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Mittwoch, 10. April 1035
108. Jahrgang
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Me eWA WM w Stresa
Preffeftimmen zur bevorstehenden Konferenz
London, 9. April.
..Times" schreiben. Macdonald und Simon hätten der ihrer Reise nach Stresa Kenntnis von dem, was Deutschland zu tun bereit sei. Die deutschen Vorschläge seien auch bereits der französischen und der italienischen Regierung «und anderen Regierungen) bekannt, denn Simon und Eden hätten den wesentlichen Inhalt ihrer Besprechungen den diplomatischen Vertretern in den besuchten Hauptstädten mitgeteilt.
In einem Artikel der „Morningpost" heißt es: lieber den Charakter der britischen Politik in Stresa sei kaum ein Zweifel möglich, und die Befürchtungen würden durch die Nachricht, daß Macdonald die britische Abordnung führen werde, noch vergrößert. Solange die leise Hoffnung bestehe, daß Deutschland die von ihm selbst ins Schloß geworfene Tür (!) wieder öffne, werde Großbritannien seine Dermittlungsbemühungen nicht ausgeben. Der Glaube, daß eine solche Politik dem britischen Ansehen » und dem Frieden Europas förderlich sei, beruhe auf Selbsttäuschung. Je länger die Bemühungen fortgesetzt würden, desto höher werde der-Preis, den Deutschland verlange (?).
Der liberale „News Chronicle" erklärt sich in einem Leitartikel damit einverstanden, daß die britischen Vertreter in Stresa große Bewegungsfreiheit haben müssen, drückt aber .die Hoffnung aus, daß sie eine entschiedene Politik befolgen würden. Wenn in Stresa der Eindruck entstehe, daß Großbritannien sich abseits halte, dann würden Frankreich. Sow- jetrnßland und Italien ein Militärbündnis gegen Deutschland schließen.
Eine außenpolitische Rede Baldwins
Der Präsident des englischen Staatsrates und Führer der Konservativen, Bald Win, hielt am Montag abend auf der Jahresversammlung der evangelischen Freikirche in Llandrindod (Wales) eine Rede, in der er ausführlich auf die schwebenden außenpolitischen Fragen einging. In Versailles, so führte er u. a. aus, sei ein großer Versuch gemacht worden, die Karte Europas neu zu zeichnen. Wenn dieser Versuch vielleicht auch klug und gerecht (!) gewesen sei, so sei er jedenfalls nicht von allen denjenigen, auf die er angewandt worden sei, als klug und gerecht angenommen worden. „Schmachtend unter seiner Demütigung" habe Deutschland das ihm zugewiesene Teil abgeschüttelt und habe wieder ausgerüstet. Es sei ein großer Fehler gewesen, wenn man geglaubt hätte, daß der Versailler Vertrag den Charakter derjenigen, denen er auferlegt wurde, ändern würde — genau so wenig, wie er den Charakter derjenigen, die ihn anferlegten, geändert habe.
Nach weiteren Ausführungen, in denen Valdwin Deutschland Vorwürfe wegen seiner Haltung zum Völkerbund machte, da Deutschland „im Völkerbund nur eine Schachfigur im Kampf um seine nationale Macht erblicke" — auch an Angriffen gegen Sowjetrußland fehlt es in diesem Zusammenhang nicht — kommt Valdwin auf die Pflicht Englands zu sprechen, die Gegensätze zwischen den nationalen Idealen einiger europäischer Länder und den englischen Idealen zu verstehen. Dieses Verständnis würde die englischen Bemühungen für den Frieden noch vernünftiger gestalten. England könne dann auch leichter Enttäuschungen ertragen und „vor allem wäre es wahrscheinlicher, daß Edens Werk einen endgültigen Erfolg erzielt". Baldwin sagte ferner, daß England nicht den Krieg wünsche oder Freude daran habe, mit dem Krieg zu spielen.
