Seite 8 — Nr. 191
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter'
Samstag, den 17. August 193L
Sorr-er-eilage für -je Hit/er-Augen- im Gebiet Württemberg
öe erholen W unsere Jungarbeiter
Der Tag bricht an:
Es dämmert — schon schaut die Sonne ganz verstohlen hinter den Bergen hervor und ihre Strahlen brechen sich Bahn durch den Morgennebel, der vom Donautale aui- steigt. Noch regt sich nichts bei uns im Lager — nur die Wache geht schweigend aut und ab. Sie ist aus der Hut, schon einmal versuchten Schwarze unsere Fahne zu rau- den. Aus einem Zelt dringt in langgezoge- neu Tönen ein Geräusch, ähnlich wie Holzsägen — drüben im Holz probiert ein Vogel sein Morgenlied. Drunten im Tal wird's allmählich lebendig, es ist Erntezeit und die Bauern stehen früher auf als wir. die wir ja Ferien haben. Schon lange hämmert ein Bauer sein eintöniges Arbeitslied in den Morgen hinein — er dengelt seine Sense und macht sich bereit für den kommenden Tag. Auch für uns ist es bald Zeit, ans Werk zu gehen, uns bereit zu machen für die kom- menden Arbeitstage an Werkbank und Maschine. —
Auf einmal durchreißt ein Signal diese Stille: Wecken! Schon krabbeln die Gestalten aus den Zelten, schlaftrunken und gähnend strecken und recken sie sich und reiben den Schlaf aus den Augen. Aber schon ist Gustel zur Stelle, um diesem Zustand abzuhelfen. .Zum Frühsport angetreten!" Und nun geht's los. Arme beugen und strecken. Laufschritt marsch-marsch, so daß in kurzer Zeit
Vas erste Norosisnsl.
(Bildstelle Gebiet 20i
jeder zu sich selber kommt. Nun wird das Lager gerichtet. Schade, daß unsere Mutter nicht zusehen kann, wie da die Decken geschüttelt werden, daß zwar keine Federn, um so mehr aber die Strohhalme fliegen. Die Besen aus Haselnußzweigen treten in Tätigkeit, sauber wird jedes Zelt und der Lagerplatz zusammengekehrt, daß unser Lagerhäuptling selbst mit einem Vergrößerungsglas kein einziges Strohhälmchen mehr entdecken kann.
Nicht minder wichtig ist die Reinigung des eigenen Körpers. Mit frohem Gesang geht es hinunter an den Strand. Was mach: es. wenn das Wasser auch noch etwas frisch ist. wir wollen hart werden und keiner scheut den Sprung ins Wasser. Weichlinge haben bei uns keinen Platz!
Auf, hebt unsere Fahne
in den frischen Morgenwind . . .
Wir sind vor dem Lagermasten angetreten. Unser Lagerführer tritt vor und stellt die Losung über den heutigen Tag. „Die Fahne ist mehr als der Tod!" Er spricht einige Worte zu uns: „Wir hissen die Fahne, die auf den Bahren so vieler gelegen tst, die ihr junges Leben für Deutschland gelassen haben, die Fahne, die uns voranweht: :m Kampf, die Fahne, die wir voraustrugen, wenn wir auszogen auf Fahrt ins deutsche Land, wenn wir unser Vaterland durchwanderten, um es kennen zu lernen, denn wer sein Vaterland kennt, wird es auch lieben
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DI« kH>ne stetzt beginnt.
»in IVIsst empor. — Der Ung
(Photo: Bildstelle Gebiet LOi
und Wird bereit sein, für jeden Quadratmeter dieses Landes zu kämpfen und, wenn es sein muß, zu sterben...
Ein Sprechchor: Reißt hoch die Fahnen, wir geben nicht klein, Deutschland muß unser, ganz unser sein . . . und nun steigt die Fahne am Mast empor und kündet denen drunten im Tal, daß hier oben Deutschlands Jugend am Werke ist-
Wir ziehen in das Feld . . .
Es ist Kleiderappeü, bei jedem ist die Koppel zu weit — kein Wunder, wir haben ja noch nicht gefrühstückt. Kaffee und Gsälzbrot — ha no und was für Stücker, doch ich bin lieber ruhig, sonst meint ihr. das Essen sei das wichtigste der uns. So gestärkt gehl's nun hinaus in die herrliche Landschaft, hinaus in die Wälde' zum Geländesport und Spiel, hier ist unser Reich, hier werden wir stark und froh...
