Nr. 218

Mittwoch» 18. September 1935

109. Jahrgang

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Sie Wn SMertWllgen auf dem Parteitag

Grundlegende Ausführungen auf allen Gebieten

Nürnberg, 17. September.

Der letzte Tag des Parteitages der Frei­heu brachte eine Reche bedeutsamer Sonder- lagungen, auf denen die Politischen Leiter im Nahmen ihrer besonderen Arbeitsgebiete Bericht erstatteten und richtunggebende Hin­weise für die Tätigkeit während des näch­sten Jahres gaben. Auf der

Sonderkagung

des Agrarpolitischen Apparates

der NSDAP, ergriff Reichsleiter und Reichsminister Darrs das Wort. Bezugneh­mend aus die neue Rassegesetz ge- bung erklärte er u. a.. daß der Agrar- politische Apparat mit freudigem Stolz von sich sagen könne, von Anfang an für die Vlutfragen unserer Rasse in vorderster Fronk gekämpft zu haben. Immer hat der Leitgedanke die Arbeit beherrscht, die Er­kenntnisse über die Bedeutung des Blutes für eine wahre deutsche Volksgemeinschaft zu lehren. Die jüngsten Ereignisse haben be­wiesen. wie richtig diese eindeutige Ziel­setzung gewesen sei. Sie verpflichtet uns aber, unbeirrbar für alle Zeiten auf diesem Wege sortzuschreiten und wie bisher auch in den kommenden Jahren in diesem Sinne fruchtbare Erziehungsarbeit zu leisten. Wenn es dem Agrarpolitischen Apparat ge- lungen lei. das deutsche Bauerntum zu einen, so sei dies nicht etwa möglich ge­wesen. weil wirtschaftliche Vorteile wie bei den Parteien der Systemzeit im Vorder­grund gestanden hätten, sondern einzig und allein dadurch, daß diese Einigung unter rein weltanschaulichen Gesichtspunkten ge- führt worden sei. Mit einem Appell an das nationalsozialistische Führerkorps schloß Neichsleiter Darrä seine Ausführungen: Disziplin keiner Truppe ist besser als die ihres Führerkorps. Eine Truppe ist nie gut oder schlecht, sondern über ihre Kampf­bereitschaft entscheidet immer einzig und allein die Einsatzbereitschaft eines entschlos­senen Führerkorps." Die Sondertagung der

Kommission für Wirtschaftspolitik

auf dem Reichsparteitag wurde im über­füllten Kulturvereinshaus durch den Gau- Wirtschaftsberater von Franken, Pg. Schaub, eröffnet. Er begrüßte die erschie­nenen Parteigenossen, insbesondere den Be­auftragten des Führers für Wirtschafts- fragen. Pg. Keppler, und erteilte dann dem Leiter der Kommission, Pg. Bernhard Köhler, das Wort. Pg. Köhler erläutert, daß die Kommission für Wirtschaftspolitik kein Organ zur Vermittlung zwischen Wirt- schaftsinteressen und Regierung sei, wie es auch keine Nebenregierung oder Ueberregie- rung sei, und ebensowenig sei es auch ihre Aufgabe, die Wirtschaft zu organisiere. Die Aufgabe der öffentlichen Kontrolle habe die Partei übernommen, die wirtschaftspolitische Gruppe sei daher nicht dazu da. Melde- apparat zu sein. Ihre zweite Aufgabe sei es. den Politischen Willen und die Politische Haltung zum Bewußtsein jedes einzelnen zu bringen, und auf diese Weise den Dienst der Wirtschaft für die politische Führung sicher- zustellen. Pg. Köhler erklärte:Erhöhung der Lebenshaltung ist keine Berteilungsauf- stabe, sondern eine L e i st u n g s a u f- sta b e. Hiermit ist jedoch nicht nur die ^tei- gerung der Einzelleistung, sondern auch eine wohlgeführte Steigerung der Gesamtleistung zu verstehen. Die Entwicklung der Wirt­schaft zu solcher Höchstleistung ist nur in einem sozialistischen Volke möglich." Auf der

Son-erkagung der NSV.

