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Seite 7 - Nr. 173

Nanaldrr Tairblott »Der Nesellschaster'

Samstag, de» 27. Juli 193S

sn. Es wurde ihm düngen der Kirche labe. Nach der An- ezugnahme auf die innern" gesprochen in Päckchen ver­üben, die mit dem t du sie. wirst du cst du nicht selig". »Vernehmung und e Große Strafkam- ; zu dem Ergebnis, r Anklage ein kla­ren sei. Die Aeuße- sei aber in diesem aut gebraucht wor- luch erkannt hätten, M nicht bezweifelt ,er an sich verwirk- ei Monaten wurde ark Geldstrafe itsanwalt, der beide eine Gesamtsumme beantragt hatte), urde vom Vorsitzen- rücklich betont, daß um einen von star- erfüllten Kämpfer keine übel berech- sondern eine Ent- gte sich jedoch ihrer sei. Die Aeßerung. löst habe, hätte da- i müssen.

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Die Zahl der deutschen Polizeibeamten, die im Kampf gegen die Rotgardisten und Spar- takisten der Nachkriegszeit ihr Leben lassen mußten, ist nicht gering. Mehr als 650 tapfere und treue Beamte fielen den bestia­lischen Mördern und Verbrechern zum Opfer. Allein siebzehn Württem­berg e r verzeichnet das..Goldene Buch der Polizei", das seine Entstehung einer Anordnung des Preußischen Ministerpräsi­denten Gör > ng verdankt und auf über 700 einzelnen Blattern die Namen jener Polizisten nennt, die seit dem 6. Oktober 19 2 0 im Dienst von Volk und Staat gefal- len sind. Unser gelegentlicher kltw-Mitarbei- ter aus dessen Feder der folgende Bericht stammt, hatte Gelegenheit, einige Blicke in dieses Dokument stillen Heldentums zu werfen.

Auf Anordnung von Generalleutnant T a- luege sind nun von einer besonderen Ab­teilung die umfangreichen Vorarbeiten für daß ..Goldene Buch der Polizei" geleistet worden. Dieses Gedenkbuch ist die Geschichte des schicksalschweren Ringens der Männer, die ihr Leben in den furchtbaren Nachkriegs- ,ahren kür Volk und Staat gaben im Kampf gegen Spartakistenbanden im Ruhr- gebiet, gegen Insurgenten Horden in Oberschlesien, gegen Verbrecher kommu- mstiicher Organisationen, gegen Separa­tisten im Rheinland und gegen jene Ban­diten. die sich die Unsicherheit der Nach­kriegsjahre zunutze machten, um sich gegen Leben und Eigentum ihrer Volksgenossen zu vergehen.

Zer letzte Name: Melzis

dem Kriminalschutzmann Max Mateeri unter dem Datum vom 4. 3. I9l9:Bei der versuchten Erstürmung des Polizeireviers I in Berlin-Lichterfelde durch die Spartakisten durch Lungenschuß getötet."

Mit Gewehrkolben erschlagen

Erschütternd sind auch immer wieder die Berichte von den Märzunruhen 1920 und den schweren Kämpfen in Essen. Die Haupt- kämpse ipielten sich damals am l9. 3. l920 ab und konzentrierten sich dann, nachdem die Stadt von den Rotgardisten erobert und Ein­wohnerwehr und Polizei aus bestialische Weise totgeschlagen wurden, am Essener Wassert» >m. Eine von diesen 700 Kartei­karten meldet:Die fernmündliche Verbin­dung mit der Stadt Essen war abge- schnitt e n, die Besatzung des Wasserturms hatte von der Uebergabe keine Kenntnis und verteidigte sich bis zum letzten Schuß. Als die Munition verschossen war. verließ die Besatzung ohne Waffen den Wafserturm und wurde restlos mit Gewehrkolben von den Rotgardisten erschlagen . . . Die Anführer der Rotgardisten wurden später sestgenommen und freigesP > o - chen ..." Sie standen oft auf einsamen Posten, diese Helden der Polizei, und harrten doch in unerschütterlicher Todesbereitschaf: aus wie jener Polizeioberwachtmeister, der sich mit seinen Kameraden am 3. Mai 1921 im Polizeigebäude der Ortschaft Biskup itz gegen anstürmende Insurgentenbanden stun- denlang verteidigte, bis die Munition aus­ging: . als die Insurgenten in das Ge­

bäude emdrangen. begab sich Polizeiober­wachtmeister Grabinzki nach dem dr:Nc» Stockwerk und erschoß sich mit seiner eige­nen Tienstpiftole. um nicht den Aufständi­schen in dre Hände zu fallen ..."