„Unser Koch in der Kombüse" ...
Das ist zwar unser Theo nicht, aber eine leichte Wölbung macht sich auch bei ihm schon bemerkbar — denn 6 Wochen Lagerkost bleiben nicht ohne Folgen. Schon lange dampft die Feldküche und die Unterköche sind angetreten zum Kartoffelschälen, auch sie verstehen ihr Handwerk schon so gut, daß sie sich nachher als Hotelköche anmelden wollen. Sie sputen sich, bald werden die Kameraden mit hungrigen Mägen anrücken.
Ein Marschlied ertönt, Schritte Hallen auf der Straße, sie kommen. Sehnsüchtig wandern ihre Blicke zur Gulaschkanone — was gibt's
Ein Tag im Frcheitlager öerSiilerHugeiib
heute? Jeder holt sich feinen Schlag und setzt sich an die lange Tischreihe unter den Apfelbäumen. Ein kerniger Tischspruch, und nun haut jeder hinein, was das Zeug hält. Unser Koch klärt uns auf, es ist „Frühlingssuppe", das heißt „Reiskartoffelgelberübenbrotblumen- tohlfleischsuppe", lauter Sachen, die es sonst im Herbst gibt! Es schmeckt! „Ghandi in Miniaturausgabe" und der „Putzwollenkopf" fassen nochmals nach.
Mittagsruhe . . .
Es ertönt heute keine Sirene, die den Jungarbeiter vom Essen weg zur Arbeit ruft! Gemütlich liegt er im Schatten au? seinem Fäßlein und ruht sich aus. Die NS.- Zeitungen aus dem ganzen Banngebiet stehen ihm zur Verfügung, er kann sich also über alles, was draußen in der Welt und in seiner engeren Heimat geschieht, orientieren. Ein anderer schreibt einen Brief nach Hause und erzählt seinen Lieben, wie gut es ihm hier im Lager gefällt, wieder ein anderer schmökert in einem Buch aus der Lagerbücherei herum, jedem aber gefällt, daß er einmal zwei Stunden hinliegen und sich ausruhen kann.
Sport und Spiel. . .
Nun taucht Gustel wieder auf und nimmt uns wieder unter seine Obhut. Wir marschieren zum Sportplatz an der Donau hinunter, wo bald ein lustiges Bade- und Sportleben einsetzt. Kampfball: Wie ein
Stier mit gebeugtem Nacken, den Ball krampfhaft umklammert, rast »Putzwollen» köpf" über den Platz, auf einmal packt ihn einer an den Beinen, da liegt er. so lang wie er ist, im Gras, der Ball entrollt ihm, zwanzig Hände greifen darnach, es gibt eine Rauferei!... Andere üben Kugelstoßen. Keulenwerfen und Weitsprung, denn keiner will das Lager verlassen, ohne das Leistungsabzeichen erworben zu haben.
Im Master findet eine regelrechte See- schlacht statt, jeder will auf dem selbstgezim- merten Floß herumpaddeln und meistens heißt's dann: Wo zwei sich streiten, freut sich der dritte...
Heimabend und Lagerfeuer. . .
Das Nachtessen ist vorüber, wir wandern wieder hinauf zu unseren Zelten und gruppieren uns um den Holzstoß fürs Lagerfeuer» Ein Lied erklingt, ein Sprechchor. Der Holzstoß wir entfacht, hoch schlagen die Flammen zum gestirnten Himmel empor, und ihr Schein geht zuckend über die jungen Gestalten hinweg.
Wir sangen lustige und ernste Lieder, z. B. eine Seefahrt, die ist lustig. Dann trat unsere Lagerkapelle, bestehend aus Horn, Quetschkommode und zwei „Goschenhobeln" in Tätigkeit.
Allmählich war das Feuer tiesgebrannt und die Zuschauer hatten sich verzogen.
Wieder sind wir am Flaggenmasten an» getreten, die Flagge wurde niedergeholt und zum Schluß steigt unser Lied nochmals, als ein Gelöbnis zum Sternenhimmel empor: „Ja. die Fahne i st mehr als der: Tod!"
