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Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Mittwoch, den 13. November lgzz

bis Ende August 1935 bereits di« volle Jah­resproduktion von 1934 erreicht. Die arbeits- tägliche Roheisengervinnullg ist von 32 300 Tonnen im März auf 87 IW Tonnen im September gestiegen. In der Industrie der Nichteisenmetalle macht sich zum Teil die Be­schränkung der Rohstoffversorgung bemerk- bar; immerhin bietet der vermehrte Einsatz von Leichtmetallen eine gewisse Entlastung. Die Maschinenindustrie hat im ersten Halb­jahr 1935 ihre« Umsatz gegenüber dem Vor­jahr um mehr als die Hälfte erhöht.

Der Verkehr ordnet sich in das Bild der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung ein: In allen Zweige« hat vor allem die Beför- derung von Akstagegütern zugenommen.

Der Außenhandel bleibt zwar noch immer von der allgemeinen Belebung aus- genommen. Seit März d. I. ist aber die Han­delsbilanz leicht aktiv.

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Arbeitet mit an der Familienforschung

Man hat einmal über die gelacht, die in mühseliger Arbeit der Geschichte und den Ge­schicken ihrer Familien nachgegangen sind. Man betrachtete ihre Arbeit als Liebhaberei oder als unterhaltsamen Zeitvertreib, so etwa, wie andere Briefmarken sammeln oder Kakteen züchten. Das war damals, als in Deutschland das Wort gesprochen werden durfte:Ich kenne kein Vaterland, das Deutschland heißt'. Diesen oberflächlichen Spöttern war es belanglos, daß ein boden­entwurzeltes Proletariat heranwachsen mußte und dem Heimatboden entrissenen, internationalen Verführern in die Arme ge­trieben wurde.

Haben wir schon einmal darüber nachge­dacht. daß im vergangenen Jahrhundert nahezu 6 Millionen Menschen auS Deutschland ausgewandert sind? Es waren wahrhaftig nicht nur Leute, die aus der Art geschlagen' waren und daher besser in der Weite der Welt unsichtbar ver­schwanden, sondern fast ausnahmslos waren es gesunde, tüchtige und strebsame Menschen, denen zu Hause der Kittel zu eng wurde, deren Arbeitslust rm eigenen Volk keine Be­tätigung finden konnte. Man ließ sie gehen. Hatte man doch 6 Millionen Esser weniger. Die draußen vergaßen bald Deutschland, vergaßen ihr Dorf und vergaßen das Blut, aus dem sie gekommen. Die furchtbare Ant­wort gab die unerbittliche Geschichte: Söhn« dieser deutschen Menschen waren zu Tau­senden in den Reihen derer, die 1918 drüben an der Westfront anstürmten. Lächelnd hat man drüben berichtet, daß 60 Prozent der amerikanrschenOfsiziere, die in Trier an der Mosel als Sieger einrückten, Söhne deutscher Eltern waren.

Was soll mit diesen Hinweisen gesagt sei«? Daß wir uns mit einreiben solle«

in die Reihen der Bahnbrecher für die Erkenntnis des Blutes, der Familie, der Sippe. Von hier aus wird der neugebaute Staat in die Zulunst ge­tragen.

Wir find alle vom Bauern gekommen. Das Bauerntum ist auch heute noch der Blutsquell des Volkes. Der Staat hat durch das Reichserbhofgesetz die Entwicklungs­grundlage des Bauerntums und damit des Volkes gesichert. Daß auch das Leben sich er- neuere und gesund in die Zukunft wachse, kann der Staat nicht durch Gesetze erzwin­gen. Hierzu ist die Einsicht und Mitarbeit des einzelnen zwingende Notwendigkeit. Es gilt, die großen Blutsströme zu ergründen, die unser Volk schufen und seine Kultur wach- l sen ließen. Es gilt, in fleißiger Kleinarbeit der Geschichte der alten Bauerngeschlechter nachzugehen und zu ergründen. Was wurde mit den Nachkommen? Aus welcher Wurzel stammen die leistungsfähigen, gesunden Menschen aller Stände? Es gilt aber auch, zu erforschen, wo eine vererbte Krankheit herrscht, wo die Brutzellen der Vergehen gegen Volk und Staat sind. So wird einst- j mals aus vielen kleinen Beiträgen die Ge- ! schichte des Bauerntums und des Volkes er- > stehen, nicht darum, daß ein Buch mehr da ' sei, sondern dafür, daß wir die Erkenntnisse verwerten im eigenen Leben und im Leben ^ unseres Volkes. !

