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liste Nr. 3 gültig r umfaßt 8 Seiten
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Nr. 177
Donnerstag, 1. August 1936
109. Jahrgang
eselUctiakler
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Frankreich unter rotem Terror
Marxistische Protestversammlungen gegen die Sparverordnungen
Paris. 31. Juli
In mehreren Pariser Versammlungen hielten Dienstag abend die gewerkschaftlich srganistcrten Beamten und Staatsangestell- ten stark besuchte Protestversammlungen gegen die Sparverordnungen der Regierung ab. Die Teflationspolitik der Regierung wurde von den Rednern sozialistischer und kommunistischer Richtung scharf gegeißelt. Die Versammlungen selbst Verliesen ruhig. Zu geringfügigen Zusammenstößen kam es bei der Räumung eines Saales, wo eine Verhaftung vorgenommen wurde.
Kommunistische Ueberfälle
In Bar-le-Duc wurden Zeitungsver- käuser der „Solidaritä srancaise" von Antifaschisten überfallen. Die Angreifer bemächtigten sich nach einem Handgemenge der Zeitungen und verbrannten sie auf ossener Straße. Als die Polizei eintraf, suchten sie Las Weite.
In einer einsamen Straße von Forbach find, wie der „Matin" aus Metz meldet, zwei Franzisten von Kommunisten überfallen und übel zugerichtet worden. Einer von ihnen mußte das Krankenhaus aufsuchen. Der kommunistische Rädelsführer konnte ermittelt werben.
Eine neue Partei: die
„Sozialistische Union" und ihr Programm
Die seit einiger Zeit geführten Verhandlungen über die Verschmelzung der drei sozialistisch eingestellten kleineren Parteien — Neusozialisten, rechtsstehende Sozialisten, auch französische Sozialisten genannt, und republikanische Sozialisten — sind am Dienstag einen großen Schritt vorwärts gekommen.
Unter dem Vorsitz von Paul Koncour haben die Vertreter dieser Gruppen ein politisches Programm ausgestellt, das der für Oktober vorgesehenen konstituierenden Versammlung der neuen Partei, die den Namen .Sozialistische Union" annehmen wird, unterbreitet werden soll. Die neue Partei, die ihre nationalen Tendenzen nicht verleugnet, setzt sich ein dreifaches Ziel: Verteidigung der Republik, Ueberwindung der Krise und Wahrung des Friedens, wobei die Notwendigkeit der Landesverteidigung betont wird. Durch eine gemeinsame Aktion sollen die Arbeiterklasse, ohne die die Demokratie nicht verteidigt und keine Aufbauarbeit geleistet werden könne, die Bauernschaft und der Mittelstand gesammelt werden. Die „Sozialistische Union" will das Kreditwesen, die lebenswichtige Erzeugung und den internationalen Wirtschaftsaustausch unter die Kontrolle der Nation stellen. Als Parteimitglieder sollen nur Staatsbürger zugelassen werden, deren Ehrenhaftigkeit erwiesen ist. Im Parlament soll namentlich in allen ent- scheidenden politischen Fragen strengste Par- teidisziplin gewahrt werden.
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„Die Feldherren der Weltrevolution" aus dem Kongreß der Komintern
Moskau, 31. Juli.