Allein 17 Württemberser

In Württemberg sind allein 17 Polizeibeamte den stillen Heldentod gestor­ben. An der Spitze steht aber Preußen mn 529. es folgt Sachsen mit 50. dann H a m- bura mit 36 und schließlich Bagern mit

33 gefallenen Polizeibeämten. Unter diesen Namen wird auch der gefallenen Hilfspoli­zisten der SA. und der SS. gedacht die beim Umschwung von 1933 die Polizei unterstütz­ten. Auffallend hoch ist die Zahl der gefal­lenen Kriminalpolizeibeamten in der Besatzungszeit. Man hat für dieses Ehrenbuch der Polizei als Stichtag den- 6. Oktober 1920. den Geburtstag der deutschenSchutzpolizei", gewählt, weil die Angaben aus den früheren Jahren nur lückenhaft bleiben konnten.

kin IVionarcti dracli sein Wort...

Ein erschütterndes Dokument stiller, heldi. scher Pflichterfüllung ist die große Kartei, die auf 700 einzelnen Blättern den Tod von Polizeibeämten und -offizieren, von Gendarmen und Kriminalbeamten melden. Jede Karte trägt ein schwarzes Kreuz in Form des Eisernen Kreuzes, und darunter stehen Name. Geburtsort und -tag. Sterbe­tag und die Dienststelle, der der gefallene Polizeibeamte angehörte, stehen sein Tienst- rang und schließlich in kurzen, einfachen Sätzen der Bericht über sein Ster- den. Das Andenken an diese Männer wurde jahrelang geschändet, die Familien der ge­fallenen Polizeibeamten wurden bedroht und terrorisiert. Niemand gedachte der Blutopfer unserer Polizei, die immer wieder gegen das Verbrechertum der Nachkriegszeit eingesetzt wurde, zum Schutz von Volk und Staat. ErstdasneueDeutschland erinnerte sich an diese unbekannten Helden und errich­tet ihnen nun ein würdiges Denkmal. Dieses ..Goldene Buch der Polizei" mit den 700 Karteikarten der gefallenen Polizeibeamten wird nicht abgeschlossen sondern immer wieder ergänzt werden durch die Namen derer, die noch in späteren Jah­ren ihr Leben im Dienste ihres Volkes lasten müssen. Die letzte Karteikarte, die in dieses Ehrenbuch eingefügt wurde, stammt erst vom März dieses Jahres, wo der Gendarmerie­wachtmeister Richard Melzig in Groß- Wartenberg in Schlesien im Kampf mit einem Verbrecher durch einen Kopfschuß töd­lich verletzt wurde.

SrairenvMe Dokumente

Man durchblättert die Seiten. Da steh! der Name G r ö b e rs da. jener Ort bei Halle wo im März 1921 die Polizei schwere Verluste m den Kämpfen gegen die M a x- Hölz-Banden erlitt. Grauenhaft sind die Photos und Bilder von den bestialischen Mordtaten, denen tapfere deutsche Polizei- ibeamte zum Opfer fielen. In Kürze erzählt der Bericht ans der Rückseite der Karteikarte von dem Opfertod eines Polizeiunterwacht- meisters:W ill > Kühn ist am 29. März 1921 bei.Gröbers im Gefecht gegen Hölz- Banden durch einen Kopfschuß gefallen." Eine andere Seite meldet unter dem Datum dom 13. 10. 32 von dem Polizeihaupt- mannLauckemann in Hamburg: .... durchsuchte in einer Schutzhütte zwet Kommunisten auf Waffen. Einer der beiden Männer schoß plötzlich aus L. und verletzte ihn durch Brustschuß tödlich..." Ein ande­res Blatt aus diesem Ehrenbuch meldet von

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3. Fortsetzung

Der 24. Juli 1905

dämmert in leichtem Nebel herauf, den als­bald die gleißende Sonne sieghaft zerstreut. Aus derHohenzollern" erwacht der Kaiser. Wilhelm lt. ist ein religiöser Mensch: so hat er es sich denn auch zur Gewohnheit gemacht, an jedem Morgen nach dem Erwachen die Losungen der Brüdergemeinde aufzuschlagen und sich in das Wort zu vertiefen, unter dem danach der jeweilige Tag steht. Heute findet er diese Losung:

Ein jeglicher wird seinen Lohn empfan­gen nach seiner Arbeit!"

