Leite 7 Nr. 247
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Dienstag, den 22. Oktober 1935
das Trompeterkorps des "RR. 18 das Att- Niederländische Dankgebet. Im Anschluß hieran hielt/ der ehemalige Regimentskommandeur Oberstleutnant a. T. Frhr. von Gültlingen die Festrede. Er begrüßte die Kameraden und überbrachte die Grüße des Reichsstatthalters, der früheren Königin Charlotte und des Herzogs Albrecht. Sodann gab Frhr. v. Gültlingen einen Rückblick über die Geschichte des Regiments.
Seine Rede klang aus mit dem Dank an unseren Führer und Reichskanzler Adolf Hitler, der dem deutschen Volke seine Wchrhoheit wiedergegeben habe. Mit einem Siegheil ans den Führer schloß Frhr. v. Gültlingen seine Ansprache. Nach dem gemein- sam gelungenen Deutschland- und Horst-Wes. sel-Lied sprachen der evangelische Standortgeistliche v. Waechter und der katholische Geistliche Walter. Im Anschluß hieran legte Frhr. v. Gültlingen an der neu angebrachten Gedächtnistasel unter den Klängen „Ich hatt' einen Kameraden" einen großen Lorbeerkranz nieder: dasselbe tat Oberleutnant Für st v. Ura ch im Namen der Tra- ditionseskadrou.
Zum Schluß sprach noch der Vertreter der Stadtverwaltung. Rechtsrat Dr. Weidler. Mit dem Marsch der „Königsdragoner" von Stoy fand der Negimentsappell seinen offiziellen Abschluß. — Im großen Neithos der Kaserne folgten dann militärische Vorführungen der Traditionseskadron und endlich ein gemütliches Beisammensein im Kursaal.
„Den
Gruppenführer Ludin in Vaihingen a. C.
Vaihingen a. E., 20. Olt. Am Freitag abend sah Vaihingen a. E. wieder die Bewegung in ihrer alten Geschlossenheit und Stärke marschieren. Voran Gruppenführer Ludin. Standartenführer Mötsch. Ortsgruppenleiter S ch nabe I, hinter den Poli- schen Leitern Stürme der SA.. Hitlerjugend. BdM. und Arbeitsfront der Vaihinger Betriebe. Im Saale der Wirtschaft „Zum Bahnhof" drängten sich mehrere hundert Parteigenossen. i:n Gasthaus ..Zum Schwanen" waren wettere Gastzimmer mit Volksgenossen ungefüllt.
In seinen Eingangsworten betonte Gruppenführer Ludi n. daß er nicht mit klügelndem Verstand die Probleme der gegenwärtigen Politik erörtern wolle, sondern als Soldat und alter Marschierer wolle er seinen Parteigenossen und SA.-Kameraden ins Auge sehen, um die Gleichheit des Wollend zu spüren und zu erleben. In mahnende« Worten rief der Gruppenführer die Parteigenossen und SA.-Männer aus, in jedem deutschen Volksgenossen den Bruder zu sehen, der die gleichen Nöte und Sorgen hat. Temabe r. rief der Gruppenführer aus, springt an die Gurgel, der das deutsche Volk für seine dunklen Ziele und Zwecke ausnützen will. Der stärkste Feind sei immer noch derjenige im eigenen Herzen. Hin und wieder meldet er sich mit der Frage: ..Warum die Opfer an Zeit. Geld und Wohlleben?" Diesen inneren Schweinehund muß jeder einzelne zuerst niederringen, ehe er sich wirklich einen Kämpfer des Führers nennen kann. Der Gruppenführer streifte dann wirtschaftliche Fragen, ging auch auf die weltanschauliche Auseinandersetzung ein und sagte, es sei seine Ueberzeu- gung, daß niemals in der Welt das Evangelium eine herrlichere Ausnahme finden werde.
als in Deutschland, wenn die deutsche P s a r r e r s ch a s t sich mitten hinein- st e l l e i n d a s n e u e r w a ch t e D e u t s ch- l a n d. Als Hochziel unseres Strebens stellte er den Führer hin. an dem wir uns in unseren kleinen Nöten und Sorgen anfrichten können. Hinreißender Beifall erhob sich nach den Worten des Gruppenführers.
