Nr. 24
Dienstag, 29. Januar 1935
109. Jahrgang
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Reichsminister Dr. Goebbels in Stuttgart
Besuch des DA3. und der Schillerstadt Marbach
Stuttgart, 28. Januar. !
Reichsminister Dr. Goebbels ist Sonntag ! abend mit dem fahrplanmäßigen Schnellzug ! aus München um 22.41 Uhr in Stuttgart z ringetroffcn. Zu seiner Begrüßung hatten sich § SS.-Ttandartenführer Zeller, in Bertrc- ! tung des gesundheitlich unpäßlichen Reichs- i statthaitcrs. der stellvertretende Gauleiter ! und Landesstellenleitcr Schmidt, Kreis- > leiter Mauer und Oberbürgermeister Dr. ? Strölin auf dem Bahnhof eingefunden. !
Da die Ankunft des Ministers nur ganz > wenigen bekannt war, hatte man keine grö- : ßeren Absperrungsmaßnahmen getroffen. > Kaum war aber Dr. Goebbels erkannt, da s strömten auch Won von allen Seiten die i Volksgenossen herbei, um ihren Propaganda- > minister mit Heilrufen zu begrüßen. Am j Nordausgang des Bahnhofs, bestieg Reichs-- s minister Dr. Goebbels den Wagen und fuhr ! mit den eingangs erwähnten Parteigenossen ^ zum Hospiz Viktoria.
Als eine Gabe der schwäbischen Fachindu- ^ strie iand Reichsminister Tr. Goebbels im Hotel eine Trossinger Ziehharmonika vor. ^ die er dankbar entgegennahm.
Am Montag morgen nahm Dr. Goebbels - in der Friedrichstraße, von der Bevölkerung - stürmisch gefeiert, die Parade der PO., SA., ! SS. und des Arbeitsdienstes ab. Anschlie- ! ßend besuchte der Reichsminister, in dessen ! Begleitung sich Reichsstatthalter Murr, : stellvertretender Gauleiter Schmidt, In- ! nenminister Dr. Schmid, Wirtschaftsmini- - ster Dr.Lehnich. Finanzminister Dx.Deh- ! linger und Major a. D. Hase nährt . befanden, das Deutsche Auslandsinstitut. ^ Der Vorsitzende des DAJ., Oberbürgermeister ! Dr. Strölin, stellte die leitenden Herren j vor und richtete an den Reichsminister Herz- ^ liche Begrüßungsworte. Nachdem Dr. Lsaki ! über den Aufgabenkreis des DAJ. gespro- . chen hatte, dankte Dr. Goebbels für die überaus herzliche Begrüßung und brachte seine besondere Anteilnahme an den Arbeiten des Instituts zum Ausdruck.
Im Anschluß an diesen Besuch wurde dem i Reichsminister von den auslandsdeutschen Mädchen, die im Viktor-Köchel-Haus unter- s gebracht find, im Hof des Instituts eine Herz- - liche Huldigung entgegengebracht. Auch die ! Angestellten des Reichssenders Stuttgart be- ! grüßten ihren Minister. Hier ihr Gruß, den sie in Form eines Sprechchores vor- ^ trugen: „Wir wollen ein neues ! Rundfunkhaus!" Dr. Goebbels qmt- ! tierte diese Kundgebung mit einem Lächeln. ! Weiter besuchte er die Deutsche Luftschutz- ? ausstellung und trug sich mit folgenden Wor- ! wen in das Opserbuch des Winterhilsswerkes ! ein: „Nur aus Opfern wird die > deutsche Freiheit geboren."
Noch unmittelbar vor dem Mittagessen stattete der Reichsminister der Stuttgarter i Landesstelle seines Ministeriums einen Be- - such ab. Der Leiter der Landesstelle, stell- s vertretendre Gauleiter Schmidt sührte ihn § durch die einzelnen Räume. Dr. Goebbels ließ sich alle Angestellten vorstellen und be- § grüßte sie mit einem kräftigen Händedruck.
Die Fahrt nach Marbach, wo Dr. Goebbels das Schillermuseum besuchte, gab der Bevölkerung der an der Strecke liegenden Ort- ^ schäften und Städte Gelegenheit zu spon- . tanen Huldigungen. Obwohl es im einzelnen § nicht genau bekannt war, wann Dr. Gocb- ! bels die Orte durchfahren werde, war doch der Weg stellenweise von Menschenmanern Eingefaßt, die die Wagenkolonne mit stürmischen Heilrufen begrüßten. Nachdem Won Kornwestbeim und Ludwiasburq nur langsam durchfahren werden konnten, gelang es den Neckarweikstngern sogar, die Straße so zu sperren, daß der Wagen des Ministers anbalten mußte und erst nach heaeisterten Huldigungen wieder weiterfahren konnte.