Nun. ist es nicht wohlgefällig, ein Werk zu planen zur Erhaltung des Friedens in der Welt?! Wilhelm II. atmet hoch aus und besteigt hosfnungsfreudig das Boot, das ihn hinüberträgt zur Jacht des Zaren . . . den Vertragsentwurf aus dem Jahre 1904 in der Tasche. . .

Sogenannterkleiner Empfang" aus dem Polarstern": daran anschließend ein intimes Frühstück als Revanche für das gestrige Abendessen auf derHohenzollern". Es ist ein Frühstück zu dreien: nur der Kaiser, der Zar und des Zaren Bruder, der Großfürst- Thronfolger Michael nehmen daran teil.

Ganz selbstverständlich kommt es abermals zu einer politischen Debatte. Der Kaiser ist tief unglücklich über den Verlauf des Krieges und über den für Rußland ungünstigen Frie­den. den er. um weiteren Katastrophen zu entgehen, mit den Japanern, mit dem Mikado, schließen muß, welchen Landesherrn noch zwei Jahre zuvor der Generalissimus Kuropatkin in blinder Hybris einfach ins Meer zu jagen sich verschwor . . . Sehr miß­gestimmt zeigt sich Nikolaus ll. auch über seinen Bundesgenossen Frankreich:

Es hat sich, weiß der Himmel, in der Doggerbank-Affäre nicht wie ein Bundes­genosse benommen hat auf englischen Wunsch meinen Admiral sogar aus Cochin- china hinausgejagt feiert jetzt in Brest den englischen Flottenbesuch einfach wie ein Verbrüderungsfest . . .1"

Er seufzt tief:

Ob da bei Eduards Faible fürAgree­ments" nicht wieder irgendeine geheime neue Abmachung herausgekommen ist?"

Jetzt ganz den Kops hängen lastend:

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Es ist schrecklich was soll ich nun wie­der tun in dieser prekären Situation?"

Da hakt Wilhelm II. ein:

Jetzt", so berichtet er unmittelbar danach in seinem langen Brief an den Kanzler Bülow.fühlte ich. war der Moment ge­kommen!"

Da der Allie ohne Mitteilung und Anfrage beim Zaren sich die Politik der freien Hand und Rückversicherungen gewahrt habe, sei es ihm ja unbenommen, ohne Unrecht zu begehen, ein Gleiches zu tun:Suum cuique!"

Wie wäre es, Nicky, wenn wir auch so ein Little agreement" schlössen? Wir haben ja im Herbst schon mal eins beraten ... es hat nur nicht geklappt.. i Mer jetzt sind die damaligen Schwierigkeiten ja behoben, jedes Hindernis fällt fort!"

Der Zar nickt.

Jawohl, ganz recht, das ist sicher. Und ich erinnere mich wohl aber ich habe den In­halt der damaligen Abmachungsvorschläge ver­gessen . . . und was für ein Pech: ich habe den Entwurf nicht hier . . ."

Wilhelm II. ist besser gerüstet:

Schadet nichts!: ich habe zufällig eine Abschrift bei mir in der Tasche!"

Bitte, laß es mich noch einmal sehen!"

Dabei funkelten die träumerischen Augen in Hellem Glanze.

Ich zog das Kuvert aus der Tasche, entfal­tete das Blatt auf dem Schreibtisch Alexan­ders III. vor dem Bilde der Kaiserin-Mutter, zwischen lauter Photos aus Fredensborg und Kopenhagen, und legte es vor den Zaren hin."

Er las einmal, zweimal, dreimal den Ihnen (Bülow) bereits mitgeteilten Text. Ich betete ein Stoßgebet zum lieben Gott, er möge jetzt bei uns sein und den jungen Herrscher lenken ... da sagte des Zaren Stimme neben mir:

Das ist wirklich ausgezeichnet! Damit bin ich einverstanden!"

Monarchen weinen

Mein Herz schlägt so laut, daß ich es höre; ich raffe mich zusammen und sage so ganz nebenhin:

Hast du nicht Lust, es gleich zu unterschrei­ben? Nebenbei würde das eine schöne Erinne­rung an unsere Entrevue sein!"

Er überflog noch einmal das Blatt. Dann sagte er:

Ja, ich will!"

Ich klappte das Tintenfaß auf, reichte ihm die Feder, und er schrieb mit fester HandNico­las", dann reichte er mir die Feder, ich unter­schrieb. Und als ich aufstand, schloß er mich gerührt in seine Arme und sagte:

Ich danke Gott und danke dir, denn das hier wird die segensvollsten Folgen haben für mein und dein Land. Du bist Rußlands ein­ziger wirklicher Freund in der ganzen Welt!"