eröfsnete Amtsleiter Althaus in Gegenwart von Pg. Hilgenfeldt die Reihe der sachlichen Vorträge durch grundsätzliche Ausführungen über Idee und Sinn nationalsozialistischer Wohlfahrtspflege. Das lebendige Leben diktiert die Wohlsahrtsauffassung. Deshalb gehe die Wohlfahrtspflege der NSV. von der Vorsorge aus, die ein Ab­finken in Elend von vornherein verhüte. Im Mittelpunkt aller Arbeit stehe die erbgesunde Familie. Der Asoziale, der früher einmal im

Mittelpunkt stand, sehe sich getauscht, wen,, er glaube, in der NSV. einen Unterstützungs­oerein sehen zu können. An vielen Beispielen gingen die folgenden Redner aus die ganz be­sonders im Mittelpunkt der Ausführungen stehenden Einzelfälle ein und rundeten die Arbeitstagung der NSV. zu einem geschloffe­nen Bilde ab. So wurden vor Beginn des Winterhilfswerkes noch einmal alle Erfah­rungen zusammengefaßt, um die auch wäh­rend des Winterhilfswerkes nicht ruhenden Ausgaben der NSV. aufwärts zu treiben als eine Ausgabe der sozialistischen Verpflichtung der Gemeinschaft für die unschuldig in Not geratenen Volksgenossen. Die diesjährige

Sonderkagung des NS.-Lehrerbundes

fand ihren Auftakt in einer Ehrung des toten Kämpfers und Erziehers Hans Schemm. Dann betrat, jubelnd von den Anwesenden begrüßt, der Frankenführer Julius Strei­cher das Rednerpult. Auch er gedachte zu­nächst Hans Schemms, indem er auf das tiefe Verständnis des Verstorbenen für die rassischen Gesetze hinwies und erklärte, daß Hans Schemm der Berufenste gewesen sei, den deutschen Lehrer mit den umfassenden Fragen der Raffen bekanntzumachen. Der Redner wuße weiter in anschaulicher Weise der deutschen Erzieherschaft - die wichtigsten Probleme der rassischen und damit verbun­denen schulischen Erneuerung darzulegen. Er sprach dabei über die Kräfte des Blu­tes als den ewigen göttlichen Grundgesetzen, >eigte in diesem Zusammenhang die un­geheure Bedeutung des vom Reichstag be­schlossenen Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre auf. Aus sei­nen reichen Erfahrungen als Kämpfer für die Idee Adolf Hitlers und als Lehrer entwickelte :r seine Auffassung über den Lehrer und Er- sieher der Zukunft. Mit der Ermahnung an die Erzieher, sich leidenschaftlich und tapfer besonders für die ewigen Gesetze des Blutes rinzusetzen, schloß Gauleiter Julius Streicher seine Ausführungen. Auf der

Sonderkagung des Haupkamkes für Beamte

erstattete Hauptamtsleiter Pg. Neef einen umfassenden Bericht über die Politische und weltanschauliche Reorganisation der deut­schen Beamten im Sinn und Geist des Nationalsozialismus. Er führte u. a. aus: Als Mittler zwischen Regierung und Volk muß die Beamtenschaft imstande sein, das nationalsozialistische Ideengut, soweit der Staatsorganismus damit beauftragt ist, in die Lat umzusetzen. Die NS.-Beamtenabtei- lung war deshalb eine Gesinnungsgemein­schaft, nicht etwa eine Organisation zur Stützung und Erringung berufspolitischer Vorteile. Der gewerkschaftliche Geist in den alten Beamtenverbänden war liberalistisch und marxistisch. Ihn galt es mit Stumpf und Stiel auszurotten. Die Einheit der Be- wegung sichert die Einheit des Staates, die Einheit des Staates gewährleistet eine ein­heitliche Beamtenschaft, deren die autoritäre staatsfuhrung als vollziehenden Faktor des Staatswillens bedarf.

Das Reichsrechksamk

satte seine Amtsleiter und die Leiter der Aau- und Kreisrechtsämter in den Prunk- 'aal des Rathauses zu einer Arbeitstagung unter Leitung des Reichsleiters Reichsmini- siers Dr. Hans Frank eingeladen. Der Neichsleiter wies in einer Ansprache auf die besondere rechtspolitische Bedeutung der gegenwärtigen Tage hin und hob die welt­gewaltige Bedeutung der Rassengesetzgebung des Nationalsozialismus hervor, die am Sonntag eine tausendjährige Entwicklung ringeleitet habe. Staatssekretär Pg. Dr. Freister überbrachte die Grüße des Reichsjustizministeriums. Er hob als Ziel seiner Tätigkeit die Zusammenarbeit von Partei und Staat auf dem Rechtsgebiet her­vor und machte wesentliche Ausführungen über die Auswirkungen des soeben erlassenen Gesetzes zum Schutze des deutschen Blutes ! und der deutschen Ehre, auch die Bereinigung s