So helsea «ir der wttdtoden Mott«
Wirksame Hilfe bei wirtschaftlicher Notlage — Arzt mutz die NSB. benachrichten
Der Liberalismus wollte ans der Not, die in armen Familien dann besonders stark wirb, wenn ein Kind zu erwarten ist, keinen anderen Ausweg sehen, als den der Schwangerschaftsunterbrechung und es waren insbesondere jüdische Aerzte und „Politiker", die für solche Fälle die „soziale Indikation" angewendet wissen wollten. Heute sorgt der nationalsozialistische Staat nn eigenen Interesse dafür, daß eine gesunde und möglichst zahlreiche Nachkommenschaft sein Weiterbestehen sichert. So werden ab !. Oktober im ganzen Reich G n t a ch t e r st e l l e n bestehen — und zwar jeweils bei den Bezirksstellen der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands — bei denen Anträge aus Schwangerschaftsunterbrechungen, aber nur aus gesundheitlichen Gründen, gestellt werden können.
Eine Unterbrechung wegen wirtschaftlicher Notlage kennt der nationalsozialistische Staat nicht. Liegen in einem Fall schwierige soziale Verhältnisse vor — seien sie wirtschaftlicher Art oder handelt es sich um eine außereheliche Schwangerschaft — so hat die N S V. helfend und vermittelnd e i n z u g r e i f e n. Tie Kasseu- ärztliche Vereinigung gab Richtlinien heraus, in denen die Aerzte angewiesen werden, in solchen Fällen stets die zuständige NSV.-Stellen ru benaüirickti-
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gen. Bei der Verankerung, die gerade die nationalsozialistische Volkswohlfahrt bereits heute im ganzen Volk besitzt, kann es ihr dann nicht schwer fallen, helfend einzugrei- sen. Sei es durch eine materielle Unterstützung. sei es durch tätige Hilfe im Haushalt der werdenden Mutter, sei es durch freundschaftliche Beratung.
Der erste Schritt in dieser Richtung ist bereits getan. Auf Wunsch des Hauptamtes für Volksgesundheit hat der Neichsarbeits- minister die Krankenkassen angewiesen, im Interesse eines günstigen Verlaufs der Schwangerschaften bei der Gewährung von Mitteln zur Behebung von Schwanger schafts - Beschwerden nicht kleinlich zu verfahren. Eine zielbewußte Bevölkerungspolitik — so heißt es u. a. in dem Erlaß — verlange den wirksamen Schutz der Schwangerschaft und der Geburt. Nicht selten traten bei Schwangeren Beschwerden aus, die nicht als Krankheit im eigentlichen Sinne zu bezeichnen seien, aber den regelrechten Verlaus der Schwangerschaft stören könnten. Es müsse Aufgabe der Krankenkassen sein, durch Gewährung geeigneter Hilfsmittel Hilfe zu schassen und überhaupt den Anträgen so zu entsprechen, daß das gesundheitliche Wohl der Schwangeren und der günstige Verlauf der Schwangerschaft gefördert wird.
MLiöLrsammlung öes WHV
Kulturpolitische Einheit: Saar-Pfalz
SVK. Jüngst fand in Blieskastel eine Versammlung der pfälzischen und saarländischen Sängerjührer statt, in der die kulturpolitische Linie der nunmehr vereinigten Sängergaue „Westmark" und „Saargebiet" festgelegt wurde. Im Mittelpunkt der Erörterungen stand die Vorbereitung zum großen Eaufest in Saarbrücken im September nächsten Jahres, das einen lleber- blick über die bisher geleistete Arbeit geben wird. Bezüglich des Einbaues des Lhorgesangs in die nationalsozialistische Kulturarbeit wurde folgende Entschließung gefaßt: „Die heute im Nahmen der Eaukulturtagung Pfalz-Saar ein- berufene Sitzung der Sängerkreisführer. Sünger- kreischorleiter und Sängerkreispesiewarte des Sängergaues Westmark bekundet einmütig den Willen, sich als dienendes Glied in die Front aller dem Gautulturamt unterstehenden kulturpolitischen Gliederungen einzufügen und durch diese Entschließung in ihrem Teile dazu beizutragen, dieser die Zusammenfassung aller kulturellen Kräfte der Heimat möglich zu machen. Wir freuen uns auch unsererseits die wirtschaftliche Sicherung der Künstlerschaft fördern zu können und dadurch der Volksgemeinschaft einen besonderen Dienst zu erweisen. Beschwingt von dem nationalsozialistischen Geist, der unsere Tagung beherrscht, erklären wir, alle Kräfte des deutschen Liedes einsetzen zu wollen für die Formung des deutschen Menschen, für den innere» Wiederaufbau des Vaterlandes, für die Voll- endung des Werkes unseres Führers".