Mir stand das Helle Master der Freude in den Augen allerdings rieselte es mir auch von der Stirn und dem Rücken herab . . .

Als ich den Zaren darauf aufmerksam machte, es werde sich empfehlen, vielleicht noch zwei Gegenzeichnungen zu haben, das sei so Sitte bei dergleichen Instrumenten, stimmte er zu, und wir befahlen sofort Tschirschky herüber und Admiral Birileff herab. Beiden teilten wir das Faktum des Vertrages mit, und der alte Seemann faßte stumm meine Hand mit seinen beiden Händen und küßte sie ehrerbietig.

So ist der Morgen des 4. Juli 1905 zu Björkö ein Wendepunkt in der Geschichte Euro­pas geworden, dank der Gnade Gottes; und eine große Erleichterung der Lage für mein teures Vaterland ..."

Um dem Zaren ebenfalls ein Exemplar des Vertrages zu lassen und um gleichzeitig den eventuellen Thronfolger, Großfürsten Michael, in den Vertrag im Hinblick auf

etwaige Regimeänderungen in Rußland ein- zuwelyen, schlug der Kaiser vor, daß der Großfürst den Vertrag abschreiben solle. Und dies geschah denn auch ...

Abschiedsworte und ein neues Ehrenwork

Hochgestimmt nahmen die beiden Herrscher nach diesem historischen Akt voneinander Ab­schied. Dabei schwor, wie Nowak in seinem BuchDas dritte Kaiserreich" mitteilt, der Zar dem Kaiser dies:

Mein lieber Wilhelm, wenn Du jemals kriegerische Verwicklungen mit einem anderen Lande hast, so werde ich mich niemals feind­lich gegen Dich stellen. Ich werde entweder neutral bleiben oder an Deiner Seite sein. Ich gebe Dir als Souverain und als Gentle­man mein heiliges Ehrenwort, daß ich be­stimmt niemals in meinem Leben den Eng­ländern in einem Kriege gegen Dich helfen werde, den sie vielleicht eines Tages ver­suchen werden!"

... wie dies Ehrenwort gehalten wurde, gehört längst der Geschichte an ... ebenso die Art, wie der verheißungsvolle Vertrag von Björkö. veranlaßt durch deutsche Sorge um die Erhaltung des Weltfriedens, sabotiert worden ist...

Der Vertrag von Björkö

Dies ist. :n genauer Uebersetzung aus dem französischen Urtext, sein Inhalt geschrie­ben auf einfaches Briefpapier mit dem Zei­chen der ZarenjachtPolarstern":

Björkö. 24. VII./11. VII. 1905.

Ihre Majestäten der Kaiser aller Reußen und der Deutsche Kaiser haben, um die Auf­rechterhaltung des Friedens in Europa zu sichern, die nachfolgenden Artikel eines Ver, teidigungsbündnisses festgesetzt:

Artikel I

Im Falle, daß eines der beiden Kaiser­reiche von einer europäischen Macht ange­griffen werden sollte, wird ihm sein Ver­bündeter in Europa mit allen seinen Land- und Seestreitmächten beistehen.

Artikel II

Die hohen vertragsschließenden Teile ver­pflichten sich, mit keinem gemeinsamen Geg­ner einen Sonderfrieden zu schließen.

Artikel III

Ter vorliegende Vertrag wird in Kraft treten, sobald der Friede zwischen Rußland und Japan geschlossen sein wird, und wird gelten, solange er nicht ein Jahr vorher ge-., kündigt werden wird.

Artikel IV

Der Kaiser aller Reußen wird, nachdem dieser Vertrag in Kraft getreten, die nötigen Schritte tun, um Frankreich in diese Ab­machung einzuweihen und es aufzufordern, ihr als Verbündeter beizutreten.

Wilhelm I.k. Nicolas,

von Tschirschky und Bögendorff. A. Birileff.

Von dem Vertragsentwurf aus dem Vor­jahr unterschied sich dieser Vertrag eigent­lich im Kern nur durch zwei gewichtige Worte in Artikel I, die wir gesperrt haben: in Europa" und über diese beiden Worte erhob sich alsbald ein wilder Meinungs­streit. Am 24. Juli 1905 selbst aber schien des Kaisers Triumph vollkommen; mit aller Berechtigung schrieb er drei Tage später an den Zaren, daß dieser Tagein Eckstein der europäischen Politik" sei undeine neue Seite in der Weltgeschichte" eröffne näm­lich mit der Blickrichtung auf den Weltfrie­den! (Schluß folgt)