Der 7. Weltkongreß der Komintern setzte am Dienstag die Aussprache über den Bericht des Vollzugsausschusses fort. Es kamen wiederum eine Reihe von Leitern der ausländischen Sektionen der Komintern — „Feldherren der Weltrevolution", wie sie die „Prawda" nennt — zu Wort. In den Mittelpunkt der Aussprache rückt immer mehr die von der Zentral- ieitung ausgegebene Losung: „Einheitsfront der kämpfenden Proletarier", die so aufzufassen ist, wie sie von einem der Redner erläutert wurde: „Die kommunistischen Sektionen sind in den einzelnen Ländern bereit, sich ihre Verbündeten überall zu suchen, um den Kampf gegen den Faschis- mus ach möglichst breiter Grundlage zu führen
und die Idee der Weltrevolution weiter zu
Als erster Redner sprach ein Vertreter der Kommunistischen Partei in Syrien. Er ging auf den Klassenkampf in dem französischen Mandatsland Syrien ein und sprach insbesondere von der Nutzbarmachung der nationalen Bestrebungen in den Kolonialländern für Zwecke der Weltrevolution. Die „unterjochten" Kolonialvölker müßten die Herrschaft der „imperialistischen Bedrücker" abschütteln. Dann kam ein bulgarischer Kommunist zu Wort, der bittere Klage über die Verfolgung seiner Partei in Bulgarien führte. Anschließend behauptete ein Kommunist aus Kuba, der Einfluß seiner Partei auf die werktätigen Massen Kubas sei in ständigem Zunehmen begriffen. Der Unruheherd Kuba biete gute Möglichkeiten für eine Betätigung der Kommunisten. Nach ihm rühmte sich ein Vertreter der Kommunisten Griechenlands des ständigen Wachsens des Einflusses seiner Partei. Ein australischer Genosse bezeichnet es als die Hauptaufgabe seiner Partei, den Massen einzuhämmern, daß die Sowjetunion bedroht (?!) sei, und sie zu ihrem Schutz aufzurufen. Von den gleichen Gedanken ließen sich ein Kommunistenführer aus Finnland und ein lettischer Genosse leiten. Sodann teilte ein Kommunist aus Irland mit, daß auch seine Sektion bestrebt sei, sich die Führung der Massen zu sichern. Schließlich verbreitete sich ein Vertreter derpolnischen Kommunistischen Partei allgemein über die Probleme des Kampfes der kommunistischen Sektionen für die Ideen der Weltrevolution in solchen Ländern, die „unter einer faschistischen Diktatur" stünden. Seine Ausführungen wurden besonders eifrig beklatscht.
Mit dieser Rede schloß die Sitzung.
XstKisn» ans Herne miW
Eingeborenen-Arbeiter in Ztalienisch-Somaliland meutern
Genf, 31. Juli.
Die Genfer Verlegenheitstagung wacht diesem Namen Ehre. Nachdem am Vormittag lebhafte Besprechungen stattgesundev hatten, zwischen dem italienischen Delegierten Aloisi und dem französischen Ministerpräsidenten Laval, zwischen Aloisi und dem englischen Völkerbundsminister Eden, zwischen Eden und dem abe'iinischen Deleaierten Ha- wariate und zwischen Laval und Eden, wurde die 87. Tagung des Völkerbundsrates mit einer nichtöffentlichen Sitzung um 17 Uhr nachmittag eingeleitet. Diese Sitzung dauerte nur kurze Zeit, dann wurde sie bis Donnerstag 17 Uhr vertagt. In der Zwischenzeit wird nach einer annehmbaren Kompromißjormel gesucht werden.
Wie aus Addis Abeba gemeldet wird, hat die abesstnische Regierung den Eingang des Vorschlages, dem Völkerbund ein Mandat über Abessinien zu übertragen, bestätigt, ohne dazu Stellung zu nehmen. Der Negus soll aber durchblicken haben lassen, daß er grundsätzlich einen wirtschaftlichen Einfluß europäischer Mächte aus sein Land nicht ablehne.
Italienische Wachkruppe von Eingeborenen überwältigt?
Beim Bau einer Straße in Ztalienisch- Somaliland soll es zu einer Revolte eingeborener Arbeiter gegen die Wachtruppe gekommen sein. Mißhandlungen der eingebore- nen Zwangsarbeiter durch italienische Soldaten sollen den Anlaß zur Meuterei gegeben haben. Die Eingeborenen hätten die Wachtruppen überwältigt und seien 400 Mann stark nach Britisch-Somaliland entkommen. 200 andere Meuterer hätten den italienischen Soldaten 13 Maschinengewehre und eine Anzahl Gewehre abgenommen und seien nach Abessinien ge f lüch *
Italienische Kreditsuche in England
Nach englischen Blättermeldungen hat Ita
lien Erkundigungen in London über die Aus. sichten sür einen neuen Kredit an Italien einziehen lassen. Man glaubt aber nicht, daß Ersolgsaussichten für Italien bestehen.