In der Schillerstadk Marbach ,
Marbach selbst, die Schillers:.,dt, Prangte i wieder in einem FlaggenWmuck, wie wir ihn ! bisher eigentlich nur am Schillergedenktag. * am 10. November gesehen haben. Stundenlang standen in den Straßen Handwerker und Bauern, um wenigstens im Vorüber- sahren Tr. Goebbels grüßen zu können, während auf der Höhe des Schillermuseums die PO. und die Gliederungen der Partei, in schneidender Kälte ansharrend, Spalier bildeten. Nachdem verschiedene Male „falscher j Alarm" ausgegeben morden war — ent- , weder hatten die am der Terrasse des i
Museums stehenden Wachtposten irgendein harmloses Auto verdächtigt oder es hatte sich ein Spaßvogel einen Witz erlaubt — konnte der Marbacher Bürgermeister Kops am Stadteingang den Reichsminister begrüßen. In seinem Gefolge befanden sich Neichsstatthalter M u r r, der stellvertretende Gauleiter Schmidt. Gaupropagandaleiter Mauer und eine Reihe weiterer Ehrengäste.
Im Geburtshaus Trillers besichtigte Dr. Goebbels die armselig kleinen Räume, in denen einer der Größten der Menschheit das Licht der Welt erblickte und trug sich in das dort auflie-- gcnde Gästebuch ein. Als der Wagen des
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Reichsminister Darre spricht zu den Reichswirtschaftlern
Mit der Eröffnung der „Grünen Woche" in der Reichshauptstadl, wurde auch eine auf zwei Tage anberaumte Vortragstagung des Reichsnährstandes eingeleitet, an der die Fachprosesforen der Universitäten und Hochschulen, die Landesbauernführer und die Fachreferenten der beteiligten Ministerien teilnehmen.
Den ersten Vortrag hielt Reichsernährungsminister und Reichsbauernführer N. Walther Darre über Sinn und Wesen der Erzeugungsschlacht, worin er u. a. ausführte:
Wir stehen heute in der Erzeugungs- fchlacht. Es ist kein Geheimnis, daß unsere Ernährungsgrundlage zwar auf wichtigen Teilgebieten, z. B. hinsichtlich des täglichen Brotes, Won heute durchaus gesichert ist, daß aber auf anderen Gebieten, hauptsächlich m der Ernährung unseres T i e r b e st a n d e s, und in der Versorgung mit viehwirtschaftlichen Erzeugnissen noch bedrohliche Lücken klaffen. Wir haben diesen Kampf ausgenommen mit der ganzen Energie, zu der das unerschütterliche Vertrauen des Führers uns alle verpflichtet.
Der Grundgedanke der Erzeugungsschlacht läßt sich in wenige Worte fassen: „Nutze deinen Boden arbeitsintensiv und erzeuge, was dem deutschen Volke fehlt." Wir 66 Millionen Menschen innerhalb der Reichsgrenzen sind ein Volk auf engem Raum. Die Natur hat uns nicht so reich bedacht, wie manche anderen Völker. Es entspricht daher deutscher Art, im Schweiße des Angesichts unser tägliches Brot zu verdienen und das Verdiente sparsam z» verwenden. Die deutscheLand-
Wirtschaft darf d a her niemals exte n siv sein. Vor kurzem noch verstand man unter intensiv wirtschaften oft genug, fremde Mittel aufnehmen. Maschinen anschafsen, Neubauten aussühren, rücksichtslos künstliche Düngemittel kaufen, kurz ge- sagt, so viel wie möglich von außen in den Betrieb stecken. Die wirtschaftseigenen Mittel wurden dabei häufig leichtfertig vernachlässigt. Heute verstehen wir dagegen unter intensiv wirtschaften zunächst einmal die bestmögliche Nutzung und Verwendung allerim Hofe ruhenden und sich wechselseitig bedingen- d e n K r ä s t e. zum anderen den höchstmöglichen Einsatz menschlicher Arbeit unmittelbar aus dem Boden. Intensiv wirtschaften bedeutet für uns, auf wirtschaftseigener Grundlage mit höchstem Krafteinsatz wirtschaften, extensiv wirtschaften dagegen heißt, auf wirtschaftseigener Grundlage mit geringstmöglichem Kräfteeinsatz wirtschaften.