der deutschen Rechtspflege von jüdischen Elementen. Anschließend erstattete der Haupt­amtsleiter des Reichsrechtsamtes Dr. Fi­scher Bericht über die Tätigkeit des Reichs- rechtsamtes hauptsächlich im Hinblick auf die durchgeführten Prozesse für die Partei, den Rechtsschutz, Justitiaranaeleqenheiten der Be­wegung, die nationalsozialistische Nechtspoli- tik und die Schulung und kündigte eine Dienstordnung für das Reichsrechtsamt und die Gaurechtsämter an. Seinen Ausführun­gen war die außerordentliche Aktivität der Bewegung auf dem Rechtsgebiet im vergan­genen Jahre zu entnehmen. Im Opernhaus hatten die'

Parkeigerichksvorflhenden ihre Sonderkagung

Einleitend richtete der Oberste Parteirichter. Neichsleiter Buch, eindrucksvolle Worte an seine Parteigerichtsvorsttzenden. Die Parter- gerichte hätten nationalsozialistisches Recht zu suchen, und nur der könne hier aktiv Mit­arbeiten, in dessen Brust die Tugend ruhe, die der Führer uns mit jedem Atemzug vor­lebe, die Treue. Der Richter am obersten Parteigericht, Schneider, der die Stel­lung des Parteirichters in der Partei um- riß, erklärte, daß die Parteigerichtsbarkeit aus der Partei entstanden sei und ihre Auf- gäbe und ihren Zweck aus dem Wesen des Nationalsozialismus schöpfe. So haben auch die Parteigerichte ihre Arbeit nur in und für die Partei zu leisten. Die Gerichtsbarkeit der Parsei sei eine Erscheinungsform der ein­heitlichen Hoheitsgewalt der Partei und der Parteirichter Organ dieser Führung.

Die Gauschatzmeister der Parkei

traten bereits am Freitag zu ihrer Sonder- kagung zusammen. In zweistündigen Aus­führungen gab ihnen Reichsschatzmeifter

Das Neueste tu

Ter Tag der Wehrmacht in Nürnberg und die Abschlußrede des Führers auf dem Parteikongretz hat im Ausland lebhaftes Echo hervorgerufen. Ueberall werden lange Auszüge, wenn nicht die ganze Rede Führers, veröffentlicht.

Die meisten Parteitagbesucher habe« Nürnberg wieder Verlagen. Auch der Füh­rer, sowie die Reichsminister sind nunmehr abgereist.

In Genf fand am Dienstag eine Sitzung des Fünferausschusses im italienisch-abessi- nischen Konflikt statt. Zu einem Ergebnis kam man noch nicht. Der Ausschutz wird er­neut zusammentreten. Die französische Presse ist reichlich pessimistisch im Hinblick auf daS Ergebnis.

Mussolini wies in einem Interview da­rauf hin, datz sich im Falle von Sanktionen, die gegen Italien ergriffen würden,Um­schmelzungen in der Landkarte Europas" ergeben mützten.

Nachdem sich Litauen in Genf durch einen ganz unmöglichen Abschwächungsversuch der Führerrede in ein besseres Licht stellen wollte, geht die Vergewaltigung im Memel­gebiet weiter. So ist nunmehr dasMeme- ler Dampfboot" schon wieder verboten s worden.

Schwarz ein umsaffendes Bild von der Ver­waltung und Finanzgebarung der Bewe­gung. Aus den Ausführungen des Reichs- schatzmcisters trat die Bedeutung seines Amtes und seines Wirkens im Rahmen der Bewegung und die Verantwortung hervor, die aus seinen Schultern ruht.

A§ MM zm Füll der WehrmA"

Großer Eindruck in Paris» London und Warschau

Paris, 17. September.

lieber die Vorführungen der Wehrmacht berichten die französischen Blätter in Wort und Bild. Eine mehr oder weniger umfang­reiche Schilderung der Darbietungen findet sich in allen Blättern, meist auf Grund einer Lgenturmelduna aus Berlin.