Baldwin beschäftigt sich dann weiter mit Deutschland und übersieht dabei völlig die wiederholt geäußerte deutsche Bereitwilligkeit, zur Abrüstung auf der Grundlage der allgemeinen Gleichheit. Er sagt u. a.: „Ich habe noch nicht die Hoffnung auf eine Begrenzung der Rüstungen aufgegeben und ich würde Deutschland in dieser Angelegenheit nicht loslaffen, bis es uns gerade heraus gesagt hat daß es nichts damit zu tun haben
will. Wenn aber Deutschland oder irgendein anderes Land diese Dinge nicht erwägen will, dann gebe ich zu, daß die Lage viel schwieriger ist. Kollektive Sicherheit. ist ein schwieriger Gegenstand. Wir können nicht wißen, welche Form sie annehmen kann. Aber ich bin überzeugt, daß der beste Weg zur Sicherung des Friedens in irgendeinem Mttel der kollektiven Sicherheit besteht. Innerhalb des Völkerbundes muß das ganze Europa, das- guten Willens ist, Zusammenkommen und dieses Mittel ersinnen."
Unterhausdebatte über die Frage der Luftstreikkräfke
Im Unterhaus wurde am Dienstag nachmittag die Regierung über das Verhältnis der Stärke der deutschen zu der der englischen Luftflotte befragt. Die Anfrage war von Lord Winterton (konservativ) eingebracht. Sir Plip Sassoon, Unterstaatssekretär im Luftfahrtministerium erklärte dazu: Nach Berücksichtigung aller in Frage kommenden Umstände glauben wir, daß die englischen Luftstreitkräfte dendeutschennochumeinengewis- sen Spielraum überlegen sind. Nichtsdestoweniger entwickeln sich die deutschen Luststreitkräfte in einem Tempo, daß bei der englischen Regierung schwere Besorgnisse hervorzurufen geeignet ist. Die Lage erfordert gründliche und dauernde Wachsamkeit, damit erforderlichenfalls irr unserem eigenen Programm notwendig werdende Aenderungen vorgenommen werden können.
Der Konservative Bower zeigte sich unzufrieden über die ungenauen Informationen der amtlichen englischen Stellen. Ob es in Berlin nicht einen englischen Luftattachä gebe, der die Aufgabe habe, solche Informationen zu liefern. Sassoon erwiderte, der Luftfahrtattachä besorge alle Informationen.
die er besorgen könne.
Lord Mnterton wollte dann noch weiter wissen, wieviel Frrmtflngzeuge augenblicklich monatlich in England und wieviele in Deutschland hergestsllt würden. Der Unterstaatssekretär erklärte dazu: Die deutsche Regierung hat. soviel ich weiß, bisher keinerlei Zahlen über die Herstellung von Flugzeugen veröffentlicht. Bis jetzt war es auch nicht üblich, solche Mitteilungen bekanntzugeben. Das englische Luftsahrtministerium ist der Ansicht, daß es den öffentlichen Interessen widersprechen würde, unsere eigenen Herstellungsziffern bekanntzugeben, solange dies nicht anch in anderen Ländern geschieht. Bei der Einbringung des Haushalts habe ich erklärt. daß wir im lautenden Haushaltsjahr über 1000 Maschinen aller Tvpen bestellen werden. Dem habe ich nichts mehr hinzuzufügen.
Tikulescu bei Flandin
Ministerpräsident Flandin hatte Dienstag vormittag eine Unterredung mit dem immer noch in Paris weilenden rumänischen Außenminister Ti tu lesen, der übrigens in seiner Eigenschaft als amtierender Vorsitzender des Rates der Kleinen Entente und der Balkanentente am Montag den Pariser- italienischen Botschafter besucht hatte. Beide Besprechungen stehen zweifellos in Verbindung mit den Vorbereitungen für Stresa.
In diesem Zusammenhang verdient die Behauptung eines Abendblattes Beachtung, daß Flau hin im Hinblick aus Stresa mebr für den englischen Standpunkt i>ü. wägend Außenminister 8 a Vak der Auffassung Mussolinis z ii n e i g e und es als einen Fehler bezeichne. England iedesmal die Schiedsrichterrolle zu überlasten, da sie immer nur auf Zugeständnisse an Deutschland hinauslaufe. Beide Auffassungen drohten, so bemerkt das Blatt weiter, in der heutigen ent- scheidenden Ministerberatung aufeinänderzu- Platzen. um so mebr als sich innerhalb der Regierung zwei bestimmte Gruppen gebildet hätten.