Ein EMumwiKke! der Reaktion
Stahlhelm-Verbot in Sachsen
Dresden. 31. Juli.
> Ter sächsische Innenminister hat für das Gebiel des Landes Sachsen das Tragen von Abzeichen oder einheitlicher Kleidung ieg- licher Art. die die Zugehörigkeit zum RSTFB. (Stahlhelm) kennzeichnet, ferner das Abhalten von Versammlungen einschließlich Pflichlappellen und anderen Veranstaltungen «Konzerten usw.) im Freien oder in geschlossenen Räumen mit sofortiger Wirkung verboten.
Es kann heule als erwiesen angesehen werden, daß eine Reihe von alten, unverbesserlichen Staalsteinden nn sächsischen Stahlhelm Unterschlupf gesucht hat. um eine ge- karnte Wühlarbeit gegen das Tritte Reich zu beginnen. Trotz der Mitgliedersperre wurden auch m jüngster Zeit Mitglieder ausgenommen, was zu unliebsamen Vorkomm, nissen geführt hat. So niußten ln einer westsüchsischen Jndustriestadk 19 Stahlhelmer wegen staatsfeindlicher Aeußerungen oder Betätigung zur Rechenschaft gezogen werden. Ein Gutsbesitzer, der Stahlhelmer ist, hat drei Nationalsozialisten auf einmal gekün- biat, io daß sechs andere sich aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, zum Aus- lritt aus der Parkei verleiten ließen. Das ,1'u' dem i. Juni bestehende Ausmarschoet- bvk wurde demonstrativ übertreten. Die Führung selbst war sich dieser allgemeinen Stimmung bewußt, da sie sonst nicht in den letzten Tagen in auffälliger Hast die Mit- gliedsgelder in Sicherheit gebracht hätte.
Ter Landesführer des mecklenburgischen Stahlhelms, von Both. veröffentlicht anläßlich der Haussuchungen eine Erklärung, daß diejenigen Stahlhelmer, bei denen Waf- tenfunde gemacht wurden, nicht nur gegen die Gesetze und Befehle des Landessührers verstoßen, sondern auch seine Ehre in den Schmutz gezogen haben, da bei ihm Meldungen über die befohlene Abgabe der Waffen lückenlos eingegangen sind, so daß von Both am l7. Juli 1935 dem Reichsstatthalter ehrenwörtlich versichern konnte, daß er von Massen beim Stahlhelm nichts wisse.
Zieht der Katholizismus den ZrenmmMrick?
Eine erzbischöfliche Erklärung zu den Münchner kommunistischen Flugblättern
München, 31. Juli.
Das erzbischöfliche Sekretariat in München veröffentlicht zu dem gemeldeten kommunistischen Flugblättersund eine Erklärung, in der diese kommunistischen Machenschaften von kirchlicher Seite mit allem Nachdruck abgelehnt werden. Die katholische Kirche kämpfe seit Jahren den schärfsten Kamps gegen den Kommunismus und sei auch immer bereit, mit der staatlichen Obrigkeit gegen den Bolschewismus zusammenzuarbeiten. Alle mos- kowitischen Anbiederungsversuche würden entschieden zurückgewiesen. „Wir dulden auch in unseren katholischen Jugendverbänden keine staatsfeindlichen Elemente und würden jeden unnachsichtlich entfernen, der auf kommunistische Lockungen einginge." Die Erklärung schließt: „Der Polizei wird es sicher gelingen, den Drucker und den Druckort der Flugblätter ausfindig zu machen und die Verfasser und Absender zur Rechenschaft zu ziehen."
Die scharfe Ablehnung des Kommunismus durch die kirchliche Oberbehörde in München wird gewiß jedermann befriedigen. Es muß aber in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen werden, daß die kommunistischen Lockungen in den katholischen Jugendverbänden nicht fruchtlos geblieben sind, wie die Ueberfälle auf Hitlerjungen und Arbeitsdienstmänner beweisen. Bisher sind in den katholischen Jugendverbänden tatsächlich staatsfeindliche Elemente festgestellt worden; ihre Ausmerzung aus den Reihen dieser Jugendverbände ist also ein dringendes Gebot. Wenn das erzbischöfliche Sekretariat be- hauptet, daß die Kirche immer im Kampfe
Das Neueste tu Kürze
In Genf wurde die Ratstagung des Völkerbundes nach einer kurzen nichtöffentlichen Sitzung bis Donnerstag nachmittag 17 Uhr vertagt. Bis dahin hofft man eine Kompromiß- formel gesunde» zu haben.
