Seite 7 Nr. 287

Nngolder Tagblatt .Der Gesellschafter'

Donnerstag, den 14. November 1935

Vor DmschlMg pW«

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Mit welcher Elf und mit welchen Aussichten tritt Deutschland am 4. Dezember in London an?

Von Helmut kr»»»

Näher und näher rückt der 4. Dezember. An diesem Tag wird Deutschlands Fußball- Nationalelf im Stadion der Tottenham Hot- spurs in London, Withe HartLaue" enannt, gegen die Vertretung Eng- ands ins Feld springen. 70VÜÜ Menschen saht diese Kampfbahn, und das eine steht fest: Es wird keinen einzigen freien Platz mehr geben. Allein 6 VVV Deutsche werden dabei sein, um unserer Elf im Kampf den Rücken zu stärken.

Die deutsche Fußballelf stand zwar in letz­ter Zeit oftmals schweren und schwersten Gegnern gegenüber und doch fieberte man nie so einen, Kampf entgegen, wie diesmal dem England-Spiel. Das hat seinen Grund darin, daß England das Mutter­land des Fußballsportes ist. Eng­land gilt trotz allem auch heute noch als inoffizieller Weltmeister. Noch nie wurde es zu Hause von kontinentalen Mannschaften besiegt. Als vor Jahren Spanien mit stolz geblähten Segeln über den Kanal fuhr, da gab es eine böse Schlappe. 7:1 siegten Albions Söhne und Spanien hatte den schwärzesten Tag in seiner Sportgeschichte zu verzeichnen. Dann kam das Wunder­team aus Oesterreich. Es kam mit Sin­delar, Rausch, Hiden & Eo. Es waren els Fußballkünstler, die ehrenvoll 3:2 geschlagen wurden. Sie begeisterten Englands Fußball­fans, aber sie unterlagen. Und im ver­gangenen Jahr fuhr dann Italien, der Weltmeister, ins englische Königreich. Ter offizielle gegen den inoffiziellen Weltbesten", so lautete damals der Schlager. Und ...? England siegte wiederum!.

Wie wird es Deutschland gehen?

Nun schaut die ganze sportlich interessierte Welt auf Deutschland. Wird es den Deut­schen möglich sei», erstmals auf englischem Boden zu siegen? Sollte den Nerz-Schülern gelingen, was den österreichischen und italie­nischen Fußballkünstlern nicht gelang? Wer will diese Frage beantworten, wer will hier einen sicheren Tip abgeben? Viel, wenn nicht alles, wird davon abhnngen, mitwelchen Leuten Deutschland in London antreten wird. Darüber wurde schon unendlich viel geschrieben. Langsam kristallisiert sich aber doch ein L-tamm derWahrscheinlichen" her­aus. A m M i t t w o ch , 20. November. (Bußtag), stehen sich nun im Nahmen der Winterhilfsspiele in Berlin zwei Na - tionalmannschasten gegenüber. Man kann aus diesen Mannschaftsaufstellungen einiges herauslesen. Hier die Namen:

^-Mannschaft: Jakob; Haringer, Krause; Janes, Bien, Appel; Lehner, Scepan, Franike, Nasselnberg, Siemetsreiter.

6-Mannschaft: Thiele; Münzenberg, Tiesel; Kitzinger, Goldbrunncr, Grämlich; Paul, Hohmann, Pörtgen. Sisfling, Faih.

Erst fünf Spieler stehen fest

Von diesen Leuten halten wir den Regens­burger Jakob im Tor, Harrnger in der Verteidigung, Grämlich in der Läufer­reihe, Lehner und Scepan im Sturm als sichere Anwärter für London. Als Partner Haringers in der Verteidigung wün­schen wir Münzenberg, vorausgesetzt, daß er sich am Sonntag gut hält. Dann wird

Werden sie sueli in London spielen? Vier 8pie ! ler, die veutseklaod sckon oftmals vertraten. > Oken links: Oramliek und Kliinrenberg. Unten ! links: Oekner un<i Lonen. ziler Voraussiekt nack s werden diese Vier aucd am 4. Oerernker gegen s England clie deutscken Karben tragen.

(Photo: Selle-Eosler.)