WeirMren durch Krarmkien
- Der Württ. Brauerbund gibt bekannt: Der Württ. Brauerbund hat seine Mitglieder darauf hingewiesen, daß die Brauereien zur Ausführung von Weinfuhren für Gastwirte nur dann berechtigt sind, wenn sie die amtliche Genehmigung für den Güter-Feruverkehr (also über die 50-Kilometer-Grenze) besitzen. Falls eine Brauerei ohne diese Genehmigung entgeltlich oder unentgeltlich solche Fuhren unternimmt, macht sie sich nach dem Reichsgesetz vom 6. 10. 1932 strafbar, wobei der hundertfache Tarifsatz der Reichsbahn als Grundlage
gilt. Eine Anfrage bei der Reichsbahndirektion Stuttgart hat ergeben, daß bis zum 1. April 1936 eine Sperre für die Zulassung zum Giiter-Fernverkehr besteht. Neue Genehmigungen werden somit nicht erteilt, also auch nicht an Brauereien. Wenn fremde Güter von Brauereien innerhalb der 50-Kilometer-Grenze unentgeltlich ausgeführt werden, so hat jede Brauerei, sofern sie angezeigt wird, mit einer gerichtlichen Bestrafung zu rechnen. Die Neichsfachschaft der Fuhrunternehmer für den Nahverkehr beabsichtigt, die Fahrzeuge der Brauereien daraufhin kontrollieren zu lassen, da diese Fachschaft bestrebt ist, die Konkurrenz der Brauereien auf diesem Gebiet zu beseitigen. Ans Grund dieser Sachlage hat sich der Württ. Brauerbund veranlaßt gesehen, seine Mitglieder zu warnen, Weinfuhren für die Wirte auS- znfühcen.
Sport
Nun Paolino gegen Louis?
Aus Neuyork wird gemeldet, daß zwecks Abschluß eines Kampfes zwischen dem Regerboxer Joe Louis und dem Spanipx Paolino Uzcudum zurzeit aussichtsreiche Verhandlungen geführt werden. Der über l5 Runden geplante Kampf soll in den ersten Tagen des Monats Dezember im Neuyorker Colosseum veranstaltet werden. Weiterhin erfährt man, daß zwischen den maßgebenden Männern im Neuyorker Berufsboxsport eine Einigung dahingehend erzielt worden ist, daß spätestens im Juni nächsten Jahres ein Weltmeisterschaftskampf zwischen Louis und dem Titelverteidiger Br ad dock zur Durchführung kommen kann.
Wims Earnera - Walter Reuse!
Der Kampf' zwischen Walter Ne u s e l und PrimoCarneraam 1. November in Neuyork scheint nun doch gesichert zu sein. Die bestehenden Meinungsverschiedenheiten über die Distanz des Kampfes, zehn oder zwölf Runden, wurden von der Neuyorker Boxkom- mission dahin geregelt, daß das Treffen über 15 Runden gehen muß, wie es in den in Neuyork geltenden Bestimmungen vorgeschriebe» ist. Der Sieger des Kampfes soll die Möglichkeit zu einem Titelkampf mit Weltmeister Braddock erhalten.
Humor
Im Valliaal: Ein Mädchen jenseits der Dreißig schwebte in den Armen eines Tänzers im Walzertakt vorüber.
„Das ist die Tochter vom alten Kränke", meinte einer, „sie heiratet demnächst".
„Und wer ist der Glückliche."
„Der alte Kränke".
*
Aehnlichteit
„Unerhört, wie ähnlich sich die beiden Brüder sehen". „Ja. Besonders der eine".