Dichter bei -er auslan-s-eutfchen Augen-
Werner Beumelburg im SeutWan-lager -er Sttler-Augen- in KulikmWe
Dieser Tage war Werner Beumelburg Gast im Deutschlandlager, das zusammen mit dem Hochlandlager der Oberbayerischen HI. seine Zelte in den deutschen Alpen aufgeschlagen hatte.
Am Abend ergriff Werner Beumelburg bei einer Schlageterfeier das Wort: „Euer Ruf hat mich hierher geführt, und es war mir ein gutes Zeichen, daß ich euch angesichts dieser Berge begrüßen kann und während einer Lagerzeit, die euch zur Besinnung und zur Ruhe gelangen läßt, inmitten der gewaltigen Schau des neuen Deutschlands, die ihr erleben dürft. Große Dinge habt ihr geschaut. Ihr saht ein Deutschland, das mit unerhörter Entschlossenheit sich befreit hat von den Ketten des Zwanges und den Fesseln der Verzweiflung. Ihr saht mächtige Bauwerke und Werkstätten und einen vorwärtsstrebenden Willen, und ihr erlebtet neue deutsche Wehrkraft in lebendigster Form. Ihr sähet Städte, Länder, Gebirge und Flüsse, die zu den schönsten der Welt gehören und die wir als unseren eigensten Besitz wahren." Beumelburg sprach dann davon, daß dies alles geschaffen wurde von einem Volk der Arbeit, einem Volk des Aufbruches, einem Volk, das Haß und Verzweiflung von sich
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I.eeker, lecker
Die »kiücdemiiiekel" bei 6 er Arbeit
(Photo: Bildstelle Gebiet 3V,
abgeworfen wie einen zerrissenen Mantel und- das nun angetreten sei, um den Marsch zu sich selbst zu beginnen.
Er führte weiter aus: „Dem Dichter aber, den ihr euch rieft, sei es erlaubt zu sprechen- von der Seele dieses Volkes, dem ihr angehört, und von seinen unsichtbaren Kräften, die hinter die sichtbaren Zeugnisse führen, denn ohne die Kraft der Seele vermag nicht sichtbar zu werden, was Bestand haben soll. Die Kraft der Seele kommt aber aus dem. Leiden, dem Erleiden und aus der Erkenntnis der Not. In der Not formt sich der Wille in den Herzen der wenigen, und es darf heute, nachdem die inneren Nöte überwunden, offen gesagt werden, wieviel wir den bitteren Ereignissen zu danken haben. Wir alle sind Glieder in einer Kette, die einem gewaltigen Schicksal unterworfen, und dieses Schicksal wertet uns allein danach, wie weit wir es- verstanden haben, uns mit ihm auseinanderzusetzen und ihm den Stempel unseres Ruhmes aufzudrücken. Not lehrt beten, heißt es, aber Not lehrt auch Besinnen und Gestalten, Dieses neue Deutschland, das ihr heute vor euch seht, und dessen Atem euch alle erfüllen soll, ist ein Land, das sich mit Stolz auf die Not beruft, die ihm Besinnung, Tatkraft und Männer schenkte, und seine Größe wird danach gemessen werden, wie eng es in jeder Stunde mit seinen besten Männern verbunden bleibt, die sich der Not unterwarfen und aus ihr den Glauben an die Zukunft, den Willen zum Kampf und diese Zukunft unter heiligem Feuer der Tat gewannen. Zu diesen Männern gehört auch Albert Leo Schlageter."
Zum Schluß betonte Beumelburg, daß wir die Verpflichtung haben, diesen Männern nachzuleben, die an der Front im Glauben an Deutschland fielen.
Mein erstes wir- sein, in die Mlernmen- einzutrelen!
Am zweiten Kurs des Zollernlagers des Bannes 127 nahm auch ein Junge aus einem katholischen Zugendverein teil, den seine Kameraden von der Fabrik Mitnahmen. Hier durfte er zum erstenmal den Geist der Kameradschaft in der Hitler- Jugend miterleben, er selber schreibt:
„Ich war zum erstenmal in einem Ferienlager und es gefiel mir sehr gut. Ich lernte jetzt erst die HI. kennen, mein erstes wird es sein, in die HI. einzutreten."
Durch unsere Arbeit werden wir auch den letzten der anständigen katholischen Jungen überzeugen!