Janes für den rechten Läuferposten frei. Grämlich rückt nach links und in der Mitte sollte dann Goldbrunner stehen. Recht schwierig ist es, im Sturm einiger­maßen das rechte zu treffen. Lehner als Rechtsaußen hat zur Zeit keinen ernsthaften Konkurrenten. Halbrechts steht neben Siff- ling auch Hohmann und eventuell Scepan zur Verfügung. Wir glauben jedoch an die Aufstellung des Mannheimers, denn das Aufbauspiel Sifflings wird man in London notwendiger brauchen als Sonderattacken Hohmanns. Dann wird Scepan für halb­links frei und unter seiner Regie dürfte sich wohl die größte Neuentdeckung der letzten Monate, der Münchener Siemetsreiter auf Linksaußen voll entfalten können. Bleibt noch der Posten des Mittelstürmers. Pörtgen hat bei seiner Vorstellung in der National­elf nicht ganz überzeugt. Conenist anderer­seits seit einigen Wochen nicht in voller Fahrt. Aber haben wir etwas Besseres auf- zubieten? Der Berliner Framke, der am Mittwoch den Sturm der einen Nationalelf führt, kommt ernsthaft nicht in Betracht, da er viel zu zerbrechlich und weich ist. Seine Aufstellung dürfte nur eine Konzession an' das Berliner Publikum sein. Ob Pörtgen am Bußtag ganz überzeugen kann? Wir glauben. Saß schließlich doch Conen in London spielen wird, wenn nicht aber das ist noch sehr unwahrscheinlich der in letzter Zeit in Hoch­form spielende Schön vom Dresdner Sport­club geholt wird. Wir tippen auf nach­stehende deutsche Elf für London, möchten

aber gleich bemerken, daß sich einige Posten noch sehr wohl ändern können. Im großen und ganzen kann man mit folgender Mann­schaft rechnen:

Jakob

Münzenberg Haringer Janes Goldbrunner Grämlich Lehner Sisfling Conen Scepan Siemetsreiter

Mit dieser Mannschaft in Normalform können wir in England antreten, ohne eine Niesenniederlage nach spanischem Muster be­fürchten zu müssen. Wenn heute meist ge­schrieben wird, Deutschland habe keine Chance, so möchten wir das dahin verbessern:

Deutschland hat sehr Wohl die Möglichkeit in England zu siegen oder zu mindest ehren­voll abzuschneiden, wenn es uns gelingt, elf Spieler auf die Beine zu bringen, die sich gegenseitig verstehen und ergänzen, und die vor allem kein Lampenfieber bekommen, son­dern unbekümmert um große Namen ihr Spiel spielen. Ob nun Conen oder Pörtgen, ob Sisfling oder Rasselnberg spielkn, auf alle Fälle: Deutschlands Vertretung hat das Ver­trauen der ganzen Nation. Wir sind fest überzeugt, daß dieses Vertrauen nicht ent­täuscht wird. Die NS-Presse wird einen Sonderberichterstatter nach Lon­don entsenden, der all unseren Lesern die Eindrücke vermitteln wird, die er beim Spiel und auf der Fahrt ins Mutterland des Futzballsports erleben wird.

SaWil aus Hansel und Handwerk

Die Lage der deutschen Rund- sunkindustrie ist zur Zeit schwierig. Zwei Firmen, darunter Seibt, sind in Kon­kurs gegangen, 40 v. H. der Jahreserzeuyung sind noch unverkauft. Eine Preisschleuderet der in Konkurs gegangenen Firmen soll vermie­sen werden.

Als Forderung für die zukünftige Regelung wird verlangt: Einschränkung der Vielzahl von Rundfunktypen, dafür größere Serien, die billigere Preise gestatten: einfache Ausstattung Ser Geräte und Ueberprüfung der Handels­spannen.

*

Jn den zumeist städtischen Lebens- mittclfachgeschäften stiegen die Um- sätze im Jahre 1934 (1928 100) von 63 im Februar (Tiefpunkt des Jahres) auf 73 im Oktober (Höchststand). In den ländlichen Ge- mischlwarengeschäften, die vorwiegend Lebens­mittel führen, bewegte sich die Kurve stärker aufwärts. Sie hatte ihren Tiefpunkt mii 66 gleichfalls im Februar und stieg auf 86 im November. Im Dezember erreichten die Lebens­mittelfachgeschäfte die Meßzahl 103, die länd­lichen Gemischtwarenhandlungen aber 114.