*
„Lisch hat mir einen vierzehn Seiten langen Brief aus dem Urlaub geschrieben".
„Was schreibt sie denn?"
„Sie schreibt, sie wird mir alles mündlich erzählen. wenn sie wieder hier ist."
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26. Fortsetzung
Auf der Tribüne und im Saal wachsende Unruhe.
„Es muß in die Abstimmung eingetreten werden," sagte der Vorsteher, „ich bitte die Herren, die für die Bewilligung der 1500 Mark sind, sich von ihren Plätzen zu erheben! . . . Sechzehn Stimmen dafür — das ist die Mehrheit."
Da meldete sich der Sprecher der Linken zum Wort:
„Für den Fall, daß die 1500 Mark als offensichtliche Bevorzugung der Feuerwehr bewilligt werden, hat meine Fraktion beschlossen, einen Dringlichkeitscmtraa einzubringen, betreffend die kränkende Behandlung des Freien Sängerbundes "
„Da darf man ja gespannt sein!" rief der Major
„Ein derartiger Antrag muß laut Geschäftsordnung die nötige Zahl von Unterschriften aufweisen." verkündete der Vorsteher.
„Hat er!" rief Meeting und reichte dem Saaldiener Lude- wig einen Zettel zur Weitergabe an den Vorsteher Dieser überlas den Antrag, wies ihn dem Bürgermeister und dann den Magistratsmitgliedern vor, die bejahend nickten.
„Der Dringlichkertsantrag ist in Ordnung und sogleich zur Abstimmung zu bringen! Es handelt sich um Vorgänge vor und bei dem Sängerverbandsfeste und zwei dahingehende Änterpellationsfragen:
Erstens: Ist es dem Magistrat bekannt, daß die Sänger Michelstedt höchst mißgestimmt verlassen haben?"
„Katzenjammer! Weiter Nichts!" tönte es höhnisch von rechts
„Warum hat es der Magistrat unterlassen, die Sänger zu begrüßen?
Zweitens: Wer ist für das verspätete Aufziehen der Reichsflagge auf dem Rathause verantwortlich?"
Entrüstung auf der Rechten Doch die Linke quittierte mrl lächelndem Schweigen, ihres Sieges sicher.
Der Dringlichkeitsantrag kam zur Abstimmung. Da auch die Demokraten für ihn waren, ging er durch. Der Magistrat erklärte sich zur sofortigen Verhandlung bereit.
Der Bürgermeister erhob sich
„Ich stehe nicht an, diese Unterlassung als bedauerlich zu bezeichnen (Zurufe links: Aha!), schon weil ich dafür ein-
irele, oag wcicyeiireot jicy zur Kongretzftadt entwickelt. Und ! gerade die Sänger hätte ich gern begrüßt. Leider mußte ich ! zum Städtetag reisen." (Zurufe links: Drückebergerei!). ^
Die Stimme des Bürgermeisters zitterte vor Unwillen, als er wsitersprach:
„Es war meine Pflicht, den Städtetag zu besuchen. Außerdem möchte ich feststellen, daß der Magistrat nicht verpflichtet ist, derartige Festversammlungen zu begrüßen."
„Aber beim Bauernbund war das was anderes! Jawoll!" rief der Sozialdemokrat Merling „Die Erklärungen des Herrn Bürgermeisters können uns nicht befriedigen. Wenn er zum Städtetag reisen mußte — wen hat er zu seinem Vertreter ernannt?"
Große Unruhe im Saal.
Ehe der Bürgermeister etwas äußern konnte hatte sich der Stadtrat Hartroth erhoben. Augenblicklich trat völlige Stille ein. Er räusperte sich und sagte mit ruhigem Lächeln:
„Wollen die Herren der Linken mit mir als dem Verantwortlichen vorliebnehmen?"
„Und was hat der Herr Stadt- und Kommerzienrat Hart- roth als Entlastung anzuführen?"
„Eine Entlastung kann nicht in Frage kommen, aus dem einfachen Grunde,'weil ich mir keiner Schuld bewußt bin. lHört! Hört!) Der Herr Bürgermeister hat mir vor seiner Abreise die Geschäfte übergeben, aber von einer Begrüßung der Sänger war dabei nicht die Rede." (Zurufe links: Also vergessen! — Unerhört!)