Der nach Nürnberg entsandte Sonder­berichterstatter desJournal" wohnte vorher den französischen Manövern in der Champagne bei. Er will, soweit ein Ver­gleich möglich ist, sagen können, daß die Deutschen über ein ausgezeichnetes Material verfügen, das aber den Franzosen nicht über­legen zu sein scheine. Die deutschen Mann­schaften bedienten sich des Materials aber schneller und besser. Allerdings Pürsten die in Nürnberg zusammengezogenen Truppen ! besonders sorgfältig ausgewählt worden sein. Als psychologische Bedeutung des Tages hebt der Berichterstatter hervor, daß die wieder­erstandene Wehrmacht unter der neuen Fahne inmitten der nationalsozialistischen Volksmasse, die Deutschland sein Heer wieder­gegeben habe, auftrat. Er sei überzeugt, daß nichts ein Regime schwächen könne, das in den Augen der Deutschen das Vaterland ge- ! rettet habe.

! Der Nürnberger Sonoerberichterstatter des §Matin" beschreibt ausführlich die moto­risierten Kampfmittel, die gezeigt wurden. Die deutsche Wehrmacht, so hebt er hervor, verwende ein Praktisches Material, das fest gebaut und mit starken Motoren ausgerüstet sei. Die Uniformen seien schön und zweck­entsprechend. Auffallend sei der Zusammen­hang zwischen der Volksmenge und dem Heer. Die Bevölkerung habe die Truppen mit großer Begeisterung und die Offiziere mit Achtung und Bewunderung begrüßt.

Der nach Nürnberg entsandte Sonder­berichterstatter desPetit Journal" schreibt, Hitler habe mit einer außerordent­lichen Begeisterung und Kraft gesprochen. Die Zuhörer hatten gejubelt vor Freude und Stolz. Das Wort Apotheose reiche nicht aus, um den unglaublichen triumphierenden Ein­druck dieses geschichtlichen Rückblickes zu schil­dern. Nur der Vergleich mit dem Fackelzua

am Abend des 30. Januar 1933 nach der Machtübernahme erscheine angängig. Der Nationalsozialismus habe sich aus der gan­zen Linie in seiner ideologischen Vollständig­keit und in seinem Totalitätswillen durch­gesetzt. Hitler habe alle Zweifel beseitigt, alle- Zögern abgeschnitten. Er bleibe mit seiner Partei und seine Partei bleibe mit ihm.

Der Sonderberichterstatter desFigaro" m Nürnberg schreibt, die Volksmenge i» Deutschland nehme die Worte Hitlers wie die eines Propheten auf. Sie brauche diese Stimme, die ihr Mut und Selbstvertrauen wiedergebe.

Hitler muß stolz sein

In demT i m e s"-Bericht auS Nürn­berg über die Vorführungen der Wehrmacht heißt es: Was auch die Zukunft bringe» möge, Hitler muß, wie seine Rede an die Soldaten zeige, stolz sein, wenn er die Lei­stung seiner Bewegung zur Wiederherstel­lung Deutschlands betrachte. Die Hingeris­senheit und Begeisterung der Menge bewies, daß man diese Leistung des Nationalsozia­lismus ganz und gar seiner Persönlichkeit danke.

Der letzte Tag des Nürnberger Partei­tages, der Aufmarsch der bewaffnete» Macht sowohl, als die Schlußrede deS Füh­rers. werden heute von der englischen Presse eingehend geschildert. Dabei kommt die Mehrzahl der Blätter noch einmal auf die Reichstagsrede zurück, wobei die Ausführungen über die Judenfrage, sowie die im Anschluß an die Sitzung verkündeten Nassengesetze im allgemeinen aus Verständnislosigkeit stoßen. Einige Blätter, wie derDaily Herald", melden sogar be­reits, daß das Judentumeinen Gegen- fchlag" Plane und der englische Arbeiter­führer Mollison hielt gestern abend in Lon­don eine neue Hetzrede aeaen Deutsch­land, in der er erklärte, daß die Juden nunmehr den Boykott verstärken würde».

Die Ausführungen des Führers zur Memelsrage haben ein freundlicheres Echo ausgelöst. So schreibtNews-Lhro- nicle", was der Führer über Memel gesagt iiabe. sei aemäßiat und vernünftig gewesen.