Dieses Aufgabengebiet hat die Landes- ! bauernschaft Württemberg für i das Bauerntum Württembergs übernommen. Freunde der Familien- und Sippenforschung, die für das Gebiet ihrer Wohnortsnähe gegen Ersatz von entstehenden Kosten mitar- ! beiten wollen, werden gebeten, ihre Anschrift : zu melden an die Landesbauernschaft Wärt- ! temberg, Verwaltungsamt, Stuttgart-N., i Keplerstr, 1. Von dort werden den sich Meb- > denden weitere Richtlinien und Mitteilungen I über die Arbeitsweise zugehen.

Der Wiilfte A»zn drr'Well

Wie Herold Kreutzberg zu Weltruhm kam !

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Soeben bildete Harald Kreutzberg f den diclumjubelten Mittelpunkt derDeut- I schen Tanzfestspiele 1933" zu Berlin. !

Blutzwang und Erbmasse sind es gewesen, ! die diesen Harald Kreutzberg, unstreitbar den ! genialsten Tänzer der Welt, zu jenem wir- ^ belnden und absolut tanzdichterischen Genie i gemacht haben, als das man ihn soeben wie- ! der in Berlin bewunderte und umjubelte. : Denn die Neigung zu künstlerischen Schau­stellungen liegt diesem heut Dreiunddreißig- jährigen im Blut schon von den Ahnen her. So war beispielsweise sein Urgroßvater der erste Sozius von Hagenbeck; der machte sich später selbständig, hatte aber das Unglück, daß sein Zirkus, in dem er selbst austrat, zu Moskau ein Opfer der Flammen wurde, wo­nach er in Amerika ein Wachsfigurenkabinett eröffnete; darin zeigte er auch allerlei Krank­heitsbilder und -auswüchse. wofür er in

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Philadelphia zum medizinischen Professor ernannt wurde. . .

Haraw: schlechtester Ballettschule» seines Jahrgangs!

Der junge Harald Kreutzberg hatte als Kind eine sehr schöne Stimme, derentwegen er schon als Sechsjähriger an der Dresdener Hofoper Verwendung fand. Hier feierte er besondere Triumphe als Heinerle imFidelen Bauer'. Als man ihn aber in die Ballett- schule gab, stand man vor der Katastrophe, daß man diesen Jungen unbedingt als den schlechtesten Schüler des ganzen Instituts er­achten mußte. So kam es denn, daß der Heranwachsende

einfach das Tanzen sozusagen an den Nagel hing

und zum Kunstgewerbe überging. Später verdiente er sich durch Modezeichnungen und andere Facharbeiten seinen Unterhalt bis auf einmal die Tanzlust elementar und un- dämmbar bei ihm durchbrach: aus diesem jähen Müssen heraus tanzte er in den Abend­kursen der Dilettantenklasse (!) der Mary- s Wigman-Schule. j

Und hier machte er eine lebenswichtige Be. ! kanntschaft: nämlich die mit dem Ballett- ! meister Terpies, der sich bei Mary Wigman ! ausdruckstechnisch vervollkommnen wollte. ! Als Terpies dann in seine Stellung am stadttheater in Hannover zurnckkehrte, nahm er, große Zukunftsmöglichkeiten erahnend, ! Kreutzberg kurzentschlossen ^

als Bühnentänzer ^

mit. Und unter Terpies' unerbittlicher Aufsicht begann nun für Harald Kreutzberg ein saures Studium, das ihm aber auch die ersten beacht­lichen Erfolge als Ausdrnckstänzer einbrachte und ein dreijähriges Engagement an die Berliner Staatsoper, wo er bald die Stellung eines ersten Tänzers einnahm.

In die erste Berliner Zeit fällt die Geburt > von zwei Tanzdichtungen, die noch heute zu ! oen Glanzpunkten des Kreutzbergschen Reper- loires gehören und soeben wieder enthusiasti- I schen Jubel während derTanzfestspiele 1935" ! ausgelöst haben:Der Tanz des Hofnarren ! Don Morte" und der große BühnentanzTer ! Zeremonienmeister", gestaltet aus einer Rolle ausTnrandot" heraus während der Festspiele in Salzburg 1928, zu denen man Ärentzberg verpflichtet hatte. Diese Festspiele brachten ! Kreutzberg ^

den wahren Weltruhm s

ein und bald darauf den bis ins letzte gerecht­fertigten Ruf, der genialste Tänzer der Welt zu sein. Es begann die Zeit der Tourneen aus Harald Kreutzberg wurde der Zugvogel, der er heute noch ist: einmal in der Heimat, dann entflatternd nach Amerika . . . und vor allem immer wieder nach dem Fernen Osten, nach China und Japan, wo ihm viele seiner schönsten Tanzphantasien erblüht sind . . . sie alle voll Wirbel und Farbe, oft auch voll Schwermut, dann aber wieder voll Keckheit und Abenteuerlichkeit, gelöst, tiefmenschlich und ein unvergeßliches Erlebnis für alle, die sie je erleben durften. Heut ist dieser Harald Krentz- berg ein Besitz der ganzen Welt . . . und der trefflichste Mittler, den die junge deutsche Tanzkunst als Brücke hinüber zu den andern Nationen sich nur wünschen kann! c. c.