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Der Einzelhandel-Zensus der ! Bereinigten Staaten von Amerika ! berechnete im Jahre 1929 einen Durchschnitts- satz von 4,17 v. H- des Einzelhandelsumsatzes j allein für Miete. Für Deutschland schätzte die Forschungsstelle für den Handel beim RKW für das gleiche Jahr die gesamten Raumkosten (einschließlich Licht, Gas, Heizung) auf 3,6, für das Jahr 1930 auf 3,9 v. H. des Umsatzes.

*

Die Kleinhandelsspannen (in v. H. vom Verkaufspreis) betrugen für Zucker in Deutschland 5,8, in der Schweiz je nach der

Güte 17 bis 30,9 v. H., für Erbsen in Deutsch­land 14, in der Schweiz bis 30,2 v. H., für Wasch- und Reinigungsmittel in Deutschland 22,7, in der Schweiz auch bei geringeren -Qua­litäten bis 28,1 v. H., für Reis in Deutschland 24,4, in der Schweiz 26,2 v. H., für Schmalz in Deutschland 6. in der Schweiz 8,2 v. H. Bei

vielen anderen Artikeln ist das Verhältnis ähnlich.

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Die Fachgeschäfte für Schoko­lade und Süßwaren haben unter alle« Einzelhandelsniederlafsungen mit den stärkste» jahreszeitlichen Umsatzschwankungen zu rech­nen. Im gesamten Einzelhandel stieg 19Ä (1928100) die Umsatzkurve von 49 im Februar auf 57 im Marz und 62 im April, im Süßwarenhandel erhob sich die Meßzahl von 45 auf 54 und 85, 1934 gar von Februar bis März von 49 auf 95. Von November bis Dezember 1933 stiegen die Umsätze im gesam­ten Einzelhandel von 64 auf 97, im Süß- Warenhandel aber von 53 auf 109. Die Saiso«- spitze bedeutet fast immer eine Verdoppelung der Umsätze.

Humor

Und nun noch eine letzte Frage, Herr Kandi­dat: Wie konnten Sie so unvorbereitet ins Examen gehen?"

Das ist nicht der Fall, Herr Eeheimrat. Ich war auf das Schlimmste vorbereitet".

Hält Ihr Gatte Sie über seine geschäftlichen Angelegenheiten aus dem laufenden?"

O ja. Jedesmal, wenn ich mir einen neuen Hut kaufen will".

Düchertisch

Die letzten Tage des Königreichs Württemberg"

Endlich bringe ich den alsbald nach dem Um­sturz des Jahres 1918 gefaßten Entschluß zur Durchführung, auch meinerseits mich zu den Vorgängen jener Tage zu äußern." So beginnt das Vorwort einer soeben (im Verlag von W. Kohlhammer - Stuttgart) erschienenen Schrift Die letzten Tage des Königreichs Württemberg". Einer dankenswerten Auf­gabe hat sich der Verfasser, der verdiente letzte königlich-württembergische Finanzminister. Dr. von Pistortus. mit der Veröffentlichung dieser Schrift unterzogen. Denn gar vieles und manches bisher Unbekannte weiß der Verfasser aus jenen traurigen Novembertagen von 1918. vor allem über die schmachvollen Vorgänge im Wilhelmspalast, dem Leser zu erzählen. Beson­ders aufschlußreich und lesenswert ist die plastische Schilderung des zweitägigen Lebens vom König im letzten Augenblick noch berufenen und unter dem Gejohle der im Hof des WilhelmS- valast revolutioniernden Elemente noch rasch be­eidigtenparlamentarischen Ministe­riums", dem Herr von PistoriuS, seit 191« württ. Finanzminister. auf beinahe flehentliches Bitten des Königs, ebenfalls noch beigetreten ist. Wer diese Ausführungen liest, hat ohne weiteres das Bild vor Augen, wie in jenen Tagen auch in Württemberg allesdarunter und darüber^ ging. Erstmals bekommt die Oeffentlichkeit Kenntnis von dem Schreiben des Königs vom 30. November 1918, in dem er. nachdem er in diesem Tageauch formell aus seinem Amte geschieden" war. von seinen letzten Ministern voll des wärmsten und herzlichsten Dankes" rührenden Abschied nimmt mit der Bitte, ihmein freundliches Andenken zu bewahren". Allerlei Vorkommnisse und Erinnerungen aus (einem persönlichen Verkehr mit dem König teilt Ser Verfasser mit. Er erfreut die Leser aber zu­gleich auch mit sonstigenLebenserinne- cungen", denen die beiden AbschnitteM eine Herkunft" undWie ich Minister wurde" gewidmet sind. Besonders köstlich find (eine frühesten Jugenderinnerungen. In ein­gehender Weise kommt der Verfasser noch aus seine Ministerzeit wie aus den damaligen Mini­sterpräsidenten von Weizsäcker zu sprechen. Kurzum, ein Buch von solchem Gehalt, daß es in weitesten Kreisen jedenfalls größtes Interesse finden wird.