Nach einem Erlaß des Reichsarbeitsministers sind weitere 35 Millionen RM. für Volkswohnungen bereitgestellt worden.
Der amerikanische Professor Dr. Dykema sprach sich nach einer Studienreise durch Deutschland in Nürnberg dahin aus, daß Deutschland nur für den Frieden der Welt arbeite.
In Warschau stürzte ein altes Haus ei« und begrub 34 Bewohner unter feinen Trümmern. 18 Schwerverletzte und 2 Tote konnten bis jetzt geborgen werden. Man vermutet, daß weitere zehn Vermißte ebenfalls tot sind.
gegen den Bolschewismus gestanden sei. so kann das von dem ihr nahestehenden Zentrum nicht behauptet werden, das jahrelang mit dem gottesleugnerischen Marxismus eine Bettgemeinschast unterhielt. Es wird Ausgabe der katholischen Kirche sein, den Trennungsstrich zwischen sich und dem staatsfeindlichen Marxismus so schnell wie möglich und in aller Schärfe zu ziehen.
Brlüligiirissvrrbvl für kvnMstvmllr ZugenbverbSM im Saarland
Saarbrücken. 31. Juli.
Der Reichskommissar für die Rückgliede- rung des Saarlandes hat die Verordnung des Reichsinnenministers über die Beschrän- ! kung der Betätigung konfessioneller Jngend- j verbände auf das rein religiös-kirchliche Ge- j biet einschließlich des Uniform- und Fahnen- ^ «erbotes auch für das Saargebiet erlassen.
j Ein Konkordat Vatikan—Moskau?
> Katholisch-bolschewistisches Bündnis sür
j Habsburg
sk. Wien. 31. Juli.
Das offiziöse christlich-soziale „Neuigkeits- Welt-Blatt" übernimmt kommentar- und widerspruchslos folgende Meldung der Prager „Narodni Politika": „Bei dem internationalen Forum finden die österreichischen Legitimisten, wie eine Pariser Zeitung berichtet. einen unerwarteten Bundesgenoffen: zwischen Dr. Bene sch. Litwinow und einem Vertreter des Vatikans wird über ein Konkordat des Heiligen Stuhls mit Sow- jetrutzland verhandelt. Litwinow soll bereit sein. Ratschlägen des Ministers Dr. Benesch zu folgen, der bei diesen Verhandlungen den Mittler abgibt. Litwi- nowaberverlangtdafür.daßDr. Benesch seine ablehnende Haltung in der Restaurationsfrage der Habsburger aufgibt. Litwinow begründet dies damit, daß ein Habsburg- Oesterreich mit der Tschechoslowakei rin unüberwindliches Bollwerk gegen Deutschland in Mitteleuropa bilden würde."
Die Meldung klingt im ersten Augenblick phantastisch. Wenn man sich aber erinnert — wie wir vor kurzem berichtet haben — daß der politische Katholizismus ebensosehr eine Verständigung mit Moskau sucht wie Moskau alle nichtnationalsozialistischen Kräfte zusammenzufaffen bestrebt ist. dann bekommt die Meldung ein anderes Gesicht. Der politische Katholizismus, dessen Werkzeug Habsburg ist, und der gottesleugneri- sche. blutrünstige Bolschewismus in einer Front — allzu unmöglich ist das heute nicht mehr, wie Tausende von kleinen Erfahrungen zeigen.
Schön-er -eS MiefterkleibeS
kk. Berlin, 31. Juli.
In Dinslaken hielt am letzten Sonntag bei der N Uhr-Messe der katholische Kaplan Rohe eine blindwütige Hetzpredigt gegen alles, was nationalsozialistisch ist, so daß ein Großteil der Teilnehmer am Gottes-