„Schluß der Debatte!" rief der Stadtverordnete von Crl- bach.
Der Stadtverordnete Zimmermann fuhr als Referent fort:
„Der Hauptzweck unserer Interpellation ist. den oder die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, durch deren Fahrlässigkeit oder gar bösen Willen das empörende Vorkommnis überhaupt möglich war Unserer Ansicht nach ist der Hauptverantwortliche der Rathausdiener Ludewig."
Als Ludewig so gänzlich unerwartet angegriffen wurde, stieß er sich mit dem breiten Rücken von der Tür ab Da sich bei Erregungen sein Asthma einzustellen pflegte, schnappte er einige Male'nach Luft wie ein gestrandeter Silvesterkarpfen, dann aber kam ihm die Sprache zurück:
„Ich bin kein Hausdiener! Sie! Hausinspektor ist mein Titel! Sie! Verstehen Sie?"
„Halten Sie den Mund, bis man Sie fragt!" rief der Vorsteher dem Zornigen zu.
„Besagter Beamter gehört zu denen, di« das Brot der Republik zwar essen," ftchr der Referent fort
„Wenig genug ist es!" rief Ludewig.
„Sie sollen den Mund halten, sonst lasse ich Sie durch de»
! Hausinsp-sktor aus dem Saale entfernen . .!" drohte oer ! Vorsteher. Orkanartige Heiterkeit, als Ludewig die Aermel hochschlug und mit trockenem HumDk erwiderte:
„Zu Befehl, Herr Vorsteher! Her mit dem Kerl!"
„Der Herr Hausinspektor gehört zu den Beamten, die das Geld der Republik zwar einstecken, aber sonst auf die neue Staatsform pfeifen. (Sehr richtig! links). Er wird bezahlt .. . mit unseren Steuern!"
„Wir zahlen wohl keine?" rief der Major dazwischen.
Die Erregung wurde noch größer, als jetzt der Kommunist Dornst das Wort erhielt.
„Dahin kommt es, wenn in unverständiger Milde Beamte angestellt und besoldet werden, die nur den sturen Gamaschendienst gelernt haben, nur zu Kriegsknechten gut sind!"
„Jemeinheit!" brüllte Ludewig, „das soll ich mir nach dreißigjähriger ehrlicher Dienstzeit gefallen lassen?"
Kaum konnte der Entrüstete davon abgehalten werden, sich auf den Kommunisten zu stürzen . .
„Verlassen Sie den Saal wegen wiederholter Ungebühr!" befahl der Vorsteher.
„'raus! 'raus! 'raus!" tobte die Linke im Takt.
„Er ist beleidigt worden! Hierbleiben!" schrie die Rechte.
Da sah sich Ludewig im Sitzungssaale um. ließ seinen Blick über die Plätze der Kommunisten schweifen und rief:
„Ick sehe schon. Herr Vorsteher! . . Doch det sage ick euch da drüben! . . Ick bin keen Jäte und keen Ritter mit die gepanzerte Faust, aber wat die beeden zusammen hatten, habe ick janz alleene!"
Damit drehte er sich um und verließ mit erhobenem Haupte würdiglich den Saal. Beim Anblick seiner respektablen Hinterfront konnte sich jeder durch Augenschein überzeugen, daß Ludewig keineswegs übertrieben habe
„Hoch Götz von Berlichingen! Hahaha! Das war mal 'ne rickliqe Antwort!" lachten die von rechts unter lobender Wut 1 Linksparteien. Lange dauerte es. bis die Ruhe wieder- hc-rzsitellt war
„Der Herr Stadtrat Hartroth hat das Wort!" verkündete der Vorsteher.
Alles schaute voller Spannung auf den alten Herrn, der. ein leises, ironisches Lächeln auf den bleichen Zügen, von seinem Platz aus sprach.
„Das Benehmen des Hausinspektors Ludewig war bestimmt nicht einwandfrei. Aber er ist von links her gereizt und van rechts zum Widerspruch ermutigt worden Die Schuld tragt in allererster Linie dieser unselige Parteizwist."
Fortsetzung folgt.
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