Auf alle i« obiger Spalte angegebene« Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung S. W. Zaiier. Nagold, Bestellungen entgegen.

46. Fortsetzung.

L>em Bürgermeister war eine Zentnerlast von der Männer- brust gerollt. Seit jener verhängnisvollen Stadtverordneten- sitzung war feine Stellung, man konnte nicht umhin, es zu sagen,erschüttert". Im Ministerium hatte man höchst un­gnädig von dem Tumulte im Stadtparlament vernommen

Da kam wie ein Geschenk vom Himmel dieses Vermächt­nis! Gewiß, es war traurig, daß der alte Herr tot war, ... ein jäher Schreck durchzuckte den Bürgermeister, als es ihm einfiel, daß er dem jungen Herrn soeben gar nicht kondo­liert habe . . . Aber schließlich, alle Menschen müssen ja ein­mal sterben, und sechsundsiebzig Jahre waren auch wirklich «in schönes Alter! Ein prächtiger alter Herr! Friede seiner Asche!

Eigentlich war es nicht schön, gleich nach dem Tode des prächtigen alten Herrn" nur an sich zu denken. Aber man brauchte tatsächlich einen Erfolg . . . einen großen Erfolg, der die Behörde wieder ausjöhnte. Wenn Michelstedt wirk­lich nicht Kongreßstadt würde, dann sollte wenigstens eine Sehenswürdigkeit die Fremden anziehen ... «in Museum , . . jawohl ... ein großes, einzig dastehendes Museum!

Das Schloß des alten Kommerzienrates ein Museum! Gab «s überhaupt eine bessere Idee? War das historische, weit­räumige Haus nicht geradezu dafür prädestiniert?"

In Zeitschriften, Zeitungen, Katalogen würde man wer­ben! Fremde würden herbeiströmen, nicht nur stoßweise wie bei Kongressen und Festen, nein, laufend, dauernd!

Eins allerdings war noch zu bedenken. Was sollte in das Museum hinein? Aber das werde sich ja schon finden! Der Studienrat Dr. Driller werde schon aufstöbern, was kultur­historischen und prähistorijchen Wert habe! Außerdem unsere schnellebige Zeit! Was heute noch als modern, unerhört und fabelhaft galt, wie bald hatte es nur noch Altertums­wert, darum 'rein ins Museum!

Moden beute einzig möglich, morgen erregen sie schon

das Gespött der Kinder auf der Straße . . . darum 'rein mit ihnen ins Museum neben die Viedermeierröcke und -Möbel! Ueberhaupt, Biedermeier, vielleicht ein ganzer Biedermeier« jlügel!

* . * '

Der greise Kommerzienrat Hinnerk Hartroth ruhte in­zwischen ausgebahrt unten in der kranzgeschmückten Diele. Jenes stille Lächeln lag auf den friedlichen Zügen, und wenn die Kerzen um den Sarg herum leise flackerten und ihr Licht das weise Greisenhaupt'umspielte, dann war es, als ob Hin­nerk Hartroth in sich hineinschmunzele:

Was wohl die Michelstedter mit meinem Testament an- iangen?"

