schüchterne Ansätze zu einer gewissen Revision der alten Methoden vorhanden sind, wenn man sich wenigstens schon mit dem Gedanken vertraut macht, in der technischen Terminologie gewissen Aenderungen Raum zu geben. Schließlich ist nicht anzunehmen, daß ein einziger Staat eine neue außenpolitische Entwicklung, die einen ganzen Erdteil erfassen soll, auf die Dauer vereiteln kann. Der steinige Weg vom europäischen Gegeneinander zum Miteinander muß und wird gegangen werden, wenn jemals der Frieden gesichert werden soll.
Unter den englischen Blättern sind in dieser Richtung die Aeußerungen der „Times" bemerkenswert, wenn sie feststellt: „Die deutsch- englische Vereinbarung hat sich als praktische Bemühung von besonders nützlicher Art erwiesen. Nach der Absicht der britischen Regierung füllten schnell andere Vereinbarungen folgen, die schließlich in einer allgemeinen europäischen Flottenvereinbarung verschmolzen werden könnten. Jede dauerhafte Konvention muß unstreitig eine Vereinbarung mit Deutschland einschließen. Auf Grund der Ungleichheiten des Versailler Vertrages ist keine dauernde Regelung möglich gewesen." Diese Sätze kann das nationalsozialistische Deutschland um so mehr unterstreichen, als ihr Sinn vom Führer wiederholt in prägnanterer Form in die europäische Debatte geworfen wurde.
Die Unerhörtheit der außenpolitischen Konzeption Adolf Hitlers liegt in der Einfachheit und darum Ueberzeugungskraft seines politischen Denkens. Seine Worte haben ein Echo in der „Times" gefunden, die nach dem Ab-' schluß des deutsch-englischen Flottenabkommens ungeschminkt erklärt: „Die Zeit für Proteste ist vorüber. Die Zeit zum Weiterschreiten ist gekommen. Schon seit langem ist theoretisch anerkannt worden, daß die neue Ordnung in Europa sich nur auf die Gleichheit der Nationen
arunoen rann uno es nnrlUch Zeit ist, Den Grundsatz in die Praxis überzuführen."
Solchen Politischen Kommentaren haben wir nichts weiter hinzuzufügen, als daß sie ihren Eindruck in denjenigen ausländischen Kreisen nicht verfehlen möchten, die sich zu einem mutigen Schritt in eine bessere internationale Zusammenarbeit noch nicht bereit zu finden vermögen. Botschafter von Rib- bentrop hat den Vertretern des Reuter- Büros und der Havas-Agentur vor seiner Abfahrt aus London eine Unterredung gewährt, in der er davon sprach, daß Europa iür die ganze zivilisierte Welt eine Sendung zu erfüllen habe, deren Größe und Bedeutung von keinem einsichtsvollen Staatsmann wird unterschätzt werden können. Mit vollem Recht hat der Führer der deutschen Delegation es zurückgewiesen, daß Deutschland den Ehrgeiz habe, einen Keil zwischen Frankreich und Großbritannien zu treiben, es vielmehr der Reichsregierung darauf ankomme, „die Kultur unserer alten Welt zu erhalten und von dem Bemühen nicht zu lassen, Großbritannien, Frankreich, Deutschland und die europäischen Länder zusammenstehen zu lassen".
Der Botschafter hat diesen beiden einflußreichen Pressemännern noch einmal den Standpunkt des Führers des nationalsozialistischen Deutschlands interpretiert, wenn er feststellt: „Ich glaube, daß Europa in der Vergangenheit den Fehler gemacht hat, zuviel auf einmal zu unternehmen. Besonders sind zwei Fehler begangen worden: 1. hat man gewünscht, alles im gleichen Augenblick zu behandeln, anstatt ein Problem nach dem andern in Angriff zu nehmen und 2. hat man — und dies ist schlimmer — immer wieder versucht, alle Probleme aller Mächte zur gleichen Zeit an dem gleichen Tisch zu regeln." Diese Form und Methode einer „kollektiven Friedenspolitik" mußte zum Scheitern verurteilt sein, weil es unmöglich ist, politische Entscheidungen von geschichtlicher Bedeutung in Bausch und Bogen fällen zu können. Die Lebensinterefsen der einzelnen Nationen find den verschiedensten Be- dingungen unterworfen, für die nur ein Ausgleich geschaffen werden kann, wenn man sich mit offener Ehrlichkeit begegnet. Diese Voraussetzung ist allerdings nur bei einer direkten Aussprache gegeben.
Damit ist die Mission Europas gekennzeichnet. Sie kann nur erfüllt werden, wenn nach dem Vorbild der deutsch-polnischen und deutsch-englischen Außenpolitik der Weg gegenseitigen Verständnisses und gegenseitiger Achtung weiter beschritten wird und das
negative Gegeneinander durch ein poütives Miteinander abgelöst wird. Mit neuen Methoden muß an das alte Objekt, an die Sicherung des Friedens unter den Völkern dieses Erdteils, herangegangen werden, wenn endlich das Damokles-Schwert ewiger Unsicherheit über dem Haupt der Nationen verschwinden soll. Adolf Hitler ist bereits als ein europäischer Staatsmann in die Geschichte eingegangen, besten Gedanken und Pläne dieser alten Welt ein neues, besseres und friedlicheres Gesicht geben, und dessen Größe von den Völkern dieses Erdteils einst dankbar gewürdigt werden wird.
Dr. Walter Bastian.
Aer Führer bei Rudolf M
Hohenlychen, 25. Juni.
Auf der Rückfahrt von Hamburg besuchte der Führer seinen Stellvertreter. Reichs- ! minister Rudolf Heß, der zur Erholung in ! Hohenlychen weilt. Bei dieser Gelegenheit besichtigte der Führer die auf Veranlassung des Neichssportführers in den dortigen Heil- ! anstalten eingerichtete klinische Abteilung für Sport- und Arbeitsschäden und die vom ^ Gau Groß-Berlin der NSDAP, erstellte» Häuser „Mutter und Kind" der NSV.
Brand im Lichtspielhaus
Kempten, 25. Juni.
Im Dachgeschoß der Kammerlichtspiele in Kempten brach am Dienstag mittag während einer Filmvorführung für Schüler ein Brand aus. Es gelang, unter den ' Kindern eine Panik zu verhüten und sie
ohne geringste Gefährdung ins Freie zu bringen. Nach mehrstündiger Arbeit der Feuerwehr war der Brand lokalisiert. 20 Feuerwehrleute erlitten schwere Rauchvergiftungen. Ein Feuerwehrmann trug eine schwere Augenverletzung davon.
Salpeierlager in Flammen
In der Nacht znm Dienstag brach in einem Raum eines Lagerhauses in Zeischen (Böhmen), in dem 500 Waggon Salpeter lagerten, ein Brand aus, der rasch um sich griff. Im Augenblick standen etwa 80 Waggon Salpeter in Flammen. Die Löscharbeiten gestalteten sich außerordentlich schwierig. Die Feuerwehr mußte schließlich die Metalldecke des Lagerhauses zerschlagen und den Brandherd von vier Stellen aus bekämpfen. Erst am Dienstag morgen gelang es, den Brand einzukreiscn. Der Schaden ist bedeutend. Die Brandursache konnte noch nicht geklärt werden.