DelltskWud ehrt de» Mherrv MMss
Der Glückwunsch der Wehrmacht zum 70 . Geburtstag
München, 9. April.
Der dem großen Führer det Weltkriegs- armee des Deutschen Reiches so lange versagt gebliebene Dank des deutschen 'Volkes ist am 70. Geburtstag des Generals der Infanterie Erich Ludendorff abgestattet worden. Von allen Neichsgebäuden wehten die Fahnen auf Anordnung des Führers und Reichskanzlers, und viele Privatgebüude sind diesem Beispiel gefolgt. In allen Kasernen fanden Appelle der Wehrmacht statt, bei denen die Bedeutung Ludendorffs gewür- digt wurde.
In Tutzing am Starnberger See, dem Alterssitz des Feldhcrrn. drängten sich schon am frühen Morgen dichte Menschenmengen um das Haus Ludeudorffs. Gendarmerie und SA. hielten die Absperrung mühsam aufrecht. Um 8 Uhr zog ein Doppelposten vor dem Hause auf. Abordnung auf Abordnung kommt, um dem General der die große Generalsunisorm mit allen Orden und Auszeichnungen. darunter dem Großkreuz des Eisernen Kreuzes, die Glückwünsche zu überbringen.
Um 10 Uhr marschiert eine Ehrenkompanie des Infanterieregiments München mit den Fahnen des ehemaligen Füfilierregi- ments General Ludendorff Nr. 39 unter klingendem Spiel vor dem Haus aus. Ihr folgen der Befehlshaber im Wehrkreis VII. General Adam, mit den Herren seines Stabes, und GL. Eberth. der Befehlshaber des Lustkreiskommandos V. Punkt 11 Uhr fahren Reichswehrminister GO. von Blomberg und der Chef der Heeresleitung General der Artillerie Freiherr von Fritsch vor. General Ludendorff geleitet die beiden Generale in sein Haus, wo ihm GO. von Blomberg die Glückwünsche der deutschen Wehrmacht ausspricht, wobei er u. a. sagte:
„Die Soldaten der deutschen Wehrmacht setzen in General Lndendorfs den aroßen
Feldherr» des Weltkrieges, unter dessen Führung Deutschland einer Welt von Feinden die Stirn geboten hat. Wenn heute Ehrenposten vor diesem Hause stehen und eine Fahnenkompanie dem General Ludendorff die Ehrenbezeigungen darbringt, so drückj damit die Wehrmacht ihre tiefgefühlte« Huldigung vor dem großen Soldaten aus und verbindet damit ihre aufrichtigen Wünsche für ein kommendes Lebenssahr- zehnt."
Indessen fliegen zwei Staffeln der Reichsluftwaffe in tadelloser militärischer Ausrichtung über das Haus des Generals; das letzte Flugzeug wirft einen Rosenstrauß mit einer Huldigungsadresie ab.
Dann schreitet General Ludendorff die Front der Ehrenkompanie ab, von brausenden Zurufen der Menge empfangen. Er schüttelt seinen Regimentskameraden die Hand und nimmt den Vorbeimarsch der Truppe ab. In einer kurzen Ansprache dankt er für die Ehrungen und gedenkt der Helden des großen Krieges. Mit dem Deutschland-Lied schloß die Kundgebung.
Heute Vermahlung -es WMerprSfj-enten Gering
Uebertragung der kirchlichen Trauung auf den Deutschlandsender
kk. Berlin, 9. April.
Mittwoch um 14 Nhr findet im Berliner Dom die Vermählung des preußischen Ministerpräsidenten und Reichsluftfahrtininisters, General der Flieger Hermann Göring mit Staatsschauspielerin Frau Emmy Sonnemann statt. Die Feierlichkeiten werden von 14 bis 14.50 Uhr vom Deutschlandsender übertragen.
Dienstag abend fand eine Festaiisführung in der Staatsoper statt, der ein großer Zapfenstreich der Leibstandarte Adolf
Sa§ Neueste tn Kürze
Ministerpräsident Göring wurden anläßlich seiner Hochzeit mit Frau Lonnemann aus allen Teilen der Bevölkerung zahlreiche Geschenke überreicht, die der Verbundenheit »es Volkes mit Ministerpräsident Göring beredten Ausdruck verleihen.