Der dick umränderten Nachrufe hätte es wahrlich nicht be­durft Der schier endlose Zug trauernder Mitbürger, der sich unter den ernsten Klängen aller Glocken durch die winkligen Straßen des Städtchens wand, er wäre auch ohne großes öffentliches Rühmen stattlich genug gewesen.

Dichtgedrängt standen die Menschen, vor allem die Armen und Äermsten, sie, denen die besondere Fürsorge des stillen Mannes dort im Sarge gegolten hatte. Stumm zogen sie den Hut und dachten: Wer wird uns weiter helfen? Da stand so mancher wandernde Bruder von der Landstraße, sah kummervoll auf den dahinschwankenden Sarg; ss ging auf den Winter. Wer wird uns kleiden? Da stand die abgehetzte Witwe mit den Kindern an der Hand und jah mit nassem Auge dem Trauerprunke nach. Wer wird uns nähren? Ach, all die geheimen Fäden des Wohltuns, die sich von jenem alten Schlosse dort oben in der Parkstraße in das Städtchen hineingesponnen hatten, sie waren zerrissen.

Einen guten Mann begrub man hier.

Ueberall hatte sich die Kunde von dem Vermächtnis her­umgesprochen Den Zug herauf und herunter raunte und flüsterte man über diese kaum faßbare Stiftung.

Da schritt jo mancher Parlamentarier Michelstedts im hohen Hut mit gewichtiger Miene einher. Der Plan des Bürger­meisters war ebenfalls bekannt geworden.

Getrennt nach Parteien, schritten die Herren dem Sarge nach.

Wenn nur die dumpfen, leisen Trommelwirbel rasselten, dann mußte man ja ernsthaft schweigen; sobald aber der Chopinsche Trauermarsch einherdröhnte, konnte man schon deutlicher sprechen.

Und sie debattierten lebhaft über Las Vermächtnis.

Ein Museum? Ausgeschlossen!"

Da will sich unser guter Bürgermeister nur lieb Kind nach oben machen. Er hat es ja so nötig!"

Andere Dinge sind wirklich wichtiger als Altertümer sammeln! Ich verstehe den Mann nicht!"

Was hat das werktätige Volk von einem Museum? Unsere Stimme kriegt er nicht!"

Der Bürgermeister da vorn gleich hinter dem Sarge brauchte sich wahrlich nicht zu wundern, wenn ihm die Ohren klangen.

Die Musik hatte aufgehört, die Debatten schwiegen, ein« zu große Wucht hatte doch der unverschleierte Ernst des Grabes.

Zum Greifen nahe stand das Gebirge in der klaren kristal­lenen Herbstluft, liebevoll streichelte die Sonne noch einmal wärmend über die Kreuze ringsum. Als ernste Mahner wiesen die Zypressen himmelwärts.

An der Gruft sprach der alte Oberpfarrer.

Hell klang die Stimme des Freundes in der stillen Lust. Der Sanitätsrat nagte an der Unterlippe, und Helle Tränen liefen Robert über die Wangen. Bis an die Friedhofsmauern stand die Menge.

Der Prediger schloß bei langsam sinkender Sonne:

Ewigkeit, in die Zeit Leuchte still hinein,

Daß uns werde klein das Kleine Und das Große groß erscheine."

* *

. *

Doch das Große erschien den Michelstedtern klein und das Kleine groß. Jede Partei vertrat sogleich ihre Sonder­wünsche bezüglich der Hartrothschen Schenkung, mußte sie, koste es, was es wolle, durchsetzen. Wie kleinlich das war, fühlten diese erhitzten Gemüter nicht.

Bedrückt ging Robert durch die Einsamkeit des alten Schlosses, oft trafen sich die trostlosen Blicke des alten Dieners und des jungen Erben - - .

An Edith dachte Robert mit heißem Sehnen. Seit jenem Todestage hatte er nichts mehr von ihr vernommen! Wie sollte er auch mit ihr Zusammenkommen? Ihr schreiben? Mit ihren Eltern Rücklvrache nebineu?

Fortsetzung folgt.