Sport

Weltrekord von Walter-saarbrvlken

Europameisterschaften der Gewichtheber in Paris

Walter siegt im Feder- und Jansen im Leicht-Gewicht

Mit dem Aufmarsch der zehn beteiligten Nationen nahmen die Europameisterschaften der Gewichtheber in den Abendstunden des Samstags ihren Anfang. Schauplatz der Wettkämpfe i't das Gvmnasinm Voltaire. Besonders verheißungsvoll war für Deutsch, land der Auftakt, da die Kämpfe im Feder- gewicht einen deutschen Doppelsieg brachten.

Die ausgezeichnete Vorbereitung der deut- i scken Mannsckakt kam schon in der ersten s

Entscheidung eindeutig zum Ausdruck. Der deutsche Meister Max Walter (Saar- «rücken) und GeorgLiebsch (Düssel­dorf) erfüllten ihre Aufgaben mit erstaun­licher Sicherheit. Von 18 ihnen zur Ver­fügung stehenden Versuchen mißglückte ledig­lich einer. Walter stellte im Olympischen Dreikampf (beidarmig Drücken. Reißen. Stoßen) mit 297,5 Kilogramm einen neuen Weltrekord auf und übertras die bis­herige Rekordmarke des Oesterreichers N i ch- terum 2V- Kilo, während Liebsch als Zwei­ter mit 295 Kilo die bisherige Weltbest­leistung einstellte.

Das Gymnasium Voltaire war auch am Sonntagnachmittag bei seinem geringen Fas­sungsvermögen von nur 3000 Zuschauern ans­verkauft. Die deutsche Staffel fiel auch am zweiten Tag durch ihre erstaunliche Ruhe und straffe Disziplin auf. Im Leichtgewicht siegte der Deutsche KarlJansenvor dem Titel­verteidiger Fein- Oesterreich. Europameister Rudolf Jsmayr verteidigte seinen Titel erfolgreich vor dem Essener Gottschatk.

öolituderelMN international anerkannt

Bei dem in Paris abgehaltenen Kongreß der FJCM., dem Internationalen Motor­radsport-Verband. wurde auch der inter­nationale Motorradsport-Kalender 1936 auf­gestellt und genehmigt. Dabei wurden für Deutschland insgesamt sieben Wettbewerbe als internationale Veranstaltungen an­erkannt, darunter auch das Solituderennen am 17. Mai.

FL MorzWm in Cannes besiegt

Die Fußball-Mannschaft des 1- FE Pforz­heim gastierte am Samstag inSüdfrank- reich und traf auf die zur französischen Liga gehörige Elf von AS Cannes. Die Pforzhe-- mer wurden unverdient mit 2:1 Toren ge­schlagen. Sie gingen zwar durch Fischer in Führung, doch brachten sie billige Abseitstore der Franzosen um den Sieg.

Unsere Lnrrgesedicdte

Der

Von Ssocg /LOsclsmann.

Ich saß am Fenster einer einsamen Ardeiterhütte und lauschte der Nacht im Moore. Sie war voll seltsamer Geräusche. Im Ried brodelte und knisterte es, und die Unken riefen sich seltsame Laute zu. Die Nacht war gekleidet in den mystischen Glanz bläulicher Flammen, die wie Irrlichter verloschen, wenn die weiße Scheibe des Mondes hinter zarten Wolkenschleiern hervorlugte. Manchmal schoß der Himmel glühende Pfeile auf die Erde herab. Es war ein unvergleichliches Leben da draußen. Keine Müdigkeit überkam mich und nicht der Wunsch, zu schlafen. So kroch der Morgen blutrot über den Horizont herauf: rast überraschend kam der Tag. Da klopfte es an meine Tür. Ein flachsblonder Bub trat herein. Das war Hein, der Sohn des Aufsehers, der Junge vom Torfstich.Schön guten Morgen und gehst du mit in den Wald?"

Ja. Hein!'

Nun, so komm! Vater hat einen tüchtigen Stamps Hafergrütze gekocht."