General Ludendorff gingen anläßlich seines 70. Geburtstages zahlreiche Glückwunschschreiben zu. Insbesondere die Wehrmacht übermittelte ihre Glückwünsche.
Dr. Sch erließ zu den in ganz Deutschland am 12. April stattfindendcn Vertrauensratswahlen einen Ausruf, fir dein er zu unverbrüchlicher Treue zu Führer und Volk aufsordert.
Wie ans Frankreich gemeldet wird, beabsichtigt der oberste französische Marinerat, sie Großkampfschiffe in Zukunft als Rückgrat der Flotte zu bezeichnen und deshalb seine Schlachtflotte auszubauen.
Hitler und des Regiments „General Göring" folgte.
Der Verband, öffentlicher LebenSversiche- rungsanstalten hat aus Anlaß'dieser Hochzeit eine Stiftung errichtet, durch die SO neugeborenen Töchtern aus erbgesunden und kinderreichen Familien,, deren Patenschaft der Ministerpräsident oder seine Frau übernimmt. je eine beitragssreie Ausstattungs- Versicherung vön 500 RM. gewährt wird. Weiter haben die in diesem Verband zusammengefaßten Anstalten die allgemeine Einführung einer Patenschaftsverstcherung für erbgcsunde deutsche Kinder beschlossen.
Das Hochzeitsgefchenk des Reichsnährstandes
Tein Ministerpräsidenten General Göring wurde am Vortage seiner Trauung vom Reichsnährstand eine besondere Ehrung zuteil. Der Reichsbauernsührer überreichte ihm un Festsaal des Preußenhaufes in Anwesenheit seines Stabes und aller Landesbauern- iührer als Hochzeitsgeschenk des Reichsnährstandes ein kostbares silbernes Kaffecgedeck ein Meisterstück deutscher Handwerkskunst und brachte in einer kurzen Ansprache die herzlichsten Glückwünsche des deutschen Bauerntums zu seiner Vermählung zum Ausdruck.
Auch die Landesbauernführer überreichten dem Ministerpräsidenten die Geschenke ihrer Heimatgaue. General Göring und Frau Emmy Sonnemann dankten für die außergewöhnliche Ehrung und nahmen hocherfreut die Gaben entgegen.
Zu dem feierlichen Akt waren Dienstag nachmittag die 19 Landesbauernführer des Reichsnährstandes mit je zwei Jungbauernpaaren im Festsaal des Preußenhauses in zwei langen Reihen angetreten. Die Bauern batten die kostbaren und liebevollen Geschenke und Angebinde ihrer Heimat vor sich ans- gestellt, die von dem Fleiß ihrer Erzeuger rind von der Verbundenheit der Bauern mit ihrem heimatlichen Brauchtum zeugten. Da fast alle Bauern in ihrer Heimattracht er- schienen waren, bot sich in dem Festsaal ein ungewöhnlich buntes und vielgestaltiges Bild.
Nach der Besichtigung richtete General Göring an die Bauern und Bäuerinnen, an die Landesbauernführer und darüber hinaus an das ganze große Bauernvolk Worte des herzlichen Dankes für die unerwartete außer- gewöhnliche Ehrung. Er dankte ihnen für diese Zeichen unverbrüchlichster Verbunden- heit und betonte, daß bei der Wiedererringung der deutschen Ehre und Freiheit stets die Erkenntnis grundlegend gewesen sei, daß für sie ein gesunder deutscher Bauernstand eine unbedingt notwendige Voraussetzung bilde. ..Tie Sorgen und Nöte der Bauern haben wir zu unseren eigenen gemacht. Wir haben erkannt, daß gerade die Zähigkeit, mit der der deutsche Bauer seine Scholle hält, und mit der er die schweren Jahre des Verfalls und des Niederganges überwunden hat. uns zu der Hoffnung berechtigt, daß der deutsche Aufstieg von Dauer sein wird." Der Ministerpräsident sprach die Hoffnung aus, daß die enge Verbundenheit des Bauerntums mit dem ganzen deutschen Volke anch in Zukunft stets