Deshalb steht auch am Anfang aller technischen Erwägungen der Erzeugungsschlacht der Boden selbst und seine Pflege. Wir müssen ihn daher gesund und ertragsfähig erhalten. Nicht minder große Aufgaben liegen für Praxis und Wissenschaft auf dem Gebiet des Pflanzenbaues. Hier gilt es. die richtige Synthese zu finden zwischen den Notwendigkeiten der Bedarfsdeckung des deutschen Volkes und den Forderungen eines naturbedingten Anbaues. Wir brauchen heute eiweißreiche Futterpflanzen. Wir brauchen ertragssichere und q u a- i,itätsreiche Oelpklanzrn. Wir
Reichsministers an der Freitreppe der oor dem Schillermuseum liegenden Anlage Vorfahr, er- klangen immer wieder begeisterte Heilrufe, die anhielten, bis der Minister im Museum verschwunden war. Auch später wieder, immer dann, wenn Dr. Goebbels an einem der hohen Fenster von außen zu sehen war, flammte die Begeisterung der dort geduldig ausharrenden Menge aufs neue auf.
Im Museum selbst begrüßte der Schöpfer dieser einzigartigen Stätte, Geheimer Rat von Güntter den Reichsminister. In einer kurzen Ansprache wies er daraus hin, daß dieses Museum, in dem die schwäbischen Dichter und Denker eine ehrenvolle Heimstätte gefunden, dem geistigen Antlitz des Schwabenlandes entspreche. Im neuen Deutschland, so hoffe er zuversichtlich, werde von dieser Stätte mehr als je ein Hauch von Schillers Geist ausgehen.
Der Führung durch diesen Hort schwäbischer Dichtung, die Geheimer Rat von Güntter vornahm, brachte Dr. Goebbels große Aufmerksamkeit entgegen. Immer wieder, stellte er Fragen und ließ sich Zeit, besonders interessante Gegenstände und Briefe eingehend zu besichtigen und er freute sich besonders, wenn da und dort unter diesen Dokumenten schwäbischer Gei- stesgeschichte ein Stück echt schwäbischer Eha- rakterhaltung war.
Am Abend besuchte Dr. Goebbels die Aufführung der Over „Arabella" im Großen Haus der Württ. Staatstheater. Die Ausführung, die ganz hervorragend gelang, fand den ungeteilten Beifall des Ministers.
Eine kleine Begebenheit
die sich am Morgen im Hotel abspielte, müssen wir noch erwähnen, weil sie zeigt, wir das Volk und seine Führer innerlich verbunden sind. Zwei kleine Buben, Hansjochen und Ulli, die Söhne eines alten Parteigenossen, waren mit ihrer Mutter gekommen und standen wartend vor dem Zimmer des Ministers. In der Hand hielt der Kleinere ein Briefchen, darinnen ein goldenes Zehnmarkstück enthalten war. „Für die Saar", so erklärte der Aeltere, als der Kleine den Brief dem Minister entgegenstreckte. Doller Dank und mit dem Versprechen, diese Gabe an die befreite Saar weiterzuleiten, nahm es Dr. Goebbels entgegen. Beglückt und strahlend zogen die zwei Buben von dannen.
brauchen weiterhin e r t r a g s f i ch e r e Faserpflanzen, um unserer Textilindustrie eine ausreichende Rohstofsgrundlage zu schaffen. Wir benötigen schließlich qualitätsreiche Zwischenfruchtpflanzen.
Auf der durch unseren verknappten Boden- raum gegebenen Zwangslage wird auch das Gebiet der Tierzucht, der Tierhaltung und der Fütterung von anderen Gesichtspunkten aus behandelt werden müssen als bisher. Das Zusammenwirken zweier Maßnahmen. der Erzeugung größerer und wertvollerer Futterernten von gleicher Fläche und der besseren Ausnutzung dieser Futterernten durch leistungsfähigere Tiere wird und muß binnen wenigen Jahren das deutsche Volk auch in seiner Viehwirtschaft ganz bedeutend unabhängiger vom Ausland machen, als bisher.
Zu den Voraussetzungen des vollen Sieges unserer Erzeugungsschlacht gehört auch die richtige Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse in der Praxis. Die Kernfrage einer Erzeugungssteigerung liegt auch darin, wie weit es gelingt, die große, bisher abseits stehende Masse der deutschen Landwirtschaft zu erfassen und zunächst einmal aus die Höhe der Technik zu bringen, die unsere gutgeleiteten Betriebe schon erreicht haben. Auf diese Aufgabe ist die gesamte Organisation der Erzeugungsschlacht abgestellt worden. Besonders wichtig ist mir auch, daß der landwirtschaftliche Lehrling schon in seiner ersten Lehrstelle die Gedankengänge nationalsozialistischer Agrarpolitik und Agrarwirtschaft kennenlernt und aus ihrer Kenntnis heraus seinen künftigen Be- ruf als Treuhänder deutschen Bodens und deutschen Blutes ausfassen und lieben lernt. Daher erstrebe ich, künftig nur Erbhofbauern als anerkannte Lehrmeister in der Praxis anmerkennen.