Schon war Hein wieder hinausgeeilt. Sein Helles Kinderlachen hallte durch das Haus. Dann kam ich in die Küche, und wir aßen Hafergrütze aus großen tönernen Schüsseln. Hein saß sittsam auf seiner Bank, dem Vater grad gegenüber. Eine alte Uhr tickte. Ihr Porzellangesicht war bemalt mit einer hol­ländischen Landschaft. Unten an der Uhr hin­gen schwere Gewichte an langen Ketten. Die Uhr gefiel mir, und die ganze Stube gefiel mir, und in den Grützbrei Hab ich mächtig eingehauen.

Dann ging ich mit Hein in den Wald. Der Weg schwang sich einen sanften Hügel hinan. Oben standen Schwarzdorn und dickes Hecken- rvsengestrüpp und dahinter, wie eine dichte, grüne Mauer, Laub- und Kiefernwald. Es war feucht da drinnen und kühl, der Tau hing noch in glitzernden Perlen an Gräsern und Blüten. Mitten hinein in die leise rau-

Donnerstag, 14. November

8.00 Cborai Die Sah« rast! 8.05 Gymnastik I

6.30 Frühkonzert

Bon 7.007.10: Frühnachrtchtc« 8.00 Wasserftanbsmeldungen 8.10 Banernsnnk Wetterbericht

8.15 Gymnastik N

8.45 Fnnkwerbuugökoazer«

9.15 Frauensnnk

9.30 Sendevanse

10.15 Volkslied singen 10.45 Sendepause

11.00Hammer und Pslng"

12.00 Mittagskonzert 13.00 Zeitangabe. Wetterbericht, Nach­richten

13.15 Mittags!-»««

14.00Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Trude»anl«

1SL0 ..Dt« Kran in Handwerk »ad Handel"

18.00Was wir gern i« Ohr behakien" 17.00 Mnstk am Nachmittag

18.30Was man ans Pflanze» alles

18.45Die Wel, Wilhelm Raabes" 19.00Dcntsche Erfindung erobert

die Welt"

19.45 Schallplattenkonzert 20.00 Nachrichtendienst

20.10 Mozari-Zyklns 21.00 Das kurze Gedächtnis

21.15 Der Wilderers«»»

22.00 Zeitangabe, Nachrichten, Wetter­und Sportbericht

22.30 Abendmnfik 24k« bis 2.00 Nachtkonzer«

Freitag, 15. November

8.00 Choral Die Fahne rnst! 8.05 Gymnastik I L30 Fritbkonzert

Van 7.00-7.10: Frübnachrichten

8.00 Wafferstandsmeldungen

8.10 Banernsnnk Wetterbericht

8.15 Gymnastik H

8.45 Snnkmerbnngskonzert

9.15 Frauenfunk

9.30 Sendepause

10.15Im Banne der Rotations- maschine"

10.45 Sendevanse

11.00Hammer und Pslng"

11.45 Jahrestag der Reichskültnr» kammer

13.50 Zeitangabe. Wetterbericht, Nach­richten

14.00Allerlei mm Zwei bis Drei"

15.00 Bekanntgabe der Termine

Wiedersehenskrtcru alter Front loldaten"

Sendevanse

15.30 Kinderftnud«

16.00 Mnstk am Nachmittag

17.00 Nachmittagskonzert

18.30 Hitlerjngendsnnk -

19.00.n«L setzt ist F eierabeu dk"

20.00 Nachrichtendienst '

20.10 Der Kramvns 21.00 Unterhaltungskonzert 22.00 Zeitangabe, Nachrichten. Wetter» nnd Sportbericht

< 22.15Das offizielle Rundfunk»

' schrifttum"

22.30 Unterhaltungskonzert 24.00 bis 2.00 Nachtmüstk

Samstag, 16. November

8.00 Choral Die Fahne rnit! 6.05 Gymnastik I

6.30Fröhlich klingt's zur Morgen- ftnnde"

Von 7.007.H0: Frühnachrichten 8.00 Wafserstandsmeldnngen

8.10 Banernsnnk Wetterbericht

8.15 Gymnastik II

8.45 Fnnrmerbungskonzert 9.15 Sendcvausc

10.15 Für Alle schasst des Bauer« Kraft

10.45 Sendevanse

11.00 ..Hammer «nd Pslng"

12.90Bnntes Wochenende"

13.00 Zeitangabe, Wetterbericht. Nach­richten

13.16 Operettenkonzert

14.00Allerlei von Zwei bis Drei" 15.00 Hitlerjngeudiunk 16.00 Bunter Nachmittag 18.00Tondericht der Woche"

18.30 Der Fnnk-Schiknrs beginnt! 19.00Die Woche kling» ans!"

20.00 Nachrichtendienst

20.10So voll Fröhlichkeit!"

22.00 Zeitangabe, Nachrichten*Wetter­und Sportbericht

22.30 Konzert

24.00 bis 2.00 Nachtkonzert